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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Irmchen ist am 13.07.2018 verstorben



waldling +6.8.2023
13.07.2018, 16:32
Eine gute Freundin hat sich verabschiedet. Irmchen ist heute Morgen verstorben und damit auch eine der noch wenigen Zeitzeugen. Ihr Akku war nach einer OP zu schwach, um sich noch einmal zu erholen. In vielen Fragen zu Stutthof konnte sie mir Antwort geben. Wenn sie mal keine Antwort wusste, so hatte sie noch jemand, den sie dann anrief, um mir dann doch noch die Frage beantworten zu können. Bis zum Ende spürte man in jedem Gespräch ihre tiefe Verbundenheit zu ihrem Heimatort Stutthof/Sztutowo. Sicherlich ist es nicht zuletzt auch ihr zu verdanken, dass viele Einwohner des Ortes Sztutowo versöhnlich auf die deutschen Besucher blicken können. Denn nicht nur in ihrer Pension war sie bekannt. Wenn Irmchen 1-2 x im Jahr Sztutowo besuchte, so kannte man sie auf dem Rad. Sie war im Gespräch mit den MitarbeiterInnen der Bibliothek, im engen Kontakt mit den heutigen Bewohnern ihres damaligen Elternhauses, freundete sich mit Piotr, einem Mitarbeiter des KZ-Museums, an, war mit Bewohnern im Kontakt, die Stutthof nach dem Krieg nicht verlassen haben, und ich könnte sicherlich noch einige weitere Beispiele nennen. So siehe hier die Beiträge #1 und 2:

http://forum.danzig.de/showthread.php?10520-Irmchen-Stoltenberg-geborene-Krause&highlight=irmchen+Stoltenberg

Trotz aller Versöhnungsarbeit, war ihr Herz doch auch noch belastet. Sie fand aber einen Weg, um mit dieser Belastung zurecht zu kommen, dieser Weg ging über den Kontakt zu Sztutowo. Mit offenen Herzen den Menschen zu begegnen, dem Geschehenen nicht auszuweichen.

Ich bitte um Verständnis, dass ich hier nur über einen Aspekt ihres Lebens geschrieben habe, da gibt es weitaus mehr, allerdings fehlt mir dafür das Wissen. Aber vielleicht gibt es ja Mitleser, die zu anderen Aspekten etwas schreiben können.

Möge Irmchen ihre Freiheit und ihren Frieden gefunden haben. Mein Mitgefühl gehört den Angehörigen.

Ich werde dich nicht vergessen!
Uwe

Felicity
15.07.2018, 14:04
Lieber Uwe ! Ich glaube, ein herzliches Beileid ist hier angebracht ! Eine gute Freundin zu verlieren ist genau so schwer wie einen Angehoerigen. Das Irmchen hat bestimmt Freiheit und Frieden gefunden, da kansst Du ganz beruhigt sein. Liebe Gruesse von der Feli

waldling +6.8.2023
15.07.2018, 14:53
Liebe Feli,

ich danke dir für deine mitfühlenden Worte!

Herzliche Grüße
Uwe

Ehmke
18.07.2018, 11:17
Hallo Uwe,
vielen lieben Dank für den würdigen Nachruf.

Irmchen verdanke ich sehr viel. Bin so dankbar, dass mein Mann und ich sie heute vor 3 Wochen nochmal treffen durften und wir vermissen sie sehr.

Wir wünschen Irmchen alles Gute auf Ihrer Reise.

Viele Grüsse
Angelika und Peter

KiRei
28.12.2023, 19:45
Liebe Mitglieder,
Irmchen oder (für mich) Tante Irmchen war mir in meiner Kindheit immer ein Begriff, wenn ich auch nie ein Bild vor Augen hatte und auch nicht weiß, ob und zu welchem Anlass wir uns wohl begegnet sind. Sie war, sofern ich das richtig einordne, eine Cousine meines Großvaters Otto Ernst Krause, geb. am 10.02.1916 Nickelswalde, und die Patentante meiner Mutter (oder ihrer Schwester). Das müsste ich noch einmal verifizieren.

Meine Mutter hat in ihrer Kindheit oder Jugend von einer Patentante (vielleicht war es Irmchen, aber leider kann ich das nicht mehr mit Sicherheit sagen, da ich keinen Zugang zu Familiendokumenten habe) einen goldenen Kettenanhänger in Herzform geschenkt bekommen, den sie irgendwann mir schenkte und den ich oft zusammen mit einem anderen Anhänger, der aus dem väterlichen Familienumfeld stammt, trage. Dass diese beiden Kettenanhänger aus der Familie stammen finde ich schön. Ich mag mich gern damit identifizieren.

Beide Frauen standen bis es die Gesundheit nicht mehr zuließ in Briefkontakt und meine Mutter, die eine interessierte, aber eher zurückhaltene Frau war, hat sich stets für alles rund um "die Heimat" vor und nach der Flucht interessiert. Daher bin ich auch im Besitz von Irmchens Tagebuchaufzeichnungen, die wirklich ein bedrückendes und beeindruckendes Zeitzeugnis sind und aus denen für mein Empfinden trotz all des Schreckens, der ihr schon als junger Frau begegnete, stets Hoffnung und Zuversicht spricht.

Ich würde mich freuen, wenn mir jemand sagen könnte, ob Irmgard / Irmchen sich entschließen konnte, ihre Tagebuchaufzeichnungen letztlich der Öffentlichkeit zur Verfügung zu stellen? Das würde mich wirklich interessieren. Ich las in einem anderen Strang, dass das zu einem früheren Zeitpunkt noch offen war.

Vielen Dank fürs Lesen!
KiRei

Hans-Joachim
30.12.2023, 14:58
Hallo KiRei, ich habe deinen Beitrag gelesen. Ich kenne ein Irmchen, die Irma Erba hiess und Kindermädchen auf dem Behrendt Hof in Grosszuender war und in der Gegend von Hannover gewohnt hat. Sie ist vor etlichen Jahren gestorben. Mich würde interessieren, ob das die besagte"Irmchen" ist.
Viele Grüße vom nahen Bodensee
Hans-Joachim

sarpei
30.12.2023, 16:00
Hallo KiRei, hallo Hans-Joachim!

Bei Irmchen handelt es sich um Irmgard Stoltenberg geb. Krause aus Stutthof bei Danzig. Sie verfasste - soweit mir bekannt - zu Lebzeiten zwei Erinnerungsdokumente:

- Erinnerungen an Krieg, Lager und danach (Kiel, etwa Ende 1997), zusammengestellt für ihre Enkelin M.

- Ein Stück Zeitgeschichte in Briefen (1943 - 1984) - Aus Familienbesitz gesichtet, abgeschrieben und zusammengefasst (Kiel, im November 1996)

Zu Lebzeiten hatte Irmchen keine Verfügung über die Weiternutzung ihrer Erinnerungen (über den Familienkreis hianus) getroffen. Nach meiner Kenntnis habe ihre Nachkommen einer allgemeinen Veröffentlichung nicht zugestimmt, so dass dieser Erfahrungsschatz damit nur einem sehr eingeschränkten Personenkreis zur Verfügung steht - und stehen wird.


Viele Grüße,

Peter

Hans-Joachim
31.12.2023, 15:42
lieber Peter, danke für Deine Information über "Irmchen".

Alles Gute und viel Gesundheit für das Neue Jahr

Hans-Joachim

KiRei
31.12.2023, 21:58
Lieber Hans-Joachim, lieber Peter,
ich glaube, mit Peters Beitrag ist die Frage nach Irma Erba beantwortet.

Vielen Dank, Peter.

Nachdem du jetzt von den Veröffentlichungen schriebst, erinnere ich mich, dass meine Mutter vor Jahre so etwas sagte. Auf jeden Fall habe ich die von dir beschrieben Dokumententitel schon einmal gehört.

Tatsächlich hätte ich mich an Irmchens Stelle und an Stelle ihrer Nackommen mit einer Veröffentlichung auch schwer getan. Offenbar wurde mit den vorliegenden Dokumenten mindestens ein Mittelweg gefunden, wenn man sich nicht letztlich sogar für eine komplette Veröffentlichung entschieden haben sollte.

Den im nachstehdendem Strang unter #10 steht (Stand 2013):

"Irmchens sämtliche Aufzeichnungen sind bereits veröffentlicht und einsehbar in der Bibliothek von Stutthof. Sie sind in Deutsch und teilweise auch ins Polnische übersetzt."

http://forum.danzig.de/showthread.php?10520-Irmchen-Stoltenberg-geborene-Krause&highlight=irmchen+Stoltenberg

Ob alles beisammen ist, könnten wohl allenfalls die direkten Nachfahren beantworten. Ich jedenfalls muss mich in nicht allzu ferner Zukunft auf den Weg nach Stutthof machen, um herauszufinden, ob dort auch mir garantiert unbekannte Briefe meiner näheren Verwandten zur Verfügung stehen.

Ein gutes neues Jahr wünscht
KiRei