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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Erste Eindrücke / Gegenüberstellung Ancestry - MyHeritage



Wolfgang
14.03.2017, 15:47
Schönen guten Nachmittag,

seit rund einem Jahr bin ich Mitglied bei Ancestry und MyHeritage. Bei Ancestry zahlendes Vollmitglied. Bei MyHeritage war ich bis heute nichtzahlendes Mitglied das am Stammbaum eines anderen Teilnehmers mitwirkte.

Beide Anbieter weisen Stärken und Schwächen auf. Aus meiner Sicht die wichtigsten Vor- und Nachteile:

Bei Ancestry gut ist:
- Viele Digitalisate von Dokumenten, vor allem Standesamtsunterlagen aus dem Osten
- viele hochgeladene Stammbäume
- die Benutzerführung bzw. das Seiten-Layout wirkt zwar ein bisschen antiquiert, ist aber im Großen und Ganzen funktional und akzeptabel

Weniger gut ist:
- die meisten Stammbäume weisen eine lausige bzw. extrem schlechte Qualität auf
- viele Daten, sehr oft Schrott, sind einfach wild zusammenkopiert
- in sehr vielen Fällen sind die Daten gesperrt bzw. nicht einsehbar
- es befinden sich viele "Leichen" unter den Mitgliedern, also inaktive Teilnehmer/innen
- eine Kontaktaufnahme kommt trotz Anfragen nur selten zustande
- viele Digitalisate die von anderer Seite frei erhältlich sind, kosten extra Geld

Bei Ancestry klappte zwar mit einigen Mitgliedern eine Kontaktaufnahme, aber in fast allen Fällen war der vermutete gemeinsame Stammbaum reines Phantasieprodukt.

Bei MyHeritage ist gut:
- die Datenqualität scheint wesentlich besser zu sein
- das mag auch an einer sehr guten Datenprüfung auf Unstimmigkeiten liegen
- es scheinen wesentlich mehr Europäer Mitglied zu sein (Deutsche, auch viele Polen)
- ich habe auf Anhieb in mehreren Familienzweigen Übereinstimmungen feststellen können

Weniger gut ist:
- die Benutzerführung/das Seiten-Layout wirkt zwar moderner, behagt mir aber nicht
- überhaupt gefallen mir die Suchfunktionen nicht sonderlich, da bietet Ancestry mehr

Der Grund warum ich nun auch zahlendes Vollmitglied bei MyHeritage wurde, liegt in einem Telefonanruf den ich heute Morgen aus den USA erhielt. Ich hatte mich auf die Internetseite von MyHeritage begeben, mich dort als nichtzahlendes Mitglied angemeldet, und nachgeschaut, wie hoch die Jahresgebühren sind. Nichts weiter... - fünf Minuten später kam der Anruf aus den USA. Ich habe leider vergessen zu fragen woher die meine polnische Handy-Nummer haben, aber die MyHeritage-Mitarbeiterin war so nett und nahm sich eine viertel Stunde Zeit auf alle meine Fragen einzugehen, dass ich gar nicht anders konnte, als mich nun auch dort als Vollmitglied registrieren zu lassen.

Ich bin nun sehr gespannt, ob sich der erste gute Eindruck von der Datenqualität bestätigt. Nochmal nachhaken muss ich, wie ich meine DNA-Analyse hochladen kann. Das habe ich noch nicht gefunden obwohl das für Analysen von Drittanbietern kostenlos möglich sein soll.

Ich denke, unter uns befinden sich etliche Forum-Mitglieder die bei Ancestry und/oder MyHeritage Mitglied sind. Das was ich nun schrieb, sind erste subjektive Eindrücke bei einem schnellen Vergleich.

Vielleicht kann Jemand von Euch noch konkreter werden oder über eigene Eindrücke berichten?

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

grzenkowitz
03.04.2017, 21:02
Hallo Wolfgang,
vielen Dank für die gute Kennzeichnung der beiden Plattformen, die sich mit meinen Erfahrungen deckt.
Auf MyHeritage ist das Matching deutlich besser und ich konnte auf Anhieb zwei Familienstämme identifizieren. Die Nutzerfreundlichkeit könnte etwas besser sein, insbesondere die Druckfunktion ist schlecht gelöst. Etwas abgeschreckt haben mich die Kosten, da man gezwungen wird, gleich ein Jahresabonnement abzuschließen.

Aus diesem Grund hatte ich vor einer Woche ein deutlich günstigeres Testabo bei Ancestry abgeschlossen, die ja damit werben, die größere Plattform zu sein. Bislang bin ich jedoch von Ancestry sehr enttäuscht: keine passenden Familienstämme vorhanden, das Matching bringt kaum passende Ergebnisse. Werde das Abo wohl nicht verlängern.
Viele Grüße aus Berlin
Jürgen

Wolfgang
03.04.2017, 22:16
Schönen guten Abend,
hallo Jürgen,

aus gesundheitlichen Gründen konnte ich mich in den letzten Wochen nur sehr eingeschränkt meiner eigenen Familienforschung widmen. Aber einige weitere Einsichten konnte ich mittlerweile gewinnen - und sie bestätigen weitgehend meine ersten Eindrücke. Wenn ich allerdings alle Kosten meiner Mitgliedschaften addiere, wird mir schon ein bisschen anders: Archion, Ancestry, MyHeritage, Software-Aktualisierungen, DNA-Analysen... - gut, all das was ich in rund 30 Jahren bis ca. 2010 mühsam direkt vor Ort oder bei den Mormonen mit großen Kosten recherchierte, könnte ich nun innerhalb weniger Jahre in Erfahrung bringen. Und wenn ich mir nun die Zeit anschaue, in denen ich Mitglied bei Archion, Ancestry und MyHeritage bin, dann bedeutete das wirklich einen Quantensprung. Binnen eines Jahres kann ich nun soviel erfahren wie sonst zuvor in zehn Jahren.

Ein großes Minus vor allem bei Ancestry und nicht ganz so stark bei MyHeritage sehe ich darin, dass viele "Verwandte" schlichtweg nicht antworten. Viele haben ihre Forschungsergebnisse komplett gesperrt, kopieren aber auf Teufel komm raus Daten all Jener, die ihre Daten frei einsehbar machen. Es ist sehr sinnvoll, Daten lebender Personen nur für eingeladene Familienmitglieder einsehbar zu machen, aber wenn komplette Forschungsergebnisse gesperrt werden... :(

Sowohl bei Ancestry als auch bei MyHeritage fehlt eine Funktion mit der auch ich eine meine Daten für all Jene sperren kann die ihre Ergebnisse für mich blockieren. Wenn Jemand komplett seine Daten nicht zeigen will, warum wird diesen Leuten die Möglichkeit geboten, meine Forschungsergebnisse zu kopieren, vollständig zu übernehmen? Es gibt leider zu wenig Möglichkeiten, dies gezielt einzuschränken. Überhaupt besteht die Gefahr, zu schnell unbewusst sensible Daten freizugeben.

Bei beiden Anbietern sind die Suchfunktionen gewöhnungsbedürftig, unvollständig, fehlerhaft, sprich: unter aller Kritik. Das gleiche gilt auch für die Dateneingabe. Sie könnte wesentliche einfacher und besser gestaltet werden. Eine Gedcom-Datenübernahme aus Ahnenforschungsprogrammen klappt im Großen und Ganzen recht gut - und trotzdem sind Unterschiede festzustellen. Bei Datum-Angaben, bei Bemerkungen, und, und, und...

Was mich bei MyHeritage phasziniert ist die Angabe der Verwandtschaftsbeziehung. In holprigem und nicht immer einfach nachvollziehbarem Deutsch werden einem selbst entfernteste Beziehungen angezeigt.

Ein absolutes MUSS ist jedoch überall, ganz besonders bei Ancestry, jede Angabe genauestens zu überprüfen. Überall lauert Schrott, Schrott, Schrott, der sich explosionsartig ausbreitet weil er per einfachem Mausklick ohne Quellenangabe kopiert werden kann. Dies betrifft vor allem Ancestry.

ABER: Ich habe über Ancestry und MyHeritage mehrere Seitenzweige gefunden die ich sonst nie entdeckt hätte. Und daraus ergaben sich sehr gute Kontakte und Beziehungen.

Immer mehr gewinnt auch die DNA-Genealogie an Bedeutung. Wer sich der Gefahren und Risiken bewusst ist, diese für sich und seine Nachkommen in Kauf nehmen will, fährt nach allen bisher gelesenen Beurteilungen bei Ancestry deutlich besser. Aber dies werde ich in Kürze aus eigener Sicht beurteilen können.

Mein Fazit: Abhängig von den DNA-Ergebnissen werde ich mich in einem halben Jahr entscheiden, ob ich meinen Vertrag mit Ancestry kündige. MyHeritage werde ich voraussichtlich beibehalten. Und Archion als Archiv sowieso...

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang