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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Heringbinder



DerSteegener
28.05.2008, 16:04
Hallo,

ich lese gerade in einem alten Buch über Fischerei, dass es in Danzig den Beruf "Heringbinder" gab. Was war das?Hat der Heringe zusammengebunden oder was?

viele Grüße vom Steegener Frieder

Anonymus
28.05.2008, 17:07
Der ausgedehnte Handel Danzigs mit Bier und Heringen, mit Asche und Salz verlangte zahlreiche Fässer zur Verpackung. Die Böttcher fanden daher schon rechtzeitig reiche Arbeit. Die ersten Verzeichnisse der Böttcher aus den Jahren 1380 und 1416 nennen nur deutsche Namen. Die älteste Rolle ist aus dem J. 1522 erhalten; zur gleichen Zeit wurde ein Gewerkshaus begründet. Neben dem Hauptgewerk der Böttcher gab es die Gewerke der Weinküfer oder Faßbinder, der Eimermacher oder Bechler, der Bandschneider, der Brückenbinder oder Gassenbinder, die auf den Anlegebrücken der Schiffe und in den Straßen schadhaft gewordene Fässer instandsetzten und auch Heringsbinder, die nach den von ihnen bearbeiteten Heringstonnen, genannt wurden. Im 17. Jhd. erlebten alle diese Gewerbe ihre Blüte.

Quelle: "Jahresberichte für Deutsche Geschichte" aus der Freistaatzeit.

Viele Grüsse
Ohrscher Siegfried

Wolfgang
29.05.2008, 20:43
Vor einer Weile habe ich mich mal mit den Böttchern Danzigs befasst. Momentan bin ich unterwegs und kann leider nicht auf meine Unterlagen zurückgreifen. Trotzdem einige kleine Ergänzungen.

... Die ersten Verzeichnisse der Böttcher aus den Jahren 1380 und 1416 nennen nur deutsche Namen.
Auch später trugen alle Böttcher deutsche Namen.


Die älteste Rolle ist aus dem J. 1522 erhalten; zur gleichen Zeit wurde ein Gewerkshaus begründet.
Am 15. September 1530 wurde ein Grundstück in der Töpfergasse 2 auf dem das Gewerkshaus stand. Dieser 15.09.1530 gilt als Gründungsdatum des Gewerks.


Neben dem Hauptgewerk der Böttcher gab es die Gewerke der Weinküfer oder Faßbinder, der Eimermacher oder Bechler, der Bandschneider, der Brückenbinder oder Gassenbinder, die auf den Anlegebrücken der Schiffe und in den Straßen schadhaft gewordene Fässer instandsetzten und auch Heringsbinder, die nach den von ihnen bearbeiteten Heringstonnen, genannt wurden.
Auch die Brücken- und Gassenbinder gehörten zu den Heringsbindern, die jedoch kein eigenes Gewerk hatten. Es waren keine Meister und unter den selbstständigen Handwerkern die "Tagelöhner". Sie lebten überwiegend von kleinen Auftragsarbeiten, die die gewerklich organisierten Böttcher nicht machen wollten. Trotzdem schafften sie es, dass der Danziger Rat bestimmte ihrer Rechte schützte. Ihre Zahl wurde durch den Rat auf 8 (echte) Heringsbinder begrenzt, die sich "belehnte Heringsbinder" nennen durften (neben den Brücken- und Gassenbindern, die sich so nicht nennen durften). Diese belehnten Heringsbinder wurden auch "Binderkapitäne" genannt. Die "Binder" waren nicht im Böttchergewerk zusammengeschlossen, waren aber trotzdem von ihnen abhängig. So mussten sie die aus Tonnenstäbe aus Eiche (für die Fässer) und Holzstöcke (für die Anfertigung der Bänder) über die gewerklich organisierten Böttcher beziehen. Die Böttcher hatten ein Monopol auf alle Fässer in Danzig und sie verlangten, dass ausschließlich neue Fässer verwendet werden durften. Kein Brauer und kein Kaufmann durfte Fässer verwenden die außerhalb Danzigs hergestellt wurden oder von Bönhasen stammten. Das rief große Proteste hervor und als erste fanden die Salzhändler einen Ausweg. Ab 1770 verwendeten sie keine Tonnen mehr, sondern verschickten ihr Salz in Säcken.

Übreigens, auch die Heringsbinder -neben allen anderen Böttchern- mussten die Bürgerrechte der Stadt Danzig besitzen. Bürger konnte nur werden, wer ehelicher Geburt, ehrlichen Namens und deutscher Zunge war.