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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Privatarmeen / paramilitärische Milizen in Danzig?



Bernstein
24.03.2015, 00:57
Vor ein paar Tagen wurde in Warschau ein Dachverband gegründet unter dem paramilitärische Milizen, Schützengilden, Privatarmeen und Schüler öffentlicher Wehrkundeschulen zusammengefasst werden sollen. Geleitet werden sollen diese paramilitärischen Milizen (oder auch Partisanen) von General Pacek der dem polnischen Verteidigungminister Siemoniak nahesteht.

Diese privaten Milizen, angeblich 120 mit 45.000 Mitgliedern, sollen mit Unterstützung der polnischen Armee militärisch gedrillt und soweit möglich in Kommandostrukturen der polnischen Armee eingebunden werden. Sie sollen dem Selbstschutz und der Verteidigung der Grenzen dienen.

Das klingt für mich sehr ungewöhnlich. Werden diese Paramilitärs auch der Nato unterstehen? Oder werden sie ein Eigenleben führen wie im Osten der Ukraine die prorussischen Separatisten und im Westen die von Oligarchen finanzierten Privatarmeen? Ich will den Gedanken gar nicht weiterführen, aber soll die Verteidigung eines Nato-Landes plötzlich bei Privatmilizen liegen? Was ist, wenn diese plötzlich selbstständig agieren und es aufgrund deren Aktivitäten zu Grenzzwischenfällen kommt? Muss dann die Nato polnischen Partisanen beispringen?

Welche Erkenntnisse über solche paramilitärischen Milizen liegen in Danzig vor? Gibt es bereits solche Milizen die im danziger-russischen Grenzraum kontrollieren, patroullieren, provozieren?

Was sagen unsere in Danzig lebenden Freunde dazu? Gibt es dort bereits solche paramilitärischen Verbände?

Ulfried

Peter von Groddeck
24.03.2015, 09:42
Hallo Ulfried,
Deine Befürchtungen teile ich nicht. Ich glaube eher, dass sich Polen gegen eine mögliche Bedrohung aus Russland wappnen will, da die NATO nicht gewillt ist größere Truppenkontingente in Polen zu stationieren.
Gruß Peter

Wolfgang
24.03.2015, 11:15
Schönen guten Morgen,

von der Bildung paramilitärischer Verbände erfuhr ich erst in deutschen Medien. Hier in Polen hörte ich bisher nichts, auch nicht, ob und wo solche Milizen im Raum Danzig vorhanden oder geplant sind.

Grundsätzlich gehöre ich zu den Befürwortern eines "Gewaltmonopols" durch den Staat. Jedwede Form einer Landesverteidigung und damit einer potentiellen Gewaltausübung sollte ausschließlich und unmittelbar durch staatliche Streitkräfte erfolgen. Ledigich im Falle eines extremen Notstandes (z.B. wenn die staatlichen Streitkräfte zerschlagen sind) heiße ich Untergrundarmeen (wie die polnische Armia Krajowa im II. WK) oder Partisanen für legitim.

Einen solchen Notstand sehe ich in Polen nicht.

Gerade in einer Zeit in der der Begriff einer "hybriden Kriegsführung" in aller Munde ist, also eines Krieges durch Paramilitärs und nichtstaatliche Streitkräfte, sollte vor allem im Westen aller Anschein vermieden werden, russischem Beispiel in der Ukraine (und natürlich auch der westukrainischen Privatmilizen) folgen zu wollen. Die Amerikaner haben mit privaten "Blackwater"-Söldnern gezeigt (die Russen stehen ihnen darin in nichts nach), dass sich völkerrechtswidrige Aktionen wunderbar auf private paramilitärische Organisationen "outsourcen" lassen. Kriegsverbrechen werden dann nicht mehr durch den Staat begangen, sondern durch private Paramilitärs.

Natürlich fließen solche Gedanken bestimmt nicht in die Überlegungen bei der Gründung dieser Paramilitärs. Trotzdem bin ich grundsätzlich gegen Paramilitärs. Ich habe einen kleinen Film bei "Die Welt"-Online gesehen in dem polnische Studenten mit echten Infanteriewaffen begeistert und strahlend Krieg spielen: http://www.welt.de/videos/article138320920/Wie-sich-Studenten-auf-den-Krieg-vorbereiten.html

Mir lief es eiskalt den Buckel runter und ich fragte mich, ob diese Bengelchen sich überhaupt vorstellen können, was Krieg ist.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

scout06
24.03.2015, 15:14
hallo,

ob man para's gut heißt oder net mag dahin gestellt sein . ich glaube das gerade die ukraine froh wäre wenn sie solche paramiltärischen Kräfte in ihre verbände aufnehmen könnte .
das putin auf expansion aus ist scheint festzustehen. , daher kann es nicht schaden wenn polen im falle eines falles auf solche "einheiten" zurückgreifen kann .

Peter von Groddeck
24.03.2015, 17:19
Hallo,
so wie ich die Meldungen in der Presse verstanden habe, sollen diese Verbände unter der Ägide des polnischen Verteidigungsministeiums und in Zusammenarbeit mit der regulären Armee tätig werden. Damit bliebe das Gewaltmonopol beim Staat. Alles andere würde mir auch nicht gefallen.
Gruß Peter

Antennenschreck
24.03.2015, 17:28
Nun ja,

Privatarmeen kommen eben immer mehr in Mode. So betrachtet liegt Polen da voll im Trend.

Tschü...

Antennenschreck
24.03.2015, 17:59
Hallo,

mit solchen Privatarmmeen lässt sich ein cordon sanitaire sowieso besser aufbauen, als mit regulären Staatsarmeen.

Tschü......

Gerhard Jeske
24.03.2015, 20:03
zu 7+ Gehard Jeske
Gerhard Jeske
Als ich 1980 meine Fotodokumentation in der Kaschubei begann, wohnte ich in einem alten Fachwerkhaus im Skansem Wdzydze ( Sanddorf) Ich staunte, als eines morgens der Museumswärter in Uniform erschien, mit umgehängtem Karabiner. Ich fragte ob er zum Militär einrücken musste. Er antwortete, dass er zu einer Übung der Volksmiliz geht. Diese Teilnehmer der Volksmiliz hatten ihre Uniform im Schrank und dazu den Karabiner. ( Wie in der Schweiz) Eines Tages teilte ich ihm mit, dass bei der Rentnerin Frau H. die Kartoffelkäfer die Stauden besetzt hatten. Daraufhin zog er seine Uniform an und so konnte er ihr dienstlich den Auftrag erteilen, dass sehr schnell etwas gegen die Kartoffelkäfer unternommen werden muss. „ Wenn sie mich damit beauftragen, werde ich es tun,“ meinte er. Sie stimmte zu. Darauf ging er nach Hause, zog seine Arbeitsklamotten an, schnappte sich das Spritzgerät und bald sah ich, wie er die Kartoffelstauden besprühte. So war dem Staat gedient und der Frau geholfen.