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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wo verlief eigentlich die Grenze zwischen Ost- und Westpreußen?



Uwe
29.12.2014, 18:12
Liebe Formfreunde,

bisher wusste ich zwar ungefähr wo die Grenze liegt, aber relativ ungenau. Irgendwo östlich von Marienburg und Elbing eben. Nun "erarbeite" ich mir die Grenze Stück für Stück. Wer zuschauen will einfach den Link anklicken und immer mal wieder aktualisieren. Viel Spaß! :-)


https://www.google.com/maps/d/edit?mid=zVRmsq29INn4.kzuk8vb_fMbQ

Herzliche Grüße

Uwe

Wolfgang
29.12.2014, 18:46
Schönen guten Abend,
hallo Uwe,

Du meinst die Zeiten vor der Existenz des Freistaates? Oder nach Kriegsbeginn? Zu Freistaatzeiten hatte Marienburg und Elbing keine Grenze zu Westpreußen. Und beide lagen IN Ostpreußen, nicht westlich davon.

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Uwe
29.12.2014, 19:06
Hallo Wolfgang,

ja meinte die ältere historische Grenze. Ich weiß das zu Freistaatzeiten der Reststreifen zwischen Freistaat und Ostpreußen verwaltungstechnisch 1920 Ostpreußen angegliedert wurde. :-) Nach dem 1. Sept. 1939 - 1945 wurde das aber wieder geändert und der Bereich kam zum Reichsgau Danzig-Westpreußen.

in übrigens jetzt an der Frischen Nehrung angekommen und habe festgestellt, dass ein kleiner Teil Westpreußischer Nehrung nun sogar in Russland liegt. Wieder etwas gelernt. Muss jetzt noch im Süden weiter forschen. Schaut doch einfach selbst rein.

Herzliche Grüße

Uwe

Marc Malbork
29.12.2014, 23:24
Wenn man so will, dann blieb es auch noch nach 1920 bei der von Uwe gezeichneten Grenze zwischen West- und Ostpreußen "östlich von Marienburg und Elbing". Zwar gehörte das deutsch gebliebene Gebiet der alten Provinz Westpreußen östlich von Nehrung,Haff,Nogat,Weichsel nun zur preußischen Provinz Ostpreußen. Nächstuntere Verwaltungseinheit einer preußischen Provinz war aber der Regierungsbezirk und das hier fragliche Gebiet bildete jetzt den ausdrücklich so bezeichneten Regierungsbezirk Westpreußen in der Provinz Ostpreußen mit dem Regierungssitz in Marienwerder. Zuvor im Kaiserreich hatte es wegen dieses Verwaltungssitzes schlicht Regierungsbezirk Marienwerder geheißen.

Dieser Regierungsbezirk Westpreußen war übrigens auch kein belangloser zufälliger Reststreifen.

Er entsprach einem Großteil der historischen Landschaft Pomesanien und konnte in der Zwischenkriegzeit durchaus als eigenständiges Ziel für Touristen gelten. Neben der Marienburg mit dem gleichnamigen Städtchen gab es Elbing mit den Schönheiten von Haff und Nehrung in der Umgebung. Cadinen ist heute noch ein Begriff für kuriose Keramik. Marienwerder bot (und bietet auch heute noch) einen Dom und eine Burg in landschaftlich hervorragender Lage. Kleine Städtchen wie Rosenberg und Riesenburg waren zu entdecken. Vorlaubenhäuser im Kleinen Marienburger Werder. Von den fünf bedeutensten Landschlössern der großen Provinz Ostpreußen lagen zwei im kleinen Regierungsbezirk Westpreußen - Finckenstein und Schönberg. War Schönberg im Kern noch eine mittelalterliche Burg, so war Finckenstein der Ort, an dem Napoleon nach all dem märkischen & pommerschen Sand ausrufen konnte "Enfin un chateau" = "Endlich mal ein richtiges Schloß !". Woraus sich zwanglos ein Bogen zu ... Greta Garbo schlagen lässt, die wiederum die Gräfin Walewska spielte, die wiederum mit Napoleon spielte und das alles spielte eben in Finckenstein/Wpr..

Also alles gar nicht so uninteressant. :)

Uwe
30.12.2014, 01:35
Ja Marc Du hast vollkommen recht, der Regierungsbezirk hieß nach 1920 Westpreußen und auch die Namenszusätze "in Westpreußen" blieben erhalten. Wenn man einen Marienburger fragte, wo liegt die Stadt hätte er nie von Ostpreußen gesprochen. ;) Bin jetzt fast an der Grenze zu Polen angekommen. Der Rest kommt morgen. Finde es interessant die heutige Karte mit den Grenzen zu vergleichen, außerdem kann man auch heute noch fast immer die Grenze an der Topografie in den Landschaft erkennen. Nur im dichten Wald habe ich manchmal Probleme die alte Grenze zu finden.

Herzliche Grüße

Uwe

Uwe
30.12.2014, 22:01
So nun habe ich die gesamte Grenze zwischen West- und Ostpreußen eingezeichnet. ;) Die Grenze war übrigens 181 km lang!!!!

Für einen anderen Nutzungszweck werde ich jetzt noch die Kleinbahn in der Nähe von Elbing ergänzen.

Herzliche Grüße

Uwe

Gerlind
22.06.2015, 21:55
Hallo Uwe :)

Jetzt muß ich mal "janz dumm" fragen:
Die Grenze, die du eingezeichnet hast zwischen Ost - und Westpreußen,
welchen Jahr / von bis / wann
entspricht sie?
Ist zwar schon ein wenig älter dieser Thread, aber mich interessiert es.
Danke für eine Antwort
herzlichst
Gerlind

Liselotte Fischer
23.06.2015, 11:42
23.06.2015

Hallo zusammen,
als wir 2002 das erste mal Danzig besucht haben und auf dem Weg nach Marienburg waren, überquerten wir bei Dirschau die Weichsel. Wir hielten an und unser Reiseleiter aus Oliwa überraschte uns mit den Worten; " ...und jetzt sind wir in Ostpreußen!" Bis dahin hatte ich gedacht, Ostpreußen das sei Königsberg etc.

Viele Grüße aus dem Schwabenland von Lilofee

Gerlind
23.06.2015, 13:13
Hallo,
Als meine Großeltern heirateten, holte mein Großvater seine Frau aus Markushof (Markusy ) nach Niedau (Nidowo).
Um sie mitnehmen zu dürfen, musste er an der Grenze (Westpreußen / Ostpreußen ?) für sie eine Zollgebühr entrichten.
Scherzhaft wurde darum von meinem Großvater gerne erzählt, dass er seine Ehefrau „gekauft“ hätte.

Herzlichst
Gerlind

Antennenschreck
23.06.2015, 14:01
Hallöle,

ich werde hier mal die westpreussischen Grenzorte zu Ostpreussen von Norden nach Süden der Reihe nach aufzählen:

Neukrug
Kahlberg-Liep
Trunz
Pomehren
Thiergart
Großwalplitz
Gr. Rodau
Rosenberg
Tillwalde
Löbau
Elgenau
Rybou
Lautenburg

Es ist möglich, dass ich den einen oder anderen Namen auf dem alten Messtischblatt falsch entziffert habe, aber der größte Teil wird schon stimmen.

Bei Lautenburg ging dann die Grenze zu Polen los. An sich vermute ich, dass der Grenzverlauf früher immer so gewesen sein wird.

Tschü.....

Bartels
23.06.2015, 19:45
Hallo,

Narmeln war in Westpreussen - die grosse Düne bei Narmeln in Ostpreussen.

Bartels
23.06.2015, 19:56
Hallöle,

leider zu schnell gedrückt.

Ostpreussen war historisch gewachsen - Westpreussen ein seit 1772/1793 entstandenes "Beutepreussen". s.a.: de.wikipedia Westpreußen (https://de.wikipedia.org/wiki/Westpreu%C3%9Fen)

Allerdings kam in den o.g. Jahren zu Ostpreussen noch das kath. Ermland. - Vor 1772 gab es eine Grenze zwischen dem alten Ostpreussen und Preußen Königlichen Anteils (Prusy Królewskie) (https://de.wikipedia.org/wiki/Preu%C3%9Fen_K%C3%B6niglichen_Anteils) unter Schutz, Schirm und später in Union mit der polnischen Krone.

Beste Grüsse
Rudolf H. Böttcher

Marc Malbork
23.06.2015, 21:31
Hallo Gerlind,

wenn Du schreibst: ....holte mein Großvater seine Frau aus Markushof (Markusy ) nach Niedau (Nidowo).
Um sie mitnehmen zu dürfen, musste er an der Grenze (Westpreußen / Ostpreußen ?) für sie eine Zollgebühr...

dann hat Dein Großvater irgendwann ab 1920 geheiratet. Markushof lag im damaligen Deutschen Reich/Ostpreußen, Niedau ist ein Ortchen nahe bei Neuteich, damals Freie Stadt Danzig. Für den Umzug musste die Grenze zwischen dem Deutschen Reich und der Freien Stadt Danzig überquert werden, das war auch eine sehr kontrollierte Zollgrenze.

Diese Staatsgrenze ab 1920 hatte wiederum nichts mit der östlicher gelegenen blauen Grenze auf Uwes Karte zu tun. Das ist die Grenze zwischen der Provinz Westpreußen und der Provinz Ostpreußen bis incl. 1919 und dann die Grenze zwischen dem Regierungsbezirk Westpreußen und den angrenzenden alten ostpreußischen Regierungsbezirken bis 1939.

Vlt. noch zum Beitrag von Liselotte Fischer: Wer die Weichsel bei Dirschau überquerte, war nach jedenfalls ab 1878 bis 1945 noch lange nicht in Ostpreußen. Man musste erst die Nogat etwa bei Marienburg überqueren, um wegen der Versailler Grenzverschiebungen ab 1920 ins Deutsche Reich und in die Provinz Ostpreußen zu kommen. Bis 1945 haben sich aber die Marienburger (wie auch die Elbinger) selbst immer noch als "Westpreußen" gefühlt und bezeichnet. Also Uwes blaue Grenze kann man ab dem 19. Jahrhundert bis 1945 auch als tatsächliche landschaftliche Grenze zwischen Ost- und Westpreußen bezeichnen.

Gerlind
23.06.2015, 22:08
Hallo Marc,
Meine Großeltern haben 1926 geheiratet. Hatte ich vergessen dazu zu schreiben.

Ich danke dir und allen anderen herzlich für die informativen Beiträge.
Alles sehr interessant.

Herzlichst
Gerlind