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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Vettern auf beiden Seiten der Front?



Bartels
24.05.2014, 22:17
Einen schönen guten Abend,

meine Frage ist, gibt es im östlichen Grenzland Vettern, die im ersten oder zweiten Weltkrieg auf beiden Seiten der Front kämpften - z.B. auf deutscher und polnischer Seite? - Im Grenzland Pfalz hat der Vater meiner Mutter Vettern (1. - 5. Grades), die ihren nächsten Angehörigen im 1. Weltkrieg als "Feinde" gegenüberstanden und auf beiden Seiten der Front ihr junges Leben liessen.

Die grossmütterlichen Ahnen im Werder haben sich über Töchter verfielfältigt, waren auch teils Mennoniten und haben nicht gedient.

Mein Vater hat bei der Kriegsmarine nur eine einzige Nacht auf Feindfahrt am Geschütz verbracht, dann durfte er wie sein Vater (Schichau), mein zweiter Grossvater (Blohm & Voss, HH) und wie der jüngere Bruder meiner Mutter (TH Danzig - statt Panzerschiff "Admiral Graf Spee" ) Kriegsdienst am Zeichenbrett leisten ...

Mein Hamburger Grossvater hat 1914/18 einen Bruder und sechs Vettern verloren - auf beiden Seiten. Siehe hier: Vettern - Gefallen im 1. Weltkrieg (http://blogs-stories.blogspot.de/2014/05/ww1-cousins-killed-in-action.html). - Sein Vater war 1870/71 Arzt an der Front und danach auf Segelschulschiffen.

Heinzhst
25.05.2014, 00:49
Moin Rudolf B.
Meine Vorfahren mütterlichseits stammen aus dem Kreis Dirschau.
Mein Großvater war im 1. Weltkrieg deutscher Soldat.
Nach 1918 wurde er polnischer Staatsbürger. Seine beiden Söhne wurden im 2. Weltkrieg zur polnischen Armee eingezogen und sind in deutscher Gefangenschaft geraten.
Nun waren meine Verwandten wieder deutsche Staatsbürger und beide Söhne , meine Onkels, wurden zur Wehrmacht eingezogen. Der ältere Onkel ist in Rußland verschollen, der jüngere ist seinen Kriegsverletzungen erlegen und wurde in seinem Heimatort mit militärischen Ehren beigesetzt.
Ein anderer Onkel, Schwager meiner Mutter, war 1939 polnischer Soldat dann deutscher Soldat und später wieder polnischer Soldat und kam unversehrt nach Hause.

Ich hatte zwei Arbeitskollegen, der eine war deutscher Soldat, ihm fehlte der linke Unterarm und er hatte Brandnarben am Hinterkopf. Der andere, ein Ostpole war russischer Soldat und hatte große Bauchnarben. Beide haben bei einem Gespräch festgestellt, dass sie in einem bestimmten Zeitraum am gleichen Frontabschnitt gekämpft haben. Vielleicht haben sie aufeinander geschoßen? Nun unterhalten sie sich friedlich.

Im Jahre 1958 konnte ich nach Deutschland ausreisen. Beim Abschied von meinen Arbeitskollegen meinte ein Kollege:
Wenn es Krieg gibt und wir treffen uns an der Front werden wir nicht aufeinander schießen. Das habe ich ihm versprochen.

Lach, verückte Welt auch im Frieden, ich war polnischer Soldat, mein jüngerer Bruder und mein Sohn haben bei der Bundeswehr gedient.

Allen einen schönen, friedlichen Sonntag. Heinz

MeinEichwalde
25.05.2014, 10:55
Moin Heinz,ischa interessant.. diese Verwicklungen haben auch viel mit den Deutschen Volkslisten zu tun in Dirschau besonders. Aktuell können ja auch unsere Erdogan Freunde sich assimo, nee assimilieren, oder eben nicht. Ich fand bei diesem Thema immer Zwangsarbeit als Wahlmöglichkeit attraktiver als WEhrdienst. hatten denn deine Onkels gar nicht die Wahl zur Zwangsarbeit, da hatten sie doch die viel besseren Überlebenschancen und vor allem sie brauchten nicht zu töten. Ichwürde mich sehr über eine Antwort freuen. Ich bin ja Mutter von zwei Söhnen (29 und 33)
besten Gruß
Delia

Bartels
25.05.2014, 14:27
Moin Heinz,

herzlichen Dank für Deinen Beitrag, den ich noch wohl noch öfters lesen werde. - Solche Familiengeschichten sind mir auch aus den Erinnerungen meiner Mutter bekannt. Sie schreibt z.B. über Familien, die ihren Grund und Boden im Korridor nicht aufgeben wollten. Über Wehrdienst etc. hat sie allerdings nichts berichtet.


Unser Wehrdienst war noch nicht lange vorbei, als das Thema 1979 mit meinen polnischen Freunden aufkam: Müssen wir aufeinander schiessen? Wir haben eine Lösung gefunden, dazu später ...

Heinzhst
25.05.2014, 23:30
Hallo Delia, ich denke nicht dass meine Onkels die Wahl hatten zwischen Kriegsdienst oder Zwangsarbeit. Gab es das?
Es war Krieg und da gab es keinen Zivildienst wie es später bei uns in der BRD gab.

Schönen Gruß, Heinz

Christkind
26.05.2014, 07:26
Hier ein Beispiel aus meiner Familie:Meine Großeltern lebten in Dirschau.Mein ältester Bruder Adolf,Jahrgang 1922,wuchs bei meinen Großeltern in Dirschau auf.
Er wurde deutscher Soldat.Durfte für Volk und Vaterland an der Westfront kämpfen.Mein zweiter Bruder Erwin (Jahrg.1926)wurde ebenfalls Soldat und durfte an der Ostfront kämpfen.Mein Bruder Adolf kam in englische Gefangenschaft - 1943 ??? - als Gefangene wurden sie eingeteilt:Alles, was jenseits der Oder herkommt,wurde polnischer Soldat.So hat es mir mein Bruder erzählt.Ob das von der polnischen Exilregierung so gehandhabt wurde, um eine Armee aufzustellen, weiß ich nicht. Nun war ein Bruder da, ein Bruder da.Einer kämpfte weiter in Italien für die Gegner Deutschlands,einem anderen überließ man es, in Russland getötet zu werden oder durchzukommen.
Beide Brüder haben überlebt.Nach dem Ende des Krieges konnte mein Bruder Adolf entscheiden, ob er zurück nach Dirschau wollte oder ob er es es nicht wollte. Er wollte es nicht. Er gründete in Manchester eine Familie und war nun Addy. Adolf zu heißen und ein Deutscher zu sein, das konnte sich wohl kaum jemand in England erlauben.Nach vielen Jahren erst wusste seine Familie, dass ihr Addy deutsche Geschwister hat und sein Taufname Adolf ist.
Wir und unsere Kinder haben nun regelmäßigen Kontakt.Und unser Brüderchen Addy hatte bereits seinen 90. Geburtstag hinter sich.
Schöne Grüße, Christa

Zoppo
04.07.2014, 18:36
Aus der schloss Krockow webseite:
◾1939: Der Zweite Weltkrieg bricht aus. Der älteste Sohn des alten Grafen, Reinhold (geb. 1911), kämpft als polnischer Kavalerieoffizier gegen die deutschen Aggressoren, endet aber sein Leben als Wehrmachtoffizier (1944). Als deutsche Soldaten fielen auch seine Brüder Heinrich (1912-1944) und Ulrich (1922-1943). Am Leben bleiben lediglich Albrecht (geb. 1913) und Cecilie (geb. 1916).
Foto: http://www.google.de/imgres?imgurl=http%3A%2F%2Fwww.rowerowki.pl%2Ffoto relacje%2Falbums%2Fuserpics%2F10517%2FDSCF2403.JPG&imgrefurl=http%3A%2F%2Fwww.rowerowki.pl%2Ffotorela cje%2Fdisplayimage.php%3Fpid%3D931&h=637&w=850&tbnid=vBDNOatfujhhTM%3A&zoom=1&docid=MPUrLDn53rn9mM&itg=1&ei=qNe2U-OlDajY7AaDp4HYCA&tbm=isch&iact=rc&uact=3&dur=915&page=1&start=0&ndsp=18&ved=0CCYQrQMwAg

hanko
06.07.2014, 14:53
moin, moin, ich habe hier eine Urkunde aus dem Danziger Zentralarchiv vom 07.08.1754
in dem u.a. die Namen Johann Christian Dethloff und Carl Dethloff erwähnt werden.
Könnte das für Sie von Interesse sein?
Gruss, hank