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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Guter Mann



Peter von Groddeck
09.03.2018, 17:31
Liebe Forumer,
im Kirchenbuch von Wonneberg ist am 22. Juni 1800 eine Trauung vermerkt. Hinter dem Trauzeugen Peter Groddeck stehen die Worte "Guter Mann". Was kann das bedeuten?
Gruß
Peter

sarpei
09.03.2018, 18:23
Hallo Peter,

'Gute Männer' hießen in Preussen in einigen Städten die Bürgerschaftsvertreter in der dritten Ordnung des Stadtparlaments.


Viele Grüße

Peter

sarpei
09.03.2018, 18:55
Hallo Peter,

oder auch ausführlicher:

Gutmann, guter Mann, Gûdmann, plattdeutsch Gôdmann, gôder Mann, m., zunächst Zeuge bei der Trauung; nach anderen Quellen auch bei Taufe und Verlobung; ebenso Gutfrau, gute Frau, Gûdfrau, plattdeutsch Gôdfrû, gôde Frû. Die guten Männer und guten Frauen stellen den Brautleuten gleichsam das verträgliche Ehepaar dar, sie sind stets verheiratet und stehen auch schon vor der Trauung dem Brautpaar ratend zur Seite. Der gute Mann, oft zwei gute Männer, begleiten den Bräutigam schon bei Bestellung des Aufgebotes zum Pfarrer, oder sie bringen bei derselben die Einwilligung der beiderseitigen Eltern, als Stellvertreter dieser, mit. Bisweilen überreichen sie vor der Trauung dem Pfarrer einen Krug Bier nebst einem Sträußchen auf einem Teller, welches der Pfarrer sich auf den Ärmel heftet und während der Trauung tragt; Ähnliches geschieht dem Organisten (Hermsdorf bei Pr. Holland.) In der Kirche holt der gute Mann nach dem Gesange des Einleitungsliedes den Bräutigam zum Altar, alsdann die Braut, welche sich nur
mit Widerstreben dahin führen lässt (Gr. Rosinsko bei Johannisburg). Gute Männer geleiten auch am Sonntage nach der Trauung das junge Ehepaar noch in die Kirche (Hintz, 65 u. 67).
Gôdman, Gôdfrû weisen hin auf das althochdeutsche goto, gotto, cotto, mittelhochhdeutsche göte, götte und gute, m., Taufzeuge, Pate, und das althochdeutsche gotâ, mittelhochdeutsche gote, gotte, f., Taufzeugin, Patin, mittelniederländische godvader, godmoeder, englische godfather, godmother, schwedische gudfader, gudmoder, bayrische Gött, Göttel (Géd, Gédn), m. und Gott, Gotten, Göttel (Gód, Gódn, Góde), f.

Ebenso hießen in Danzig gute Männer, auch geschworene Männer, die beeidigten Leute, durch welche die gerichtlichen Aussagen der auf Grundstücke bestätigten Kapitalien geschehen. Man bediente sich ihrer auch als Makler, wenn man Kapitale auf Pfand oder Wechsel suchte oder bestätigte, Häuser kaufte oder verkaufte, mietete oder vermietete.
Er brauch ihn erstlích in schweren sachen und verträgen zum gutten Mann, so wird er sehen, was er für einen Freund an ihm hat.
In den Werdern heißen nach Hartwich gute Männer diejenigen, „welche alle beliebte nachbarliche Zulagen, treulich und fleißig einsammeln, aufschreiben, und wegen der Einnahm und Ausgab richtige Rechnung geben sollen, wenn sie solches drey Jahr verwaltet, sollen wiederumb andere an ihre statt erwehlet werden.“


Viele Grüße

Peter

love danzig
09.03.2018, 19:57
Hallo,
in alten polnischen Kirchenbücher zb. in Lodzkie 1790, ist dieser Gute Mann auch ab und an zu finden. Meistens wurde diese Worte als Hinweis auf einer Adeligen Herkunft verendet, ohne weitere Hinweise.
Grüße Roman

Peter von Groddeck
09.03.2018, 21:17
Hallo Peter und Roman,
herzlichen Dank, vor allem Peter für die ausführliche Erklärung.
Grüße Peter