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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Lesehilfe ev. KB Fürstenwerder 1765 Woyke



Wolfgang
20.08.2016, 00:59
Schönen guten Abend,

im ev. Kirchenbuch von Fürstenwerder habe ich eine lang gesuchte Heirat gefunden. Nicht alles kann ich lesen bzw. interpretieren.

Lesen kann ich:
"3 d 20. Octobr: ist Jacob Woyke, Servus, mit Catharina Quartirin, Serva, ??? ?????, copuliert."

Was steht anstelle der Fragezeichen? Ist das ein Ausdruck in Latein?

Außerdem: Die Begriffe "Servus" und "Serva" lese ich im Werder das erste Mal. Wird dadurch aufgezeigt, dass es sich bei diesen Personen um unfreie Grundhörige handelte?

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

sarpei
20.08.2016, 01:18
Hallo Wolfgang,

interessant! Ich erlaube mir mal eine 'bearbeitete' Version des Eintrags zu ergänzen:

21307

Und dann greife ich mal weit ins Feld der Vermutung ...

Der Jacob Woyke ist ein 'Servus' - ein Knecht, demnach wäre eine 'Quartieria Serva' so etwas wie ein Hausmädchen.
Und das Folgende könnte dann in Klammern ein 'geb. Scorfaber' oder so ähnlich heißen.

Mir ist schon klar, dass sich das nicht sehr 'wissenschaftlich' anhört - es kann aber möglicherweise die Fantasie beflügeln helfen.


Viele Grüße

Peter

TT72SN
20.08.2016, 09:24
d(ies) 20. Octobr(is): ist Jacob WOYKE, Servus, mit Catharina QUARTI
RIN, Serva, |: ob Scortae... :| copuliret.

Servus = Diener, Knecht, Sklave / Serva = Dienerin, Sklavin
Scorta(e) = Hure, uneheliche Mutter o. Scortatio = Ehebruch o. scotatur = Unzucht
Meine wissenschaftliche Interpretation:
Am 20. Oktober ist Jacob WOYKE, Knecht, mit Catharina QUARTIR, Magd, wegen (oder nach) Unzucht, getraut.

sarpei
20.08.2016, 10:10
Hallo Thomas,

herzlichen Dank! Wieder etwas dazu gelernt.

In meinem Kopf spukt eine Erinnerung herum, dass es ein Buch gibt, das sich mit dem 'Kirchenbuch-Latein' auseinandersetzt.
Weißt du dazu möglicherweise etwas?


Viele Grüße

Peter

Wolfgang
20.08.2016, 18:01
Schönen guten Nachmittag,

der von mir mit Fragezeichen versehene lateinische Begriff kommt im Kirchenbuch bei den Woykes noch öfters vor, und dann auch lesbarer (evtl. "ob scorta dem"). Meine Vorfahren pflegten offenbar einen etwas unkoventionellen Lebensstil :) Sollte mit "scorta" tatsächlich eine Mutter mit einem außerehelich geborenen Kind gemeint sein, dann habe ich diese Kinder noch nicht unter den Taufen finden können.

Hier ein Eintrag von 1740:

21309

Und noch einer aus dem Folgejahr 1741:

21310

Was mich aber noch zu "Servus" und "Serva" interessiert: Waren das nun, wie ich schon fragte, unfreie Grundhörige, die dem Gutsherrn gehörten wie der Viehbestand? Im Kirchenbuch gibt es auch noch Knechte, Dienstboten usw. Über den Begriff "Servus" wird möglicherweise der Rechtsstatus des so Bezeichneten ausgedrückt worden sein.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

TT72SN
20.08.2016, 18:08
Ein einfaches "Danke" Herr Naujoks hätte auch gereicht,
und nicht eine Anzweiflung meiner Lateinkenntnisse!

Wolfgang
20.08.2016, 19:11
Herr Thiel, wenn Sie mich schon mit meinem Namen anreden, dann schreiben Sie ihn gefälligst richtig! Einen Namen wider besseres Wissen falsch zu schreiben, könnte man nämlich durchaus als flegelhaft auffassen.

Was Ihre Lateinkenntnisse anbetrifft: Pardon, nächstes Mal werde ich Ihre Nachschlagekünste in diversen Lexika oder Online-Wörterbüchern überschwänglich loben! :) Das wird, so nehme ich an, Ihrem Ego sehr, sehr gut tun! :)

TT72SN
20.08.2016, 19:49
Sorry Herr Naujocks, das lag mir fern, mich Ihnen gegenüber flegelhaft zu verhalten. ;)

Wolfgang, wollen wir uns nicht endlich die Hand reichen und vergessen was irgendwann mal war,
wo wir nicht immer einer Meinung waren.
Das Leben ist doch wirklich zu kurz um im Chlinche mit den Mitmenschen zu leben.
Und gerade wo wir hier u.a. die selben Interessen in Bezug auf Danzig und unsere Ahnen haben.

Und in Bezug auf die Lateinkenntnisse, sie waren nicht aus einem Lexikon oder Online -Wörterbuch,
In 25 Jahren Ahnenforschung lernt man sehr viel, egal ob alte Schriften lesen oder eben Latein.
Und jedem Ego, nehme ich an, tut es gut ein "Danke" zu erhalten.

Also Wolfgang - Frieden - Hand reich.

Einen schönen Abend ins Werder.
Thomas

Bartels
20.08.2016, 20:56
Einen schönen guten Abend,

die Pfarrer haben sich als Sittenwaechter immer etwas drastischer ausgedrückt als nötig. Man kann vermuten, dass Dienst- oderGutsherr die Heiratserlaubnis verweigert haben und da haben sich die Beiden eben mit Absicht erwischen lassen ...

In der Pfalz gab es den Pfarrer, der sich im KB lang über die Hurerey seiner Schaeflein ausgelassen hat. Aber die vielen unehelichen Kinder stammten alle aus langjährigen Partnerschaften. Beide waren froh, wenn nach dem vierten oder fünften Kind der Kurfürst die Heiratserlaubnis gab. Die vielem
Väter waren Soldaten und das Städtchen hatte eine Garnison...