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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rätsel: Wo sieht es heute so aus?



Wolfgang
25.09.2013, 20:16
Schönen guten Abend,

was soll ich zu diesem Bild sagen ohne zu viel zu verraten?

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Nur Folgendes: Es ist das Innere eines Gebäudes inmitten von Danzig. Die Wenigsten von Euch werden dort gewesen sein oder ein Foto davon gesehen haben. Es ist ein typisches Beispiel der Wiederaufbau-Nachkriegsarchitektur.

Es handelt sich um ein mehrstöckiges Gebäude mit Flachdach und einer rundum laufenden Galerie. Licht erhält das Gebäude durch Flachdachfenster.

Um welche/s Gebäude handelt es sich, wo steht es?

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Ulrich 31
25.09.2013, 21:09
Hallo Wolfgang,

meine Vermutung: Dieses Gebäude steht am Langen Markt, gegenüber dem Artushof, und wurde in Erwartung von Stalins Besuch (der wg. seines Todes nicht stattfand) in von außen unerwarteter Innengröße errichtet. Im Foyer dieses Hauses steht eine Plastik, die auch zum Besuch Stalins geschaffen wurde. Außerdem hat in diesem Gebäude ein skandinavisches Konsulat seinen Sitz. - Richtig?

Viele Grüße
Ulrich

Wolfgang
25.09.2013, 22:03
Schönen guten Abend,
hallo Ulrich,

ja, Du hast recht: Es ist das Gebäude ab Langer Markt 1 (Ecke Matzkau'sche Gasse) und es erstreckt sich über mehrere Hauseingänge bzw. wo früher separate Häuser standen, so z.B. auch Schokoladen-Mix Nr.3/4. Heute befinden sich da Behörden, zumeist Woiwodschafts-Ämter.

Glückwunsch! Ich dachte nicht, dass dieses Rätsel so schnell gelöst werden kann. Aber wo sonst als bei uns findet man so vielen geballten Sachverstand? :)

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Ulrich 31
25.09.2013, 23:03
Hallo Wolfgang,

danke für die Blumen. Ich wusste nur deshalb um dieses Gebäude, weil es mir mein inzwischen leider verstorbener Freund Richard (Forum-Teilnehmer, siehe Nachruf) zeigte und erklärte.

Viele Grüße aus Berlin
Ulrich

Wolfgang
25.09.2013, 23:20
Schönen guten Abend,
hallo Ulrich,

gerade bekomme ich eine Mitteilung weitergeleitet nach der der von mir in unserem Forum gelobte Sachverstand -vor allem der älteren noch in Danzig geborenen Teilnehmer- vom Anführer einer sich im Internet tummelnden Splittergruppe angeblicher Danziger einer sog. "Erlebnisgeneration" kommentiert wird mit "Eigenlob stinkt gewaltig". :)

Nu ja, dann stinkt's halt :) :) :)

Nochmals, Ulrich, meine größte Anerkennung für die schnelle Auflösung!

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Helga Zeidler
26.09.2013, 00:26
Auch ich bin mit Richard in diesem Gebäude gewesen und hätte das Rätsel lösen können.

Christkind
26.09.2013, 23:46
Anscheinend guckt jeder mit einem Auge mal über den Zaun, was die anderen Danziger(alte, junge, sogenannte, angebliche,unechte und echte Danziger) so treiben. So ein großes Interesse aneinander...na sowas.
Aber die alten Danziger, die "tummeln" sich nicht.Nein,wozu auch.Die haben sich im Leben genug getummelt.Die stehen sitzend über den Dingen.;)
Und wenn ich am Langen Markt sein werde, dann gucke ich mal ganz gezielt auf das bewusste Haus Langer Markt 1. Ich hoffe, da stinkt dann nix.:(
________________
Schöne Grüße, Christa

Wolfgang
27.09.2013, 10:16
Schönen guten Morgen,
hallo Christa,

mich freut es, wenn unsere Beiträge nicht nur von unseren Teilnehmer/Teilnehmerinnen gelesen werden sondern auch außerhalb des Forums eine interessierte Leserschaft finden.

Bei allem steckt natürlich auch die vage Hoffung, auch Jene für Danzig interessieren zu können, die sich mit dieser wunderbaren Stadt noch nicht oder nur wenig befasst haben. Und vielleicht können wir auch ein bisschen in der Öffentlichkeit dazu beitragen, dass die Erinnerung an das alte Danzig wach bleibt.

Das "Rätsel"-Gebäude ist insbesondere deswegen so interessant weil es von außen den Eindruck erweckt als sei es an altem Vorbild angelehnt wieder neu aufgebaut worden. Dies war aber in den Nachkriegsjahren nicht so. Die meisten der am Langen Markt aufgebauten Häuser zeigen lediglich eine an historischen Vorlagen orientierte Fassade. Dahinter verbergen sich dann lange Flurfluchten.

Die Denkmalschützer und Restauratoren haben Großartiges geleistet, auch wenn sich das zumindest am Langen Markt auf "Potemkinsche Fassaden" beschränkt. Berücksichtigt werden muss dabei aber auch, dass mit den damals zur Verfügung stehenden Mitteln (Geld + Baumaterial) schier auch gar nichts anderes möglich war.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Christkind
27.09.2013, 10:54
Was meinst du, Wolfgang, wie wird es denn heutzutage gemacht? Auch so!
Das Braunschweiger Schloss wurde1960 abgerissen.Nun mag die heutige Gesellschaft wieder alte Fassaden.Jetzt steht es wieder da, das Schloss.Mit Quadriga oben drauf, Herzögen auf den Pferden davor. Außen Schloss, innen Tempel. Konsumtempel vom Feinsten.Da haben es die Polen doch gleich besser gemacht.
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Schöne Grüße, Christa

Uwe
27.09.2013, 11:02
Ich finde es schön, wenn möglichst viele historische Gebäude zu mindestens von der Fassade erhalten oder aufgebaut werden. Diesen Diskussionen Zerstörtes kann und sollte man nicht wieder errichten, konnte ich noch nie etwas abgewinnen! Mich freut es auch das seit 6 Monaten das Herrenhäuser Schloss wieder erstanden ist. Auch wenn es innen wenig mit dem alten Schloss zu tun hat. Seit 1945 fehlte einfach etwas in den Herrenhäuser Gärten, diese Lücke ist nun endlich 68 Jahre danach wieder gefüllt. Allerdings hätte ich mir in dem Fall wenigstens gewünscht, dass der Ballsaal historisch nachempfunden wird. Vielleicht kommt das aber irgendwann noch. :)

Herzliche Grüße

Uwe

Marc Malbork
27.09.2013, 22:59
Sinn oder Unsinn des Wiederaufbaus alter Fassaden hängt eigentlich auch von der jeweiligen Umgebung und ihrer früheren Bedeutung ab. Beim Schloss Herrenhausen bin ich ganz Uwes Meinung, die sinnlose Lücke an der zentralen Gartenachse musste wieder so geschlossen werden. Braunschweigs Stadtschloss hätte 1960 erst gar nicht abgerissen werden sollen. Das Problem dort scheint mir allerdings heute u.a. die völlig inadäquate bauliche Umgebung der 60iger, 70iger Jahre zu sein.

Übrigens, wer in der Gegend wohnt: ein Besuch der in beiden Neubauten eingerichteten Museen lohnt. Braunschweig feiert zudem z.Zt. mit Ausstellungen auch im Schloss die 100-jährige Wiederkehr der Thronbesteigung von Herzogin Viktoria Luise (nebst Mann).

Womit Danzig ins Spiel kommt. Meine mich zu erinnern, dass Viktoria Luise irgendwie Ehrenoberst oder sowas der Langfuhrer Husaren war und irgendwo muss ich noch ein Bild haben, auf dem sie mit ihrem Papa Wilhelm II am Bahnhof langreitet.

Königliche Zusammenhänge also. Und deshalb sind wir jetzt endlich wieder beim Langenmarkt 1 ff. :):

http://www.mmtrojmiasto.pl/257090/2009/2/27/miasto-wczoraj-i-dzis-dlugi-targ?category=news

Sehr, sehr schade, dass Herr Maslowski nicht mehr hier im Forum postet ! In dem eben verlinkten Beitrag beschreibt er die Häuser Langermarkt 1 - 3 u.a. als Residenzen polnischer Könige des 16. und 17. Jh. bei ihren Visiten in Danzig. Nebst einer Prinzengeburt dort.

Übrigens wurde am Erscheinungsbild auch der Nordseite des Langenmarkts schon in der ersten Hälfte des 20. Jh. von der Danziger Baudenkmalpflege heftig herumgebastelt. Beim Haus Nr. 2 auf dem Vergleichsbild im Aufsatz von A. Maslowski oben war z. B. schon vor 1939 der büstengeschmückte Haupteingang von links in die Mitte gerückt worden. Wobei auf die geschäftliche Nutzung der Häuser natürlich immer eine gewisse Rücksicht zu nehmen war. In Nr. 2 war es ein ganzes Kino. So überaus stil- und geschichtsgerecht war das Erscheinungsbild also auch vor 1945 nicht immer und überall in Danzigs Innenstadt.

Ulrich 31
28.09.2013, 00:15
Danke, Rüdiger, für diese Informationen.

Dazu:
- Der Viktoria-Luise-Platz in Berlin wird wohl nicht mit den derzeitigen Feierlichkeiten in Braunschweig in Verbindung gebracht werden.
- Hier > http://www.delcampe.com/items?searchString=danzig&searchOptionForm%5BsearchMode%5D=all&searchOptionForm%5BsearchTldCountry%5D=de&searchOptionForm%5BsearchInDescription%5D=N&catLists%5B0%5D=-2&language=E&page=all&useAsDefault= findet man nach langem Scrollen die Postkarte mit der Angabe "Prinzessin Viktoria Luise Tochter Wilhelm II Uniform Husaren Leib Regiment New!" zum Preis von 34,89 €.
- Schade, dass ich den verlinkten Beitrag nicht lesen kann. Würde mich sehr interessieren.
- Ich meine, mich zu erinnern, dass in einem der betr. Häuser bis 1945 das Optikgeschäft Dancker war. (Hans Dancker, der Sohn des Inhabers, war einer meiner Klassenkameraden in St. Johann. Er wurde auch Optikermeister und besaß ein Geschäft in Bonn.)

Gruß Ulrich

Ulrich 31
28.09.2013, 01:05
Ergänzung zu #12:

Für diejenigen, die Näheres über Viktoria Luise erfahren möchten, habe ich noch dies bei Google gefunden:
- http://de.wikipedia.org/wiki/Viktoria_Luise_von_Preu%C3%9Fen
- http://coronanachrichten.wordpress.com/2012/09/13/unvergessene-kaisertochter-herzogin-viktoria-luise/#comments
- http://www.faz.net/multimedia/jahrestage/24-mai-1913-trauung-kronprinzessin-viktoria-luise-von-preussen-11077697.html
- http://de.wikipedia.org/wiki/Schloss_Marienburg.

Und dies noch speziell für Christina: http://de.wikipedia.org/wiki/Prinzessin_Victoria_Luise .

Heibuder
28.09.2013, 10:16
Zu einigen Beiträgen passt m.E. ganz gut folgendes Zitat,
das meinen eigenen Reiseeindrücken entspricht:

"Nachts ist Danzig wieder Danzig - am Tag jedoch ist es Gdansk. Im grellen Sonnenlicht
verwandelt sich imitierte Patina in simple Ölfarbe, scheinbar mittelalterliches Gemäuer in das
Produkt moderner Betonmischmaschinen.
Gdansk ist nur eine ungenaue Kopie von Danzig. Form und Inhalt stimmen nicht mehr. Fassaden
wurden stark vereinfacht, deutsche Stilelemente »vergessen«, ganze Häuserzeilen versetzt,
mehrere kleine Gassen einfach weggelassen. Gdansk ist ein Pseudo-Danzig, korrigiertes
Mittelalter nach dem Willen der neuen Herren. Dennoch eine imponierende Leistung, ein
kulturgeschichtliches Werk von europäischem Rang - eine beispiellose Renaissance im
Ostseewind.“
(aus "Hoffmann, Egbert: Nachts ist Gdansk wieder Danzig";
Kapitel in: Hans Georg Siegler: "Vom Zauber Danzigs".
Droste Verlag, Düsseldorf 1988, S.271-273)

Marc Malbork
03.10.2013, 13:07
Als nach dem Krieg geborener Nicht-Danziger wird man sich wegen des alten Stadtbildes naturgemäß zunächst an Text- und Bildüberlieferungen halten. Sieht man über die dortige zeitbedingte Politikprosa mal hinweg, dann ist insoweit der Denkmalpflegebericht Erich Volmars aus dem Jahre 1940 interessant, den es in der wieder mal zu lobpreisenden elektronischen Bibliothek der polnischen Bibliotheken jetzt gratis gibt:

http://pbc.gda.pl/dlibra/doccontent?id=64&from=FBC

Dort werden insbesondere auch die Vorkriegsbemühungen um Langgasse und Langermarkt dargestellt.