Wolfgang
27.04.2008, 15:27
Schon vor ein paar Jahren schrieben wir über den alten Fischer Lietzow aus Nickelswalde. Er war ein typischer Mensch von der Küste, er gehörte zu einem Menschenschlag, wie es nur dieses Fleckchen Erde am Wasser hervorbringen konnte. Sein Leben ist so bemerkenswert und lehrreich, dass ich Einiges aus unserem alten Forum Danzig-L übernehme:
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Ein Artikel über ihn in Mare: www.mare.de/mare/hefte/beitrag-aufm.php?id=455&&heftnummer=39 (http://www.mare.de/mare/hefte/beitrag-aufm.php?id=455&&heftnummer=39)
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Klaus Böhm schrieb dann am 13.07.06:
Lieber Wolfgang, deinen Text über den Fischer Lietzow habe ich mit großem Interesse gelesen : Die erwähnten Orte Habernis - Norgaardholz - Steinberghaff liegen bei mir vor der Haustür! Im Telefonbuch habe ich Lietzwo gefunden und eben mit Frau Lietzow telefoniert ! Ihr Mann ist vor 1 1/2 Jahren verstorben, er wäre in diesem Jahr 89 Jahre alt geworden. Sie ist 83 Jahre alt und stammt aus Bohnsack. Der Nachlaß dieses Fischers befindet sich als Dauerausstellung in einem kleinen Landschaftsmuseum in UNEWATT ( liegt an der B 199 Flensburg - Kappeln bei Langballig ). In der nächsten Woche werde ich sie einmal aufsuchen und dann von meinem Besuch berichten. Nette grüße von der sonnigen Ostsee vom danziger Klaus
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am 13.07.2006 antwortete ich:
es gibt ein Gedicht von Werner Krause, das ich im Andenken von Heinz
Lietzow zitiere:
TOD DES ALTEN FISCHERS
Drei Tage tobt der Sturm von Norden.
Die Wellen stürmen an mit Macht,
Sie sind es nimmer müd geworden
und brüllen drohend Tag und Nacht.
Der alte Fischer liegt darnieder
in seinem Häuschen nah der See.
Er hört so gern des Sturmes Lieder,
Luv war ihm lieber stets als Lee.
Bald wird die letzte Fahrt beginnen,
die letzte Fahrt ist immer schwer.
Das Leben fällt ihm schwer hier drinnen,
er stürbe lieber auf dem Meer.
Am Abend muss er sich erheben
und holt sein Ölzeug von der Wand.
Er wankt hinaus. Dort ist das Leben,
die Bernsteinlampe in der Hand.
Als er die Düne überstiegen,
packt ihn der Sturm mit voller Kraft.
Bei seinem Boot da bleibt er liegen
und lächelt still: "Ich hab's geschafft!"
Sie finden ihn am andern Morgen,
die Lampe hat noch hell gebrannt.
Bei seinem Boot war er geborgen,
sein Totenbett war ihm der Sand.
Des Meeres Sang klang wie ein Grüßen,
die Wellen wichen scheu zurück
und legten ihm zu seinen Füßen
ein großes gelbes Bernsteinstück!
Liebe Forum-Teilnehmer, es sind die "kleinen" Menschen, denen
Denkmaeler gebaut werden sollten. Es sind Menschen aus unserem Kreis,
Menschen wie wir, die vielleicht nur durch Kleinigkeiten aus der Masse
herausragen, denen aber unser aller Respekt gebuehrt.
Fischer hat es in Danzig gegeben seit sich dort die ersten Menschen
niederliessen. Es war eine harte, eine gefaehrliche Arbeit und viele
Fischer die auf's Meer fuhren, kamen eines Tages nicht mehr zurueck.
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Klaus Böhm schrieb am 12.08.2006:
"Glücklichsein beginnt zu Hause", so ist die Biographie über den Fischer Karl-Heinz Lietzow betitelt. Geboren am 28.7.1917 in Nickelswalde, nach Kriegsende in Norgaardholz bei Steinberg an der Geltinger Bucht "gelandet". Hier hat er bis zu seinem Tode im 79. Lebensjahr als Fischer gelebt. Diese kleine Biographie enthält viele Details aus Nickelswalde und Informationen aus der Umgebung, vom täglichen Leben, über Schule, Gaststätten ,
Konfirmandenunterricht, über seine Geschwister und Verwandten. Sein Nachkriegsleben wird menschlich - anschaulich dargestellt, es ist eine kleine, feine Lebensdarstellung. Sein Nachlaß - u.a. sein Fischerboot, Netze, Mütze - sind im Landschaftsmuseum Unewatt z.Zt. in einer Sonderausstellung zu sehen. -
Zur Biographie : Sprenger , Horst : Glücklichsein beginnt zu Hause. 2. Auflage 2002, ISBN 3 - 9810193 - 0 - X. 159 Seiten A 5; Kunstdruckpapier. Ladenpreis mir nicht bekannt, gezahlt habe ich im Museum 10,-E. Bei Interesse würde ich diese Büchlein beschaffen. Gruß vom Danziger Klaus
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am 12.09.2006 schrieb ich:
im Juli machte ich auf einen Artikel aufmerksam ueber den Nickelswalder Fischer Karl-Heinz Lietzow. Ich bestellte das Buch bei einem Amazon-Haendler, bezahlte es auch, hoerte dann aber nie wieder etwas von dem Haendler. Nachdem ich das Geld von Amazon zurueckerstattet erhielt, bestellte ich es erneut bei einem anderen Haendler und bekam es gestern zugestellt. Sofort machte ich mich daran es zu lesen.
Karl-Heinz Lietzow war wirklich ein ungewoehnlicher Mann, ein Mensch, den das Leben, den die Jugend in Nickelswalde und vor allem auch harte Arbeit praegte. Er war ein einfacher, aber auch ein grosser Mensch. In dem Buch erzaehlt er sein Leben, das Leben eines stillen Arbeiters, eines Fischers, das materiell arm und trotzdem ein reiches, ein ausgefuelltes Leben war. Mit schlichten, trotzdem fesselnden Worten wird ein Bogen gespannt der von seiner Kindheit und Jugend in Nickelswalde ueber den Arbeitsdienst in Prauster Krug, dem Militaerdienst in der Marine, kurze Kriegsgefangenschaft in Heilbronn, dann nach Norgaardholz in Schleswig-Holstein. Dort schafft
er es, sich wieder einen Kahn zu kaufen, ein eigenes kleines Häuschen kommt hinzu. Arbeit, Arbeit, Arbeit ist sein Leben. Er, der tagtaeglich hinausfaehrt auf's Meer wird zum Original. Die Gemeinde Steinberg benennt einen Weg nach ihm, den Fischer-Lietzow-Weg. Vor zwei Jahren starb er. Mit seinem Buch wurde ihm ein Denkmal gesetzt.
Das Buch kostet 12,00 Euro + Versandkosten. Es ist im Format und Umfang aehnlich dem Danziger Hauskalender.
Uebrigens, ueber seine Kriegsgefangenschaft in Heilbronn sagt Karl-Heinz Lietzow: "... schlechte, stickige Luft, obwohl inzwischen November war, schwallte mir entgegen. Wie konnte man hier nur leben, in einer so schlechten Luft? Meine See an der Danziger Bucht, ich vermisste sie."
Ich habe zwei Mal ein halbes Jahr auf der Insel Sylt gelebt und jedes Mal wenn ich von dort Richtung Heilbronn fuhr (in dessen Naehe ich damals schon wohnte), fragte ich mich auch, wie man nur diese stickige, lauwarme, nach Nichts schmeckende Luft atmen koenne. Und auch heute noch fehlt mir jedes Mal etwas, wenn ich frisch windzerzaust aus dem Danziger Werder an meinen Noch-Wohnort zurueck kehre.
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Kleine Anmerkung: das erwähnte Buch über Karl-Heinz Lietzow ist vergriffen und nicht mehr erhältlich.
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Ein Artikel über ihn in Mare: www.mare.de/mare/hefte/beitrag-aufm.php?id=455&&heftnummer=39 (http://www.mare.de/mare/hefte/beitrag-aufm.php?id=455&&heftnummer=39)
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Klaus Böhm schrieb dann am 13.07.06:
Lieber Wolfgang, deinen Text über den Fischer Lietzow habe ich mit großem Interesse gelesen : Die erwähnten Orte Habernis - Norgaardholz - Steinberghaff liegen bei mir vor der Haustür! Im Telefonbuch habe ich Lietzwo gefunden und eben mit Frau Lietzow telefoniert ! Ihr Mann ist vor 1 1/2 Jahren verstorben, er wäre in diesem Jahr 89 Jahre alt geworden. Sie ist 83 Jahre alt und stammt aus Bohnsack. Der Nachlaß dieses Fischers befindet sich als Dauerausstellung in einem kleinen Landschaftsmuseum in UNEWATT ( liegt an der B 199 Flensburg - Kappeln bei Langballig ). In der nächsten Woche werde ich sie einmal aufsuchen und dann von meinem Besuch berichten. Nette grüße von der sonnigen Ostsee vom danziger Klaus
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am 13.07.2006 antwortete ich:
es gibt ein Gedicht von Werner Krause, das ich im Andenken von Heinz
Lietzow zitiere:
TOD DES ALTEN FISCHERS
Drei Tage tobt der Sturm von Norden.
Die Wellen stürmen an mit Macht,
Sie sind es nimmer müd geworden
und brüllen drohend Tag und Nacht.
Der alte Fischer liegt darnieder
in seinem Häuschen nah der See.
Er hört so gern des Sturmes Lieder,
Luv war ihm lieber stets als Lee.
Bald wird die letzte Fahrt beginnen,
die letzte Fahrt ist immer schwer.
Das Leben fällt ihm schwer hier drinnen,
er stürbe lieber auf dem Meer.
Am Abend muss er sich erheben
und holt sein Ölzeug von der Wand.
Er wankt hinaus. Dort ist das Leben,
die Bernsteinlampe in der Hand.
Als er die Düne überstiegen,
packt ihn der Sturm mit voller Kraft.
Bei seinem Boot da bleibt er liegen
und lächelt still: "Ich hab's geschafft!"
Sie finden ihn am andern Morgen,
die Lampe hat noch hell gebrannt.
Bei seinem Boot war er geborgen,
sein Totenbett war ihm der Sand.
Des Meeres Sang klang wie ein Grüßen,
die Wellen wichen scheu zurück
und legten ihm zu seinen Füßen
ein großes gelbes Bernsteinstück!
Liebe Forum-Teilnehmer, es sind die "kleinen" Menschen, denen
Denkmaeler gebaut werden sollten. Es sind Menschen aus unserem Kreis,
Menschen wie wir, die vielleicht nur durch Kleinigkeiten aus der Masse
herausragen, denen aber unser aller Respekt gebuehrt.
Fischer hat es in Danzig gegeben seit sich dort die ersten Menschen
niederliessen. Es war eine harte, eine gefaehrliche Arbeit und viele
Fischer die auf's Meer fuhren, kamen eines Tages nicht mehr zurueck.
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Klaus Böhm schrieb am 12.08.2006:
"Glücklichsein beginnt zu Hause", so ist die Biographie über den Fischer Karl-Heinz Lietzow betitelt. Geboren am 28.7.1917 in Nickelswalde, nach Kriegsende in Norgaardholz bei Steinberg an der Geltinger Bucht "gelandet". Hier hat er bis zu seinem Tode im 79. Lebensjahr als Fischer gelebt. Diese kleine Biographie enthält viele Details aus Nickelswalde und Informationen aus der Umgebung, vom täglichen Leben, über Schule, Gaststätten ,
Konfirmandenunterricht, über seine Geschwister und Verwandten. Sein Nachkriegsleben wird menschlich - anschaulich dargestellt, es ist eine kleine, feine Lebensdarstellung. Sein Nachlaß - u.a. sein Fischerboot, Netze, Mütze - sind im Landschaftsmuseum Unewatt z.Zt. in einer Sonderausstellung zu sehen. -
Zur Biographie : Sprenger , Horst : Glücklichsein beginnt zu Hause. 2. Auflage 2002, ISBN 3 - 9810193 - 0 - X. 159 Seiten A 5; Kunstdruckpapier. Ladenpreis mir nicht bekannt, gezahlt habe ich im Museum 10,-E. Bei Interesse würde ich diese Büchlein beschaffen. Gruß vom Danziger Klaus
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am 12.09.2006 schrieb ich:
im Juli machte ich auf einen Artikel aufmerksam ueber den Nickelswalder Fischer Karl-Heinz Lietzow. Ich bestellte das Buch bei einem Amazon-Haendler, bezahlte es auch, hoerte dann aber nie wieder etwas von dem Haendler. Nachdem ich das Geld von Amazon zurueckerstattet erhielt, bestellte ich es erneut bei einem anderen Haendler und bekam es gestern zugestellt. Sofort machte ich mich daran es zu lesen.
Karl-Heinz Lietzow war wirklich ein ungewoehnlicher Mann, ein Mensch, den das Leben, den die Jugend in Nickelswalde und vor allem auch harte Arbeit praegte. Er war ein einfacher, aber auch ein grosser Mensch. In dem Buch erzaehlt er sein Leben, das Leben eines stillen Arbeiters, eines Fischers, das materiell arm und trotzdem ein reiches, ein ausgefuelltes Leben war. Mit schlichten, trotzdem fesselnden Worten wird ein Bogen gespannt der von seiner Kindheit und Jugend in Nickelswalde ueber den Arbeitsdienst in Prauster Krug, dem Militaerdienst in der Marine, kurze Kriegsgefangenschaft in Heilbronn, dann nach Norgaardholz in Schleswig-Holstein. Dort schafft
er es, sich wieder einen Kahn zu kaufen, ein eigenes kleines Häuschen kommt hinzu. Arbeit, Arbeit, Arbeit ist sein Leben. Er, der tagtaeglich hinausfaehrt auf's Meer wird zum Original. Die Gemeinde Steinberg benennt einen Weg nach ihm, den Fischer-Lietzow-Weg. Vor zwei Jahren starb er. Mit seinem Buch wurde ihm ein Denkmal gesetzt.
Das Buch kostet 12,00 Euro + Versandkosten. Es ist im Format und Umfang aehnlich dem Danziger Hauskalender.
Uebrigens, ueber seine Kriegsgefangenschaft in Heilbronn sagt Karl-Heinz Lietzow: "... schlechte, stickige Luft, obwohl inzwischen November war, schwallte mir entgegen. Wie konnte man hier nur leben, in einer so schlechten Luft? Meine See an der Danziger Bucht, ich vermisste sie."
Ich habe zwei Mal ein halbes Jahr auf der Insel Sylt gelebt und jedes Mal wenn ich von dort Richtung Heilbronn fuhr (in dessen Naehe ich damals schon wohnte), fragte ich mich auch, wie man nur diese stickige, lauwarme, nach Nichts schmeckende Luft atmen koenne. Und auch heute noch fehlt mir jedes Mal etwas, wenn ich frisch windzerzaust aus dem Danziger Werder an meinen Noch-Wohnort zurueck kehre.
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Kleine Anmerkung: das erwähnte Buch über Karl-Heinz Lietzow ist vergriffen und nicht mehr erhältlich.