Eva Altstaedt +13.12.2018
29.04.2008, 15:48
Liebe Freunde,
in letzter Zeit habe ich viel mit meiner Nichte, die nun schon auch eine ältere Dame ist, über unser Forum gesprochen. Jetzt sagte sie mir, ihr geht etwas einfach nicht aus dem Kopf, was sie als Kind erlebt und mir auch schon öfter erzählt hat, ich sollte es doch mal in unser Forum stellen.
Also, Ihr wißt ja alle, wie es zu Hause nach dem Einmarsch der Roten Armee zuging. Die Frauen trauten sich lange nicht auf die Straße, aber die Kinder konnte man nicht ewig einsperren. So gingen meine Nichte (10) und mein Neffe, ihr Cousin (11) mal so durch die Gegend stromern, unter anderem auf den Plinzenberg in Zoppot, der nicht allzu weit von unserem Haus war, es hatten sich ja alle zur Oma geflüchtet, als sie nicht wußten, wohin. Der Plinzenberg war immer so unser Spiel- und Rodelplatz. Dort oben stand am Waldrand noch ein deutsches Flakgeschütz. Als die beiden näher kamen, sahen sie zwei gefallene deutsche Soldaten. Da sich niemand kümmerte, beschlossen die Kinder nach dem erste Schock, sie zu begraben. Vorher schauten sie mit großer Überwindung in die Taschen und entnahmen beide Soldbücher und auch die Erkennungsmarken, die die Toten noch um den Hals hatten. Nachdem die Kinder mit viel Anstrengung die beiden zusammen in ein Grab gelegt hatten, zimmerte mein Neffe noch ein Holzkreuz aus irgendwelchen Latten und schrieb die Namen der Soldaten mit Bleistift drauf, nachdem sie noch ein paar Blümchen gepflanzt und auch ein Vaterunser gebetet hatten, liefen sie nach Hause und berichteten. Meine Schwester nahm dann die Dokumente an sich und verwahrte sie in der Hoffnung, sie eines Tages den Angehörigen schicken zu können.
Danach kam dann ja bald die Vertreibung, und die Viehwagen, in denen die Leute transportiert wurden, wurden unterwegs wiederholt von polnischen Banden angehalten und überfallen, d.h. die nahmen alles, was irgend zu gebrauchen war, naürlich auch die Handtaschen der Frauen. Somit waren alle Papiere weg.
Nun jetzt, nachdem ich meine Nichte auch von Erfolgen durch das Forum in Suchangelegenheiten erzählt hatte, meinte sie, ich sollte dieses doch mal schreiben, sie weiß noch den Namen des einen Soldaten: Paul Deichmann aus Rostock, leider nicht mehr, also auch kein Geburtsdatum. Mein Neffe, der damals dabei war, weiß die Namen leider garnicht mehr. Aber vielleicht ist ja in unserem Forum jemand aus Rostock, der die Familie Deichmann kennt, meine Nichte sagte mir, daß in dem Soldbuch von Paul Deichmann auch Familienfotos waren, es könnte ja sein, daß noch Kinder von ihm leben, die vielleicht froh sind, zu erfahren, ob, wann und wo ihr Vater starb.
Das ist eine traurige Geschichte, was Kinder damals so alles erleben mußten und wie man sieht, ihr Lebtag nicht vergessen können.
Also, für heute wünsche ich allen einen schönen Tag!
Eure Eva aus Zoppot.
in letzter Zeit habe ich viel mit meiner Nichte, die nun schon auch eine ältere Dame ist, über unser Forum gesprochen. Jetzt sagte sie mir, ihr geht etwas einfach nicht aus dem Kopf, was sie als Kind erlebt und mir auch schon öfter erzählt hat, ich sollte es doch mal in unser Forum stellen.
Also, Ihr wißt ja alle, wie es zu Hause nach dem Einmarsch der Roten Armee zuging. Die Frauen trauten sich lange nicht auf die Straße, aber die Kinder konnte man nicht ewig einsperren. So gingen meine Nichte (10) und mein Neffe, ihr Cousin (11) mal so durch die Gegend stromern, unter anderem auf den Plinzenberg in Zoppot, der nicht allzu weit von unserem Haus war, es hatten sich ja alle zur Oma geflüchtet, als sie nicht wußten, wohin. Der Plinzenberg war immer so unser Spiel- und Rodelplatz. Dort oben stand am Waldrand noch ein deutsches Flakgeschütz. Als die beiden näher kamen, sahen sie zwei gefallene deutsche Soldaten. Da sich niemand kümmerte, beschlossen die Kinder nach dem erste Schock, sie zu begraben. Vorher schauten sie mit großer Überwindung in die Taschen und entnahmen beide Soldbücher und auch die Erkennungsmarken, die die Toten noch um den Hals hatten. Nachdem die Kinder mit viel Anstrengung die beiden zusammen in ein Grab gelegt hatten, zimmerte mein Neffe noch ein Holzkreuz aus irgendwelchen Latten und schrieb die Namen der Soldaten mit Bleistift drauf, nachdem sie noch ein paar Blümchen gepflanzt und auch ein Vaterunser gebetet hatten, liefen sie nach Hause und berichteten. Meine Schwester nahm dann die Dokumente an sich und verwahrte sie in der Hoffnung, sie eines Tages den Angehörigen schicken zu können.
Danach kam dann ja bald die Vertreibung, und die Viehwagen, in denen die Leute transportiert wurden, wurden unterwegs wiederholt von polnischen Banden angehalten und überfallen, d.h. die nahmen alles, was irgend zu gebrauchen war, naürlich auch die Handtaschen der Frauen. Somit waren alle Papiere weg.
Nun jetzt, nachdem ich meine Nichte auch von Erfolgen durch das Forum in Suchangelegenheiten erzählt hatte, meinte sie, ich sollte dieses doch mal schreiben, sie weiß noch den Namen des einen Soldaten: Paul Deichmann aus Rostock, leider nicht mehr, also auch kein Geburtsdatum. Mein Neffe, der damals dabei war, weiß die Namen leider garnicht mehr. Aber vielleicht ist ja in unserem Forum jemand aus Rostock, der die Familie Deichmann kennt, meine Nichte sagte mir, daß in dem Soldbuch von Paul Deichmann auch Familienfotos waren, es könnte ja sein, daß noch Kinder von ihm leben, die vielleicht froh sind, zu erfahren, ob, wann und wo ihr Vater starb.
Das ist eine traurige Geschichte, was Kinder damals so alles erleben mußten und wie man sieht, ihr Lebtag nicht vergessen können.
Also, für heute wünsche ich allen einen schönen Tag!
Eure Eva aus Zoppot.