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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Geburtsurkunde aus Danzig 1906 in Süterlin?



Ustrabowski
05.08.2013, 14:32
Hallo liebe Forumsfreunde,

habe die Geburtsurkunde meines Großvaters, welcher in Danzig geboren wurde. Leider kann ich nichts von dem, was da steht lesen...kann da jemand helfen? Bin zu "blond" hier ein Bild hoch zu laden...

christian65201
05.08.2013, 16:25
Hallo "blond"
aber bestimmt nicht zu.
Das mit den Bildern hochladen ist nicht für jeden freigeschaltet. Das hat rein rechtliche Gründe, hängt also nicht mit der Haarfarbe oder dem Gesicht ab. Schreibe an Wolfgang eine PM in der Du erklärst die Rechte an dem Bild zu haben, und auch bei weiteren Einstellungen dies zu beachten, und Du wirst die Freischaltung erhalten.
Eine weitere Möglichkeit, damit Dir schnell geholfen wird, schicke mir das Bild und ich kann es dann einstellen. Meine eMail-Adresse schicke ich Dir per PM.

Grüße
Christian

christian65201
05.08.2013, 17:56
Auf Bitte von Sven werde ich hier seine Urkunde einstellen13612

Sven bittet um Lesehilfe
Grüße
Christian

Ulrich 31
05.08.2013, 18:37
Hier die erbetene Lesehilfe (Sütterlin- und Druckangaben gemischt, jeweils pro Zeile):

Der Direktor des Hebammen-
Instiuts hat schriftlich angezeigt,
daß von der
Martha Ustrabowski gebo-
renen Potrikus, Ehefrau des
Arbeiters Hermann Ustrabowski,
erstere evangelischer letzterer katholischer Religion,
wohnhaft in Danzig, Tobiasgasse Nr. 13,
zu Danzig, im Hebammen-Institut,
am zehnten Oktober des Jahres
tausend neunhundert sechs Nachmittags
um zehn Uhr ein Knabe
geboren worden sei und daß das Kind die Vornamen
Herbert Ernst
erhalten habe.

Vorstehend 19 Druckworte
gestrichen.

Der Standesbeamte
In Vertretung
Rausmann


Viele Grüße
Ulrich

JuHo54
05.08.2013, 18:40
Hallo Sven,
Nr. 4196
Danzig den 12. Oktober 1906
Der Direktor des Hebammeninstituts hat schriftlich angezeigt
Martha Ustrabowski geborene Potrikus, Ehefrau des Arbeiters Hermann Ustrabowski,
erstere evangelischer, letzterer katholischer Religion , wohnhaft in Danzig,
Tobiasgasse N-13,
zu Danzig im Hebammeninstitut am zehnten Oktober des Jahres tausend neunhundert sechs, Nachmittags um zehn Uhr
ein Knabe geboren worden sei und daß das Kind die Vornamen
Herbert Ernst erhalten habe.
Vorstehend 19 Druckworte gestrichen
Der Standesbeamte
in Vertretung
Rausmann
Stempel:
zum 1. Mal geheiratet No 177 ? Unterschrift

Liebe Grüße
Jutta

dribbeldog
06.01.2016, 22:55
Hallo!

Auch wenn der Thread schon etwas älter ist, möchte ich gern daran anknüpfen: Die Geburtsurkunde meines Urgroßvaters liest sich nahezu identisch. Mich würden die geschichtlichen Hintergründe etwas interessieren. Hat jemand Tipps, wo ich mehr über das Hebammeninstitut erfahren kann? Kann man aufgrund so eines Eintrags etwas über die Lebensverhältnisse der Mütter schließen? Wer ging in so ein Hebammeninstitut? Und wurden alle Einträge für das Geburtenregister vom Direktor des Hebammeninstituts gemeldet? Viele Grüße und Danke!

sarpei
07.01.2016, 00:02
Hallo dribbeldog,

es war zu Beginn des 20. Jahrhunderts durchaus üblich, dass Hebammen die standesamtliche Meldung einer Geburt vornahmen. Das gehörte offenbar zum 'Rundumservice' der Hebammen dazu. Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wie das heute ist.

Es gab damals nicht nur Hausgeburten mit Unterstützung durch die Hebamme, sondern auch mehr oder weniger große Geburtshäuser unter Leitung von Hebammen. Die größte Institution in danzig war sicher das sog. Hebammeninstitut, das unter diesem Namen bereits vor der preußischen 'Inbesitznahme' im Jahr 1793 geplant und auch danach umgesetzt wurde. Im Jahr 1906 war das Institut auch Sitz der offiziellen Hebammenschule von Danzig, deren Direktor damals Dr. Köstlin war. Sein Assistenzarzt war Dr. med. Gauer, die Anstalts-Oberhebamme Frau Berta Goetz. Ich wage es mal zu bezweifeln, dass der Direktor persönlich die Meldung beim Standesamt vornahm, das war sicher ein Bote, der als 'Erfüllungsgehilfe' in seinem Name agierte.

Deine Fragen kann ich so recht nicht einordnen, da die Geburt mit Hilfe von Hebammen damals gang und gäbe war - egal ob zu Hause oder in einem speziellen 'Institut'. Darüber hinaus lag die Hebammenschule in der Sandgrube 41a direkt gegenüber vom 'Städtischen Chirurgischen Lazareth'. Bei Komplikationen gab es da kurze Wege.


Viele Grüße

Peter

Peter von Groddeck
07.01.2016, 11:03
Hallo,
das genannte Hebammeninstitut wurde von dem italienischstämmigen Danziger Franz Christian Brunatti gegründet.
Sein Urenkel hat über ihn ein Buch geschrieben, das er beim Welttreffen der Danziger Familie 2014 in Danzig vorgestellt hat. Darin werden die Danziger Verhältnisse der damaligen Zeit sehr ausführlich geschildert.
Gruß Peter

Peter von Groddeck
07.01.2016, 18:19
Hallo,
jetzt habe ich die beiden Bücher bei mir gefunden.
Rainer F. Brunath, Der Geburtshelfer von Danzig 1768 - 1797, ISBN: 978-3944264-05-9
und Stärker als Schicksal, der Geburtshelfer von Danzig 1798 - 1835, ISBN: 978-3-944264-43-1
Gruß Peter

Ulrich 31
07.01.2016, 21:06
Zu #9 noch diese beiden Forum-Threads aus 2013 zur Erinnerung und Ergänzung:

> http://forum.danzig.de/showthread.php?9986-Rainer-F-Brunath-Der-Geburtshelfer-von-Danzig&highlight=Brunath

> http://forum.danzig.de/showthread.php?9985-Franz-Christian-Brunatti-Geburtshelfer&highlight=Brunath .

Viele Grüße
Ulrich

Peter von Groddeck
08.01.2016, 07:41
Hallo Ulrich,
leider ist mein Kopf nicht so groß alle bisherigen Einträge des Forums zu speichern.
Gruß Peter

sarpei
08.01.2016, 10:34
ad #9: Rainer F. Brunath hat noch mehrere Exemplare seiner Bücher ...


Viele Grüße

Peter

dribbeldog
09.01.2016, 22:17
Vielen Dank für die Antworten! Mein Urgroßvater wurde 1889 geboren. Ich dachte, dass zu dieser Zeit Hausgeburten üblich waren, daher meine Frage. Ist auch für diese Zeit bekannt, wer Direktor des Institutes war?

forum.danzig.de/showthread.php?8204-Wer-kann-helfen-staatl-Frauenklinik-Langfuhr-Wossitz&highlight=hebammen

Hier ist die Rede davon, dass die Formulierung "Der Direktor des Hebammeninstitutes hat angezeigt..." oft auf uneheliche hindeutet. Dies trifft auch bei der mir vorliegenden Urkunde zu. Meine Großtante erzählte mir, dass sie den Namen ihrer Großeltern nicht kennt, darüber wurde immer geschwiegen. Und ich würde dieses Familiengeheimnis natürlich gerne lüften. Die in diesem Thread beschriebene Möglichkeit, dass er als uneheliches Kind in einem Waisenhaus aufgewachsen sein könnte, hatte ich noch nicht bedacht. Es gibt zwar keinen konkreten Hinweis darauf, aber denkbar wäre es ja. Weiß jemand, ob es mehrere Waisenhäuser in Danzig gab und ob es hierzu Unterlagen gibt? Vielleicht bringt mich aber auch der Blick in ein paar Kirchenbücher schon weiter... Und ich weiß noch, dass er Schuster war und dann auf der Walz im Ruhrgebiet hängen geblieben ist. Könnte es auch hierüber Infos geben? Gab es vielleicht Innungen o.ä., in denen Lehrlinge dokumentiert wurden?
Nochmals danke für die Infos!

sarpei
09.01.2016, 22:58
Hallo dribbeldog,

im Adressbuch von 1890 findet sich folgender Eintrag:

Provinzial-Hebammen-Institut, Sandgrube 41a
Dr. Abegg, Geh. Sanitätsrath u. Medicinalrath, Director.
.....
Dr. Colla, Assistenzarzt und zweiter Lehrer
Anstalts-Hebamme Wwe. E. v. Gimnich

Wenn du Namen und Geburtsdatum deines Urgroßvaters unter Gesucht/gefunden postest, könnte ich für dich mal die Einträge im Standesamtregister nachschauen. Alternativ: eine PN oder selber machen.


Viele Grüße

Peter

Ulrich 31
10.01.2016, 12:47
Lieber Peter (#11),

auch mein alter Kopf reicht nicht aus, alle bisherigen Beiträge des Forums zu speichern. Aber zum Glück gibt es ja mit der Suchmaske "Erweitere Suche" die technische Möglichkeit, mit geeigneten Stichworten frühere Beiträge zu finden. Diese Recherchemöglichkeit wird leider zu wenig genutzt; sie ist aber in vielen Fällen eine nützliche Hilfe.

Beste Sonntagsgrüße
Ulrich