Inge-Gisela
25.11.2013, 10:32
Vielleicht ist diese Geschichte noch nicht im Forum aufgetaucht :-) Sie ist entnommen aus dem kleinen Heftchen "Geschichten Gedichtchen Liederchen" welches ich bei einer organisierten Gruppenreise durch Polen 2007 erhalten hatte (wie die anderen Mitreisenden auch).
Gruß Inge-Gisela
"Wie der Bernstein an die Samlandküste gekommen ist
Den alten Mythen Griechenlands die Sage ist entnommen,
wie jenes „Gold der Ostsee“ einst ins Samland ist gekommen:
Klymene, eine Königin, tät zu den Kindern sagen:
„Seht, euer Vater Helios lenkt dort den Sonnenwagen!“
Als Phäthon dies vernahm, ihr Sohn, stieg er mit flinken Füßen
sogleich zum weiten Himmel auf, den Vater zu begrüßen.
„O Vater, nur für einen Tag laß mich den Wagen führen!
Die Rosse werden, glaube mir, den Wechsel gar nicht spüren!“
„Den Wunsch, mein Sohn“, sprach Helios, „kann ich dir nicht erfüllen.
Die wilden Pferde würden sich nicht Deinem Willen fügen“.
„O Vater, laß die Zügel mir! Ich fühle Mut und Stärke!
Beweisen muß ich, daß ich kann vollbringen große Werke!“
„Nein, Sohn. Entsetzen würden dich des Himmels Schreckgestalten,
der „Leu“, die „Schlange“, der „Skorpion“. Du könntest dich nicht halten“.
„Ach Vater, Vater, wehr mir nicht! Nichts könnte mich erschrecken!
Ich stelle mich dem ärgsten Graus mit meinem Mut, dem kecken“.
Der Jüngling bat ohn’ Unterlaß, er drängte ohne Ende,
bis Vater Helios ihm gab die Zügel in die Hände.
Da lenkte Phäton das Gespann kühn in des Himmels Weite.
Die lichte Morgenröte zog Aurora ihm zur Seite.
Wie stand er dort so hell und jung auf seinem gold'nen Wagen!
Die Mutter und die Schwester sah’n ihn hoch am Himmel jagen.
Da reckte sich der „Skorpion“, der „Leu“ sich ihm entgegen.
Entsetzt sah er die „Schlange“ nah’n, sich glitzernd um ihn legen.
Der Anblick und der jähe Schreck ihm die Besinnung raubten.
Die Rosse spürten dies sogleich. Sie bäumten sich, sie schnaubten.
Der Zügel fiel ihm aus der Hand. Da donnerten die Pferde
entfesselt übers Himmelszelt. Und bebend lag die Erde.
Der Wagen küselte herab und Phäton stürzte nieder.
am Erdengrund fand er den Tod, zerschmettert Haupt und Glieder.
O, wie die Mutter um den Sohn mit ihren Töchtern weinte!
Und auch der Vater sich im Leid mit ihrem Schmerz vereinte.
An Samlands Küste, wird gesagt,
sei alles dies geschehen.
Man kann die Tränen heute noch als Bernstein liegen sehen."
Gruß Inge-Gisela
"Wie der Bernstein an die Samlandküste gekommen ist
Den alten Mythen Griechenlands die Sage ist entnommen,
wie jenes „Gold der Ostsee“ einst ins Samland ist gekommen:
Klymene, eine Königin, tät zu den Kindern sagen:
„Seht, euer Vater Helios lenkt dort den Sonnenwagen!“
Als Phäthon dies vernahm, ihr Sohn, stieg er mit flinken Füßen
sogleich zum weiten Himmel auf, den Vater zu begrüßen.
„O Vater, nur für einen Tag laß mich den Wagen führen!
Die Rosse werden, glaube mir, den Wechsel gar nicht spüren!“
„Den Wunsch, mein Sohn“, sprach Helios, „kann ich dir nicht erfüllen.
Die wilden Pferde würden sich nicht Deinem Willen fügen“.
„O Vater, laß die Zügel mir! Ich fühle Mut und Stärke!
Beweisen muß ich, daß ich kann vollbringen große Werke!“
„Nein, Sohn. Entsetzen würden dich des Himmels Schreckgestalten,
der „Leu“, die „Schlange“, der „Skorpion“. Du könntest dich nicht halten“.
„Ach Vater, Vater, wehr mir nicht! Nichts könnte mich erschrecken!
Ich stelle mich dem ärgsten Graus mit meinem Mut, dem kecken“.
Der Jüngling bat ohn’ Unterlaß, er drängte ohne Ende,
bis Vater Helios ihm gab die Zügel in die Hände.
Da lenkte Phäton das Gespann kühn in des Himmels Weite.
Die lichte Morgenröte zog Aurora ihm zur Seite.
Wie stand er dort so hell und jung auf seinem gold'nen Wagen!
Die Mutter und die Schwester sah’n ihn hoch am Himmel jagen.
Da reckte sich der „Skorpion“, der „Leu“ sich ihm entgegen.
Entsetzt sah er die „Schlange“ nah’n, sich glitzernd um ihn legen.
Der Anblick und der jähe Schreck ihm die Besinnung raubten.
Die Rosse spürten dies sogleich. Sie bäumten sich, sie schnaubten.
Der Zügel fiel ihm aus der Hand. Da donnerten die Pferde
entfesselt übers Himmelszelt. Und bebend lag die Erde.
Der Wagen küselte herab und Phäton stürzte nieder.
am Erdengrund fand er den Tod, zerschmettert Haupt und Glieder.
O, wie die Mutter um den Sohn mit ihren Töchtern weinte!
Und auch der Vater sich im Leid mit ihrem Schmerz vereinte.
An Samlands Küste, wird gesagt,
sei alles dies geschehen.
Man kann die Tränen heute noch als Bernstein liegen sehen."