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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Dachbodenfund in Steegen: Zwei Kartons NSDAP-Unterlagen



Wolfgang
20.09.2016, 22:19
Schönen guten Abend,

vorgestern Abend klingelte ein mir bis dahin unbekannter Steegener an der Haustür. Er habe von mir im Forum gelesen. Teilnehmer bei uns sei er zwar noch nicht, wolle dies aber werden. Wir kamen ins Gespräch und er sagte mir, vor gut einem Jahr seien bei einer Hausrenovierung unter dem Dach zwei Kartons mit Dokumenten gefunden worden. Er sei darüber informiert worden und habe diese Kartons erworben. Mangels Zeit und teils auch aufgrund von Schwierigkeiten beim Lesen der alten Handschriften wollte er von mir wissen, ob ich bereit und willens sei, diese Dokumente auszuwerten. Er stelle mir die zwei Kartons leihweise zur Verfügung und ich möge ihm dann Transkriptionen, Auswertungen und nach Einscannen die Digitalisate zur Verfügung stellen.

Ein erster Blick in die Kartons ließen mir die Augen übergehen. Es sind überwiegend interne Parteiunterlagen. Mitgliedsanträge, Parteibücher, Parteiausschlussverfahren, Anwesenheitsprotokolle bei Parteiversammlungen, Mitgliederlisten, Protokoll- und Rechnungsbücher, Einwohnerlisten (Partei- und Nichtparteimitglieder aus Steegen, Junkeracker, Pasewark) mit teils recht detaillierten Angaben zu ihnen, Schriftverkehr, Schulungsunterlagen usw. usw.

Leider ist ein großer Teil der Unterlagen von Schimmel befallen. Sie sind zwar alle in trockenem Zustand, aber zuerst müssen sie vorsichtig (draußen im Freien) gereinigt werden, dann scanne ich sie ein oder fotografiere sie, und dann geht es ans Auswerten.

Ich habe vom Eigentümer die Erlaubnis erhalten, Auswertungsergebnisse hier im Forum zu veröffentlichen. Sicherlich werden in dem einen oder anderen Fall noch datenschutzrechtliche Aspekte zu berücksichtigen sein, aber dieses Konvolut von Dokumenten stellt eine Sensation dar. Höchstwahrscheinlich kann es dazu beitragen, ein bisschen mehr Licht in die Kriegsjahre zu bringen.

Eine erste Sichtung der Dokumente lässt vermuten, dass es Unterlagen und Aufzeichnungen des NSDAP-Ortsgruppenleiters Carl Dröfke sind. Auf dem Dachboden sind sie erst nach dem Krieg deponiert worden, denn unter allen Unterlagen ist eine kleine Mappe mit Nachkriegsaufzeichnungen. Ich weiß noch nicht, in welchem Haus die Dokumente gefunden wurden, aber ich hoffe, dass ich dies noch erfahren werde.

Bald werden die Abende wieder länger - und dann hoffe ich, mich intensiver an die Arbeit machen zu können.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Beate
20.09.2016, 23:29
Guten Abend, Wolfgang,

na, wenn's läuft, dann läuft's!
Erst die gelungene Neugründung einer Deutsch-Danziger- Minderheit, zu der ich Dir/Euch noch herzlich gratuliere, und dann so ein großartiger Fund!
Ich wünsche Dir sehr viel Freude beim Entdecken der Steegener(?) Vergangenheit. Wirst sehen, bald suchst auch Du die Stelle, bei der man die Verlängerung des Tages beantragen kann...
Nun dann- mit Handschuhen und Mundschutz munter und vorsichtig ans Werk!

Fröhliche Grüße Beate

MarcelKr
21.09.2016, 01:21
Wow, da frage ich mich immer wieder, was wohl noch an die Oberfläche geschwemmt wird?

Viel Erfolg bei der Auswertung - ich bleibe Neugierig.

Beste Grüße,
Marcel

Carl_Narloch
21.09.2016, 01:39
... ähm, dieser NSDAP-Carl, da hab ich nix mit am Hut

;-) nein aber ersthaft - phantastisch. Bin auf die Auswertung gespannt.
VG, Euer Carl (nicht der Dröfke ;-) )

sarpei
21.09.2016, 09:14
Hallo Wolfgang,

es überrascht mich immer wieder, was nach so langer Zeit noch so ans Tageslicht kommt. Die Aufbereitung der Unterlagen wird sicher eine Mammutaufgabe. Wenn ich dir dabei aus der Entfernung in irgendeiner Art zur Hand gehen kann, dann melde dich ruhig.


Viele Grüße

Peter

waldling +6.8.2023
21.09.2016, 09:40
Hallo Wolfgang,
auch ich würde dir, so weit ich kann, beim Auswerten helfen.
Herzliche Grüße
Uwe

Wolfgang
21.09.2016, 12:06
Schönen guten Morgen,

die Nationalsozialisten waren gerade auf dem Land sehr stark vertreten. Sie bestimmten das öffentliche Leben und hatten Einfluss auch auf das Privatleben eines jeden einzelnen Einwohners. Vieles lief über die Partei - ohne Partei war es nicht einmal möglich, ein Lebensmittelgeschäft zu eröffnen.

Die vorgefundenen Akten zeigen auf, wie tief die Partei in das Leben der Menschen eingriff. Für Menschen die das selber nicht mehr unmittelbar erlebten, ist vieles einfach unvorstellbar. Die Partei, so lassen es erste Blicke in die Unterlagen vermuten, war in Steegen und Umgebung tief verwurzelt. Sie war perfekt organisiert und konnte auf eine breite Mitgliederschaft zugreifen um nicht nur die zahlreichen Parteifunktionen personell zu besetzen sondern auch ihre Mitglieder in öffentliche Stellen bzw. Ämter zu hieven.

Ebenso werden exemplarisch Verflechtungen zwischen Partei und Justiz aufgezeigt. Es war für die Partei kein Problem an Gerichtsakten heranzukommen, so z.B. wenn Parteianwärter auf frühere Straffälligkeiten geprüft wurden.

Alle Auswertungen und Dokumente die ich zeigen werde, sollen die damaligen Verhältnisse, das von der NSDAP beherrschte Leben vor allem in Steegen, Junkeracker und Pasewark etwas transparenter machen. Drei Dörfer, nicht sonderlich groß, aber trotzdem eine starke Partei. Obwohl die Unterlagen nicht bis zum Ende des Krieges reichen, wird es möglich sein, viele Verflechtungen zwischen Partei, ihren Mitgliedern und Anhängern, aber auch zur lokalen Wirtschaft aufzuzeigen.

Es geht dabei nicht um Namen einfacher Parteimitglieder. Aber wer Parteifunktionen ausübte, wer damals in der Öffentlichkeit bekannt war, wer Einfluss hatte und diesen auch ausübte - und zudem mittlerweile bereits längst tot ist - wird mitunter sicherlich auch namentlich genannt werden. Denn nur so lassen sich auch die bereits angedeuteten Verflechtungen aufzeigen.

Bei Vielem werde ich auf Eure Hilfe angewiesen sein. Es geht um ein besseres Verstehen, um Mechanismen, die dazu führten, dass auch so kleine Dörfer von der Partei und ihren Gefolgsleuten beherrscht wurde.

Ich werde dazu gleich einige erste Fragen zur organisatorischen Struktur der NSDAP-Ortsgruppe in einem separaten Thema stellen. Möglicherweise weiß auch Rainer darüber Bescheid der Gelegenheit hatte, Einblick in das Organisationsbuch der Ortsgruppe Steegen (http://forum.danzig.de/showthread.php?8746-quot-Organisationsbuch-Ortsgruppe-Steegen-quot-der-NSDAP) zu nehmen.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

MueGlo
21.09.2016, 22:09
Moin, Wolfgang,

das wird spannend.

Das Organisationsbuch der NSDAP Steegen habe ich photographiert ... in schlechter Qualität. Vielleicht läßt sich da ja einiges zusammenfügen mit den Dir vorliegenden Materialien.

Beste Grüße,

Rainer MueGlo

Wolfgang
21.09.2016, 23:04
Moin Rainer,

ich denke, wir werden einiges zusammenfügen können. Ich stimme Dir zu, dass dies sehr spannend wird. Vielleicht viel spannender als wir alle glauben. Ich erfuhr heute von vollkommen anderer Seite, von einem guten Bekannten in Danzig, dass die mir zur Auswertung überlassenen Unterlagen nur ein Teil dessen sei, was tatsächlich gefunden wurde. Möglicherweise sind die "wichtigsten" Unterlagen von zwei anderen Käufern erworben worden. Mal sehen, was dahinter steckt.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Wolfgang
21.09.2016, 23:14
Schönen guten Abend,

ein kleiner Nachtrag noch: Die Unterlagen die ich habe, sehen teilweise wirklich nicht so ungeheuer bedeutend aus. Aber auf den ersten Blick könnten sich in ihnen möglicherweise vollständige Einwohnerlisten von Steegen, Junkeracker und Pasewark verbergen. Inklusive aller Familienangehörigen und Geburtsdaten unter Angabe des "Blocks" in dem sie wohnten. Außerdem ein Parteitagebuch ab 1935 in dem durchnumeriert alle Aktivitäten der Steegener Ortsgruppe aufgelistet sind. Das sind viele, viele hundert Seiten.

Nach eingehenderer Prüfung der Unterlagen kann ich mir vorstellen, dass wir verschiedene Transkriptionsprojekte ins Leben rufen. Dafür brauche ich Eure Hilfe! Nach Fotografieren der Seiten sollten diese "übersetzt" werden, aus den Einwohnerlisten lassen sich vielleicht Einwohnerdatenbanken erstellen. Ich möchte Euch jetzt schon darauf vorbereiten, Euch darum bitten, bei diesen Projekten mitzuwirken. Das ist eine absolut einmalige Sache! Wenn ich das alleine machen würde, wäre das fast eine Lebensaufgabe. Mit Eurer Mithilfe lässt sich das vielleicht in einem überschaubaren zeitlichen Rahmen bewerkstelligen.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

susannefreter
21.09.2016, 23:24
Hallo Wolfgang,

das ist ja der Hammer ! Ich helfe auch gern, wenn ich kann :-)

Beate
21.09.2016, 23:33
Guten Abend, Wolfgang,

keine Frage: fotografiere, teile aus und sag nach welchen Vorgaben eingeteilt werden soll...

Schöne Grüße Beate

MarcelKr
22.09.2016, 00:00
Hallo zusammen,

vielleicht würde der Verein für Computergenalogie auch hier gute Hilfe leisten können. Ich finde das DES-System des Vereins sehr mächtig und gerade für diese Aufgabe ausgesprochen passend.

Viele Grüße,
Marcel

Wolfgang
22.09.2016, 00:32
Schönen guten Abend,
hallo Marcel,

meine Vereinbarung mit dem Eigentümer der mir zur Auswertung überlassenen Unterlagen lautet, dass ich sie scannen/fotografieren und auswerten kann. Scans/Fotos, Auswertungen darf ich hier im Forum veröffentlichen. Natürlich müssen wir alle überlegen, wie die Ergebnisse optimal öffentlich zur Verfügung gestellt werden können. Bei der Erfassung wird es aber sicherlich Ergebnisse geben, die zumindest momentan schutzwürdig sind.

Offen gesagt: Unser Forum darf sich geehrt fühlen, Auswertungen und Ergebnisse publizieren zu dürfen. Und ich vergesse dabei auch nicht zu sagen: Ehre, wem Ehre gebührt. Natürlich muss sichergestellt werden, dass gemeinsame Projektarbeiten nicht untergehen, selbst im Falle eines theoretischen Unterganges unseres Forums. Ich werde versuchen, den Eigentümer der Unterlagen zu bewegen, sich vorzustellen. Und dann kann er selber seine Absichten/Bedingungen mitteilen. Aber: sobald einmal z.B. eine Einwohnerliste veröffentlicht wurde, ist sie schier Allgemeingut. Sie geht nicht mehr unter.

Ich muss mich noch näher mit dem von Dir erwähnten DES-System beschäftigen. Kann wirklich sein, dass dies eine gute Lösung verspricht. Ich sehe auch die Gefahr, dass wichtige Informationen zersplittert werden, dass sie irgendwo und kaum auffindbar sind. Trotzdem: Wieviele Mitglieder hat der Verein für Computergenealogie? Wieviele sind dort aktiv? Wieviele haben wir? Wieviele sind bei uns aktiv? Pardon wenn ich mich der Ansicht "Lorbeeren dem der sie verdient" nicht ganz verschließen kann.

Aber ganz sicher ist, und da sind wir sicher einer Meinung, dass Forschungsergebnisse, vor allem wenn sie von unseren Forummitgliedern erbracht wurden, nie und nimmer verloren gehen dürfen.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Rahmenbauer14, + 1.11.2021
22.09.2016, 00:35
Guten Abend Wolfgang,

ich stelle mich auch zur Verfügung.

Schöne Grüße
Rainer

Wolfgang
22.09.2016, 00:53
Schönen guten Abend,

die Begeisterung über den Fund verleitete mich sofort zu einigen Beiträgen darüber. Und die Antworten beweisen wie wichtig er gesehen wird.

Aber vielleicht hätte ich meine Begeisterung bremsen und ein bisschen warten sollen?

Vor dem Scannen/Fotografieren müssen die Unterlagen entschimmelt und gereinigt werden. Momentan bin ich auch als Vorstandsmitglied der "Gesellschaft Polen-Deutschland in Danzig" (Towarzystwo Polska – Niemcy w Gdańsku), die Mitorganisatorin des "Jahreskongresses der DPG in Danzig (http://Towarzystwo Polska – Niemcy w Gdańsku)" ist, ziemlich beschäftigt. Und anschließend geht es für eine Woche nach Deutschland um einige dringende gesundheitliche Checks durchführen zu lassen. Also: Es wird sicherlich Mitte Oktober werden bevor ich konkret um Hilfe bitten kann.

Aber, und das lehrt mich meine Erfahrung, wenn Du Erfolg haben willst, musst du so schnell wie mögllch die Werbetrommel rühren. Ich hoffe, wir alle werden Erfolg haben.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Beate
22.09.2016, 01:06
Guten Abend, Wolfgang,

völlig klar, dass Du auf mehreren Hochzeiten nicht gleichzeitig tanzen kannst!
Mich treibt der Gedanke, vielleicht erkennen zu können, wie das Ganze funktionierte, warum, wieso sich niemend der Macht "Partei" entziehen konnte.

Aufarbeitung, das ist mein Gedanke, mein Wunsch.

Schöne Grüße Beate

Wolfgang
22.09.2016, 01:25
Schönen guten Abend,
hallo Beate,

möglicherweise bildet die Ortsgruppe Steegen einen "Mikrokosmos" der exemplarisch aufzeigt, wie sich Machtentwicklung, Herrschaft, Unterdrückung, Hörigkeit entwickelten.

Manche von uns neigen dazu, die Rolle ihrer Großeltern oder Eltern kritisch zu hinterfragen. Ich bin davon überzeugt, dass es sinnvoll ist, exemplarisch aufzuzeigen, welche Abhängigkeiten es gab, welche Verflechtungen, welche Kontrollmechanismen die es erlaubten Terror auf den Einzelnen auszuüben. Und das vor dem Hintergrund einer wirklichen "Lügenpresse" in dem es kein Satellitenfernsehen und kein Internet gab.

Ich bin nach wie vor dabei, für mich Unbegreifliches und Unverständliches zu begreifen und zu verstehen. Vielleicht komme ich nun einen Schritt weiter.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

P.S.: Selbst für meine bald 87-jährige im Freistaat geborene Mutter bleibt so manches unbegreiflich und unverständlich

Beate
22.09.2016, 02:20
Ja, genau so sehe ich es!
Vielleicht gibt es dann den Aha-Effekt: also DARUM haben sie so gehandelt oder mussten sie so handeln...

Schöne Grüße zur guten Nacht, Beate

K.Pettke
22.09.2016, 14:58
Hallo Wolfgang,

ich helfe auch gern.

Liebe Grüße
Katrin

waldling +6.8.2023
22.09.2016, 15:18
Hallo zusammen,

deshalb mein Statement und meine Ermutigungen im Stutthof-Thread, Geschichten zu schreiben (KZ integriert), egal ob unsere Verwandten verzettelt waren oder nicht. "Geschichte" schreiben, ergänzen, erweitern, Verständnis entwickeln, aber nicht eine Entschuldigung daraus machen. Ein Verzeihen und Versöhnen ermöglichen. Zu den Geschichten gehören auch Bücher wie "Rückkehr an die Danziger Bucht" von Günter Rehaag. Diese Bücher stehen für sich, entlarven sich selbst.

Das sollte noch nicht das Wort zum Sonntag sein, wir haben erst Donnerstag.

Hallo Wolfgang,
auch ich unterstütze dich gerne.

Herzliche Grüße
Uwe

sarpei
22.09.2016, 16:02
Hallo Wolfgang,

mal ganz offen gesprochen: ich finde es außerordentlich befremdlich, wenn hier Posts, die sich ausschließlich mit dem Thema 'Organisationsstruktur' der NSDAP befassen sang- und klanglos gelöscht werden - kein Hinweis, nichts. Du solltest dann konsequenterweise überall dort, wo der Begriff 'NSDAP' vorkommt, ebenso verfahren. Irgendwie fehlt es mir in diesem Fall an dem rechten Augenmaß und die Art des Vorgehens ist auch nicht die 'feine englische'.

Und ich weise ausdrücklich darauf hin, dass ich mit dieser braunen Soße nichts, aber auch gar nichts am Hut habe!


Viele Grüße

Peter

sarpei
22.09.2016, 20:44
Hallo Wolfgang,

nun bin ich - zugegebenermaßen über Umwege - doch noch darauf gestoßen (worden), dass die Posts nicht gelöscht, sondern verschoben wurden.

Ich backe also ganz kleine Brötchen und entschuldige mich hiermit. Bitte meinen Beitrag #22 und diesen gerne löschen!


Viele Grüße

Peter

Wolfgang
22.09.2016, 21:26
Schönen guten Abend,
hallo Peter,

Entschuldigung ist gerne angenommen. Nur eine kleine Randbemerkung: Die beiden den Fund betreffende Themen standen immer im Unterforum Steegen. Sie wurden nie verschoben.

Schöne Grüße aus Allenstein
Wolfgang

MeinEichwalde
24.09.2016, 10:59
LIeber Wolfgang,

keine Sekunde würde ich an deiner Stelle den Nachlass bei Dir im Haus lassen. Ich rate Dir, zuerst genau herauszufinden, von wo das kommt. Und warum Du damit betraut wirst, Dich damit zu beschäftigen. Und vor allem, wie kann man solche Dokumente "handeln" ? Das geht gar nicht.
Beste kollegiale Grüße
Delia

Rainerle
24.09.2016, 12:44
Lieber Wolfgang,

Delia schreibt, was ich auch schon die ganze Zeit denke: keine weitere Sekunde behalten. Die Unterlagen gehören an eine offizielle Stelle, die die Papiere fachgerecht behandelt und dann für die Allgemeinheit aufarbeitet. Die weitere Umstände des Fundes wären ebenfalls zu durchdenken, es klingt alles ein bisschen sehr merkwürdig.

VG Rainerle

waldling +6.8.2023
24.09.2016, 13:01
Hallo Wolfgang,

ich möchte dich bestärken wollen, die Unterlagen mindestens zu scannen, bevor du sie abgeben würdest. Du weißt nie was dann letztendlich damit passiert.
Und so wie ich dich verstanden habe, willst du sehr umsichtig und verantwortlich Daten hier veröffentlichen. Möglicherweise wären am anderen Ort, für viele
Interessierte hier, Daten verloren, zumindest schwierig oder mit viel Aufwand zu erreichen. Es ist allgemein sehr schwierig an derartige Unterlagen zu gelangen, das zeigt meine eigene Forschung, so würden erneut Unterlagen verschwinden.

Herzliche Grüße
Uwe

Bartels
24.09.2016, 15:33
Hallo,

- Je nach Schimmelpilz kann der das ganze Papier (sehr billig zu dieser Zeit) zu Staub zerfressen und auch auf andere Dokumente und Bücher übergreifen. D.h. man muss die einzelnen Blätter in Isolierpapier packen und schnellstens begasen. Archivare und auch studierte Bibliothekare kennen sich mit den Pilzen aus.
- Die Akten sollten auch im Staatsarchiv Danzig UND im Bundesarchiv/Document Center gesichert werden.
- Klaus Graf (https://de.wikipedia.org/wiki/Klaus_Graf_(Historiker)#Positionen) würde sich noch für unbeschränkten freien Zugang einsetzen, Datenschutz ausgenommen.

Bartels
24.09.2016, 15:37
Nichts gegen Scannen (aber nicht die Pilze in die eigene Bibliothek einschleppen) und die anschliessende Auswertung.

RHB

Bartels
24.09.2016, 15:47
Nachtrag:
- Arbeitshilfe_Umgang_mit_Schimmel_in_Archiven (http://www.bundeskonferenz-kommunalarchive.de/empfehlungen/Arbeitshilfe_Umgang_mit_Schimmel_in_Archiven_Fotos _August_2011_Internet2.pdf) (pdf, 0,7 MB)

- Nur ein Foto: https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Schimmelschaden_in_historischer_Akte1.JPG

Rudolf H. Böttcher

Wolfgang
24.09.2016, 18:15
Schönen guten Nachmittag,

danke schön für die vielen Empfehlungen, Ratschläge, Warnungen. Ich nehme sie zu Herzen, und auch wenn ich bereits weiß wie mit (trockenem) Schimmelarchivgut umzugehen ist (bereits in Deutschland hatte ich damit zu tun), denke ich, dass es das beste ist, die Archivalien ungereinigt zu fotografieren und sie dem mir zur Verfügung Stellenden zurückzugeben. Problem ist momentan nur, dass ich nur seinen Vornamen weiß und er sich noch nicht in unser Forum eingetragen hat. Aber er wird sich sicherlich melden.

Grundsätzlich: Natürlich sind solche Archivalien am besten in einem Archiv aufgehoben. Aufgehoben bedeutet aber häufig auch "verschwunden". Niemand weiß davon, infolgedessen kann sie niemand auswerten, und darum werden wir in vielen Punkten dumm sterben müssen.

Ich kenne den bei mir Klingelnden nicht. Ich weiß seinen Vornamen. Ich glaube ihm, dass er geschichtsinteressiert ist, dass er viele Handschriften nicht lesen kann, dass er aber wissen möchte, was geschrieben steht. Er hat sich bei uns noch nicht angemeldet, aber ich denke er liest mit, und er wird seine Kartons wieder abholen. Einen ganzen Teil habe ich bereits fotografiert. Ich hoffe, es gelingt mir noch, auch den Rest zu fotografieren. Wer hier Warnungen ausstößt, der möge sich mal bitte auf dem Dominik umsehen. Dort gibt es ALLES, dort gibt es bergeweise Dokumente, Akten, komplette geschlossene Sammlungen, absolut alles. Sie liegen nicht offen herum, aber wer die eine oder andere alte Akte sieht, kann fragen, kann Interesse bekunden, und dann tun sich Archivalien auf, die niemand für möglich hielte. Gegen entsprechende Euro natürlich. Die ich nicht habe. Aber hätte ich sie, wäre das außerordentlich interessant. Denn ich würde es sofort publik machen. Einscannen, ins Internet stellen, und dann kann es jeder wissen.

Wer hier warnt, spricht sich für Herrschaftswissen aus. Herrschaftswissen ist aber -wer wollte das bestreiten?- ein Werkzeug dass jede Diktatur liebt. Wissen muss demokratisiert werden, muss der Allgemeinheit zur Verfügung stehen. Natürlich, noch einmal, solche Sachen gehören in ein Archiv, und ich hoffe, sie werden dort auch eines Tages landen -vorausgesetzt es ist sicher, dass sie keiner Zensur anheim fallen. Solange es noch nicht soweit ist, begrüße ich jedwede Form von Veröffentlichungen die nicht staatlich gelenkt sind.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

love danzig
24.09.2016, 18:40
Hallo,
ich gebe Wolfgang aus Erfahrung Recht,wenn sich nicht private Gruppen um solche Schätze"kümmern würden,wäre es sehr Schwierig diese Dokumente der Nachwelt zu vemitteln. Auch in großen Museen sind die Wörter ZEIT und PUDGET aufzufinden. Die Schränke sind voll, mit nicht aufgearbeiteten Dokumenten aus verschiedenen Epochen. Das ist ein großer Verlust ,für interessierte Menschen.
Grüsse Roman

waldling +6.8.2023
24.09.2016, 20:05
Hallo Wolfgang,

Daumen hoch!

Herzliche Grüße
Uwe

Rainerle
25.09.2016, 11:51
Lieber Wolfgang,

das ist ein ziemlicher Schmarrn, den Du da schreibst.

Dass Du denjenigen Forumsmitgliedern, die hier ein paar freundschaftliche Hinweise oder meinetwegen auch Warnungen aussprechen, vorwirfst, dass sie sich für Herrschaftswissen aussprechen, dass Du sie hier der Förderung der Werkzeuge von Diktaturen beschuldigst, ist einfach unfassbar. Ich distanziere mich davon ausdrücklich und erwarte, dass Du deine Äußerungen vollständig revidierst, nicht nur ein bisschen.

Ich habe nichts gegen das Scannen und Veröffentlichen, aber es haben schon viele Hobbyforscher historische Funde unwiederbringlich zerstört und tlw. auch selbst gesundheitliche Schäden erlitten. Soweit muss es hier nicht kommen.


Mit freundlichen Grüßen
Rainerle


PS: Die Vorgehensweise, Andersdenkende zu diskreditieren und ungerechtfertigt in eine extreme Ecke zu stellen, ist übrigens auch eine der Methoden, die die Herrschaften praktizieren, die du hier – zu Recht - anprangerst.

Wolfgang
29.09.2016, 02:59
Schönen guten Abend,

hier ein kleiner Zwischenstand: Fast alle hand- und schreibmaschinegeschriebenen Unterlagen/Dokumente sind fotografiert. Die Fotos müssen großenteils noch nachbearbeitet werden. Für's erste besonders interessant sind die sog. "Haushaltungskarteien". Das sind handgeschriebene Einwohnerlisten von Steegen, Junkeracker und Pasewark. In ihnen stehen nicht nur die Haushaltungsvorstände sondern sämtliche Mitglieder eines Haushaltes. Das sind nicht nur Familienmitglieder sondern z.B. auch Haushaltshilfen, Lehrlinge und Landarbeiter soweit sie in einem Haushalt lebten. Es gehen da auch die Verwandtschaftsbeziehungen und Geburtsdaten hervor. Die Steegener Haushaltungskartei habe ich bereits zu rund 75% mit 1.450 Personendatensätzen erfasst. Interessant wird das wenn die in anderen Dokumenten vorhandenen personenbezogenen Informationen mit diesen Datensätzen verknüpft werden.

Ein großer Teil der personenbezogenen Daten unterliegt auch heute noch sowohl polnischen als auch deutschen Datenschutzregelungen. Insofern werde ich hier zwar eine Liste sämtlicher in der Kartei genannten Einwohner publizieren können, aber Detaildaten werden in den meisten Fällen nicht öffentlich publiziert werden können.

Auch das Parteitagebuch ist bereits fotografiert. Nach Bearbeitung der Fotos werde ich diejenigen von Euch, die Hilfe beim Transkribieren angeboten haben, kontaktieren. Dieses "Tagebuch" unterliegt ebenfalls in Teilen dem Datenschutz da in ihm auch viele Personen genannt werden.

Trotz Datenschutzes werden viele freie bzw. nicht mehr geschützte Informationen im Forum aufgezeigt werden können. Aber das kann noch ein Weilchen dauern.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Beate
29.09.2016, 03:04
Guten Abend, Wolfgang,

hört sich nach etlichen Nachtschichten an... Prima, dass Du schon so viel geschafft hast! Großes Lob!

Schöne Grüße zur guten Nacht? Beate

Witz5
29.09.2016, 07:51
Hallo Wolfgang,
an dieser Stelle meinen Dank für Deine fleißige Arbeit.
Ich bin ja sehr gespannt auf die Ergebnisse, sind doch die Osloff`s, meine Vorfahren großmütterlicherseits alle aus Steegen.
Also, alles Gute für Dich

Frank

Gerlind
29.09.2016, 10:25
Hallo,
auch ich finde es super von dir, lieber Wolfgang, dass du soviel Einsatz und Hingabe zeigst.
Das wollte ich mal loswerden.
Herzlichst
Gerlind

uwe theuerkauff
29.09.2016, 23:38
Hallo Wolfgang,

Glueckwunsch zu deinem bisherigen grossen Einsatz bei der Bearbeitung der Unterlagen.

Fuer das Transkribieren des Parteitagebuches moechte ich auch meine Hilfe anbieten.

Viele Gruesse
Uwe (Theuerkauff)

Gerhard Jeske
05.10.2016, 12:15
Dachbodenfund Gerhard Jeske meint. Jeder positive Gedanke und Tat überwindet viele negativen Ereignisse der Vergangenheit. Dazu trägt auch Wolfgang Naujocks bei. Danke

joachim1
30.11.2017, 08:35
Schönen guten Morgen.

Vor etwas mehr als einem Jahr tauchte der "Dachbodenfund" hier im Forum auf. In der darauffolgenden, munteren Auseinandersetzung im Forum - und sicherlich auch hinter den Kulissen - wurde das Für und Wider der Veröffentlichung von Ergebnissen aus der Bearbeitung dieses Fundes inkl. gesundheitlicher Risiken besprochen.

"Trotz Datenschutzes" sollten "viele freie bzw. nicht mehr geschützte Informationen im Forum aufgezeigt werden können. Aber das kann noch ein Weilchen dauern", so hieß es.

Viele Helfer hatten sich angeboten, Aufgaben zu übernehmen. Arbeiten waren offensichtlich schon in Angriff genommen worden und Helfer möglicherweise bereits aktiv geworden.

Dann wurde es still, sehr still und ich frage mich, ob die ganze Sache - aus welchem Grund auch immer - zu einem Stillstand gekommen ist.

Nun würde ich mich gerne über den Sachstand informieren und einmal hören wieweit diese hochinteressante, manchen Forumsleser elektrisierende Nachricht über den Dachbodenfund fortgeschritten ist. Gibt es schon erste Ergebnisse oder neue Erkenntnisse, wie in dieser Kausa weiter verfahren werden soll.

Oder wurde der Dachbodenfund einfach nicht mehr weiterbearbeitet.

Ich freu mich über eure Antworten

Joachim1

Wolfgang
30.11.2017, 12:24
Schönen guten Morgen,
hallo Joachim,

verschiedene private Gründe führten dazu, dass ich weit weniger Zeit für unser Forum, aber auch für mehrere bereits in Angriff genommene Projekte, aufbringen konnte/kann als eigentlich geplant. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben, und wenn ich nun das Digitalisierungsprojekt "Unser Danzig" beendet habe, werde ich mich auch wieder um diese Unterlagen kümmern können.

Ein Problem dabei sind die vielen personenbezogenen Daten die auch heute noch einem gesetzlichen Datenschutz unterliegen. Das heißt, dass bei allen für eine Veröffentlichung vorgesehenen Informationen geprüft werden muss, ob da möglicherweise noch datenschutzrechtliche Regelungen greifen und berücksichtigt werden müssen. Auch das kostet Zeit. Und, natürlich, auch wenn sich freiwillige Helfer bereit erklärt haben, mitzuwirken, bringt auch das Arbeit mit sich, so z.B. zu erbringender Koordinationsaufwand. Einer weiteren Einschränkung unterliege ich hier in der Prairie mit meinem extrem langsamen und häufig unterbrochenen Internet, das z.B. einen Datentransfer größerer Dateien oft praktisch unmöglich macht.

Lebte ich überwiegend in Deutschland, gäbe es viele dieser Probleme nicht. Es wäre auch einfacher, projektbezogen Mitstreiter zu finden, die sich ggf. schnell treffen und solche Dinge schnell über die Bühne bringen.

Also, es wird noch ein bisschen dauern... - und bis dahin bitte ich noch um Geduld.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

joachim1
30.11.2017, 17:59
Hallo Wolfgang,

danke für die Informationen. Sie geben mir ein gutes Gefühl, dass es trotz aller Langsamkeit letztendlich vorangehen wird...
Ich habe Dir noch eine PN geschickt.

Viele Grüße
joachim1

KaiMeister
04.07.2019, 20:17
Hallo lieber Wolfgang, wie weit sind denn deine Arbeiten in diesem Bereich. Ich denke, die Unterlagen würden mich und viele andere hier in den Familienforschungen weiter bringen.

Viele Grüße
Der Kai