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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Auf dem Weichsel-Werder-Ring per Hausboot - oder die Entdeckung der Langsamkeit



MueGlo
21.05.2014, 23:23
Moin,

die Erstellung von Reiseberichten dauert bekanntlich meistens laenger als die Reise selber ...

Aber nun steht der Bericht ueber unsere Hausbootfahrt im September 2013 auf Weichsel und Nogat unter

http://www.momente-im-werder.net/01_Offen/71_Reise-2013/R-2013-01_Idee.htm

Hinweise und Korrekturen sind willkommen.

Viel Spass und beste Gruesse aus Oregon, USA,

Rainer MueGlo

Herbert Claaßen
22.05.2014, 10:15
Hallo Rainer!
Für diesen hervorragenden Reisebericht kann ich nur herzlichen Glückwunsch sagen. Es war mir ein großes Vergnügen ihn lesen zu dürfen. Auf vielen Etappen bin ich im Geiste mitgefahren. Ich gebe zu; ich habe Euch beneidet. Ein kommerzieller Reiseführer kann nicht besser sein.
Viele Grüße!
Herbert

asgaard
22.05.2014, 13:29
Moin moin Rainer,

ein wirklich schöner, anschaulich interessanter und humorvoller Reisebericht aus der Heimat Deiner Altvorderen den Du uns hier zur Verfügung stellst.

Ich wusste 2013 ganz sicher schon, was mir entgehen wird, wenn ich diese Hausbootreise im Werder mit Euch nicht antrete, vielmehr aus privaten Gründen nicht antreten konnte, du hattest es mir ja prophezeit und so ist es auch. Vielleicht hätte dann auch mein Bootsführerschein der Marine für Kraftboote, (und nicht für Kreuzer) den ich vor langer, langer Zeit im bekannten Schlicktown (WHV) absolvierte, auch aus technischer Sicht in einem Punkt von Nutzen sein können. ( von wegen Schläuche am Motor oder so) ha, ha. Ansonsten wäre es auch für mich eine ganz neue Erfahrung mit den Billabongs im Werder gewesen inclusive Grünzeug oder Entenschnatter.

Vielen Dank und viele Grüsse, viel Erholung oder Arbeit ? nach/ in Oregon.

Wolfgang

MeinEichwalde
22.05.2014, 16:00
Danke für Eure Mühe,
am Anfang ahnte ich nicht dass es eine Familienreise ist. Ich fragte mich warum Ihr das WErdermuseum( mein ewiger Lackmustest) verstanden habt, obwohl die Texte in polnischer Sprache im Untergeschoss sind. Dass Marek eine Sohn hat der dort engagiert ist, wußte ich nicht, denn für mich kommt Herr Opitz nicht in die Puschen. wie man mit Bruder Opitz und der Familie Kontakt aufbaut ist mir nur halb ersichtlich, aber es scheint das übliche zu sein. Ihr kommt sehr schön in Stimmung auf Eurer Fahrt, das muss man erstmal hinkriegen. An den Familienorten wird es dann klarer und gefühlvoller und dezidierter. Die Bauernwelt im Werder war zwar familiär sehr vernetzt, aber die Nachkommen sind sehr eigentümlich nur intensiv mit dem Besitz der eigenen Familie verbunden.Dass Ihr den Ziegel mitnahmt, ist typisch für viele Hofbesitzer der Vertriebenen.Solche steine Findet man auch in Bremervörde ( Stuhmer Museum).Ein Wohl dem Werdertourismus bei solchen Heimwehtouristen, der Bericht ist eine gute Werbung für den lahmenden Tourismus dort. Möwe wird von Polen besucht. Ich war gerade auch dort, und kann den Luxuseindruck nur bestätigen, mir war es angenehm. Die Übernachtungspreise sind moderat. Hinter der ganzen Reise steht der Immobilienkaufgedanke unter anderem . Man fragt sich warum ihr darüber nicht detaillierter schreibt.WEm gehören die ganzen Häuser momentan.
Für mich erkennbar bei den Clanschilerungen ist, dass sie WErderfamilien es nicht nötig haben ihre Geschichte in Gedenkstätten oder Museen zu verbreiten. Dazu sind sie zu stolz und nach wie vor selbstbewusst und ungebrochen.Davon habe viele Leute Ahnung wie die Kuh vom Veilchen, man ist auch nach wie vor zu stolz die Niederlage einzugestehen..
Warum schreibt Ihr von Teigtaschen und nicht von Pierogen, das wäre meine Frage ?
Und wo ist der Bericht noch verlinkt ?
und: hat Lukazs im Museum einen Ehrenamtsjob und wird auch am Sonnabend zur Nacht der Museen teilnehmen.
LG ( Frau an Bord Glück geht fort, liebe Männertruppe.... so ist es wohl) Delia,

Wolfgang
22.05.2014, 17:19
Schönen guten Nachmittag,
hallo Rainer,

"gut Ding will Weile haben" - so dachte ich jedenfalls in den Momenten in denen ich Dich nach Deinem schon vor Langem angekündigten Reisebericht fragen wollte. Und gut Ding wollte wirklich Weile haben... :)

Wunderbar der Reisebericht, wunderbar! Er gibt einen sehr guten Eindruck über eine solche Hausboot-Tour im Werder. Bericht und Bilder in einem ausgewogenen Verhältnis, persönlich geschrieben, gewürzt mit feinem Humor! Solche Berichte könnte ich ohne Ende lesen... :)

Die Links zu "Fragmente..." und "Informationen und Tipps" führen momentan noch ins Leere, aber ich denke, da kommt noch was, stimmt's?

Viele Grüße nach Oregon
Wolfgang

Bartels
22.05.2014, 22:09
Moin Rainer,

vielen Dank für den Bericht - ich lese noch ...

bewerbe mich aber schon mal für die nächste Tour:

- als Smutje: von pfälzisch (Saumagen) über polnisch (Barcz auf Bergbauernart) bis preussisch (Sauerkrautsuppe), uva. von einfach bis zu GROSSER Reistafel
- als Student von polnischen Speisekarten, dafür habe ich seinerzeit (1979) wohl genau 1900 Zloty / Monat "verdient"
- als Schleuser mit ff Praktikum: einen ganzen Verein von Mettlach (Saar) bis Trier (Mosel) geschleust zu haben - in Selbstbedienung - allerdings elektrisch
- als Steuermann in zwei (Ruderboote & Optimistenjolle) oder drei Dimensionen (Flugzeuge), U-Boote könnte ich auch noch hinkriegen, aber als ich mir den Kopf anhaute, meinte meine dreijährige Nichte am Tiefensteuergerät: "Onkel Rudolf, Uboote sind nur etwas für kleine Kinder". - Die "Kleine" muss es wissen, denn jetzt ist sie in einer Hochbegabtenklassi (Gymnasium) mit 8 Jungs und 15 Mädchen!

NB: Eichwaldes Texte werde ich "wie die Kuh vorm Veilchen" studieren

Wolfgang
23.05.2014, 11:33
Schönen guten Morgen,

der Reisebericht Rainers ist nun auch verlinkt auf Facebook unter "Weichselwerderring / Pętla Żuławska (https://www.facebook.com/Weichselwerderring)".

Viele Grüße,
Wolfgang

Wolfgang
23.05.2014, 19:31
Schönen guten Nachmittag,
moin, Rainer,

die "Scharfschaltung" Deines Links "Informationen und Tipps (http://www.momente-im-werder.net/01_Offen/71_Reise-2013/R-2013-34_Infos.htm)" ist Gold wert. Ich muss mir überlegen, ob und was ich noch beisteuern kann. Auf jeden Fall aber ein kleiner Warnhinweis: Angeln ohne spezielle Erlaubnis, auch wenn es nur "Würmerbaden" ist :), kann in diesem Jahr unangenehme Folgen haben. Ich werde in Kürze dazu ein paar Hinweise bringen.

Ich freue mich auf ein (Wieder-) Sehen im Werder :)
Wolfgang

Beate
26.05.2014, 09:08
Guten Morgen, Rainer,


herzlichen Dank für Deinen herrlichen Reisebericht! So schön anschaulich und fröhlich be- und geschrieben und dazu alles bebildert, das lädt zum erneuten Lesen und auch Nachmachen ein! Schließlich war man bei Euch nun "live und in Farbe" dabei, das lässt die Hemmschwelle vor solchem Unternehmen in einem Land, dessen Sprache man nicht unbedingt beherrscht, sinken. Denk ich mal.

Danke nochmals, es war ein Vergnügen, dabei sein zu dürfen!

Fröhliche Grüße Beate

Wolfgang
02.06.2014, 19:14
Schönen guten Nachmittag,

gestern lud das Wetter geradezu dazu ein, wieder mal auf das Wasser zu gehen. Mein Freund Zbyszek fragte mich ob ich Lust hätte, eine kleine Tour Richtung Haff mitzumachen. Die Fahrt sollte mit Zbyszeks neu beschafften Motorjacht, einer norwegischen Saga 27, unternommen werden. Dieses etwa 8,5 Meter lange Boot mit einem Tiefgang von gerade mal 80 cm eignet sich ideal dazu, auch die flacheren Gewässer unseres Werders zu erkunden.

Dieses Mal wollen wir aber nur auf Elbinger und Königsberger Weichsel Richtung Haff. Es ist so wunderschön warm, das ich vorsorglich Badehose und Handtuch einpacke. Die Kamera natürlich auch. Und so fahren wir los. Zbyszek, Iza und ich. Meine Frau kann leider nicht mit dabei sein, sie ist verhindert. Ein sanfter warmer Wind aus West kräuselt das Wasser, der wolkenlose Himmel spiegelt sich tiefblau in der Elbinger Weichsel. Es ist nicht viel los, Einsamkeit umgibt uns, aber Froschquaken und lauter Vogelgesang bilden eine ständige natürliche Geräuschkulisse.

In weiten Seerosenfeldern zeigen sich bereits vereinzelt gelbe Blüten. Graureiher stehen unbeweglich am Ufer, warten auf Beute. Kormorane schießen pfeilschnell über den Fluss, plötzlich die Wasseroberfläche durchstoßend und erst viele Meter entfernt wieder auftauchend. Auf sattgrünen Werderweiden wiederkäuende Kühe, vereinzelt auch mal ein grasendes Pferd. Und der Teichrohrsänger! Überall ist sein sägender Ruf zu hören.

Und immer wieder Angler. Am Ufer, auf Booten, geduldig, auch sie einer Beute harrend die sich nicht fangen lassen will. Wir passieren die Fischerbabker Eisenbahndrehbrücke auf der ich gerade mal zwei Stunden zuvor eine kleine Fotoserie geschossen hatte. Uns links haltend biegen wir bei Helgoland in die Königsberger Weichsel ein, fahren an einem Hausbootvermieter vorbei, dessen Boote auf Mieter warten. Unter der Fischerbabker Hebebrücke hindurch kommen wir in einen stark verkrauteten Abschnitt dieses Weichselarms. Obwohl wir uns in der Flussmitte halten, geraten immer wieder Seerosen in die Schraube. Kurze Rückwärtsfahrten unter Volllast befreien uns von den fahrtverlangsamenden Schlingpflanzen.

Hier ist Natur pur zu spüren. Ein nicht sehr breites Fahrwasser, an den Ufern dicht bewachsen, vereinzelt zur Vorsicht mahnende Baumstämme und Äste dicht unter der Wasseroberfläche, und wieder Vögel ohne Ende. Gänse, Enten, ein Paradies für all diese Vögel. Alte Höfe, oft sind nur die roten Dächer zu sehen, bilden eine harmonische Einheit mit dieser Naturlandschaft.

Stutthof naht. Vorbei an der alten Ziegelei, vorbei an den doppelreihigen verwitterten Pfählen, den Überresten eines einst langen Anlegesteges, an dem die Kähne anlegten um Ziegel zu laden. Die Hebebrücke ist schon zu sehen und kurz darauf biegen wir in die Stutthöfer Marina ein. Dort werden wir begrüßt von Ania die zusammen mit ihrem Mann Slawek diesen kleinen Hafen mit Restaurant betreibt. Das Restaurant ist noch geschlossen, aber wir werden von ihnen zu einem kleinen Essen nach Hause eingeladen, und ich bin begeistert. Es wird aufgetischt als ob wir wie Verhungernde aussehen. Alles vom Feinsten, viele kleine regionale Spezialitäten, ich weiß gar nicht, was ich noch alles probieren soll. Gesättigt, gestärkt machen wir uns wieder auf den Weg nach Hause. Es ist frischer geworden. Trotz Sonne und blauen klaren Himmels lässt uns der auf Nord gedrehte Wind frösteln. Ein voller Magen, aber vor allem auch die Rückfahrt auf diesen wunderschönen Werdergewässern schafft doch tiefe Zufriedenheit, ja, es ist nicht falsch, von Glücksgefühlen zu sprechen.

Ich warte schon auf die nächste Fahrt... :)

Beigefügt noch einige Fotos die aber nur einen schwachen Eindruck dessen vermitteln können was hier wirklich zu sehen und zu erleben ist.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

P.S.: Ahhh, fast hätte ich vergessen, auf die Internetseiten der Stutthöfer Marina hinzuweisen. Ania und Slawek bieten Anlegeplätze an, vermieten aber auch Kajaks und Boote. Und natürlich gibt es ein Restaurant mit vielen Plätzen im Freien: http://www.marinabaltica.pl

MueGlo
03.06.2014, 00:27
Moin, allerseits,

Danke für das Feed back. Es freut mich, wenn ich euch Lust machen und ein bisschen Sicherheit geben konnte bezüglich solch einer Bootsfahrt auf dem Weichsel-Werder-Ring - es lohnt sich wirklich!!!

Wolfgang: Danke auch für die Ergänzungen und die Fehlerhinweise - nobody is perfect. Weitere in die Site einzubauende Links sind willkommen - der Stutthof-Link ist bereits eingebaut.

Wolfgang asgaard: Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! Kann ja noch werden ... und wer in Wilhelmshafen durch den Schlick zu waten weiß - ich präferiere den Dangaster Schlick -, wird ja auch mit ein paar Seerosen und dem Wasserfarn fertig ...

Rudolf: Deine Bewerbung ist notiert ... die Aussicht auf einen richtigen Smutje ist sehr verlockend. Ein kleine Einschränkung: Ich habe zwar im 18. Jahrhundert eine ganze Reihe an "Kohl" als Altvordere in Groß Zünder aufgestöbert aber deren bekannter Pfälzer Namensvetter und bundesweiter Apologet des "Saumagens" kann mir doch nicht richtig die Vorstellung entlocken, so etwas auf Weichsel und Nogat zu verschlingen. Doch da ich berufsmäßig zwangsweise zum Allesesser konvertiert bin, würde ich im Notfall auch diese Kröte - sorry -, diesen Saumagen schlucken. Der Rest der Speisekarte lässt mir das Wasser im Munde zusammenlaufen!

Falls sich daher hier im Forum eine Truppe für solch einen Trip findet, ich mache so etwas gerne noch einmal ...

Noch eine traurige Nachricht: Heinz Mandey informierte mich, dass unser Wirt Sigi in Nickelswalde / Mikoszewo vor kurzem gestorben ist. Wir trauern und werden ihn missen, Er war für uns in den letzten Jahren zu einem regelrechten Anlaufpunkt geworden. Ein Bild von ihm ist eingestellt unter

http://www.momente-im-werder.net/01_Offen/71_Reise-2013/R-2013-01_Idee.htm

Beste Grüße wieder aus Kigali,

Rainer MueGlo

Wolfgang
13.06.2014, 18:43
Schönen guten Nachmittag,

auf der Königsberger Weichsel ins Frische Haff... - hier ein paar Informationen und Bilder bei Facebook: https://www.facebook.com/media/set/?set=a.301683186666170.1073741836.224748137693009&type=1

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Helga +, Ehrenmitglied
13.06.2014, 20:29
Wie schön. Alles wirkt so friedlich und ein bißchen gestrig. Einfach zum wohlfühlen.

Bartels
13.06.2014, 22:45
Moin Rainer,

wenn man Wurst nicht als Wurst, sondern als "Sau-Darm" anbieten würde ...

Bei mir als geborener Kurpfälzer hat es auch 46 Jahre gedauert, bis ich mich an den Saumagen getraut habe, und für Viele, die sagten "Saumagen? Niemals!" wurde er zum Leib- und Magengericht in der Pfalz.

Nachdem die Kisten Pfälzer Wein in der Antarktis immer gut aufgenommen werden, könnte sich unsere Ministerpräsidenten mal drum kümmern Saumagen im Partnerland Ruanda einzuführen ...

Bartels
13.06.2014, 22:46
... für Wolfgang würde ich aber Lemberger aus dem Ländle mitnehmen!