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Belcanto
29.03.2014, 10:57
Danziger Singakademie
Die Danziger Singakademie ist hier als Einzelthema noch nicht behandelt worden, deshalb würde ich gerne darauf mal zu sprechen kommen. Beim Thema 100 Jahre Zoppoter Waldoper habe ich schon von den Anfängen berichtet.

Nachdem ersten gemeinsamen Treffen, bei Geheimrat von Gralath und später im Stobbeschen Saale, erfolgte das zweite öffentliche Auftreten am 28 April 1817, zu einer Aufführung von Hayden`s Schöpfung im russischen Haus, zum Besten der Armen stattfand.

Das russische Haus lag in der Holzgasse, damals Nr. 29 und 30 an der Stelle der heutigen Viktoriaschule. Ursprünglich Gasthof, wurde es später von den Altlutheranern für ihre Versammlungen und später als Auktionsraum genutzt.
Nachdem Auftritt im russischen Haus, fand am 10 November 1817 die „Gymnasialfeier des Reformationsfestes infolge eines Auftrages von einem hochedlen Rate“,verbunden mit der feierlichen Vereinigung der Marienschule mit dem Gymnasium statt.
Die Marienschule lag am Pfarrhof, zwischen der Korkenmachergasse und der kleinen Krämergasse. 1817 wurde sie als Vorschule dem Gymnasium angegliedert und am 11. Mai 1827 in die Langgasse verlegt in das spätere Polizeigebäude in der Nähe der jetzigen Hauptpost. Von 1834-1837 war das Gymnasium in einem anderen Haus der Langgasse gegenüber der Beutlergasse untergebracht. Seine endgültige Unterkunft, das Gymnasium am Buttermarkt, dem heutigen Winterplatz, in dem Gebäude, dessen Grundstein der Kronprinz und späterer König Friedrich Wilhelm IV. am 13. Januar 1834 legte und das am 5. August 1837 eingeweiht wurde.
Die oben erwähnte Feier fand im Stadtabgeordnetensaal des Rathauses statt, da das große Auditorium im künftigen Gymnasialgebäude, der ehemaligen Oberpfarrschule zu diesem Zweck noch genutzt werden konnte.
Dr. Kniewel hatte hierfür einen Chor von 40 Stimmen und ein Orchester von 30 Mann bilden können und brachte eine von ihm selbst vertonte Kantate, nach einem Text vom Konsistorialrat Prof. Blech und ein Stück aus Händels Messias (im ganzen sieben Chöre) das Duett:“Der Tod ist verschlungen durch den Sieg und als Schlusschor das.“ Halleluja, denn Gott der Herr regierend allmächtig.“
Die Chöre sangen so gut, dass der Wunsch geäußert den Zusammenschluss mit den „ Freunden der Singekunst“ enger zu gestalten und einen Verein zu bilden. (Kann fortgesetzt werden)

Belcanto
09.04.2014, 14:52
Fortsetzung: Kniewel empfahl einen ständigen Direktor der Gesellschaft, zu wählen und ihm ein festes Jahresgehalt zu gewähren. Auch könnte man beim Rat beantragen den Gewählten als Stadtkapellmeister und Singlehrer beim Gymnasium und den höheren Stadtschulen anstellen. Daraus wurde aber nichts, weil Musikdirektor Friedrich schon seit mehreren Jahren, den größten Teil des Stadtkapellmeisters erhielt.
Als Kniewel für den Posten des musikalischen Leiters nur Musikmeister Joseph Javorek vorschlug, wurde dieser Vorschlag abgelehnt, weil man meinte unter ihm nicht ordentlich singen zu können. Javorek aus Wien von Frantzius nach Danzig mitgebracht.
In meinen Unterlagen ist vom „ älteren von Frantzius die Rede. Den kann ich aber nicht zuordnen. Bekannt ist mir nur Alexander von Frantzius, den am 10.Juni 1821 in Danzig wurde. Es muss sich bei „älteren“ vielleicht um den Vater von Alexander handeln, da Javorek seine Kinder des „älteren“ als unterrichtete. Von Frantzius ist polnischer Adel und ich habe darüber keine weiteren Unterlagen.
Vielmehr bat man Kniewel, die Leitung selbst zu übernehmen. Er erklärte sich dazu bereit verzichtete aber auf ein Honorar. Ihm wurde allerdings zu seiner Unterstützung, ein dreiköpfiger Verwaltungsausschuss zur Verfügung gestellt, der aus folgenden Personen bestand: von Almonde, königlich niederländischer Konsul; Oberstleutnant von Braunschweig; und William von Ankum.
Als Gründungstag der neuen Gesellschaft des „ Gesangsverein Danzig“ wurde der 1. Januar 1818 festgelegt. Dieser Tag ist somit der Geburtstag der späteren Danziger Singakademie.
Hinweis: In verschieden anderen Quellen, beispielsweise bei Pawlowski, Hirsch oder Zernecke wird das Gründungsjahr mit 1810 oder 1811 angegeben. Diese Angaben kann ich nicht belegen und sie wiedersprechen auch den eigenen Angaben Kniewels, in dem vom ihm geführten „Tagebuch des Gesangsvereins zu Danzig“.
Kniewel fertigte einen Satzungsentwurf, danach sollten die Mitglieder, ab Januar 1818 vierteljährlich einen Taler und 12 Silbergroschen und Neueintretende zwei Taler ohne Nachlass zahlen.
Die Namen der gründenden Mitglieder außer Dr. Kniewel die drei obengenannten Herren des Verwaltungsausschusses, sowie weitere 18 Damen und 10 Herren. Diese waren Frau Stobbe, Krieger, Mutschel, Panzer, Brückner, Kniewel, Fräulein Brahl, Klemm, Dalmer, Baehr, Feierabend, Labes, von Almonde, Grünler, Schelwin, Fischer I und II und Ehrlich ( Ehrenmitglied). Herren: Götz, Holzwig, Heidefeld, Korn, A. Kniewel, Kölpin, Scheffler, A. von Frantzius, Gaeschke und Ehrlich (Ehrenmitglied)
John Karl Ehrlich war Berufssänger und veranstaltete eigene Konzerte.

Belcanto
29.04.2014, 11:51
Ich mache dann mal weiter:
Nachdem die Mitglieder feststanden, ging es nun darum, entsprechende Noten zu beschaffen. Für 57 Taler erwarb der Verein beim Musikalienhändler Reichel ein umfangreiches Notenwerk. C.A. Reichel, war Besitzer einer Kunst- Musikalienhandlung in der heiligen Geistgasse Nr. 759. Reichel war auch Organist in der Trinitatiskirche. Er veranstaltete Konzerte und wurde als Klavier- Harfenspieler sehr gelobt.
Eine weitere, bedeutende Vermehrung des Notenbestandes, geschah bei einer Musikauktion, wofür 67 Taler 28 klassische Werke ersteigert werden konnten.
Bereits einen Monat nachdem Notenerwerb, begann man die B-Dur Messe von Johann Nepomuk Hummel (1778-1837), österreichischer Pianist und Komponist und Schüler von Wolfgang Amadeus Mozart und das Requiem von Sigismund Ritter von Neukomm, zu üben. Man setzte jedoch die Komposition von Neukomm, bald wieder ab “ da diese ungeistliche Musik nicht zu Herzen gehen würde.“Auch mit der Einstudierung ging es nicht richtig voran. Da Kniewel das Tenorsolo selbst singen musste, konnte er nichts nicht selbst dirigieren und Reichel als Dirigent am Klavier als Dirigent überfordert war.
Trotzdem übte man mit großem Fleiß weiter, denn es sollte ein Bußtagkonzert, mit dem Stabat mater, („Es stand die Mutter schmerzerfüllt“) von Giovanni Battista Pergolesi und dem Requiem von Mozart durchgeführt werden. Ferner sollte in Oliva ein Frohleichnamskonzert mit der Messe von Hummel stattfinden. Beides fiel leider aus. Man hatte sich wohl zuviel vorgenommen und sich an Stücke hergewagt, die viel Erfahrung bedurften. Es wurde einiges angefangen, aber nicht zu Ende gebracht. Nun, ja aller Anfang ist schwer.
An die breite Öffentlichkeit trat der „Gesangverein zu Danzig“, zum ersten Mal am 4. März 1819; er veranstaltete ein Wohltätigkeitskonzert unter der Leitung von Kniewel, der zugleich die Tenorpartie sang. Der erste und zweite Teil von Händels Messias wurde vorgetragen. Die Veranstaltung fand große Beachtung in der Danziger Öffentlichkeit.
Doch Kniewel, der immer nicht ganz zufrieden war, lobte die Chöre war aber mit dem Orchester nicht ganz zufrieden.
1820 musste der Verein seinen Übungsraum wechseln. Frau Stobbe erkrankte und konnte nicht mehr an den Übungen teilnehmen, der Verein siedelte daher „um die Güte der vortrefflichen Frau nicht zu missbrauchen“, in den Saal des Musikalienhändlers Reichel über. In dem Saal stand ein Klavier für die ständigen Übungen. Die Miete betrug 30 Taler.
Bemerkenswert in der Vereinsgeschichte ist der Karfreitag 1820, an dem das erste Kirchenkonzert des Gesangvereins in der Johanniskirche stattfand. Es wurde die Passionskantate „Der Tod Jesu“, von Carl Heinrich Graun gesungen.
Da Kniewel sich aufs Land zurückzog, konnte er alle Singstunden nicht mehr selber leiten. Als sein Vertreter wurde Musiklehrer Robert Boyd bestimmt, der nun die Leitung der Proben übernahm. Robert Boyd war Gesanglehrer am städtischen Gymsasium.

Bartels
29.04.2014, 20:20
Hallo Belcanto,

vielen Dank - ich denke Deine Beiträge hier haben viele Mitleser, die wie ich aus Nichtsänger-Familien stammen.

Das könnte sich ändern, wenn Du über Markull berichtest.

Das schreibt wikipedia: Kirchenmusik in Danzig - 19._Jahrhundert (https://de.wikipedia.org/wiki/Kirchenmusik_in_Danzig#19._Jahrhundert).

Und falls Dr. Kniewel der Vorfahr von Evel Knievel (https://de.wikipedia.org/wiki/Evel_Knievel) ist ...

Bartels
29.04.2014, 20:22
Nachtrag:

zur Zeit 258 Aufrufe!

Christkind
29.04.2014, 20:41
Das ist ja alles sehr spannend zu lesen, Belcanto. Ich bin gespannt, ob die Singakademie noch bis zum Kriegsende existierte !? Gab es damals nur diesen einen Chor... nein, das kann nicht sein...ich hoffe, du kannst noch mehr berichten....Schöne Grüße, Christa

Belcanto
30.04.2014, 08:53
Gut, ich will chronologisch vorgehen, kann aber jetzt schon sagen, dass das letzte Konzert in der Zoppoter Waldoper am 19. Januar 1945 stattfand. Es dirigierte Generalmusikdirektor Karl Tutein. Das Gaukriegsorchester spielte die 5. Sinfonie von Beethoven im Roten Saal des Kurhaues in Zoppot.

Belcanto
30.04.2014, 09:02
Hallo Bartels, das ist sehr interessant. Ich meine hier :Theodor Friedrich Kniewel geb. am 24.Januar 1783 in Danzig gestorben am 26. juli 1859 in Stuttgart. Er besuchte von 1789-1796 die Katharinenschule . 1801 zog er an die Universität Halle, an der er Theologie,Philologie und Philosophie studierte.

Belcanto
30.04.2014, 09:34
Hallo Rudolf, schwerpunktmäßig geht es mir zunächst um die Danziger Singakademie und dann zum die Zoppoter Waldoper. Mit sicherheit werde ich auch noch auf den Komponisten Friedrich Wilhelm Markull,zu sprechen kommen.

vklatt
30.04.2014, 11:48
Hallo Joachim,

Deine Berichte über die Danziger Singakademie lese ich sehr gern
und bin beeindruckt, daß es sie und die Waldoper in der Qualität
schon damals gegeben hat.
In Hamburg haben wir auch eine Singakademie. In der hat mein
verstorbener Mann, neben dem Opernchor, auch mitgesungen.
'Die Konzerte habe ich immer besucht. Am Buß- und Bettag
wurde jährlich das Brahmsrequiemin in der Michaeliskirche aufgeführt, unter anderem mit
Hermann Prey. Es war immer sehr schön.

Herzliche Grüße Vera

Belcanto
30.04.2014, 12:06
Hallo Vera, ich bin ja in Otterndorf aufgewachsen und hatte eine helle Sopranstimme -wie ein Kastrat. Ich musste immer vorsingen. Leider habe ich oder meine Eltern es versäumt,mich ausbilden zu lassen. Ja, nach dem Krieg hatte man andere Prioritäten. Schade. Viele Grüße Joachim

Belcanto
30.04.2014, 14:12
Nachdem ihr mir mitgeteilt habt, dass ihr die Berichte verfolgt, mache ich weiter. Wie gesagt, Dr. Kniewel hielt sich zeitweise, meistens Mittwoch auf dem Land auf und wollte eine zweite Übungsstunde am Donnerstag einführen. Dieses Vorhaben ist jedoch gescheitert. Es häuften sich auch nun weitere Schwierigkeiten. So bei der Totenfeier am 25. November 1821. Im letzten Augenblick sagte Opernsänger Adam, der die Tenorpartie singen sollte, ab. (Meinen Berichten liegt die Broschüre 150 Jahre Danziger Musikleben der Vereinigung Heimattreuer Danziger zugrunde. In bin auf dieser Grundlage dabei,dieses Grundwerk zu ergänzen und zu erweitern. Manchmal steht nur ein Name da, so wie Adam. Ich habe zu Adam, der um 1790 geboren sein müsste, sonst keine weiteren Quellen gefunden. In meinem Sängerlexikon ist er nicht aufgeführt. Wer etwas über diesen Tenor Adam weiß, sollte es mir bitte mitteilen). Kniewel musste einspringen und gab den Taktstock an Theaterkapellmeister von Weber weiter, der nach Kniewels Urteil alle „Tempi verfehlte“. Die Veranstaltung war ein geldlicher Misserfolg. Zur Erhöhung der Einnahmen, wurde am Tage zuvor, eine öffentliche Generalprobe abgehalten, die den geldlichen Misserfolg aber nicht abwenden konnte.

Kniewel versuchte es jedoch immer wieder die Mitglieder, zu motivieren. So ließ er den Verein “Ermunterung der Mitglieder“ nach der sonntäglichen Predigt in der Petrikirche einzelne Stücke singen.
Für das öffentliche Auftreten wurden in den Folgejahren ausschließlich wohltätige Veranstaltungen wahrgenommen. Kniewel jedoch trat seit seiner Berufung zum Diakon im Jahr 1825 nicht mehr hervor, sondern wirkte hinter den Kulissen.

Als 1825 mit meisten solistisch begabten Mitglieder, durch Wegzug aus Danzig oder bedingt durch das Alter und Krankheiten, nicht mehr in der Lage waren an die Übungen und Proben, teilzunehmen, sodass auch nicht mehr Händels Messias zur Aufführung gebracht werden konnte.
Die Mitglieder unterstützen in der Folgezeit, soweit sie dazu noch in der Lage waren, Wohltätigkeitskonzerte. Leider gab es kaum Nachwuchs und Zustrom an neuen Gesangtalenten. Kniewel kam deshalb auf die Idee „eine regelrechte Gesangschule auf Aktien“ , zu gründen. Dieser Vorschlag fand allgemeiner Zustimmung. Das war am 28.Dezember 1824
Es sollten vier erwachsenen Mädchen und vier erwachsenen Jungen zu Solosänger von einem tüchtigen Gesanglehrer ausgebildet werden. Diese sollten fest angestellt werden und ein Entgelt erhalten. Neben der Ausbildung der Solosänger war die Ausbildung der Chorsängern und Übungen im gemischten Chor vorgesehen.
Die Kosten des ersten Jahres sollten durch die Ausgaben von 150 Aktien zu 6 Talern aufgebracht werden. Später hoffte man, aus den laufenden Einnahmen, die Ausgaben decken, zu können.
Leider hatte Kniewel mit seiner gut gemeinten Absicht kleinen Erfolg, zumal Musikhändler Reichel 1825 eine eigene Singschule eröffnete. Soweit für heute.

Belcanto
09.05.2014, 17:33
Fortsetzung:
Kniewel hatte keinen wirtschaftlichen Erfolg mit seiner Maßnahme, zumal der Musikalienhändler Reichel, seinerseits eine Musikschule eröffnete. Der schlechte Probenbesuch führte oft zur Verlegung der Übungsstunden. Um etwas Geld in die Kasse zu bekommen, beschloss der Vorstand, alle vier bis sechs Wochen, Vereinsaufführungen mit Instrumentalbegleitung zu veranstalten. Die Kosten waren jedoch zu hoch und die Räumlichleiten schlecht, sodass es bei diesen einem Versuch blieb. Das Ganze stagnierte. Um wieder etwas Leben in die Angelegenheit zu bringen, wollte man das Oratorium „ Die Sündflut“ (nicht die Sintflut) von einer Frau Schneider aufführen. Zu Sündflut von Schneider habe ich nichts gefunden. Zwar gibt es ein Werk „Sündflut“, von Ernst Barlach aber nicht von Schneider?
Kniewel, der geschäftstüchtige, brauchte einen Gehilfen zur Führung des Vereins und fand ihn in Musiklehrer Karl Friedrich Illgner. Illgner wurde 1801 in Elbing geboren. Er hatte eine musikalische Ausbildung bei Stadtrat Urban in Elbing, bei Kniewel in Danzig und bei Zelter in Berlin erhalten. Illgner eröffnete am 16. Februar 1824 eine Musikschule in Danzig und gründete 1825 mit dem Oberlehrer Nagel einen Instrumentalverein.
Das erste Konzert des Jahres 1825 wurde in Illgners Saal aufgeführt. Er hatte auch die Leitung und die Instrumente sichergestellt. Kniewel, war bedingt durch die ständigen Schwierigkeiten verbittet und sein Gesundheitszustand war nicht der beste, sodass er nun immer häufiger, Illgner die Leitung der Aufführungen überließ.
Im Mai 1828 wollte er daher den Verein auflösen. Dem Verein schien das Ende zu drohen. Aber Kniewel konnte nicht vom Verein lassen, er raffte sich immer wieder auf, denn im Oktober, stellte er sich auf vielfältigen Wunsch, unter zwei Bedingungen wieder zur Verfügung.
Bedienung eins war:“ Dass ihm ein tüchtiger Gehilfe als Dirigent zur Seite gegeben werde, als welchen er nun wieder Musiklehrer Robert Boyd vor schlug. Die zweite Bedingung war:“ Dass die nicht brauchbaren Mitglieder aus dem Verein ausscheiden sollten.“
Die Erfüllung beiden Bedingen wurde zugesagt, obwohl dadurch eine Schwächung de Chorleistungen zu befürchten war. Für Boyd war es auch nicht leicht, denn Kwiewel verfolgte seine Aufführungen mit gespitztem Ohr.
Das Danziger Musikbedürfnis wurde anscheinend durch den Gesangverein nicht voll abgedeckt. Es fehlte, wie es in einer Anzeige des Danziger Intelligenzblatt vom 18. Oktober 1829 zu lesen war“ an einem bestimmten, feststehenden Winterkonzert in Danzig.“ Das öffentliche Musikbedürfnis, war also etwas anders geartet, als es der Verein anbot.
Man wollte darauf hin mehr Abonnementskonzerte und Oratorien aufführen und beschloss u.a.1830 alljährlich „ zwei kirchliche Musiken“ zugunsten des Besserungsvereins, des Provinzialvereins für die Besserung der entlassenen Strafgefangenen und verwahrlosten Kinder zu geben.
Unter dem Datum vom 21. April 1831 erhielt der Verein vom Kulturminister, die Erlaubnis, alle drei Jahre, ohne weitere Anfrage, jährlich zwei Kirchenkonzerte zu milden Zwecken zu veranstalten. So viel für heute.

Belcanto
13.05.2014, 17:23
Von dieser Erlaubnis wurde jedoch nur einmal Gebrauch gemacht, und zwar 1832. Man versuchte wieder etwas anderes. Am 28. November wurden die Mitglieder aufgefordert, vier Konzerte für die Verwandten und Mitglieder und „einige bewährte Musik-Liebhaber gegen einen geringen Betrag“ zu veranstalten. Auch dieser Plan wurde nicht weiter durchgeführt, nach dem zweiten Konzert schon, fand er ein Ende.
Man führte wieder ein Oratorium, in drei Teilen diesmal Händels „Josua“ Händel-Werke-Verzeichnis 64 auf. Hier trat Fräulein Emilie Goroncy als Konzertsängerin auf . Emilie Goroncy, die mithilfe der Friedensgesellschaft, bei Zelter in Berlin studiert hatte, war nach den Stimmen der Kritiker, weit über Durchschnitt begabt. Nach ihrem ersten Konzert in Danzig am 24. Oktober 1827, wurde sie als wahrhaft deutsche Sängerin. (Der Gesprächige). Nach der oben angeführten Josua- Aufführung, wurde sie als „ Königin des Gesangs“ (Danziger Dampfboot) bezeichnet. Goroncy war als Gesanglehrerin außerordentlich beliebt. Sie starb am 7. November 1868 in Danzig.
Die Versuche in die Arbeit des Vereins ein System, in die Unordnung der Aufführungen eine Ordnung hinzubringen, durch Festlegung auf eine bestimmete Anzahl von Veranstaltungen, bleib stecken. Der Verein nahm weiterhin, Gelegenheiten wahr, um Konzerte abzuhalten. Die Übungsstunden waren schlecht besucht und vielen nach und nach aus.
Kniewel versuchte es indes immer wieder und wollte mit seinem kleinen verbliebenen Häuflein, auch die Matthäuspassion aufführen. Erst 40 Jahre später erscholl, dieses großartige Chorwerk von Bach in Danzig.
Kniewel machte den Vorschlag, in jeder Stimme einen Sänger oder Sängerin anzustellen, z.B Fräulein Goroncy. Darüber kam es zu Zwistigkeiten mit Boyd, der mit der Niederlegung seines Amtes drohte. Die Männer legten ihren Streit bald bei. Fräulein Goroncy war jedoch verletzt und besuchte keine Proben mehr.
Kniewel war durch einen“ gewissen Mangel an Teilnahme“ bei den Mitgliedern so verstimmt, dass er am 21. April 1835 sein Amt niederlegte. Dr. Hingelberg der Sekretär der Gesellschaft, wurde beauftragt, Kniewel zu bewegen, seinen Rücktritt zurückzunehmen. Dies gelang auch und Kniewel erschien bereits am 24. April wieder zur Probe. Allerdings änderte an der Probenbereitschaft wenig. Die Proben zu Beethovens „Missa solemnis“ D-Dur op 123, verliefen so schlecht, dass auch dieser Plan scheiterte. Kniewel wollte ein großes Konzert zum Besten der Errichtung eines Beethoven- Denkmals in Bonn geben. Gekränkt und verletzt lege er am 19. September, zum zweiten mal sein Amt nieder, trat aus dem Verein aus, und ließ sich auch nicht umstimmen.
Man versuchte, Kniewel doch noch umzustimmen, und versprach, das Werk „Misse solemnis“ doch aufzuführen.

Bartels
15.05.2014, 23:31
Hallo Joachim,

gemessen an den "Hits" ist das Interesse an diesem Thema gross.

Eine Ergänzung: Fr. Schneider ist keine Frau Schneider, sondern FriedrichSchneider (Komponist) (https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Schneider_(Komponist)#Oratorien). Zum besseren Finden habe ich "Die Sündflut, 1823 Dessau" gleich hier verlinkt: Die Sündflut (https://de.wikipedia.org/wiki/S%C3%BCndflut) Einen Download gibt es bei der BSB in München: OPAC (https://opacplus.bsb-muenchen.de/metaopac/search?db=100&id=BV037223226) (Die Sündflut : Oratorium in drei Abtheilungen
Schneider, Friedrich Libretto - [Deßau] : [Heybruch], [ca. 1825]. - 16 S.)

Belcanto
16.05.2014, 08:36
Vielen Dank Rudolf. Darauf hätte ich auch kommen können. Das wäre ich entsprechend ergänzen. Jetzt gibt das Ganze eien Sinn.Danke

Belcanto
31.05.2014, 12:35
Fortsetzung
Kniewels Austritt stellte den Fortbestand des Vereins ernsthaft infrage. Es fehlte der treibende, dynamische Kraft. Man dachte bereits an die Auflösung des Vereins, man nahm aber dann doch zunächst davon Abstand und wählte in einer Vorstandssitzung am 6. November 1836 Boyd zum Direktor. Der Probenbesuch wurde dennoch geringer und fiel schließlich aus, weil nur ein Sänger anwesend war.
Auf Vorschlag von Dr. Hingelbergs wurde der Entwurf einer neuen Satzung an alle Mitglieder verschickt mit der Bitte sich schriftlich, zu äußern. Die Befragung brachte auch nicht viel und Kniewel machte Dr. Hingelbergs die Mitteilung, dass er bereit sein würde, unter gewissen Bedingungen die Leitung erneut zu übernehmen. Das wurde allgemein begrüßt und Kniewel übernahm am 18. Dezember wieder die Leitung.
Nachdem der Satzungsentwurf geändert worden war, wurde das Statut den Mitgliedern zugeschickt (1838). Diese neuen Statuten des Gesangsvereins zu Danzig und der damit verbundenen, vorbereitenden Gesangschule sind erhalten geblieben.
Man veröffentlichte sie und wollte dadurch „eine festere Begründung und eine breitere Wirksamkeit“, des Vereins herbeiführen. Als Vereinszweck wurde die „gemeinsame Übung in der kunstgerechten Ausführung großartiger Werke der höheren Tonkunst, als Choräle, Motten, Messen, Oratorien, und dergleichen von älteren und neuen Meistern.“
Es waren also weiterhin öffentliche Auftritte geplant. Neu war die Aufnahme „bloß zuhörender, außerordentlicher Mitglieder und es wurde zwischen ordentlichen Mitgliedern und Ehrenmitgliedern unterschieden, von denen kein Beitrag erhoben wurde. Allen Mitgliedern wurde das Recht zuerkannt,“ einen fremden Musiker oder Musikliebhaber, als Gast einzuführen. Man legte somit allmählich die starren Regeln ab und öffnete sich.
Der erste Vorsteher oder Direktor des Musikvereins musste ebenso wie die anderen beiden Vorsteher aus der Mitte, der ordentlichen und außerordentlichen Mitglieder gewählt werden, wobei auch entschieden werden musste, ob ein Honorar gezahlt würde.
Infolge Kniewels Rückkehr an der Spitze des Vereins wurde Boyd, von dem Posten des ersten Direktors verdrängt. Boyd zog sich ganz zurück und wollte nicht Kniewels Gehilfe sein. Dieser mochte aber nicht ohne Gehilfen agieren und zog den jungen Organisten von St. Martin F. W. Markull dazu heran.
Friedrich Wilhelm Markull, wurde am 17. Februar 1816 in Reichbach bei Elbing geboren. Er starb am 30. April 1887. Markull besuchte das Gymnasium seiner Heimatstadt und erhielt durch den Organisten Kloß Klavierunterricht. Er ging für zwei Jahre nach Dessau zu Friedrich Schneider und wurde 1863 Organist an der Marienkirche in Danzig.
Von 1838-1842 war er stellvertretender Direktor und von 1843-1858 Direktor des Gesangsvereins. Ende 1843 ging seine Oper „Maja und Alpino“ über die Danziger Bühne. Hierzu ist zu bemerken, dass bereits 1826 Joseph Maria Wolfram in Prag seine Oper „Maja und Alpino“ mit gleichem Namen herausbrachte, die den Untertitel “die bezauberte Rose“ trägt. Markull verwendete den gleichen Namen und Untertitel. Das ist doch zu mindestens sehr seltsam?
Ich kann leider nicht beuteilen, ob es sich inhaltlich um die gleichen Stücke handelt, denn ich kenne die Opern nicht. Vielleicht kann hier jemand helfen. Markull hat darüber hinaus weitere Opern und Musikstücke geschrieben.
1847 wurde er königlicher Musikdirektor und wurde 1886 zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt zum fünfzigjährigen Dienstjubiläum als Organist der Marienkirche.

Belcanto
04.06.2014, 16:28
Wie können noch einen Moment bei Markull verweilen. Neben den Opern „Der König von Zion“(1848), und „ Das Walpurgisfest“ (1855) schrieb er auch zwei Oratorien: „Johannes der Täufer“ und das „Das Gedächtnis der Entschlafenen“,……“ich war tot, und siehe, ich lebe.“(Offenbarung 1, 17-18). Dieses letztgenante Oratorium, fand bei Louis Spohr Anerkennung und Johannes Brahms- das haben Musikforschungen ergeben-, lehnte sich bei der Versgestaltung seines Requiems, auch an das im Jahr 1861 entstandene Requiem von Markull an. Zur damaligen Zeit gab es noch keinen Urheberschutz. Es spricht aber für Markull, dass sich Louis Spohr und Johannes Brahms für sein Werk interessierten.
Nachdem Markull am 17. März eine kleinere Aufführung, anlässlich der 25 jährigen Jubelfeier der Landwehrstiftung „ gut und ohne erhebliche Fehler“ durchgeführt hatte, wurde er am 2. April zum stellvertretenden Direktor gewählt. In den nächsten 15 Jahren war er überwiegend der Aufführungsleiter.
Markull versuchte, in die Veranstaltungen Ordnung, zu bringen und richtete drei Abonnementskonzerte, jährlich aus. Es wurden dabei überwiegend Instrumentalmusik und Sologesänge angeboten. Der Publikumsbesuch blieb indes schwach, weil wohl musikalisch mehr erwartet wurde.
Die Kritik bemängelte in Erster Linie, die „verhältnismäßig etwas schwache Besetzung des Chores“ und bemängelte die „Zersplitterung der hiesigen Gesangskräfte und auch die fehlende Organisation“.
Trotz dieser massiven Schwierigkeiten und Kritik, hielt Markull die Übungen aufrecht, die seit Ende 1841 nicht mehr im Haus Dr. Hingelberg, sondern in der Aula des Städtischen Gymnasium stattfanden. Markull ließ sich nicht verdrießen und wagte sich auch an die Aufführungen, einstudierter großer Werke, wie der Oratorien „Paulus“ „Elias“ heran.
Ebenso an „Die letzten Dinge“, von Louis Spohr und an seine eigene Komposition „ Das Gedächtnis der Entschlafenen“, der der schon die Rede war. Manche Konzerte gelangen vortrefflich und das Danziger Dampfboot schriebt am 21 Oktober in seiner Kritik, unter dem Kürzel „Gr “ (Granzin): „Jede neue öffentliche Aufführung, in welcher unser Gesangverein mitwirkt, zeigt, dass er Fortschritte in seinem lobenswerten Streben macht“.
Endlich mal ein Lob, das tat gut. Obwohl es relativiert werden muss, denn es bezog sich nicht auf die Gesamtaufführung, von der es heißt: „ aber ein Oratorium wie dieses (Die letzten Dinge von Spohr), in einem Raume wie dem Artushof und das Ende der Dinge überhaupt, ohne Posaunenschall ist kläglicher, als das Ende selbst“. Damit ist gemeint, dass Spohrs Werk nicht so gespielt wurde, wie es das Original verlangt.
Markull war nämlich mit dem Notenmaterial im Stich gelassen worden und muste sich mit Klavierbegleitung begnügen. Dennoch fanden die Chorleistungen unter Markull eine sehr beifällige Beurteilung. So schrieb das Danziger Dampfboot, am 27. März 1845, dass „die Chöre fest einstudiert, exakt und eindrucksvoll gesungen hätten und das sich der Gesangverein, sich in immer schönerer Blüte entfaltet.“
Der Andrang der etwa 400 Zuhörer bei diesem geistigen Konzert war so hoch, dass viele im Saal des städtischen Gymnasiums und in der danebenliegenden fast dunklen Aula sitzen mussten, weil nicht erlaubt wurde diese zu beleuchten.
In der Folge fielen die Beurteilungen für Markull, nicht immer günstig aus; es machten sich daher starke Widerstände bemerkbar, die zur Folge hatten, dass am 1. Oktober Übungen eingestellt wurden und der Verein, sich auf ein Jahr vertagte.
Die Noten, mit 800 Talern gegen Feuerschaden versichert und der Kassenbestand in Höhe von 84 Talern, 11 Silbergroschen und 4 Pfennige wurde dem Direktor des Städtischen Gymnasium zur Aufbewahrung übergeben.
Eine große Anzahl der Mitglieder hatte aber den Wunsch, weiter im gewohnten Kreis singen, zu können, denn nur wenn eine solche feste Meinung vorherrschen würde, könnte Markull die Fortführung des Gesangvereins auf eigene Rechnung wagen.
Diese Absicht, fand er vonseiten des bisherigen Vorstands alle Unterstützungen, die erforderlich waren, um den Gesangbetrieb aufrecht, zu erhalten. Die Benutzung der der Aula, der Geräte und Noten wurde ihm zugestanden. Nun führte Markull alljährlich einige große Werke auf.

Christkind
06.06.2014, 08:36
Hallo Belcanto, du beschreibst die Geschichte der Singakademie wie einen historischen Krimi.So lebendig, dass man die Spannungen und Kämpfe direkt nachvollziehen kann. Mal ist es das liebe Geld, mal sind es persönliche Befindlichkeiten, die das Auf und Ab bringen.
Ich bedanke mich für diesen Lesestoff.
Schöne Grüße, Christa

Belcanto
22.06.2014, 10:23
hallo Christa, kam gerade aus dem Urlaub und finde deine anerkennenden Worte, vielen Dank. Ich werde die Geschichte, wenn ich meine Urlaubsrückstände erledigt habe fortsetzten und wünsche noch einen schönen Sonntag.

Belcanto
02.07.2014, 11:13
Fortsetzung
Der Chor wurde auch in dieser neuen behelfsmäßigen Verfassung nach wir vor als “ unser wackerer Gesangverein“ der der öffentlichen Meinung bezeichnet. Der Faden, an dem das Ganze hing war noch nicht gerissen und Hoffnung war immer noch vorhanden..
Der 3. Februar 1855 und der 27. November 1858 sind die beiden letzten Daten, unten den Markulls Name in Verbindung mit dem Gesangverein erscheint. 1858 wurde sein Oratorium „Das Gedächtnis der Entschlafenen“ wiederholt, das 1848 in Danzig seine Uraufführung hatte.
Das Tonwerk wurde überschwänglich gelobt über alle ähnliche Kompositionen der damaligen Zeit gestellt.
Inzwischen war, wie durch eine Anzeige im Danziger Intelligenzblatt vom 10 März 1855 zu erfahren war, Gesanglehrer Wilhelm Rehfeldt, mit der Leitung der Proben beauftragt. Musikleher Wilhelm Rehfeldt hatte sich im Herbst 1855 als „Lehrer für Gesang“ in Danzig niedergelassen. (Intelligenzblatt vom 14.11.1853). Nachdem er die Leitung der Proben übernommen hatte, wurde er 1859 zum Direktor gewählt. Er hatte dies Amt inne, bis er 1866 nach Konstanz ging.
Die Übungen unter seiner Leitung fanden vermutlich im Saal des Instrumentenmachers Wisznewski statt. Dieser Saal war im Karthäuser Hof, Heilige Geistgasse 1023, jetzige Nummer 126.
Nachdem 1856 und 1857 augenscheinlich keine Aufführungen waren, wurde in einer auf den 27. Dezember einberufenen Hauptversammlung, die Auflösung des Vereins beschlossen.
Die Vereinsbücherei, der Kassenbestand und die Geräte wurden dem Gymnasium, unter folgenden Bedingungen zum Eigentum übergeben.
1. Das Bargeld, vermehrt um den Erlös aus dem Verkauf der Geräte, sollte ein unantastbares Kapital bilden, dessen Zinsen nur zum Besten der musikalischen Bücherei verwendet werden durften.
2. Die Benutzung der musikalschen Bücherei sollte jedem Musiker in Danzig zum Studium oder zur Veranstaltung öffentlicher Aufführungen gestattet sein.
Mit der Durchführung dieses Beschlusses wurden drei Mitglieder:
Kommerzienrat C.R. von Frantzius,
Albert Norden und
L. Kuhl
beauftragt. Sie übergaben die Verhandlungsniederschrift übe die Schenkung am 26. November 1859 dem Sparkassen- Aktienverein zur Aufbewahrung.
Trotz dieser förmlichen Beerdigung lebte der Verein dennoch weiter. Rehfeldt leitete den Verein auf eigene Rechnung weiter.
Die letzten Proben im Jahr 1857 waren der Walpurgisnacht von Felix Mendelssohn- Bartholdy gewidmet. Bei diesem Stück handelt es sich um „Die erste Walpurgisnacht, op 60 für Soli, Chor und Orchester von Felix Mendelssohn – Bartholdy.
Wann das Stück aufgeführt wurde, ist nicht bekannt.
Erst 1859 in einer Versammlung im Saal des Hinterhauses der Ressource Concordia (leider ist mir über Ressource Concordia nichts Weiter bekannt?) wurde Rehfeldt, den „ ein Konsortium im Kreise der Kaufmannschaft auf den Schild“ gehoben hatte, als Leiter als Leiter eines starken Vereins anerkannt.
Rehfeldt veranstaltete mit „gefälliger Unterstützung des unter seiner Leitung stehenden Gesangsvereins“, bis ins Jahr 1865 regelmäßig drei Abonnementskonzerte auf eigene Rechnung. Aber das Geld floss nicht so wie erhofft, was ihn zu bestimmten Einschränkungen zwang.

Belcanto
21.07.2014, 17:05
Nachdem Rehfeld im Winter 1865/66 noch drei Kirchenkonzerte gegeben hatte, zog er nach einem herzlichen und freundlichen Abschied von Danzig fort. Wenn sein großer Eifer auch nicht immer im Einklang mit den musikalischen Leistungen seines Chores stand, so müssen doch seine intensiven Bemühungen rückhaltlos anerkannt werden; denn ihm allein ist es zu danken, dass der Verein nicht schon 1855 sein Wirken einstellte.
Nach Rehfels Fortgang war die Sängerschaft führerlos geworden. Das Bedürfnis nach Bestätigung und Anerkennung, war aber weiter vorhanden. Wie schon bei der Gründung trat auch diesmal ein Geistlicher hervor, der die Männer und Frauen um sich scharrte.
Es war der Königl. Divisionspfarrer Heinrich Collin. Ein musikalisch ungewöhnlich begabter Mann, der sich als hervorragender Chorleiter erwies.
Heinrich Collin wurde am 14.Juni 1838 in Tilsit geboren und starb am 1. Juli 1906 in Bad- Kissingen. Er war Königl. Divisionspfarrer in Danzig, seit 1891Pfarrer in Güttland, Kreis Dirschau. Er leitete den Verein von 1867- 1875 war von 1877-1880 zweiter Vorsitzender und wurde im Oktober 1877 zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Schon am 5. Mai 1867 wurde ein Versuch gewagt ein Wohltätigkeitskonzert in der Petrikirche unter seiner Leitung zu geben die Veranstalter blieben zunächst unbenannt, weil man erst abwarten wollte, wie die Resonanz ausfallen würde.
Die Leistungen befriedigten wohl vollkommen, sodass der Gründung eines Gesangsvereins nähergetreten werden konnte. Collin stellte sich an die Spitze und ergriff mit großer Tatkraft das Steuer.
Die Form und die Satzung, sowie die Leitung, des Vereins hatte sich geändert, der Mitgliederbestand war fast unverändert geblieben. Die Satzung wurde erst 1874 in Papierform gebracht. Die Übungen waren am Montag von 1900-2100 Uhr in der Aula des Städt. Gymnasium festgesetzt. In der Regel sollten zwei Aufführungen im Vereinsjahr, das am 1. Oktober begann, stattfinden. Durch diese Regelung kam es allmählich ein bestimmter Plan und eine gewisse Kontinuität in die Vereinsarbeit.
Ausübende und zuhörende Mitglieder zahlten denselben Beitrag, und zwar zu Beginn des Winterhalbjahres zwei Taler jährlich.
Der Vorstand bestand aus dem Dirigenten, den vier Stimmvorstehern und dem Kassierer. Das Schriftführeramt wurde von einem Stimmvorsteher mit ausgeführt. Der Vorstand wurde am 14.Oktober 1867 zur ersten Probe zu Samson, einem Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel gewählt.
Wie man früher vom ehemaligen Verein, vom „Kniewelschen“ oder „Markullschen“ beziehungsweise vom „Rehfeldschen“gesprochen hatte so wurde nun der Verein, der „Collinsche Gesangverein“ genannt.
Unter Collin hatte der Verein große Erfolge und am 10. April 1870 gelang es zum ersten Mal, die Matthäuspassion aufzuführen.

Zugvogel
25.07.2014, 09:23
Hallo Belcanto,

vielen Dank für deine Mühe und den interessanten Lesestoff den ich gerade genießen durfte.
Du hast mit dem Text wirklich informatives Material geschaffen. Warum fasst du es nicht
zusammen und gibts es in Papierform heraus? Nicht, dass es für das Forum "zu schade" wäre,
aber die klassische Variante und sei es nur ein Infoheft, begeistert sicher auch viele.
Gruß!
Zugvogel

Belcanto
25.07.2014, 09:53
Das ist lieb Zugvogel. Es gibt dazu schon etwas in Papierform, von der Vereinigung Heimattreuer Danziger. Hierauf beziehe ich mich und füge Ergänzungen , zum Beispiel die Musik betreffend hinzu. Deswegen dauert es auch immer ein wenig bis ich fortfahren kann, weil ich recherchieren muss. Ich freue mich aber, wenn Interesse besteht.Viele Grüße

janawenzel
27.07.2014, 20:55
hallo belcanto,

meine oma erna grunwald war auch in einer singakademie, sie ging auch in die viktoriaschule. gibt es denn noch alte unterlagen aus der zeit von 1930- 1945 ?unterlagen mit den namen der schüler ?

viele grüße
jana

Belcanto
29.07.2014, 09:56
Hallo Jana, entschuldige, wenn ich erst jetzt antworte, ich bin nicht jeden Tag im Forum. Muss mal aschauen , ob ich etwas finde.
Viele Grüße

Belcanto
10.08.2014, 15:35
Fortsetzung: Professor Brandstäter bereitete die Bevölkerung, auf dieses epochemachendes musikalisches Ereignis, durch eine liebevolle Einführung in das Tonwerk in der Danziger Zeitung vor.
Professor Dr. Franz Brandstäter, wurde am 12. August 1815 geboren und starb am 31. Januar1883. Er war fast 45Jahre lang am städtischen Gymnasium als Lehrer für alte Sprachen und Gesanglehrer tätig. Wegen seiner fundierten Kenntnisse der Poesie und der Tonkunst spielte er eine bedeutende Rolle im Danziger Musikleben. Lange Jahre dirigierte er die Danziger Liedertafel. Er schrieb Musikberichte für das Dampfboot und unterstützte Collin tatkräftig in der musikalischen Leitung und war lange Jahre Stimmvorsteher im Bass. Von seinem umfassenden Wissen gibt es eine große Anzahl, philosophischer und geschichtliche Bücher.
Der Zustrom der Zuschauer zu dieser Veranstaltung, war schon tags zuvor bei der Generalprobe zu ermäßigten Preisen gewaltig.
Der große Saal des Schützenhauses, die Logen, die Nebenräume, selbst die Treppen und Gänge waren an beiden Abende bis auf den letzten Platz gefüllt. Viele hatte keine Eintrittskarten mehr erhalten.
Collin hatte das Werk mit außerordentlicher Sorgfalt vorbereitet und hatte für den Chor und das Orchester besondere Erläuterungen drucken lassen. Die glühende Begeisterung und die Freude des Dirigenten, sprangen auf die Zuschauer über, sodass durch Spenden die Hauptrollen, erstrangig besetzt werden konnten.
Die sehr gelungene und würdige Aufführung hatte durchgreifenden Erfolg, sie wurde als“ ehrender Denkstein ist der Musikgeschichte Danzigs gepriesen.
Der Ausbruch des deutsch-französischen Krieges, führte vorübergehend dazu das Collin die Leitung ruhen lassen musste, weil er ins Feld ziehen musste. Während seiner Abwesenheit hielt der Gesanglehrer Franz Joetze die Mitglieder mit zwei Konzerten zusammen, von denen eins“ zum Besten hiesiger verwundeter Krieger“ stattfand.
Franz Joetze wurde am 9. Dezember 1839 in Marienwerder geboren. Er starb am 7. Januar 1914 in Halle. Er genoss eine musikalische Ausbildung in Berlin und ließ sich 1869 in Danzig als Gesanglehrer nieder.
Nachdem er 1871 Collin vertreten hatte wurde er 1881 als musikalischer Leiter des Vereins gewählt, an dessen Spitze er bis1890 stand. Aus dem Gesangverein, bildete sich unter seiner Leitung, ein wohlgeschulter und angesehener a Kapella- Chor heraus für den Joetze, wertvolle Kompositionen schuf, die heute noch gerne gesungen werden.
Er leitete lange Zeit die Liedertafel des kaufmännischen Vereins; später auch die Melodia und gründete den Langfuhrer Männergesangverein.
In dieser Zeit schuf er einige reizvolle Männerquartette. Auch Freimauerkantaten entstanden und entstammen seiner Feder. (Dazu konnte ich leider bisher nichts finden).
Seit Bestehen des königlichen Gymnasium (1876) wirkte er dort als Gesanglehrer, ebenso an der Scherlerschen Mädchenschule und hatte zehn Jahre lang die Stelle eines Musikdirektors an der Johanneskirche inne.
1904 sein Alter zur Aufgabe seiner Tätigkeit. Die letzten Jahre seines Lebens brachte er abwechselt in Insterburg und Halle bei seinen Kindern zu.

Belcanto
24.09.2014, 18:12
Fortsetzung ( hatte wenig Zeit und war im Krankenhaus)
Auch Freimaurerkantaten und entstanden und entstammen der Feder von Franz Joetze. Seit bestehen des Königl. Gymnasium (1876) wirkte er dort als Gesanglehrer ebenso an der Scherlerschen Mädchenschule und hatte auch zehn Jahre lang die Stelle des Musikdirektors an der Johanniskirche inne.1904 zwang ihn seine Gesundheit zur Aufgabe seiner Tätigkeit.
Collin kehrte im August1871 wieder heim und führte sogleich einen Beschluss herbei: „ Die Übungen baldigst wieder aufzunehmen und den Magistrat, um die Bereitstellung der Aula im Gymnasium, zu ersuchen. Der Überschuss aus der Aufführung der Matthäuspassion, wurde als eiserne Reserve angelegt, um in Notzeiten gewappnet zu sein.
Die erste Veranstaltung bei der Collin wieder zum Taktstock griff, war ein Konzert im Schützenhaus am Totensonntag 1871. In ihm wirkte zum ersten Mal Ferdinand Reutener solistisch mit , der über eine wunderbare Tenorstimme verfügte.
Ferdinand Reutener wurde am 29 Oktober 1846 in Danzig als Sohn des Bürstenfabrikanten C. Reutener geboren. 53 mal hatte er insgesamt die Tenorpartien in den Aufführungen des Gesangvereins übernommen. 1884 wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.
Obwohl er große Erfolge im ganzen Osten gehabt haben soll, finde ich weder einen Eintrag im Internet, noch eine Erwähnung im Sängerlexikon. Lange Jahre hierdurch war in Danzig eine Aufführung ohne Reutener scheinbar nicht denkbar.
Zu den Übungen siedelte der Verein am 15. Januar 1782 aus der Ressource Concordia wieder in die vom Magistrat zur Verfügung gestellte Aula über.
Das Jahr 1872 brachte dem Verein eine höchst ehrenhafte Auszeichnung. Der Magistrat hatte vom Oberhofmarschallamt den Auftrag erhalten, den ersten Gesangsvereins Danzigs zur Mitwirkung bei der Jahrhundertfeier des Zugehörigkeit Westpreußens zum preußischen Staat aufzufordern. Die Feier sollte in der Marienburg statfinden.
Der Magistrat wandte sich an Collin der ein Ensemble , bestehend aus 17 Damen und 10 Herren und mit ihnen den Chor aus „Judas Makkabäus“ „Seht er kommt, mit Sieg gekrönt.“(Judas Makkabäus ist ein Oratorium in drei Akten von Georg Friedrich Händel.
Die Proben hierfür, fanden im Landhaus von Fräulein Emilie Hoene in Ohra statt. Die Choraufführung, gelang in Anwesenheit des Kaisers und des Kronprinzen vorzüglich und fand bei den Majestäten große Befriedigung.
Das Oberhofmarschallamt sorgte für die Unterbringung in Marienburg. Alle Teilnehmer durften an der Hoftafel teilnehmen und auch an der Polonaise, die der Kaiser anführte. Nach Angaben von Frau Reutener, wurde sie und ihr Mann, sowie Frau Münsterberg und Frau Hauptmann Hertel dem Kaiser vorgestellt. Von Collin nicht wurde nichts berichtet?

Beate
24.09.2014, 22:17
Hallo Belcanto,

ich hoffe, es geht Dir wieder gut- und danke schön, dass Du hier weiter schreibst, ich hatte die Geschichte der Singakademie schon vermisst! Ich lese hier doch so gern mit.

Schöne Grüße Beate

Belcanto
25.09.2014, 14:34
Hallo Beate, musste mich das zweitemal am Herz operieren lassen, aber geht nun wieder. Auch mein neues Buchprojekt, nimmt viel Zeit in Anspruch und dann gibt es noch die Familie. Viele Grüße

Belcanto
25.09.2014, 16:18
Fortsetzung:
Zur Einweihung des Konzertsaales im Franziskanerkloster, am 27. Februar 1873 brachte der Verein einige Chöre zu Gehör und trug zum guten Gelingen der Veranstaltung bei.
In dem ehemaligen Franziskanerkloster in der Fleischergasse wurden am 13. Juli 1848, die Sammlungen des Danziger Bildhauers Rudolf Freitag untergebracht, die den kulturellen Grundstock des Stadtmuseums bildeten. Freitag ist die Anregung zur Wiederherstellung, des baufälligen gewordenen Gebäudes und zur Einrichtung als Museum zu danken.
Nach der Wiederherstellung konnte am 1. März 1873 das Stadtmuseum eröffnet werden, das mit den Mitteln einer Stiftung ausgestattet worden war. Es befindet sich noch heute, gemeinsam mit Provinzial-Kunstgewerbe- Museum, in dem Klostergebäude.
Im „Danziger Dampfboot“, konnte man dem Zeitgeist der damaligen Zeit folgend, folgende Kritik lesen:“Richards Wagner wirre und fast bis zum Entsetzlichen lärmende Einleitung, zu den Meistersingern jedenfalls bewies, dass der Bau mit seinen Gewölben fest genug steht, um noch manches Jahrhundert überdauern zu können.“
Wagner konnte somit nicht an die Grundfesten des Gebäudes nicht erschüttern.
Collin, musste im Herbst 1785 das Amt des musikalischen Leiters niederlegen. Die Fülle seiner privaten und geschäftlichen Verpflichtungen zwang ihn zu diesem Schritt. Die Mitglider bedauerten diesen Schritt außerordentlich; dies um so mehr, als es sich um den nun etablierten „ Collinschen Gesangvereine“ handelte.
Die Hautversammlung wählte am 27. September, einen elfköpfigen vorläufigen Ausschuss, in dem Dr. Martens den Vorsitz übernahm. Er sagte auch die Übungen am Klavier zu und fuhr mit dem einstudieren dort fort, wo Collin geendet hatte.
Dr. Wilhelm Martens war Doktor der Theologie und der Rechtswissenschaften. Er wurde am 30. Januar 1831 in Danzig geboren und starb 1903. Von 1855-1857 lebte er als Privatdozent der Rechte in Berlin, wurde 1860 Professor. Trat zum kath. Glauben über und wurde Direktor des Priesterseminars in Pelplin. Später lebte er im I. Hof (?) in Pelonken bei Oliva.
Während seines dortigen Aufenthalts musizierte er oft mit der Prinzessin Marie von Hohenzollern, die im Schloss zu Oliva wohnte. Martens übernahm mit viel Elan, dass was Collin aufgebaut hatte und wurde 1881 zum Ehrenmitglied gewählt.
Obwohl Martens die Aufgaben gut meisterte, wünsche sich der Verein doch einen „gediegenen Musiker vom Fach“ der Erfahrung im Dirigieren und in der Orchesterführung hatte. Die Bezahlung eines solchen Fachmanns, wurde durch freiwillige Spenden sichergestellt.
Auf Ersuchen des Vorstandes übernahm der Musikdirektor des 33. Infanterie- Regiments Heinrich Laudenbach die Leitung.

Ulrich 31
25.09.2014, 18:10
Hallo Belcanto,

für Deine heutigen Angaben zum Franziskanerkloster in der Fleischergasse danke ich Dir besonders, zumal mir die dazu geschilderten Einzelheiten bisher nicht bekannt waren.

Dieses Gebäude, dessen heutige Adresse als Danziger Nationalmuseum ul. Toruńska 1 lautet (das liegt an der nach 1945 veränderten Führung des früheren Thornschen Weges), hat für mich eine ganz besondere Bedeutung. Hier habe ich von 1941 bis 1944 das Realgymnasium zu St. Johann besucht, das dort in den Räumen des ersten Stockes untergebracht war. (Zur Erinnerung: Leiter dieser Schule war von 1926 bis 1936 Willi Jentzsch, der Großvater mütterlicherseits von Angela Merkel.)

Der von Dir erwähnte, am 27. Februar 1873 eingeweihte Konzertsaal war das ehemalige Refektorium (Remter) des Franziskanerklosters. Diese schöne Säulenhalle diente dem Realgymnasium zu St. Johann als Aula und auch als Raum für den Musikunterricht sowie für Theateraufführungen und Chorgesang.

Viele Grüße in Verbindung mit guten Erinnerungen,
Ulrich

Belcanto
26.09.2014, 14:10
Hallo Ulrich das freut mich. Du bist der gleiche Jahrgang wie mein Bruder Wolfgang Schroetter, der leider schon verstorben ist. Wir wohnten in Langfuhr im Eschenweg

Ulrich 31
29.09.2014, 23:34
Hallo Belcanto,

danke für Deine Antwort. Auch ich habe den Tod eines meiner beiden jüngeren Brüder zu beklagen (Jg. 1936). Übrigens wohnten auch die Großeltern Willi und Gertrud Jentzsch von Angela Merkel in Langfuhr, im Steffensweg 47.

Außerdem muss ich noch meine Angabe in #32 zum Beginn Willi Jentzsch' Leitung des Realgymnasiums zu St. Johann korrigieren: Sie erfolgte am 1.11.1927. (Siehe dazu den Leser-Kommentar zum Artikel "Polen in Merkel-Aufregung" in der Sächsischen Zeitung vom 16.03.2013 > http://www.sz-online.de/nachrichten/polen-in-merkel-aufregung-2532568.html sowie die englische Wikipedia-Seite "Willi Jentzsch" > http://en.wikipedia.org/wiki/Willi_Jentzsch und die polnische Encyklopeida-Gdańska-Seite "JENTZSCH WILLI" > http://www.encyklopediagdanska.pl/index.php?title=JENTZSCH_WILLI .) - Sorry!

Viele Grüße
Ulrich

Ulrich 31
29.09.2014, 23:40
Schreibfehler in #34: Korrekt > Encyklopedia Gdańska. - Sorry !

Belcanto
15.10.2014, 10:31
Fortsetzung 15.10 8 (oben bei Collin muss es 1875 heißen).
Musikdirektor Laudenbach hatte mit „großer Sorgfalt“, und „wärmsten Eifer“ die zahlreichen Proben zu diesem Oratorium seines Jugendfreundes Max Bruch geleitet. (Max Bruch war deutscher Komponist und Dirigent 1838-1920). Die glanzvolle Aufführung verursachte aber auch hohe Kosten, die die Einnahmen überschritten und durch Geschenke ausgeglichen werden mussten.
Die hohen Ausgaben waren Gesprächsstoff in Danzig und wurden lebhaft diskutiert. Das Danziger Dampfboot schrieb jedoch „:… das wohl nicht so bald eine so kostspielige Aufführung stattfinden und dass sich bei der nächstfolgenden voraussichtlich das Budget sich in engeren Grenzen halten wird.“
Laudenbach erklärte sich bereit, auch in Zukunft „aus Liebe zur Sache“, sich dem Verein widmen zu wollen. Im zur Seite stand Professor Martens der bei den Übungen und Einstudierungen am Klavier saß, da Laudenbach nicht Klavier spielen konnte.
Der vorläufige Ausschuss übernahm nun als Vorstand die Geschäfte des Vereins. Der am 23. April auch eine neue Satzung erhielt.
Der Verein etablierte sich immer mehr und die Anerkennung und der Zuspruch in der Bevölkerung wuchs an, sodass für die Zukunft mit gesicherten und ausreichenden Einnahmen gerechnet werden konnte.
Im Herbst 1880 legte Laudenbach sein Amt nieder, da ihn sein Beruf und die Veranstaltung und Durchführung seiner eigenen Sinfoniekonzerte, keine Zeit mehr übrig ließ, um die Leitung eines Vereins , zur Zufriedenheit aller zu führen.
Der Verein suchte einen Nachfolger, der sowohl die Proben als auch die Klavierbegleitung übernehmen konnte und beides in einer Hand lag.Nachdem auch Martens zurückgetreten war und der Klavierlehrer Konrad Weyer zwischenzeitlich als zweiter Dirigent tätig war. An die Stelle von Dr. Martens trat Dr. Gustav Tornwaldt. Unter seiner Führung entwickelte sich die Mitgliederzahl von 114 auf 414.
Dr. med. Gustav Tornwaldt war königlicher Sanitätsrat und wurde am 15. Mai 1843 geboren. Er stab am 20. November 1910. Am 29. Oktober wurde er zum Ehrenmitglied des Vereins ernannt.

Witz5
24.10.2014, 18:04
Liebe Leserschaft,
da Gustav Tornwaldt zu meiner entfernten Verwandtschaft gehört, möchte ich an dieser Stelle einiges zu seiner Person ergänzen. Eine meine Urahnin Helene Lubitz schrieb in ihren Erinnerungen:
"Der Vater meines Vaters Julius Eduard Dahms (der Herr hier links...A.d.V.)wurde am 27. Juli 1814 in Danzig geboren und seine Frau Elise - Marie (andere Quellen nennen Marie Elisabeth) wurde am 3 Mai 1814 als Pfarrestochter in Danzig geboren (gestorben am 5.7.1889 in Zoppot A.d.V.) . Sie hatte einen Bruder, der Superintendent von St. Barbara und dessen Sohn Geheimrat Gustav Tornwaldt - Spezialarzt für Hals-Ohren und Nase in Danzig Neugarten war".
Tatsächlich wurde Gustav Tornwaldt am 14.5.1843 in Danzig geboren, studierte in Halle, Greifswald und später in Wien und promovierte 1866, um sich als Arzt in seiner Heimatstadt niederzulassen. Er war der Erstbeschreiber der lt. Bursa pharyngen(lis), einer gutartigen, flüssigkeitsgefüllten Zyste im hinteren Nasen-Rachenraum. Sie wird später und entsprechend seiner erschienenen Monografie 1885 auch "Tornwaldt - Zyste" genannt.
Im Einwohnerbuch der Stadt Danzig wird er als "Dr. med., Sanitätsrat und Stadtverordn., E, Arzt für Hals-, Nasen- und Ohrenkrankheiten, Neugarten 7, Sprechstunden an jedem Wochentage von 9 - 12.Vorm." geführt.
Das Gustav Tornwaldt die Danziger Singakademie leitete war mir neu. Schön wäre es ja, wenn man ein Foto von ihm hätte.
Freundliche Grüße Frank Dahms

Belcanto
28.11.2014, 11:16
Fortsetzung 28.11.
Zunächst möchte ich Frank Dahms für seine Ergänzungen danken und fahre dann fort:
Der bisherige Brauch, die Vereinsarbeit im Herbst zu beginnen, wurde dahingehend geändert, dass das Vereinsjahr am 2. Oktober beginnt und am 30. September endet. Den Vorstand sollten 12 Mitglieder bilden. Aufgrund dieser neuen Satzung wählte die Versammlung Dr. Carl Fuchs zum musikalischen Leiter.
Carl Fuchs wurde 1838 in Potsdam als Sohn eines Organisten und Musiklehrer geboren. Er studierte Theologie und wurde Privatlehrer von Hans von Bülow (Hans von Bülow war der Schwiegersohn von Franz Liszt, der seine Tochter Cosima heiratete.) Fuchs entschied sich dann aber doch Musik, zu studieren, und übernahm 1869 eine Organistenstelle in Strahlsund. 1870 promovierte der zum Doktor der Philosophie. 1879 kam er nach Danzig, trat hier mit Konzerten auf, leitete 1880/81 den Gesangverein und wurde 1886 Organist in der Petrikirche und 1887 auch an der Neuen Synagoge bis 1907.
Er gab zahlreiche Kirchenkonzerte und führte in Danzig. Er liebte den gepflegten Orgelklang der Orgeln von Max August Terletzi. Die Firma von August Terletzki aus Elbing führte 1891 einen großen Umbau der Anthoni- Dalitz (Orgelbauerfamilie Dalitz) Orgel aus.Terletzki baute ein komplett neues Instrument mit pneumatischer Traktur ( Ein –und ausschalten der Register) in den bestehenden Prospekt. Dabei wurden die Prospektpfeifen des Rückpositivs stumm gelegt, das Pfeifenwerk des Rückpositivs und Brustwerks wurde komplett entfernt und beide Werke wurden leer gelassen.Terletzkis neue Orgel verfügte über 56 Register und war von der Intonation her mit mehr Grund- und weniger Obertönen deutlich für das Romantische Klangbild ausgelegt.
In den 1880er Jahren wurde August Terletzki (Elbing) unter anderem mit dem Neubau der großen Orgel in der St. Marienkirche zu Danzig betraut, die dann ein halbes Jahrhundert ihren Dienst getan hat.

Seit 1887 schrieb er in der Danziger Zeitung, geistreiche Fachaufsätze, zu Opern und Konzerten. 1904 wurde er zum königlich preußischen Professor ernannt. Er veranstaltete ein Konzert bei Johann Uphagen (1731-1802), im Uphagenhaus in der Langgasse und vermittelte durch seine „Hörstunden“ und den Erläuterungen zu den Klavierkompositionen, eine musikgeschichtliche Bildung.
Sein Orchesteramt beflügelte ihn ein Buch über „Takt und Rhythmus im Choral“ zu schreiben und eine Sammlung eines Choralmelodienbuches.
Im ersten, von Fuchs geleiteten Konzert wurde das Orchester von der Kapelle des Grenadierregiments Nr. 5 gestellt

Belcanto
04.03.2015, 14:37
4.3
Schon lange nicht mehr hier gewesen mache heute mit Karl Thiel weiter. Karl Thiel wurde am 13. April 1853 geboren und starb am 27. August 1900 03. Bereits 1872 trat er als Militärmusiker im Hessischen - Füsilier - Regiment Nummer ein, und kam im Oktober 1877 als Musikleiter des Grenadier- Regiments Nummer 5 nach Danzig, wo er, seit September 1881 volkstümliche Symphoniekonzerte veranstaltete. 1890 wurde er königlicher Musikdirektor. 1898 übernahm er die Leitung der Kapelle des ebenfalls in Danzig stationierten 2. Fußartillerieregiment. Bei den Aufführungen des Gesangvereins spielte er oft im Orchester die erste Violine. Er war der geborene Dirigent und erwarb sich um die Pflege der guten Musik in Danzig außerordentliche Verdienste.
Das zweite Konzert unter Fuchs Führung gelang vortrefflich und war ein voller Erfolg. Auch die Kritiker lobten seine Ausführungen. Nur die Kritik des Berichterstatters der Danziger Zeitung, Musikdirektor Markull veranlasste Fuchs jedoch sein Amt noch vor dem Ablauf des Vereinsjahres nieder, zu legen. An seine Stelle wünschte man sich Collin, zu stellen der, seit Oktober 1839 wieder dem Vorstand angehörte. Dies lehnte er aber entschieden ab. So einigte man sich auf den Musiklehrer Franz Joetze der schon 1870 vertretungsweise den Chor eingeleitet hatte. Neun Jahre lang stand Joetze dann den Gesangverein als Dirigent mit großen Erfolg vor. Franz-Josef Joetze wurde am 9. Dezember 1839 in Marienwerder geboren. Er starb am 7. Januar 1914 in Halle. Er besuchte die Schulen in seiner Vaterstadt.
Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder wurde durch die Veranstaltung von Sommerfesten zu beleben versucht. Um deren Festveranstaltung machte sich der langjährige Ordner des Vereins Rentner Albert Weiß sehr verdient. Seine organisatorische Begabung bewährte sich hierbei ebenfalls glänzend wie bei den Vorbereitungen der großen Aufführungen, denen er sich mit liebevollen Eifer widmete. Der musikalische Teil der Sommerfeste bestand in der Vorführung einiger Chöre ohne Begleitung. Auch diese Einrichtung verlor nach einigen Jahren ihren Reiz und fand so geringe Beteiligung, dass sie bald danach einschlief.
In diesen Jahren hatte der Verein wieder manche wirtschaftliche Schwierigkeiten zu überwinden. Obwohl in einer neuen Fassung der Satzung von 1883 der Betrag von zwölf Mark jährlich erhöht worden war, kam es doch immer wieder zu finanziellen Engpässen.
Wer im Konzert mit singen wollte, musste wenigstens zwei Drittel der Übungen und sämtliche Proben im Orchester mitgemacht haben. In einem besonderen Zusatz zu der Satzung wurden außer den zwei Vereinsveranstaltungen ausdrücklich weitere Aufführungen zu „Benefizen“ wohltätigen Zwecken oder in Verbindung mit anderen Musikgruppen vorgesehen und ausgesprochen, dass die Mitglieder dazu freien Eintritt nicht zu beanspruchen hätten.
Von außerordentlichen Erfolg war die Aufführung zur 400 jährigen Luther Feier in der
Marienkirche die unter Joetzens Leitung`, am 9. November 1883 zusammen mit den meisten
Mitgliedern des Männervereins stattfand. Es wurde “ Luther in Worms“ von Meinardus
gesungen Mit einem großem Chor 330 Stimmen erschollen in der Marienkirche. Ludwig
Meinardus (1827-1896) war ein deutscher Komponist und Musikschriftsteller. Das Oratorium
„Luther in Worms“ entstand 1874.
Für den Chor war ein Podium gebaut worden, das von der großen Orgel herab bis auf die Taufe reichte. die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt die Einnahmen waren so bedeutend, dass alle Solisten das anderthalbfache des vereinbarten Honorar erhielten. Anstelle der ausgefallenen Sommerfeste veranstaltete Joetze am 5. März 1890 eine Liedertafel die große Beteiligung fand. Bald danach am 25. März legte er sein Amt nieder. In einer außerordentlichen Generalversammlung wählte der Verein Georg Schumann zu seinem Nachfolger. Bei der Wahl ergaben sich Meinungsverschiedenheiten über die Auslegung der Paragrafen der Satzung, die daher geändert und 1891 neu gedruckt wurde. In ihr wurde festgelegt, dass der Dirigent nicht dem Vorstand angehört. Bemerkenswert ist auch die Bestimmung, nach der die Mitglieder zu jeder Aufführung des Vereins je zwei Eintrittskarten erhalten sollten.
Georg Schumann wurde am 25. Oktober 1866 geboren er erfuhr seine musikalische Ausbildung in Dresden und Leipzig. Er war schon 1890-1896 als Dirigent des Danziger Gesangsverein tätig und ging dann nach Bremen, wo er die Leitung der Philharmonie bis 1899 innehatte. 1900 wurde er zum königlichen Professor ernannt und an die Spitze der Berliner Singakademie berufen.

Belcanto
26.05.2015, 15:20
Wollte heute ein wenig weiterschreiben, doch plötzlich ist die ganze Datei weg. Ich finde sie nicht mehr auf meinen Computer. Bleibt mir wohl nichts übrig meine Beiträge, zu kopieren.

Belcanto
27.05.2015, 10:39
Die Erwartungen, die sich an Schumanns Berufung knüpften, wurden voll übertroffen. Die Zahl der aktiven und passiven Mitglieder nahm erfreulicherweise zu. Die Kassenverhältnisse gestalteten sich erfreulich. Am 6.und 10. Dezember 1892, beging der Verein unter Führung von Schumann, sein 75 jähriges Jubelfest. Im zielorientierten Zusammenwirken mit Schuhmann, hatte sich um die Ausgestaltung und Ausrichtung der Feier, der Geheime Justizrat Birnbaum, äußerst verdient gemacht.

Landesgerichtsdirektor Geheimer Justizrat Birnbaum, wurde 1890 als Beigeordneter in den Vorstand gewählt, deren Vorsitz er 1891 übernahm. Als er 1896 schwer erkrankte und das Amt niederlegen musste, hielt man die Stelle frei, und hoffte Schumann würde zurückkehren. Aber schon am 26. November 1896 verstarb Schumann. Er wurde tief betrauert. Der Verein danke ihm, weil er“ mit großer Umsicht und nie ermüdenden Eifer“, den Verein geführt hatte.

Der erste Abend des Festes brachte einen von Dr. Johann Scherler, Direktor der Mädchenschule, verfassten und von Fräulein Louise Fewson, gesprochenen Prolog, zu Händels Oratorium“ Judas Makkadäus“. Die Aufführung war ein großer Erfolg.

Ferdinand Reutener war die tragende Säule der Gesellschaft und sang auch in diesem Oratorium. Insgesamt sang er zum 29. Mal für die Gesellschaft. Am zweiten Abend stand ein Konzert mit Chor-und Orchesterwerken auf dem Programm. Zu Beginn wurde von der Kapelle des Grenadierregiments Nr.5, unter Leitung von Schumann, das Vorspiel zu Wagners Oper „Die Meistersinger“, und zum Schluss, das e-Moll Konzert von Chopin gespielt, indem Schumann, seine hervorragenden Kenntnisse am Klavier erneut unter beweis stellen konnte.
Der Saal war ausverkauft und das Publikum, spendete einen langandauernden Beifall.

Zum Jubelfest erschien eine „Chronik des Danziger Gesangvereins“, die aus der Feder von Oberlehrer Dr. Richard Medem stammte, der Schriftführer der Gesellschaft war. Sie ist der erste umfassende Bericht über den Verein und stellt heute eine wichtige historische und authentische Quelle dar. (Vielleicht besitzt sie jemand?).
Nach achtjähriger Pause erklang unter Schumanns Leitung auch wieder die Matthäuspassion, BWV 244, von Johann Sebastian Bach in Danzig. Trotz einiger Schwierigkeiten kam es am 25.April 1893 zur Aufführung. In den folgenden drei Jahren führte Schuhmann, regelmäßig am Karfreitag das Werk auf.

Auf seine Anregung hin wurden kleinere Konzerte, sog. Abendunterhaltungen, im Apollosaal am Langenmarkt des „ Hotels du Nord 39“ veranstaltet, um den Mitgliedern, weitere Veranstaltungen bieten, zu können. Mitglieder mussten lediglich 50 Pfennig, Nichtmitglieder eine Mark zahlen.

Nach den großen Erfolgen die Schuhmann hatte, löste es großes Bedauern aus, als er mitteilte, dass er nach Bremen gehen würde. Im Jahresbericht 1895/96 wurde Schumann gewürdigt, da er das „ musikalische Leben unserer Stadt neu gestaltet, insbesondere unseren Verein auf eine glänzende Höhe seiner Leistungsfähigkeit geführt hat, dafür danken wir ihm.“
(http://forum.danzig.de/newreply.php?do=newreply&p=83266&noquote=1)

sarpei
27.05.2015, 12:05
Hallo Belcanto,

die angesprochene Chronik ist in der Sächsischen Landesbibliothek zu finden. Vielleicht kannst du über Fernleihe an das Exemplar kommen ...

http://katalog.slub-dresden.de/primo_library/libweb/action/dlDisplay.do?dscnt=1&onCampus=true&query=any%2Ccontains%2Clibero_mab2&dstmp=&docId=libero_mab2133594&vid=SEM&institution=SLUB&fromLogin=true


Viele Grüße

Peter

Belcanto
27.05.2015, 17:43
Klasse Peter, das hätte ich nicht gedacht. Vielen Dank für den Hinweis.

Belcanto
18.07.2015, 08:35
Hallo liebe Landsleute, ioch bin noch da. Hatte ein paar gesundheitliche Probleme und wenig Zeit, werde demnächst wieder weiter machen

Beate
18.07.2015, 10:07
Hallo Belcanto,

schön, wieder von Dir zu hören! Gute Besserung weiterhin, gute Erholung; lass Dir Zeit, wir warten dafür gerne!

Herzliche Grüße Beate

Belcanto
20.07.2015, 15:05
Fortsetzung 20.7.
Schuhmanns Nachfolger trat am 3. Oktober 1896 sein an. Es war der Königliche Musikdirektor Ludwig Heidingsfeld aus Liegnitz. Ludwig Heidingsfeld wurde am 24.März 1854 in Schlesien geboren. Er besuchte das Gymnasium. Er war Musiklehrer am Sternschen Konservatorium in Berlin, welches den großen und bedeutenden Konservatorien gehört. Danach war Heidingsfeld Dirigent verschiedener Chorvereinigungen an den Singakademien in Glogau und Liegnitz. Von 1896-1990 war er Direktor der Singakademie Danzig. 1892 wurde er zum Königlichen Musikdirektor und 1914 zum Professor ernannt. Er wohnte in Zoppot.
Heidingsfels setzte Schumanns Tradition fort und veranstaltete weiterhin die Abendunterhaltungen verlegte sie aber Werktags und legte die Eintrittsgelder fest. Diese Maßnahmen erwiesen sich allerdings als unwirtschaftlich. Es wurden keine Überschüsse, sondern Fehlbeträge erwirtschaftet. Diese Misere wurde durch die Jahreberichte deutlich gemacht. Schließlich unterblieben die kleinen Konzerte ganz.
Am 21. September 1899 stellte Heidingsfeld den schriftlichen Antrag den „ Danziger Gesangverein“, fortan in „Danziger Singakademie umzutaufen. Die Hauptversammlung, die am 25. September stattfand, erkannte die Gründe an, die für diese Umbenennung angeführt wurden und führte aus: „Die Verwechselung mit ähnlich klingenden Vereinsnamen würde verhindert, und da die ersten Gesangvereine sich auch anderswo“ Singakademien“ genannt hätten, wäre es nötig, dem Beispiel zu folgen, um schon von vorn herein als der führende Verein eingeschätzt zu werden.“
Den heutigen Namen trägt der Verein also seit 25. September 1899. Am 1. Januar schied Heidingsfeld auf eigenem Wunsch aus dem Verein aus. Das zweite Vereinskonzert konnte nicht mehr unter seiner Leitung stattfinden.
Kapellmeister Frank übernahm für diese Veranstaltung den Taktstock. Karl Frank erhielt seine musikalische Ausbildung durch Kapellmeister Dessoff in Wien. Frank war 25 Jahre als 1. Kapellmeister an verschiedenen Opernbühnen tätig. 1882-1886 war er ständiges Mitglied (musikalischer Assistent) unter Richard Wagner in Bayreuth. Seit 1899 lebte er nun in Danzig. Bis 1916 leitete er den Danziger Männer-Gesangverein und war als Musikkritiker der Danziger Neusten Nachrichten tätig.
In der Zwischenzeit war Dr. Med.Scharffenorth zum Vorsitzenden gewählt worden und die Geschäfte des Vereins erfolgreich gestaltete.
Dr. med.Ernst Scharffenorth, war Sanitätsrat. Er war 1860 als Sohn deutscher Eltern in Warschau geboren. Bald danach siedelte die Familie nach Danzig um, wo er von1868-1878 das Städtische Gymnasium besuchte. Nach dem Studium und der Approbation, zog er 1885 nach Danzig, die er als eine Vaterstadt bezeichnete ließ sich als Arzt nieder und übte auch bis 1888 die Tätigkeit eines Assistenten am Diakonissen- Krankenhaus aus. !885 trat er in den Danziger Gesangverein ein und wurde 1889 Stimmvorsteher(Stimmvorsteher hier wohl im Sinne von Leitstimme) im Bass, 1899 stellvertretender Vorsitzender. 1900 Wahl zum Vorsitzenden.
Der durch Heidingsfeld Amtsniederlegung freigewordenen Posten des musikalischen Leiters wurde durch einstimmige Wahl Fritz Binder aus Zweibrücken anvertraut. Binder genoss einen hervorragenden Ruf und galt als tüchtiger Chorleiter und hervorragender Klavierspieler.
Ich stelle ihn das Nächste mal vor.

Felicity
22.07.2015, 12:05
Hallo Belcanto ! Schon lange verfolge ich Deine Singakademie. Wollte immer fragen ob es da eine Liste der Mitglieder gibt. Meine Tante Martha Eckman, von der Hirschgasse, war bestimmt in den Jahren in denen ich aufwuchs, ein Member, an verschiedenen Tagen ging sie immer zu Proben. Liebe Gruesse von der Feli

Belcanto
22.07.2015, 19:53
Hallo Feli. Die Namen stehen gewiss in der Chronik. Die müsste ich mir mal von der Bibliothek ausleihen. Ich habe eine Frau Ida Ekman aus Berlin gefunden?
Viele Grüße

Felicity
23.07.2015, 00:23
Danke Belcanto ! Tante Martha war beinahe taeglich bei uns und eine wichtige Person in unserem Leben. Sie war nicht verheiratet, hatte ihre Eltern gepflegt und als die starben waren wir sehr wichtig fuer sie. Liebe Gruesse von der Feli.

Belcanto
24.07.2015, 20:30
Vielleicht finde ich sie noch. Welche Stimme hat sie gesungen, Feli?

Felicity
25.07.2015, 03:41
Ihre Stimme lag zwischen Alto und Soprano, aber sie war weich und voll und oft sang Tante Martha fuer uns Kinder, von ihr hoerte ich das erste Mal 'Aennchen von Tharau' und ich werde nie vergessen wie das 'gefaellt' aus Tante Marthas Mund floss. Mach Dir keine Umsrtaende, Belcanto, hatte nur gedacht dass es schoen waere ihen Namen auch irgendwo zu lesen. Sie ist ja auch umgekommen als unsere Niederstadt dran glauben musste. Liebe Gruesse von der Feli und vielen Dank fuer Deine Muehe.

Belcanto
25.07.2015, 13:01
Das macht eigentlich keine Mühe. Ännchen Tharau, habe ich immer gerne gesungen, mich erinnert das auch an meine Kindheit. Nächste Woche werde ich wohl mehr Zeit haben und mache dann weiter. Ein schönes Wochenenden an alle Landsleute in Nah und Fern.

Belcanto
29.07.2015, 11:59
Fortsetzung 29.7
Fritz Binder wurde 1873 in Baltimore als Sohn deutscher Eltern geboren. Den ersten Musikunterricht erteilte ihm seine Mutter. Später, nach der Übersiedlung nach Deutschland besuchte er die pfälzische Musikschule in Neustadt an der Weinstraße. Von 8 bis 11 Jahren unternahm er Konzertreisen durch Deutschland, Holland, Belgien, Österreich und Dänemark. Er besuchte in Bremen die Schule und hatte musikalischen Unterricht bei Prof. Bromberger (Klavier) und Reinthaler der ihn in Theorie unterrichtete. Nach Beendigung der Schulzeit ging er nach Wien wo er von 1890-93 bei dem bekannten Klaviermeister Theodor Leschetzky studierte. Im Sommer 1893 studierte er in Dresden bei Anton Rubinstein und ging als Rubinstein aus gesundheitlichen Gründen seine Tätigkeit aufgeben musste, auf dessen Rat nach Köln, um am dortigen Konservatorium unter Franz Wüllner und J. Seiß seine Studien zu vollenden.
Im Oktober 1896 wurde Binder unter 46 Bewerbern als Dirigent nach Solingen gewählt. Zu gleich war er als Dirigent in Düren tätig und wirkte in Westdeutschland in zahlereichen Konzerten als Solist und Kammermusikspieler mit. 1900 zog er als Dirigent nach Zweibrücken um und wurde im Herbst 1901 an die Spitze der Danziger Singakademie berufen.
Seit seiner Berufung hat er als Dirigent, von Chor-und Orchesterkonzerten sowie als Pianist eine hervorragende Arbeit abgeliefert. Aber nicht nur in Danzig, sondern auch im Osten Deutschlands, hat er seine vorzüglichen Fähigkeiten unter Beweis gestellt. 1906 wurde ihm der Titel eines Königlichen Musikdirektors verliehen. 1909 gründete er das Westpreußische Konservatorium Danzig. 1912 erhielt er den ehrenvollen Auftrag des Allgemeinen Deutschen Musikvereins, das 47.Tonkünstlerfest in Danzig als Festdirigent zu organisieren und zu leiten.
Bemerkenswert ist überdies, dass Binder seit Ausbruch des Krieges, seine gesamte künstlerische Tätigkeit, in den Dienst der Kriegswohlfahrt gestellt und auf die Einnahmen aus den Konzerten und seine Gehälter zugunsten kriegswohltätiger Zwecke verzichtet hat.
Mit dem ersten unter seiner Leitung stattgefundenen Konzert, konnte der Verein einen großen Erfolg verbuchen. Binder hatte ein neues Werk, des damals noch lebenden Dessauer Hofkapellmeister Dr. August Friedrich Martin Klughardt:“Die Zerstörung Jerusalems“ gewählt. Es handelt sich dabei um ein Vokalwerk für Soli, Chor und Orchester das um 1898 entstanden ist.
Die Kritiker erkannte den neuen Stabmeister der Singakademie an und bewerten ihn, dass er sich „über Erwarten ausgezeichnet“ und „ alles gehalten, was er in seinem bisherigen Auftreten als Musiker versprochen hätte“ und das man sich nicht daran erinnern könne, von dem Verein etwas so glatt und schwungvoll vorgetragen erlebt zu haben.

Belcanto
17.08.2015, 14:40
Durch diesen vielversprechenden Anfang knüpfte Binder an die alten Traditionen des Vereins an. Er ließ die Matthäuspassion erklingen und veranstalteten wieder die begehrten Abendveranstaltungen. Durch die starke Beanspruchung der Chöre infolge der regelmäßigen Aufführungen mussten bald die kleinen Konzerte unterbleiben, denn man stieß an Grenzen. Die Matthäuspassion wurde aber zum festen Bestandteil, des Vereins.
Mit Ausnahme von drei Jahren, in denen Händels „ Messias, Mozarts c-Moll- Messe(die Große Messe in c-Moll, KV 427 (früher 417 a) entstand 1782 und obwohl sie unvollendet ist, ist sie eine der hervorragendsten Messevertonungen der europäischen Musikgeschichte) und Haydns „Schöpfung“ erklangen, führte Binder bis 1912 an jedem Karfreitag das herrliche Meisterwerk auf. Von besonderer Bedeutung wurde dabei das Jahr 1906.
Aufgrund von Bachstudien war es Binder zur Gewissheit geworden, dass Bach eine räumliche Trennung der beiden Chöre und eine vom Chor entfernte Aufstellung der Evangelisten verlangt hatte. Diese Regieanweisung umzusetzen bot sich in der beheizten und elektrisch beleuchteten Bartholomäuskirche, in der die Matthäuspassion zum ersten mal in einer Danziger Kirche zu hören war. Die musilkalische Unterstützung des Chors durch die Orgel erhöhte die Gesamtwirkung im hohen Maße. Diese Art der Aufführung mit getrennten Chören fand in der musikalische Fachpresse, ausdrückliche Anerkennung. In verschiedenen Städten wurde daraufhin die Matthäuspassion, nach dem Bindervorbild aufgeführt.
Durch Binders Mut und seiner musikalischen Kreativität, erklang nun ständig die Matthäuspassion in der Bartholomäuskirche.
Da die Männerstimmen die der Verein stellen konnte nicht ausreichten, wurde der Verein, dankenswerterweise durch andere Vereine unterstützt. Dies waren: die Akademische Sängergmeinschaft “Normania“, der Langfuhrer Männergesangverein, der Sängerchor des Lehrerseminars in Langfuhr und später der Bindersche Männergesangverein.
Durch die tatkräftige gesangliche Unterstützung der Vereine wurde Klangwirkungen erreicht, die allein von der Singakademie nicht erreicht werden konnten. Hinzu kam, dass sich durch ein Vermächtnis in Form einer Schenkung, auch die wirtschaftliche Situation verbesserte, den das Mitglied Frau Maria Rovenhagen geb. Juncke spendete dem Verein 1908 5000,- Mark.
Eine neue Aufgabe für den Verein war die Veranstaltung eines Konzertes im Freien(1912), wozu der zu einem sehr großen Freilichttheater eingerichtete Gutenberghain in Langfuhr genutzt wurde.
Aufgrund eines Beschlusses der Hauptversammlung vom 3. Oktober 1904 wurde die Eintragung der Danziger Singakademie in das Vereinsregister (unter Nr.50 am 13. Dezember 1905) bewirkt. Die Satzung wurde geändert und neu gedruckt. Der Zweck des Vereins wurde dahingehend verändert und erweitert, dass die „ finanzielle und künstlerische Beteiligung“ an der „ Aufführung größerer Chorwerke“ vorgesehen wurde.
Zweimal seit Binders Berufung hat die Singakademie bei Musikfesten mit gewirkt, und zwar 1905 beim „Ersten altpreußischen Musikfest“ in Elbing und 1912 beim „47.Tonkünstlerfest des allgemeinen Deutschen Musikvereins in Danzig. In Elbing wurde vom Elbinger philharmonischen Chor, der Königsberger Singakademie , der Musikalischen akademie In königsberg und der danziger Singakademie gemeinsam der „Messias“ aufgeführt.
Beim Tonkünstlerfest dessen Festdirigent Binder brachte die Singakademie einige ganz neue Chorwerke zu Aufführung. Leider war es wieder so, das die Ausgaben höher als die Einnahmen waren. Die Erwartungen aber nicht der Mitgliederstand waren gestiegen. Infolgedessen war die Schenkung von Frau Rovenhagen in wenigen Jahren verbraucht. In dieser prekären finanziellen Lage halfen weitere besondere Zuwendungen weiter. 7000 Mark wurden von dem damals einzigen Ehrenmitglied des Vereins, Fräulein Emilie Hoene; 500 Mark wurden vom Magistrat in Anerkennung der Verdienste bei gesteuert und 250 Mark, wurden anonym von einem Gönner gespendet.
Und der Verein konnte sich über eine Erbschaft freuen. Durch letzwillige Verfügung hatte Frau Marianne Heidfeld, die dem Verein lange Zeit als Mitglied angehört hatte, vermachte der Akademie 5000,- Mark. Das Geld wurde als Kriegsanleihe angelegt.

Belcanto
04.09.2015, 12:05
Binder veranstaltete im Laufe der Jahre drei Kostümfeste und einen glänzenden Verlauf nahmen und etwas in die Kasse brachten. Am 17.Februar 1905 als Volksfest auf der Nürnberger Festwiese. Es wurde ein Überschuss von 778,- Mark erzielt am 26.Februar 1907:“ Ein Sommernachtstraum Überschuss 500,- Mark und am 23. März1909: Karnevalsfest in Nizza, Überschuss 158,- Mark-. Der 1. Weltkrieg unterbrach die geordnete und erfolgreiche Vereinsarbeit jäh. Das Hochgefühl der vaterländischen und patriotischen Erhebung, die sich nun überall breitmache, ließ die Arbeit der Singakademie in den Hintergrund rücken.
Die gewohnte und allzeit beliebte Stätte der Vereinskonzerte, das Schützenhaus wurde zu einem Lazarett. Die Mehrzahl der männlichen Mitglieder, mussten an die Front. Dennoch stellte die Singakademie ihre Tätigkeit nicht ganz ein, sondern ließ ihren Chor für kriegswohltätige Zwecke erschallen.
Dies war bereits das Dritte mal, dass sich die Akademie in Wohltätigkeitskonzerte dieser Art beteiligte. Es wirken dabei auch viele Soldaten in ihren feldgrauen Uniformen mit, selbst Binder, der den Taktstock schwang, trug den feldgrauen Soldatenrock.
Der Tatkraft und unbändigen Energie Binders ist es zu verdanken, dass der Verein trotz des Krieges große Erfolge verzeichnen konnte. Während der Kriegszeit wurden keine Mitgliederbeiträge erhoben. Durch Spenden flossen aber erhebliche Summen dem Verein zu. So konnte die Danziger Singakademie, als einziger Oratorienverein der Stadt, mit Stolz und Befriedigung auf die getane Arbeit zurückblicken.
Trotz viele Hindernisse und erheblichen Schwierigkeiten in der Vergangenheit, war der Verein doch kontinuierlich gewachsen und hatte sich etabliert. Die Hoffnung war, sich bald wieder die kulturellen Aufgaben, voll widmen zu können. Der originäre Auftrag, der kulturellen Pflege und der Förderung des Gesangs hatte in Danzig und der Umgebung nachhaltig gewirkt und hohe Bedeutung erlangt.

Musikalische Leiter vom 1. Januar 1818 bis 30.September 1917:
Theodor Friedrich Kniewel: 1818-1836 und 1838-1842
Gehilfen des Dirigenten:1820-1824 und 1828-1836:Boyd, 1825-1827: Illgner,1838-1842: Markull
Robert Boyd: 1837
F. W Markull: 1843-1858
Zweiter Dirigent 1855-1858: Rehfeld
Wilhelm Rehfeld: 1859-1866
Heinrich Collin: 1867-1875
Vertreter:1870/71: Franz Joetze
Heinrich Laudenbach:1875-1880
Zweiter Dirigent: 1875-1879: Dr. Martens
1879-1880: Konrad
Klavierlehrer Weyer
Karl Fuchs:1880-1881
Franz Joetze:1881-1890
Georg Schumann: 1890-1896
Ludwig Heidingsfeld:1896-1900
Karl Frank:1901
Fritz Binder seit 1901
Und damit ein schönes Wochenende.

Witz5
05.09.2015, 08:41
Hallo,
also ich lese die Beiträge von Belcanto immer mit großer Neugierde. Genauso groß ist mein Respekt vor seiner Fleißarbeit. Viele Fakten und ich frage mich, wie man so intensive Recherchearbeit hinbekommt. DANKE, Belcanto für so viel lesen- und wissenswertes. Freundliche Grüße FRANK

Belcanto
05.09.2015, 11:29
Vielen Dank für den Dank. Wenn die Beiträge gelesen werden hat die Arbeit gelohnt. Ein schönes Wochenende.

Belcanto
11.09.2015, 17:49
Jetzt käme ich zu dem Teil,"Aufführungen" der Danziger Singakademie, Tag der Aufführung, Veranlassung und Ort der Veranstaltung, Werk, Leiter der Auffürung, Mitwirkende und Solisten:
1. 1864/65 Karfreitag der 14. April; 3. Abo. Konzert im Apollosaal, Händel: Messias, Leiter:Rehfeld, Solisten:Fräulein Schneider, Fräulein Peters.
2. 1865/66 Samstag vor Totensonntag;Für die Predigenwitwen und Waisenkasse in der Bartholomäuskirche um 1900 Uhr, Mozart : Requiem,Leitung: Rehfeld, Solisten:Fräulein A. Liebert, Herr A.Jüncke, Fräulein Richter, Herr Ander.
3. 3. Februar 1866, Bartholomäuskirche, Haydn: Die Schöpfung, 1.und 2. Teil,Leitung: Rehfeld, Solisten: A. Jüncke, Fräulein Neumüller, Herr Ander.
4.Karfreitag 30 März 1867, Marienkirche, Karl Heinrich Graun, Passionskantate:Der Tod Jesu, Leitung: Rehfeld,Solisten: Fräulein Neumüller,Herr Ander, Herr Hocheimer.
5.3.Mai 1867,zu wohltägigen Zwecken, Petri-Kirche,Bach: Was mein Gott will, Mozart: "Ave verum" KV 618, Mendelsohn Psalm. 43 und Psalm 2,Leitung: Collin,Solisten:Fräulein Hentschke, Fräulein Feyerabendt, Herr R. Reuterer, Herr Edmund Cohn.
6.1867/68 für die Armen, Apollosaal, Händel: Samson und Dalila, Leitung:CollinSolisten:Fräulein Liebert, Albert Jüncke,Frau Küster.

Belcanto
13.10.2015, 10:29
Weiter geht es Freitag, mit einer Vereinsaufführung im Gewerbehaus um1800 Uhr. Es kommen zur Aufführung: Bach Kantate Actus tragius, „Gott ist die allerbeste Zeit, Bachwerkverzeichnis BWV 106, eine geistliche Kantate, ferner: Mendelssohn- Bartholdy: Christus, Oratorium: Erde, Hölle und Himmel, Mendelssohnwerkverzeichnis, MWV A 26 zumeist als „Christus“ bezeichnet. Leider nur als Fragment erhalten. Sowie Felix Mendelssohn- Bartholdy „ Die erste Walpurgisnacht“ nach der Ballade von Goethe, MWV, D3. Leitung Collin. Solisten: Fräulein Hentschke, Fräulein A. Liebert, Bockenhäuser (weiter nichts bekannt), Dr. van Kampen und Edmund Cohn.
1867/68 Karfreitag 10 April, kirchliche Feier in der Garnisonskirche 1800 Uhr. Mozart Ave Verum. KV 618 „ Ave Verum“ sind die ersten Worte eines Reimgebets in lateinischer Sprache, das Mozart am 17/18 Juni 1791, also in seinem Todesjahr in Musik fasste. Von Dmitri Bortniansky: Ehre sei Gott in der Höhe“. Leitung Professor Brandstätter, Solisten wie oben.
Freitag 1. Mai das Konzert fand in der Trinitatiskirche zugunsten der Breslerstiftung statt. Über die Breslerstiftung ist mir leider nicht bekannt. Aufgeführt wurden vom italienischen Komponisten Antonio Lotti für acht Stimmen. Johann Sebastian Bach: Motette „ Der Gerechte kommt um“, Motette für fünfstimmigen Chor, ferner Felix Mendelssohn- Bartholdy „Psalm 22 Mein Gott warum, hast du mich verlassen?“ Op.78,3, sowie Bach Kantate: Actus tragius (siehe oben) und erneut Mendelssohn, unvollendeter Christus. Leitung Collin, Solisten wie oben.
1868/69 Donnerstag 14. Januar Benefizkonzert zugunsten erblindeter Lehrer, Schützenhaus, 1900 Uhr. Zur Aufführung kam Händels Oratorium „Isreal in Ägypten“ Händelwerkverzeichnis, HWV 54, Leitung: Collin. Solisten: Fräulein Liebert Sopran, Fräulein Hentschke Sopran, Frau ?ertell Sopran, Fräulein Hewelke Alt, R. Reutener Tenor.
Karfreitag 26.März, Kirchliche feier in der Garnisonskirche, Programm nicht bekannt. Leitung Professor Brandstätter.
Samstag 1. Mai für Breslerstiftung im Schützenhaus 1830 Uhr, Felix Mendelssohn“Elias“ op. 70 (MWV 25), Leitung: Collin. Solisten: Frl. Liebert Sopran, Frau von Mauntz, Sopran,
Frl. M. Grünmüller, Sopran, Frl. Olschewski Alt, Frl. Sophie. Lentz, Alt, Frl. A. Jendritza, Alt. Frl. Behrendt, Alt. Bockenhäuser, Tenor, Richard Teutener, Tenor. Quassowski, Bass. Edmund Cohn, Bass. Albert Jüncke, Bass und Hauptmann Stein, Bass.
1869/70, Donnerstag 13. Januar, Vereinsaufführung im Schützenhaus 1900 Uhr. Franz Schubert Große Messe, Nr.6 Es- Dur. Leitung:Collin. Solisten: Frl. M. Haupt, Sopran. Frau Olschewski, Alt. Bockenhäuser Tenor.Richard Reuterer, Tenor. Edmund Cohn, Bass.

Belcanto
18.10.2015, 11:31
1870 Samstag 9. April, Schützenhaus, 1900 Uhr: öffentliche Generalprobe zu Bachs Matthäus- Passion unter der Leitung von Collin, Solisten: Frau Dr. Möller Sopran, Frl. Schlander, Alt, Edmund Chon, Bass, Hauptmann Stein, Bass. Sonntag Vereinsaufführung um 1000 Uhr Bach Matthäus Passion, Leitung Collin. Solisten: Domsänger Geyer Tenor, Domsänger Julius Schmock Bass, sonst die Solisten wie oben.
21. Januar 1871, Wohltätigkeitskonzert für die hiesigen verwundeten Krieger im Artushof. Zur Aufführung kam Roberts Schuhmanns, Liederzyklus:“Der Rose Pilgerfahrt“, op.112 eine märchenhafte Geschichte, wunderbar. Unter der Leitung von Franz Joetze. Solisten:Frl. Hentsche, Sopran, Frl. M. Feyerabendt, Alt, Louis Jüncke, Tenor, Felix Behrend Bass und Albert Jüncke Bass.
Dienstag 21. März, Vorführung anlässlich des Geburtstages von Kaiser Wilhelm I., im Schützenhaus. Zur Aufführung kamen: Moritz Hauptmann:“Salvum fac regem, Domine.“(Verleih uns Frieden, Herr und Gott), op.9. Robert Schuhmann:“ Zigeunerleben“ op.29,3.Max Bruch: „Jubilate und Amen, op.3. Nils Wilhelm Gade: „Erlkönigs Tochter“, op.30. (Ein sehr anspruchvolles Programm). Die Leitung hatte Franz Joetze. Solisten: Frl. Hentschke, Sopran, Frl. M. Feyerabendt, Alt. Felix Behrendt, Bass und Albert Jüncke, Bass.
1871/72 Totensonntag 25. November. Zur Erinnerung an die Verstorbenen und zur Begünstigung der bedürftigen Witwen. Aufführung im Schützenhaus. Zur Aufführung kamen: Bach Kantate Actus tragius, die ich oben bereits erwähnte. Ferner Luigi Cerubini: Requiem Nr.1 in c- Moll für gemischten Chor und Orchester. Leitung Collin, Solisten: Frl. B. Jordan, Alt. Franz Reuterer, Tenor. Edmund Cohn, Bass.

Belcanto
03.11.2015, 12:39
Mit hoher, musikalischer Qualität wurden die Veranstaltungen fortgesetzt und das Danziger Publikum bekam sensationell viel geboten.
Am Mittwoch den 31.Januar 1871 wurden durch die Liedertafel des Vereins im Gewerbehaus Chorlieder und Soloquartette unter der Leitung von Collin und den Solisten: F. Reutener, Richard Reutener, A, Jüncke und Edmund Cohn vorgetragen. Am. Sonntag den 24 März folgte im Schützenhaus, Bachs oratorische Matthäuspassion, BWV 244 unter der Leitung von Collin und den Solisten Frl. Kramp, Edmund Cohen, Kantor Odenwald aus Elbing, Frau Wüst und Ferdinand Reutener.
Anlässlich der Jahrhundertfeier der Zugehörigkeit Westpreußens zum preußischen Staat am 12. September in Marienburg, wurde Händels“ Judas Makkabäus“, (auch Maccabaeus), HWV 63, und zwar das Tenorrezitativ und Chor:“Seht er kommt mit Sieg gekrönt“, unter der Leitung von Collin und dem Gesang von Ferdinand Reutener vorgetragen. Judas Makkabäus war ein jüdischer Freiheitskämpfer der 160 vor Chr. gestorben ist.
Am Donnerstag den 5. Dezember wurde im Apollosaal, Mozarts Requiem KV 626 unter der Leitung von Prof. Brandstäter aufgeführt. Die Solisten waren. Frau Dr. Ziesmer, Sopran, Frl. B. Jordan, Alt, von Kieselnicki (Vorname nicht bekannt) , Tenor und Edmund Cohn, Bass. Anlässlich der Einweihung des Konzertsaales im Franziskanerkloster wurde am 27. Februar 1782, Beethovens Festspiel,“ Die Ruinen von Athen“, der Marsch und Chor unter Leitung von Collin gespielt. Weiter kam Felix Mendelssohn, Psalm 100:“ Jauchzet den Herrn alle Welt“, MWV B 45(1844) achtstimmig ohne Begleitung, sowie Händels Rezitativ und Chor aus dem Oratorium „Samson“ HWV 57, (Samson: Von der Sonne auch Diener Gottes), ferner Mozarts Chöre aus dem Requiem und Mendelssohns Chor aus dem Oratorium „Paulus“: Wachet auf, ruft uns die Stimme, MWV A14 zur Aufführung. Die Leitung hatte Collin.
Am Palmsonntag wurde im Apollosaal, Bachs Messe h-Moll, BWV 232 und Mendelssohn Oratorium Paulus unter der Leitung von vorgetragen. Solisten waren. Frau Julia Baum, Sopran, Frl. B. Jordan, Alt, Ferdinand Reutener, Tenor, Edmund Cohn sang den Paulus, Bass ferner von Kieselnicki und ein Student Schmidt.

Belcanto
11.12.2015, 13:53
Habe schon lange nichts mehr geschrieben, das lag nicht daran, dass ich keinen Stoff mehr hätte, sondern daran, dass ich mein neues Buch, noch in diesem Jahr zum Lektorat schicken wollte- das habe ich nun geschafft. Werde die Singakadademie bald fortsetzten und wünsche euch zunächst ein schönes Wochenende.

Bartels
12.12.2015, 22:39
Hallo Joachim,

auch Dir einen schönen dritten Advent und viel Erfolg für Dein Buch!

Und wir warten (un)geduldig ...

Belcanto
14.12.2015, 12:24
Fortsetzung 14.12.15
Die Vorführungen wurden am Dienstag den 9. Dezember 1873 im Schützenhaus fortgesetzt, und zwar mit Robert Schumanns weltliches Oratorium „Das Paradies und die Peri“, op50 von 1843, Uraufführung am 4. Dezember 1843, für Sopran, Mezzosopran, Alt, Tenor, Bariton, Bass. Peri ist persisch und bedeutet „Fee“ Die Leitung hatte Collin, die Solisten waren: Frl. M Grünmüller, Sopran; Frau M. Reutener, Alt; Ferdinand Reutener, Tenor; R. Reutener, Tenor; Edmund Cohn, Bass, Frl. Cl. Küster, Sopran; Frau Emilie Helmigrath- Wagner aus Dresden Sopran. Am Palmsonntag den 29. März 1874 wurden die Vorführungen im Schützenhaus, mit Händels Oratorium „Der Messias“ (auch Messiah geschrieben), HWV 56 unter der Leitung von Collin fortgesetzt. Die Solisten waren. R. Reutener, Tenor; Frl. Hel. Otto, Berlin, Sopran; Frl. M. Langenfels, Breslau, Alt; Herr Schock, Bass. Im gleichen Jahr am 28. November, wurde an gleicher Stätte, unter Collins Leitung, Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, Hab. XXI (Haboken- Verzeichnis). Das Haboken- Verzeichnis ist das gebräuchliche Verzeichnis, der Werke von Joseph Haydn aufgestellt von Anthony van Hoboken, einem niederländischen Musikwissenschaftler. Die Solisten waren: Frl. A. Jordan, Alt; R. Reutener, Tenor; Frl. Elisabeth Doniges, Breslau, Sopran; Domsänger Schmock, Bass.
Bei der nächsten Aufführung musste ich lange suchen, habe das Werk dann aber doch gefunden. Am 13. März 1874, wieder im Schützenhaus wurde von Friedrich Kiel, das Oratorium „Christus“ – Oratorium, op. 60 für Soli, Chor und Orchester (1870), Uraufführung am 4. April 1874 in Berlin (https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin) aufgeführt. Leitung Collin, Solisten: Frl. Kluwe, Sopran; R. Reutener, Tenor; Frau. Cl. Küster, Alt; Frl. A. Kling Schwalbach, Alt Glomme, Tenor, W. v. Schmidt, Bass. Am 11. März, kam im Schützenhaus, Max Bruchs „Odysseus“, Weltliches Chorwerk, Oratorium, op. 41(das Gegenteil zum weltlichen Chorwerk ist das Geistliche Chorwerk). Der Dirigent war jetzt Heinrich Laudenbach. Solisten:F. Reutener, Tenor; Frl. Adele Aßmann, Berlin, Alt; Jul. Schmock Domsänger, Bass, Frl. Breitenstein, Erfurt. So viel für heute.

Belcanto
19.12.2015, 12:11
Am Samstag den 16. Dezember 1876 stand die nächste Vereinsaufführung im Schützenhaus, wieder unter der Leitung von Heinrich Laudenbach an, diesmal das Oratorium „ Josua“ von Georg Friedrich Händel, HWV 64. Das Libretto ist dem Buch Josua, 1-11 und 14-15 entnommen. Zu dieser Zeit, als Laudenbach Dirigent war, war Dr. Martens Zweiter Dirigent. Die Solisten waren: Frl. Breitenstein, Erfurt, Sopran; Frl. A. A, Aßmann, Alt; Edmund Geyer, Domsänger, Tenor; Kantor Odenwald, Elbing, Bass.
1877 fanden drei Konzerte statt. Zwei im Schützenhaus am 7. April am und 8. Dezember, sowie am 12. Mai in der Petrikirche. Man hatten sich wieder einiges vorgenommen. So kam am 7. April Robert Schumanns „Szenen aus Faust“, zur Aufführung, was viele Experten, für eines der größten Werke der Romantik halten. Hierfür waren acht Vokalsolisten erforderlich, was für den Verein eine gewaltige Aufgabe bedeutet. Sieben Stimmen konnte man besetzten, und zwar mit: Frau Fajans, Sopran; Frl. M. Damme, Sopran; F. Reutener, Tenor, R. Reuteber, Tenor; Herr Focke, Bass, Frau Cl. Küster, Sopran, Dr. Felix Schmidt, Bass. Bei der zweiten Veranstaltung am 8. Dezember im Schützenhaus, wurde Joseph Haydns Oratorium “ Die Jahreszeiten“ (Hob XXI: 3) unter der Leitung von Laudenbach dargeboten. Das Landvolk präsentieren: Hanne Sopran: Frl. Baldamus, Opernsängerin; Simon:Dr. Felix Schmidt, Bass Berlin und Lukas: Robert Spörry Berlin.
In der Petrikirche am 12. Mai kam Johann Sebastian Bachs Coral „Was mein Herr will, das gescheh allzeit“ Kirchenkantate. BWV 111. Bei den barocken Bachkanten handelt es sich um mehrsätziges, musikaliasche Werke, in der Regel mit Chor, Orchester und Vokalsolisten. Ferner „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt, nach Hiob 19,25-27, fünfstimmig allerdings von Johann Michael Bach. (Er stammte auch aus der Familie Bach). Und nun stoße ich auf ein Problem. Im Programm steht nur Reichel „ Vater unser“. Ich habe aber keinen Komponisten Namens Reichel gefunden. Vielleicht kann jemand helfen? Ferner wurde Mendelssohn Psalm 43 „Richte mich Gott“, op .78 Nr.2 MWV B 46 (1866) aufgeführt.
Ich wünsche euch einen schönen 4. Advent.


4. Advent Nun leuchtet das vierte Licht, im herrlichen Schein, es klopft an der Tür, lasse den Herrn nun herein. Langes Warten hat nun ein Ende, jetzt kommt bald die ersehnte Wende.
Ankunft ist vorbereitet, Freude, die dich begleitet. Bis er tritt ins Haus hinein, soll die Freude bei dir sein. Strecke ihm froh deine Hände entgegen, dann wirst du empfangen göttlichen Segen, der dich beschützt auf all deinen Wegen. Der Segen soll Trost und Hoffnung schenken, und alle deine Geschicke lenken, Daran sollst du immer gerne denken. Joachim Schroetter

Belcanto
11.01.2016, 16:51
Am Palmsonntag den 14.1878 wurden die Aufführungen mit Verdis Requiem „ Messa da Requiem im Schützenhaus fortgesetzt. Ursprünglich wollte Verdi unter dem Eindruck des Todes von Gioacchino Rossini, mit zwölf namhaften Komponisten ein Requiem:“ Messa per Rossini“, komponieren. Er selbst wollte die Vertonung des Schlusssatzes übernehmen. Die Aufführung kam jedoch nicht zustande. Das Manuskript geriet in Vergessenheit. Als der Dichter Alessandro Manzoni (https://de.wikipedia.org/wiki/Alessandro_Manzoni) gestorben war, den Verdi sehr verehrte, machte er sich erneut an den Requiemstoff.
Diese Aufführung wurde Heinrich Laubenbach dirigiert. Die Solisten waren: R. Reutener, Tenor, Frl. Baldamus Opernsängerin, Sopran, Frl. Aßmann aus Berlin, Alt, Dr. Felix Schmidt, Bariton.
Einige Veranstaltungen wiederholten sich, weil sie erfolgreich waren und die Besucher die Musik gerne hörten. Es bestand somit kein Grund, das Programm zu ändern. So zum Beispiel: Felix Mendelssohn:“Paulus“ „ die erste Walpurgisnacht. Robert Schumanns.“ Zigeunerleben“ und Haydns: Die Schöpfung“, sowie Max Bruch: „Odysseus. Diese Werke habe ich schon kurz oben vorgestellt. Die Vorführungen am Palmsonntag den 6. April. 1778 und am 30.11.1878, sowie am 3. Dezember 1878 und am 25. Februar 1879 statt. Dirigent war Heinrich Laudenbach. Die Solisten waren fast die gleichen, mit Ausnahme von: Frl. Elisabeth Blech, Frau Fürstenberg und Herr Hasse aus Berlin. Ferner Frau Marie Hochschutz und Dr. Kowalek, Frl. E. Hopf, Frl. B. Jordan, Herr Städing, Opernsänger, Frl. B. Orlovius, Frl. Richter, Herr Mühe, Opernsänger.
Am Dienstag den 8. Juni fand das Sommerfest in Freudenthal statt. Und hier benötige ich wieder eure Hilfe. Im Programm steht „ Gesänge von Joetze“. Sonst weiter nichts. Im Internet habe folgenden Eintrag gefunden.
Composer: Franz Joetze (1839 - ?)
Listing of art song and choral settings in the database.
All titles of vocal settings in Alphabetic order
Es war ein alter König (http://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=7580), op. 22 (Text: Heinrich Heine)
Herr Olaf (http://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=84141), op. 13 (Text: Th. Draum) [x]
Morgensehnsucht (http://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=79600), op. 15 (Text: Hans Grasberger) [x]
Neuer Frühling (http://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=59410), op. 14 (Text: Otto Roquette)
Nichts Schöneres (http://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=13346), op. 19 (Text: Robert Reinick)
Seit er von mir gegangen (http://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=33609), op. 18 (Text: Robert Reinick) ( Quelle:
http://www.lieder.net/lieder/get_text.html?TextId=59410
Wenn ich das richtig deute, hat Franz Joetze verschiedene Texte vertont. Bei Muzyka w Gdanska ist auch eine Eintragung in polnisch bezüglich Joetze, die ich aber nicht übersetzten konnte. Ferner ist mir nur das Geburtsjahr 1839 bekannt. Vielleicht könnt ihr helfen.

Belcanto
12.01.2016, 15:34
Von Franz Joetze ist mir nur bekannt, dass er von 1881-1890 Dirigent war. Er ist wohl 1839 geboren? Ein Franz Joetze taucht in den Schriften des Vereins über die Geschichten des Bodensees und seiner Umgebung auf. Mehr habe ich eigentlich nicht von Ihm.

sarpei
12.01.2016, 15:40
Hallo Joachim,

hilft dir eventuell der nachstehende Link mit Google-Übersetzung?

https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=pl&u=http://www.gedanopedia.pl/gdansk/%3Ftitle%3DJOETZE_FRANZ_JOHANN_CARL&prev=search


Viele Grüße

Peter

Belcanto
12.01.2016, 16:36
Danke, damit kann ich schon eine Menge anfangen.

Belcanto
19.01.2016, 17:50
Nachdem mir Peter eine gute Info gegegben hat, habe ich jetzt auch mehr infos über Joetzte.

FRANZ Johann Carl Joetze (Jötze, 9. Dezember 1839 Kwidzyn - 7 und 1914 Insterburg, jetzt Chernyakhovsk, Region Kaliningrad), Organist, Chorleiter, Komponist und Musiklehrer. Ein Student Gymnasium City. (https://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&hl=de&prev=search&rurl=translate.google.de&sl=pl&u=http://www.gedanopedia.pl/gdansk/%3Ftitle%3DGIMNAZJUM_MIEJSKIE&usg=ALkJrhgG6GfCuZfXWBKumX4_toh1NT6SiA) Er studierte Musik in Berlin. In den Jahren 1866-1869 Musiklehrer und Musikbuchhändler in Chojnice. 1869 in Danzig als Dirigent Männerchöre, gemischten Chor Dirigent 1881-1890 Danziger Singakademie. Er unterrichtete Musik an einer Privatschule weiblich, ab 1876 auch in der Mittelschule Königs. (https://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&hl=de&prev=search&rurl=translate.google.de&sl=pl&u=http://www.gedanopedia.pl/gdansk/%3Ftitle%3DGIMNAZJUM_KR%25C3%2593LEWSKIE_REALNE_%2 8D%25C5%2582ugie_Ogrody%29&usg=ALkJrhgmCR8CNH-aRH5VXNp0SyRAyPcqKw) Im Jahre 1891 der Organist von St. (https://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&hl=de&prev=search&rurl=translate.google.de&sl=pl&u=http://www.gedanopedia.pl/gdansk/%3Ftitle%3DKO%25C5%259ACI%25C3%2593%25C5%2581_%25C 5%259AW._JANA_CHRZCICIELA_I_%25C5%259AW._JANA_APOS TO%25C5%2581A&usg=ALkJrhj3Vo1rK5qtdwMrMJDoGmejsRel0g) John. (https://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&hl=de&prev=search&rurl=translate.google.de&sl=pl&u=http://www.gedanopedia.pl/gdansk/%3Ftitle%3DKO%25C5%259ACI%25C3%2593%25C5%2581_%25C 5%259AW._JANA_CHRZCICIELA_I_%25C5%259AW._JANA_APOS TO%25C5%2581A&usg=ALkJrhj3Vo1rK5qtdwMrMJDoGmejsRel0g) Er komponierte Oratorien, darunter „Das Schloss am Meer auf den Text Elise Püttner (https://translate.googleusercontent.com/translate_c?depth=1&hl=de&prev=search&rurl=translate.google.de&sl=pl&u=http://www.gedanopedia.pl/gdansk/%3Ftitle%3DP%25C3%259CTTNER_JOHANNA_AUGUSTINA_ELIS E&usg=ALkJrhiibpv7Hhpm-gi7uvUfyCVwS0LJBw) (1997 von Janina Wieczerską übersetzt mit einem Schloss am Meer), Kantaten und Lieder. Er hat Werke von Chorgesang und der Singbewegung veröffentlicht. Im Jahr 1904 zog er mit seiner Tochter in Insterburg verheiratet. Er starb in einem Pflegezentrum.

sarpei
12.03.2016, 19:21
Hallo miteinander,

vielleicht erfreut die nachstehende Anzeige aus der Danziger Allgemeine Zeitung das eine oder andere Herz ...

20683


Viele Grüße

Peter

Belcanto
13.03.2016, 11:39
Vielen Dank für diese Anzeige. Es ist schön, wenn wir uns gegenseitig ergänzen. Mache demnächst weiter und kann zur Anzeige noch folgendes sagen: Die Leitung hatte Kapellmusikdirektor Fritz Binder, Sopran:Beatrice Noljora, Tenor: Fredy Busch, Bariton:Franz Fitzau. Danke

Belcanto
16.03.2016, 18:25
Nachdem an der Singakademie offensichtlich ein reges Interesse besteht mach ich mit der Veranstaltung am am Mittwoch den 15.Dezember 1880 weiter. An diesem Tag fand im Schützenhaus Händels Jubilate. Es handelt sich hierbei um die Vertonung des Psalm 100. Der spanische Erbfolgekrieg wurde 1713 durch den Friedensschluss von Utrecht beendet. In London erhielt der damals als Komponist und Virtuose bereits bekannte Händel von der Königin den Auftrag, für einen Festgottesdienst ein Tedeum zu komponieren. Dieses Werk, das bereits am 14. Januar 1713 vollendet war, war mit seiner knapp halbstündigen Dauer wohl zu kurz für eine große Siegesfeier. Händel vertonte deshalb - wohl als Ergänzung zum "Utrechter" Tedeum - die Worte des 100. Psalms. Danach folgte Robert Schuberts:“ Gott in der Natur“, Groß ist der Herr D757 Frauenchor. Es folge die von Josef Gabriel Rheinberger auf der Legende der heiligen Ida von Toggenburg fußende Chorballade Toggenburg op. 76 erfreute sich beim damaligen Publikum einer überaus großen Beliebtheit. Zum Abschluss wurde von Albert Hermann Dietrich „ Rheinmorgen für gemischten Chor und Orchester gespielt.
Die musikalische Leitung hatte Dr. Karl Fuchs. Die Solisten waren Frau Rick, Alt; Frau. R. Lehmann, Alt; f. Reutener, Tenor; und ein/e Focke, Bass. Man muss schon sagen für reinen Mittwoch ein breites umfassendes Programm, was den Danziger Bürgern hier geboten wurde.
Am Samstag den 26. Februar fand in Schützenhaus das 2. Sinfoniekonzert, wieder unter der Leitung von Dr. Fuchs statt. Gespielt wurde von Christoph Willibald Gluck, die Chöre aus Orpheus und Eurydike. Oper in drei Akten. Solistin war Fräulein Minor

Belcanto
01.04.2016, 09:49
Habe wieder einige Antworten erhalten und setzte die Singakademie bald fort.

Belcanto
01.05.2016, 10:40
Wir befinden uns im Jahr 1881. Am 30. März fand im Schützenhaus eine Vereinsaufführung statt. Und zwar Christus von Friedrich Kiel (1821-1885) op. 60 „Christus“ – Oratorium für Soli, Chor und Orchester (1870), Uraufführung am 4. April 1874 in Berlin (https://de.wikipedia.org/wiki/Berlin). Die Leitung hatte Dr. Fuchs, die Solisten waren Roell (Vorname?) , Tenor, F. Reutener, Tenor, Baron Senfft von Pilsach, Bariton, A. Jüncke, Bariton, E. Lüben Bariton, Fr. Cl. Küster, Sopran, Frl. Ad.Aßmann Sopran.
Die nächste Veranstaltung fand am 7. Dezember 1881 wieder im Schützenhaus statt. Diesmal auf dem Programm: Ferdinand von Hiller (1811-1885) Gott, der Beschützer seines Volkes (Wallfahrtslied), Bruch: Jubilate und Amen op. 3, großer Chor, Franz Liszt: Pastorale Schnitterchor aus dem Entfesselten Prometheus sowie Nils W. Gade : Erlkönigs Tochter op.30. Leitung Franz Joetze, Solisten: Frau Lehmann, Alt, F. Reutener, Tenor, E. Lüben, Bariton, Frl. K. Brandstäter.
Am 22. 1882 fand ein Benefiz im Schützenhaus statt. Programm: Felix Mendelssohn- Bartholdy: Chöre aus Loreley op. 98, erneut Psalm 120 mit Dr. Wilhelm Martens, Johann Ruprecht Dürrner: „Die Liebe gleicht dem April“, Heinrich Schäffer: Gute Nacht, Franz Joetze: Heraus Nachtgesang. Leitung: Franz Joetze, Solisten: Frl. Leinweber, Königsberg, Klavier Dr. Fuchs. Am 29. April fand im Schützenhaus die nächste Veranstaltung statt und zwar Mendelssohn: Elias, op.70as Oratorium sieht folgende Solo-Rollenstimmen vor: Elias – Bass, Die Witwe – Sopran, Obadjah – Tenor, Ahab – Tenor, Die Königin – Alt.Solisten: F. Reutener, Frl. Cl.Küster,Frau Wegener- Preßler Berlin.
Dann fand am 21. Juli 1882 das Sommerfest im Wald bei Sagorsch statt, hier sangen a- Capella- Chöre.Und damit für heute einen schönen 1. Mai.

Bartels
04.05.2016, 22:22
Hallo,

für die Fleissarbeit und zusätzliche Beiträge #64 bis #75 einen

Herzlichen Dank!

&

Belcanto
05.05.2016, 09:55
Ich danke euch auch, wenn es interessiert. Mache bald weiter. Einen schönen Vatertag, wünsche ich

Belcanto
10.06.2016, 14:49
Hallo liebe Landsleute. Mein neues Manuskript, nimmmt mich doch mehr in Anspruch, als ich gedacht hätte. Nun mache ich erst mal 14 Tage Urlaub in Südtirol und wünsche euch allen eine gute Zeit. Danach werde ich mich wieder verstärkt, der Danziger Singakademie widmen.

Belcanto
18.07.2016, 13:44
Fortsetzung 18.7.
Wie befinden uns im Jahr 1882, genau gesagt am 2. Dezember 1882. An diesem Tag wurde im Schützenhaus Händels „Samson“ (von der Sonne, auch Diener Gottes) aufgeführt. Ein Oratorium (Oratorium: Bethaus) in drei Akten von Georg Friedrich Händel. Samson ist eine Gestalt aus der Richterzeit des Alten Testaments, dort Simson genannt. Held des israelischen Stammes. Siehe Buch der Richter 13,24. Die Leitung hatte Franz Joetze. Mitwirkende waren: F. Reutener, Tenor; Frau Hildach, Dresden Sopran; Dr. Hildrach Bariton; Fräulein Schaernack, Weimar, Alt.
Ein paar Tage später am 8. Dezember 1882 fand ein Benefizkonzert statt. Franz Joetze „Galilei“. Es muss sich um eine Eigenkomposition von Joetze handel? Leider habe ich darüber nichts gefunden. Ferner kam der 1. Teil von Mendelssohn Oratorium op.70“ Elias“, der Geschichte des biblischen Propheten zur Aufführung. Ausführende waren: Frau R. Lehmann, Alt; F. Reutener Tenor; Frau und Herr Hildach.
Am 29.Januar 1883 fand im Schützenhaus ein Konzert, zur Linderung der Überschwemmungsschäden am Rhein statt. Es wurden verschiedenen a Kapella- Lieder zusammen mit dem Danziger Männergesangverein und der Philharmonischen Gesellschaft zur Aufführung gebracht.
Am 17.April 1883 fand eine weitere Vereinsaufführung statt, und zwar Robert Schumanns Oratorium „Das Paradies und die Peri“, op.50. Solisten: Frau Eick, Alt; Herr Röckner, Bass; E. Reutener Tenor; Dr. Hinze, Tenor; Frau Küster, Sopran; Peri (Elfe): Frau Müller-Ronneburger.
Weiter ging es am 4.Juli mit dem Sommerfest. Es kamen unter der Leitung von Joetze, Lieder zur Aufführung.
Am 9. November 1883 fand die 400jährige Jubelfeier der Marienkirche statt. Zur Aufführung kam „Luther in Worms“ von Ludwig, Siegfried Meinardus. Joetze hatte die Leitung. Solisten: Oskar Moor, Bariton, F. Reutner, Tenor; Albert Jüncke, Bass, Frau Küstner, Sopran sowie der Danziger Männergesangverein.
Am 10. November 1883 ebenfalls zur 400jährigen Jubelfeier konnten sich die Zuhörer an Händels „Messias“ erfreuen. Solisten wie am 9. November. Das Programm wurde am 28.1884 im Schützenhaus mit Haydns, Oratorium „Die Jahreszeiten“ unter der bewährten Leitung von Joetze fortgesetzt. Solisten F. Reutener, Tenor; Fräulein K. Brandstätter.
Am 29 April folgte im Vereinsheim die „Missa solemnis (feierliche Messe) vom italienischen Komponisten Luigi Cherubini. Auch diese Angabe muss ich mit einem Fragezeichen versehen. Zwar hat Cherubini Messen geschrieben, aber meines Wissens keine die dem Typus einer „Messa solemnis“ entspricht. Nun ja, das ist auch weiter nicht von Bedeutung. Die Ausführenden waren: Frl. Fürst, Alt; Herr Kuschinski, Tenor.
Am 28.Juni fand das Sommerfest in Freudenthal bei Oliva statt. Es kamen 12 a Kapella -Lieder zur Aufführung.

Belcanto
01.08.2016, 14:05
Fortsetzung 1.8
Das ambitionierte Programm wurde am 25. November 1884 im Schützenhaus mit Albert Hermann Dietrichs „Der Rheinmorgen“. Dietrich (1829-1908) war Dirigent und Komponist fortgesetzt. Ferner wurde von Josef Gabriel Rheinberger „Christophorus“ unter der Leitung von Joetze vorgetragen. Die bewährten Solisten waren: F. Reutener, Tenor; Frau Hildach aus Dresden, Sopran; Frau Geiger aus Stolzenburg, Alt.
Am 23. Februar 1885 fand zum 200- jährigen Geburtstag, Georg Friedrich Händels am 23.Februar 1685 in der Aula des Städtischen Gymnasium eine Jubiläumsveranstaltung, für den großen Komponisten statt. Natürlich stand Händels „Messias“ (Händelsches- Werk- Verzeichnis 56, HWV) unter der Leitung von Joetze auf dem Programm.
Am 19. April 1885 fand zum 200- jährigen Geburtstag von Johann Sebastian Bach, der am 21.März 1685 geboren wurde, im Schützehaus, zu seinen Ehren erneut eine Jubiläumsfeier statt. Zur Aufführung kam die „Matthäuspassion“ (Bach-Werk- Verzeichnis 244, BWV), mit großem Chor mit 30 Knaben und unter Leitung von Joetze. Die Solisten waren: Fräulein von Rechenberg aus Erfurt, Sopran; Fräulein. H. Spieß aus Wiesbaden, Alt; Kammersänger Alwary aus Weimar, Tenor und Max Stange, Bariton.
Am 27.Juni 1885 feierte man das Sommerfest des Kind- und Waisenhauses Pelonken. Hier kamen verschiedene Lieder darunter die Frühlingssinfonie von Markull. Am Totensonntag den 22. November 1885 fand in der Marienkirche unter der Gesamtleitung von Markull ein bunt gemischtes Programm statt. Es kam von Michael Haydn, dem Bruder von Joseph Haydn:“ Tenebrae factus sunt“, Finsternis brach herein......, ein Wechselgesang, sowie Bachs:“Wenn ich einmal scheiden muss“, aus der Matthäuspassion zur Aufführung.
Den Musikbegeisterten Danziger Publikum, wurde ständig ein hochklassiges, abwechselungsreiches Programm geboten.

Belcanto
08.08.2016, 12:20
Fortsetzung 8.8.
Am 12.1885 Dezember wurde im Schützenhaus vom Komponisten Albert Müller (1834-1899) ein Stück aufgeführt? Hier bin ich mir nicht ganz sicher, ob Müller oder vielmehr Carl Friedrich Zöllner (1800-1860) das Stück vertont hat. Im Werkverzeichnis von Müller, konnte ich das Stück nicht finden. Auf jeden Fall hatte wieder Franz Joetze die Leitung. Die Solisten waren: E. Reutener, Tenor; Frau Küster Opernsängerin, Sopran. Am 10. April 1886 wurde erneut Händels „Der Messias“ aufgeführt, den ich schon besprochen habe. Im Juli des gleichen Jahres fand das Sommerfest statt, bei dem neun Lieder dargeboten wurden.

Am 20 November 1886 fand am Totenfest fand eine Jubiläumsfeier für F.W. Markull statt, von dem an anderer Stelle schon die Rede war, statt. Der nach meinen Unterlagen 30 Jahre lang Dirigent war. Mit dem „Gedächtnis der Entschlafenen“ unter der Leitung von F.W. Markull wurde den Toten gedacht. Vortragende waren: F.Reutener, Fräulein K.B.Brandstäter und Max Stange aus Berlin.

Am 20.April wurde im Schützenhaus erneut Felix Mendeslssohn Oratorium „Paulus“ op 36 über das Leben und Wirken des Apostel Paulus aufgeführt, auf das ich schon zu sprechen kam. Dirigent war wieder Franz Joetze. Die Solisten: Fräulein Elisabeth Fischer, Alt; Ferdinand Reutener, Tenor; Frau Küster, Sopran und Herr Ständing, Hofopernsänger.
Am 30. November kam erneut Haydns Oratorium „Die Schöpfung“, auf das ich schon zu sprechen kam unter Joetze zur Aufführung. Die Solisten Waren. Ferdinand Reutener, Fräulein Brandstäter; Frau Metzdorf-Matzka, Sopran und Dr. Friedländer, Bariton, Berlin.

Belcanto
14.10.2016, 16:47
Fortsetzung 14.10.16
Am 22. März fand im Schützenhaus eine Erinnerungsfeier für Kaiser Wilhelm I. statt, der am 9. März 1888 verstorben war. Es kam Mozarts Requiem, in d-Moll (KV 626) aus dem Jahr 1791 Zur Aufführung. Wolfgang Amadeus Mozarts letzte Komposition, Mozart starb am 5. Dezember 1791. Das Requiem stand unter der Leitung von Franz Joetze. Solisten waren Frau E. Fischer, Alt; Ferdinand Reutener, Tenor; Fräulein Brandstätter, Sopran; Opernsänger Krieg, Bariton. Am Ostermontag den 2. April 1888 fand zugunsten der Überschwemmten in der Petrikirche, ein Benefizkonzert statt. Wieder das Requiem von Mozart allerdings mit begrenzten Chor.
Am 26.April fand im Schützenhaus die nächste Vereinsaufführung statt, und zwar das romantische Oratorium „Odysseus“ op.41 von Max Bruch. Dirigent war wieder Franz Joetze. Solisten: Ferdinand Reutener Tenor Küster, Sopran; Opernsänger Städing, Bariton, Fräulein Brandstätter; Fräulein H. Suhr, Opernsänger Krieg.
Am Dienstag den 4. Dezember folgte im Schützenhaus die Aufführung von Georg Friedrich Händels „Josua“. Ein Oratorium in drei Teilen unter der Leitung von Joetze. Den „Josua“ sang Ferdinand Reutener, Frau Küster die „Othniel“, Sopran, Fräulein Brandstätter die „Ascha“ Calebs Tochter, den „Caleb“ Herr Hill-Schwerin; Bass. Eine weitere Veranstaltung war Robert Schumanns „ Der Rose Pilgerfahrt“, op.112 ein Liederzyklus einer märchenhaften Geschichte und bei der gleichen Veranstaltung auch Felix Mendelssohn Bartholdy„ Die erste Walpurgisnacht“ op.60, (MWV 3) nach einer Ballade von Johann Wolfgang von Goethe in Musik gesetzt von Felix Mendelssohn- Bartholdy. Solisten: Frl. Alma Mayer, Sopran; Frl. M. Mix, Sopran; Frl. Rohleder; Sopran; Frl. Cosack; Alt, Ferdinand Reuter, Tenor; Dr. Goldschmidt; Bass, Frl. A Hoffmann, Sopran.
Zum Abschluss des Konzertjahres 1888 folgte im Schützenhaus noch Mendelssohn Oratorium „Elias“, op.60 (MWV A25). Mit Ferdinand Reuter, Frau Küster, Opernsänger Paul Jensen Dresden, Frl. Stephan, Breslau.
Und damit für heute ein schönes Wochenende.

Belcanto
26.10.2016, 13:41
Fortsetzung 26.10.16

Wie den Jahren davor, wurden die Vereinsaufführungen im Schützenhaus, am 5. März 1890 mit einer Liedertafel fortgesetzt. Verschiedene Chöre und die Solisten Ferdinand Reutener, Frau Küster, Frl. Brandsätter und Frl. Hoffmann boten unter der Leitung von Franz Joetze ein rechhaltiges Programm an.
Am 27. März folgte eine weitere Vereinsaufführung mit Joseph Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“, mit Ferdinand Reutener, Opernsänger Städing und Opernsängerin Frl. H. Schacko unter der Leitung von Franz Joetze.

Am 9. Dezember 1890 wurde unter der neuen Leitung von Georg Schumann, Robert Schumanns Oratorium (op 50) „Das Paradies und die Peri“, auf das ich unten schon eingegangen bin erneut aufgeführt. Franz Joetze war von 1881-1890 der musikalische Leiter und wurde nun von Georg Schuman, der die Leitung bis 1896 innehatte. Die Solisten an diesem Abend waren: Frl. V. Wendt, Sopran; Frl. A. Wendt, Alt; Frau Küster, Sopran, Frl. Helene Suhr, Alt. Am Samstag den 4. April folgte die Bachkantate“Ein feste Burg ist unser Gott“ (BWV 80) und Johannes Brahms:“ Ein deutsches Requiem“ op 45 unter der Leitung von Georg Schumann. Es sangen: Frl. K. Brandstätter und Hermann Gutsche Frankfurt am Main. Im Jahr 1890 fanden nur diese zwei Veranstaltungen statt.
Die Vereinsaufführungen wurden am 8.Dezember 1891, mit Robert Schumanns:“Szenen aus Goethes Faust“ fortgesetzt Es sei „das Schönste“, was die deutsche Romantik hervorgebracht habe, meinten die Kritiker. Ferner wurde Beethovens neunte Sinfonie in d-Moll op 125 mit Schlusschor dargeboten. Damit endete das Musikjahr 1891 und wird beim Nächsten mal mit dem Jahr 1892 fortgesetzt.

Belcanto
06.12.2016, 13:40
Fortsetzung 6.12.
Am 29. März 1892 wurden die Konzerte mit Georg Schumanns „Amor und Psyche, op 3. fortgesetzt. Amor und Psyche, ist ein weitverbreitetes Sujet, in der bildenden Kunst der Antike. Amor und Psyche wurde oft vertont, so auch von Georg Schuhmann (1866-1952), Komponist, Pianist, Dirigent und Pädagoge und von 1890 bis 1896 Musikdirektor in Danzig. Die Solisten waren: Hauptmann von der Marwitz, Bariton; Dr. Goldschmidt, Bass; Frau A. Küster, Sopran; Fräulein Helene Suhr, Alt; Fräulein Oberbeck, Leipzig Sopran; Zarnekow Berlin, Tenor, Fräulein Rautenberg aus Tilsit, Alt.
Am 6. Dezember 1892 fand das 75 - jährige Jubelfest der Singakademie im Schützenhaus statt. Gespielt wurde Händels Oratorium Judas Makkabäus (Jüdischer Freiheitskämpfer), HWV 63, der Festprolog war von Dr. Johann Scherler, vorgetragen von Fräulein Louise Fewson. Dirigent Georg Schumann. Solisten. Ferdinand Reutener, Tenor Fitzau, Bariton; Fräulein M. Berg Nürnberg, Sopran; Fräulein Clara Schacht, Alt.
Die nächste Veranstaltung fand am 10. Dezember 1892 statt. Zur Aufführung kam: Robert Schumanns „Abendlied“, op 85 (Männerchor), Franz Schuberts „ Ständchen“ Leise flehen meine Lieder.....“, aus dem Liederzyklus Schwanengesang sowie zwei altfranzösische Volkslieder, bearbeitet von Robert Reineck. Reineck war ein deutscher Maler und Dichter. Er wurde am 22. Februar 1805 in Danzig geboren.
Am 25. April 1893 wurde im Schützenhaus Bach Matthäuspassion, BWV 244 und der Leitung von Georg Schumann aufgeführt. Solisten Frau Clara Küster, Sopran Fitzau, Bariton, Fräulein L. Schärnack; Alt und Carl Dierich, Tenor.
Am 29. Oktober 1893 fand im Apollosaal ein Liederabend, mit Lieder von Robert Schumann statt und am 19.November folgte im Apollosaal, ein weiterer Liederabend mit zwei Liedern von Felix Mendelsohn- Bartholdy und zwei Lieder von August Södermann.
Zum Abschluss des Jahres 1893, fand am 3. Dezember wieder im Schützenhaus, Bachs Weihnachtsoratorium, BWV 248, Teil 1-3 von insgesamt sechs Teilen statt. Teil 1:“Jauchzet, frohlocket.“ Teil 2: „Und es waren Hirten in derselben Gegend.“ Teil 3 : „Herrscher des Himmels erhöre das Lallen.“ Ferner wurde Johannes Brahms „ Schicksallied“, op 54 und Mendelsohn Walpurgisnacht unter der Leitung von Georg Schumann aufgeführt. Die Solisten waren Reutener, Franz Fitzau und Fräulein Anna Stephan. Das Weihnachtsoratorium und das Schicksalslied, wurden zum Ersten mal in Danzig aufgeführt.

Belcanto
28.01.2017, 14:33
Mein Gott wie die Zeit vergeht. Heute nun weiter 28. Januar 2017
Wir befinden uns im Jahr 1894. Am 21. Januar fand im Apollosaal eine Abendunterhaltung mit fünf altfranzösischen Liedern in der Bearbeitung von Reinecke unter der Leitung von Schumann statt.
Am Karfreitag den 23. März fand im Schützenhaus ein eigenes Konzert und zwar Bachs Mattäuspassion statt, über die wir schon gesprochen haben. Die Leitung hatte Georg Schuhmann. Die Solisten waren: Sigurd Lunde Opernsänger, Tenor; Fräulein Johanna Brackenhammer, Alt, Opernsänger Franz Fitzau, Bariton; Frau Seebach, Alt; Fräulein Brandstädter, Sopran; Fräulein M. Brackenhammer Sopran.
Am 24.April folgte erneut eine Abendveranstaltung im Apollosaal, mit Johannes Brahms Schicksallied, op 54 „Ihr wandelt droben im Licht“, unter der Leitung von Schumann. Davor wurde am 6. März das sechste Abo-Konzert Schumanns mit Beethovens IX. Sinfonie, d- Moll, op.125 die letzte vollendete Sinfonie von Ludwig van Beethoven aufgeführt. Solisten F. Reutener, Tenor, Frau Küster, Sopran; Fräulein Helene Suhr, Alt; Oskar Schneider Bass.
Am 28.Oktober wurde wieder zu einer Abendveranstaltung im Apollosaal eingeladen. Es wurde drei Lieder von Schuhmann und von Johannes Brahms Volkslieder dargeboten. Die Leitung lag bei Georg Schumann. Solisten waren die Vorsänger und der Chor. Am 22. Januar 1795 wurde diese Veranstaltung wiederholt. Am 6. Februar wurde das Musikleben in Danzig mit einer weiteren Abendveranstaltung im Apollosaal mit Sololiedern fortgesetzt. Solisten waren: Fräulein A. Rohleder; Sopran; Fraulein M. Jelski, Alt; F. Reutener, Tenor. P. Muscate; Bariton.
Am 20. Februar wurde ein weitere Abo-Konzert veranstaltet. Allerdings diesmal im Stadttheater. Zur Aufführung kam die Faust Sinfonie von Franz Liszt mit Opernsänger Alexander Wellig und Chor.

Belcanto
03.05.2017, 11:48
Heute möchte ich mit der Reise der Danziger Singakademie fortfahren. Das kulturelle Jahr 1895 beginnt mit einer Veranstaltung am 10. März im Apollosaal. Zur Aufführung kommen Robert Schuhmanns Chor: Das Schifflein, Romanzen und Balladen, Op146 No 5 von 1849 und Joseph Haydn`s, Chor „Der Sturm“. Sehr eindrucksvoll ihr solltet auf YouTube das Werk mal anhören. Der Sturm entstand während der Zeit der Sturm und Drang- Periode. Der Chor wurde zum ersten Mal vierhändig mit Klavier begleitet. Am Karfreitag den 12. April, wurde im Schützenhaus, wieder unter der Leitung von Dirigent Georg Schumann erneut Johann Sebastian Bachs oratorische Passion die´Matthäuspassion, BWV 244 vorgetragen, auf die ich an anderer Stelle schon eingegangen bin. Die Solisten waren diesmal: Fräulein J. Brackenhammer, Alt und einige Künstler aus Berlin.
Am 27. 4.fand im Schützenhaus erneut eine Vereinsaufführung unter der Leitung von Georg Schumann statt, diesmal: Felix Mendelssohn- Bartholdy, Psalm 42, „Wie der Hirsch schreit. Kantate für Sopran und gemischtem Chor, MWV A 15. Text nach dem alttestamentarischen Psalm 42.. Die Solisten waren: Ferdinand Reutener, Tenor; Opernsänger Franz Seebach, Bariton; Fräulein Luise Ottermann Berlin. Ferner Johannes Brahms „Ein deutsches Requiem“ op45 für Sopran, Bariton und Chor. Zum ersten Mal in Danzig. Solisten. F. Reutener, Waldemar Sieg Tenor; Franz Seebach, Frl. Luise Ottermann. Am 3.November folgte ein Schuhmannabend. Aufgeführt wurde Robert Schumann´s „Der Rose Pilgerfahrt“ Teil 1, ein romantisches Kunstmärchen. Ein Liederzyklus. Solisten: F. Reutener, Fräulein Rohleder, Paul Muskate Bariton, Fräulein, M. Engler und Fräulein H. Suhr.
Am 26. November kam Hadyn`s Oratorium „Die Schöpfung“ im Schützenhaus zur Aufführung, in dem die Erschaffung der Welt nach dem 1. Buch Mose thematisiert wird. Die Leitung hatte wieder Georg Schuhmann. Die Solisten kamen aus Nürnberg, Leipzig und Braunschweig. Das Musikjahr 1895 endete am 12. Dezember mit Beethoven`s IX. Sinfonie, d-Moll op. 125 (Schlusschor)Solisten:F. Reutener, Fräulein Johanna Richter, Fräulein Suhr und George Beeg

Belcanto
06.10.2017, 09:44
Fortsetzung 6.10.2017
Ich möchte heute die Beiträge zur Danziger Singakademie fortsetzten.
Wir schreiben das Jahr 1896. Musikalisch beginnt es am 16. Januar, im Schützenhaus mit Robert Schumanns IV. Sinfonie, d-Moll op120. Schumann vollendete die Sinfonie zur Clara Schumanns Geburtstag. Ferner wurde an diesem Tag Wagners Kaisermarsch, ein patriotischer Marsch B-Dur, der anlässlich der Gründung des Deutschen Reiches am 18.Januar 1871, komponiert wurde. Wagner, stellte ihn allerdings erst am 15.März 1871 fertig. Dirigent war Georg Schumann.
Am 26.Januar 1871 wurde im Apollosaal Schumanns „Der Rose Pilgerfahrt“ vorgetragen. Ein Märchenidyll nach einer Dichtung von Moritz Horn, das schon oben erwähnt habe. (wunderbar) Dirigent war wieder Georg Schumann. Die Solisten waren: Fräulein Rohleder Sopran; F. Reutener Tenor; Paul Muscate; Bariton; Fräulein H. Suhr Alt. Am 16.Februar folgte eine weitere musikalische Unterhaltung im Apollosaal, wo verschiedene Komponisten zur Aufführung kamen, u a Peter Carl August Cornelius: Das Tanzlied op.20 Nr.4, ferner Johann August Södermann: Agnus Die: für gemischten Chor und Franz Schubert: Das Ständchen, aus dem Liederzyklus Schwanengesang.
Am 22. März fand ein weiterer musikalischer Abend im Apollosaal statt. Mit Anton Grigojewitsch Rubinstein: Die Nixe, op 63 für Frauenchor Klavier und Orchester, sowie Johann Gottfried Vierling: Zigeunerlied, sowie der Elegische Gesang von Ludwig van Beethoven, op 118: „Sanft wie du lebest hast du vollendet“ (zum ersten Mal in Danzig)
Am Karfreitag den 3. April, wurde im Schützenhaus erneut Bachs Matthäuspassion, BWV 244 aufgeführt, die wir schon oben erwähnt haben. Gregor Schumann führte war wieder der Dirigent und die Solisten waren: Fräulein Elisabeth Pannenberg, Sopran; Hofsängerin Fräulein Johanna Brackenhammer, Alt; Prof. F. Schmidt, Tenor. Am 25.April folgte eine Vereinsaufführung von Verdis Requiem (Messa da Requiem). Die Solisten sind nicht einfach zu ermitteln. Frau Omür Harloff ,Wmr?, Sopran; Fräulein Cäcilie Petrine Kloppenburg, Frankfurt/Main , Alt. Heinrich Zeeler, Weimar Tenor. Kammersänger Staudigl, Berlin, Bariton.
Am 4.Mai wurde erneut Schumanns „Der Rose Pilgerfahrt“, aufgeführt. Die Solisten waren: Fräulein Rodleder, Sopran. F. Reutener, Tenor. Paul Muscate, Bariton, Fräulein M. Engler, Sopran und Fräulein H. Suhr

Belcanto
21.10.2017, 13:55
Im Jahr 1896 fanden noch zwei weitere Veranstaltungen statt. Und zwar am 18. November ein Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Diakonie. Zur Aufführung kamen zwei Chöre aus Felix Mendelssohn - Bartholdy Oratorium „Elias, op 70, MWV A 25 1. „Siehe die Hüter Israels“, Psalm 121,4 und 2.“Wer bis ans Ende beharrt wird selig“ Matthäus 24,13. Die Leitung hatte Dr. Karl Fuchs. Elias: über die Geschichte des biblischen Propheten Elias

Felix Mendelssohn- Bartholdy entstammte einer bürgerlichen, jüdischen Familie. Das gleiche Stück wurde am 15. Dezember 1896 im Schützenhaus wiederholt. Diesmal unter der Leitung von Ludwig Heidingsfeld. Die Solisten waren: Ferdinand Reutener, Fräulein Emma Hiller Kammersängerin aus Stuttgart, Fräulein Cäcilie Koppenburg, Fräulein Franziska Fitzau Zürich.
Das neue Jahr 1897 begann musikalisch am 19. Februar mit einem großen Wohltätigkeitskonzert zugunsten des Orchesterpensionsfonds. Mit Luigi Cherubini das „Gloria aus „Missa solemnis Nr.1, Missa solemnis: Bedeutet feierliche Messe, Missa brevis: kurze Messe. Richard Wagners Huldigungschor des Hans Sachs (Schuster) aus Meistersinger von Nürnberg und zwei Chöre“Würdig ist, das Lamm, das geschlachtet wurde. (Offenbarung des Johannes 5,12-14) und Halleluja (ebenfalls Offenbarung des Johannes) aus Georg Friedrich Händels Messias, HWV 56. Dirigent war wieder Ludwig Heidingsfeld.Ein sehr anspruchsvolles Programm wie ich finde.

Am 6. April wurde der Messias erneut wiederholt.

Belcanto
01.05.2018, 09:33
Hallo guten Morgen und einen schönen 1. Mai.
Ich stoße bei meinen Ausführungen über die Danziger Singakademie immer wieder auf Fragen, die ich selbst nicht beantworten kann. So ist an einer Stelle meiner Unterlagen von Heidingsfelds Schützenhaus die Rede. Dass es das Schützenhaus gab, ist mir bekannt aber mit Heidingsfeld kann ich nicht anfangen. Pächter, Eigentümer? Dann geht es um ein Sommerfest des Pelonker Waisenhauses. So weit ich weis, gab es eine Pelonker Straße und einen Pelonkerweg in Oliva.

Belcanto
01.05.2018, 11:03
Wir schreiben das Jahr 1897. Zwischenzeitlich weis ich auch, dass es sich bei Heidingsfeld um Ludwig Heidingsfeld handelt.
Am 27. April fand im Schützenhaus, eine eigenes Konzert mit Kapella- Chören statt- am. 12. Juni folgte das Sommerfest, bei dem Chorlieder ohne Begleitung gesungen wurden. Am 13. Oktober folgte ein weiteres Konzert im Apollosaal. Es wurden vierstimmige Frauenstimmen vorgetragen. Und in der Abendveranstaltung am 9. November im Apollosaal wurden Johannes Brahms Lieberlieder op. 52 und Schumanns Zigeunerleben, aus drei Gedichten op. 29 vorgetragen.
Am 30. November folgte eine Vereinsaufführung wieder im Schützenhaus. Ein deutsches Requiem nach den Worten der hl. Schrift, von Johannes Brahms und drei Gesänge von Brahms, wurden unter Leitung von Ludwig Heidingsfeld aufgeführt. Die Solisten kamen aus stuttgart und Frankfurt. Und am 13. Dezember folgte erneut ein eigenes Konzert im Apollosaal.
Drei Madrigale (mehrstimmiges Volksstück), für gemischten Chor, zwei böhmische Volkslieder, zwei Lieder für gemischten Chor und drei Romanzen, erklangen am 17. Dezember im Apollosaal.
Am 11. März 1898, kam „Der Frühling“,op. 39 von Georg Vierling für gemischten Chor zur Aufführung. Am Karfreitag den 8. April wurde Johann- Sebastian Bachs, Johannispassion , BWV 245 vorgetragen. Die Solisten kamen nicht aus Danzig. Am 11. Juni ging es mit dem Sommerfest weiter, wo verschiedene Chorlieder zur Aufführung kamen. Es folgte am 27. November ein Konzert für gemischte Chöre. Das Jahr 1898 wurde mit Robert Schumanns.“ Szenen aus Goethes Faust“, Felix Mendelssohn „Loreley“ op. 98 und Richard Wagner mit Stücke aus „Die Meistersänger von Nürnberg“ abgeschlossen.

Belcanto
31.05.2018, 16:23
31.5.2018
Im Jahr 1899 wurden im Schützenhaus nur zwei Aufführungen durchgeführt. Am 21. März Georg Friedrich Händels Oratorium Samson, in drei Akten, HWV 47. Samson eigentlich Simson, der „von der Sonne“, ist eine Figur aus dem Alten Testament. Er wird im Buch der Richter, bei Kapitel 13-16 erwähnt.
Als ein Auserwählter Gottes blieb er durch seine unbezwingbare Stärke für die Philister unbesiegbar, solange er sein Haupthaar ungeschoren ließ, wodurch er die Unterdrücker Israels oftmals besiegte. Seine Frau Dalia verriet das Geheimnis an die Feinde. Er wurde gefangen genommen, sein Haar geschoren u s. w. Das Drama nahm Händels zum Anlass, dieses Oratorium zu schreiben. Das Volk der Philister siedelte sich im 12. Jahrhundert an der Küste Palästina an. (Palästina= Philister). Ein Auserwählter, ein Nasiräer, ein Geweihter wie es Samson auf Weisung Gottes sein soll, muss verschieden Arten der Enthaltsamkeit, auf sich nehmen.
Die zweite Veranstaltung im Jahr 1899 fand am 19. Dezember mit dem Oratorium „Franziskus“, op. 36, vom belgischen Komponisten Edgar Tinel im Schützenhaus unter der Leitung von Ludwig Heidingsfeld statt. Die Solisten waren: Fräulein K. Brandstädter, Sopran, Opernsänger Gustav Friedrich und Kammersänger Kronberger.
Auch im Jahr 1900 fanden nur zwei Veranstaltungen wieder im Schützenhaus, und zwar am 28. März Max Bruchs Oratorium Odysseus, op. 41 und am 12. Dezember Haydns Oratorium: Die Jahreszeiten statt. Die Solisten waren nicht aus Danzig.
Am 11. März 1901 folgte im Schützenhaus ein Konzert unter der Leitung des neuen Dirigenten von Karl Frank. Es kam Beethovens 9. Sinfonie d-Moll op. 125 zur Aufführung. Die Solisten kamen nicht und Danzig. Am 27. März folgte eine Vereinsaufführung wieder im Schützenhaus mit dem Oratorium, von Felix Mendelssohn- Bartholdy, Paulus op. 36 MWV. A 14. Die Solisten kamen nicht aus Danzig. Das musikalische Jahr 1901 endete mit einer Aufführung im Apollosaal mit kleiner Chorbesetzung ohne Begleitung einer weiteren Vereinsaufführung, mit dem Oratorium von August Klughardt: Die Zerstörung Jerusalems, op. 75., unter der der Leitung von Fritz Binder.
Zu den drei oben erwähnten Dirigenten wäre folgendes zu sagen.
Ludwig Heidingsfeld stammte aus Schlesien. Er trat am 3. Oktober 1896 die Nachfolge von Georg Schumann an. Im September stellte er einen schriftlichen Antrag, den „Danziger Gesangverein“ umzutaufen und fortan „Danziger Singakademie“ zu nennen, um Verwechselungen und anderen Vereinsnamen auszuschließen. Der Vorschlag wurde angenommen. Somit hieß seit 25.September 1899 der Verein „Danziger Singakademie. Sein Nachfolger wurde Karl Frank der seit 1899 in Danzig lebte und auch als Musikkritiker der Danziger Neuesten Nachrichten tätig war. Vorsitzender war Dr. Med. Sanitätsrat Ernst Scharffenorth. Der Nachfolger von Karl Frank wurde Fritz Binder der auch als Pianist auftrat. Ganz besonders ist zu erwähnen, dass Binder bei Kriegsausbruch, seine gesamte künstlerische Tätigkeit in den Dienst der Kriegswohlfahrt stellte und auf alle Gehälter und Einnahmen zugunsten kriegswohltätiger Zwecke verzichtete.

Felicity
05.06.2018, 12:00
Hat nichts mit der Singakademie zu tun, will Dir nur sagen wie sehr mich Deine Ausdauer beeindruckt, Belcanto. Wenn Du mehr in die moderne Zeit kommst, hast Du da auch Namen ? Liebe Gruesse von der Feli

Belcanto
05.06.2018, 15:30
Hallo Feli, vielen Dank. Es gibt über die Danziger Kulturgeschichte noch sehr viel zu berichten und solange es mir noch Spaß macht und ihr die Beiträge, zur Kenntnis nehmt, mache ich noch weiter.Und damit einen schönen Tag.

Belcanto
04.08.2018, 16:07
Nun noch etwas ausführlicher zu Fritz Binder
Ab 1901 war Fritz Binder, der verantwortliche Dirigent. Er wurde 1873 in Baltimore als Sohn deutscher Eltern geboren und starb am 27.8.1945 in Nürnberg. Die Mutter erteilte die ersten Musikstunden nach der Übersiedlung nach Deutschland, besuchte er verschiedene Musikschulen. Nach Abschluss der Ausbildung ging er nach Wien, wo er beim berühmten Klaviermeister Theodor Leschetzky studierte. Danach studierte er in Dresden bei Anton Rubinstein. Später ging ins Kölner Konservatorium. Danach war er in verschiedenen Orten als Dirigent tätig.
Im Herbst 1901 wurde er an die Spitze der Danziger Singakademie berufen. 1906 erhielt er den Titel eines königlichen Musikdirektors. 1909 gründete er das Westpreußische Konservatorium Danzig.

Belcanto
15.08.2018, 16:45
Wir schreiben das Jahr 1901
Am 2. Februar wurden im Apollosaal die Konzerte unter Leitung von Fritz Binder fortgesetzt. Ebenso am Sonntag den 16. März mit kleinem gemischten Chor ohne Begleitung. Am Karfreitag wurde im Schützenhaus, Bachs Matthäuspassion, vom Leiden und Sterben Jesu Christi nach dem Evangelium nach Matthäus, BWV 244 unter der Leitung von Fritz Binder, aufgeführt. Die Solisten kamen aus Berlin und Köln.
Am 23. April folgte im Schützenhaus eine weitere Vereinsaufführung mit Christoph Willibald Glucks Oper „Orpheus und Eurydike“, die die Geschichte des Sängers und Dichter Orpheus erzählt. Gluck war neben Wolfgang Amadeus Mozart Träger des Ordens vom Goldenen Sporn“. Im weiteren Teil wurde Felix Mendelssohn -Bartholdy Sommernachtstraum, op 61 MWV M13 (nach Shakespeare) aufgeführt. Die Solisten kamen aus Dortmund. Am 3. Dezember wurde das Musikjahr mit Roberts Schuhmanns „Paradies und die Peri“, (Peri ist eine Elfe) einem weltlichen Oratorium, op.50 abgeschlossen. Fritz Binder stand am Dirigentenpult. Die Solisten waren: Frau Claudia Küster, Sopran, Fräulein Martha Jelski, Alt, Clemens Schmiedeck, Bariton, Frau Emma Feuge Dessau, Sopran, Hugo Heydenblut, Weimar, Tenor.
Das neue Musikjahr 1902 begann am Robert Schumanns „Manfred“ op.115. Einem dramatischen Gedicht mit Musik unter der Leitung von Fritz Binder. Solisten: Fräulein Gertrud Korn, Sopran, Dr. W. Korella, Bariton Fräulein A. Hoffmann Sopran, Fräulein H. Suhr Alt. Und wurde am 11. März mit einer Vereinsaufführung im Schützenhaus fortgesetzt, und zwar mit Edwards Elgars Oratorium „Der Traum des Gerontius“, op 38. Es geht um die Todesstunde, eines älteren Menschen und die Wanderung der Seele, nach Verlassen des leblosen Körpers. Sehr anspruchsvoll. Solisten Fräulein Frieda Kiesilnicki, Sopran, Kammersänger Karl Dierich Berlin, Tenor, Josef Staudigl, Kammersänger Wien, Bariton.

Belcanto
22.10.2018, 16:55
Am Karfreitag den 10. April 1902 wurden die Musikvorstellungen mit Haydns „Matthäuspassion“ unter der Leitung von Fritz Binder fortgesetzt. Die Solisten kamen nicht aus Danzig. Nur noch eine weitere Veranstaltung, und zwar Haydns „Schöpfung“ fand wieder im Schützenhaus statt. Die Solisten kamen nicht aus Danzig.
Kommen wir nun zum 1904. Am 8. März 1904 kam Joseph Joachim Raffs (1822-1882) „Weltende- Gericht-Neue Welt, op 212, ein Oratorium nach Texten der Bibel im Schützenhaus unter Leitung von Binder zur Aufführung. Fräulein H. Suhr sang die Altpartie. Beethovens Chorfantasie op. 80 (eigentlich: Fantasie für Klavier, Chor und Orchester) in c-Moll. Ein sehr schönes Stück mit einem wunderschönen Text von Christoph Kuffner (1780-1846) einem österreichischen Dichter.
„Schmeichelnd hold und lieblich klingen
unsers Lebens Harmonien,
und dem Schönheitssinn entschwingen
Blumen sich, die ewig blüh'n........
Das Stück vereint die Elemente einer Klavierfantasie einer Kantate und eines Klavierkonzerts in sich und wurde am 19. Februar zu Ehren von Dr. Carl Fuchs aufgeführt. Die Solisten waren Fräulein Gertrude Wirtschaft, Frau Gertrude Godier, Fräulein Lisa Nagel Sopran, Hans Tänzler Tenor und Curt Grützner Bariton. Am Karfreitag den 1.April wurde erneut die Matthäuspassion aufgeführt. Das Musikjahr 1904 im Schützenhaus endete am 14. Dezember mit Mozarts, Messe c-Moll. Es handelt sich um eine "Große Messe", im Gegensatz zur „Missa brevis“ (kurze Messe). Die Messe ist von Typus eine „Feierliche Messe“ (Missa solemnis). Die Messe entstand 1782. Sie ist ein Fragment, aber dennoch nach Meinung der Fachwelt eine Hervoragende Messevertonung.
1782 stand Mozart in der Blüte seines musikalischen Schaffens. In diesem Jahr wurden „La finta giardiniera“ (Die Gärtnerin aus Liebe), „Die Entführung aus dem Serail“ uraufgeführt und die Haffner-Sinfonie, eine Bläsersonate und ein Streichquartett vollendet. Nebenbei heirate er noch Constanze Weber.

Belcanto
04.12.2018, 17:41
Weiter geht es ins Jahr 1904/05, mit einem Sinfoniekonzert am 27.Februar 1904 im Schützenhaus mit dem Schlusschor aus Beethovens IX. Sinfonie, d-Moll op., unter der Leitung von Dirigent Binder Die Sinfonie wurde 1824 uraufgeführt. Am 15.März folgte eine Vereinsaufführung mit Joseph Haydens Oratorium: Die Jahreszeiten. Der Frühling beginnt mit: Ouvertüre und Rezitativ – Seht, wie der strenge Winter flieht.Der Sommer mit Ein-leitung und Rezitativ – Im grauen Schleier rückt heran. Der Herbst mit der Einleitung und Rezitativ – Was durch seine Blüte. Und schließlich der Winter mit Einleitung und Rezitativ – Nun senket sich das blasse Jahr. Die Solisten waren nicht aus Danzig.
Am Karfreitag den 21.April wurde Georg Friedrich Händels Messias nach Bibeltexten HWV 56 aufgeführt. Die Leitung hatte wieder Fritz Binder. Die Solisten kamen aus Berlin. Am 9. Mai 1905 wurde im Stadttheater zum 100- jährigen Todestag von Friedrich Schiller, erneut der Schlusschor, der IX. Sinfonie aufgeführt, denn der Text den Beethoven für seine Sinfonie wählte, stammt aus dem Gedicht „An die Freude“, von Friedrich von Schiller.
Im Jahr 1905 folgte ein Volksunterhaltungsabend im Schützenhaus, mit Andreas Jacob Romberg Vertonung von Friedrich von Schillers Gedicht „Das Lied von der Glocke“. Die Solisten waren: Dr. Korella Bariton, Ferdinand Reutener Tenor, Fräulein Lisa Nagel Sopran, Fräulein Suhr Alt.
Beim ersten altpreußischen Musikfest, am 13.und 14 Juni1905 wurde erneut der Messias dargeboten. Unter der Leitung von Konzertmeister Alfred Rahlwes Elbing. Es folgte am 13.Dezember, als Vereinsaufführung im Schützenhaus, Felix Mendelssohn Elias, op (70 MWV A25). Die Geschichte des biblischen Propheten Elias. Elias ist eine Basspartei, die Witwe-Sopran, Obadjah-Tenor (biblischer Prophet), Ahab-Tenor, die Königin-Alt. Damit endete das musikalische Jahr 1905.

Belcanto
10.02.2019, 11:52
Das musikalische Jahr 1906 wurde bei der Danziger Singakademie am 14.März mit Franz Liszt, Oratorium “Die Legende von der Heiligen Elisabeth“, fortgesetz. Das Oratorium wurde am 15.August 1865 in Pest uraufgeführt. Bei der Heiligen Elisabeth handelt es sich um Elisabeth von Thüringen, auch Elisabeth von Ungarn genannt. Dirigent war Fritz Binder, die Solisten Dr. Korella, Bass; Fräulein M. Engler, Sopran; Fräulein Eva Lessmann, Berlin Sopran, Kurt Lietzmann, Bariton.
Am Karfreitag den 13. April kam Mozarts Messe in c-Moll KV 427, die 1782 entstand aber unvollendet ist zur Aufführung. Binder stand wieder am Dirigentenpult. Die Solisten waren Fräulein Lisa Nagels, Sopran; Fräulein Wally Reimer, Riga, Sopran; Karl Weiß, Tenor. Das war für 1906 schon alles.
1907 begann das Musikjahr mit einer Vereinsaufführung, mit dem geistlichen Chorwerk von Georg Friedrich Händels „Dettinger Te Deum“ (Herr Gott, dich loben wir), als Erinnerung und Würdigung an die Schlacht bei Dettingen. Es sangen Fräulein Helene Suhr, Alt; Leo Gollanin, Berlin, Tenor und A. van Eweyk (leider habe ich wie so oft keine näheren Angaben zu den Solisten).
Am 7. März folgte ein Volksunterhaltungsabend im Schützenhaus mit Felix Mendelssohn-Bartholdy, „Die erste Walpurgisnacht“ , op.60, nach einer Ballade von Goethe unter der Leitung von Binder. Frau. Dr. Abraham, Sopran, Frau Brandstätter ebenfalls Sopran, Fräulein Helene Suhr, Alt, Kurt Grützner, Bariton sangen. Am 29. März wurde in der Bartholomäus-Kirche, Johann Sebastian Bachs Matthäuspassion, BWV 244, die das Leiden und Sterben von Jesu Christi schildert, aufgeführt. Dirigent war von Wiecki (um welchen Wiecki es hier handelt, konnte ich nicht ermitteln, Bernhard kann es nicht sein).
Das Jahr 1906 schloss mit einer Vereinsaufführung mit Werken von Bach und Brahms ab.

Belcanto
08.04.2019, 15:20
8.4 2019
Ich setzte die Vorstellung der Danziger Singakademie, mit dem 12. Dezember 1907 fort, wobei ich betonen möchte, dass das Programm nicht ständig geändert wurde. Wenn einmal ein umfangreiches und aufwendiges Oratorium, eingespielt war und Erfolg hatte, wurde es natürlich mehrmals wiederholt.
Am 11. Dezember 1907 jedoch, kam im Schützenhaus Friedrich Hegars Oratorium, op. 16
„Manasse“ zur Aufführung. Friedrich Hegar war ein Schweizer, Komponist, Dirigent und Geiger. Bei „Manasse“, handelt es sich um die Massiter, einem israelischen Stamm. König Manasse wird in der Bibel erwähnt. Eine sehr interessante Geschichte. Dirigent war Fritz Binder. Die Solisten: Professor Dr. Korel, Bariton; Herr Opernsänger Mamrick, Tenor, Frau Kleinert Mannheim, Sopran.
Am Mittwoch dem 18. März 1908, kam das Oratorium „Franziskus“, op. 36, vom belgischen Komponisten Edgar Tinel im Schützenhaus unter der Leitung von Binder zur Aufführung. Die Interpreten kamen aus Berlin.
Am Karfreitag 1908 wurde in der Bartholomäuskirche Johann Sebastian Bachs „Matthäuspassion“ unter der Leitung von Wieki aufgeführt. Die Solisten kamen wieder aus Berlin.
Die letzte Aufführung im Musikjahr 1908 fand am 2. Dezember als Vereinsaufführung und gleichzeitig zu Ehren des 100. Geburtstags von Felix Mendelssohn-Bartholdy (3. Februar 1809), mit dem Oratorium „Paulus“, vom Leben und Wirken des Apostel Paulus, MWV. A 14, op. 36 statt. Unteranderem mit dem Choral:“Wachet, auf, ruft uns die Stimme.“Dirigent war Fritz Binder. Die Solisten kamen nicht aus Danzig.
Fritz Binder organisierte am 10. Februar 1909 ein Wohlstätigkeitskonzert für die notleidenden Erdbebenopfer von Messina. Am 28. Dezember 1908 ereigneten sich in Messina ein verheerendes Erdbeben und ein Tsunami, dass 72000-110000 Menschen das Leben kostete. Fritz Binder dirigierte Mozarts Requiem, KV.626. Es war Mozarts letzte Komposition.

Belcanto
28.05.2019, 10:59
28.5.
Das rege Vereinsleben der Akademie wurde am 10. März 1909 im Schützenhaus, mit einer Vereinsaufführung, zur Erinnerung an den 100 Todestags von Joseph Haydens am 31. 5. 1909, mit Haydns Oratorium „Die Jahreszeiten“ fortgesetzt. „Die Jahreszeiten“ war das letzte von vier Oratorien von Haydn. Die vier Jahreszeiten, der Frühling, Sommer, Herbst und Winter, wird von Haydn, musikalisch wunderbar interpretiert. Das Werk entstand 1801. Dirigent war Fritz Binder die Interpreten kamen aus Berlin.
Am Karfreitag den 9. April wurde in der Bartholomäuskirche, Johann Sebastian Bachs „Matthäuspassion“ BWV 244, vom Leben und Sterben Jesu Christi nach Matthäus aufgeführt. Das Werk hat eine Aufführdauer von 150 Minuten und stellt an die Solisten, eine große Herausforderung. Binder stand wieder am Dirigentenpult. Die Solisten kamen aus Berlin.
Das Musikjahr 1909 endete am 15. Dezember mit einer Vereinsaufführung, von Hector Berlioz „Faust Verdammnis“ (La damnation de Faust) op.24, eine dramatische Legende, nach einer Übersetzung von Goethes Faust I. Diese Oper wurde unter der Leitung von Binder zum ersten Mal in Danzig aufgeführt. Die Solisten waren, Fräulein Becky Baum, Sopran. Franz Fitzau, Bariton und Dr. Römer Berlin Tenor.
Das Jahr 1910 begann musikalisch am 1. März im Schützenhaus. Mit Händels Oratorium Samson in drei Akten, HWV 57. Wieder ein sehr anspruchsvolles Stück. Die Solisten kamen nicht aus Danzig. Am 23. März folgte Joseph Haydns Oratorium „Die Schöpfung“. Hier geht es um die Erschaffung der Welt, wie es im ersten Buch Moses „Genesis“ erwähnt wird. Wunderbar. Franz Fitzau und R. Koenenkamp aus Danzig und Fräulein Anna Hartung aus Leipzig, wirkten mit.
Zwei Tage später wurden das Oratorium als Benefizveranstaltung, für die Dirigenten des Schützenhauses erneut aufgeführt. Zum Abschluss des Musikjahres fand am 7. Dezember im Schützenhaus erneut eine Vereinsaufführung statt mit und zwar das Oratorium „Quo vadis“ op. 30 von Feliks Nowowiejski, basierend auf den Roman von Henryk Sienkiewicz: „So klingt es, wenn Rom brennt.“ M. Gratz, Franz Fitzau und Frau Clara Lock- Schettler, Berlin waren die Solisten.

Belcanto
04.10.2019, 09:52
4.10.2019
Das Musikjahr der Danziger Singakademie begann am 15. März 1911 mit einer Vereinsaufführung unter der bewährten Leitung von Fritz Binder. Zur Aufführung kam das Bühnenwerk von Gabriel Piern`e, „Der Kinderkreuzzug“, des französischen Komponisten und Dirigenten. Im Jahr 1212 unternahmen tausende Kinder und Jugendliche, sowie Erwachsene, einen unbewaffneten Kreuzzug ins Heilige Land. Dieses Thema wird in diesem Bühnenwerk, thematisiert. Es sang wieder Franz Fritzau, über den ich auch im Sängerlexikon nichts gefunden habe. Vielleicht kann hier jemand helfen.
Am Karfreitag, den 14. April wurde in der Bartholomäuskirche Johann Sebastian Bach Oratorium „Matthäuspassion“ aufgeführt. Das Werk habe ich schon anderer Stelle erwähnt. Sie Sängerinnen und Sänger waren: Frau M. Wallenberg. M.Gratz, Fräulein Becky Baum, R. Koenenkamp, ob diese Personen aus Danzig stammen, ist mir leider nicht bekannt. Auch das Oratorium“ Elias“ von Felix Mendelssohn- Bartholdy, das am 6. Dezember 1911 aufgeführt, im Schützenhaus aufgeführt wurde, habe ich schon erwähnt. Fräulein Schloerb, Frau Wallenberg, A. Gebauer (Danziger Bürger?).
Das Jahr 1912 begann am 13. März in der Bartholomäuskirche, mit Max Bruch Werk: „Das Lied von der Glocke. Ein Oratorium nach Schiller für Solisten. Die Glocke von Schiller wurde, sehr oft von verschiedenen Komponisten vertont. Am 5. April folgte erneut die Matthäuspassion. Offensichtlich waren die Einstudierungen so gut, dass das Publikum das Oratorium immer wieder besuchte.
Vom 28-31. Mai 1912 fand im Wilhelmtheater das 47. Tonkünstlerfest des Allgemeinen Danziger Musikvereins statt. Einige Angaben in meinen Unterlagen bedürfen einer Überprüfung. Bei den Künstlern und Künstlerinnen ist von einer Gisela Selden die Rede. Dazu konnte ich nichts finden, sondern mir ist nur eine Gisella Selden- Goth, eine jüdische Komponistin und Musikschriftstellerin bekannt. Sie war Schülerin von Bela Bartok. Ferner kam die „Sturmesmythe“, von Wilhelm Berger und ein Stück von Alfred Schattmann zur Aufführung. Am Dirigentenpult stand Fritz Binder.

Felicity
04.10.2019, 14:00
Zum mindesten, war Koenenkamp ein Danziger. Oma hatte oft von ihm gesprochen. Lieben Gruss vvpn der Feli.

Belcanto
04.10.2019, 14:24
Prima Feli, in meinen Unterlagen steht oft nur der Nachnahme, deswegen freue ich mich über Rückmeldungen. Danke.

Belcanto
21.03.2020, 11:23
Wir schreiben das Jahr 1914. Am 2. Dezember fand im Werftspeisehaus (keine weiteren Angaben) ein Konzert statt. Mozarts Motette „Ave Verum corpus) KV 618, für gemischtem Chor, Streicher und Orgel, wurde zuerst gespielt. Das Werk entstand, knapp ein halbes Jahr vor Mozarts Tod. Es folgte ein Oratorium von Orazio Vecchi: „Zug der Juden aus Babylon. Dieses Oratorium beruht auf einem Gedicht von Peter Cornelius. Der Abschluss bildete die Volksweise „Gottes Edelknabe“. Solist war Dr. W. Rosenthal.
Am 3. März 1915 wurde im Danziger Hof zugunsten der Kriegshilfe ein weiteres Konzert durchgeführt, und zwar, Händels Chöre und Sologesang, das Oratorium Judas Maccabeus (Maccabäus) HWV 63 und im zweiten Teil die Vertonung des Psalms 42 von Felix Mendelssohn Bartholdy. „Wie der Hirsch lechzt nach frischem Wasser, so lechzt meine Seele, Gott, nach Dir. Wunderbar.
Binder stand am Dirigentenpult. Die Solisten waren. Frau Woltmann, Sopran aus Zoppot, R. Koenenkamp, Tenor und Curt Grützner Bariton. Im Jahr 1915 fand sonst keine weitere Veranstaltung mehr statt, sondern erst wieder am 27. Januar 1916, in der Johanniskirche für die Garnison Danzig mit Haydns Oratorium „Die Schöpfung“. Solisten waren wieder Frau Woltmann Herr Koenenkamp und. F. Mechler.
Wer etwas zu den Personen oder den Orten beitragen kann, kann gerne schreiben.

Belcanto
09.07.2020, 12:25
Am 30. Januar 1916 setzte die Danziger Singakademie, ihr Programm mit einem weiteren Wohltätigkeitskonzert zugunsten der Wohlfahrtspflege ihrer Exzellenz Frau von Mackensen in der Johanniskirche fort. (Mackensen über 1901 das das Kommando der neu gebildeten Leibhusarenbrigade in Danzig-Langfuhr (https://de.wikipedia.org/wiki/Danzig-Langfuhr). Er war verheiratet mit Dorothea von Horn). Es kam Haydns Schöpfung, wie auch schon am 27.Januar geschehen erneut zur Aufführung. Ein weitetes Wohltätigkeitskonzert fand am 13. März wieder in der Johanniskirche zugunsten der U-Boot-Mannschaften statt. Aufgeführt wurde Bachs Kirchen-Kantate Nr.65, zum Epiphanias Fest „Sie werden aus Saba alle kommen, von 1724. Ferner Mendelssohns Hymne für eine Altstimme, Chor und Chorchester, op. 96:“ Lass, o Herr, mich Hilfe finden“…“, sowie die Fest-Kantate von Hugo Kaun, für gemischtem Chor und Orchester. Dirigent war Binder. Die Solisten waren: Frau Johanna Abel, Alt, R. Koenenkamp, Tenor, Paul Seebach Opernsänger Bariton.
Das letzte Konzert der Danziger Singakademie fand wiederum als Wohltätigkeitskonzert für die Kriegswohlfahrtspflege in der Sporthalle statt. Es wurde Haydns „Die Jahreszeiten“.
Am 8. Mai 1916 endete das musikalische Leben der Danziger Akademie. Es war die schlimme Zeit der Schlacht um Verdun. Der Kriegslärm übertönte die Musik.

Belcanto
17.01.2021, 11:00
Singakademie
Mit meinen Beiträgen zur Danziger Singakademie habe ich versucht, einige Aspekte, der Danziger Kultur und Kunstszene darzustellen. Die Beiträge, die ich ergänzt und aktualisiert habe, stammen aus der Festschrift zum 100 Bestehen der Danziger Singakademie, die von Herrn Kurt Siebenfreund erstellt wurde.
Als Quellen standen Herrn Siebenfreund, Briefe und Tagebücher von Dr. T.F Kniewel und Dr. Hingelberg, sowie die Chronik des Danziger Gesangsvereins von Dr. Richard Medem Oberlehrer in Danzig, ferner Aufzeichnungen des Rentners Albert Weiß und Unterlagen aus der Danziger Stadtbibliothek zur Verfügung. Wertvolle Hinweise, machte Pfarrer a. D Walter Domansky.
Margot Brunzen hat die Chronik dann herausgebracht. Die weiteren Aufzeichnungen und die Aufbereitung von 1918 -1945 lagen die hundertjährige Chronik von Kurt Siebenfreund zugrunde, die Frau Margot Brunzen, von Frau Marthe Lange geb. Reuterer überlassen wurde. Auch Steuerrat Hans Naporro und Dr. H. K. Gspann standen mit Rat und Hilfe zur Verfügung. Nach Ausbruch des 1. Weltkriegs nahmen die Aktivitäten der Singakademie immer mehr ab.
Aber ganz stellte die Singakademie, ihre Tätigkeit auch dann nicht ein. Davon beim nächsten Mal mehr.