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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Neumünsterberg/Nowa Kościelnica] Bilder eines alten Gutes



Wolfgang
25.08.2014, 17:54
Schönen guten Nachmittag,

vergangenen Samstag erlebte ich eine Überraschung. Obwohl ich eigentlich glaubte, fast alle größeren Sehenswürdigkeiten in der näheren Umgebung zu kennen, stießen wir in Neumünsterberg (Nowa Kościelnica) auf ein in einer gepflegten parkähnlichen Umgebung liegendes Gutshaus. Es ist ein großer massiver Ziegelbau, daneben Ställe, Scheune, Landarbeiterwohnungen.

Ganz besonders fällt der ausgezeichnete Erhaltungszustand der Gebäude auf, und vor allem lässt eine große hölzerne Scheune staunen bei der seinerzeit Zimmerleute und Tischler erstklassige Handwerksarbeit unter Beweis stellten.

Aber auch am Gutshaus begeistern keramische Ornamente an den Fenstern.

Ich habe Vieles gehört und gelesen über Neumünsterberger Vorlaubenhäuser (Klaassen, Fast, Wiebe), über weitere Bauern und sonstige Einwohner, aber von diesem Gut wusste ich bisher noch nichts. Es liegt am Ortsausgang Richtung Schöneberg (Ostaszewo), auf der rechten Seite, also zur Weichsel hin gelegen. Vielleicht war es das Gut von Alfred Schroedter, das über 100 Hektar hatte und sich bis zur Weichsel erstreckte.

Wer kann da vielleicht weiter helfen?

Hier einige interessante Fotos.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

vklatt
25.08.2014, 18:21
Hallo Wolfgang,

das ist wirklich ein sehr schönes Haus. Sehr beeindruckend gepflegte Zustand.
Und wo findet man einen so liebevoll gestalteten Schuppen. Sehr schön, danke für die Bilder!

Viele Grüße Vera

Wolfgang
01.09.2014, 21:07
Schönen guten Abend,
hallo Vera,

es gibt Sehenswürdigkeiten hier an die sich Niemand erinnert und an die von Niemandem erinnnert wird weil man sich im historisch korrekten Kontext nicht erinnern will. Es gibt hier touristische Routen die schlichtweg atemberaubend sind, aber die Erinnerung an Geschichten und Sagen, an Denkmäler und Sehenswürdigkeiten, erfolgt meist nur halbherzig weil sie den falschen Hintergrund haben. Der falsche Hintergrund: Sie waren deutschen Ursprungs und nicht mennonitisch (obwohl sich die meisten der Mennoniten deutsch bzw. davor als preußisch fühlten) und es war auch nicht polnisch.

Und so wird offiziell kräftig die Werbetrommel gerührt ohne die Chancen wahrzunehmen die im früheren deutschen Erbe liegen.

Nun ja, so ist das Werder für Besucher außerhalb Polens eben nur halb so halb so attraktiv oder noch weniger als es sein könnte...

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

vklatt
01.09.2014, 22:05
Hallo Wolfgang,

im nächsten Jahr würde ich gern mit dem Auto nach Danzig fahren - wenn es mir noch möglich ist.
Dann werde ich mich auch im 'Werder richtig umsehen. Es gibt sicher viel für mich zu entdecken.
Ich freue mich schon darauf.
Es gibt so viele Orte, die ich sehen muß, wo meine Vorfahren gelebt haben, aber ohne Auto ist man doch
sehr unbeweglich. Meine Tante, die 1944 verstorben ist, stammte aus Prinzlaff. Leider weiß ich nicht ihren Mädchennamen
und Nachkommrn gibt es keine mehr.

Herzliche Grüße aus Seth

Vera

Wolfgang
01.09.2014, 22:16
Schönen guten Abend,

vorhin, nach meinem letzten Beitrag zu diesem Thema, erhielt ich von einem Forumteilnehmer die Bestätigung, dass es sich um den früheren Hof Alfred Schroedters handelte.

Einige Details zu diesem 1868 gebauten großartigen Hof und den Speichern, die, wie mir von einem unserer Forumteilnehmer sinngemäß gesagt wurde, im Werder nichts Besonderes darstellten:

- seit 1736 im Familienbesitz
- 102 Hektar groß (= 1,02 Quadratkilometer), also für das Werder schon sehr groß
- hauptsächlich Anbau von Raps, Weizen, Zuckerrüben, Erbsen
- im Krieg hauptsächlich Anbau von Grünkohl und Mohrrüben
- für Milchvieh 16 ha Wiesen (30 Kühe mit im Schnitt 4.100 Liter Milch bei 3,4% Fett im Jahr)
- 28 Pferde
- 12-40 Schweine
- Beschäftigte: fünf Deputanten, einen Melkermeister mit Gehilfen, vier Ackerhelfer, vierzehn Saisonkräfte und Köchin

Die Familie musste den Hof am 23.01.1945 verlassen.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang