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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Rundreise durch Nordpolen vom 31.5.-9.6.2015



Christkind
14.06.2015, 13:37
Die Fahrt von Salzgitter nach Posen, unserer ersten Station, ging zügig über die Autobahn.Wenn ich jetzt Autobahn schreibe, dann habe ich diese fantastisch ausgebauten Strecken vor Augen, weiter bis Warschau und auch teilweise bis in unsere anderen Ziele.Autobahnen vom Feinsten, mit Lärmschutz und Drahtzaun für das Wild, ohne Unterbrechung.
Nachmittags waren wir im Hotel in Posen, das sehr zentral lag. Vom Fenster aus sah ich auf eine riesige Baustelle für das Straßenbahnnetz.
Unsere Reiseleiterin Aleksandra kam zu uns, die uns auch die ganzen 9 Tage nicht verließ.Sie war eine ganz tolle Frau, viel Wissen, immer freundlich und ohne eine Spur von falscher Darstellung der jüngeren Geschichte unserer beiden Völker.Außerdem sprach sie sehr gut Deutsch.Man konnte ihr sehr gut zuhören.Was es in Posen alles zu sehen gibt, kann man im Internet nachlesen, aber interessant fand ich die Brunnenfigur Bamberka.Hübsch anzusehen, stellt sie eine Bambergerin dar,die an die Einwanderer aus dem Bamberger Land erinnern soll, welche im 18. Jhd. ins Land geholt wurden, weil Kriege und Seuchen die Gegend entvölkert hatten. Bis heute ist es eine Gemeinschaft, die noch ihrer Herkunft gedenkt und jährlich in ihrer Tracht ein Fest veranstaltet.Berühmt und ein Stadtsymbol sind auch die beiden Ziegenböckchen, die an der Rathausuhr um 12 Uhr herauskommen und sich gegenseitig mit den Hörnern stoßen.
Die Geschichte dazu ist auch sehr lustig, aber das lässt sich nachlesen. Im Zentrum der Altstadt sieht man viele Zeugnisse der Vergangenheit, die man bestaunen kann.
Das Hotel Mercure war super.
Am nächsten Tag weiter nach Lichen. Ja, was und wo ist das denn ! Lichen ?? Hmmm. Auf dem Parkplatz steigen wir aus dem Bus. Vor uns leuchtet es golden über den Bäumen. Eine Kirche. Eine Basilika. Also größer und bombastischer kann ein Gotteshaus wohl kaum sein, gebaut, um ein wundertätiges Bild der Muttergottes zu beherbergen. Ein riesiger Platz davor,wunderschöne Anlage. Finanziert durch Spendengelder, und schwarze Marmortafeln an den Säulen verewigen die Namen der edlen Spender, die aus aller Herren Länder kommen. Ich fragte mich auch: Meine Güte, muss so ein Pomp in der heutigen Zeit sein? Aber: wie langweilig wären unsere Städte und Landschaften, gäbe es nicht die gewaltigen Kirchen, Schlösser und Burgen, die in Zeiten entstanden, die sicher nicht weniger Not kannten als heutzutage.Da ist es doch besser, dafür Geld auszugeben als für Krieg und Zerstörung.Also ich sage, von mir aus,wenn auch etwas Zwiespalt im Herzen bleibt.
Weiter ging es nach Zelazowa Wola, dem Geburtshaus Chopins.Leider fand dort kein Konzert statt, aber wir hörten im Park seine Musik in den Bäumen. Oder aus den Bäumen? Jedenfalls herrschte eine angenehme Stimmung im Park,und auch das neue Museum am Eingang wirkt im ersten Moment sehr.. vielleicht könnte man sagen:futuristisch. Durch die großen Glasscheiben ist man optisch gleich mitten im Park. Aber es war halt nur eine beschränkte Zeit zur Besichtigung eingeplant, denn unser nächtstes Ziel war Warschau. Auch wieder im Hotel Mercure. Warschau: Quirlige Hauptstadt, Autos ohne Ende, wunderbare historische Stätten und traurige Orte, die einen Deutschen fasslungslos in die Geschichte zurückblicken lassen.
Am nächsten Tag weiter nach Norden. Viele Kilometerchen, aber wir hatten einige sehenswerte Ziele auf dem Weg .Zunächst Kleinort. Das war ja schön!
In der Försterei ist Ernst Wiechert geboren.Der Dichter, der wie kaum ein anderer so wunderbar seine ostpreußische Heimat und seine Mitmenschen beschreiben konnte.Und nicht nur das, er zählte zu den vielgelesenen Schriftstellern seiner Zeit und als Gegner des Naziregimes war er im KZ Buchenwald.
Während wir in der kleinen Museumsstube uns umschauten,lief eine CD, und ein Schauspieler mit angenehmer Stimme las eine Hörprobe aus einem Werk Wiecherts.
Wir waren alle sehr berührt von dem Ort und dem Blick rundherum. Masuren begann, uns zu verzaubern. Und für mich war klar: Unbedingt wieder mal E. Wiechert lesen!
Nicht weit weg hielten wir an in Eckertsdorf. Was es dort zu sehen gibt: ein orthodoxes Phillipponenkloster. Leider konnten wir nur um die Anlage von außen herum und auf den Friedhof. Die Anlage wird renoviert. In der Umgebung gibt es noch einige altgläubige Familien.
Weiter im 2. Teil.
Schöne Grüße, Christa

Bartels
14.06.2015, 16:29
Hallo Christa & vielen Dank!

Ja Posen ist eine tolle Stadt, obwohl ich dort nur einen längeren Umsteige-Aufenthalt hatte. Über die Bamberger will ich auch noch mal etwas schreiben - auch weil ich einen Nachkommen kennengelernt habe.

- Lichen (https://de.wikipedia.org/wiki/Stary_Liche%C5%84): das größte Gotteshaus ganz Polens und die achtgrößte Kirche Europas.
- Zelazowa Wola (https://de.wikipedia.org/wiki/%C5%BBelazowa_Wola)
- Kleinort (https://de.wikipedia.org/wiki/Piers%C5%82awek)
- Eckertsdorf (https://de.wikipedia.org/wiki/Wojnowo_(Ruciane-Nida))
- Philipponen (https://de.wikipedia.org/wiki/Philipponen)

Bartels
14.06.2015, 16:36
- Posener Bamberger / Poznańskie bambry (https://de.wikipedia.org/wiki/Posener_Bamberger)

An anderer Stelle im Forum: ..."Ein prominenter Vertreter der Familie war der polnische Theater-, Film- und TV-Schauspieler Leszek Herdegen, der leider schon im Frühjahr 1980 starb. Ich habe ihn 1979 in Warschau kennengelernt."

Beste Grüsse
Rudolf H. Böttcher

Helga +, Ehrenmitglied
14.06.2015, 17:36
Wunderbar Christa. Ich warte schon sehr auf den 2.Teil.

Christkind
14.06.2015, 22:28
Da habe ich jetzt noch Interessantes dazugelernt,Rudolf.
Vor allem die Geschichte der Philipponen, die ist ja .... grauselig...
Dann will ich auch mit meinem Bericht weiterfahren.
Jetzt Teil 2:

Weiter ging es nach Krutinnen. Bestens vorbereitet war unser Besuch in einem Fischrestaurant, gemütlich idyllisch, fast wie in Italien.
Krutinnen bedeutet natürlich auch eine Stakpartie auf der Krutinna. Wer liebt es nicht, ganz langsam zwischen den Bäumen dahinzugleiten.Nur das Wasser betrachten, wie sich der Himmel darin spiegelt, ganz flach über das Flussbett, und dann die kleine Schwanenfamilie, die sich durch die Boote gar nicht gestört fühlte. Nach einer Stunde dann war die Fahrt beendet. An den kleinen Verkaufsständen ließ es sich noch gut die Handarbeiten, Körbe,Bunzlauer Geschirr und Bernstein einkaufen.Ich nehme mir immer kleine Tütchen mit Bernstein mit. Da bin ich jetzt ganz bescheiden. Kleine Krümelchen. Was ich damit will? Ich lege die in Öl ein. Oder in reinen Alkohol.Oder pulverisiere die für eine Bernsteinsalbe.Und dann habe ich was ganz Gesundes zum Einreiben, zum Verschönern.Und auch tröpfchenweise zum Trinken.Man muss natürlich dran glauben,denn Glaube versetzt Berge. Bernsteinsalbe und Bernsteinöl habe ich mir auch schon aus Polen mitgebracht. Also, diese Tütchen waren dort in Krutinnen halb so teuer wie in Danzig.
Über hoppelige Straßen, wunderschöne Alleen, vorbei an abgelegenen Gehöften ging es nun in Richtung Sensburg, für zwei Nächte unser nächstes Quartier.Mercure , Mragowo. Ein anderer Baustil, denn obwohl es sehr groß war, gab es nur 2 Etagen. Der ganze Komplex war so weiträumig, sodass sich alles irgendwie verlief. Es machten gerade viele junge Familien Urlaub, da ein langes freies Wochenende anfing. Fronleichnam. In Polen ist es ein hoher Feiertag,überall geschmückte Altäre an den Straßen und Prozessionen. Aber auch wie bei uns nützen die Menschen die Zeit für einen Kurzurlaub.
Nach dem Essen musste ich dann noch unbedingt runter an den See, den Czos-See. Na, wo Wasser ist, da ist es immer schön. Und bei dem wunderschönen Wetter war ich nicht die Einzige, die noch runterging. Übrigens, "schön" war das Lieblingswort unserer Aleksandra. Da gab es 3 Steigerungen: etwas war schön.. oder wunderschön... oder wunderwunderschön. Und immer hatte sie Recht.;)
Am anderen Morgen begann die nächste kleine Rundfahrt, weil wir ja am Abend wieder nach Sensburg zurückkamen. Zuerst nach Rastenburg zur Wolfsschanze.Ich war schon einmal dort, aber nun mit dem ausgezeichneten Führer (bei den besonderen Sehenswürdigkeiten begleitete uns immer ein spezieller Führer) sah ich nun nicht mehr zerborstene Betonklötze, sondern in jeder Ruine ein besonderes Denkmal.So kam mir der beruhigende Gedanke:Jede noch so gut gesicherte Diktatur, noch so raffiniert ausgeklügelte Tarnung,nichts ist für die Ewigkeit.
Das nächste Ziel:
Heiligelinde.
Danach nach Rößel, Besichtigung der alten Ordensritterburg. Und nun noch Sorquitten, die alte evangelische Kirche, gegründet von Winrich von Kniprode. Der Taufengel hat mir besonders gut gefallen. Und dann war da noch eine lustige "Himmelfahrt" an der Decke zu sehen: Jesus verschwindet in den Wolken, es sind nur noch die Füße zu sehen, und die Jünger blicken staunend hinauf.19674
Sollte es mir nun gelungen sein, ein Foto einzufügen, dann wird der nächste Teil farbiger .
Schöne Grüße, Christa

Beate
14.06.2015, 23:22
Guten Abend, Christa,

ganz lieben Dank, dass wir "mitfahren" dürfen! Und auch ohne Bilder war Dein Bericht bisher wunderbar..und nun folgt "Farbfernsehen"?:)

Ich freu mich schon auf die Weiterfahrt...gehe aber jetzt mal fix die Orte nachschauen...

Fröhliche Grüße Beate

Bartels
14.06.2015, 23:36
Danke Christkind,

dann mache ich auch so weiter:

- Krutyń (https://pl.wikipedia.org/wiki/Kruty%C5%84)
- Krutynia (https://pl.wikipedia.org/wiki/Krutynia)
- Krutynia (dt.) (https://de.wikipedia.org/wiki/Miko%C5%82ajki#In der Umgebung) - Zur Kruttina gab es einmal einen wunderschönen Film im TV.
- Bunzlauer Keramik (https://de.wikipedia.org/wiki/Bunzlauer_Keramik)
- Czos-See (https://pl.wikipedia.org/wiki/Czos)
- Heiligelinde (https://de.wikipedia.org/wiki/%C5%9Awi%C4%99ta_Lipka)
- Rößel (https://de.wikipedia.org/wiki/Reszel)
- Wolfsschanze (https://de.wikipedia.org/wiki/F%C3%BChrerhauptquartier_Wolfsschanze)
- Sorkwity (https://de.wikipedia.org/wiki/Sorkwity)

Bartels
14.06.2015, 23:40
Hallo Christa,

und wenn man das Bernsteinöl noch tröpfchenweise mit Machandel oder Goldwasser versetzt, kann da nur ein Zaubertrank draus werden...

Beste Grüsse
Rudolf H. Böttcher

#2150

ada.gleisner
15.06.2015, 01:20
Eine sehr schöne Reisebeschreibung, liebe Christa. Man hat durchaus das Gefühl mitgefahren zu sein. Einige Orte kenne ich. Meine Vorfahren väterlicherseits kommen aus Masuren. Ach ja ........ Abendliche Grüße von Ada

Herbert Claaßen
15.06.2015, 12:33
Guten Tag Christa!
Aus der Kirche in Sorquitten und Eckertsdorf habe ich auch noch einige Bildchen.
Gruß Herbert1967619677196781967919680

Christkind
15.06.2015, 15:02
Das ist ja schön,Herbert!!!!
Und da ist auch der Taufengel mit den muskulösen Unterarmen.:)
Die Reise geht bald weiter, und wer mir vorauseilen möchte- es geht nach Nikolaiken und Lötzen....
Schöne Grüße, Christa

vklatt
15.06.2015, 20:19
Liebe Christa, ich freue mich schon auf Nikolaiken und Lötzen. Du schreibst wie immer sehr anschaulich und man hat das Gefühl,
man erlebt alles mit. Danke schön. Ich freue mich jetzt um so mehr auf meine bevorstehende Danzigreise, auch wenn es keine
große Rundreise wird.

Liebe Grüße, Vera

Christkind
15.06.2015, 21:03
Teil 3:
Sensburg-Nikolaiken- Masuren, das sind Namen, das sind Begriffe, die Gefühle wecken.
Immer ist ein See dabei, immer landschaftliche und bauliche Schönheiten.Von Sensburg aus fuhren wir nach Nikolaiken. Da müsste ich jetzt die wunderschönen Alleen erwähnen, zwischendurch glitzerte immer mal wieder ein See, dann wieder hügelige grüne Wiesen, und natürlich Storchennester in jedem Dorf. Ja, die Dorfbewohner, die wussten schon, dass die Touristen gern aussteigen und die Störche fotografieren.Mit Stolz zeigen sie, wo die Perspektive am besten ist, um die kleinen Tennisbällchen im Nest richtig sehen zu können. (Mir sahen die Köpfchen der Jungstörche aus wie kleine weiße Bällchen hoch oben im Nest.) Aber veräppelt wurden wir auch: Also, da wies die Dorfbewohnerin auf ein Nest, in dem prachtvoll ein Storch stand. Kamera draufgehalten und geklickt wie verrückt.Bis .. ja bis man dann stutzig wurde:der bewegt sich gar nicht!
Angeschmiert. Eine Gipsfigur, haha....;)
Wenn wir mit dem Bus an den Menschen vorbeifuhren, die dort auf den Höfen rumwerkelten, mit den Pferden auf den Feldern arbeiteten oder im Garten beschäftigt waren, dann dachte ich: ist es nicht so wie früher? Sicher werden sie polnisch sprechen, früher deutsch, aber die Menschen führen das gleiche Leben, haben die gleichen Freuden und Kümmernisse.Wieso muss es Kriege geben.Nationalstolz halte ich für die Wurzel allen Übels.Wenn ein Pole zu mir sagt: Nationalisten gibt es auch in Deutschland, dann stellt er sich mit diesen auf eine Stufe.Und das kann ich nicht verstehen...
Wird man in Masuren melancholisch???Na nich doch!
Also nun Nikolaiken.Der gefesselte Stinthengst auf dem Marktplatz, auf dem auch gerade ein richtiger Markt war, also diese Brunnenfigur fand ich wunderschön.Ein "sagen-hafter" Fisch.
Schöne Bürgerhäuser um den Platz, eine Promenade am Wasser, einen Kaffee getrunken und weiter geht es.
Zum Abend war eine Bootsfahrt von Lötzen aus über die Masursichen Seen.Nur unsere Gruppe war auf dem Boot, mit Abendessen, Musik und herrlichstem Wetter.Was muss ich doch noch zu sagen... alle können es sich vorstellen.19681
Schöne Grüße, Christa

Herbert Claaßen
16.06.2015, 10:03
Den Stinthengst habe ich auch noch. In der Erinnerung bin ich mitgefahren. Insgesamt habe ich 11 Gruppen auf meinen Reisen Ostpreußen/Danzig als Reiseleiter begleitet.
Gruß Herbert
19682

Christkind
16.06.2015, 11:42
Teil 4:
Am anderen Morgen ging es nach dem Früstück wieder weiter.Der 7. Tag war angebrochen. Es war nun eine längere Strecke zu bewältigen, aber es gibt ja so viele schöne Ziele auf dem Weg, dass die Fahrt nicht langweilig wurde,. Zunächst hielten wir in Allenstein.Fast wie in Posen: eine große Baustelle,eingeengte Straßen mit Ampeln und Baumaschinen.Auch hier Historie,schöne Bauten,eine schöne Burg, im Burggraben ein eindrucksvolles Amphietheater, das sicher wunderbare Konzerte bietet,und in wenigen Schritten auf dem Marktplatz.Da kann man innehalten, Eis genießen,die schönen Fassaden bewundern und sich einfach nur freuen, dass man da ist.
Welche besonderen Sehenswürdigkeiten es gibt,möchte ich nun nicht aufführen, wir konnten in der Kürze der Zeit nicht alles ansehen. Der strahlende Sonnenschein verschönte alles, aber... ein "Aber" gibt es auch: keine wunderbaren weißen Wolkengebilde am Masurenhimmel,die Störche hätten eine Dusche gebraucht, denn ihr Federkleid wurde immer grauer, und der Natur fehlte der Regen.Reisende sind natürlich froh, wenn die Sonne scheint.
Aleksandra erzählte uns während der Busfahrten über Geschehnisse in Ermland-Masuren,über Wartenburg und dem Gefängnis für Oppositionelle während der Hitlerzeit, in dem dann auch Erich Koch einsaß.Und sie schilderte die Hoffnungen und Befürchtungen der polnischen Bevölkerung in der gegenwärtigen Lage, sprach über den große Einfluss der katholischen Kirche.
Inzwischen waren wir in Marienburg angekommen.
2 Stunden Führung durch die Burg, natürlich war es wieder nur ein kleines Teilchen, das wir begehen konnten, aber auch dies war interessant und eindrucksvoll.1968319684
Oh ja, die Burgherren hatten auch schon Fußbodenheizung und eine schicke Küche.;)
Nun war es nicht mehr weit bis nach Danzig. Wo hielten wir nochmal an? Ja, am Oberlandkanal.Auch so eine Attraktion, die man wohl gesehen haben muss.
19685
Alles war gut zu beobachten:wie die Schiffe über den Berg kamen, dann ins Wasser glitten und am Ziel ankamen.
Und dann sah ich ihn, den Turm von St.Marien.
Wir waren in Danzig angekommen.
19686
Hotel Wolne Miasto, mitten in der Altstadt.
Und das war optimal, denn so konnte ich gleich nach dem Abendessen durch die schönen Danziger Gassen schlendern.
Nun ist der Bezug zu Danzig hergestellt.;)
Darüber dann im letzten Teil.
Schöne Grüße, Christa

JuHo54
16.06.2015, 13:42
Hallo Christa,
wunderbar, man kann sich das alles sehr schön vorstellen, auch wenn man noch nie dort war. In Rastenburg hat auch ein Teil meiner Lieben gelebt.
Das Foto der Küche der Marienburg erinnert ein bisschen an die Küche hier in der Marienburg ( Nordstemmen) und ganz besonders an die Schlossküche in Heiligenberg ( Bodensee), das noch bewohnte Schloss der Familie Fürstenberg mit den großen Kupferkesseln, ...
Danke dir Christa für diesen Bericht.
Liebe Grüße
Jutta

Christkind
17.06.2015, 00:55
Bei allen, die die Rundreise kommentierten, möchte ich mich schon mal bedanken.Dadurch habe ich auch noch Einiges erfahren und vertiefen können.Und es spornt andere eventuell an, auch über ihre Reisen zu berichten, denn selbst Erlebtes bietet doch intensivere Eindrücke als ein Informationsblatt.
Nun stelle man sich mal vor, wie die Küche dazumal ausgesehen hat... wie es da wohl gerochen hat?
Na gut, ich bleibe in meiner....:D
Herbert, du hast sicher eine reiche Sammlung an Erfahrungen als Reiseleiter, und wie eine Reise gelingt,hängt davon ab, wie die vorbereitet ist. Wir hatten an jedem Halt eine Toilette,immer leicht zu findende Parkplätze, immer viele Informationen auch während der Fahrten,und auch eine ganz disziplinierte Gruppe, sodass alle immer pünktlich waren.
Und das freut auch jeden Reiseleiter, nicht wahr?
______________________
Teil 5:
Gleich nach dem Abendessen in unserem Hotel Wolne Miasto wollten ich die Abendstimmung in Danzig genießen. Einige schlossen sich an, und ich war nun Stadtführerin. ich baruchte mich ja nicht anzustrengen, denn die Langgasse bietet genug, um im Schlenderschritt bis auf den Langen Markt zu kommen. Alles schon um Abendlicht, das war schön.Auf der Langen Brücke, da war ja ein Getümmel! Alle hatten Zeit zum Bummeln, oder suchten ein nettes Lokal. Das taten wir natürlich auch, aber wir hatten kein Glück, jeder Stuhl war besetzt. So ging mal der Blick nach rechts zur Speicherinsel, mal nach links, ob etwas frei war. Bis wir dann ganz am Ende hinter dem Schwanenturm für alle noch einen Tisch bekamen, unter Kastanienbäumen an der Mottlau.Eine nette Bedienung half uns, alle an einen Tisch zu bringen.Sigi hat immer von den Rouladen dort geschwärmt, als das Lokal noch in anderen Händen war. Jetzt weiß ich nicht, welche Spezielitäten dort angeboten werden.Es wurde immer dunkler, und so ging es dann gemächlich wieder durch die schummrigen Straßen zum Hotel.
Morgens dann die Stadtführung mit Aleksandra. Das war alles wieder sehr angenehm, wie sie berichtete.Und weil sie auch eine Danzigerin ist,jedenfalls so ein bisschen... will ich mal gelten lassen, dass Gedingener auch Danziger sind ;)... da ließ ich mich gern von ihr durch meine Heimatstadt führen.
Alles natürlich aus Zeitmangel nur angerissen.
Nach 2 Stunden dann ging es weiter nach Zoppot und Oliva.Aber da wurde ich egoistisch und ging allein weiter.Zoppot und Oliva kenne ich von vielen Urlaubsreisen.
Jetzt interessierte mich nur noch das, was nie in einem Reiseführer steht:meine Fleichergasse.
Es war Sonntag mittag, warm und sonnig, und diesmal ging ich wirklich ganz ohne Furcht durch den Fußgängertunnel in Richtung Petrikirche,dann um jede Häuserecke, Straße auf und ab, in jeden Winkel.Vor 15 Jahren wurde meiner Schwägerin an der Ecke Katergasse/Fleischergasse überfallen, deshalb ging ich nie mehr allein dort herum. Nun also: alles ist gut, am Museum vorbei, bis zum Weißen Turm.Zum ersten Mal sah ich, dass hier in der Fleischergasse etwas anders ist.Es sind ja nur noch ganz wenige Häuser nach den Straßenkämpfen stehengeblieben, wenn ich vor dem Weißen Turm stehe, dann sind links die Häuser 47b bis 43, dann auf der rechten Seite die Wiebenkaserne und weiter weg die Nr.64.196881968919690 Und nun ist der Bürgersteig aufgerissen, ein Hinterhaus ist schon ganz frisch gestrichen,es sieht fast wie neu aus. Immer dachte ich: Könnte man die Häuser nicht erhalten ehe sie verrotten? Die Kaserne ist doch auch wunderbar restauriert...Vielleicht soll ja nun der Anfang gemacht werden.
Alte Hauseingänge faszinieren mich. Ich sehe auf die alten Türen, die ausgetretenen Stufen, die eisernen Türklinken, und ich kann nicht anders, mir kommen Gedanken über die vielen Menschen die hier ein-und ausgingen und schon lange nicht mehr unter den Lebenden sind.Die alten Flure, die man schon gar nicht mehr zu sehen bekommt, hier in diesen wenigen Häusern, da sind sie noch. Und so habe ich denn auch jede Tür fotografiert, und hätte ich mich getraut, dann wäre ich zu gern mal eine Treppe hochgegangen, um den Charme eines alten Treppenhauses so richtig zu genießen.19691 Es 19692ging mir wirklich nicht darum, dass seit 70 Jahren an den Häusern nichts gemacht wurde, es ist einfach wie ein Blick in meine Kindheit. Zwar steht das Haus Nr.37 nicht mehr, aber die Häuser waren alle im gleichen Stil, ich weiß noch genau, wie wir aus den Wäldern kamen, unser Haus lag in Schutt und Asche, und wir sind in eine verlassene Wohnung in das Haus Nr.47 b rein, unten im Flur lag ein Toter,ich hatte Angst,allein daran vorbeizugehen. Meine Mutter musste runterkommen und mich holen. Aber dort blieben wir dann nicht lange, die Zeit, bis wir Danzig verlassen mussten, verbrachten wir in der Rosengasse in Oliva.Jetzt also weiter, ich bog um die Ecke, um mir die Häuser von hinten anzusehen, da saß unter einem Baum ein Opa mit seinem Enkel. Als er merkte, dass ich ihn nicht verstand, lächelten wir uns beide an, er zeigte noch in die andere Richtung, vielleicht meinte er, ich solle noch weiter rumgehen, aber ich wollte dann schon zur Schule am leegen Tor.Dort sind meine Geschwister in die Schule gegangen. Geht man durch das Tor, dann führt der Weg nach Ohra.So, nun aber wieder zurück, die hohen Wälle zwischen den Bastionen sind mit Bänken und Treppen, da kann man sich ausruhen.19693Hätte es auch gern getan, aber ich wollte noch unbedingt in die Kirche. Auf dem Wallplatz kam der Opa auf der anderen Straßenseite, wir winkten uns zu , aber der kleine Prenter wollte nicht, obwohl Opa ihm zuredete.Na gut,vielleicht beim nächsten Mal.:-)
Jetzt am Wiebenwall entlang zur Trinitatiskirche.Erst noch in die Annenkapelle. Vom kleinen Innenhof hinein, und es umpfing mich eine seltene Stille.Ich war allein in dem Kirchenraum.Hier war ich schon öfter, aber diesmal war so ein Frieden, so eine Ruhe.19694
Von der Annenkapelle kommt man in die St. Trinitatiskirche. Oh ja, das ist ein ganz großes Gotteshaus.Ich war auch dort allein, und es gefiel mir sehr.19695Ich glaube, der eine Löwe raucht Pfeife!;)

Und nun? Jetzt also wieder dorthin, wo alle Touristen sind, auf die Langgasse.Aber auch auf die Speicherinsel, wo das große Riesenrad steht.Vielleicht eine Runde beim nächsten Mal ? Danzig von oben? Mal sehen...
Nach dem Abendessen im Hotel natürlich noch im Grüppchen nahe des Neptunbrunnens sitzen, etwas trinken.
Alle sind der gleichen Meinung: Danzig ist die schönste Stadt auf unserer Rundreise. Na dann!!!
Am frühen Morgen konnte ich noch ein Stündchen durch die Gassen wandern, und dann... Tschüß bis zum nächsten Mal!
In Stettin noch eine Übernachtung, dort verabschiedete sich Aleksandra von uns, und wenn sie uns sagte, dass wir ihr eine so angenehme Reisegruppe waren, dann konnten wir ebenfalls uns nur mit Worten voller Lob über ihre Reisebegleitung sagen: vielleich bis zum nächsten Mal, Aleksandra!19696
_______
Schöne Grüße, Christa

Insel2008
17.06.2015, 01:05
Hallo Christa,
vielen Dank für Deine lebendige Reiseschilderung, ich habe es genossen:-)
Eine Reiseleiterin wie Aleksandra hätte ich auch gerne mal...

Herbert Claaßen
17.06.2015, 12:36
Hallo Christa!
Vielen Dank für Deinen Reisebericht, den ich mit viel Interesse gelesen habe.
Als Verwaltungsleiter der Vokshochschule Steinfurt habe ich die Studienreisen, auch für andere Reiseleiter, konzipiert und vorbereitet. Unsere Studienreisen hatten einen guten Ruf und wurden gut angenommen. Eine kleine Panne kann natürlich immer mal passieren.
Die Vorbereitung war früher arbeitsintensiver. Man mußte viel recherchieren und lesen. Heute gehts im Internet schneller.
Zum guten Gelingen einer Gruppenreise trägt jeder Teilnehmer bei, wobei Pünktlichkeit einne hohen Stellenwert besitzt. Ein fauler Apfel verdirbt schnell eine ganze Kiste.
Im Ostblock -ich war auch dreimal mit Gruppen in Rußland- war ein Dolmetscher als Reisebegleiter bis zur Wende Pflicht. Später habe ich dann nur noch an bestimmten Orten ortskundige Reiseführer dazu gebucht.
Dein Bericht hat bei mir wieder große Lust auf Danzig und das Danziger Umland geweckt. Leiser kann meine Frau aus gesundheitlichen Gründen eine größere Reise nicht mehr machen.
Dir wünsche ich für weitere Reisen ebenso viel Freude.
Herzliche Grüße!
Herbert

Helga +, Ehrenmitglied
17.06.2015, 13:50
Das war so schön zu lesen Christa. Am schönsten für mich natürlich der Teil über Danzig. Sofort würde ich mich am liebsten auf den Weg machen. Aber es wird wohl Herbst darüber werden. Danke.

Ulrich 31
26.06.2015, 13:32
Hallo Christa,

auch ich danke Dir für den Bericht Deiner Rundreise, die allerdings, wie in solchen Fällen üblich und unvermeidlich, insgesamt und leider auch in Danzig erkennbar unter einem gewissen Zeitdruck litt. Deshalb meide ich solche Gruppenreisen und gestalte mir insbesondere Erinnerungs- und Neuentdeckungsreisen nach Danzig lieber individuell mit ausreichender Zeit (zuletzt wieder 10 Tage Aufenthalt), was mir allerdings als Pensionär auch möglich ist.

Hier habe ich noch, weil seine Abbildung in Teil 5 Deines Berichtes (#17) mein besonderes Interesse weckte, zum Weißen Turm diese Zusatzinformation gefunden, die Dich vielleicht auch interessiert: ► http://gdansk.fotopolska.eu/Gdansk/b47683,Klub_Wysokogorski_Trojmiasto_-_Baszta_Biala.html .

Gefunden habe ich diese Information durch die Schriftangabe "Klub Wysokogórski Trójmiasto" oberhalb des Treppengeländers am Turm, die man bei der Vergrößerung Deines Fotos gut lesen kann. - Zum erläuternden polnischen Text zu den folgenden Abbildungen in der oben verlinkten Webseite von fotopolska.eu zeige ich hier die holprige, aber im Kern verständliche deutsche Google-Übersetzung:
"Turm zu verteidigen ehemalige New-Tor aus der Stadt (Alte Vorstadt) gehen in den Süden. Beim Wechsel Festungsanlagen der Stadt wurden eine Mauer zwischen dem Neuen Tor und Basztą Stärken (Am Stroma) und der gleichen Gate abgerissen, so dass nur der Turm. Der Turm wurde ersetzt, wie die meisten ähnlichen und dem Rest der ehemaligen Festungsgebäude , ein Lagerhaus von Schießpulver. Daher ist es Pulverturm genannt wurde und unter diesem Namen auf einigen Karten erscheint. Als ich anrief, wurde ich verputzt Weiß Basztą. Nach dem Zweiten Weltkrieg im Jahre 1948 zerstört, aber wieder aufgebaut. Im Jahr 1981 wurde es von Kletterer, Bergsteiger gekauft und ist seitdem Sitz des Mountaineering Club 'Tri-City' werden."

Beste Grüße
Ulrich

Christkind
26.06.2015, 23:20
Ja, das ist wahr, Ulrich, für längere Studien bleibt bei solchen Fahrten keine Zeit.Aber es nützt ja auch nichts, wenn man viele Tage an einem Ort verbringt, aber keinen Begleiter hat, der sich noch auskennt und auch übersetzen kann, was an Informationen in polnischer Sprache vorhanden ist. Ich breche mir schon die Zunge, wenn ich "Fleischergasse" auf Polnisch sagen soll.Den Namen schreiben geht nur nach Vorlage.
Jetzt habe ich durch deine Informationen, den Weißen Turm betreffend,das Gebäude mit mir unbekannten Ansichten gesehen.Auf den polnischen Seiten finden sich immer wieder schöne alte Fotos oder Ansichten. Aber stimmt es, dass der Turm 1948 neu aufgebaut wurde? Mir ist nicht bekannt, dass er zerstört war.Zeitweise war er nicht mehr weiß, aber der stand doch immer.Meine älteren Geschwister leben nicht mehr, die hätte ich fragen können...
Vielen Dank und
schöne Grüße, Christa

Gerhard Jeske
27.06.2015, 00:39
ghd.jeske zu #22
Guten Abend, Christkind
Ich hatte Ende Juni 1945 Danzig verlassen. Bis zu diesem Zeitpunkt war der Turm nicht zerstört worden. Freundliche Grüße sendet Gerhard Jeske

Christkind
27.06.2015, 01:44
Danke, Gerhard.Wenn der Turm zerstört gewesen wäre, hätte man ihn sicher auch nicht wieder aufgebaut. Wozu auch!
Schöne Grüße,Christkind.

Ulrich 31
27.06.2015, 13:02
Bitte die Google-Übersetzung in #21 unten lesen: Danach wurde der Turm erst 1948 zerstört (aus welchen Gründen auch immer), später aber wieder aufgebaut.

Gruß Ulrich

StampCollector
27.06.2015, 14:16
Hallo,

interessant fand ich persönlich auch die von Ulrich vorgestellte Seite:
http://gdansk.fotopolska.eu/Gdansk/b...zta_Biala.html

Hier kann man anhand der alten Ansichtskarten und aktuellen Fotos auch gut den Rückbau der Wilhelminischen Architektur bei der benachbarten Wiebenkaserne sehen (ca. 1935-40?).
Die Ecktürme wurden gekappt und andere Ziertürmchen wurden entfernt.

Und dann gab es ja auch noch dieses kleine Fachwerkhäuschen, was sich an den Turm anlehnte.

SC

StampCollector
27.06.2015, 15:55
Hallo,

bei dem zitierten Link hat sich ein Kopierfehler eingeschlichen.
Hier der korrekte Link:
http://gdansk.fotopolska.eu/Gdansk/b47683,Klub_Wysokogorski_Trojmiasto_-_Baszta_Biala.html

Bilder zur Wiebenkaserne gibt es hier:
http://gdansk.fotopolska.eu/Gdansk/b53381,Urzad_Wojewodzki_Departament_Programow_Regi onalnych.html

SC