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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Zeughauspassage



andrea
13.05.2008, 22:17
Vielen Dank Wolfgang, werde mein Muttchen gleich nochmal anrufen. Du kennst doch bestimmt im Stockturm das neue Bernsteinmuseum. Wurde voriges Jahr neu eröffnet. Es ist sowas von sehenswert. Meine Mutti war nur etwas enttäuscht von der Zeughauspassage, weil die nicht mehr das Flair von damals hat (Zuckerstreusel und Verschnörkelung). Das schlimmste für sie war der Supermarkt darin. So ändern sich eben die Zeiten. Gelle die Zeughauspassage ist doch in der Nähe von der Wollebergasse?!

Wolfgang
13.05.2008, 22:23
Meine Mutti war nur etwas enttäuscht von der Zeughauspassage... Das schlimmste für sie war der Supermarkt darin. So ändern sich eben die Zeiten. Gelle die Zeughauspassage ist doch in der Nähe von der Wollebergasse?!
Das Zeughaus liegt am Anfang bzw. Ende der Großen Wollwebergasse. Auf der Rückseite befindet sich der Kohlenmarkt und auf der anderen Seite geht es in die Jopengasse hinein. Von dort aus gab und gibt es einen der schönsten Blicke auf die Marienkirche.

Die Zeiten ändern sich, ja, und auch diesen Supermarkt, der vor ein paar Jahren noch ein Edeka-Laden war, gibt's nicht mehr. Die Zeughaus-Passage hatte nun rund ein Jahr dicht gemacht und wird in Kürze neu öffnen. Ich bin selber gespannt, wie's dann dort aussehen wird.

Ulrich 31
06.01.2017, 21:22
Guten Abend,

durch die kürzliche Beschäftigung mit dem Großen Zeughaus im Forum (Fehlerfund in dessen Wikipedia-Seite und letztes Danzig-Rätsel zur Kriegerstatue davor) wurde ich erneut an die Zeughauspassage erinnert, die ich in meiner Kindheit bei Stadtgängen mit meiner Mutter öfter erlebt habe, einmal auch schmerzlich (davon evtl. später mehr). Diese Passage zwischen Kohlenmarkt und Großer Wollwebergasse im gewölbeartigen Erdgeschoss des Zeughauses (siehe hierzu Abb. 4 von oben in der polnischen Wikipedia-Seite "Wielka Zbrojownia w Gdańsku": > https://pl.wikipedia.org/wiki/Wielka_Zbrojownia_w_Gda%C5%84sku ) hatte damals einen besonderen Charme durch ihre schmucken Geschäfte und ihre festliche Beleuchtung. Das Kriegsende und seine Folgezeit brachten starke negative Veränderungen in diese Passage, für die lange weiter Einkaufsmöglichkeiten, eher marktähnlicher Art, bestanden, bis damit Schluss war in Verbindung mit dem Einzug der Zentrale der Danziger Kunsthochschule (Akademia Sztuk Pięknych w Gdańsku = "Akademie der Schönen Künste in Danzig") in das Große Zeughaus. So sieht es heute im Erdgeschoss des Großen Zeughauses aus: > http://asp.gda.pl/en/the_armoury_of_arts .

Um der Erinnerung an früher auf die Sprünge zu helfen, bitte ich Peter (sarpei), der sich mit den Angaben in den Danziger Einwohnerbüchern bestens auskennt, herauszufinden und hier zu zeigen, welche Geschäfte sich in den 1930er Jahren bis Anfang 1945 in der Zeughauspassage befanden. Namen und Geschäftszweige würden sicher bei mir und bei anderen, die diese Passage noch erlebt haben, spezielle Erinnerungen wecken. Dafür wäre ich Peter sehr dankbar.

Viele Grüße
Ulrich

MueGlo
06.01.2017, 21:44
Moin, Ulrich,

meine Tante schrieb über ihre Schwester:

Rosenthal - Über Dittchen und Erich Knoop
Vor einiger Zeit ging durch die Presse, dass die Porzellanfirma Rosenthal Insolvenz angemeldet habe. Da erinnerte ich mich alter Begebenheiten.
Meine Schwester Edith, genannt Dittchen, war als Verkäuferin bei Rosenthal im Danziger Hauptgeschäft in der Zeughauspassage beschäftigt. Sie muss eine sehr versierte Kraft gewesen sein, denn es gab Kundinnen, die nur von ihr bedient werden wollten. Nun wurde damals jedes Teil, das den Laden verließ, vor dem Einpacken kurz mit einem Zeigefinger angeschlagen. War der Ton nicht in Ordnung, durfte es nicht verkauft werden. Das gab dann 2. Wahl. So kam ich als Kind zu einer Sammlung wunderhübscher Mokkatassen für meinen Puppenküchenschrank.

Beste Grüße aus Rabat,
Rainer MueGlo

sarpei
06.01.2017, 22:27
Einen schönen guten Abend!

Zeughauspassage bis 1936
--------------------------
Antiquariat 'Altkunst' (Carl Geyer)
'Bonbonniere' (Hel. Borowski)
Elektrotechnisches Geschäft (Felix Eberhard)
Blumenkiosk (Maria Hein)
Kofferhaus Stabil, Lederwaren (Carl Manteufel)
Ostdeutsche Bernstein-Industrie (M. Friese GmbH, ab 1935 Anton Plocek)
Tabakwaren Wilhelm Otto (Herbert Otto)
Photo-Kunstanstalt (G. Kresin)
Rosenthal Porzellan-Vertretung
Rubergs Briefmarken-Spezialhaus (Waldemar Ruberg)
Obstkiosk (Alma Stein)

im Jahr 1935 ein Kartenverkaufs-Kiosk des Staatstheaters

1937 - 1942 folgen in einer zweiten Rutsche ...


Viele Grüße

Peter

sarpei
06.01.2017, 22:38
... und hier der zweite Zeitabschnitt:

Zeughauspassage 1937 bis 1942
-------------------------------
Carl Geyer, 'Sachverständiger für Kunst und Antiquitäten', ab 1940/1941 wieder wie bis 1936
'Bonbonniere' (Hel. Borowski)
Elektrotechnisches Geschäft (Felix Eberhard)
Geschenk-, Raucher- und Bastler-Artikel (W. Goebel), ab 1940/1941: Kunstgewerbe, Reiseandenken
Blumengeschäft (Maria Hein)
Kofferhaus Stabil, Lederwaren (Carl Manteufel)
Ostdeutsche Bernstein-Industrie
Zigarren- und Tabakwaren (Willy Krebs)
Photo-Kunstanstalt (G. Kresin)
Rosenthal Porzellan-Vertretung, Porzellan, Glas und kunstgewerbliche Artikel
Rubergs Briefmarken-Spezialhaus (Waldemar Ruberg)
Obst- und Südfrüchte (Alma Stein)


Viele Grüße

Peter

Ulrich 31
06.01.2017, 23:12
Hallo Rainer und Peter,

ich danke Euch beiden für die so schnellen Antworten auf meinen Beitrag #3 zur Wiederbelebung des Themas "Die Zeughauspassage".

Dir, Rainer, danke ich sehr für die genaue Schilderung der Verkaufsusancen im Geschäft der Rosenthal Porzellan-Vertretung. Diese Schilderung weckte bei mir auch die Erinnerung an ein schmerzliches Erlebnis, das ich mit 2 Jahren wahrscheinlich in Verbindung mit diesem Geschäft in der Zeughauspassage hatte (davon später).

Dir, Peter, danke ich ganz besonders für die überraschend schnelle Auflistung der Geschäfte, die sich damals in der Zeughauspassage befanden und die den starken Wandel verdeutlichen, der sich in der Zeughauspassage nach dem Krieg ergab. Beide Listen in #5 und #6 zeigen auch die überwiegende Kontinuität dieser Geschäfte vor und nach 1936.

Viele Grüße
Ulrich

jonny810
07.01.2017, 08:53
Zigarren- und Tabakwaren (Willy Krebs) (siehe Zeughauspassage)

Ein sehr passender Name für einen Tabakwaren-Händler, oder?

Ulrich 31
07.01.2017, 10:59
Ja, Erhart, so kann man auch auf diesen Thread reagieren.

Mich interessiert indes viel mehr, ob es in unserem Forum Danziger gibt, die sich persönlich noch an die schöne frühere Einkaufseinrichtung in der Zeughauspassage erinnern können, oder die vielleicht Erinnerungsgeschichten dazu von Älteren kennen. Über solche Informationen würde ich mich besonders freuen.

Viele Grüße
Ulrich

Liselotte Fischer
09.01.2017, 12:18
09.01.2017

Hallo Sarpei,
ich vermisse den jüdischen Händler Markus, von dem der kleine Oskar immer seine Blechtrommel erhielt.
Gruß von Lilofee