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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Danziger Platt



ChristianUlrich
30.10.2017, 12:19
Beim ordnen des Nachlasses meines Vaters fand ich ein Tonband eines Interviews mit meinem Großvater Arnold Goldberg. Meine Mutter meinte, es wäre eine Radiosendung aus den 50er Jahren.

Thema: Danziger (Heubuder) Platt

Ich habe diese Aufnahmen digitalisiert und stelle sie hier nun für die geneigte Hörerschaft zur Verfügung:

ArnoldGoldberg1.mp3 (http://www.goldbergwerk.de/ArnoldGoldberg1.mp3)
ArnoldGoldberg2.mp3 (http://www.goldbergwerk.de/ArnoldGoldberg2.mp3)

Rudolf
30.10.2017, 13:54
Hallo , ChristianUlrich ,
vielen Dank für das Einstellen dieser Ton-Aufnahmen . Beide - sowohl die Danziger Umgangssprache , vor allem aber das Heubuder Platt - habe ich mir mit großem Interesse angehört . Bei letzterer Aufnahme wurde zum Platt mein Großonkel Hermann Buddatsch erwähnt . Dieser - ein Bruder meines Großvaters Heinrich Buddatsch - war wie auch mein Großvater von Beruf Schiffszimmermann . Er hatte jedoch nebenberuflich auf seinem Grundstück Dammstraße 28 noch eine Fischräucherei . Diese Waren fuhr er zum Verkauf auf einem Handwagen durch Heubude , was ihm unter den Heubudern den Namen " Räucherbuddatsch " einbrachte .
Ich habe meinen Großonkel Hermann Buddatsch letztmalig etwa Mitte April 1945 in Heubude gesehen . Als wir nach der Kapitulation der Deutschen Anfang Mai 1945 wieder nach Heubude zurück konnten , war er verschwunden . Er hatte von einem Russen gehört , daß alle Deutschen nach dem Krieg endgültig Danzig verlassen müssen . Seinerzeit hatte er angekündigt , dann in die Weichsel zu gehen , sich also das Leben zu nehmen . Mitte der 90-er Jahre erfuhr ich daß er auf seinem Grundstück von Russen erschlagen wurde , diese hatten ihn offenbar - es fanden unweit Heubudes ja noch Kampfhandlungen statt - für einen Spion gehalten .
Auf seinem Grundstück befanden sich neben dem Räucherschuppen auch noch diverse Obstbäume , vor allem Pflaumen . Auch das dort geerntete Obst machte er zu Geld , wenn es ihm nicht - wie in der Tonaufnahme geschildert - gestohlen wurde . Seine Frau war vor ihm verstorben , die Ehe war kinderlos , soweit mir bekannt , und er war sehr stolz darauf , alles mit seiner Hände Arbeit geschaffen zu haben .
Ich erinnere mich , daß er fast nur das Heubuder Platt mit Nachbarn geprochen hat . Heute kommt mir dieses Platt , das ich als Kind natürlich auch sprechen konnte , sehr fern vor und ich muß gestehen , daß ich nicht den vollständigen Text aus dieser Tonaufnahme verstanden habe .
Auf jeden Fall danke ich Dir sehr für das Einstellen dieser Aufnahmen und ich wünsche Dir eine schöne Woche sagt der Heubuder Rudi