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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Danzig war pleite und heute die Ukraine?



Gerhard Jeske
26.08.2015, 10:38
Berlin Dreiergipfel 25. 08. 015 •
Hamburg
Gerhard Jeske
Der Pleitegeier über der Ukraine,
So lese ich es oft. Ich frage mich, wie eine Regierung, dessen Haushalt bankrott ist eine neue und moderne Wehrmacht aufbaut und finanziert. Müsste deshalb die Ukraine nicht schon übermäßig verschuldet sein und Pleite gehen? Mitnichten!
Die Freie Stadt Danzig war, besonders ab 1932, auch pleite, sie wurde als Militärbasis und politische Bastion von Berlin am Leben erhalten. Genau so ist jetzt das Verhältnis der USA zur Ukraine. Das sind politische Schulden, die werden nach dem „Sieg“ relativiert oder mit der Inbesitznahme der Betriebe und Konzerne in der Ukraine verrechnet. Das Wort " Pleite " ist für diese aggressive Politik Amerikas, der EU und der Ukraine Aggressoren deshalb kein Thema.

mariano
26.08.2015, 13:31
Sehr geehrter Herr Jeschke -Sie haben 100% RECHT ! , aber auf dem Forum sollte man lieber nicht über Politik schreiben. Gruß aus Danzig...Mariano.

Gerhard Jeske
26.08.2015, 14:06
Gerhard Jeske
zu #2 An Mariano
Für Ihre Zustimmung danke ich, aber, wenn wir von Danzig schreiben, selbst an Erinnerungen aus der Zeit von vor 1945, schwingt immer im Hintergrund die politische Geschichte mit, und manchmal wird das deutlich, wie eben in meinem Text. Als wir in der Schule Schleusengasse, in der ersten Klasse den Becher voller Milch und ein Butterbrötchen bekamen, war das SEHR POLITISCH, die Religionslehrerin nannte es.-Die Gabe des Führers.- Ich hoffe, das das Schweigen oder Verschweigen keine Danziger Tradition wird.

uwe theuerkauff
27.08.2015, 06:58
Hallo Herr Jeske,

wenn Ihre Jahresangabe 1932 zum Pleite sein von Danzig richtig ist, dann laesst sich festhalten, dass zu dem Zeitpunkt die NSDAP im Reich noch nicht an der Regierung war. Wem ist es dann anzulasten, dass Danzig als Militaerbasis und politische Bastion "missbraucht" wurde ? Der SPD oder dem Zentrum oder anderen der damaligen politischen Kraefte ? Oder kann es sozusagen im Vorgriff auf spaetere Ereignisse doch noch den Nazis "umgehaengt" werden ?

Viele Gruesse
Uwe (Theuerkauff)

Gerhard Jeske
27.08.2015, 09:43
#4 Uwe Theuerkauff
Überdie Entwicklung der politischen Kräfte in der Freien Stadz Danzig ist im Intenet viel geschrieben worden. Mich wundert es, dass noch so naive Fragen gestellt werden. Zum Beispiel ist Albert Forster von Hitler persönlich nach Danzig geschickt worden um dort die NSDAP aufzubauen und den Anschluß an das Deutsche Reich vorzubereiten. Diesen Auftrag hatte Forster mit Ergolg ddurchgeführt. Hier ein Ausschnitt aus
Wikipedia. Die Freie Stadt Danzg. Hier können wir lesen, dass die allgemeine wirtschaftliche und politische Situation in Deutschland und Polen die rechtsradikalen Kräfte begünstigten.
Machtübernahme der Nationalsozialisten 1933 Auszug von Wikipedia Freie Stadt Danzig
Hier ein Ausschnitt aus
Die Stadt war eine der Hochburgen von Deutschkonservativen und später von nationalsozialistischen Gruppen. Bereits bei den Wahlen am 16. November 1930 wurde die NSDAP der Freien Stadt Danzig (de jure zu unterscheiden von der NSDAP im Reich) zur zweitstärksten Partei, mit der Wahl vom 28. Mai 1933 erlangten die Nationalsozialisten im Volkstag die absolute Mehrheit. -----
Der jedoch faktisch den Einfluss der Danziger NSDAP über den Senat ausbauende Forster begann entgegen Hitlers Versprechen seinen Kampf gegen diese Regierung und Opposition zu führen. Somit setzte in der Freien Stadt Danzig mit nur kurzem zeitlichen Abstand ein mit dem Deutschen Reich vergleichbarer Machtausbau der Nationalsozialisten ein. Am 13. April 1933 bewirkten die Nationalsozialisten die Auflösung des Volkstages zwecks Neuwahl. In den Wochen vor der Wahl vom 28. Mai 1933 kam es zu einigen gewaltsamen Vorfällen zwischen den rivalisierenden politischen Gruppierungen.
"Der Kampf der Deutschnationalen (Konservativen) geÜgen die Verständigungspolitik führte zur Vereinigung aller oppositionellen Kräfte, die schließlich 1930 den Sturz der Danziger Koalition und des Präsidenten Heinrich Sahm durchsetzen konnten. Auch die polnische Regierung nahm unter dem Einfluss der Oberstengruppe von Jozef Pilsudski nach dem Sturz des Kabinetts Bartel in Danziger Fragen eine wenig versöhnliche Haltung ein. Für Danzig wurde die Konkurrenz des mit allen Mitteln geförderten polnischen Hafens in Gdingen immer bedrohlicher. Der Danziger Handelshafen sank zum Speditionshafen für polnische Massengüter herab, der Hafen in Gdingen drohte dem Danziger Hafen den Rang abzulaufen. Der wirtschaftliche Niedergang, der durch die einsetzende Weltwirtschaftskrise noch beschleunigt wurde, erbrachte in Danzig einen Stimmungsumschwung.

Politische Veränderungen in Danzig, in Polen und in Deutschland verschärften die Streitigkeiten. In allen drei Ländern hatte die wirtschaftliche Not die Bevölkerung radikalisiert. Vielfach wurden für wirtschaftliche und politische Misserfolge die Juden verantwortlich gemacht. In allen drei Ländern kam es 1930 zu Parlamentswahlen und zur Bildung neuer Regierungen.Zu den Gewaltmaßnahmen der Nationalsozialisten gehörte die von Berlin diktierte Gleichschaltung der Gewerkschaften, die gegen den Widerstand der Arbeiterschaft durchgesetzt wurde. Den Einspruch der jüdischen Anwälte Kamnitzer und Lewy lehnten die Gerichte ab. Auch die Proteste des Hohen Kommissars des Völkerbundes und des polnischen Vertreters in Danzig blieben folgenlos. Allerdings erhielt der Hohe Kommissar am 14. Mai 1933 vom NSDAP-Gauleiter Forster und dem Senatspräsident sowie zugleich stellvertretenden NSDAP-Gauleiter Hermann Rauschning, der die nationalsozialistische Wahlliste anführte, die Zusicherung ihrer Partei, im Falle eines Wahlsieges die unter dem Schutz des Völkerbundes stehende Danziger Verfassung und die mit Polen bestehenden Verträge zu beachten und freundschaftliche Beziehungen zu Polen zu pflegen. Die Wahlen am 28. Mai 1933 ergaben für die Nationalsozialisten 50,3 % (107.331 gegen 106.797 Stimmen der Opposition), somit eine absolute, aber keine Zweidrittelmehrheit.

Weil die Politik des seit 1933 nationalsozialistisch dominierten Danziger Senats, anders als zumindest scheinbar im Reich, keineswegs zur Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Notlage in der Freien Stadt Danzig, sondern vielmehr zu ihrer Verschlechterung und Verschärfung führte, bewirkte dies die Verlangsamung des Aufwärtstrends der Popularität der Nationalsozialisten in der Danziger Wählerschaft. Dies spiegelte sich folglich in den neuen Wahlergebnissen von 1935 wider. Bei diesen Wahlen verfehlte die NSDAP zu ihrer breit belegten Fassungslosigkeit mit 59,31 % wiederholt die für eine Verfassungsänderung erforderliche Zweidrittelmehrheit. Das mit bis zu 90 % selbst prognostizierte Ziel wurde demnach zu mehr als einem Drittel unterschritten – trotz euphorischer Erfolgssicherheit und Zuversicht, trotz einer beispiellos aufwändigen, überwältigenden NS-Wahlwerbekampagne, trotz mehrerer Beschlagnahmen Danziger oppositioneller Presse (z. B. Danziger Volksstimme) durch die bereits nationalsozialistisch dominierten Behörden, trotz Verboten oder massiver und gewalttätiger Störungen oppositioneller Parteiveranstaltungen, trotz teilweise offenen Terrors gegen politische Gegner innerhalb der politischen Landschaft, aber auch der einfachen Bevölkerung etc.[12] Zeugenberichten zufolge unterbrach der Danziger NSDAP-Gauleiter Forster auf spektakuläre Art seine Rundfunkverkündung des ungeahnten Wahlergebnisses, indem er seinen Satz abbrach, wonach eine peinliche Pause folgte. Daraufhin verkündete der Rundfunksprecher ohne jede Überleitung: Wir bringen jetzt Marsch- und Tanzmusik, und legte diese auf."
Jeske meint: Es ändertete sich nichts daran, dass die NDSAP Gesetze erlassen und Verbote gegen die Opposition und jüdische Bevölkerung durchsetzen konnte. und dass die politische Richtlinie bei den Wahlen mit der Parole " Heim ins Reich" aller Welt bekannt war. Danzig wurde, ohne Zweifel, ein politischer Stützpunkt von Berlin , der militärische wurde aktuell ab 1938 nachvollzogen.

Poguttke
27.08.2015, 14:48
Bei allen Diskussionen um die "Schuldfrage" der Danziger an ihrem Schicksal wird merkwürdigerweise die Schutzgarantie und Schutzverpflichtung des Völkerbundes für Staat und Verfassung nie in Betracht gezogen. Und so ist auch heute die UN nur noch ein Handlanger Amerikas. Die Danziger Opposition hat noch 1938 in einer Petition an den in Danzig residierenden Völkerbundskommissar versucht, die Danziger Verfassung wieder herzustellen. Doch der Völkerbund hat versagt und seine Verpflichtung nicht ausgeführt.

Gerhard Jeske
27.08.2015, 16:17
#6 Antwort an Poguttke Gerhard Jeske
Sehr richtig, aber leider hatte die Danziger Regierung seit der Gründung der Freien Stadt Danzig keine neuen Perspektiven in der Schublade gehabt. So gab es einen Vorschlag, um 1920, Danzig als Feihandelszone einzurichten, schade, dass das kein Gehör fand. Ebenso wurde keine Richtungsweisende Politik mit den Ostsee -Anrainerstaaten angepeilt. Mit dem Austritt Hitler Deutschlands aus dem Völkerbund war Danzigs Position geschwächt. Auch Polen ignorierte den Völkerbund und dachte, dass es im politischen Alleingang mit Hitler mehr Erfolge erreichen könnte. Das führte dazu, auch nach der Olympiade in Berlin, dass die Weltöffentlichkeit kein dringendes Problem zwischen Danzig, Polen und Berlin wahrnahm. Der Pakt Pilsudski – Hitler 1934 war ebenso eine Weiche, die signalisierte, dass Deutschland und Polen sich verständigen konnten.
Politische Vorschläge gab genug. So veröffentlichte Johannes Buchholz seine Broschüre“ Danzigs Aufstieg, - Wegweiser und Aufruf an die geistig führenden Personen aller Kreise Danzigs, Europas und des Völkerbundes „ Drei Auflagen hatte die Broschüre. Verlegt bei J. Gehl, Danzig Am Spendhaus.1926 Prophetisch schreibt er.“ So wie bisher geht es nicht weiter. Es hilft auch nicht mehr, mit kleinen Mittelchen eingreifen zu wollen. Notwendig ist eine vollkommene Umwandlung der Wirtschaft, eine Umwandlung der Gesinnung. Die reine Vernunft muss zunächst die geistig Führenden beherrschen. Nicht nur in Danzig, sondern in ganz Europa, ja auf der Erde sehen wir, die Wetterzeichen vor dem Sturm„

Poguttke
27.08.2015, 16:37
Ja Buchholz hat es richtig vorausgesagt, wie wir heute sehen, denn es gibt noch keinen Friedensvertrag, und das was in Danzig begann muß auch dort beendet werden. Leider habe ich diese Broschüre nicht, ich würde sie gerne lesen, hast Du ein Doppel? Gero

Gerhard Jeske
27.08.2015, 17:29
#8 Poguttke, Das Original hatte ich in ein Archiv gegeben,jetzt besitze ich nur eine Kopie. aber ich denke, dass ich die bald scannen kann, das ist doch eine Möglichkeit die Broschüre weiterzugeben. g .jeske

Poguttke
28.08.2015, 15:15
Ja ein scan ist auch sehr gut, das wäre toll, Gero

Stejuhn
28.08.2015, 17:46
Guten Tag Gerhard Jeske,

auch ich wäre sehr interessiert.

Viele Grüße
Sigrid