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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erbe- Privatier?



love danzig
04.02.2016, 14:22
Hallo Einen guten Tag im Forum.
Bei meinen Nachforschungen über meine Familie (Jablonski)bin ich auf KB gestoßen in den mein Ur Ur Ur Großvater 1782 aufgeführt wird.Die Berufsbeschreibung lautet dort Dziedzictwo.Laut Google ein Erbe?Aber ein Beruf ist das meines Erachtens nicht .Vorstellen kann ich mir eigentlich nur einen Privatier.Sind solche Berufsbeschreibungen auch in Deutschen KB zu finden?
Grüsse Roman

Regina
04.02.2016, 14:39
Hallo Roman
Das Wort bedeutet wirklich Erbe , Erbschaft oder Erbrecht
Gruesse Regina

love danzig
04.02.2016, 15:07
Hallo Regina
Das Wort Ekonom --Ökonom wird bei Google mit Wirtschafts Wissenschaftler übersetzt .Ich bin mir aber sicher das es
diesen Beruf ca.1780 noch nicht gab.Vielleicht ein Wirtschaftler?
Gruss Roman

Bartels
04.02.2016, 21:32
Hallo Roman,

im deutschen gab es später den Rentier, oder die Rentiere, das war jemand der von seinen Zinsen, Mieten, Einkünften oder "Renten" leben konnte, ohne arbeiten zu müssen.

Ökonom war jemand der Güter (Landwirtschaft), Unternehmen (z.B. Brauerei, oder ähnliches) besass, oder7und noch andere Einkünfte hatte.

sinus
04.02.2016, 21:50
Hallo Rudolf,

also, bei meinen bäuerlichen Vorfahren kommen mehrere Ökonomen vor. So bezeichnete man die Hofbesitzersöhne, die noch auf ihr Erbe warteten (weil der Vater noch lebte, aber den Hof selbst nicht mehr führte) oder auf eine passende Einheirat in einen Hof ohne männliche Erben warteten. Sie waren so eine Art Wirtschaftsverwalter, ohne gleichzeitig Eigentümer des Hofes zu sein. Sie managten für den Eigentümer das Tagesgeschäft, durften aber nicht über das Eigentum am Hof verfügen. Häufig verdingte sich so ein Ökonom auf einem fremden Hof , wo der Hofbesitzer verstorben und kein männlicher Erbe vorhanden war. Irgendwann wurden sie dann auch meist selbst Hofbesitzer.

Ob so ein Ökonom auch in Handwerks- oder Industriebetrieben auftauchen, weiß ich nicht, weil meine Erfahrungen nur aus dem ländlichen Milieu stammen.

Schöne Grüße aus Mecklenburg
sinus

love danzig
04.02.2016, 22:02
Hallo Rudolf
Danke für deine Beschreibung dieser Berufe".Da ich jetzt mit meinen Forschungen im Jahre 1800 bin, sind die KB nicht mehr auf Russisch sondern auf Polnisch ,was das lesen für mich Leichter macht. Aber ab ca 1750 sind die meisten Kb auf Latein :confused: Nochmals danke.
Grüsse Roman.

PS.Einen schönen Dank auch dir Regina

love danzig
07.03.2016, 10:21
Hallo und guten Morgen,
ich habe zu diesen Thema, noch eine geschichtliche Frage,die ich mir selber nicht beantworten kann.Vielleicht hat das Forum auf diese Frage eine Antwort. Kurz und Bündig .Wie kann es sein,das in Polen (Podlachien 1840) 2 Brüder ein ganzes Dorf erben können? Ein Haus oder ein Acker ,scheint mir Logisch ,aber ein Dorf . Polnische Geschichte ist meines Erachtens ein Weg ohne Ende. Vielen Dank.
Grüsse Roman

Bartels
07.03.2016, 13:24
Hallo Roman,

Den wikipedia: Junker (Preußen) (https://de.wikipedia.org/wiki/Junker_(Preu%C3%9Fen)) (Junkrzy) gehörten nicht nur Güter, sondern auch Schlösser und teilweise ganze Dörfer z.B. in der Mark Brandenburg - bis 1945!

love danzig
07.03.2016, 14:13
Hallo Rudolf,
Vielen dank für deinen sehr guten Link.Das hat meine Frage schon fast beantwortet ,aber es bleiben noch einige Fragezeichen,die ich noch recherchieren muss. ZB: 1780-Junkrzy-Junker -Wappen-Dabrowa......1890-Komornik-Kleinbauer also ein großer sozialer Abstieg.Ich denke dieser Abstieg hat etwas mit der russischen Besetzung Polens (1816-1916) zu tun.Da helfen jetzt auch keine Kirchenbücher ,um das zu recherchieren,brauche ich wohl sehr gute Geschichtsbücher .Nochmals danke Rudolf.
Grüsse Romam

MueGlo
08.03.2016, 00:03
Moin,

noch einmal zum Anfang des Themas: Nach meiner Beobachtung ist es bei den Berufs- und Funktionsbezeichnungen immer hilfreich, die Region sowie die Zeit zu beruecksichtigen.

Bzgl. der Danziger und Elbinger Niederung sowie die Nehrung:

--- die Besitzer von Hoefen werden bis ca. 1820/30 als Nachbarn / Mitnachbarn bezeichnet, danach Hofbesitzer; in den Adressbüchern gelegentlich auch als "Gutsbesitzer", auch wenn es keinen "Gutshof" gibt. Ab 1935 werden die Hofbesitzer im Kontext der NS-Ideologie "Bauern" genannt. Im KB Gross Zuender leisten die Pfarrer einen minimalistischen Widerstand und bezeichnen die ehemaligen Hfb als Landwirte.
Die Bezeichnung "Oekonom" fuer den Eigentuemer eines Hofes ist mir bislang nicht untergekommen.

--- Rentier / Rentiere sowie Privatier (die femine Form habe ich noch nicht gefunden): erstmals 1855, vermehrt nach 1870, als Hofbesitzer beginnen, ihren Lebensabend nicht mehr auf ihrem Hof zu verbringen sondern diesen gegen Rentenzahlung dem Erben vorab zu uebergeben, ihn zu verpachten oder ihn zu verkaufen; letztmalig Ende der 1920-er Jahre.

--- Oekonom: ab den 1870-er Jahren bis 1914 (?). Ich folge sinus' Definition --- der Oekonom wird u.a. durch Einheirat in einen Hof Hofbesitzer ---, ich frage mich jedoch, ob mit der Bezeichnung auch eine formale Ausbildung verbunden ist. Ab dieser Zeit investierten zumindest die besser gestellten Hofbesitzer in die Ausbildung ihrer Kinder, sandten diese zum Teil auf Schulen in Danzig. Ab wann gab es eine landwirtschaftliche Lehre einschliesslich Abschlusspruefung vor der Landwirtschaftskammer?

--- Im Adressbuch 1927/28 erhaelt der auf dem Hof arbeitende Sohn des Hofbesitzers die Bezeichnung "Landwirt".

--- Oekonomierat : nichtakademischer Ehrentitel, wird heute noch in Weinbaugebieten verliehen. Der Deichhauptmann Max Doerksen wird 1942 mit diesem Titel geführt.

... im uebrigen trage ich auch den Titel "Oekonom" mit mir herum, so wie mein Urgrossvater Schumacher, allerdings nicht aus dem landwirtschaftlichen Bereich ...

Beste Gruesse aus Rabat,

Rainer MueGlo

Inge-Gisela
08.03.2016, 17:49
Hallo Rainer,
bedeutet denn Rentier auch Altsitzer? Den Ausdruck finde ich in Unterlagen aus dem Kreis Insterburg, weil Du die unterschiedlichen Gegenden angesprochen hast. Ebenso die Berufsbezeichnung Köthner/Köther. Da weiß ich mittlerweile, dass man da auch eher von einer Kate als von einem Hof sprach. Ein Köthner konnte nicht allein von dem leben, was sein Land einbrachte.

Gruß
Inge-Gisela

sarpei
08.03.2016, 18:02
Hallo miteinander,

bei den genannten Begriffen nutze ich gerne die nachstehend herunterladbare Veröffentlichung:

http://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/docmetadata?id=12014&from=&dirids=1&ver_id=&lp=11&QI=


Viele Grüße

Peter

MueGlo
08.03.2016, 19:29
Moin, Inge-Gisela,

den Begriff Altsitzer gibt es in der Weichselgegend im 19. Jahrhundert auch gelegentlich. Ich habe ihn bislang immer als Nachbarn / Hofbesitzer wahrgenommen, der seinen Lebensabend auf dem eigenen Hof verbringt, dort aber nicht mehr taetig ist. D.h., er ist kein Rentier / Privatier.

Köthner/Köther enne ich aus dem suedlichen Westpreussen, aus Ostpreussen, auch Opmmern? Auf jeden Fall nicht aus dem noerdlichen Westpreussen. Dort firmieren bis in die erste Haelfte der 19. Jahrhundert Kleinstlandbesitzer / Kleinbauern ueberwiegend als Gaertner.

Eine bessere Veroeffentlichung ueber Berufsbezeichnungen als die, auf die Peter verweist, kenne ich noch nicht. Trotzdem stosse ich immer wieder auf Berufsbezeichnungen in der Niederung, die in dem Buch nicht aufgefuehrt sind. Wie gesagt, es gibt immer zeitliche und regionale Besonderheiten.

Beste Gruesse aus Rabat,

Rainer MueGlo