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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Täterkinder



Wolfgang
16.04.2014, 16:48
Schönen guten Nachmittag,

"Spiegel" bzw. "Spiegel online" thematisieren gerade den Punkt "TÄTERKINDER". In der neuesten gedruckten Ausgabe, aber auch online: http://www.spiegel.de/einestages/nazi-eltern-vater-war-bei-der-ss-a-964506.html

Meine persönlichen Gedanken dazu: Das ist keine Anklage, es ist eine Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte.

Almut Siebel, die in "Spiegel online" die Suche nach der Geschichte ihres Vaters schildert, war von ihren Eltern nie aufgeklärt worden. Aufgeklärt im Sinne von Verstrickungen möglicher von ihm begangener Verbrechen. Auch unser Forum-Mitglied Birke Rühle / Grießhammer, die in ihrem Buch "Der Entnazifizierte" (ISBN 978-3-8301-1540-3) versucht, Verstrickungen ihres Vaters in der NS-Zeit nachzugehen. Wir haben weitere Teilnehmerinnen (Delia / MeinEichwalde und Petra Pauls / Malani sowie andere) deren direkte Angehörige unabdingbare Stützen des Regimes oder auch an Verbrechen beteiligt waren. Wir haben Forum-Teilnehmer/innen deren Väter/Großväter dafür hingerichtet wurden.

Nicht Jeder bringt die Kraft auf, darüber zu sprechen. Nicht immer lässt sich beweisen was war. Oft wurde verschwiegen. Den Kindern und Enkeln, mittlerweile auch Großenkeln gegenüber. Aber manchmal fingen diese an, sich mit erhaltenen Antworten nicht mehr zufrieden zu geben. Oft, meist sogar, ist es nicht mehr möglich, zufriedenstellende Antworten zu erhalten. Unsicherheit bleibt, beschäftigt Kinder, Enkel, Großenkel.

In meiner weitläufigen Familie gab es Mitläufer und Opfer, - ob Täter?, ich weiß es nicht. Eine Großtante war in Stutthof interniert, einer ihrer Brüder zeitgleich dort Wachmann, von Schießstange versetzt oder abkommandiert. Und in ganz weit entfernter Verwandtschaft zeichnet sich mehr ab.

Ist das heute noch ein Thema? Muss nicht irgend wann mal Schluss sein? Was veranlasst Almut Siebel, aber auch unsere Forum-Teilnehmerinnen Birke Rühle, Delia Güssefeld und Petra Pauls darüber zu sprechen? Ich frage das zuspitzend als "agent provocateur", als jemand der auch mit solchen Fragen versucht, Antworten zu erhalten.

Wie kann es sein, dass wir, zumindest einige von uns, noch unterschwellig Schuld empfinden? Ist die Motivation sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen überhaupt ein Schuldempfinden? Oder was ist es? Reine, pure Neugierde? Warum?

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Beate
16.04.2014, 17:10
Hallo Wolfgang,

ich könnte mir vorstellen, dass es bei einigen die Unfassbarkeit des Geschehens ist...

Denk Dir, Du hast immer Deinen Großvater als liebenden, fürsorglichen Menschen kennen gelernt, hast ihn lieb gehabt, teilst sein Leben... - und erfährst, auf welchem Weg auch immer, dass der geliebte Opa ein Monster im Weltkrieg gewesen sein soll. Das kann nicht sein, das stimmt nicht! Nie im Leben..Mein Opa nicht!! Nein!

Und dann fängst Du an zu suchen, zu forschen, zu fragen...hier, dort, überall, wo Du eine zutreffende Antwort bekommen könntest.

Und dann darfst Du erkennen: es stimmt! Es stimmt wirklich. Es ist wahr.
Es zieht Dir den Boden unter den Füßen weg, bringt Dein Weltbild ins Wanken und Du musst umlernen. Musst das verarbeiten. Damit leben lernen..Das ist schwer, unfassbar. Und so schreibst Du es Dir von der Seele...

Schluss sein? Das kann erst geschehen, wenn die Betreffenden es verarbeitet haben, selbst damit umgehen können, den inneren Frieden gefunden haben.

So denke ich das zumindest.

LG Beate

MeinEichwalde
16.04.2014, 20:43
Guten Abend,
danke für den Hinweis, hatte mir gestern auch den Spiegel gekauft. WEgen Cordt SChnibnben.Kam mir als Osttochter alles reichlich naiv vor. Unsere Diskussionen hier waren immer viel substanzieller und ehrlicher. Leider ist es beim Thema Täterkinder heute nur noch kommerziell. Therapeuten verdienen viel GEld mit den Kriegsenkeln, auch der Spiegel. Und dieser Aufstand von Herrn SChnibben, wo sein Vater noch nicht mal geschossen hat. Und das Thema Verrat an die Briten, bei uns die Russen oder Polen. DAs ist doch in unseren Kreisen Standardthema und wird realistisch diskutiert. DAs kommt aber meiner Meinung alles davon, dass die organisierten 15 Millionen Vertriebenen im Westen nicht wahrgenommen werden mit diesen Erfahrungen. Und noch zu Beates Äusserung von vorhin: Seit wann ist ein Mörder ein Monster ?Sadismus ist was anderes als Menschen umzubringen, besonders im Krieg ist es der Normalfall. MIt Monstertum hat das gar nichts zu tun. Auch der normale Nazi ist ja kein Mörder oder ein Monster wie ich finde, NDP MItglieder heutzutage sind keine Mörder Aber Soldaten und Terroristen in Russland momentan und auch in der Ukraine und auch in Agypten sind auf jeden Fall Mörder, ob scharfschützenmäßig oder einfach so als jugendliche mit GEwehr.... Die werden auch alle Nachkommen haben. Und diese russischen Nachkommen leben hier in Berlin als meine Nachbarn. Man fragt hier in Tempelhof seinen migrantischen Nachbarn nicht wieviele sein Vater wohl persönlich umgebracht hat, das gilt als unhöflich. Ihr könnt ja mal anfangen in Euren Wohnorten. Bin dann gespannt auf Eure Erfahrungen. Oder , noch ein Satz,unsere polnischen liebenwerten Nachbarn, fragt sie doch mal ob sie sich fragen ob Opa ein Mörder war.
LG Eure Delia, die 1999 sich mal GEdanken gemacht hatte. kann man im netz nachlesen.

JuHo54
16.04.2014, 22:28
Hallo Wolfgang,
du fragst zu Recht , warum empfinden wir so. Vielleicht, weil wir die 1. Generation danach sind und unsere Eltern darüber nie sprachen, es kam immer nur Schwiegen, wenn man doch mal fragte. Die ostpreußische/Danziger Oma schnitt einem das Wort ab: " Das hat Kinder nicht zu interessieren" und Widerworte traute man sich nicht, denn die Oma war von "echtem ostpreußischen Blut": Diziplin, Disziplin, ..... Die Schwiegertanten schwiegen auch beharrlich über die Vertreibung aus Oberschlesien, heute bin ich mir sicher, sie haben viel Leid erlebt, über das sie einfach nicht reden wollten. Wir fühlen uns einfach schuldig, die falschen Fragen gestellt zu haben und dafür angeraunzt zu werden, wie ein Kind, das etwas Verbotenes getan hat. Und da wir nie Antworten erhielten, bleibt dieses Gefühl, obwohl es für uns eigentlich keinen Grund dafür gibt....
Liebe Grüße
Jutta

Wolfgang
16.04.2014, 22:32
Schönen guten Abend,
hallo Delia,

danke für Deinen Beitrag, der aber, ich muss das gestehen, mehr neue Fragen aufwirft als alte beantwortet.

Ganz konkret: Delia, kannst Du sagen was Dich motiviert, sich so mit der Vergangenheit, und ganz speziell mit der Vergangenheit Deiner Familie zu beschäftigen?

Ich hole bei meiner Fragestellung noch ein wenig aus. Ich nehme an, dass viele von uns Jüngeren -und dazu zähle ich alle, die nicht Täter sein konnten-, keine Fragen stellten, stellen konnten oder stellen wollten oder darauf keine Antworten erhielten. Viele mag das nicht weiter beschäftigen, aber was ist mit Jenen, die zweifeln, mit Jenen die gerne wüssten? Mit Jenen, die sich fragen, was die Familie getan hat, der Vater, der Groß- oder Urgroßvater, wie hätte man selber gehandelt oder was hätte man selber getan in dieser Zeit, unter diesen Bedingungen. Der Hintergrund dieser Vergangenheit schuf viele gebrochene Biografien. Es scheint, die Vergangenheit der Tätergeneration beschäftigt mitunter deren Kinder und Enkel bis heute und prägt deren Leben und Tun.

Es stellt sich aber auch die Frage, ob dieser Schein nicht nur ein Schein ist. Inwieweit entspricht das tatsächlich dem Heute?

Ist das noch ein Thema oder keins mehr?

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Malani
17.04.2014, 00:38
Hallo lieber Wolfgang - und alle anderen hier im Forum!
Ja, was veranlasst mich, darüber zu sprechen? Mittlerweile bin ich leider "mundtot" gemacht worden, ich darf mit dem Material, das ich über das KZ-Stutthof (Akten, Bilder von meinen Großvater) erhalten habe, nicht an die Öffentlichkeit. Für meine Verwandten, sprich auch meinen Vater und seine Brüder, ist die Wahrheit eine Schande. Nicht weil mein Großvater KZ-Kommandant der Wachmannschaft war, sondern weil alles "gelogen und verdreht" ist, was an Dokumenten vorhanden ist. Ich kann mich nur an Fakten halten und die sind erschreckend. Warum ich wissen wollte, wer John Pauls ist? Ich wollte mich, meinen Vater und seine Familie verstehen; begreifen, warum bestimmte Dinge sich ständig wiederholen, wo die Wurzeln, die Ursache liegt.
Ich mache dies nicht aus Neugier oder Schuldgefühlen, sondern allein aus dem Wunsch heraus, eine Antwort auf die vielen Fragen zu finden. Und das habe ich mittlerweile mit Hilfe einer Psychologin, die sich mit Täter- und Opferprofilen beschäftigt, geschafft.
Manche Dinge sollten nicht an die Öffentlichkeit, das stimmt. Aber es ist auch falsch, wenn die Wahrheit nicht an die Öffentlichkeit darf.
Also habe ich angefangen einen Roman zu schreiben, der die Fakten enthält, die ich im Laufe der letzten Jahre sammeln konnte. Natürlich musste ich die Namen abändern, ich habe schließlich einen Anwalt im Nacken, aber letztendlich kann mir keiner nachweisen, ob es nun fiktiv ist, was ich da schreibe oder ob ich meine Informationen halt auf diesem Weg an die Öffentlichkeit bringe.

Die Frage nach der Schuld ist sehr interessant. Ich bin Jahrgang 61 und habe in keinster Weise Schuldgefühle, warum sollte ich auch. Jeder ist für sich und sein Handeln selber verantwortlich. Ich kann nur ahnen, was meinen Großvater dazu veranlasste, sich 1931 der SS anzuschließen. Ich habe jedoch vieles in den letzten Jahren erfahren, was meine Haltung zur NS-Zeit verändert hat und mich nachdenklicher machte. Ein großes Dankeschön an dieser Stelle an Gerhard Jeske, der meine "ererbten Vorurteile" aus dem Weg räumten konnte. Ich habe ihm viel zu verdanken.
Auch bin ich für die jüdischen Kontakte dankbar, die mir ein wenig gezeigt haben, wer dieser Mann war, von dem ich abstamme. Mein Leben und das meiner Kinder hat eine enorme Bereicherung gefunden, seitdem wir uns mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben. Und zwar nicht um Aufsehen zu erregen oder das große Geld zu machen oder was weiß ich noch, was es an Gründen gibt, um etwas publik zu machen. Wir haben für uns etwas sehr wichtiges gefunden, wir konnten ein Trauma auflösen, das wie ein Fluch über unsere Familie lag und dafür bin ich sehr dankbar.

Liebe Grüße aus dem Schwarzwald,
Petra

Bartels
17.04.2014, 01:35
Hinweis zu #6:

Statt "KZ-Kommandant der Wachmannschaft" sollte es heissen:

Kommandant der KZ-Wachmannschaft -

zwischen diesem (Pauls) im einem Feldwebel entsprechendem Rang und dem KZ-Kommandanten Pauly, (Oberst) liegen sieben Dienstgrade.

Wolfgang
17.04.2014, 02:08
Schönen guten Abend,

Pauls und Pauly - zwei der ganz wenigen vor Gericht gestellten Stutthof-Täter. Beide wurden wegen ihrer Verbrechen zum Tode verurteilt und hingerichtet. In diesen Fällen spielten Rang und Dienstgrad keine Rolle. Die Hinterbliebenen mussten / müssen damit leben.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Ulrich
17.04.2014, 02:40
Hallo Wolfgang,

du schreibst zu Ende deiner Themaeröffnung:

"Ist das heute noch ein Thema? Muss nicht irgend wann mal Schluss sein? Was veranlasst Almut Siebel, aber auch unsere Forum-Teilnehmerinnen Birke Rühle, Delia Güssefeld und Petra Pauls darüber zu sprechen? Ich frage das zuspitzend als "agent provocateur", als jemand der auch mit solchen Fragen versucht, Antworten zu erhalten".

Du hast deine Antwort, so sehe ich es, aber am Anfang schon gegeben:

"Meine persönlichen Gedanken dazu: Das ist keine Anklage, es ist eine Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte".

Zumindest ist es meine Antwort, ganz profan: Wo Nachkommen liebvoll Danziger Stammbäume von Vorfahren erforschen, sie bis mindestens 1.000 vor Christus durchkämmt und sich hingebungsvoll für die Lebensumstände der Adligen und/oder Räuber unter ihnen interessiert, wird man doch wohl auch nach den Lebensumstände der eigenen Danziger Eltern forschen dürfen!
"Aber wie lange denn noch?" Solange man sich für seine Vorfahren und Geschichte interessiert. 1000 Jahre noch? Oder 2.000?
Eine Welt ohne das Wissen um Familiengeschte und den Zusammenhang von Familiengeschichte und Geschichte ist eine arme Welt, glaub ich.

Einen späten Gruß
Ulrich

Bartels
17.04.2014, 02:42
Schönen guten Abend,

deswegen werden die beiden gerne verwechselt - in ca. sechs Artikeln der französischen Wikipedia ist bzw. war J. Pauls der letzte KZ-Kommandant von Stutthof (bin gerade am ändern).


Aber im Tod sind alle gleich ...

Rudolf H. Böttcher

ursula paradies
17.04.2014, 14:30
Lieber Wolfgang,
Liebe Jutta,
Deine Zeilen sprechen mir aus der Seele. Wer Schuld hat oder keine, ist für mich nicht wichtig. Wir können es nur nachlesen und unser eigenes Urteil bilden. Eins ist Gewiß, wer damals nicht mitgemacht hatte, durfte um sein Leben fürchten. Wer geht schon freiwillig in den Tod.
Wünsche allen Forenteilnehmern ein frohes Osterfest.
Gruß Ursula

Karin K
17.04.2014, 14:55
Hallo,

auch der bayrische Rundfunk bietet einen Beitrag zum Thema in dem aber nicht nur Täter-Enkel sondern auch Opfer-Enkel zu Wort kommen.

Link: Generation Kriegsenkel (http://www.br.de/fernsehen/bayerisches-fernsehen/inhalt/geschichte-und-gesellschaft/geschichte-gesellschaft-nazi-opa-100.html)

Das Thema ist sicher noch lange nicht abgehandelt auch wenn die 1. Generation bald selbst Geschichte ist und natürlich nicht alle Familien die Traumatisches erlebten auch ein Trauma entwickelten. Ich selbst denke schon dass mein Leben anders verlaufen wäre ohne die Geschichte als "Flüchtlingskind", aufgewachsen in einer Siedlung mit vielen anderen "Flüchtlingsfamilien". In welch seltsamen Mikrokosmos ich da aufgewachsen bin habe ich erst später erfahren als ich mehr Kontakt mit der "Außenwelt" hatte. Diese Menschen, unter denen ich als Kind aufwuchs, dachten und handelten anders als die mit denen ich später zu tun hatte. Ob es nun an der Fluchterfahrung liegt oder an der anderen Mentalität der "geborenen Niedersachsen" konnte ich noch nicht ergründen.

Was mir schon als Kind auffiel war dieses riesige Themenloch bei Treffen und Feiern. Wirklich unbefangen waren Gespräche der Erwachsenen über "Früher" nie, es wurde immer aufgepasst dass kein sensibler Bereich angesprochen wird. Eines der letzten von mir gehörten Gespräche meines Vaters zu seiner zweiten Hochzeit verlief genauso. Mein Vater erzählte dass sie in Russland immer sagten: "Lieber ein eisernes Kreuz als Eisen im Kreuz". Darauf sagte sein Bruder, der während der Flucht noch ein kleines Kind war: "Ich wusste gar nicht dass du in Russland warst". Und mein Vater sagte: "Ja, war ich" und damit war das Thema vom Tisch. Wenn mal etwas erzählt wurde dann waren das lustige Anekdoten aus dem Kriegsalltag oder Tragödien in zwei Sätzen. Interesse der Kinder und der Angehörigen war da, Antworten gab es nie. Das ist auch in Ordnung jeder hat das Recht auf Schweigen, dennoch verwundert es mich nicht dass auch heute noch viele Antworten suchen, und wenn es nur die Antwort auf die Frage ist: "Was hätte ich getan?"

Für mich persönlich die wichtigste Frage ist: "Würde ich es rechtzeitig erkennen wenn wieder so etwas passiert? Wo ist der Punkt ab dem man sagen kann: hier geht es zu weit?"

Wolfgang
17.04.2014, 17:58
Schönen guten Nachmittag,
hallo Karin,

danke für den Hinweis auf den Bayrischen Rundfunk. Ich habe mir auch den recht interessanten Film angesehen, auch wenn mir das stetige dem Ernst des Themas nicht angepasste Grinsen des Moderators sehr missfiel.

Problematisch ist es, wenn innerhalb der Familie die Mauer des Schweigens nicht überwunden werden kann, und wenn dann basierend auf Vermutungen nur dürre Informationen in Archiven oder im Internet gefunden werden. Oft kommt noch erschwerend hinzu, dass viele öffentlich erhältliche Informationen schlichtweg falsch und irreführend sind, diese aber durch ständige Wiederholungen bzw. durch unkritisches Kopieren quasi "Gesetzeskraft" erlangen.

Liebe Ursula, Du schreibst "Wir können es nur nachlesen und unser eigenes Urteil bilden". Ja, stimmt, aber was ist wenn wir keine oder nur falsche oder nicht überprüfbare Informationen erhalten?

Das manchmal systematische Verschweigen, das Nichteingehen auf Fragen führt manchmal zu Urteilen und Anschuldigungen die einer kritischen Überprüfung nicht standhalten. Das birgt mitunter großes Konfliktpotential in den Familien. Insofern ist es ungeheuer wichtig, penibelst zu recherchieren und ggf. auch Fachleute / Historiker / sonstige Spezialisten einzuschalten. Auf das Internet ist nur sehr, sehr bedingt Verlass. Es führt häufig in die Irre.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

ursula paradies
17.04.2014, 19:55
Lieber Wolfgang,
auch ich habe als Kind gefragt. Antworten gab es nicht. Wollte nur meine Wurzeln wissen. Das große Schweigen geht dich nichts an, war die Antwort. Später, als ich älter geworden bin. Waren meine Fragen gezielter. Da waren alle krank. Die Flucht und Nachskriegzeiten müssen schlimm gewesen sein. Heute kann ich keinen mehr fragen. Das Internet ist mir eine große Hilfe. Dadurch kann ich das Leid meiner Vorfahren besser verstehen
Gruß Ursula

wenzkauer
17.04.2014, 21:01
Hallo Ursula,
Deine Zeilen kann ich exakt unterzeichnen und noch etwas hinzufügen. So unwissend habe ich die Schule, die Lehre und die Anfänge meines Berufslebens absolviert. Teilweise verstehe ich heute erst so manch eine Begebenheit, in der ich echte Nachteile hatte. Ein Lehrer konnte überraschenderweise meinen Nachnamen richtig ausspechen, er war aus der Gegend um Danzig. Er sagte öfters, auf den "Gdanietz" müßt ihr aufpassen, der ist gefährlich. Er glaubte wohl, ich wäre reiner Pole und das stimmte nicht mal, denn mütterlicherseits sind wir Deutsche. Ein Lehrgeselle ließ mich das auch spüren und im Berufsleben war das manchmal ebenso. Das waren zwar alles Kleinigkeiten, die ich damals nicht mal verstanden habe. Ich habe jedoch mindestens genauso viele Vorteile gehabt, in dem mich jemand fragte, na Jungchen wo kommst Du oder dein Vater eigentlich her. So konnten sich Türen öffnen und das hatte ich oft auch nicht verstanden. Jetzt und nicht zuletzt durch dieses Forum fiel bei mir so mancher Groschen nach Jahrzehnten. Diese "Begebenheiten" passieren mir hin und wieder heute noch.
Viele Grüße Michael

MeinEichwalde
18.04.2014, 13:02
LIeber Wolfgang,
ich wollte Euch noch anworten: Du fragtes warum ich mich mit der Fam.geschichte anfing auseinanderzusetzen. Die DDR war nicht mehr da. Ich war in Kreisen unterwegs die links waren, dich wollte einfach Argumente haben um mich zur Wehr setzen zu können, um überhaupt eine GEgenanwort zu haben wenn Antifaschisten mich ignorierten.Mittlerweile seit ein paar Jahren erst denke ich dass diese Leute Fanatiker sind, mir denen man nicht diskutieren sollte. Das hatte ich aber MItte der neunziger Jahre als ich Ende 30 war und Mutter von zwei männlichen Teenagern noch nicht gelernt. Ich dachte man muss mit allen Menschen diskutieren und argumente haben. Auch dacht e ich dass in Polen diskutiert wird und ich wollte mich wappnen. Auch seelisch. Nazis un dAntifaschisten sind aber wie ich heute denke Menschen, die man in Ruhe lassen sollte, aber nich tmit Ihnen reden, den Sie sind Menschen, die mich nie in ihre Kreise lassen würden und nur mit ihresgleichen zusammen leben und kämpfen. Zu meiner Mutter habe ich keinen Zugang. über die Jahre. Gottseidank habe ich aber das Glück Kinder geboren zu haben, so dass ich mich wenigstens in diesem Punkt nicht habe einschüchtern lassen.
Zu Ulrich: Ich vermute dass die FAmilienforschung über 1000 Jahre gerade dazu dient die Eltern nicht erforschen zu müssen.
Zu Stutthof. Prominente Täter mit Todesstrafe geben manchen Nachkommen meinem Eindruck nach das GEfühl wichtig zu sein, oder da doch nie mithalten zu können in der Prominenz ( wenn auch die Prominenz verbrecherisch ist)
Zu Karin. Das REcht auf Schweigen , ganz richtig finde ich, auch Täter haben definitiv das Recht zu schweigen. Und das dauernde nachbohrgebot finde ich mittlerweile blöd. Allerdings. gute Therapeuten sind gold wert, ich hatte nur unfähige leider.
LG Eure Delia

Birke Rühle
18.04.2014, 13:04
Lieber Wolfgang,
liebe Kriegskinder und
Kriegsenkel im Forum,

ja, warum?
Warum beschäftigen wir uns mit unseren Familienangehörigen, die geblieben sind?
die Täter, Aktive oder Mitläufer oder Opfer und Passive in der Nazizeit waren?
Warum?
Ich für mich kann klar antworten:
1. Im Alter wird die Vergengenheit immer deutlicher und damit die Frage, ob meine Erinnerungen der Wahrheit entsprechen. Deshalb meine langjährige Forschung und das unbefriedigende Ergebnis: vieles blieb offen.
2. Wir Kriegskinder (ich bin Jg. 36) sind zumeist mit unseren Fragen alleingelassen worden. Einmütiges Schweigen umgab mich vor und nach 45, auch, weil sie sich ungerecht behandelt fühlten in der Nachkriegszeit, weil sie gedemütigt und besiegt waren. Das gilt für alle aktiven Frontsoldaten in meiner engsten Familie. Sieben junge Männer kamen nicht zurück, ich will sie betrauern auf dem Soldatenfriedhof in Roskoschka, wo die Reste von mehr als 60.000 deutschen und auf einem eigenen Friedhof auch russische Stalingradopfer liegen. Dorthin fliege ich am 15. Mai.
3.Verschwiegene Vergangenheit wirkt weiter. So habe ich es immer gespürt, inzwischen ist es erforscht: Bode, Kriegskinder brechen ihr Schweigen, diess. Kriegsenkel. http://www.forumkriegsenkel.de. Es gibt inzwischen eine seriöse Erinnerungsforschung. Sie fließt ein in die neuesten Geschichtsdarstellungen, auch des i. Weltkrieges
3. Ja, ich fühle mich mitschuldig, obwohl ich beim Kriegende gerade 8 Jahre. Und ich will alles dafür tun, dass kein Krieg nirgendwo wieder entsteht. Darum habe ich auch jetzt viel Angst, bei den flotten Sprüchen und Drohgebärden im Zusammenhang mit der Krim. Ich bin aktives Glied der Friedensbewegung
4. Mehr Wissen bedeutet mehr Verstehen. Darum forschen, schreiben, erzählen, damit es die Kriegsenkel einfacher haben und zur Ruhe kommen können. Erzählen alleine ist zu wenig.
Inzwischen erforsche ich die Lebensgeschichte und die Erziehung meiner Großmutter und meiner Mutter. Beide durchaus im Kontext der Zeit, aber so haben wir unserer Kinder hoffentlich nicht mehr erzogen.
Auch dies hing mit dernationalen "Verzückung", Gewaltverherrlichung und Opferbereitschaft gerade der bürgerlichen Mittelschicht im Kaiserreich, im I. und im II. Wk zusammen.
Dazu würde ich gerne Eure Meinung lesen.
Birke Rühle
Meine Familie , Eltern und Großeltern waren begeisterte Kaisertreue, DeutschNationale und Nazis in Danzig von 1906 - 1935 und wieder von 1939-45.

Birke Rühle
18.04.2014, 13:24
Liebe Melani,
liebe Kriegskinder, Täter oder Opfer und ihre Familiengeschichte,

ja, Du hast recht: Wenn Du ehrlich und unverblümt schreibst, dann kannst Du schlimmer Verwürfe direkt oder indirekt anderer Familienangehöriger bekommen.
Deshalb mein Rat:
einmal alles mit Namen, Daten und Fakten genau, vielleicht auch als Abmerkungen
und in einer zweiten Fassung diese Dinge weglassen oder nur noch Abkürzungen. Auch Familienbilder sind gefährlich. Habe ich am eigenen Leibe erfahren.
Dritte Möglichekeit: ein historischer Roman, Dichtung und Wahrheit.
Aber das hilft uns nicht bei der Vergangenheitsbewältigung.
Viele von uns leiden unter einer posttraumatischen Störung
Birke Rühle

Ulrich 31
18.04.2014, 17:04
Liebe Birke,

Du legst in Deinem Beitrag #17 offen, dass Du Jahrgang 1936 bist und bei Kriegsende gerade 8 Jahre alt warst. Trotzdem teilst Du mit, dass Du Dich "mitschuldig" fühlst. Das irritiert mich. Und deshalb wäre ich Dir für eine Antwort dankbar, die diese Mitteilung erklärt.

Viele Grüße
Ulrich

JuHo54
18.04.2014, 18:44
Hallo Ulrich,
Birke schreibt doch , sie sei mit ihren Fragen allein gelassen worden. Ich finde das ist Erklärung genug für Schuldgefühle, die aus dem Schweigen resultieren, so sehe ich das wenigstens und bin entsprechend auf der Suche, warum mein Opa 1942 sterben musste, hatte er Schuldgefühle als hoher Beamter oder...oder...???
Liebe Grüße
Jutta

Ulrich 31
18.04.2014, 20:26
Hallo Jutta,

das ist keine Erklärung für mich. Mit seinen Fragen allein gelassen worden zu sein, macht doch nicht mitschuldig. -
Das ist jedenfalls meine Sicht dieser Schuldgefühle.

Beste Ostergrüße
Ulrich

Christkind
19.04.2014, 00:26
Ehrlich gesagt komme ich mit der Definition "Täterkinder" nicht ganz klar.

Ich soll mich schuldig fühlen, wenn mein Vorfahr ein Mörder war? Soll mein Leben, für das ich nocht einmal etwas kann, damit belasten, dass in meiner Familie Verbrecher waren? ?? Nein. Schuldgefühle könnte ich mir nur vorstellen, wenn mein Kind ein Mörder wäre. Wenn es in einer Terrorgruppe Unheil über die Menschen brächte.Wenn es Nazi-Parolen brüllen würde. Dann war ich kein Vorbild für mein Kind.Schuld haben als Tätereltern- ja, aber nicht als Täterkinder.
Freundliche Grüße, Christa

ursula paradies
19.04.2014, 13:26
Hallo liebe Jutta, lieber Ulrich,
unter dem Bergiff ---- Schuldig --- kann man vieles verstehen. Es gibt auch ein Schamgefühl. Auch bin ich mit meinen Fragen alleine gelassen worden. Die Erwachsenen lügen nicht und tun auch nichts böses. Zuhause wurde alles schön geredet. Wie, und von wem, man dann die Wahrheit erfährt, spielt eine große Rolle. Auch Scheidungkinder fühlen sich schuldig. Später im Alter sagt man sich, es war nicht meine Entscheigung und zu der Zeit habe ich auch nicht gelebt.
Schöne Ostern allen Gruß Ursula

Bartels
19.04.2014, 14:43
Hallo,

hier noch die Biografie der Tochter eines "Mördervater"s (so der deutsche Filmtitel):

wikipedia Monika Hertwig (https://de.wikipedia.org/wiki/Monika_Hertwig)

Laut dem Buch "Schindlers Liste" schoss er zum Zeitvertreib mit dem Jagdgewehr auf KZ-Häftlinge.

Dietrich
19.04.2014, 23:12
Hallo,

hier wurde der Umgang einer Familie mit ihrem "Mördervater" in Form einer Dokumentation von Malte Ludin verfilmt - "2 oder 3 Dinge, die ich von ihm weiß" >> http://www.2oder3dinge.de/ Eine typisch deutsche Geschichte. Prädikat: besonders wertvoll (FBW - Gutachten)

Beste Grüße

Dietrich

Bartels
19.04.2014, 23:46
Danke Dietrich,

Wikipedia: Malte Ludin (https://de.wikipedia.org/wiki/Malte_Ludin) Der zweite Satz verlinkt zum Vater, dieser wurde als verurteilter Kriegsverbrecher hingerichtet.

Martschinke
02.05.2014, 16:38
Es gibt viele Gründe, die zum Verbrechen führen.
Soll ein Soldat ein Mörder sein, nein, wenn der Mensch gezwungen wird
für sein Vaterland zu kämpfen.
Die Obrigkeiten geben die Befehle, aber sie selbst in ihren weißen Westen
sagen: Nichtschuldig. Beispiel Nürnberg.
Der Täter ist immer der Auszuführende und wenn er nicht folgt, wird er selbst ermordet,
das war immer schon so. Ich sehe noch keinen Silbertreifen am Horizont, dass
es weltweit einmal aufhört. Schließlich ist der Andere immer der Schuldige.
Der Sieger hat immer Recht, und ist der Richter des Verlierers.
Wenn es in Versailles unparteiische Richter gegeben hätte, wäre der zweite Weltkrieg
vermieden werden können. Wer verurteilt die Richter?

Herrliche Zeiten, hochwürdiger Adel !

Martschinke

Malani
21.01.2018, 18:40
Vor nun fast 4 Jahren wurde das Thema Täterkinder eröffnet und ich weiß nicht, ob es noch aktuell ist für einige hier. Ich möchte an dieser Stelle Birke Rühle vor allem danken, die mir persönlichen einen wichtigen Anstoß gegeben hatte. Mittlerweile habe ich die Geschichte meiner Familie als Buch veröffentlicht und die ganzen Namen einfach ausgetauscht - statt Pauls heißen meine Protagonisten Pawel (ja, ein polnischer Name, ich weiß und ich habe ihn auch ganz bewusst gewählt). Es ist kein Roman, sondern eine Erzählung - natürlich alles fiktiv, zumindest habe ich mir Mühe gegeben. Und ich muss sagen - es tat gut, sich mit der Vergangenheit auseinanderzusetzen, das unbewusste Erbe auf diese Weise zu benennen, ohne anzuklagen. Alles aussprechen zu dürfen und sich auch ein eigenes Bild machen zu dürfen. Bis jetzt gehe ich mit dem Buch nicht groß an die Öffentlichkeit, aber wenn es soweit ist, dann werde ich auch nicht die Reaktionen meiner Familie scheuen. Dieses Thema "Täternachkommen" ist so unsagbar wichtig, weil es die Nachkommen krank machen kann, richtig seelisch krank, ohne dass man weiß, was mit einem wirklich los ist. Kranke Verhaltensweisen werden von einer Generation in die nächste weitergegeben, oder Redewendungen die klar aus der NS-Zeit stammen. Vielleicht ist das Thema auch nicht mehr interessant, aber ich gehöre zu der "jüngeren Generation", die sich damit noch auseinandersetzen musste, um dieses Trauma zu verarbeiten.
Viele Grüße aus dem Schwarzwald, Petra

Antennenschreck
21.01.2018, 19:16
Hallo,

es ist zumindest beachtenswert, dass du dich mit deiner Vergangenheit so sehr auseinander setzt. Wenn das alle strafmündigen Menschen in der Welt tun würden, dann hätten wir wohl keine Kriege mehr. Also viel Erfolg auf diesem Weg wünsche ich dir allemal.

LG Arndt

waldling +6.8.2023
21.01.2018, 20:18
Hallo Petra,

ich kann mich den Worten von Arndt anschließen. Darüber hinaus möchte ich mich für deinen Beitrag bedanken, selten trauen sich Menschen, dieses Thema offen anzusprechen.

Herzliche Grüße
Uwe

waldling +6.8.2023
22.01.2018, 18:16
Hallo zusammen,

hier noch ein TV-Video-Tipp, grad den Link von Piotr bekommen.

http://www.daserste.de/information/reportage-dokumentation/dokus/videos/hitlers-letzte-mordgehilfen-video-102.html

Einen schönen Abend!
Uwe

love danzig
22.01.2018, 19:50
Hallo Petra,
warum setzt du polnische Namen in deinen Buch ein?
Über eine kleine Erklärung würde ich mich freuen.
Gruß Romek--Opferkind.

Christkind
22.01.2018, 20:47
Mir geht es durch Mark und Bein, wenn ich hier lese: Täterkind. Opferkind.
KINDER sind niemals Täter, immer nur Opfer.
Ich habe als Kind nichts Schlechtes getan. Und wurde trotzdem zum Opfer.
Schöne Grüße, Christa

ada.gleisner
22.01.2018, 22:11
Du hast recht Christa, das Wort Täterkind finde ich schon schlimm. Soweit ich nachgeforscht habe, gab es in unserer Familie keine "Täter", wenn man davon absieht, da sie ja fast alle die NSDAP gewählt haben.Was ich aber als junger Mensch empfunden habe, war eine Scham für mein Volk , die Täter waren. Reisen ins Ausland waren anfangs für mich hochproblematisch, wenn ich mich als Deutsche zu erkennen geben mußte. Vor allem in Frankreich bin ich von Restauranbesitzern quasi herausgeschmissen worden und in der Bretagne auch beschimpft worden. Heute passiert das in Frank- reich, so hoffe ich, nicht mehr und ich habe heute keine Schamgefühle mehr. Mein labiles Wissen über die Täter hat einem gesunden Menchenverstand Platz gemacht, ich bin selbstbewußt geworden im Laufe meines langen Lebens und kann die früheren Feindschaften gut einordnen. Abendliche Grüße von Ada

waldling +6.8.2023
22.01.2018, 22:24
Manchmal gibt es auch eine ganz banale Erklärung für einen Titel, s. Start-Thread. Und dann ist der Titel immer weiter übernommen worden.

waldling +6.8.2023
22.01.2018, 22:40
Hallo noch einmal,

Piotr gab mir noch einen Buch-Tipp, den ich hier gerne weitergeben möchte:

https://www.amazon.de/Zum-Stehen-verdammt-Michael-Ficzel/dp/3905248190/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1516640096&sr=8-1&keywords=zum+stehen+verdammt (https://www.amazon.de/Zum-Stehen-verdammt-Michael-Ficzel/dp/3905248190/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1516640096&sr=8-1&keywords=zum+stehen+verdammt)

Kundenrezension:

Der Autor erlebt das Grauen des KZ Stutthofs hautnah mit, kann nur zusehen aber nicht helfen.
Als er versucht zu helfen wird er beinahe vor ein Standgericht der eigenen Kameraden gestellt, dem er nur knapp durch die Wirren des Kriegsendes entgeht.
Der Autor wird mit 18 Jahren als Volksdeutscher zur SS eingezogen, weil er zu klein für die Waffen-SS ist kommt er zur Lager-SS. Hier sieht er sich unmenschlichem Dril und Anfeindungen ausgesetzt weil er eben kein reinrassiger Deutscher ist.
Durch schwere Krankheit kann er der Hölle des Lagers kurzfristig entfliehen aber der Sog dieses Höllenvorhofs läßt ihn nie los und so landet er immer wieder dort.
Er erlebt wozu Menschen mit Macht fähig sind und zweifelt an sich selbst. Er ist zum stehen und zusehen verdammt, aber helfen kann er nicht. Aber er kann sich seine Menschlichkeit bewahren und wird nie zum Täter.
Dieses Buch bringt dem Leser den Blickwinkel der anderen Seite des Zauns nahe. Zeigt das nicht alle vor dem Zaun vertierte Unmenschen waren, sondern teilweise auch Gezwungenen.
Hier wird nichts verharmlost oder relativiert, hier wird Zeugniss von dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte abgelegt, aus erster Hand.

Gute Nacht!
Uwe

Martschinke
23.01.2018, 11:26
Ja, lieber Waldling, Menschen haben sich zwischen dem ersten und zweiten Weltkrieg 1914 und 1945
schwer schuldig gemacht. Warum haben sie das getan? War es ihre eigene Innovative oder sind sie
alleine durch ihren festen Glauben, der politischen Herrschaft folgend, dazu gebracht worden.
Was wäre gewesen, wenn Kaiser-Wilhelm der Zweite nicht die Kriegserklärungen an Rußland, an
Frankreich und England unterzeichnet hätte? Wenn der Reichspräsident Hindenburg den schlimmsten
politischen Verbrecher Hitler nicht zum Reichskanzler gemacht hätte und unsere Deutschen Generäle
als Gefolgsleute vor dem Obergefreiten Hitler nicht stramm gestanden hätten? Bei all diesen Verbrechen
deutscher Befehlsgewaltiger der oberen Gewaltmächtigen sind Menschen schuldig geworden, die dadurch
ihren Verstand der Menschlichkeit verloren hatten.
kurt m