Liselotte Fischer
21.02.2016, 14:56
21.02.2016
Hallo zusammen,
Meinen Mann und mich zieht es seit 2002 alljährlich nach Danzig-Zoppot. Dieses Mal bekamen wir unser Gepäck sogar im neuen Trakt des Flughafens ausgeliefert. Draußen erwartete uns das Taxi nach Zoppot und dieses fuhr mit uns durch Gegenden in Oliwa, die uns bisher völlig unbekannt waren. Parallel zur Hauptstraße rollt die neue Metro, zur Benutzung mit Gepäck sind wir aber wohl zu alt.
Ohne Gepäck unternehmen wir aber alles per PKM oder mit anderen Zügen und wir bewundern immer die tolle Infrastruktur. Ein paar Jahre lang wurden die Gleisbecken in alle Richtungen - nach Danzig - Gdynia - zur Hela erneuert und es fahren ganz moderne Züge und in Zoppot halten sogar ICE und TGV. Von so etwas träumen wir hier und dort schafft man das!
Zudem gibt es jetzt in Zoppot eine neue Mitte: Nach drei Jahren Bauzeit wurde kürzlich der neue Bahnhof eingeweiht, großzügig und weltstädtisch! Daran schließt sich ein weiterer weißer Cubus an (sein Name ist "MOHLO"), gegenüber dem Hotel "Resident". Ich kenne aber leider nicht den Sinn und Zweck dieses Bauwerks.
Auf der Halbinsel Hela entsteht an der äußersten Spitze ein neues Freizeitzentrum mit Marina, Apartments und was so dazu gehört. Die Gleisanlagen enden bis jetzt noch in Hel („Hbf“), weisen aber darauf hin, dass der Zug später bis an die Spitze fährt. Ich muss immer lachen, wenn ich beim Einfahren nach Hel die uralten grünen Eisenbahnwaggons auf den Abstellgleisen sehe, die wohl immer noch als Unterkunft für Sommerfrischler dienen. Eingekehrt sind wir in einem niedlichen kleinen kaschubischen Holzhäuschen vis-à-vis vom Rathaus, ganz entzückend mit Häkeldecken, gestickten Gardinen und Kissen, selbst das Teegeschirr mit kaschubischem Dekor.
Seit ein paar Jahren ist zu beobachten, dass die ausufernden Händlerbuden aus den Bahnhöfen und Unterführungen (z. B. in Danzig) verbannt wurden - schade eigentlich, denn bei den alten Muttchen habe ich immer Socken gekauft. Und die manchmal ganz schrecklich maroden Bahnhöfe oder Haltestellen an den Strecken bekamen neue Plattformen und wurden zumindest äußerlich aufgehübscht oder abgerissen und neu gebaut. Näher ansehen sollte man sich aber unbedingt die Bahnhöfe von Marienburg und Gdynia, das sind nämlich richtige Kunstwerke, obwohl sich in Gdynia in einem prächtigen Wartesaal McDonald niedergelassen hat.
Wir hatten dieses Jahr etwas mehr Zeit und sind viel in Zoppot "gelustwandelt". Dabei fielen uns die zahlreichen alten Villen, Bürgerhäuser und Estates auf, die anscheinend unbewohnbar sind und als morbide Schönheiten ihr Schicksal erwarten. Wenn es diese häßliche kommunistische Architektur überall und mittendring nicht gäbe, müsste man Zoppot eigentlich als Gesamtkunstwerk unter Denkmalschutz stellen. Aber das sind wohl fromme Wünsche, denn wo sich ein Investor findet, wird eher abgerissen und neu und modern gebaut. Selbst unser beliebtes Fischlokal "Tawerna Rybaska" in der Nähe vom "PRZYSTAN" wurde wegeschoben und das Fundament eines Neubaus steht bereits.
Wir haben dieses Jahr den Schnee vermisst und die richtig knackige Kälte, von der meine Mutter immer berichtet hatte. Der Wind pfiff aber so unbarmherzig, dass wir in Gdynia unser alljährliches Pflichtprogramm zum Monument Joseph Konrad (in Erinnerung an unsere Flucht von hier am 29.01.1945) nicht einhalten konnten und uns schutzsuchend zwischen den Häusern versteckten. Dabei haben wir auf einem Platz (???) in der Innenstadt ein anderes Denkmal entdeckt: Drei Menschen, Vater, Mutter und Kind, mit Gepäck in der Hand und Rucksack, offensichtlich auf der Flucht über das Meer ohne sich umzuschauen und jenseits des Kais ein armer Hund, der zurückbleiben muss. Ergreifend!, berührend!
Es waren wieder erlebnisreiche Tage, auch wenn wir uns bei der Auswahl unseres Zoppoter Hotels diesmal vergriffen haben. Altbewährtes sollte man schätzen.
Mit vielen lieben Grüßen aus dem Schwabenladen!
Lilofee
Hallo zusammen,
Meinen Mann und mich zieht es seit 2002 alljährlich nach Danzig-Zoppot. Dieses Mal bekamen wir unser Gepäck sogar im neuen Trakt des Flughafens ausgeliefert. Draußen erwartete uns das Taxi nach Zoppot und dieses fuhr mit uns durch Gegenden in Oliwa, die uns bisher völlig unbekannt waren. Parallel zur Hauptstraße rollt die neue Metro, zur Benutzung mit Gepäck sind wir aber wohl zu alt.
Ohne Gepäck unternehmen wir aber alles per PKM oder mit anderen Zügen und wir bewundern immer die tolle Infrastruktur. Ein paar Jahre lang wurden die Gleisbecken in alle Richtungen - nach Danzig - Gdynia - zur Hela erneuert und es fahren ganz moderne Züge und in Zoppot halten sogar ICE und TGV. Von so etwas träumen wir hier und dort schafft man das!
Zudem gibt es jetzt in Zoppot eine neue Mitte: Nach drei Jahren Bauzeit wurde kürzlich der neue Bahnhof eingeweiht, großzügig und weltstädtisch! Daran schließt sich ein weiterer weißer Cubus an (sein Name ist "MOHLO"), gegenüber dem Hotel "Resident". Ich kenne aber leider nicht den Sinn und Zweck dieses Bauwerks.
Auf der Halbinsel Hela entsteht an der äußersten Spitze ein neues Freizeitzentrum mit Marina, Apartments und was so dazu gehört. Die Gleisanlagen enden bis jetzt noch in Hel („Hbf“), weisen aber darauf hin, dass der Zug später bis an die Spitze fährt. Ich muss immer lachen, wenn ich beim Einfahren nach Hel die uralten grünen Eisenbahnwaggons auf den Abstellgleisen sehe, die wohl immer noch als Unterkunft für Sommerfrischler dienen. Eingekehrt sind wir in einem niedlichen kleinen kaschubischen Holzhäuschen vis-à-vis vom Rathaus, ganz entzückend mit Häkeldecken, gestickten Gardinen und Kissen, selbst das Teegeschirr mit kaschubischem Dekor.
Seit ein paar Jahren ist zu beobachten, dass die ausufernden Händlerbuden aus den Bahnhöfen und Unterführungen (z. B. in Danzig) verbannt wurden - schade eigentlich, denn bei den alten Muttchen habe ich immer Socken gekauft. Und die manchmal ganz schrecklich maroden Bahnhöfe oder Haltestellen an den Strecken bekamen neue Plattformen und wurden zumindest äußerlich aufgehübscht oder abgerissen und neu gebaut. Näher ansehen sollte man sich aber unbedingt die Bahnhöfe von Marienburg und Gdynia, das sind nämlich richtige Kunstwerke, obwohl sich in Gdynia in einem prächtigen Wartesaal McDonald niedergelassen hat.
Wir hatten dieses Jahr etwas mehr Zeit und sind viel in Zoppot "gelustwandelt". Dabei fielen uns die zahlreichen alten Villen, Bürgerhäuser und Estates auf, die anscheinend unbewohnbar sind und als morbide Schönheiten ihr Schicksal erwarten. Wenn es diese häßliche kommunistische Architektur überall und mittendring nicht gäbe, müsste man Zoppot eigentlich als Gesamtkunstwerk unter Denkmalschutz stellen. Aber das sind wohl fromme Wünsche, denn wo sich ein Investor findet, wird eher abgerissen und neu und modern gebaut. Selbst unser beliebtes Fischlokal "Tawerna Rybaska" in der Nähe vom "PRZYSTAN" wurde wegeschoben und das Fundament eines Neubaus steht bereits.
Wir haben dieses Jahr den Schnee vermisst und die richtig knackige Kälte, von der meine Mutter immer berichtet hatte. Der Wind pfiff aber so unbarmherzig, dass wir in Gdynia unser alljährliches Pflichtprogramm zum Monument Joseph Konrad (in Erinnerung an unsere Flucht von hier am 29.01.1945) nicht einhalten konnten und uns schutzsuchend zwischen den Häusern versteckten. Dabei haben wir auf einem Platz (???) in der Innenstadt ein anderes Denkmal entdeckt: Drei Menschen, Vater, Mutter und Kind, mit Gepäck in der Hand und Rucksack, offensichtlich auf der Flucht über das Meer ohne sich umzuschauen und jenseits des Kais ein armer Hund, der zurückbleiben muss. Ergreifend!, berührend!
Es waren wieder erlebnisreiche Tage, auch wenn wir uns bei der Auswahl unseres Zoppoter Hotels diesmal vergriffen haben. Altbewährtes sollte man schätzen.
Mit vielen lieben Grüßen aus dem Schwabenladen!
Lilofee