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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Maler, Grafiker, Bildhauer



waldkind
05.01.2019, 21:29
Liebe Forumer,
da sich manch einer hier über zu wenig Beteiligung der Forum-Mitglieder beklagt, möchte ich meinen Beitrag damit starten, etwas über die Danziger Maler, Grafiker und Bildhauer heraus zu finden. Mir schwebt dabei eine ernsthafte (nicht oberflächlich, trotzdem mit Humor) Auseinandersetzung vor. Ich lade alle, die das Thema interessiert dazu ein, etwas über die Danziger Maler, Grafiker und Bildhauer zu schreiben. Ich strebe Gespräche und Mitteilungen an, keine Informationsüberflutung. Beginnen wir doch einfach mit den weniger komplizierten Personen aus der Danziger Persönlichkeitenliste.

Wilhelm van den Blocke 1550-1628, Bildhauer/Architekt
Anton Möller 1563-1611, Maler
Abraham van den Blocke 1572-1628, Bildhauer/Architekt
Izaak van den Blocke 1572-1626, Maler
Jeremias Falck 1610-1667, Maler
Daniel Schultz 1615-1683, Maler
Salomon Adler 1630-1709 Maler
Andreas Schlüter 1660-1714 Architekt/Bildhauer
Daniel Nikolaus Chodowiecki 1726-1801 Kupferstecher/ Grafiker
Ludwig Pietsch 1824-1911, Maler
Felix Meseck 1883-1955, Maler und Grafiker
Ulrich Leman, 1885-1988, Maler
Walter Sutlowski 1890-1983, Bildhauer
Theodor M. Landmann 1903-1978, Glasmaler
Willy Lütcke 1905-1982 Maler, Grafiker, Bildhauer
Ernst Oldenburg 1914-1992, Maler und Bildhauer
Mathias Goeritz 1915-1990, Maler, Bildhauer, Architekt
Manfred Kandt 1922-1992, Maler, Bildhauer, Architekt
Günter Kiefer-Lerch 1937-2014 Maler und Grafiker

Natürlich sind einige Personen gut bekannt und einige haben bereits einen eigenen Link. Aber ich hätte sie gerne als kulturelles Gesamtpaket. Da ich eine schlechte Abschreiberin bin, achtet in der Liste bitte auf Fehler. Ich würde mich sehr freuen, wenn der eine oder andere Spaß an der Sache finden könnte. Neugierig auf eine farben- und formreiche Auseinandersetzung, das waldkind.

Uschi Danziger
07.01.2019, 14:46
Hallo Waldkind,

Kunst ist meine Passion. Vielmehr die Werke der Künstler.
Hast Du vielleicht auch irgendwelche Rätsel versteckt?
Ich versuche es herauszufinden!

Ulrich Leman ist in Düsseldorf geboren und in Danzig „nur“ aufgewachsen.
Theodor M. Landmann nannte sich Theo, oder?
Von Günter Kiefer-Lerch wurde in Wikipedia noch keine Seite erstellt. Von den anderen ja. Er ist über Google zu finden.

Jetzt bin ich gespannt, was Du dazu meinst?

Liebe Grüße

Uschi Danziger

waldkind
07.01.2019, 19:44
Hallo Uschi,

ich freue mich, dass du dich auch für die Kunst begeisterst.
Ich habe keine Rätsel versteckt, sondern fange bei Null an. Aber das mit den Rätseln könnte im Laufe der Zeit noch kommen. Die Liste der Künstler ist nur eine Einstiegsmöglichkeit, keine Pflicht. Jeder kann sich einen Namen heraus pieken und etwas dazu sagen. Aber wenn jemand andere Künstler kennt, möchten wir über den auch etwas erfahren.


Mich interessiert, welche Künstler in Danzig gelebt haben, wie sie gelebt haben, was sie gemacht haben, wie sie gestorben sind und wie sie im Gedächtnis der Deutschen vorkommen. Mir ist aufgefallen, dass viele gute Künstler/Innen in unserem Land gar nicht gewürdigt werden, erst recht nicht die aus den früheren östlichen Gebieten. Künstlerinnen fallen sowieso unter den Tisch. Es könnte daher eine schöne Herausforderung sein, dem etwas entgegen zu setzen.

Klar fange ich auch mit Google an und anderen, weniger bekannten Suchmaschinen, die oft noch andere Seiten aufmachen. Während des Lesens und Schlauer-Werdens ergeben sich dann Fragen, neue Ideen, neue Quellen usw. Bestimmt werde ich eigene Texte verfassen, damit Daten wikipedia-unabhängig gefunden werden können und schnell und einfach erfassbar sind, auch für den Laien. Wir können über Museen, Vereine, Stilrichtungen und Techniken sprechen. Es ist mir wichtig, dass sich hier niemand schämt „dumme Fragen“ zu stellen. Gemeinsam können wir versuchen, die Fragen zu lösen.

Es ist mir wichtig, dass wir uns Zeit nehmen, denn Kunst braucht Muße und Geduld. Es ist auch eine Frage des Respektes gegenüber den Kunstschaffenden, dass man nicht über sie hinweg donnert.

Hast du vielleicht schon einen Favoriten, mit dem wir beginnen wollen?
Ich freue mich auf das Thema, weil es mal keine ausgetretenen Pfade bringt, sondern viel Neues.

Ich freue mich auf deine Reaktion

Miriam

waldkind
07.01.2019, 21:32
Nun habe ich noch drei Künstler entdeckt:
Wie konnte ich ihn vergessen? Günter Grass
Fritz August Pfuhle
Herbert Waltmann, zu dem google nichts zu sagen hat.

Iris Freundorfer
08.01.2019, 00:19
Liebes Waldkind,

eine schöne Idee. Hier werde ich allerdings weitaus mehr lesen (also schweigen) als mitreden. Ich verstehe nicht viel von Kunst, von den genannten Künstlern ist mir nur Grass bekannt. Von ihm kenne ich allerdings nur die Romane (nicht alle gelesen). Ich weiß, dass er auch gemalt hat (oder hat er gezeichnet?). Kunst ist nicht meine größte Leidenschaft, aber durch das Mitlesen kann ich sicher etwas dazulernen.
Also, hoffentlich bekomme ich einiges zu lesen!

Liebe Grüße
Iris

PS: Unter älteren Beiträgen habe ich deinen Vornamen entdeckt. Ich spreche Menschen gerne mit ihrem Namen an, ich finde das persönlicher. Möchtest du hier nicht damit angesprochen werden, also lieber anonym bleiben? Dann respektiere ich das natürlich.

Ulrich 31
08.01.2019, 00:47
Hallo Iris,

ich empfehle Dir, #3 bis zum Ende zu lesen.

Gute Nacht!
Ulrich

Iris Freundorfer
08.01.2019, 01:31
Lieber Ulrich, liebe Miriam

stimmt!

Die Frage im PS hat sich erledigt.

Viele Grüße
Iris

waldkind
08.01.2019, 22:26
Liebe Iris,
ich freue mich, wenn dir dieser Thread gefällt. Es ist in Ordnung, wenn hier mancher nur mitliest und nichts schreibt.
"waldkind" passt hier nicht in diesem Thread, hier steh ich nicht im Wald.

Ich habe mich heute mit Günter Grass und seinem Buch Totes Holz auseinander gesetzt. In diesem Buch von 1990 geht es um ca 50 Kohle- und Tintenzeichnungen Totholz. Es war eine emotionsreiche und nahe Begegnung. Und so wird mein erster Beitrag genau darüber gehen.

Bis bald
Miriam

waldkind
09.01.2019, 00:07
Hier ein paar Daten zu Günter Wilhelm Graß
deutscher Bildhauer, Maler, Grafiker, Schriftsteller

* 16. Oktober 1927 in Danzig Langfuhr, Freie Stadt Danzig
+ 13.April 2015 in Lübeck
1947/1948 Praktikum bei einem Steinmetz in Düsseldorf
1948-1952 Studium der Grafik und Bildhauerei Kunstakademie Düsseldorf bei Josef Mages und Otto Pankok
1953-1956 Studium an der Hochschule für Bildende Künste in Berlin als Schüler des Bildhauers Karl Hartung

1956-1959 Paris
1960-1972 Berlin-Friedenau
1972-1987 Wewelsfleth in Schleswig-Holstein
ab 1987 Behlendorf bei Ratzeburg, Nähe Lübeck

1954 Heirat mit Anna Margareta Schwarz, vier Kinder
1972/1978 Trennung und Ehescheidung
1974 Geburt der Tochter Helene (Schauspielerin) mit der Architektin und Malerin Veronika Schröter
1979 Geburt der Tochter Nele mit Lektorin Ingrid Krüger
1979 Heirat mit Organistin Ute Grunert(mit zwei eigenen Kindern)

ab 1959 Ausstellungen von Plastiken und Grafiken. Lyrik, Drama und Kurzprosa
ab 1957 Mitglied der Gruooe 47
1959 Durchbruch mit dem Roman "Die Blechtrommel"

war immer politisch aktiv
1997 unterschreibt Grass die Frankfurter Erklärung zur Rechtschreibreform (reformkritische Bewegung), hält die traditionelle Rechtschreibung bis zuletzt durch

1999 Nobelpreis für Literatur für sein Lebenswerk

2002 Gründung des Günter-Grass-Haus in der Lübecker Altstadt. Träger des Hauses ist die Kulturstiftung Hansestadt Lübeck. Das Museum verfügt über mehr als 1300 Originalwerken an Zeichnungen, Lithographien, Aquarelle und Radierungen. Auch Plastiken sind zu bewundern

Wer einen Eindruck von den graphischen Arbeiten bekommen möchte, könnte das über die Seite des Steidl-Verlages, der die Grassbücher verlegt, tun:

https://steidl.de/Kuenstler/Guenter-Grass-0506324257.html

Peter von Groddeck
09.01.2019, 10:24
Hallo,
auch in Danzig gab es eine Austellung mit Zeichnungen von Günter Grass.
Gruß Peter

ada.gleisner
09.01.2019, 12:38
Mich hat sehr geärgert die allgemeine Verurteilung von G. Grass wegen seiner jugendlichen Mitgliedschaft in der SS. Hier in unserem Land wird jede Möglichkeit genutzt, Mitmenschen zu verurteilen, meist ohne vorher zu überlegen.
Was mich besonders bei ihm begeistert hat ist seine Haltung zur Rechtschreibereform, die ich übrigens auch bis heute durchhalte.
Des weiteren hat mich berührt sein Buch " Vonne Endlichkait" mit interessanten Zeichnungen und Gedichten. .
Grüße von Ada

waldkind
09.01.2019, 16:00
Lieber Peter,
danke für den Hinweis. Ich habe es den Danzigern hoch angesehen, dass sie Günter Grass die Achtung entgegen bringen, die er verdient als Sohn dieser Stadt. LG vom waldkind.

Liebe Ada,
ich stimme dir in allem zu. Ich bemängele das in Deutschland, dass von einem alles genommen wird, aber bei der kleinsten Kleinigkeit alles zerrissen wird. Das wirkt auf mich heuchlerisch. Ein Mensch, der gute Kunst macht, muss viel gelebt haben. Wie sonst könnte er denn Kunst machen? Woher sollten seine Impulse kommen? Und wen könnte er denn überhaupt erreichen? Ich bin auch gegen die Rechtschreibereform und halte die alten Regeln weitestgehend ein, aber nicht überall. Das hat damit zu tun, dass es mir bei einer Ausbildung ausgebläut wurde. Muss ich mal drüber nachdenken. Das Buch "Vonne Endlichkeit" habe ich auch gelesen in der Bibliothek. Es hat mich ebenso tief berührt.

Im Westpreußischen Landesmuseum ist ein Katalog zu Grafiken von Günter Grass zu haben. Ich wollte ihn mir bestellen. Ich war so 2004 herum im Lübecker Grashaus und von seinen Werken angerührt. Irgendwie braucht es bei mir immer einen Augenblick bis es beim Anblick eines seiner Werke "Klick" gemacht hat. Dann schätze ich seine wirklich sehr eigenen Idee. Welcher Künstler hat heute noch eigene Ideen? Da klaut einer vom anderen und tut so als ob es sein eigen wäre. So was macht der Grass nicht. Was er uns anbietet, daß ist er selber. Von seinen Grafiken habe ich mehr in Erinnerung als von den Plastiken.

Herzliche Grüße von eurem waldkind.

waldkind
09.01.2019, 20:52
Liebe Forumer,

man könnte sich fragen, warum ich ausgerechnet mit Günter Grass beginne. Der ist ja nun wirklich kein Unbekannter. Der Zufall wollte es, dass ich das Buch hier liegen habe. Besser: Grass ist der Mensch, der mich in meinem Leben am tiefsten berührt hat. Da ist es nur fair, dass ich mit ihm einsteige. Was die Grafik angeht, so ist er mir hierin unbekannt genug, dass es einer Auseinandersetzung durchaus bedarf.

Als waldkind kann ich mich nun nicht davon stehlen. Mit dem Buch "Totes Holz" bin ich wieder mitten drin im Wald. Ich werde einen Beitrag dazu schreiben, aber das dauert. Ich setze hier den Link vom Steidl-Verlag, da könnt ihr sehen, um welches Buch es sich handelt. LG wk.

https://steidl.de/Buecher/Totes-Holz-1623244761.html

Ulrich 31
10.01.2019, 00:44
Guten Abend zusammen,

wie sicher einige wissen, gibt es in Danzig eine Galerie, die Günter Grass gewidmet ist: Gdańska Galeria Güntera Grassa (auch mit der Abkürzung "GGGG" bekannt). Zu ihr ist im Internet Näheres zu erfahren.

Im vergangenen Jahr habe ich diese Galerie erstmals besucht, war aber von der spärlichen Ausstellung dort zu jener Zeit (Anfang Juni) eher enttäuscht. Hier 3 Fotos, die ich vor und in der Galerie gemacht habe:

23786 23787
23788 und HIER (https://www.google.de/search?q=bild+no+grass+no+fun&tbm=isch&tbo=u&source=univ&sa=X&ved=2ahUKEwiEoOGm6eHfAhUiNOwKHeyVAdkQsAR6BAgFEAE&biw=1280&bih=696#imgrc=6nDo0aTroWwGJM:) das Ursprungsbild und sein Ersteller. (https://www.pirancafe.com/2016/11/18/gunter-grass-gallery/)

Und hier noch ein Beitrag von kultura.trojmiasto.pl vom 13.10.2017 in verlinkter deutscher Google-Übersetzung zur Feier am 16.10.2017 anlässlich des gemeinsamen Geburtstages von Günter Grass (90 Jahre) und Daniel Chodowiecki (geb. am 16.10.1726 in Danzig): > https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&u=https%3A%2F%2Fkultura.trojmiasto.pl%2FW-weekend-swietujemy-urodziny-Grassa-i-Chodowieckiego-n117412.html .

Gute Nacht!
Ulrich

waldkind
10.01.2019, 19:08
Lieber Ulrich,
es ist immer gut einen Anfang zu starten, auch wenn er klein ist.
Danke für deinen Beitrag. LG wk.

Ulrich 31
10.01.2019, 20:45
Wie gut, Miriam, dass es andere im Forum gibt, die Großes zu diesem Thema beitragen.

Ulrich

waldkind
10.01.2019, 20:53
Lieber Ulrich,
ich meinte die spärliche Ausstellung in GGGG. Es ist gut mit einer spärlichen Ausstellung im GGGG zu beginnen als keine Ausstellung zu machen, weil einem die Großheit an Exponaten fehlt. Sorry, habe ich erst hinterher bemerkt, dass ich das hätte dazu sagen müssen.

Achtung!!!

Ich möchte vorsorglich darauf hinweisen, dass es nicht automatisch erlaubt ist, Fotos von Kunstwerken in sozialen Netzwerken zu posten. Die Rechte an den Kunstwerken verstorbener Künstler liegen bei den Erben. Die muss man um Erlaubnis bitten. Ansonsten muss man mit einer Abmahnung rechnen!

Beste Grüße vom waldkind

Felicity
11.01.2019, 00:36
Da tanze ich wieder aus der Reihe. Meine Lieblingskuenstler waren Moritz von Schwindt und Karl Spitzweg. Hatte ganze Mappen von ihnen und mein besonderes Bild war 'Die Hochzeitskutsche'. Bekam sogar in der Schule, fuer die Beschreibung dieses Bildes ein 'Ausgezeichnend'. Hatte mich so richtig in die kleinsten Einzelheiten hineingelebt und die machten das Bild ja so bekannt. Liebe Gruesse von der Feli

waldkind
11.01.2019, 10:55
Ja Feli,
da tanzt du aus der Reihe. Warte es ab, vielleicht findet sich in Danzig noch ein Künstler mit einer ebenso realistischen bzw. romantischen Handschrift. LG waldkind

ada.gleisner
11.01.2019, 12:28
Noch einmal etwa zu Grass. Es gibt ein kleines Buch von einer M. Amelung, die als Haustochter 1 Jahr lang mit der Familie Grass in Berlin lebte und darüber ein Buch geschrieben hat "Fünf Grass'sche Jahreszeiten"". Kann ich empfehlen.
Gruß von Ada

Iris Freundorfer
11.01.2019, 15:56
Hallo in die Runde,

bei meiner Suche, um etwas mehr über das Buch "Totes Holz" zu erfahren, bin ich auf dies gestoßen:

https://schleswig-holstein.nabu.de/news/2011/17048.html

Die einleitenden Worte: "Am 24. Januar 2011 trafen sich im Günter Grass-Haus in Lübeck der NABU-Präsident Olaf Tschimpke und der Literaturnobelpreisträger Günter Grass zu einem "Gespräch über Wälder". Anlässlich seines Todes am 13. April 2015 erinnert der NABU an die Zusammenarbeit."

Im dann folgenden Gespräch findet sich einiges über das genannte Buch, über den Wald und wodurch er bedroht wird. Auch ein wenig über Danzig. Ich fand es sehr interessant.

Viele Grüße
Iris

Ulrich 31
11.01.2019, 16:08
Hallo an die Grass-Interessierten im Forum,

ich komme auf Miriams Meinung in #15, ergänzt in #17, zurück und erinnere hier an das von ihr am 03.07.2009 gestartete Thema "Günter Grass", zu dem bis zum 17.10.2017 mit 81 Beiträgen lebhaft diskutiert wurde. Es lohnt, jenen Thread nochmals durchzulesen (hier der Link zu ihm: > http://forum.danzig.de/showthread.php?4024-G%FCnter-Grass&highlight=Grass ).

Viele Grüße
Ulrich

Ulrich 31
11.01.2019, 16:22
. . . und das noch zu meinem Beitrag #14 hier:

Da bisher niemand auf meinen Hinweis dort zu den gemeinsamen Geburtstagen von Günter Grass und Daniel Chodowiecki (siehe letzten Absatz) eingegangen ist, erinnere ich hier zusätzlich, dass auch ein ganz Lieber unter uns, der uns leider schon verlassen hat, am selben Tag geboren wurde: am 16. Oktober. Hier der Thread zu diesem Doppel: > http://forum.danzig.de/showthread.php?14065-Geburtstage-Hans-J%F6rg-und-G%FCnter-Grass&highlight=Grass ).

Ulrich

Ulrich 31
11.01.2019, 20:10
Hallo in die schweigsame Runde,

ich verabschiede mich aus diesem Thread mit folgenden weiteren Informationen zu Günter Grass:

- Eine gute Übersicht über Teile seiner künstlerischen Hinterlassenschaft neben der Schriftstellerei bietet die Website des Kunsthauses Lübeck, zu der dieser Link führt:
> https://www.kunsthaus-luebeck.de/index.php/2014-10-22-17-50-54/biografie .

- Außerdem, hier wohl nur ganz wenigen bekannt, gibt es im Hans Werner Richter-Haus in Bansin auf Usedom ein "Günter-Grass-Zimmer" mit einer Dauerausstellung etlicher Originalzeichnungen und -grafiken von Günter Grass.
Hier zwei Links zu diesem Zimmer, in dem gelegentlich Vortragsveranstaltungen stattfinden (nähere Angaben zu den dort gezeigten Arbeiten von G.G. habe ich leider nicht gefunden; vielleicht gelingt das anderen Forumern):
> https://www.bansin.m-vp.de/hans-werner-richter-haus/ ,
> https://www.kaiserbaeder-auf-usedom.de/veranstaltungen/hans-werner-richter-literaturtage/ .

Tschüss
Ulrich

Iris Freundorfer
11.01.2019, 20:27
Lieber Ulrich,

danke für die vielen Hinweise. Bislang habe ich alles nur kurz angeklickt. Auf den Seiten des Kunsthauses Lübeck kann man sich (glaube ich als ziemlich "Unbedarfte") ein gutes Bild machen.

Viele Grüße
Iris

waldkind
11.01.2019, 20:48
Liebe Grüße an alle
und danke für eure Beiträge und Impulse.

Den Artikel des Nabu werde ich nicht lesen. Ich stehe emotional noch mitten im Toten Holz und will da bleiben. Das ist wichtig um meinen Beitrag diesbezüglich völlig unbeeinflusst zu schreiben.

Was ich früher über Grass geschrieben habe, ist mir momentan nicht wichtig. Das hier ist für mich ein anderer Ansatz. Hier lege ich den Schwerpunkt auf die Grafik nicht auf seine Schriftstellerei. Für mich ist wichtig z.B. mit welcher Technik er gearbeitet hat, welche Malmittel er benutzt hat. Sepia, Rötel, Kohle auf groben Papier. Dann mache ich meine Grafik einfach mal genau so, Kohle auf groben Papier. Mir gefällt seine Lithographie.
Mir gefällt an ihm, dass er das einfache Motiv genauso hingebungsvoll zeichnet wie das kompliziertere.
Manche Motive erinnern an van Gogh, die Pfeife, die Schuhe. Sie drücken bei beiden Künstlern in meinen Augen auch das gleiche aus.

Es gibt über das Wes preußische Landesmuseum, auch über den Buchhandel ein Buch über die Bilderwelt des Günter Grass.

"Das nie gehörte sichtbar machen"
96 Seiten, Softcover, mit 18 farbigen und 58 s/w Abbildungen
ISBN 978-3-927111-55-4
15,-Euro

Ich habe es bestellt und lasse mich überraschen.

Danke Ulrich für den Hinweis nach Bansin. Vielleicht fahre ich dieses Jahr mal dorthin. LG waldkind.

waldkind
11.01.2019, 20:52
Nachtrag um Missverständnisse auszuschließen:

Es sollte nicht heißen: "Den Artikel des Nabu werde ich nicht lesen."
Es sollte heißen: Den Artikel des Nabu werde ich jetzt noch nicht lesen, sondern zu einem späteren Zeitpunkt.

Eines wird dort gewiss zum Ausdruck kommen, dass Günter Grass auch ein "Waldkind" ist.:)LG wk.

waldkind
12.01.2019, 17:52
Liebe Forumer,
wie versprochen hier nun meinen Beitrag zu Günter Grass' Totes Holz. Es ist mein erstes Empfinden, das ich beim Ansehen des Buches hatte. Damit wünsche ich euch einen schönen Sonntag, waldkind.


Eine Reise durch Totes Holz
Günter Grass nachgerufen
aus literarischen Gründen geschrieben mit dem lyrischen DU

Grafiken durchblättern, Überblick schaffen. Totholz überall.
Rhythmische Strichführung fügt Grafik um Grafik harmonisch zum Trauergedicht. Licht und Schatten schaffen Toträume, in denen einst Kinder spielten. Du kennst viele Wald-Begriffe. Ein Waldkind kommt dabei nicht vor. Aber Grafiken schreiben von den Kindern des Waldes und dem Gesetz des Lebens.

Du bietest mir deine Hand, lädst zu einer Reise durch Totes Holz. Durchblick willst du, nicht Überblick. Warum immer das Holz bohren, wo es am dünnsten ist?

Ich nehme deine Hand, wir schlendern in den Wald. Ohne Hain und Tann verliere ich die Träume meiner Kindertage, gehen Märchenprinzen drauf, sterben ganze Froschgenerationen aus. Hat der Boden im Totholz Löcher? Komm nur, es ist mir zu einsam hier. Ziehen wir fort!

Du nimmst meine Hand, gehst tiefer in die Wälder. Es gruselt mich, all die Gespenster, Gerippe. Seit 40 Jahren heißt es „Fünf vor Zwölf“. Ein alter Schinken. Ich habe den Minutenzeiger beluchst. Der hat die Zwölf durchbrochen. Holzauge sei wachsam! Ob sich das Blatt noch wendet? Hier fühlt es sich einsam an, lass uns fort von hier gehn.

Fest umklammere ich deine Hand, tiefer gehen wir ins Holz. Ich spüre deine Traurigkeit, schamlos sind meine Tränen. Wozu Scham, wenn niemand hier ist? Wortlos bin ich, schwach, müde genug, um im Niemandsland zu verharren. Da sitzen wie ein mürbes Stück Holz, ohne jede Kraft zum Bäume ausreißen.

Du nimmst meine Hand, ziehst mich weiter von Bruch zu Bruch, von Kahlschlag zu Kahlschlag. Sagen, Märchen, Lieder, Lyrik verlieren das mystische Erbe der Ahnen. Das grüne Holz der Philosophen hängt besten Falls in Museen herum. Entwurzelung? Schon sehe ich den Waldrand. Lass meine Hand los, laufen kann ich jetzt alleine. Die Straße ist frei.

Noch hältst du mich, bietest mir die Reise in Prosa an. Glück gehabt. Ich habe richtig verstanden. Das ist in heutiger Zeit das Wichtigste, gescheit sein, kein Holzkopp sein. Das Wissen über die Wälder zählt, nicht die Wälder an sich. Für wen genau ist dieser Holzweg wichtig?

waldkind
12.01.2019, 17:57
Und schon ein Fehlerteufelchen entdeckt. In dem Abschnitt mit den Gespenstern und der Uhrzeit heißt der letzte Satz nicht "Hier fühlt es sich einsam an, lass uns fort von hier gehn.", sondern "Hier fühlt es sich heimatlos an, lass uns fort von hier gehn." Sorry.

waldkind
14.01.2019, 21:28
Hier einige Daten zu den Bildhauern und Malern Van den Blocke

Willem van den Blocke, geboren um 1550 in Mechelen, gestorben am 18. Januar 1628 in Danzig, war der Sohn des Bildhauers Franciscus van den Blocke. Er ist der Vater von mindestens vier Söhnen und drei Töchtern, darunter der Danziger Bildhauer Abraham, der Danziger Stadtzimmermann Jakob, die Maler Isaak und David.

Willem ist zunächst Schüler in der väterlichen Werkstatt, später Schüler des Meisterbildhauers Cornelius Floris in Antwerpen. Geht um 1569 nach Königsberg und arbeitet mit am Standbild des Fürsten Albrecht von Preußen. Sein Werk beinhaltet vor allem Epigraphien und Grabmale. Darunter das Grabmal von Christoph Báthory, dem Bruder des Königs Stephan von Polen. Mit einem Empfehlungsschreiben dieses Königs kommt Willem van den Blocke 1584 nach Danzig. Hier macht er sich vor allem durch die Schaffung des Hohen Tores und zahlreicher Epigraphien und Grabmale seinen Namen.

Der Sohn Abraham macht sich als Bildhauer und Architekt ebenso einen Namen in Danzig. Er wird 1572 in Königsberg geboren und stirbt am 31. Jan. 1628 in Danzig. Seine Grabstätte befindet sich in der Danziger Marienkirche. Neben zahlreichen Grabmalen und Epigraphien in Danzig, erhält sein Werk Berühmtheit durch folgende Werke:
1598-1611 Hauptaltar der Danziger Johanniskirche
1609 Speymannhaus (Steffenshaus,Goldenes Haus)
1612-1614 Langgasser Tor
1616-1617 Fassade des Artushofes
1618-1621 Neptunbrunnen

Der Sohn Isaak ist um 1575 in Königsberg geboren und in Danzig verstorben. War ab 1612 Bürger der Stadt Danzig und arbeitete dort als Maler. Er war Mitbegründer der Malerzunft in Danzig und 1622 Leiter derselben. Es wird vermutet, dass Isaak seine Ausbildung bei dem flämischen Maler Hans Vredeman de Vries in Danzig machte und bei dem Danziger Maler Anton Möller. Hier wüsste ich gerne, wie lange de Vries Station in Danzig machte.

Isaak vollendete das Hauptbild(Kreuzigung Christi) des Hochaltars in der St. Katharinenkirche. 1606-1609 schuf er 25 Deckengemälde im Roten Saal des Rechtstädtischen Rathauses, 1611-1614 fünf Wandbilder im Kleinen Ratssaal, vier Bilder für das Empfangszimmer des Bürgermeisters. 1614-1620 schafft er mehrere Gemälde für eine neunteilige Decke, die sich heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg befinden. Ab 1611 schafft er „Dianas Jagd“ für den Artushof und etliche Altarbilder in St. Katharinen, St. Barbara, St. Bartolomäus und in der Trinitatiskirche.

Die Werke der van den Blockes findet ihr bei wikipedia genannt. Über die Suchmaschine kann man auch einige Bilder einsehen.

Wer weiß denn etwas über das Bild „Der sich opfernde Pelikan“?
Auch wüsste ich noch gerne etwas über die Malgründe.
Viel Freude beim Suchen. waldkind


Über den Maler David habe ich nochnichts gefunden. Wer weiß, was dieser gemacht hat? Und auch derZimmermann Jakob kommt im Netz sehr kurz weg. Das ist schade, denn erhat in Danzig bestimmt wertvolle Arbeit geleistet. LG vom waldkind.

waldkind
16.01.2019, 19:41
Der sich opfernde Pelikan soll ein Gemälde von Isaac van den Blocke in der Trinitatiskirche gewesen sein. Da mir das Motiv bildhauerisch bereits in Berlin begegnet war, nämlich am Eingang der Hugenottensiedlung, erweckt es meine Aufmerksamkeit. Das Motiv begründete sich mit der aufopfernden Pflege, die man dem Pelikan für seinen Nachwuchs nachsagt. Man glaubte, der Pelikan füttere seine Jungen mit dem eigenen Blut. In der christlichen Mystik steht der Pelikan daher für das Blut Christi.

https://www.derkleinegarten.de/mehr-infos-bilder/symbollexikon/pelikan.html

Nun wüsste ich gerne, ob sich das Bild noch in der Trinitatiskirche befindet, und wie genau es ausschaut. LG wk.

waldkind
16.01.2019, 20:11
Hier sehen wir eines der 25 Deckengemälde des Roten Saals des Rathauses und erkennen hier einen Neptun. J.C.Schulz sprach davon, dass eines dieser Deckengemälde Inspiration für den Neptunbrunnen gewesen sein könnte.

https://rkd.nl/en/explore/images/229329

waldkind
16.01.2019, 20:13
Ich vergaß zu sagen, wenn man auf den Vier-Pfeile-Button klickt, lässt sich das Bild wunderbar vergrößern und studieren.

waldkind
16.01.2019, 20:31
Hier ein Link mit zwei Bildern aus dem Empfangszimmer des Bürgermeisters. Da müsst ihr rechts anklicken. Das eine ist eines "Flucht der Menschen vor den steigenden Wassern der Sintflut", das andere Turmbau von Babel. Viel Spaß!

https://rkd.nl/en/explore/images/230872

Stejuhn
16.01.2019, 20:32
Guten Abend!
In meinem Reiseführer DANZIG&Ostpommern wird auf Seite 76 berichtet, dass sich im Roten Saal
des Rechtstädtischen Rathauses 25 Deckengemälde von Izaak van den Blocke befinden. Sie bilden neun Allergorien
zum bürgerlichen und Rechtsleben in Danzig (Seite 70).
Ferner schuf Izaak van den Blocke das Gemälde "Turmbau zu Babel" um 1615 welches ebenfalls dort in den Ausstellungsräumen
im 2.Stock zu finden ist(Seite 69).

Viele Grüße Sigrid

Stejuhn
16.01.2019, 20:35
Entschuldigung Waldkind,

ich war zu übereifrig!
Ich hätte Deine Beiträge vorher lesen sollen in denen Du hierzu schon geschrieben hast.

Viele Grüße Sigrid

waldkind
16.01.2019, 20:41
Liebe Sigrid,
ich mag eifrige Leser, die einen Beitrag bringen. Auch, wenn sich was wiederholt, steckt meistens ein neuer Impuls drin. Mich würde z.B. interessieren auf welchem Malgrund das Bild "Turmbau zu Babel" gearbeitet ist. Ich habe was von Leinwand gelesen, bin aber nicht wirklich überzeugt davon. Sagt dein Reiseführer was dazu?

Oder weiß sonst jemand was? LG wk.

Stejuhn
16.01.2019, 23:10
Liebes Waldkind,

leider habe ich dazu keine Angaben gefunden.

Eine gute Nacht wünscht Dir Sigrid

Iris Freundorfer
17.01.2019, 00:24
Liebe Miriam,

mich erstaunen die Farben auf den Bildern aus dem "dunklen" Mittelalter. Weißt du, mit welchen Farben seinerzeit gemalt wurde? Oder waren die Farben wohl ursprünglich gedeckter? Ich bin eine solche "Kunstbanausin" und habe wirklich keine Ahnung.

Liebe Grüße
Iris

waldkind
17.01.2019, 09:09
Liebe Iris,
das freut mich, dass du das fragst. Man soll es nicht glauben, aber diese alten Bilder wurden in der Hauptsache mit sechs bis acht Farben gemalt. Deswegen wirken sie wohl auf den Betrachter so vertraut. Die Maler haben ihre Farben mit Pigmenten und Öl, z.B. Leinöl, selber gerührt. Die Pigmente haben sie zum Teil selber gerieben bzw. von ihren Schülern oder Hausangestellten reiben lassen. Das sieht man z.B. schön in dem Film "Das Mädchen mit dem Perlenohrring" dargestellt. Farben waren sehr teuer und so mussten diese oft der Auftragsbilder für ein Bild zahlen. Nebenbei Hobbymalerei zu betreiben war wohl bei den Preisen damals nur sehr wenigen vorbehalten.

Wir haben das schöne Zinnoberrot, das ursprünglich die Griechen aus Spanien mitbrachten. Das Pigment heißt Cinnabarium. Die Farbe wird mit der Zeit Schwarz. Dieses wunderbare Blau wurde aus Lapizlazuli gerieben, einem wunderbaren Halbedelstein. Ocker findet man in der Erde und ein Dunkelbraun bestimmt auch. Schwarz wurde von Knochen gewonnen, der Ruß durch Verkohlung. Purpur gewann man von der Purpurschnecke, die arme. Das war eine Farbe für ganz reiche Leute. Grün könnte vom Malachit stammen. Dann gab es noch Gold, was tatsächlich durch echtes Gold erzeugt wurde. Bei Weiß bin ich mir gerade nicht sicher, welches Pigment auf solchen Bildern landete. Es gab weiße Tonerde, Muscheln, Kreide, Kalk, mit Knochen oder Eierschale konnte man auch ein Weiß herstellen. Da hatte wohl jeder Maler so seine Geheimnisse. Die Farben waren also auch etwas, was den Maler persönlich auszeichnete. Wenn man heute solche Farben kaufen will, muss man sehr tief in die Tasche greifen und solch ein Bild würde von daher schon recht teuer werden.

Gute Grüße für einen schönen Tag, Miriam.

Felicity
17.01.2019, 13:50
So geht es auch noch heutzutage bei dem Icongrapher zu. Sie produzieren ihre eigenen Farben, von natuerlichen Pflanzen, Eigelb und dem Gold vom richtigen 23.5 carat Gold. Wir haben hier eine Gruppe von ihnen und als ich zur Ausstellung ging, kaufte ich mir ein kleineres Icon mit der Nativity Scene. Der Heiligenschein von Maria und dem Jesuskind sind unbeschreiblich. Das Gold der Heiligenscheine haben sie aus Italien hergebracht und die Schatten spiele, die das Licht mit dem Icon treibt sind unglaublich, man glaubt dass sie Leben in die Figuren bringen.
Liebe Gruesse von der Feli.

waldkind
17.01.2019, 14:54
Danke Feli, für deine Erfahrungen. Es gibt natürlich heute auch noch Maler, die ihre Pigmente selber zubereiten. Was bei den Farben wichtig ist, ist ihre Lichtechtheit. Die Lichteinwirkung verändert Farben. Aus Rot wird Schwarz, aus Gelb wird Braun usw. Daher achtet der Künstler heutzutage auf eine hohe Lichtechtheit. Aber manch eine weniger lichtechte Farbe ist so hübsch, dass man sie auch mal gerne ohne hohe Lichtechtheit verwendet. Es gibt Lasuren, die die Farben schützen. Aber bei alten Bildern kann man in Erwägung ziehen, dass sie schon mal restauriert wurden.

Was mir heute Morgen nicht eingefallen ist zur Farbe Weiß. Das altertümliche Weiß war Bleiweiß. Es ist sehr giftig, aber kein alter Maler wird darauf verzichtet haben. Ursprünglich benutzte man es als Schutzanstrich für Schiffe. Heute verwendet man es wegen seiner hohen Giftigkeit nicht mehr in der Malerei. Da gibt es Titanweiß und Zinkweiß. Ich finde Titanweiß etwas kühler als Zinkweiß. Aber keines von beiden finde ich so hübsch wie Bleiweiß. LG waldkind.

https://de.wikipedia.org/wiki/Bleiweiß

waldkind
17.01.2019, 14:57
Nachtrag zu 42 (ich bin etwas vergesslich:():
Die Spezialisten können z.B. an der Beschaffenheit des Bleiweiß erkennen, wann ein Bild hergestellt wurde.

waldkind
18.01.2019, 09:35
Noch ein bisschen Farbenkunde,

außer dem teuren Malachit als schönstes Grün, nahm man grüne Erden als Pigment für die Grüntöne. Braune Erden für Brauntöne. Wenn man Erde brennt entstehen neue Farbtöne. Werden Erden gebrannt, entstehen daraus wieder ganz andere Farbtöne. So hatte wohl jeder Maler auch seine Geheimnisse der Farbherstellung. Bei Grün sind gewiss auch die Herstellung aus Kupferspan zu erwähnen. Wir können vermuten, dass die Maler, was die Giftigkeit der Farben anbelangte, recht gefährlich lebten. Es mag daher nicht verwundern, dass der eine oder andere Maler mit zunehmender Berufstätigkeit geistige Allüren bekam;)

Wenden wir uns kurz dem Gelb zu: Der älteste Gelbton ist der gelbe Ocker. Er hat sich durch alle Jahrhunderte der Menschheit bis heute bewährt und ist aus der Malerei nicht wegzudenken. Selbst Van Gogh, der die neuen Gelbtöne rauf und runter ausprobierte, sehnte sich zuletzt nach dem schlichten Ocker zurück. Das Ocker brauchte man nicht nur in der Landschaftsmalerei, sondern vor allem auch für die Hautfarbe. Das leuchtende Gelb des Mittelalters ist Arsensulfid, das als natürliches Mineral von Orangegelb bis Zitronengelb reicht. Auch bekannt unter den Namen "opperment", "arsenikon" und "auripigmentum". Dieses hochgiftige Gelb hat eine glimmerartige Struktur und glänzt daher schön. Eine hochgiftige Farbe. Dann gab es noch gelbe Bleiverbindungen, z.B. gelbes Bleioxid.
Heute malen wir mit Neapelgelbe, Chromgelbe und Cadmiumgelbe. Man kann nun leicht nachvollziehen, dass man die Entstehung eines Bildes an Hand der vorhandenen Pigmente bestimmen kann.
Da sich Farben durch Einwirkung des Lichtes, aber auch durch die Beschaffenheit der Luft leicht verändern, gehört es auch zum Wissen eines Malers die Pigmente so gut es geht vor Veränderung zu schützen. Dafür gibt es Firnisse, in die die Farben eingebettet werden.

So weit erst mal zu den Farben des Mittelalters. Nach allem, was wir bis hierher über Farben gehört haben, lässt sich leicht verstehen, warum die Landschaften und Porträts mancher Maler so düster oder Braun in Braun wirkten. Finden wir z.B. in einem Porträt so ein schönes Rot, können wir fast sicher sein, dass der Auftraggeber bereit war tief in die Tasche zu greifen. LG wk.

Iris Freundorfer
19.01.2019, 00:01
Liebe Miriam und alle anderen Interessierten,

vielen Dank für die vielen Erklärungen! Es muss eine Wahnsinnsarbeit gewesen sein, die Farben zu reiben, vor allem bei den Steinen. Es gab ja noch keine Maschinen. Davon, dass viele Farben giftig sind, habe ich schon gehört. Auch, dass die Maler "geistige Allüren" davontrugen.

Noch etwas zu den Bildern "Sintflut" und "Turmbau zu Babel" von Isaac van den Blocke: Ist beides nicht erschreckend aktuell? Neulich sah ich Fotos von einer dieser Inseln, die durch den steigenden Meeresspiegel wohl bald nicht mehr da sein werden. Und wollen die Menschen nicht immer noch zu hoch hinaus? Ich bin kein "bibeltreuer Christ", d.h. ich will damit nicht sagen, dass die Menschen nun gottesfürchtiger leben sollten. Es sind die Assoziationen, die sich bei mir einstellten als ich mir die Bilder ansah. An einen strafenden Gott glaube ich nicht, der Mensch straft sich schon selbst genug.

Viele Grüße
Iris

waldkind
19.01.2019, 17:53
Liebe Iris,

historisch ist die Sintflut nicht nachgewiesen. Vielleicht ist diese Geschichte als warnende Vorausschau gedacht. So weit kann es kommen, wenn die Menschen nicht von ihren bösen Taten ablassen. So manch ein Mensch mag nicht einmal merken, dass uns das Wasser bereits bis zum Halse steht. Das Wasser ist hier ein Symbol für die Eigenwilligkeit des Menschen. Damit ist das Bild wie durch alle Jahrhunderte hindurch aktuell. Es enthält auch die Lösung. Sie heißt z.B. Sensibilität oder Ehrfurcht. Wir sehen in dem Bild wie sich die Menschen oberflächlich amüsieren, Gelehrte scheint es zu geben, die die Gebete Noachs in den Wind schlagen. Was bei einer Betrachtung der Geschichte leicht zu wenig Bedeutung bekommt, ist Noachs Sensibilität für die Tiere. Die Tiere folgen ihm auf das Schiff. Sie verstehen Noach, aber die Menschen tun das nicht. Warum nicht? Was fehlt ihnen, dass sie nicht des Überlebens fähig sind?

Das erzählt die Geschichte vom Turmbau zu Babel. Wie du schon sagst, die Menschen wollen zu weit hinaus, wenn's geht bis in den Himmel. Ihnen ist die Sprache des Herzens abhanden gekommen, die jeder versteht bzw. verstehen müsste. Was van Blocke mit großer Meisterschaft ausdrückt, ist die Verwirrung, die die Menschen befallen hat. Man muss sich förmlich durch ein Wirrwarr wurschteln. Und das genau bedeutet "Babel" - Wirrwarr. Wir erkennen aber auch, dass es um eine Art Flucht geht oder Verstreuung. Die Frauen tragen und nähren ihre Kinder, aber erscheinen heimatlos. Ihnen ist aufgetragen, von diesem Ort, der sich Babel nennt, fort zu ziehen.

Gerade heute und in den vergangenen Tagen berührt uns dieses Thema erneut auf tragische Weise. Rohe Gewalt und Egoismus gegenüber dem großen weiten Herzen. LG Miriam.

waldkind
20.01.2019, 14:46
Liebe Forumer,

damit es auch heute am Sonntag noch etwas zu lesen gibt, ein paar Worte zum Kunststil, dem die Werke des Izaak van der Blocke zugeordnet werden, dem Manierismus. Darunter versteht man eine Stilrichtung, die zwischen der Renaissance und dem Barock angelegt ist, für Deutschland und die Niederlande von etwa 1560 bis 1610, für Italien von 1520 bis 1600. Manieristen sind die Nacheiferer Michelangelos, Raffaels, Leonardos und Corregios, die Maler der italienischen Hochrenaissance.

Gerade für diese Zeit könnte man meinen, dass alles, was in Deutschland gemalt wurde, einen flämischen, niederländischen oder italienischen Ursprung hätte. Dabei liegt die Betonung auf Italien, denn auch der Flame und Niederländer schaute in seiner Ausbildung nach Italien. Man machte eine Italienreise, lernte von einem Italiener, nannte einen Italiener seinen Freund, und wer das alles nicht hatte, der starb zumindest in Italien. Der flämisch/niederländische Maler stand in Deutschland hoch im Kurs, denn seine Ausbildung war streng und wohl geordnet und der manieristische Maler orientierte sich eben auch an Italien. In den Gemälden Izaak van der Blocke sehen wir, wie viel Können der Maler beherrschen musste. Die Aufstiegschancen eines Malers hatte oft mit seiner Herkunft und mit dem Namen seines Lehrmeisters zu tun.

Was bietet der italienische Stil anderes gegenüber der deutschen Renaissance-Malerei? Sie ist im Motiv umfangreicher, die Motive pompöser, die Landschaft wird eingebunden, aber vor allem verehrt sie die Malerei nackter Körper. Eine Venus konnte man nackt malen, eine Jungfrau Maria nicht. Die deutsche Renaissance bot dem gegenüber eine ruhige harmonisch komponierte Porträtmalerei und religiöse Szenen mit Blick auf das Wesentliche. Vergleicht einmal van der Blocke mit den Gemälden von Hans Holbein dem Jüngeren, dann versteht Ihr, was ich meine.

https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Holbein_der_Jüngere

Die Zuordnung alter deutscher Gemälde ist oft schwierig. Denn nur anerkannte Meister signierten ihre Bilder. Wobei die Signatur „Meister Hans“ nicht besonders hilfreich ist. Die alten Meister dachten mehr an die Gegenwart und gingen davon aus, dass man wusste, wer ein Bild gemalt hat. An die Nachwelt dachten sie dabei nicht. Wer nicht als Meister galt, der signierte sein Bild nicht. Mancher schrieb „Anonym“ auf das Bild.

Mit diesem Hintergrundwissen stellt sich die Frage: Wer ist ein Danziger Maler? Ist es der Maler, der in Danzig geboren ist? Ist es der Maler, der Danziger Bürgerrecht besaß? Oder wollen wir auch all denen eine Chance geben, die vielleicht nur ein Bild zu Danzig malten oder deren Namen nicht einmal bekannt war? Schaut doch einmal nach, welche Schätze an Postkarten, Bildern in Truhen und Schubkästen Ihr findet.

Euch allen einen kunstreichen Restsonntag. Miriam.

ada.gleisner
20.01.2019, 16:29
Auf Reisen durch Portugal ist mir dort der portugiesische Manierismus in der Architektur aufgefallen, der einen ganz anderen Stil besitzt als z.B in Deutschland oder Italien. Man merkt, daß die Portugiesen am "Ende der Welt" lebten und ihre eigenen Ideen besaßen. Leider habe ich kein Bildmaterial, um das zu zeigen. LG von Ada

ada.gleisner
20.01.2019, 16:35
Schon bei meinen Eltern hing nach der Flucht ein einfaches Aquarell. Es zeigt die Mottlau mit der Krantorseite. Es ist nicht signiert, aber es hat für uns einen tiefen Wert, es war das erste Bild, das meine Eltern in der "neuen Heimat" aufgehängt haben .
LG von Ada

waldkind
20.01.2019, 19:49
Hallo Ada,

Die Italienliebe der Deutschen zieht sich durch alle Jahrhunderte, im Nationalsozialismus gipfelt er in den Wahnsinn. Vielleicht hat es etwas mit dem Vitruvmann Leonardos zu tun, der die idealen Proportionen des Menschen neu festlegte. Nun sind es aber nicht nur die Italiener, sondern auch die Niederländer, denen man huldigt. Später kamen in anderen Bereichen die Franzosen dazu.
Einen wichtigen Vorteil hatten die Niederländer. Sie setzten seit dem 15. Jh. mehr und mehr die Tempera-Malerei ab durch Ölmalerei. Mit Öl lassen sich weichere Übergänge schaffen als mit Tempera. Auch ließ diese den neuen Malgrund aus Leinen zu, der wesentlich leichter zu transportieren ist und damit größere Formate zulässt. Bei Holbein sehen wir, dass es einige Zeit lang auch Mischtechniken Öl-Tempera gab.

Solche Bilder meine ich, Ada, wie deine Eltern eines aufgehängt haben. Solch unsignierte Bilder gibt es von Danzig wohl viele. Schade, dass man sie nicht zuordnen kann. Ich habe ein bisschen meine Bücher durchgeblättert, da finden sich noch einige Künstler, so dass uns hier vorerst nicht langweilig wird.

Wenn man nun bei Google "Roter Saal Rathaus Danzig" eingibt, dann findet man noch Bilder zu dem Deckengewölbe mit diesen wunderbaren Bildern von Isaac van der Blocke. Bei Hans Joachim Kürtz "Danzig" sehen wir dieses auf den Seiten 36/37 mit der berühmten Allegorie auf den Danziger Handel. Schönen Sonntag Abend wünsche ich dir und allen, die hier lesen. Miriam.

waldkind
21.01.2019, 15:29
Liebe Forumer,

ich möchte euch das Buch „ErnstKolbe – Ein Impressionist aus Westpreußen“ vorstellen.

http://westpreussisches-landesmuseum.de/de/ausstellungen/katalog-archiv/ernst-kolbe-ein-impressionist-aus-westpreussen/

Ernst Kolbe, 1876 in Marienwerder geboren, ging mit 19 Jahren nach Berlin in das Atelier von Adolf Schlabitz. Er studierte Malerei und Zeichnung an der Akademie der Bildenden Künste in Berlin (1895-1899) und trat danach in das Atelier des Landschaftsmalers Eugen Bracht ein, dessen Meisterschüler er in Dresden wurde. Ab 1906 arbeitete Kolbe selbständig in Berlin Steglitz.

Das Buch stellt 49 Werke des Künstlers vor, die sich im Bestand des Westpreußischen Landesmuseums befinden. Neben impressionistischen Landschaften und Stadtansichten gibt es vier Interieurs und zwei Innenansichten von Kirchen. Es handelt sich durchweg um Ölgemälde, einigen Ölskizzen und einer Farblithographie, die die Danziger Marienkirche zeigt. Wenn Kolbe auch kein Danziger Maler im engeren Sinne ist, so machte er doch eine Studienreise nach Danzig. Von sechs Stadtansichten, die das Werk im Westpreußischen Landesmuseum enthält, zeigen zwei immerhin eine Danziger Ansicht. Besonders stimmungsvoll finde ich die „Winterliche Ansicht von Danzig“. Das Buch zeigt einen Zeitungsausschnitt, auf dem ein Hauseingang des Alten Danzig zu sehen ist. Ich will vermuten, dass Kolbe noch mehr Bilder zu Danzig gemalt hatte.

Das Buch misst 20 x 20,7 cm bei 64 Seiten. Die Abbildungen sind groß genug, um einen lebhaften Eindruck vom Schaffen und der Persönlichkeit des Künstlers zu gewinnen. Ernst Kolbe gelingt es meisterhaft landschaftliche Stimmungen und die Unterschiedlichkeit der vier Elemente Licht-Luft-Erde-Wasser auszudrücken. Besonders reizvoll sind dabei die frischen Farbkontraste. Mir persönlich gefallen die Seelandschaften am besten, der Ausdruck ständiger Bewegung. Mir ist, als ob sich jeder, der die See liebt, in den Bildern zuhause fühlen müsste.

Wer sich für Landschaftsmalerei interessiert, für den sind die 10,-Euro, die das Buch kostet, gut angelegt. Die Ausstellung dieser Werke in Danzig läuft bis zum 15. September 2019. Dazu hat Ulrich im Thread „Ausstellung Bilder von Ernst Kolbe im Rechtstädtischen Rathaus“ berichtet.

Ich wünsche Euch allen einen kunstvollen Tag, waldkind.

waldkind
22.01.2019, 19:08
Liebe Forumer,
hier folgen ein paar Eckdaten zu Andreas Stech, einem recht bekannten Danziger Maler.

Andreas Stech war Danziger Maler des Barock, malte Porträts, Stilleben, Stadtansichten, Altarbilder u.a.
geboren am 09. September 1635 in Stolp
gestorben am 12. Januar 1697 in Danzig

Er ist Sohn des Kunst- und Porträtmalers Heinrich Stech aus Lübeck.

1636 kam die Familie nach Danzig. Dort wurde Andreas Stech zunächst vom Vater unterrichtet.
Ab 1653 Unterricht beim Maler Adolf Boy(1612-1683) in Danzig.
1658 heiratet Andreas Stech die Tochter Adolf Boys, Witwe des Malers August Ranisch. Nach dem Tode seiner Frau heiratet Andreas Stech Adelgunde Wulf. Er hat neun Kinder.
1661/62 erwirbt Stech den Meistertitel auf Grundlage seiner Werke „Die Berufung von St. Andrew“ und„Krösus wirft sich ins Feuer“.
1667 erhält Stech die Danziger Bürgerschaft.
Ab 1677 arbeitet er für König John III. Sobieski von Polen-Litauen.


Einige seiner Werke:
1670-1685 Spaziergang vor den Toren Danzigs
1672-1678 Stilleben mit Eichhörnchen, ein sehr bekanntes Bild
1675 Porträt eines Bürgers von Danzig
1675 Junge mit rotem Halstuch, Nationalmuseum Warschau
1678 Winterliches Panorama von Danzig, Rechtstädtisches Rathaus
1682 Porträt Heinrich Schwarzwald
1685 Porträt einer Patrizierdame aus Danzig
1685 Der junge Schumann, Nationalmuseum Danzig

Unter folgenden Links findet Ihr Gemälde von Andreas Stech. Über die Suchmaschinen lassen sich noch mehr Bilder finden.
http://www.pinakoteka.zascianek.pl/Stech/Stech_2.htm
https://de.wikipedia.org/wiki/Andreas_Stech

Nun hoffe ich, keine Fehler gemacht zu haben. Viel Freude beim Anblick der Gemälde! LG wk.

waldkind
23.01.2019, 12:16
Liebe Forumer,
ich hatte eine schlaflose Nacht, weil ich nicht mehr wusste, woher die Information stammte, dass Heinrich Stech in Lübeck malte. Hier ist die Quelle zur Sicherheit.
https://en.wikipedia.org/wiki/Andrzej_Stech

Heute ein paar Worte zu August Ranisch


August Ranisch war Maler, Steinschneider und Bronzegießer, arbeitete auch mit Ton und Silber.
Er soll um 1620 geboren sein und 1670 in Danzig gestorben. Wobei man die Daten mit Vorsicht genießen sollte.
Er war der Sohn des Dresdner Edelstein-und Wappenschneiders Nikolaus Ranisch (*ca 1568, +19.07.1640). Und wie vorher erwähnt war er der Schwiegersohn von Adolf Boy.

Ich habe folgenden Eintrag in „Geschichte Danzigs von der ältesten bis zur neusten Zeit“ Bd.2-Danzig 1828 gefunden:
„Unter den Danziger Malern fehlte es auch in diesem Zeitraume nicht an Männern, die es zur Meisterschaft in ihrer Kunst gebracht hatten. Zu ihnen gehören vor Allen: August Ranisch (starb 1670), der in van Dycks Manier zu arbeiten pflegte, und einige noch vorhandene, sehr wohl gelungene Altarblätter für die Dominikanerkirche lieferte.“
Zu diesen Werken für die Dominikanerkirche soll es ein Gemälde „Die Taufe Christi“, von 1650-1653, gegeben haben. Das Bild habe ich aber nicht gefunden und ich wüsste nun gerne, ob es noch existiert.
Ein anderes aus 1647 stammendes Altarbild des Hochaltars der Nikolaikirche zeigt den Hl. Nikolaus, der von Christus ein Buch empfängt und von Maria die Mitra. Dieses Bild kann man bei wikipedia gut einsehen. Man muss es anklicken und vergrößern.

https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/0/03/Gdansk-Bazylika-sw-Mikolaja-9.jpg

waldkind
23.01.2019, 20:51
Das im letzten Beitrag erwähnte Zitat geht noch weiter und erwähnt Andreas Stech. Auch interessant, also noch mal mit Erweiterung:

"Unter den Danziger Malern fehlte es auch in diesem Zeitraume nicht an Männern, die es zur Meisterschaft in ihrer Kunst gebracht hatten. Zu ihnen gehören vor Allen: August Ranisch (starb 1670), der in van Dycks Manier zu arbeiten pflegte, und einige noch vorhandene, sehr wohl gelungene Altarblätter für die Dominikaner=Kirche lieferte - und Andreas Stech (st. 1697), ein vortrefflicher Historienmaler, dem die Klosterkirchen zu Oliwa und Pelplin ihre besten Gemälde verdanken, und von dem sich auch ein schönes Altarblatt in der heil. Leichnams=Kirche, ein Frescobild in der Marien=Kirche, und eine Madonna nebst einem Christuskopfe in dem Arthushofe vorfindet."

Einen kunstvollen Abend wünsche ich Euch, wk.

Iris Freundorfer
24.01.2019, 00:34
Liebe Miriam,

puh, ich komme nicht mehr mit. Nach dem letzten Beitrag zu Grass und "Totes Holz" wollte ich mal abwarten, was andere dazu sagen und dann noch etwas schreiben.

Da kam dann nichts, aber von dir die Infos zu den Malern van der Blocke.
Na egal, dachte ich, kannst ja immer noch etwas zu Grass schreiben, beschäftige dich mal mit den van der Blockes.

Und dann kam Holbein und der Vergleich. Schaut man sich die Bilder von Holbein an, findet man Porträts von Erasmus von Rotterdam und Thomas Morus.
- Da war doch was? Wie war das noch mit Utopia? Und die kannten sich alle? -
Da kam ich dann "vom Höckschen auf´s Stöckchen".

Und dann noch die Frage nach den alten Danzigbildern, die in der Nachkriegszeit in so vielen Wohnstuben an der Wand hingen. Auch in meinem Elternhaus. Ich hab versucht, das Bild aus der Erinnerung im Netz zu finden. Ist mir leider nicht gelungen. Es war bestimmt auch ein unbekannter Künstler und das Bild war sicher nicht sehr teuer, aber für meine Eltern dennoch kostbar. Auf dem Bild war das Krantor zu sehen und die Marienkirche dahinter und mehrere Häuser.

Dann kam Ernst Kolbe und der Verweis auf das Westpreußische Landesmuseum
- Was, in Warendorf gibt es ein Westpreußisches Landesmuseum? Da muss ich doch gleich mal gucken -
Ernst Kolbe fiel erst einmal "hinten runter".

Ein paar Bilder von Andreas Stech habe ich mir angesehen, u.a. das Stilleben mit Eichhörnchen. Da verwunderte mich die Apfelsine und die Melone, Südfrüchte im hohen Norden im Jahr 1675:confused:.

Beim letzten von dir genannten Künstler muss ich bisher passen, bin ganz außer Atem.

Ich würd mich gern intensiver damit beschäftigen, was du uns alles zu erzählen und zu zeigen hast. Auch mal darüber nachdenken und dann - je nachdem - auch etwas schreiben. Ich komm leider nicht so schnell hinterher, weil ich ja auch eine Kunstbanausin bin;) und auch nicht immer Zeit und Muße habe.
Auf jeden Fall vielen Dank, ich bemüh mich nachzukommen:)

Viele Grüße
Iris

Felicity
24.01.2019, 01:33
Liebes Waldkind und liebe Iris ! Mich habt Ihr schon lange 'verloren', bin nicht so gewandt in der Kunstgeschichte und habe halt nur ein par Maler deren Bilder ich zu gern sehe. Und diese 'Liebe' stammt noch aus meinen Schuljahren.

Auch haben wir viel Zeit der Adamowicz Affaire gegeben, jedenfalls habe ich es getan. Werde mich bessern und naechste Woche ein bischen nachforschen. Momentan, stecke ich mitten drinnen in the 'Australian Open' und bin hoch betruebt dass wir den Roger nicht im Finale haben werden. Liebe Gruesse von der Feli, die da mit 40 Grad noch gerade 'schnaufen' kann.

Gerhard Jeske
24.01.2019, 11:06
Iris Freundofer #55 Auf der Insel Mainau war das Klima entsprechend, dass dort Südfrüchte wuchsen. Gerhard Jeske grüßt noch nachträglich alle Geburtstags Mitglieder und wünscht ihnen eine stabile Gesundheit

Inge-Gisela
24.01.2019, 18:09
Liebe Miriam,

mit Interesse lese ich hier Deine Texte. Von Kunstgeschichte verstehe ich kaum etwas. Ich weiß nur, ob mir ein Bild gefällt oder nicht. Aber zu diesem Thema hier, finde ich, passt auch der nicht sooo bekannte Kunstmaler und Grafiker Fritz Leopold Hennig, *17.03.1895 in Danzig, +29.03.1951 in Dresden. In seinen frühen Jahren lebte er mit seinen Eltern in Ohra, Stadtgebiet. Viele Jahre in Zoppot und später in Dresden. Über ihn kann man so einiges lesen unter Eingabe "Fritz Leopold Hennig - Wikipedia", und im Danziger Hauskalender 2018 wurde auch etwas über ihn berichtet, geschrieben von seinen Söhnen Fritz und Olaf. Deshalb muss ich hier nicht näher auf sein Leben eingehen. Das Krantor und die Mariengasse gehören natürlich auch zu seinen Werken. Ich meine sogar, ein/zwei Werke sind hier in einem älteren Thread abgebildet. Dann stammt auch ein Plakat von ihm, die Richard Wagner Festspiele 1931 - Ostseebad Zoppot Waldoper betreffend.

Lieben Gruß, in Hamburg ist es derzeit lausig kalt, wahrscheinlich auch in Berlin.

Inge-Gisela

waldkind
24.01.2019, 20:34
Liebe Iris,
jetzt siehste, wie es so rüber kommt, wenn einer in seinem Lieblingsthema davon galoppiert.;)Ich dachte, wenn ich sowieso recherchiere, kann ich ein paar Eckdaten hier rein setzen. Wenn es mal geschrieben steht, geht es nicht so schnell wieder verloren. Es kann aber jeder sein eigenes Thema aufgreifen, was ihn gerade interessiert.
Ich persönlich finde es immer schön von den Bildern zu hören, die die Vorfahren nach dem Krieg in die Wohnstube hängten. Da steckt viel Heimatliebe drin. Das Krantor, die Marienkirche, das Rathaus, das ist wohl alles so oft gemalt worden, dass man diese Bilder niemals zählen wird können. Ich glaube, das ist einzigartig in Danzig, dass die Künstler nicht müde werden diese Stadt zu malen.

Liebe Feli,
ich hatte dich nicht verloren. Ich habe immer fein nachgeschaut, was du gerade machst. Und seit deinem letzten Beitrag hier in diesem Thread schlafe ich abends öfter mit Bildern von Spitzweg vor meinem geistigen Auge ein. Dieser Mensch hatte so viel Lust und Humor für die kleinen Dinge des ganz alltäglichen Lebens. Oder ich sehe Bilder von St. Barbara und deinen Großeltern. Ich finde es auch schön, wenn einer einfach sagt, welches Bild er gerne mag.

Liebe Inge-Gisela,
ich denke oft an dich und an Ohra. Danke für deinen Beitrag. Dann beschäftige ich mich jetzt erst mal mit Fritz Leopold Hennig. Es liegt mir am Herzen etwas über Kunst in Ohra heraus zu finden.

Liebe Forumer,
viele von Euch kennen Danzig und viele seiner Kunstwerke. Ich erfahre gerne etwas aus Euren Erfahrungen. Zum Beispiel wüsste ich gerne etwas über die 12 allegorischen Frauengestalten im Altstädtischen Rathaus von Adolf Boy. Oder darüber, wer Meister Paul ist und was es mit dem Christophorus auf sich hat.

Herzliche Grüße an alle, vom waldkind, alias Miriam.

Inge-Gisela
24.01.2019, 20:54
Liebe Miriam,
vielleicht fällt Dir beim genauen Lesen von Fritz Leopold Hennig - Wikipedia eine Kleinigkeit auf :-).
Du magst den Spitzweg, ich auch. Früher war es ja mal modern, dass man sich mit Besticken von Bildern beschäftigte (wenn man z.B. nicht malen konnte). So entstand mein gesticktes Bild "Der Bücherwurm". Es ist mittlerweile ca. 45 Jahre alt und ich finde, es sieht heute noch genauso aus wie zur Zeit der Fertigstellung. Heute könnte ich die feinen Stiche mit so dunklem Garn gar nicht mehr machen. Da würden meine Augen streiken.

23822

Lieben Gruß

Inge-Gisela

waldkind
25.01.2019, 10:07
Liebe Inge-Gisela,
ja früher war alles anders als heut, gerade was unsere Augen angeht. Im Museum wirke ich öfter verdächtig, weil ich die Brille absetze und mit der Nasenspitze kurz vor der Leinwand ende;). Danke für deine Spitzweg-Stickerei. Gobelins stickte man mit Wolle auf Stramin. Spitzweg ist der beste Beweis, dass man Romantik mit Licht und Humor verbinden kann und nicht automatisch an Tod, Jenseits oder andere Übergänge denken muss. Besonders gut gefällt mir aber sein Gedicht zur Dichterey und das Gemälde "der arme Poet", weil er den Nagel so was auf den Kopf trifft. Die Poesie ist eine wahre Kunst, doch keiner will sie zahlen.
Tipp für Spitzweg-Liebhaber ist wikipedia. Da muss man ganz runterscrollen und man findet so viele seiner Werke.
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Spitzweg

Um von einem Stickbild mit Spitzweg zurück nach Danzig zu kommen, habe ich diesen Link entdeckt:
https://westfalen.museum-digital.de/index.php?t=objekt&oges=703

Den habe ich noch nicht ausgiebig studiert, aber ist bestimmt spannend. Ursprünglich gab es das gewebte Wandbild, den Wandteppich, die Tapisserie. Daraus entwickelte sich das Stickbild. Da lässt sich einiges bei wikipedia unter "Gobelin-Manufaktur" finden. Ich kann mir vorstellen, dass es in Danzig einige wertvolle Wandteppiche oder Gobelins gab. Wer hierzu Ideen hat, bitte melden und Tipps geben. Liebe Grüße vom waldkind.

Felicity
25.01.2019, 11:39
Liebes Waldkind ! Danke Dir fuer die Arbeit und die Zeit die Du uns da gewidmet hast. Mitten drinnen im 20 Century Trubel hast Du mich in eine alte Welt versetzt, in der ich doch zu gerne meine Zeit verbringe. Innigsten Dank und liebe Gruesse von der Feli.

Inge-Gisela
25.01.2019, 13:12
Liebe Miriam,
es ist jetzt nicht direkt Danzig, aber es gibt ja z.B. Wandteppiche in der Marienburg, die mich auch faszinierten. Hier 3 Bilder (bzw. Ausschnitte) davon. Als ich das erste Mal in der Marienburg war, durfte ich nicht fotografieren und war dann erstaunt, dass im vergangenen Jahr das überhaupt kein Problem war.

23823 23824 23825

Lieben Gruß

Inge-Gisela

waldkind
25.01.2019, 14:48
Hallo an alle, besonders an die Ohraer,
hier habe ich mal was Feines entdeckt, den Schinkel-Plan für die Ohra-Kirche.
https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/TGPGCLPDZ3EIHTK3BDW3DKIEH7ISDJEP

Womit ich keinesfalls von den Gobelins ablenken möchte oder den Romantikern.

Liebe Inge-Gisela,
die Wandteppiche sind wirklich faszinierend. Ich hatte auf dem Trödel ein schmales Deckchen entdeckt in diesem Wandteppich-Stil, natürlich mitgenommen. Da kann ich nun die Machart dieser Herstellung genau studieren. Auf dem ersten Wandteppich von Marienburg erkennt man sehr deutlich, dass die Deutschen Waldkinder waren und wie urig so ein Eichenwald damals ausgesehen hat. LG waldkind.

Inge-Gisela
25.01.2019, 17:04
Liebe Miriam,

ich musste jetzt erst einmal nachschauen, was Salesianerkirche bedeutet, ich weiß zwar, dass die Kirche jetzt Jan Bosko heißt, mir war aber nicht die Ordensgemeinschaft bekannt. So lernt man immer noch dazu.
Ja, man denkt nicht, dass in einem ehemaligen kleinen eigenständigen Ort wie Ohra eine Kirche steht, die der berühmte Schinkel entworfen hat.

Lieben Gruß

Inge-Gisela

waldkind
25.01.2019, 18:16
Liebe Inge-Gisela,
das Wort "Salesianerkirche" hatte ich glatt überlesen, Kupferstichkabinett und Schinkel hatten sich in mein Gehirn graviert. Mit der Bauerei damals muss man sich wie folgt vorstellen: Nicht jeder Bau, wo Schinkel draufsteht, hat Schinkel selbst entworfen. Die Meister unterhielten ihre Werkstatt bzw. ihr Atelier unter ihrem Namen. Sie alleine signierten die Entwürfe oder Gemälde. Aber es arbeiteten ja viele im Atelier. In der Malerei war es, dass die Gemälde der Schüler automatisch in den Besitz ihrer Meister übergingen. Die Schüler konnten mit dem Meister am gleichen Bild arbeiten. Zum Beispiel fertigte der Maler die schwarz-weiße Untermalung an, die Schüler trugen Farbe auf, der Meister vollendete das Bild. Oder die Schüler übernahmen die weniger wichtigen Partien, etwa den Hintergrund. Man muss sich das früher mehr handwerklich vorstellen als heute die Kunst.

Für unsere Feli, damit sie uns nicht verloren geht, ein Stück Romantik: Wilhelm August Stryowski

Stryowski ist einer der berührendsten Vertreter der Romantik-Epoche. Die Romantik reichte in der Malerei vom Ende des 18. Jh. bis zum Ende des 19. Jh. Stryowski ist am 23. Dez. 1834 in Danzig, Petershagen an der Radaune geboren und am 3. Febr. 1917 in Essen gestorben. Er soll in Danzig beerdigt worden sein.
Stryowski erhielt seine ersten künstlerischen Unterweisungen von seinem Onkel, dem Porträtmaler David C. Franz. Er studierte an der Danziger Kunstakademie bei Johann Carl Schultz (Schultz radierte nicht nur, er malte auch). Stryowski ging 1852 mit einem Stipendium auf die Kunstakademie in Düsseldorf und war dort Schüler von Friedrich Wilhelm Schadow (1788-1862). Stryowski war Genre- und Historienmaler. In Danzig wurde er bekannt wegen seiner Flissenmalerei.
Zur damaligen Zeit trieben Flößer, Flissaken genannt, Holzstämme zu großen Traften vereinigt, die Weichsel hinab. Die Flößer waren meist Polen, die Baumstämme aus Russland herbei trieben. Diese Flissaken hat Stryowski in einzigartigen Gemälden verewigt. Bekannt sind vor allem die beiden Ölgemälde "Flößer am abendländischen Lagerfeuer" und "Flößer an der Weichsel". Beide Gemälde findet ihr unter den folgenden Links. Beste Grüße vom waldkind.

https://www.gedanopedia.pl/images/thumb/a/a3/Flisacy_–_wieczór_nad_Wisłą,_Wilhelm_August_Stryow ski,_1881.JPG/180px-Flisacy_–_wieczór_nad_Wisłą,_Wilhelm_August_Stryow ski,_1881.JPG

http://static.prsa.pl/images/8b02a17a-df9e-4f95-aa9d-1ea77bd7fc93.jpg

http://www.gdanskstrefa.com/wp-content/uploads/2017/02/Flisacy-przy-wieczornym-ognisku.jpg

Felicity
26.01.2019, 07:18
Danke Wakdkind ! Diese Gemaelde sind wirklich einzigartig und ich hatte sie noch nie gesehen. Auch habe ich noch nie dieses wunderbare Spiel der Farben gesehen. Nur Icon Maler produzieren sie. Deshalb liebe ich so meine Icons. Danke und liebe Gruesse von der Feli

Stejuhn
26.01.2019, 11:17
Guten Morgen, Waldkind,

ich bin überwältigt von der Schönheit dieser Bilder.
Wie der Maler die Leuchtkraft des Feuers eingefangen hat..... !
Ich kann nur staunen.

Ein schönes Wochenende wünscht Dir Sigrid

Inge-Gisela
26.01.2019, 12:11
Liebe Miriam,

auch ich bin ganz begeistert von den drei Bildern. Die Farben sind einfach überwältigend. Ich kannte sie ebenfalls nicht. Übrigens, was Du über Schinkel sagst, da zweifelt man ja auch an so einigen Bildern, die sehr bekannte Maler angeblich gemalt haben und es vielleicht doch eher Schüler gewesen sind. Letztendlich erfreut man sich an den Bildern, auch wenn man nicht immer die Wahrheit kennt.

Lieben Gruß

Inge-Gisela

waldkind
26.01.2019, 16:07
Hallo Ihr Lieben,
ich bin ebenso begeistert von diesem Künstler und seinen Werken. Er hat natürlich auch anderes geschaffen als Flößer. Die anderen sind technisch meisterhaft, aber die mit den Flößern, die berühren einen.

Stryowski war, wie gesagt Schüler von Johann Carl Schultz. Schultz war Direktor der Kunstschule Danzig. Die Ausbildung an der Kunstschule Danzig dauerte zwei Jahre lang. Danach konnten die besten Schüler ein Stipendiat der Danziger Friedensgesellschaft erhalten, um in Berlin, Dresden oder Düsseldorf die Kunstakademie zu besuchen. Mit einem solchen Stipendium ging Styowski nach Düsseldorf. Nicht immer nahm er es sehr ernst mit dem Studium, aber wegen seiner hohen Begabung wurde ein Auge zugedrückt.
Stryowski hat eine Technik drauf, um die Farben zum Leuchten zu bringen, die heute so schnell keiner nachmacht. Perspektivisch korrekt, das hat er von Schultz. Und dann kommt das tiefe Empfinden für das Motiv dazu. Das ist im Gesamtpaket ideal. Es erscheint daher völlig unverständlich, dass Stryowski in der Vergangenheit in den Lexika der Kunstgeschichte überhaupt nicht vorkam. Um so bedeutsamer ist hier die Zusammenarbeit des Westpreußischen Landesmuseums mit dem Nationalmuseum Danzig, die solche Werke der allgemeinen Öffentlichkeit zugänglich macht. Im Netz finden sich noch mehr Bilder von ihm. Wenn man mal durchstöbert, sieht man wie vielfältig er malen konnte. Hier noch ein Link, ansonsten seinen Namen bei Google eingeben und auf Bilder klicken.

http://www.artnet.de/künstler/wilhelm-august-stryowski/

Diese beiden Bilder befinden sich auch in einem Begleitbuch zu einer Ausstellung des Westpreußischen Landesmuseums in 2005. "Danziger Malerei des 19. Jahrhunderts". Ein hübsches Büchlein mit interessantem Erläuterungstext z.B. zur Danziger Kunstschule. Kostet 5,-Euro. Gute Grüße, Miriam.

Iris Freundorfer
26.01.2019, 18:40
Liebe Miriam und alle anderen,

was mich an den Bildern von Stryowski am meisten beeindruckt, ist, wie es ihm "nur" mit Pinsel und Farbe gelungen ist, das Licht einzufangen. Sigrid beschrieb es schon mit "der Leuchtkraft des Feuers". Man sieht die frühabendliche Stimmung und wie der Feuerschein die umstehenden Personen erhellt. Sehr gelungen empfinde ich es auch bei diesem Atelierbild, auf dem die durchs Fenster einfallenden Sonnenstrahlen dem Bild eine besondere Stimmung geben:
https://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_August_Stryowski#/media/File:Stryowski_Freitag_rze%C5%BAbi%C4%85cy_popiers ie_Heweliusza.jpg

Mir persönlich gefällt auch dieses Bild sehr gut:
http://www.artnet.com/artists/wilhelm-august-stryowski/the-confirmation-class-wL9ljrLCP0YHmFFFgTgAKA2
Wenn man sich mit der Ahnenforschung beschäftigt, stellt man sich doch oft vor (bei mir ist das jedenfalls so), wie die Menschen seinerzeit lebten, wie sie ihren Alltag gestalteten und wie sie Feste feierten. Das Bild von den Konfirmanden entstand 1863 und wenn man es anschaut, ist es, als ob man eine kleine Zeitreise machen würde.

Das ging mir übrigens bei einigen Bildern so, die Miriam uns hier vorgestellt hat. Zum Beispiel bei den Spitzwegbildern. Ich bin durch diese Straßen "spaziert" und habe die Menschen dort "beobachtet" - beim Gießen ihrer Blumenkästen (das es das damals schon gab!) und beim Abseilen von Liebesbriefen (Dumm nur, dass die Mutter der Angebeteten im Zimmer war :)).

Ich frage mich auch, was wohl von unserer Zeit der Nachwelt erhalten bleibt. Gegenständliches Malen (heißt doch so, oder?) ist ja nicht mehr so up-to-date. Stattdessen wird digital fotografiert, was das Zeug hält. Diese "Bilder" sind aber letztlich doch nur Daten mit begrenzter Haltbarkeit. Nichts für die "Ewigkeit".

Viele Grüße
Iris

waldkind
26.01.2019, 21:30
Liebe Iris, liebe Forumer,

das Licht ist eigentlich in allen Kunstepochen ein wichtiges Thema. Denn ohne Licht kein Bild. Ein Maler setzt sich nicht nur mit Farben und Technik auseinander, sondern auch mit Licht. In den beiden Bildern, die du uns hier zeigst, Iris, spielt das Licht eine wichtige Rolle. Es gehört mit zum Thema der Bilder. Kunstgeschichtlich ist auch schon die Zeit des Impressionismus angebrochen, dieser macht das Licht zum Hauptmotiv. Sicher wendet Stryowski eine Lasurtechnik an, die es ermöglicht die Farben so zum Leuchten zu bringen.
Einerseits ist Stryowski der totale Realist und bildet alles haargenau kleinlich ab. Wie gesagt, Schultz war sein Meister und der konnte das gar nicht anders. Aber Stryowski legt immer noch eine Botschaft ins Bild, was Schultz so nicht brauchte. Nehmen wir das Atelierzimmer mit der Büste von Hewelius. Bei allem Realismus, wie klein wirkt der Bildhauer neben seinem Kunstwerk! Das Kunstwerk ist mächtiger als sein Schöpfer! Hier geht er vielschichtig ins Thema. Wie groß ist Hevelius? Welche Freiheit hat ein Künstler überhaupt gegenüber seinem Kunstwerk? usw.
Übrigens teilte sich Stryowski das Atelier mit dem Bildhauer Rudolf Freitag, der Schöpfer dieser Büste ist. Das Atelier befand sich im Franziskanerkloster. Dort hinein wurde ja auch das Stadtmuseum (1872) gegründet. Stryowski war der Konservator und die Kunst des Rudolf Freitag die erste Bestückung des Museums.

Was die abstrakte und die gegenständliche Kunst angeht. Beides hat wohl seine Berechtigung. Aber mal ehrlich: Was muss einer alles können, um solche Bilder zu malen, wie Styowski zeigt?
Was sollte der Unterschied sein zwischen Fotographie und Malerei? Die Malerei muss mehr sein als die Fotografie. Sie muss dem Bild Seele geben.

Ich wünsche Euch ein schönes kunstreiches Wochenende, Miriam - waldkind.

waldkind
27.01.2019, 00:33
Liebe Forumer,
hier gibt es einen schönen Link für diejenigen, die sich für das Franziskanerkloster im Bezug auf Danzigs Kunstgeschichte interessieren. Die Kunstsammlungen im Franziskanerkloster, Wegweiser von Museumsdirektor Dr. Hans F. Secker, Copyright 1917 Stadt- und Provinzialmuseum Danzig. Mit dem Link wird so schnell nicht langweilig. Ich wünsche einen schönen Sonntag, waldkind.

https://archive.org/details/diekunstsammlung00seck/page/n7

Iris Freundorfer
27.01.2019, 00:49
Liebe Miriam und alle anderen,

Was ist denn aus der Hevelius-Büste geworden? Wie groß war/ist sie tatsächlich? Weißt du das? Und wie ist die Frage gemeint - Welche Freiheit hat ein Künstler gegenüber seinem Kunstwerk?-?

Es wird wohl so sein, dass die abstrakte Kunst ihre Berechtigung hat, da kann und will ich mir kein Urteil erlauben, das über mein persönliches Empfinden hinaus geht. Persönlich kann ich mit abstrakter, vor allem völlig gegenstandsloser, Kunst nicht ganz so viel anfangen, da fehlt mir wohl irgendetwas;). Künstlern wie Stryowski, die jedes Detail haargenau abzubilden vermögen, Licht und Stimmungen so genau einfangen können, begegne ich mit höchstem Respekt.

Diese Art von Kunst hat - denke ich - durch die Fotografie an Bedeutung verloren. Das finde ich schade, obwohl es auch sehr gute, künstlerisch wertvolle Fotografien gibt. Aber es ist eben etwas ganz anderes.

Viele Grüße
Iris

Gerhard Jeske
27.01.2019, 12:19
Iris Freudendorfer #74 :Das Urteil ist einfach zu stellen. Die ÄlterenMeister erzeugten nicht nur Kunstwerke, sondern Dokumente, dadurch sind wir heute in der Lage das Leben von damals, in vielen Variationen, nachzuvollziehen. Gerhard Jeske.

Iris Freundorfer
27.01.2019, 13:48
Lieber Gerhard Jeske und alle anderen

das sehe ich auch so, dass viele "Vor-Moderne" Kunstwerke zugleich Dokumente des damaligen Lebens waren. Allerdings mit Einschränkungen. Es waren ja nicht nur weltliche Motive, die die Künstler ab- und nachbildeteten. Zudem gibt es viel mehr Darstellungen der Reichen, Mächtigen und Bedeutenden als der einfachen Menschen. Man weiß auch nicht, was die Maler "wegließen", bewusst oder unbewusst.
Auf jeden Fall würden wir ohne diese Kunstwerke heute bedeutend weniger über die früheren Jahrhunderte wissen.

Viele Grüße
Iris Freundorfer

waldkind
27.01.2019, 13:50
Liebe Iris,
du stellst viele Fragen und damit ich nicht durcheinander komme, gehe ich erst mal nur einer nach. Die ist nämlich gar nicht leicht zu beantworten.

Die Büste Hevelius
1790 soll König Stanislaus Augustus dem altstädtischen Rathause eine marmorne Büste des Hevelius überreicht haben.
Vielleicht handelt es sich in dem Bild von Stryowski nicht um eine eigene Schöpfung des Rudolf Freitag, sondern um eine Restaurationsarbeit. Die alte marmorne Büste soll unter der Obhut der Naturforschenden Gesellschaft gestanden haben. Es gibt an dieser Stelle noch Klärungsbedarf. LG Miriam

Iris Freundorfer
27.01.2019, 14:06
Liebe Miriam und alle anderen,

wer weiß, vielleicht ist die Darstellung der Büste auf dem Bild von Stryowski das einzige erhalten gebliebene Dokument dieser 1790 überreichten Büste!

Viele Grüße
Iris

waldkind
27.01.2019, 14:29
Liebe Iris, liebe Forumer,
dieser Gedanke, dass Stryowski uns das einzige Abbild der alten Hevelius-Büste bringt, kam mir auch soeben! Es ist doch wirklich erstaunlich, wie wenig man in einer Zeit der Informationsüberflutung zu einzelnen Themen weiß und wie ahnungslos auch wikipedia sich zeigt.

Die Infos zur Marmorbüste Hevelius habe ich aus:
- Leben, Studien und Schriften des Astronomen Johann Hevelius; von Johann Heinrich Westphal, Königsberg 1820
- Geschichte Danzigs von der ältesten bis zur neusten Zeit, 1822
LG Miriam, alias waldkind

Iris Freundorfer
27.01.2019, 18:00
Liebe Miriam und alle anderen,

im Internet habe ich gefunden, dass es eine Büste von Elisabeth Hevelius gibt (der Ehefrau). Genauer gesagt, habe ich ein Bild dieser Büste gefunden, weitere Angaben dazu leider nicht: https://www.sciencephoto.com/media/77989/view

Das Internet scheint zwar schier unerschöpflich zu sein, aber es ist in der Tat so, dass es durchaus so manche Lücke gibt. Es ist keineswegs das "gesammelte Wissen der Welt". Wenn man genau hinschaut, stellt man auch fest, dass es zwar verschiedene "Quellen" zu geben scheint, oft genug wird allerdings nur wiederholt abgeschrieben.

Viele Grüße
Iris

waldkind
27.01.2019, 21:41
Liebe Iris,
danke für die interessante Büste. Leider wissen wir nicht, wer sie herstellte. Elisabeth war die zweite Ehefrau von Hevelius. Sie sollen ein echtes Team gewesen sein und haben mit Vorliebe zusammen in die Sterne geschaut. Auf wikipedia ist ein hübsches Bild davon, wenn man nach ihrem Namen googlet.

Die Informationen, die man im Internet findet, muss man halt auf ihre Richtigkeit hin prüfen, was aber nicht immer gelingt. Ich nutze gerne ältere Quellen, weil ich dabei einen viel tieferen Zugang zu der Persönlichkeit eines Menschen bekomme. Rudolf Freitag zum Beispiel muss auch ein lustiger Mensch gewesen sein, der gerne seinen Utopien folgte und dem die Kunst über alles ging. Mit Stryowski zusammen muss es ein abenteuerliches Gespann gewesen sein. Heraus kam dabei das Stadtmuseum. Dabei ist mir eingefallen, dass die erste Bestückung dieses Museums nicht nur aus persönlichen Werken von Freitag gestammt haben kann. Das ergibt gar keinen Sinn. Freitag war Kunstsammler, er hat alles zusammen getragen, was in Danzig nicht niet- und nagelfest war, also was sonst keiner mehr haben wollte. Vermutlich hat er das eine oder andere aufpoliert. Und natürlich drängte es ihn, daraus ein Museum zu machen. Wohin sonst mit all den Sachen? Ob die Büste des Hevelius dabei war?

Hier ein Bild zwecks guter Unterhaltung. War gerade auf der Seite vom Nationalmuseum. Das Porträt eines Patriziers wurde um 1590 gemalt. Der Urheber ist vermutlich Anton Möller, der in Danzig einiges geleistet hat. Auch dieses Bild ist eine typische Porträtdarstellung der damaligen Zeit. Das Werk stammt aus einer Privatsammlung aus Köln und ist im Nationalmuseum Danzig in der Abteilung für alte Kunst zu sehen.
http://www.mng.gda.pl/2018/11/27/nowy-obraz-w-depozycie-w-oddziale-sztuki-dawnej/.

Wünsche allen hier einen schönen Abend, waldkind Miriam.

Ulrich 31
27.01.2019, 22:54
Zu #81:

Da der im letzten Absatz gezeigte Link sich nur über dessen Kopie öffnen lässt, poste ich hier nachfolgend den leichter zu öffnenden Link. In der geöffneten Seite ist das Porträt der PatrizierIN sehr schön zu sehen, unter dem, deutsch korrigiert übersetzt, angegeben ist: "Porträt einer Patrizierin, Anton Möller, um 1590, Privatsammlung, Köln, Foto MNG-Archiv".

> http://www.mng.gda.pl/2018/11/27/nowy-obraz-w-depozycie-w-oddziale-sztuki-dawnej/ .

Ulrich

Iris Freundorfer
27.01.2019, 23:54
Liebes waldkind Miriam (gefällt mir), lieber Ulrich und alle anderen,

was für eine Halskrause! Wie unbequem muss das gewesen sein!? Das fand ich dazu bei wikipedia: "Die Halskrause war in der Regel aus weißem Leinen, gestärkt, mit einer Brennschere röhrenförmig getollt (Pfeifenkragen)." Es gab noch ganz andere Ausmaße, sie wurden Mühlsteinkrausen genannt. Dazu dieses hübsche Bild:
https://de.wikipedia.org/wiki/Halskrause_(Mode)#/media/File:Johannes_Cornelisz._Verspronck_-_Portrait_of_a_Woman_-_WGA25030.jpg
Die Herren der Schöpfung hatten nicht minder dekorative Halskrausen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Halskrause_(Mode)#/media/File:Sir_Walter_Raleigh_oval_portrait_by_Nicholas_ Hilliard.jpg

Allen eine gute Nacht ohne Halskrause
Iris

PS: Ja, man sollte viele Informationen gegenchecken, die 2. und/oder 3. Quelle sollte am besten von der 1. komplett unabhängig sein. Die zahlenmäßig 1. Quelle ist nicht zwingend die "allererste Quelle".

waldkind
02.02.2019, 19:55
Hallo Forumer,

hier folgt die Quintessenz meiner Suche nach Anton Möller. Da ich die Datenlage wackelig fand, findet Ihr am Ende des Beitrages einen Link und eine Quellenangabe. Diese Quelle hat mir am Besten gefallen.

Anton Möller ist 1563 in Königsberg geboren und 1611 in Danzig verstorben. Biblische Motive, Porträts und Allegorien waren Hauptgegenstand seiner Malerei. Er malte mit Öl und Tempera und zeichnete mit der Feder.

Er war das älteste Kind seines Vaters Anton Möller (+1575) und Ursula Harmann. Von 1578 bis 1885 begeht Möller seine Lehre in Prag am Hofe Rudolfs II. von Habsburg. In seinen jungen Jahren fertigte er Kopien namhafter Meister an, was für Lehrlinge in der Kunst eine ganz übliche Tätigkeit war. Darunter sollen sich die 36 Blätter der Kleinen Passion und die 30 Blätter der Großen Passion des Albrecht Dürer befunden haben. Obwohl Dürer Holz schnitt und Möller mit der Feder riss, müssen die Kopien Möllers oft für die Originale Dürers gehalten worden sein. Daher versah Möller seine Kopien mit einem Erläuterungstext. Daraus geht hervor, dass er damit rechnete von der wütenden Pest weggerafft zu werden.

Nach der Lehre ging Möller nach Danzig. Es ist die Rede davon, dass er sowohl nach Italien reiste als auch nach Antwerpen. Genaueres erfährt man allerdings nicht. Zahlreiche Werke Möllers sind in Danzig erhalten und stehen zum Teil unter der Obhut des Danziger Nationalmuseums. Eine Besonderheit in seiner Malerei ist, dass er Ansichten von Danzig als Hintergrund in seinen Bildern einbaute. Daraus ergibt sich eine besondere Beziehung zwischen dem Künstler und der Stadt Danzig. Möller malte nicht nur für Danzig, sondern auch für seine Geburtsstadt Königsberg.

Seine Porträtmalerei haben wir an zwei Beispielen in voran gegangenen Beiträgen kennen gelernt. Im Netz findet man noch mehr davon. Bei wikipedia finden wir eine Auflistung seiner Werke. Schade ist, dass man über die Technik und Größe der Bilder selten etwas erfährt. Ich selber möchte zwei Werke hervorheben, die mir besonders aufgefallen sind.

1. Das Jüngste Gericht im Artushof von 1603
Das Jüngste Gericht war offensichtlich eines seiner Lieblingsthemen, oder das der Danziger Kaufleute oder der Katholiken. Das Bild wurde 2000 farblich rekonstruiert. Bei Joachim Kürtz „Danzig“ 2006 finden wir das Gemälde gleich zweimal (S.38/S.45). Das Bild besticht durch seine enorme Größe. Es trug gewiss erheblich zum Bekanntheitsgrad Möllers bei.

https://www.gdansk.pl/historia/anton-m-ller-malarz-gdanska,a,79360

2. Die Almosentafel in der Marienkirche
Eine Almosentafel ist ein Tafelgemälde(meist auf Holz), das an die Armen erinnert und zum Spenden aufruft. Gezeigt werden Werke der Barmherzigkeit. Maria mit dem Kinde ist ohnehin der Inbegriff für Barmherzigkeit.

https://de.wikipedia.org/wiki/Anton_Möller#/media/File:Anton_Möller_Almosentafel.jpg

Kommen wir zuletzt zu einer Besonderheit in Möllers Schaffen, dem Werk „Omnium statuum foeminisexus ornatus et usitati habitus Gedanenses, ad ocules positi etdivulgati ab Antonio Moellero ibidem pictore. Anno saluti 1601“-„Der Danziger Frawen und Jungfrawen gebreuchliche Zierheit undTracht/ so itziger zeit zu sehen/..“, gedruckt zu Danzig durch Jacob Rhodo 1601. Es handelt sich dabei um 20 Blätter Danziger Frauentrachten. Ich glaube, wir sprachen im Forum schon einmal über dieses Werk. Es ist 1889 als Faksimile-Reproduktion durch Richard Bertling, Danzig neu herausgegeben worden. Es wird meist der Anschein erweckt, Möller habe die Holzschnitte selber gefertigt. Es findet sich aber auch die Aussage, dass ein Schnitzer die Holzstöcke nach den Zeichnungen von Möller fertigte. Zum Drucken eines Buches waren Holzschnitte notwendig, Zeichnungen reichten nicht aus. Ich finde dieses Werk für Möller etwas ungewöhnlich, vielleicht steckte seine Frau dahinter.

Hier nun die besagte Quelle:
Über die Künste Anton Möller und Joachim Bering und ihre Arbeiten, von A. Hagen; in: 1847, Neue Preussische Provinzialblätter, Bd IV, 1847-2/19, SS. 410-448

Ich setze hier den Link für alle Preußischen Blätter, da findet Ihr bestimmt noch mehr zum Stöbern. Für Anton Möller müsst Ihr nur den richtigen Link anklicken.

http://dlibra.bibliotekaelblaska.pl/dlibra/publication?id=35378

Ich hoffe, es haben sich keine Fehler und Pannen eingeschlichen. Garantie für Fehlerlosigkeit kann ich leider nicht übernehmen.
Frohes Schaffen und Stöbern, wünscht das waldkind, alias Miriam.

Antennenschreck
02.02.2019, 20:26
Hallo Waldkind,

ich habe hier ein Buch mit dem Namen: Anton Möller und seine Schule, ein Beitrag zur Geschichte der Niederdeutschen Renaissancemalerei. Auch darin beschreibt der Autor Walter Gyssling das Dunkel, welches sich um diesen Künstler verbreitet hat:

Schon Zeit und Ort der Geburt lassen sich bei unserem Künstler immer noch nicht mit Sicherheit fixieren, wenn auch manches dafür zu sprechen scheint, dass Möller wahrscheinlich um1563 in Königsberg das Licht der Welt erblickt hat, sicherlich nicht wie man lange früher gemeint hat in der alten Hansestadt an der Mottlau, wo er dann die längste Zeit seines Lebens zugebracht und den Gipfel seiner Kunst erklommen hat. Der Künstler selbst hat uns nämlich auf einem Schriftblatte das er einem Folioheft mit Federzeichnungen nach Dürer'schen Holzschnitten beigab, das Jahr 1578 als das des Anfangs seiner Lehrjahre bezeugt und man wird nicht fehl gehen in der schon von Hagen und Bertling vertretenen Annahme, dass das nach Analogie anderer zeitgenössischer Künstler kaum früher als im Alter von etwa 15 Jahren geschehen sein könne, was auf 1563 als Geburtsjahr weist….

Aber möglicherweise hast du dieses Buch auch schon.

LG Arndt

waldkind
02.02.2019, 21:28
Lieber Arndt,
nein, das Buch habe ich nicht. Kannst du mir gerne schenken;)
Wenn ich all die tollen Bücher sehe, will ich sie immer gleich kaufen. Aber Bücherregale sind schon voll. Gibt es denn auch einen Verlag und ein Jahr, in dem das von dir erwähnte Buch raus kam?

Es ist so wie du sagst. Bei allem, was ich las über Anton Möller, packte mich der Zweifel, ob es genauso wie es geschrieben steht auch sich zugetragen hat. Es fängt schon mit den unterschiedlichen Geburtsdaten an. Was heißt sieben Jahre Lehre? Vielleicht war er nur sieben Jahre an dem besagten Hofe. Hat es die Italien- und Antwerpenreise wirklich gegeben oder ist sie erfunden, weil es sich immer gut macht für einen Künstler in der damaligen Zeit mal in Italien oder Antwerpen gewesen zu sein. Diese Frauentrachten, sie passen überhaupt nicht zu seinem Typ. Nichts dergleichen kommt ein zweites Mal vor. Was also steckt dahinter? Dann diese Vorliebe für das Jüngste Gericht - ?
Was die Porträts angeht, so sind es ganz normale Malereien wie sie halt zu jener Zeit angefertigt wurden. Das Einbetten des Danziger Panoramas in seine Gemälde, zeugt doch von einer ziemlich eigenwilligen, vielleicht auch extravaganten Persönlichkeit. Es ist zumindest eine brilliante Idee, um sich selber das zu geben, was wir heute das "Alleinstellungsmerkmal" nennen.

Das Schwierige und Gemeine in solchen Fällen ist, dass schwammige Dinge oft so hingestellt werden, als seien sie klar. Im Zuge der gegenseitigen Abschreiberei meint man dann irgendwann sicher etwas zu wissen, was es so nie gab. Mich hat es bis hierher angestrengt und es wird mich noch eine Weile beschäftigen.

LG waldkind Miriam

Antennenschreck
02.02.2019, 21:56
Hallo Waldkind,

versuche einmal diesen Link, denn kaufen kann man das Buch wohl nicht mehr:

https://archive.org/details/antonmllerundsei00gyss

Der Download sollte eigentlich klappen.

LG Arndt

Antennenschreck
02.02.2019, 21:56
Also der Link geht. Du musst nur auf pdf klicken.

waldkind
02.02.2019, 22:43
Danke Arndt. Schöner Link.

Gyssling bestätigt einen darin wie sicher die Unsicherheit um Möller ist. Wie schnell wird in der Kunst aber auch hinein interpretiert. Kann man das Ungesicherte nicht einfach akzeptieren? Wir wollen immer alles ganz genau wissen und glauben dann einen Menschen zu kennen. Aber bei Möller sprechen in der Hauptsache seine Bilder für ihn. Das ist für einen Künstler das Wichtigste.

Komischer Weise findet man niemanden, der sich ernsthaft mit den einzelnen Werken auseinander setzt. Aber Bilder sprechen für sich. Sie geben Auskunft über einen Künstler, die Zeit, in der er lebte, den Ort, vielleicht die Menschen und die Gesellschaft. Da bleibt zu hoffen, dass es in Polen ein paar Kunstspezialisten gibt, die genau diese Arbeit machen.

Wenn Gyssling von Renaissance-Malerei spricht, so muss man doch eingestehen, dass das jüngste Gericht manieristisch angehaucht ist. Gehen wir einmal davon aus, dass Möller sich mit den Werken Dürers intensiv auseinander setzte, was zu vermuten ist, so ist er stark von der deutschen Renaissance geprägt. Erstaunlicher Weise hat Dürer sich auch nicht so sehr von den Italienern beeinflussen lassen. Da verhielt sich die Sache eher anders herum, dass Dürer in Italien berühmt wurde. Vielleicht war das so eine Art Spagat, den Möller versucht hat. Etwas typisch Deutsches in seiner Malerei zu erhalten. Aber gleichzeitig muss er sich modern genug geben, also italienisch genug sein, um in der Danziger Italienmanier anerkannt zu sein.
Die Danziger hatten zum damaligen Zeitpunkt eine enge Beziehung zu Venedig. Möller malte ein Bild, dass die Danziger Venedig schenkten, das Bild ist verschollen. Und Isaak van den Blocke soll die Apotheose Danzigs im Roten Saal des Rathauses nach dem Vorbild Venedigs geschaffen haben. Vielleicht steckt in Danzigs Vorliebe für Italien mehr als wir bisher vermuten.
Genug für heute. Schlaft recht schön. waldkind

Gerhard Jeske
02.02.2019, 23:05
Waldkind #84 In Danzig lebte er, aber wo ist er gestorben und wo ist seine Grabplatte? Gerhard Jeske

waldkind
03.02.2019, 12:24
Guten Morgen Herr Jeske,

laut wikipedia verstarb Anton Möller während er am Flügelaltar der Katharinenkirche arbeitete. Seine Grabstätte befindet sich in der Trinitatiskirche. Möller wurde 48 Jahre alt. Wie diese Grabstätte aussieht weiß ich nicht. Vielleicht können da die fleißigen Danzigreisenden weiterhelfen. Mit guten Grüßen für einen schönen Sonntag, waldkind.

waldkind
04.02.2019, 14:39
Liebe Forumer,

um der Schwammigkeit von Informationen über Anton Möller zu entgehen, habe ich mir meine eigenen Gedanken gemacht. Zwar fehlen für manches die Beweise, aber die Logik hilft mir einen Zugang zu der Kunst Anton Möllers zu finden.

Der Vater Anton Möllers war Wundarzt und Barbier am Hofe Albrecht von Preußen. (War er das auch noch nach dem Tode desselben?). Möller kam durch Vitamin B (z.B. Beziehungen durch das Haus Habsburg) nach Prag an den Hof Rudolfs II. Dieser war Kaiser des Römischen Reiches, König von Ungarn und Böhmen und Erzherzog von Österreich. Um bis hierher zu gelangen, musste Möller bereits mit einem hohen Talent aufgefallen sein.

Rudolf II. war ein besonderer Förderer der Kunst und der Künstler und ein Kunstsammler. Er zog viele Künstler an seinen Hof. Deswegen lässt sich der Lehrer Möllers nicht ausfindig machen, da die Dokumentation bislang fehlt. Am Hofe Rudolfs hatte Möller ausreichend Gelegenheit die niederländische Kunst und den Manierismus kennenzulernen. Ich gehe davon aus, dass Möller es zur Meisterschaft gebracht hat, was sonst macht man in sieben Jahren Ausbildungszeit? Und ohne Meistertitel hätte er es in Danzig zu nichts bringen können.
Den Lehrmeistern seiner Zeit war daran gelegen, dass ihren Schülern ein sicherer Werdegang zuteil würde. Daher wird man Möller empfohlen haben, in die blühende Handelsstadt und Kunstmetropole Danzig zu gehen. Vielleicht kam Möller sogar mit einem Empfehlungsschreiben des Kaisers nach Danzig.

Da zum guten Ruf eines Malers in damaliger Zeit eine Italienreise und eine Hollandreise gehörten, liegt für ihn eine Reise in beide Länder nahe. Einmal eifert Möller damit den Künstlern seiner Hochachtung nach (z.B. Dürer). Er wollte Genaueres sehen, von dem, was die niederländischen Meister am Hofe Rudolfs lehrten. Vor allem hat er etwas Bedeutsames vorzuweisen, wenn er in die Stadt Danzig kommt. Außerdem musste man sich als Maler um den Einkauf der Farben kümmern, insbesondere Lapislazuli und italienischem Zinnober. Die Studienreise soll gleich nach Beendigung der Ausbildung erfolgt sein, zwischen 1585 und 1587. Hier fällt auf, dass er sich besonders Venedig gewidmet hat, der befreundeten Stadt Danzigs. Venedig war die Metropole für Händler, Kaufleute,Handwerker und Umschlagplatz für Kunst. Vielleicht hatte er für diese Reise einen Förderer am Prager Hof oder in der Stadt Danzig selber. Die bereits erwähnte Freundschaft zwischen Danzig und Venedig wundert insofern nicht, weil beide Städte wichtige Umschlagplätze waren, die eine im Norden, die andere im Süden. Die Städte profitierten voneinander.

Bestens vorbereitet und ausgerüstet schlägt er 1587 in Danzig (laut wikipedia in Neugarten) sein Atelier auf. Sicherlich wird er anfangs eine Reihe von Porträts gefertigt haben. Er wird die Danziger Bürgerschaft angestrebt habe, die man mit 25 Jahren erhalten konnte. Und es machte sich immer gut, verheiratet zu sein. Denn mit einer Ehe zeigte man an, dass man bereit war an Ort und Stelle zu bleiben. Eine Heirat eröffnete neue Beziehungen. Da das erste Kind 1592 getauft wurde, heiratete Möller davor.

Was brachte Möller dazu, derart festen Fuß zu fassen in Danzig? Möller drückte in seinen Bildern lutherische Glaubensinhalte aus. Er förderte damit die Überwindung katholischer Glaubensrestbestände. Und er sagte den Reformierten(Calvinisten) den Kampf an. Der Kampf um die lutherische Vorrangstellung lag ihm quasi im Blute. War es doch Albrecht von Preußen, der den katholischen Deutschordenstaat in ein lutherisches Herzogtum verwandelte. Mit diesem Geschick den Nerv der Zeit zu treffen, und dem festen Willen „Maler von Danzig“ zu werden, eroberte sich Anton Möller seine Stadt, besonders auch mit seiner Auffassung vom Jüngsten Gericht, der Fähigkeit Christus menschennah darzustellen, aber auch damit Danzig als eine schöne prächtige und lutherische Stadt zu zeigen.
So weit meine Überlegungen zum Werdegang Möllers.

Info: Was ich mit Schwammigkeit von Informationen meine sind Formulierungen wie diese aus wikipedia: "Während der Fertigstellung des Flügelaltars der Katharinenkirche in Danzig verstarb Möller ..." Ungenauer geht es kaum.

Wünsche allen Forumern einen schönen Start in die Woche, waldkind Miriam.

Iris Freundorfer
06.02.2019, 16:46
Liebe Miriam,

es ist doch schon erstaunlich, wie viele Informationen überhaupt zu finden sind! Möller lebte und wirkte vor immerhin fast 450 Jahren. Und ich finde es beachtlich, was du durch das sinnvolle Verknüpfen der vorhandenen Belege und Quellen zusammengefasst hast, so dass man sich ein Bild von seinem Leben und Wirken sowie diverser Gegebenheiten der damaligen Zeit machen kann. Sei es von der Bedeutung der Städte Venedig und Danzig als "Metropolen" des Südens und Nordens, sei es über die religiösen Auseinandersetzungen.

Viele Grüße
Iris

ada.gleisner
06.02.2019, 17:41
Mal zwischendurch eine Frage : wem sagt der Name Paul Kreisel etwas. M.A.n. hat er nach dem Krieg viele Danzigbilder gemalt. War er Danziger? Hat er Bleibendes hinterlasen?
VG von Ada
Liebes Waldkind,
diese Reihe Danziger Maler ist sehr interessant und man erfährt vieles, was man nicht wußte. Ich bedanke mich für diese Idee, Ada

Iris Freundorfer
06.02.2019, 18:25
Hallo Ada und andere Interessierte,

hier kann man sich einige Bilder von Paul Kreisel ansehen: http://www.museen-nord.de/Objekt/DE-MUS-425612/lido/1980

Viele Grüße
Iris

waldkind
06.02.2019, 21:47
Liebe Iris,liebe Ada,
danke für eure Beiträge.
Es freut mich ebenso so viele Dinge über die Danziger Künstler entdecken zu können. Ich hätte nicht gedacht, dass es so viele Künstler dort gab und gibt und dass man Danzig tatsächlich eine Kunstmetropole nennen kann. Und wenn man sich beschäftigt, so bekommt man doch einen ganz neuen Zugang zu manchen Dingen.


Hallo Ada,
über Paul Kreisel lässt sich erst mal nicht viel finden.

Paul Kreisel,
deutscher Maler und Grafiker
Geburt: 23.05.1891
Tod: 1982


Werke, bisher gefunden:
Blick aus dem Fenster, Öl aufLeinwand, 80 x 60 cm
Straße in Danzig, Öl auf Leinwand,67x50 cm
Jopengasse, Gemälde, 1919, Leinwand,Br.90 cm x H 120 cm
Lange Brücke mit Krantor, Gemälde1919, Br. 95 cm x 75 cm
Ostseestrand, Grafik, 1.Hälfte 20.Jh.farbig, Radierung H 26,5 cm x B 30 cm
St. Marien Danzig, Malerei auf Papier,1935
Rathaus mit Langer Markt, Radierung aufBüttenpapier, H 24 cm x Br 17 cm
Krantor in Danzig, Radierung, Papier, H24 cm x 17 cm
Sternwarte, Radierung
Stockturm, Radierung
Kreisel scheint ein regelrechter Danzig-Maler gewesen zu sein.

Vielleicht lässt sich etwas über das Museum Haus Hansestadt Danzig in Lübeck in Erfahrung bringen. Bei den aktuellen Künstlern gibt es nun mal Datenschutz. LG waldkind Miriam.

waldkind
07.02.2019, 15:24
Liebe Forumer,

wie es meistens so ist, man sucht etwas Bestimmtes und findet etwas ganz anderes. Ich freue mich bei archiv.org Einblick in das Danziger Trachtenbuch gewinnen zu können. Das will ich euch nicht vorenthalten. Am Ende der Trachtenbilder findet Ihr noch einen Text über Anton Möller, auch über seinen Lebensweg. Und bei den Trachtenbildern könnten unsere Latiner sich ein bisschen austoben.
https://archive.org/details/danzigerfrauentr00mluoft
Viel Spaß beim Stöbern.

Bei Paul Kreisel muss man halt langfristig dran bleiben. Noch ist die Webseite vom Haus Danzig in Lübeck nicht zugängig.

Bis bald, beste Grüße vom waldkind Miriam.

Felicity
08.02.2019, 12:15
Wenn ich mir da die Trachtenbilder so anschaue, bin ich wirklich froh nicht 'in der guten alten Zeit' gelebt zu haben. Ich habe Bilder von meiner Oma in einem Trachten Kostuem, das war weniger kompliziert und sie schaute wirklich gut aus darin. Liebe Gruesse von der Feli

waldkind
08.02.2019, 13:15
Liebe Feli,

was mir immer zu denken gibt, sind diese überlangen Kleider. Die waren doch nach einem Spaziergang so dreckig, dass man sie kein zweites Mal tragen konnte. Was soll das? Gut, dachte ich, es hat den Vorteil, dass man als Frau nicht so schnell arbeiten musste wie heute, weil das in so langen Kleidern nicht geht. Dann habe ich die Mägde gefunden. Und siehe da, deren Kleider waren um einiges kürzer. Vermutlich haben die Damen mit ihren Kleidern die Straße gefegt und die Mägde die Kleider gewaschen.

Den Begriff "Tracht" kann man unterschiedlich verstehen. Im Mittelalter gab es eine Kleiderordnung. Da musste man sich nach der Ordnung kleiden und nicht anders. Also eine Magd konnte nicht einfach die Tracht einer Dame anziehen. Diese Kleider der Danzigerinnen fallen unter den Begriff "Bürgertracht". Ich denke, Möller legte Wert darauf zu zeigen, dass die Danzigerinnen "ordentlich", also "schicklich", "tugendhaft" gekleidet waren. Zur Hochzeit trug man offensichtlich was Schwarzes.
Eigentlich könnte man dieses Buch eine der ersten Modezeitschriften nennen. Könnte aber auch sein, dass man die Bücher außerhalb Danzigs verkaufte, um Frauen anderer Städte zu zeigen, was eine ordentliche Frauenkleidung ist und wie ordentlich die Danzigerinnen gekleidet sind. Hat natürlich auch den Vorteil, dass man mehr von diesen Kleidern herstellen musste, weil die Nachfrage stieg. Schließlich will jede Frau ordentlich und schicklich gekleidet sein;)
LG waldkind.

Ulrich 31
08.02.2019, 18:17
Liebe Miriam,

zu Deinem letzten Satz in #99: Diese Behauptung beziehst Du sicher auf die Zeit Anton Möllers. Bei einem heutigen Bummel durch die Straßen Berlins stelle ich fest, dass hier viele Frauen andere Vorstellungen von ihrer Kleidung haben. Ordentlich und schick in ihrer Garderobe fallen mir dagegen angenehm die meisten Frauen im heutigen Danzig auf.

Beste Grüße
Ulrich

Iris Freundorfer
08.02.2019, 19:29
Lieber Ulrich,

die Vorstellungen von "ordentlich und schick(lich)" gehen bestimmt sehr weit auseinander. Ich bin schon ziemlich froh darüber, dass Kleiderordnungen für "Weiblein" wie "Männlein" heute passé sind.
Nicht das Augenzwinkern übersehen;);)
Viele Grüße
Iris

Inge-Gisela
08.02.2019, 19:55
Hallo Ulrich,
es fallen mir auch die Polinnen in Deutschland als gut gekleidet auf. Eine Bekannte sagte mal zu mir, wenn sie aus Frankreich kam, und dann die gekleideten Deutschen sah, sei es schon ein großer Unterschied. Ich selbst gehöre auch nicht zu den Eleganten, habe auch nie dazu gehört. Irgendwie würde ich mich verkleidet vorkommen. Es passt nicht zu mir. Aber wenn ich dann so einige Frauen mit ihren Leggings sehe oder die Männer mit Traningsanzügen, obwohl bei ihnen kein Sport angesagt ist, würde ich sagen, hier findet man in so einigen Großstädten nicht unbedingt mehr häufig die Eleganz. Wenn ich Fotos meiner verstorbenen Tanten und meiner Mutter sehe, wie sie sich in jungen Jahren früher kleideten, es sah auch fescher aus. Früher war man glücklich, Kleidung zu besitzen, die nicht zerrissen war. Heute sieht man in den Bahnen junge Leute, auch einige, die über dieses Alter schon hinweg sind, mit zerrissenen Jeans, sogar im kalten Winter. Und die werden nicht getragen, weil sie billig sind, nein, sie sind sogar teuer. Eine merkwürdige Welt ist das. Ich stimme allerdings Iris zu, gut ist es auch, dass man heute tragen kann, was man will. Allerdings gefällt mir in Konzertsälen, im Theater eine etwas hübschere Kleidung. Es muss ja nicht super teuer sein. Das können sich nämlich nicht alle leisten.

LG Inge-Gisela

Rahmenbauer14, + 1.11.2021
08.02.2019, 21:21
Es ist nicht nur, daß sich die Polin sehr gut und elegant kleiden kann, sondern es ist auch ihr selbstbewußter stolzer Gang, welcher auffällt.
So sehe ich das.

Ein sonniges Wochenende wünscht
Rainer

Felicity
08.02.2019, 23:03
Sogar in den mehr modernen Zeiten, meiner Mutti, dem Danziger Hof und Warschau's Mode, waren die Polinnen immer schick vom Kopf bis zu den Fuessen. Kann mich noch gut an Mutti's Schuhe erinnern. Wenn die nicht zu der Kleidung passten, kamen sie nicht aus dem Schrank und viele kamen aus Warschau, das Leder so weich wie moeglich. Liebe Gruesse von der Feli.

waldkind
01.03.2019, 11:30
Das Jüngste Gericht von Anton Möller

Da Anton Möller das Jüngste Gericht häufig malte, hier eine genauere Betrachtung der Malerei aus dem Arthushof. Zur Erinnerung vorab noch einmal das Bild.

https://www.gdansk.pl/historia/anton-m-ller-malarz-gdanska,a,79360

Das Jüngste Gericht ist ein Szenario aus der Johannes-Offenbarung. Wir sehen an oberster Stelle im Bild Christus mit der Weltkugel, als Symbol dafür, dass Christus die Weltherrschaft übernimmt. Die Rechtsprechung ist dargestellt durch iustitia (die Gerechtigkeit). Mit dem Schwert trennt iustitia die Tugenden und Laster der Menschen voneinander und wägt sie gegeneinander ab. Das Gericht kommt zustande durch das Licht, das Wahrheit in das Chaos der Welt bringt und ihr Wirrwarr ordnet.
Die Tugendhaften streben dem Licht, Christus, zu. Sie sind meist nackt und verbergen nichts. Die Lasterhaften flüchten vor Gott, hüllen sich in Kleider und flüchten in die Dunkelheit. Beschrieben wird auf der linken Seite der schmale tugendhafte Weg ins ewige Leben, der mit sepes (Hoffnung) beginnt und in fides (Treue) zu Gott die Erfüllung findet. Rechts zeigt Möller den breiten Weg, der in die Verdammnis führt. Er beginnt mit superbia (Hochmut) und mündet in pavor (Angst). Die Tugenden und Laster werden in Lateinischer Sprache benannt. An Tugenden entdeckt habe ich außer den genannten noch charitas (Barmherzigkeit), patientia (Geduld), prudentia (Erkenntnis), fortitudo (Tapferkeit), temperatia (Mäßigung). Glaube und Liebe müssten da aber auch noch vorkommen. Bei den Lastern findet sich invidia (Neid), ira (Zorn). Mehr kann ich nicht entziffern, aber ich meine noch zu erkennen Unzucht, Unglaube, Pharisäertum, Zwietracht, Habgier. Die Anordnungen der Tugenden und Laster beschreiben einen stufigen Weg hin zu Gott oder von ihm hinab fallend und damit auch verschiedene Bewusstseins- oder Entwicklungsstufen unter den Menschen.
Unten links sehen wir den Fall der Hure Babylon, Sinnbild für die lasterhafte Stadt, die Weltverführerin. Über ihr der Erzengel Michael, der mit Leichtigkeit die Schlange (Teufel), den großen Verführer, bezwingt.
Am unteren Saum des Bildes stehen zwei Zitate in lateinischer Schrift. Das linke, aus Jesaja, prophezeit das Gericht über Babel und seine Vernichtung durch den zornigen Gott. Das andere stammt aus dem ersten Johannesbrief, der vor den Begierden der Welt warnt und die Treue zu Gott als Spender ewigen Lebens preist.

Die besondere Aussage in diesem Bild besteht darin, dass das Endgericht nicht von Gottes Willkür abhängt. Vielmehr hält jeder Mensch selber über sich Gericht durch die Wahl seiner Wesenszüge und Taten. So weit erst mal die Beschreibung des Bildes. Hans Joachim Kürtz sei es gedankt, dass seine Fotos eine so brillante Auflösung haben. LG waldkind.

Antennenschreck
01.03.2019, 12:17
Hallöle,

nein ich bin kein Maler, nein, nein. Aber ich würde hier gerne mal eine Grafik von mir einstellen, welche irgendwie dazu passt. Man beachte die breite Einbahnstraße in die Hölle nach links, und den schmalen steinigen Weg ins Licht nach rechts.

23845

LG Arndt

waldkind
05.03.2019, 20:42
Hallo Arndt,
dein Bild gefällt mir gut. Ich hatte auch gleich geantwortet, aber als ich meine Antwort abschickte, flog ich wieder aus dem Forum. Da hatte ich keine Lust mehr alles noch einmal zu schreiben.

Ich habe mir aber einige Gedanken darüber gemacht, mit welcher Absicht Möller dieses Jüngste Gericht malte, da es sich eindeutig gegen den Handel, gegen die Geschäftemacherei richtet. Bisweilen liest man, Möller habe sich mit diesem Gemälde gegen die Patrizier gewandt. Ich finde das unlogisch. Warum sollte Möller seine Auftraggeber verprellen? Ich glaube, Möller wollte der Welt sagen, dass in Danzig nur ehrliche Geschäfte abgewickelt werden. Denn nur der ehrliche Kaufmann schafft es, sich ständig selber zu ermahnen. Das ist in etwa so als habe unsereiner die Zehn Gebote (oder Vergleichbares) in seiner Diele aufgehängt. Das macht man nicht, um sich seiner Schwächen anzuklagen, sondern um sich an dieser Bewusstseinsstütze zu stärken. Mit solchen Kaufleuten, die sich zur gerechten Tat und Disziplin auffordern, trieb die Welt gewiss gerne Handel.
Wünsche allen einen erholsamen Abend, waldkind.

Ulrich 31
05.03.2019, 23:47
Hallo waldkind,

hier ein Sprung zu einem anderen Maler aus Danzig: Carl Borromäus Andreas Ruthart (1630-1703). Über eine aktuelle, kurz befristete Ausstellung einiger seiner Gemälde im Nationalmuseum Danzig berichtet dieser verlinkt in deutscher Google-Übersetzung gezeigte gdansk.pl-Artikel von gestern: > https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&u=https%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2Fcarl-borrom-us-ruthart-ulubiony-malarz-najbogatszych-nowa-wystawa-w-muzeum-narodowym%2Ca%2C139911 .

Zu diesem Maler ist sonst kaum Persönliches im Internet zu finden. Hier nur eine dürftige Information mit Abbildungen einiger seiner Gemälde, die vergrößert werden können: > https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:Carl_Borrom%C3%A4us_Andreas_Ruthart .

Ich überlasse es ggf. Dir, darauf einzugehen.

Viele Grüße
Ulrich

waldkind
06.03.2019, 21:04
Hallo Ulrich,
Möller wird langsam langweilig, ja? ;) Danke für deinen Beitrag. Es macht mehr Spaß, wenn aus dem Forum Anregungen kommen.

Zu Ruthart fällt mir zuerst die italienische Seite ein, er hat ja in Italien gelebt.
https://it.wikipedia.org/wiki/Carl_Ruther

Ich finde, dass man doch eine Menge von ihm weiß und ihn gut einordnen kann. Dafür, dass er 1630 geboren ist!

Ich habe auch noch Paul Kreisel im Hinterkopf. Nicht, dass ihr denkt, ich hätte ihn vergessen. LG waldkind.

waldkind
06.03.2019, 21:20
Dann noch was für die Nicht-Italiener:
Aus Neues allgemeines Künstlerlexicon, München 1845, Verlag Fleischmann, Bd 14, S.93:87/94:88
https://digitalesammlungen.uni-weimar.de/viewer/object/PPN623500337/93/

LG waldkind

sarpei
06.03.2019, 23:46
zu # 10ß:

Ruthart, Carl Andreas. * Danzig 1630, † Aquila (Abruzzen) 1703.

Der Vater war Gewandschneider, der aus Fürth eingewandert war. - Ruthardt ist nachweisbar 1652 und 1659 in Rom, 1634/44 in der Antwerpener Gilde, 1665 und 1667 in Wien, dazwischen wahrscheinlich auch in Danzig, in Graz, 1672 Venedig und in Rom, wo er als 'Pater Andrea' ins Kloster S. Eusebio der Cölestiner eintrat. Bald darauf übersiedelte er nach Aquila und blieb hier bis zu seinem Tode im Kloster S. Maria di Collemaggio.

Er malte mit Vorliebe die miteinander kämpfenden gewaltigen Tiere des Nordens, Hirsche und Wölfe, Elche, Bären, später auch die Tiere in Verbindung mit heiligen Eremiten und Szenen aus dem Leben des hl. Petrus Cölestinus (Aquila, Chor der Klosterkirche).

Obwohl dauernd fern von der Heimat, fügte sich Ruthart in die Danziger Tiermalerei ein; wichtig für ihn besonders Dan. Schultz, später auch Einflüsse von Castiglione und Ph. Peter Roos. Ruthart nimmt unter den deutschen Malern des 17. Jahrhunderts einen hohen Rang ein und wirkte auf die Tiermalerei des 18. Jahrhunderts bis zum Engländer J. Ward ein. Rutharts Farbe ist zwar unlebendig, viel graugelb und graugrünlich, seine Umrisse bleiben etwas scharf gezeichnet, aber er gibt die heftige Bewegung der wilden Tiere richtig und packend wieder und weiß sie in flüssigen Kurven mit der tonigen Landschaft zu verbinden. Meisterhafter als die späteren großen dekorativen Bilder (Schleißheim, Augsburg, Aquila) sind die Kabinettbilder, besonders der 60er Jahre (in vielen deutschen und österreichischen Museen, wie Oldenburg, Dresden, Wien und Wiener Sammlungen, Innsbruck, Prag, Florenz, Pitti). Drei seiner Radierungen befinden sich in Amsterdam (von einer fertigte J. H. Tischbein eine Kopie, Wien, Albertina), zwei in Hamburg.

Quellen:
Titi, Ammaestramento . . . di pittura scoltura et architectura ..., Rom 1686
(grundlegend) Th. Frimmel, Rep. f. Kunstw. IX (1886), S. 129-149
Th. Frimmel, Studien und Skizzen zur Gemäldekunde 4 (1918/19) 1/ 13 m. Lit
Th. Frimmel, Lex. d. Wiener Gemäldesammlung 1 (1913) und 2 (1914)
A. Leosini, Monumenti stor. art. d. Città di Aquila, 1848, p. 101, 226 ff.
A. Signorini, L'Archeologo nell'Abruzzo, Aquila 1848, p. 230 ff.
V. Bindi, Artisti Abruzzesi, Neapel 1883. p. 253 f.
Thieme-Becker
W. Drost, Barockmalerei, 1926, p. 288
W. Drost, Danziger Malerei, 1938, p. 141.

siehe auch:

Danziger Malerei vom Mittelalter bis zum Ende des Barock: ein Beitrag zur Begründung der Strukturforschung in der Kunstgeschichte unter
http://pbc.gda.pl/dlibra/docmetadata?id=52197&from=&dirids=1&ver_id=&lp=11&QI=2856E252794339AAD5C017FA0E984E32-8

Ulrich 31
07.03.2019, 00:21
Hallo Peter,

zu #111: Mit Deiner intensiven Quellenrecherche im Internet zu diesem Maler aus Danzig hast Du meine Behauptung in #108, Absatz 2, die sich nur auf das nach Google-Stichwort-Eingabe zu Findende stützte, widerlegt. Jetzt wissen wir dadurch einiges mehr über Carl Andreas Ruthart. Danke dafür. -

Mein zusätzlicher Beitrag zum Mehrwissen über diesen Maler: die deutsche Google-Übersetzung seiner italienischen Wikipedia-Seite, die uns das liebe waldkind in #109 zeigte: > https://translate.google.com/translate?sl=it&tl=de&u=https%3A%2F%2Fit.wikipedia.org%2Fwiki%2FCarl_Rut her .

Viele Grüße,
Ulrich

waldkind
07.03.2019, 20:31
Lieber Peter, lieber Ulrich,
ihr ward recht fleißig:). Danke dafür.

Was mir bei diesem Künstler als allererstes auffiel ist der Name "Ruthard". Das muss ein urdeutscher Name sein, dachte ich und suchte ihn heraus. Der Name entwickelte sich aus dem althochdeutschen "Hruodhart". Sein Ursprung des ersten Teils "Rut" stammt aus dem Germanischen und bedeutet "Ruhm, Preis". Der zweite Bestandteil ist vom althochdeutschen "harti, herti, hart". Das bedeutet "hart" im Sinne von "kräftig, stark". Ein sehr männlicher Namen wie auch die beiden Vornamen Andreas (der Mannhafte, der Tapfere) und Carl (freier Mann, Kerl). Man kann bei "Ruthart" sehr schön sehen wie ein ursprünglicher Vorname zum Nachnamen geworden ist. Es lässt sich vermuten, dass einer seiner Vorfahren ganz einfach Ruthard (bzw. Hruodhart) genannt wurde, als es noch keine Familiennamen gab. Ich finde der Name des Künstlers passt sehr gut zu den animalischen Motiven, die er malte- ursprünglich, wild und lokal.

Was mir hier wiederum bewusst wird, ist, dass Danzig in Sachen Kunst und Kultur recht aktiv ist und immer wieder Ausstellungen mit Copartnern organisiert. Das finde ich toll.
Gute Grüße und ein schönes langes Wochenende, waldkind.

Ulrich 31
07.03.2019, 23:29
Liebes waldkind,

ich greife Deinen zweiten Absatz in #113 mit Deinem Lob für Danzigs Aktivität in Sachen Kunst und Kultur auf. Auch ich bin davon sehr angetan, und meine diesbezügliche Beobachtung brachte mich, zumal es eine Ausstellung seiner Gemälde im Nationalmuseum in Danzig (in den Räumen, in denen ich 3 Jahre lang zur Schule ging) betrifft, auf den mir bisher nicht bekannten Carl Andreas Ruthart, worüber gdansk.pl berichtete (vgl. #108).

Deine Wünsche für ein schönes langes Wochenende gelten allerdings nur für mich und die anderen Berliner im Forum, die ausschließlich in diesen Genuss kommen (vgl. dazu #1516 im Forum-Thread "Felis Plachanderthema": > http://forum.danzig.de/showthread.php?10820-Felis-Plachanderthema ).
Genieße auch Du (als jetzt geoutete Berlinerin) dieses besondere Wochenende und sei herzlich gegrüßt.
Ulrich

waldkind
09.03.2019, 00:36
Hallo Peter,
ich greife mal einen Satz aus Beitrag 108 heraus, mit dem ich mich beschäftigte:
"Rutharts Farbe ist zwar unlebendig, viel graugelb und graugrünlich, seine Umrisse bleiben etwas scharf gezeichnet, aber er gibt die heftige Bewegung der wilden Tiere richtig und packend wieder und weiß sie in flüssigen Kurven mit der tonigen Landschaft zu verbinden."

Ich finde, Ruthards Farbe ist alles andere als unlebendig. Ganz im Gegenteil, sie ist von brillanter Strahlkraft, in lebendige Kontraste gesetzt. Die Grautöne heben die Hauptmotive besonders hervor, da sie zu den reinen Farben starke Kontraste bilden. Auch die Gelbtöne sind nicht einfach Graugelb. Die Leoparden z.B. wirken intensiv Gelb. Wir finden lebendiges Lapislazuli, Zinnoberrot, strahlendes Weiß und vielerlei Nuancen von Braun. Das strahlende Weiß hebt sich wunderbar von den Brauntönen ab und bildet gleichwohl einen schönen Hell-Dunkel-Kontrast zu ihm. Das Besondere an dem Grau, so finde ich, ist, dass es als eigene Farbe eingesetzt ist, und nicht als Flächenfüller oder Nebensache. Es bekommt dadurch eine Wichtigkeit, welches es wohl nur selten in einem Bild findet. Der Betrachter erhält die Möglichkeit zu erfahren, welche Möglichkeiten in Grautönen und Graukontrasten stecken. Sehen wir uns z.B. den Wolf einmal genauer an, wie viele verschiedene Grautöne in ihm stecken. Oder schauen wir einmal die Unterschiedlichen Grautöne zwischen den Tieren und den Steinen. Grau ist nicht gleich grau. Grau wird getragen von den unterschiedlichsten Farbtönen. Ich finde das sehr spannend.
Die scharfen Konturen der Tiere finde ich sehr schön. Die Tiere rücken dadurch stärker in den Vordergrund, heben sich vom diffusen Hintergrund ab. Durch die Farbgebung verbindet Ruthard das Tier mit der Landschaft, durch die Kontur hebt er sie aus der Landschaft heraus. Das erzeugt eine lebhafte Stimmung, die den Kampf der Tiere heraushebt. Dieser Kampf ist das eigentliche Motiv. Ihn zu beschwören dienen alle stilistische Mittel, so auch die Bewegungen der Tiere. Diese Bewegungen bilden eine in sich geschlossene Komposition, in der vor allem die Aggression und Gnadenlosigkeit einen Raum einnimmt. Diese kurvenreichen Linien der Bewegung bilden zur harten Kontur einen Weich-Hart-Kontrast, was eine ungeheure Spannung herauf beschwört. Diese Spannung findet sich in den Tieren wieder. Das weiche Fell gegen den scharfen Biss. Der sanfte Hirsch gegen die kantige Hufe etc.

Nun frage ich mich, warum wählte Ruthard diese Motive?
Weil es besonders für diese Motive Käufer fand?
Weil er die Jagd, insbesondere die Hatzjagd mochte? War er selber Jäger?
Wollte er in der Hauptsache diesen Kampf, diese Aggression darstellen, die letztlich auch jeder Mensch in sich trägt?
Welchen Einfluss hatte der Krieg auf seine Malerei?

Jedenfalls musste er die Jagd miterlebt haben, um sie so darstellen zu können.
Wo genau sollen die tonigen Landschaften sein in seinen Bildern? Ich sehe insbesondere Gestein. Unter tonig würde ich mir eher etwas Weiches vorstellen.
Ruthard hat die Tiere sehr genau studiert, ihr Verhalten und ihre Bewegungen. Wir haben somit nicht nur künstlerische Werke vor uns, sondern auch zoologische Dokumente. Ich verstehe gut, dass solche Bilder in einer Zeit ohne Teleobjektiv-Kamera sehr beliebt gewesen waren.

Nun wünsche ich allen Forumern ein schönes Wochenende. waldkind.

Felicity
09.03.2019, 00:59
Liebes Waldkind ! Kennst Du 'Den Jagdzug der Diana ?' Opa hatte das Gemaelde kopiert und es hing ueber dem Sofa im Wohnzimmer und nahm die ganze Laenge des Sofas ein. Wuerde es zu gern wieder sehen. Er musste es in seinen 'Lehr und Wanderjahren gemalt haben. Liebe Gruesse von der Feli

sarpei
09.03.2019, 07:46
Liebe Lita!

War es das Bild von Hans Makart?

Zu finden u.a. unter https://www.google.com/search?q=Jagdzug+der+Diana&tbm=isch&source=univ&client=firefox-b-d&sa=X&ved=2ahUKEwip4r7aqPTgAhUCalAKHf7MAmgQsAR6BAgFEAE&biw=1709&bih=966#imgrc=_ .



Viele Grüße

Peter

Felicity
09.03.2019, 09:04
Lieber Peter ! Es ist es und ich weiss nicht wie ich Dir danken soll. Habe schon einmal geschrieben, aber wie so oft habe ich wieder einmal einen falschen Knopf gedrueckt. Es ist das erste Bild auf dem Link. Sobald Stephen vom Musik Fest in Port Fairy zurueck ist, werde ich Dir das Bild per Email schicken.Noch einmal, ganz, ganz herzlichen Dank von Deiner Lita. Liebe Gruesse an alle von der Feli.

waldkind
09.03.2019, 10:42
Liebe Feli,
wie schön, dass Peter so schnell etwas für dich gefunden hat.
Verstehe ich dich richtig, dass dein Opa selber malte? Machte er das beruflich oder als Hobby? Und hast du noch Bilder von ihm, die er malte? Hast du ein Foto von dem Bild der Jagd der Diana von deinem Opa?

Liebe Forumer,
die Diana ist häufig gemalt worden und ist mir auch schon in Danzig begegnet. Aber da man sich nicht gleichzeitig mit allem beschäftigen kann, bin ich Diana übergangen. Leider habe ich kein Kurzzeitgedächtnis und weiß nun nicht, wo sie überall anzutreffen ist oder war.
Aber ich habe im Netz einen interessanten Text gefunden von Hans C. Röper über ein Wandbild im Artushof - "Diana auf der Hirschjagd". Es soll übermalt worden sein. Der Titel des Textes heißt "Die Hirschplastiken im Artushof zu Danzig". Die Urheberseite kann ich nicht laden. Aber wenn ihr den Titel in die Suchmaske z.B. von Google eingebt, erscheint das Bild in Schwarz-Weiß und ihr könnt rechts die pdf-Datei anklicken und öffnen. Auf Seite 282 findet ihr dann die Ausführungen über das Bild. Wenn ihr dann weiter scrollt findet ihr auf Tafel II das Bild.

Es wäre super, wenn jemand hier den Text liest und uns eine Zusammenfassung/Inhaltsangabe schreibt. Ich selber sitze gerade in einem anderen Film. Wir stellen fest, dass uns jede Anregung aus dem Forum, auch jede kleinste, zu wunderbaren neuen Erkenntnisse zu der Kunst in Danzig führt.
Auf rege Beiträge hoffend grüßt das waldkind.

waldkind
09.03.2019, 10:52
Liebe Forumer,

während ich mich anderen Ortes mit der Treckschute beschäftige, habe ich diesen netten Link mit einer Grafik einer Treckschute in Danzig gefunden. Finde ich toll. Den Urheber dieser Grafik habe ich noch nicht entdeckt. Ich setze den Link hierher, um euch Teil haben zu lassen an diesem Fund. Bisher habe ich Danzig noch nicht mit einer Treckschute in Verbindung gebracht. Daher freue ich mich sehr das Bild entdeckt zu haben.

http://www.wikiwand.com/de/Treckschute

Treckschuten sind kleine Schiffe, die vom Ufer aus den Fluss entlang gezogen wurden. Im Regelfall wurden die Schuten von Lasttieren wie Pferd und Esel gezogen. Am Ufer wurden dafür die sogenannten Treidelwege angelegt. Auf dem Lasttier saß ein Reiter, der das Tier führte. Das Verkehrsmittel stammte aus den Niederlanden und war im deutschen Osten sehr beliebt, weil es sich so besser reisen ließ als zu Pferde auf den sandigen Böden.
Wenn nun jemand den Urheber des Bildes herausfindet oder sonstige Informationen zu diesem Bild, dann lasst es uns wissen.
Ich freue mich drauf, Euer waldkind.

waldkind
09.03.2019, 11:31
Liebe Forumer,

in den Preußischen Provinzialblättern ist zu lesen, dass die Danziger Treckschute seit dem 3.Mai 1692 bestand. Der Danziger Kaufmann Georg Löllhofel richtete sie ein. Dafür ersparte ihm der Danziger Rat einige Jahre die Pacht. Nachzulesen in: Vaterländisches Archiv für Wissenschaft, Kunst, Industrie und Agrikultur, Preuß. Provinzialblätter Bd 18, Königsberg 1837, S.494
https://books.google.de/books?id=MLUOQdhIxNoC&pg=PA494&lpg=PA494&dq=preußische+Treckschute&source=bl&ots=6Jz9JvA7nc&sig=ACfU3U0v9ivvxHPg91E6MCPbnj3kMAkFSg&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwiVps6g3PTgAhVCyKQKHXsAB0UQ6AEwAnoECAIQA Q#v=onepage&q=preußische%20Treckschute&f=false

Wo genau die Schute zwischen "Danzig und dem Hafen" getreidelt wurde, kann ich mir grad nicht bildhaft vorstellen. Vielleicht kannmir einer der Forumer auf die Sprünge helfen. Jedenfalls, so finde ich, war die Schute ganz schön groß. LG vom waldkind.

Ulrich 31
09.03.2019, 12:17
Hier für Feli der "Jagdzug der Diana" von Hans Makart (zweite Abbildung von links in der obersten Reihe des geöffneten Links in #117) vergrößert:

► http://www.grafikliebhaber.de/tycon/pic.php?imgid=6836 .

Gruß Ulrich

Felicity
09.03.2019, 12:31
Liebes Waldkind ! Mein Opa war Feinmechaniker hat in den Werften gearbeite, hat es zum Meister gebracht und ist in den letzten Jahren in der Gewehrfabrik in der Weidengasse gewesen. In seinen Lehrjahren war er auf der Wanderschaft und hat viel von der damaligen Kunst mitbekommen. Er war sehr begabt und ja ich habe ein photo von dem Bild. Es hang im Wohnzimmer,'DER JAGDZUG DER DIANA' und ich bin ja jezt so froh dass ich nun auch weiss wer der Maler war. Sobald mein Sohn zurueck ist vom Musik Fest in Port Fairy, werde ich ihn bitten mein Photo einzustellen. Das ist alles was ich habe. Alles ist verbrannt in 1945 und Opa hat auch sein Leben an dem Tag in den Truemmern verloren. Liebe Gruesse von der Feli

Rahmenbauer14, + 1.11.2021
09.03.2019, 12:47
Guten Tag, liebes waldkind,
ich weiß auch nicht, wo die Treckschute ablegt.

Diese Art der Fortbewgung gibt es heute noch.
Auf dem Finowkanal bei Eberswalde habe ich schon einen Ausflug auf dem Treckkahn "Anneliese" mitgemacht.
Der "Trecker" war ein Pferd. Schöne Landschaft.

Hier der Link mit der "Anneliese":
https://www.berlin.de/special/reise/brandenburg/1156737-1098592-finowkanalmittreidelweg.html#slide1

Ein sonniges Wochenende wünche ich.
Beste Grüße
Rainer

Ulrich 31
09.03.2019, 12:49
Hallo waldkind,

zu Deinem zweiten Absatz in #121 weiß ich keine genaue, nur eine allgemeine Antwort: Es gab sicher verschiedene Möglichkeiten, zwischen "Danzig und dem Hafen" zu treideln.

Eine besondere Möglichkeit, früher im Werder zu treideln, beschreibt Wolfgang in seinem "Fotorätsel: Welcher Kanal ist das?" in der Endauflösung #25 (> http://forum.danzig.de/showthread.php?12805-R%E4tsel-(gel%F6st)-Welcher-Kanal-ist-das-(Weichsel-Haff-Kanal)&highlight=Treidel ).

Beste Grüße
Ulrich

Felicity
09.03.2019, 12:51
Lieber Ulrich ! Ich danke Dir wieder einmal ! So klar und in Farbe habe ich das Bild noch nie gesehen. Und erst jetzt sehe ich wie begabt mein Opa war. Rachel, meine kleine 12 Jaehrige, hat da vieles von ihm geerbt. Sie ist jetzt, nach Weihnachten von der Grundschule in's College ueberwiesen worden und ihre Eltern hatten lange nicht gewusst in welcher Schule sie am besten dran waere. Aber jetzt weiss ich, dass sie das richtige fuer Rachelchen gefunden haben. Sie legen dort grossen Wert auf die bildenden Kuenste und sie ist so gut im Zeichnen und auch in der Musik. Sie lernt jetzt Cello und ich weiss bestimmt, dass sie auch country und Latin im crossover spielen wird. Nochmals, herzlichen Dank und Liebe Gruesse von der Feli

sarpei
09.03.2019, 13:15
ad #119:

Zwischen 1589 und 1603 erhielt die Halle im Artushof in Ergänzung zu den vorhandenen geschnitzten Friesen, großfigürlichen Schutzpatronen und Ölgemälden eine malerische Neugestaltung der großen Flächen der Ost- und Westwand. In die neuen Wandbilder waren plastische Hirsche mit echten Geweihen hineingearbeitet.

23854

In späteren Jahren beurteilten die einen diese Art der Dekoration als etwas Einmaliges und Besonderes und die anderen als geschmacklos und beispielhaft für den damaligen Verfall der Malerei.

Das Geweih eines Vierzehnender befindet sich auf dem Kopf des plastischen Hirsches, der zu einem ursprünglichen Gemälde „Diana auf der Hirschjagd" gehörte. Die Darstellung 'Diana auf der Hirschjagd' befindet sich im ersten Feld der Ostwand (ehemals Dreikönigsbank , ab 1713
Marienburgerbank). Der Name des Malers dieses Bildes ist nicht bekannt. Es wurde in den Jahren 1862/63 von einem Künstlerdreigespann vollständig übermalt: die Landschaft von Alfred Scherres, die Figuren von Wilhelm Stryjowsky und die Hunde von Ludwig Sy. Von dem ursprünglichen Gemälde blieb damals nur der fliehende, gehetzte Hirsch übrig, der, fast vollplastisch geformt , wieder in das neue Wandgemälde einbezogen wurde

23855

Da der Tierkörper anscheinend ohne eine sichtbare Stütze angebracht war, mag er aus Gipsstuck hergestellt gewesen sein. Sowohl der Hirsch als auch das Gemälde sind nicht mehr vorhanden.


Viele Grüße

Peter

waldkind
09.03.2019, 17:25
Danke Peter,
das ist sehr freundlich von dir, dass du uns den Text hier zusammen gefasst hast und uns das Bild einstellst.
Die Liebe zur Hirschplastik im Artushof ist mir in Anton Möllers Jüngstem Gericht schon aufgefallen. Da habe ich mich schon gefragt was das soll. Ob es wohl irgendeine sinnvolle Bedeutung hat? Im Jüngsten Gericht habe ich gemutmaßt, dass der Hirsch die Stelle des Untieres aus der Offenbarung einnehmen soll, das ist in der Offenbarung als das gehörnte Tier beschrieben. Aber so was lässt sich über das Internet kaum fest machen.

Danke Rainer
für die Schute auf dem Finowkanal. Es soll in Deutschland noch einige intakte Treidelwege geben. Aber wenn man mal genau überlegt, könnten die viele der Uferpromenaden einst Treidelwege gewesen sein. Und auch diese Schiffslustfahrten halte ich für die Abkömmlinge der einstigen Treidel-Lustschifferei.
Heute regnet es in Strömen, weswegen ich einen Computertag mache :)

Lieber Ulrich,
einen Treidelweg bis hin zum Frischen Haff? Vielleicht muss man das Provinzialblatt so verstehen, dass sich der Transportweg von Danzig nach Neufahrwasser nicht nur auf den Landweg bezieht, sondern eben auch auf den Treidelweg und die Treckschuyten. Aber bis wo die Schute fuhr weiß ich nicht.

Liebe Feli,
freut mich ehrlich für dich, dass du das Bild nun gut einordnen kannst. Da ich mein Talent auch von jemandem haben muss, stelle ich mir so vor, wie unsere Ahnen da im Wiesen- und Weidengrunde zusammen Zeichnungen machten, so sie ein Stündchen Zeit entbehren konnten. Den Jagdzug der Diana zu malen ist eine echte Herausforderung. Alle Achtung, wenn sich dein Opa da ran traute. Es wäre schön zu erfahren, welche Farben er benutzte. Ob er das Bild auf eine Leinwand malte oder auf Holz. Vielleicht stellt es Stephen für uns alle hier ein. Dann sind wir auf besondere Weise mit deinem Opa verbunden.

Sollte irgendjemand herausfinden, wer das Danziger Treckschutenbild malte, bitte verratet es uns.
Herzliche Grüße an alle vom waldkind

Rahmenbauer14, + 1.11.2021
09.03.2019, 21:25
Liebes waldkind,
ich denke, den Maler gefunden zu haben. Aber lies selbst:

http://www.goethezeitportal.de/wissen/enzyklopaedie/chodowiecki/reise-von-berlin-nach-danzig-1773.html

Die Tafel 70 zeigt die "Danziger Treckschutt".

Schönen Gruß
Rainer

waldkind
09.03.2019, 23:00
Super Rainer,
das ist ganz große Klasse. Den Link kannte ich auch noch nicht. Wieder einer von den ganz Großen in der Kunstgeschichte, den nicht nur die Berliner im besonderen Maße lieben. Herzlichen Dank!

Bei allem, was ich bisher über Danziger Kunst gelesen habe, stelle ich fest, dass es zwischen Danzig und Berlin stets intensive Verbindungen gab, was die Kunst und die Künstler betrifft. In Berlin gab es die Akademie, aber auch Arbeit für gute Künstler, zahlungskräftige Kundschaft und Ausstellungsmöglichkeit. Danzig hat dazu eine ganze Reihe außergewöhnlich begabte Künstler hervorgebracht.

Den Link über Daniel Chodowiecki durchstöbere ich morgen in Ruhe, heute habe ich mich mit einem anderen namhaften Danziger Künstler beschäftigt. Mein eigentliches Vorhaben für den heutigen Tag, die königlich preußische Treckschute zu zeichnen, ist dabei auf der Strecke geblieben. Morgen geht es damit weiter.
Guts Nächtle wünscht das waldkind.

Ulrich 31
09.03.2019, 23:49
Auch ich gratuliere Rainer herzlich zu seinem Fund in #129. Nun kennen wir durch die Schilderung Chodowieckis zur Tafel 70 auch den Weg der Treckschute nach Weichselmünde. - Danke!

Gute Nacht und einen schönen Sonntag wünscht
Ulrich

waldkind
13.03.2019, 22:59
Liebe Forumer,

wir können den Thread über Johann Carl Schulz nicht überholen ohne ihm hier ein paar Worte zu widmen.

Johann Carl Schulz wurde am 5.Mai 1801 in Danzig als Sohn eines angesehenen Kaufmanns geboren. Seinem Vater gehörte das Haus in der Jopengasse Nr. 25 (vormals 607). Den Hausflur hatte Schulz in seinem Werk „Danzig und seine Bauwerke“ verewigt. J. C. Schulz sagte von sich selber, dass zwei Situationen ihn maßgeblich prägten. Das war zum einen ein römischer Soldat, eine Skulptur, die im Hausflur stand. In seiner Phantasie übernahm dieser Soldat in allen Lebenslagen eine besondere Schutzfunktion. Zum anderen war es der Blick auf die Marienkirche, deren Gemäuer jede Gewehrkugel abwehrte. So hatte dieses Gebäude wie der römische Soldat für J. C. Schulz eine besondere Schutzfunktion. Mögen diese beiden, der Römer und der Marientempel treibende Kräfte gewesen sein für die späteren Arbeiten des Grafikers und Malers über die römischen Motive und italienischen Ansichten, insbesondere der Basiliken. Mit zwei einschneidenden Erlebnissen musste Schulz in seiner Kindheit zurecht kommen, dem frühen Tod des Vaters im Alter von fünf Jahren und bald darauf den Verlust des elterlichen kaufmännischen Lagers auf der Speicherinsel.

Schulz begann seine Ausbildung an der Kunstschule zu Danzig unter Prof. Adam Breysig. Ab 1820 führte er sie an der Kunstakademie in Berlin unter Johann Gottfried Schadow und Prof. Hummel weiter. Letzterem hat Schulz gewiss seinen scharfen Blick für die Perspektive und deren zeichnerische Umsetzung zu verdanken. Anfangs widmete sich Schulz dem Kopieren Schinkelscher Werke und bald entdeckte er seine Vorliebe für die Architekturmalerei.

Auf seiner ersten Studienreise, die ihn über verschiedene Stationen 1823 nach München führte, schloss er sich dem Architekturmaler Domenico Quaglio an und begann seine ersten selbständigen Werke, innere Ansichten verschiedener Tempelgebäude. Mit einem Reisestipendium durch die "Westpreußische Friedensgesellschaft" unternahm Schulz seine Studienreisen über Tirol nach Italien, wo er an verschiedenen Orten verweilte, zeichnete und malte. Die dort gefertigten Studien dienten ihm später zur Vorlage seiner Gemälde und Radierungen. Mit einer Ansicht des Campo Baccinoin Rom erwarb sich Schulz den Respekt seiner italienischen und deutschen Kollegen, vor allem auch die Aufmerksamkeit des Kronprinzen, dem späteren König Friedrich Wilhelm IV. Dieser wurde hernach sein treuester Kunde und Auftraggeber. Und so ging Schulz nach seiner Italienreise nach Berlin.

1830 wurde Schulz als Lehrer für Perspektive und Schattenkonstruktion an die Bauschule (spätere Königliche Bauakademie) berufen. Doch übernahm er nach dem Tode Breysigs die Leitung der Kunstschule in Danzig, wo er von 1832 bis kurz vor seinem Tode als Professor und Direktor tätig war. Sein bildnerisches Werk umfasste vor allem innere und äußere Ansichten sakraler Bauten, Stadtansichten und andere Architekturansichten, z.B.Innenansicht des Artushofs. Alleine vom Schloss Marienburg fertigte er 16 Aquarelle, nach denen König Friedrich Wilhelm IV., der große Kunst- und Bautenliebhaber, große Ölgemälde bestellte.

Die Quellen sind sich nicht einig, ob es Schinkel war oder König Wilhelm I. von Würtemberg, der Schulz zu dem Werk „Danzig und seine Bauwerke“ anstiftete. Schulz arbeitete an diesen Radierungen auf Kupfer von 1845-1868. Er brachte sie im Eigenverlag heraus und machte keinen Gewinn mit ihnen. Vielmehr war ihm an der Schönheit der alten Stadt gelegen, die auf irgendeine Art und Weise für die Nachwelt überliefert bleiben sollte. Überhaupt war ihm der moderne Frevel, die Zerstörung des Alten, z.B. der Beischläge, ein Dorn im Auge und er setzte alles daran die Danziger von diesem Tun abzuhalten. Sogar einen Verein gründete er 1856 mit Gleichgesinnten zu diesem Zwecke.

Nach dem Tod seiner Gattin, eine Danzigerin, 1867 ereilte ihn ein weiteres Unglück, das seine Tätigkeit extrem einschränkte, die Lähmung seiner rechten Hand. Sein letztes Werk „Tutti Frutti“ vollendete er in gekürzter Ausgabe mit der linken Hand. Bald darauf verkaufte er seine Studien und Kunstwerke in öffentlichen Auktionen und legte am 31. Dez. 1872 sein Amt nieder. Zuletzt war er vollständig bettlägerig. Er starb am 12. Juni 1873, am 16. Juni wurde er an der Seite seiner Gattin auf dem Heilig-Leichnam-Kirchhof beigesetzt. Johann Carl Schulz wohnte mit seiner Familie am Langgassenthor.

Wen das alles genauer interessiert, der kann die Details in den nachstehenden Quellen nachlesen, insbesondere die erste Quelle gibt größeren Aufschluss über das Gesamtwerk. Nun hoffe ich, den großen Perspektiven-Zeichner hier ausreichend gewürdigt zu haben.
Mit besten Grüßen vom waldkind.

Quellen:
Allgemeine deutsche Biographie Bd. 32,Leipzig 1891, S. 717-722
Danzig und seine Bauwerke, Johann Carl Schulz, 1969 Bläschke Verlag Darmstadt

waldkind
17.03.2019, 12:23
Liebe Forumer,
was mir beim Lesen der wunderbaren Beschreibung über Daniel Chodowieckis Berlin-Danzig-Reise (#129) aufgefallen ist:
Das Elternhaus Chodowieckis in der Heilig-Geist-Gasse schloss im Giebel mit einem Pelikan ab. Wir erinnern uns, dass Isaac van dem Blocke ein Gemälde für die Trinitatiskirche mit dem sich aufopfernden Pelikan gefertigt haben soll. Der Pelikan ist ein Symbol für die fürsorgliche Elternliebe. Da wir den Pelikan nun schon zum zweiten Mal in Danzig finden, so will ich annehmen, dass er zu jener frühen Zeit ein bekanntes und gebräuchliches Symbol war (im Gegensatz zur Gegenwart). Ich bin gespannt, ob er uns noch öfter begegnen wird. LG vom waldkind.

Antennenschreck
17.03.2019, 12:45
Hallöle,

rein, nur zur Info: Pelican siehe Meergans.

LG Arndt

waldkind
17.03.2019, 21:00
Lieber Arndt,
was genau wolltest du mir sagen? Meergans und Pelikane gehören in die selbe Familie?

Es gibt eine alte Legende zum Pelikan, der seine toten Kinder mit seinem eigenen Blut, das er sich aus der Seite stach, zum Leben erweckte. Daher gehört er in die christliche Symbolik, weil auch Christus die Menschen durch sein eigenes Blut rettet. Es ist also nicht einfach ein Symbol für elterliche Fürsorge, sondern für christliche Nächstenliebe. Der Pelikan ist häufig Bestandteil der kirchlichen Kunst. Mir ist er aber zuerst im Zusammenhang mit Frankreich, eventuell auch der Schweiz aufgefallen. In der deutschen Kunst war er mir nicht aufgefallen. Nun finden wir ihn in Danzig gleich zweimal (vielleicht taucht er noch öfter auf). Da interessiert mich allmählich der Ort, an dem die Legende ihren Ursprung nahm.

Irgendwann hatte ich einmal gelesen, dass eine Pelikanart ein rötliches Sekret absondert, welches irrtümlich mit Blut assoziiert wurde.
Wie dem auch sein, immerhin ist der Pelikan auf dem Giebel der Chodowieckis auch ein Kunstwerk. Leider kennen wir den Baumeister dieses Kunstwerkes nicht. Aber es zeugt davon, welch reiche Bauweise Danzig sein eigen nennen konnte.

LG für eine schöne Woche

Antennenschreck
17.03.2019, 21:07
Hallöle,

ich wollte was spirituelles zum Thema Pelican aus einem alten Buch beitragen, und da stand nur:

Pelican (Vogel) siehe Meergans....

Da hatte ich aber gerade keine Zeit mehr, zum weitersuchen.
So war die ganze Geschichte.

LG Arndt

Iris Freundorfer
18.03.2019, 12:32
Hallo zusammen,

das schreibt Wikipedia dazu: "Als Symbol für Jesus Christus sind Pelikane auch Teil der christlichen Ikonographie.[14] Nach dem Physiologus, einem frühchristlichen Tierkompendium, öffnet sich der Pelikan mit dem Schnabel die eigene Brust, lässt sein Blut auf seine toten Jungen tropfen und holt sie so wieder ins Leben zurück. Dies wurde allegorisch in Bezug zum Opfertod Jesu Christi gesetzt, wodurch der Pelikan zu einem in der christlichen Ikonographie häufig verwendeten Motiv wurde. Als Symbol für Christus und die Eucharistie findet er sich oft auch auf Vasa sacra wie dem Kelch, dem Ziborium, an Altären und Tabernakeln.

Die Grundlage für diese Vorstellung liefert möglicherweise die Tatsache, dass sich die Jungen des Pelikans ihr Futter tief aus dem Kehlsack der Eltern holen, was den Eindruck erweckt, sie würden sich an deren Brustfleisch nähren. Außerdem färbt sich beim Krauskopfpelikan während der Brutzeit der Kehlsack rot und erinnert an eine blutige Wunde.

Ikonographische Darstellungen des Vogels unterscheiden sich in der ursprünglichen Darstellungsform durch geringere Größe, einen kürzeren, spitzen Schnabel sowie die Farbe des Gefieders (gelb, manchmal grün im Gegensatz zu weiß bzw. braun) vom Pelikan in der Natur."

Im weiteren Verlauf steht dort, dass der Pelikan auch als Wappentier vorkommt. In Deutschland wird nur Brandenburg genannt.

Viele Grüße
Iris

Iris Freundorfer
18.03.2019, 12:48
Hallo zusammen,

eine ganz andere Verbindung von Pelikan (diesmal die ist die Tintenfüller-Firma gemeint - kennen wir doch noch aus unserer Schulzeit) zu Danzig:

https://thepelikansperch.com/2018/11/29/pelikan-danzig-gdansk-langfuhr-factory/

Ist nur ein Randaspekt, trotzdem interessant.

Viele Grüße
Iris

Ulrich 31
18.03.2019, 17:45
Zu #137:

Zum letzten Satz ("In Deutschland wird nur Brandenburg genannt [wo der Pelikan als Wappentier vorkommt]"): In Brandenburg ist es allein die Stadt Luckenwalde, auf die dieser Hinweis zutrifft, und zwar mit diesem Wappen:

► https://de.wikipedia.org/wiki/Luckenwalde#/media/File:Wappen_Luckenwalde.png .

Gruß Ulrich

Ulrich 31
18.03.2019, 17:54
Hallo Iris,

der von Dir verlinkt eingestellte sehr ausführliche Bericht über die Niederlassung der Firma "Pelikan" in Danzig-Langfuhr seit 1922 liest sich, zumindest für mich, hochinteressant. - Ich kenne den "Pelikan"-Füller nicht nur aus der Schulzeit, sondern er begleitet mich seitdem bis heute.

Viele Grüße
Ulrich

waldkind
18.03.2019, 19:16
Hallo Ihr Lieben,

das freut mich, dass Ihr so fleißig seid und hochinteressante Aspekte ausgrabt. Offensichtlich war der Pelikan in Danzig beliebt. Wer weiß, vielleicht war es ja einst ein Pelikan, der aus dem Meer einen Tintenfisch fischte und ihn über Ägypten fallen ließ, so dass die Ägypter die Tinte erfinden konnten.

Was mir im Kopf herumspukt ist, ich habe den Pelikan zuerst vor der Hugenottensiedlung in Berlin gesehen. Die Mutter von Daniel Chodowiecki war auch Hugenottin und somit französische Glaubensflüchtige. Chodowieckis Frau war auch Hugenottin. Die van Blockes waren Täufer und es wird vermutet, dass die Familie auch aus Glaubensfluchtgründen ihre niederländische Heimat verließen und nach Königsberg gingen. In den Niederlanden gibt es zumindest echte Pelikane.

Sehr interessant finde ich das Motiv des fürsorglichen Pelikans in der Heraldik. Kommt in Wappen offensichtlich häufiger vor.
https://www.heraldik-wiki.de/wiki/Pelikan_(Wappentier)

Die Symbolik soll aber bis in die Antike reichen. Die christliche Interpretation kommt also später hinzu.

Sehr interessant die Ausführungen über die Firma Pelikan in Danzig-Langfuhr. Durchaus keine Nebensache in der Kunst, wenn man bedenkt, dass auch Tinte ein Medium von Künstlern ist (und das seit mindestens 5000 Jahren). Insbesondere Günter Grass macht der Tinte gleich im doppeltem Sinne alle Ehre, nämlich als Zeichenmedium und als Schreibmedium.

Ich habe kürzlich die schönsten Kunst-Schnitzereien im Netz gefunden, u.a. schön geschnitzte Kirchenbänke. Ich hoffe, ich finde sie bald wieder.

Beste Grüße vom waldkind und besten Dank für die vielen interessanten Erkenntnisse!

waldkind
19.03.2019, 10:28
Liebe Forumer,

die Legende um den Pelikan stammt aus dem Orient. Ihr liegt das arttypische Verhalten des Pelikans zugrunde, der beim Füttern der Jungvögel den Schnabel auf die Seite legt. Beim Füttern der Jungen tropft mitunter das Blut der Fische hervor.

Das christliche Abendland nahm als Grundlage seiner Mystik und Symbolik den Physilogus. Das war eine griechische Handschrift, die 42 zoologisch-mystische Abhandlungen enthielt. Erste Überlieferungen sollen aus dem 2. Jh. nach Christus aus Alexandria stammen. Im Mittelalter soll diese Schrift nach der Bibel die zweithäufigste Verbreitung gefunden haben.

Bei den aufkommenden Wissenschaften im Mittelalter war es bei uns üblich auf die antiken Schriften Roms, Griechenlands und denen des Orient zurück zu greifen. Für die Römer, insbesondere für die Griechen war es selbstverständlich sich den Errungenschaften des Orients zu bedienen (Allen voran den Naturforschungen Alexander des Großen. Der war bekanntlich auch in Ägypten).

Wir müssen uns die Wissenschaft des Mittelalters entschieden anders vorstellen als die heutige Wissenschaft. Man schreckte vor unsinnigen und auch phantastischen Interpretationen von Naturerscheinungen nicht zurück und man schob auf die Mystik, was sich durch Forschung und Experiment noch nicht beweisen ließ.

Hier den Link aus wikipedia zum Physiologus. Es gibt auch andere Seiten im Netz dazu.
https://de.wikipedia.org/wiki/Physiologus

Einen schönen Tag wünscht das waldkind.

Antennenschreck
19.03.2019, 20:25
Hallöle,

also hier im Norden gab es erste Ansätze in Richtung Bildung und Wissenschaft wohl erst unter Karl dem Großen, und dann natürlich noch früher innerhalb der Klöster:

Das Schulwesen in Karls Reich

Mit der Ausbreitung des Christentums verband der vortreffliche Karl die Errichtung vieler Schulen, welche die Aufklärung der deutschen Völker, die er seiner Herrschaft unterworfen hatte, stark voran brachte. Seine Aufmerksamkeit auf diesen Gegenstand lenkte ein Streit über eine Singart, der, während seiner Anwesenheit im Jahre 787 zu Rom, zwischen den Fränkischen und italienischen Sängern zum Ausbruch gekommen war. Jene bildeten sich ein, als Diener des Monarchen, den Vorzug zu verdienen; die Italiener, welche die Singart des Papstes Gregors des Großen, eines Meisters dieser Kunst, in Ausübung brachten, warfen den Musikern der königlichen Kapelle ihre schlechte Aussprache, ihre tadelnswürdigen Manieren, und überhaupt ihre Ungeschicklichkeit vor. Karl entschied zum Vorteil der Italiener, und er war vom Vorzug ihrer Singart so sehr überzeugt, dass er sie sowohl beim Gottesdienst, als auch überhaupt einführte, und dass er zu Metz in Ostfranken, und zu Soissons in Westfranken, besondere Singschulen anlegte. Zu Lehrern in denselben bat er sich vom Hadrian die berühmtesten Meister ihrer Kunst aus. Der Vorzug der Italiener in der Singkunst machte Karl aber auch auf ihre höheren Kenntnisse in anderen Dingen aufmerksam. Er brachte verschiedene sogenannte Grammatiker, oder Lehrer in der lateinischen Sprache, ebenso Schreib- und Rechenmeister, aus Italien mit zurück, die teils in Klöstern, teils in besonderen Schulen, sowohl Erwachsene, als auch die Jugend, in verschiedenen Künsten und Wissenschaften unterrichten mussten. Karl ließ von einer zu Aachen im Jahre 789 gehaltenen Reichsversammlung einen allgemeinen Befehl ergehen, in allen Klöstern und Stiftern Schulen anzulegen, in welchen die Jugend in der Grammatik, ebenso im Rechnen und Singen unterrichtet werden könnte. Diesem Fügte er eine besondere Ermahnung an alle Bischöfe und Äbte hinzu, die ihnen untergebenen Geistlichen, über deren Unwissenheit der Monarch die größten Klagen Führte, zur Fleißigen Lesung der heiligen Schrift, zur Erlangung nützlicher Wissenschaften, und zur Verbesserung ihrer Schreibart, anzuhalten. Er sorgte für die deutlichere und richtigere Abschrift der Bibeln, die durch die Nachlässigkeit und Unwissenheit der Abschreiber damals oft verfälscht worden waren; er ließ durch den berühmten Geschichtsschreiber der Longobarden, den Paulus Diaconus, einen der gelehrtesten Männer seiner Zeit, der am Hofe des Desiders die wichtige Stelle eines Notars inne hatte, eine Sammlung der besten Predigten der Kirchenväter erstellen, damit sie zur Erbauung des Volkes in den Kirchen vorgelesen werden könnten. In Ansehen der meisten Anstalten, wodurch er mehr Aufklärung unter seine Untertanen bringen wollte, Folgte er dem Rat des Engländers Alkwin, dem er die Aufsicht über seine Hofschule anvertraut hatte. Auf dessen Antrieb stiftete Karl eine Art Akademie, unter deren Mitglieder er auch selber mit gehörte. Die übrigen Stellen bekleideten die angesehensten und einsichtsvollsten Männer am Hofe und im Staate. Jedes Mitglied hatte seinen, entweder von einem berühmten Schriftsteller, oder einem anderen großen Manne des Altertums entlehnten, Namen. Alkwin nannte sich Flaccus; ein gewisser junger Herr, Namens Engelberth; den Karl, seiner besonderen Fähigkeiten und Einsichten wegen, außerordentlich schätzte, wählte sich den Namen Homer; der Abt Adelard von Corwey hieß Augustin, der Erzbischof Riculf von Mainz Damötas, und Karl selbst nannte sich David.

LG Arndt

waldkind
24.06.2019, 00:08
Liebe Forumer,

die Auseinandersetzung mit den Italienern hat bei mir etwas länger gedauert;) Nun will ich ein paar Brocken, die ich über Paul Kreisel gefunden habe, hier hinein setzen. Immer mit Vorsicht genießen, da ich die Richtigkeit nicht überprüfen kann. Herzliche Grüße vom waldkind.


Paul Kreisel

deutscher Maler und Grafiker
geboren am 23. Mai 1891 in Danzig als Sohn des Kaufmanns Rudolf Kreisel im Hause Brotbankengasse 51;
ging nach St. Petri zur Schule;
nahm als Schuljunge Malunterricht beim Museumsdirektor Prof. W. Stryowski;
besuchte die Kunstgewerbeschule (ich nehme an in Danzig?)

Schüler der Albertus-Akademie in Königsberg, belegte u.a. Kunst- und Kulturgeschichte, Archäologie, Anatomie
1912-1914 und 1918-1920 Schüler der Professoren A. Degner, R. Pfeiffer, H. Wolff.

Studienreisen außer in Deutschland auch in Italien und Russland

War als Oberschullehrer, ab 1919 als Maler und Grafiker in Danzig tätig.

Schuf Bilder und Radierungen vonDanzig, Posen, Marienburg, Breslau und anderen ostdeutschen Städten sowie eine Mappe „Danziger Bauten“ 1913-1919. Etliche Arbeiten soll das Danziger Stadtmuseum aufgekauft haben. Offensichtlich malte er aber nicht nur Stadtansichten, sondern z.B. auch Genre.

An die 250 radierte Platten sollen im Krieg zerstört worden sein.

Lebt nach der Flucht in Bad Schwartau.

Teilhabe an Ausstellungen in Deutschland, Italien, Buenos Aires, New York, Stockholm, (z.B. Gemeinschaftsausstellung Danziger Maler in den Galerieräumen der Kunstrunde e.V. Hamburg 1948).

Einer seiner Schüler - Volker Grewe.

Stirbt am 20. September 1982 in Bad Schwartau

Uschi Danziger
06.07.2019, 21:54
Hallo, Forumer,

„Von Berlin nach Danzig“
Ausstellungseröffnung am 6.07.19 im Haus Chodowiecki und Grass:
Daniel Chodowiecki hat sich im Jahr 1773 auf eine Reise von Berlin nach Danzig gemacht.
Danziger Künstler haben sich auf seine Fußstapfen begeben.

https://www.gdansk.pl/wiadomosci/daniel-chodowiecki-1-czerwca-wyruszyl-w-podroz-do-gdanska-swiat-w-oczach-xviii-wiecznego-artysty-i-dzis,a,149663
deutsch:
https://translate.google.com/translate?hl=de&sl=auto&tl=de&u=https%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2Fdanie l-chodowiecki-1-czerwca-wyruszyl-w-podroz-do-gdanska-swiat-w-oczach-xviii-wiecznego-artysty-i-dzis%2Ca%2C149663
englisch:
https://translate.google.com/translate?hl=de&sl=auto&tl=en&u=https%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2Fdanie l-chodowiecki-1-czerwca-wyruszyl-w-podroz-do-gdanska-swiat-w-oczach-xviii-wiecznego-artysty-i-dzis%2Ca%2C149663

Uschi Danziger

Uschi Danziger
06.07.2019, 22:23
Hallo, Forumer,

Hat jemand neuere Informationen über das
Daniel Chodowiecki- und Günter Grass - Kulturzentrum in Danzig, ul. Sieroca ?

Artikel gdansk.pl vom 8.07.2016:
https://www.gdansk.pl/wiadomosci/chodowiecki-i-grass-dostali-dobre-lokum-maja-przyciagac-artystow-i-turystow,a,57215
deutsch:
https://translate.google.com/translate?hl=de&sl=auto&tl=de&u=https%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2Fchodo wiecki-i-grass-dostali-dobre-lokum-maja-przyciagac-artystow-i-turystow%2Ca%2C57215
englisch:
https://translate.google.com/translate?hl=de&sl=auto&tl=en&u=https%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2Fchodo wiecki-i-grass-dostali-dobre-lokum-maja-przyciagac-artystow-i-turystow%2Ca%2C57215

Uschi Danziger

Ulrich 31
07.07.2019, 00:25
Guten Abend, liebe Uschi,

hab vielen Dank dafür, dass Du in #145 auf die von heute bis zum 14. September 2019 laufende Ausstellung in der ul. Sieroca 6 (früherer Straßenname 'Am Spendhaus') hinweist. Diese Adresse liegt in der Danziger Altstadt (siehe hier: > https://www.google.com/maps/place/Dom+Daniela+Chodowieckiego+i+G%C3%BCntera+Grassa+-+Dom+Dobroczynno%C5%9Bci+w+Gda%C5%84sku/@54.3558351,18.6561151,17z/data=!4m13!1m7!3m6!1s0x46fd7374ba3e0873:0x7d972cf1 77057fb6!2sSieroca,+80-842+Gda%C5%84sk,+Polen!3b1!8m2!3d54.3555791!4d18.6 561249!3m4!1s0x46fd7374a52c83bd:0x92a472663d27f587 !8m2!3d54.355847!4d18.6562557 ) in einem 1945 unzerstört gebliebenen Gebäudekomplex, der ursprünglich als Unterkunft für Obdachlose, Bettler und Waisen diente. In der Zwischenkriegszeit war er Sitz der Zeitschrift Danziger Volksstimme, der Pressestelle der Sozialdemokratischen Partei der Freien Stadt Danzig. Auf Anregung von Günter Grass (2012?) wurden die Gebäude 2016 als Kulturzentrum "Dom Daniela Chodowieckiego i Güntera Grassa" vorgesehen (siehe dazu die deutsche Google-Übersetzung der polnischen Wikipedia-Seite "Dom Dobroczynności w Gdańsku": > https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&u=https%3A%2F%2Fpl.wikipedia.org%2Fwiki%2FDom_Dobr oczynno%25C5%259Bci_w_Gda%25C5%2584sku ). Sie sollten nach dem von Dir in #146 gezeigten Artikel gdansk.pl vom 8. Juli 2016 erst zur Jahreswende 2019/2020 entsprechend renoviert und umgestaltet sein, und diese Street View Aufnahmen von September 2017 und weitere Fotos noch vom Mai 2019 ließen das auch so erwarten: > https://www.google.com/maps/place/Dom+Daniela+Chodowieckiego+i+G%C3%BCntera+Grassa+-+Dom+Dobroczynno%C5%9Bci+w+Gda%C5%84sku/@54.3558211,18.6560558,3a,75y,90t/data=!3m8!1e2!3m6!1sAF1QipM_iZL0h4NKOwWuzRwBFfmERv lduDq-Gpqflgs-!2e10!3e12!6shttps:%2F%2Flh5.googleusercontent.com %2Fp%2FAF1QipM_iZL0h4NKOwWuzRwBFfmERvlduDq-Gpqflgs-%3Dw114-h86-k-no!7i4000!8i3000!4m13!1m7!3m6!1s0x46fd7374ba3e0873 :0x7d972cf177057fb6!2sSieroca,+80-842+Gda%C5%84sk,+Polen!3b1!8m2!3d54.3555791!4d18.6 561249!3m4!1s0x46fd7374a52c83bd:0x92a472663d27f587 !8m2!3d54.355847!4d18.6562557 (verschiebbare Bilderreihe). Doch offensichtlich ist dieses neue Kulturzentrum schon jetzt für die betr. Chodowiecki-Ausstellung fertiggeworden. Aktuelle Bilder von dieser Einrichtung in der ul. Sieroca habe ich bisher im Web nicht gefunden.

Beste Grüße
Ulrich

PS:
In unserem Forum gibt es übrigens bereits den Thread "Ein Ritt von Berlin nach Danzig im Jahre 1773", gestartet am 07.02.2012 vom leider schon lange verstummten cortés (> http://forum.danzig.de/showthread.php?7950-Ein-Ritt-von-Berlin-nach-Danzig-im-Jahre-1773&highlight=Chodowiecki ), aber leider noch keine Berücksichtigung von Daniel Chodowiecki im Unterforum "Persönlichkeiten".

Dafür hier eine Abbildung von ihm:
► http://www.goethezeitportal.de/fileadmin/Images/wd/kud_enzyklopaedie/chodowiecki/reise_berlin_danzig/Malvieux_Chodowiecki___500x624_.jpg

Uschi Danziger
10.07.2019, 11:38
Hallo, Forumer,

ich möchte heute auf eine Ausstellung "Kaufmann und seine Stadt" vom 8. - 31.07.2019 in Danzig aufmerksam machen -
Jakob Kabrun war kein Künstler eher ein Kunstsammler und Diplomat.
Seine umfangreiche Bücherei und kostbare Gemälde vermachte er der Stadt Danzig. Die Gemäldesammlung befindet sich heute im Muzeum Narodowe in Danzig.

http://bgpan.gda.pl/aktualnosc/kupiec-i-jego-miasto-jakob-kabrun-1759-1814/

deutsch:
Zum 260. Geburtstag des berühmten Kaufmanns, Diplomaten und Sammlers der PAN lädt Sie die Danziger Bibliothek zur Ausstellung "Kaufmann und seine Stadt" ein. Jakob Kabrun 1759-1814 ".
Er war eine äußerst farbenfrohe Figur. Er wurde durch eine Familientradition, die von Erfolgen gekrönt war, mit dem Zustand der Kaufleute verbunden. Kabrun griff jedoch nach höheren Zielen. Er strebte danach, Kunstsammler zu werden. Er hat neue Bildungswege für seinen Beruf aufgezeigt. Er kämpfte für Bars mit großer Politik, die die jahrhundertealte ruhmreiche Geschichte seiner Stadt bedrohten. Stadttheater, Handelsakademie und Stadtmuseum - das sind die Initiativen, die in der Danziger Geschichte Geschichte geschrieben haben. Auf der Ausstellung werden wir die reichen Ressourcen der Kabruna-Bibliothek und historische Materialien zeigen, die es uns ermöglichen, den Geist dieser Ära zu berühren. Alte Drucke, Stiche, Exlibris und Karten sowie eine Sammlung von farbenfrohen, prächtig illustrierten Atlanten der Flora und Fauna (darunter das berühmte Blumenreich von GW Knorr aus dem Jahr 1750) zeigen den geistigen Horizont des Danziger Bürgers und die Überzeugung, mit der er die Gestaltung von Seelen und Köpfen unterstützte - zeitgemäß für ihn und diejenigen, die nach ihm kommen würden.
Wir laden Sie zur Ausstellungseröffnung am Montag, den 8. Juli, ein 13.00 Uhr zum historischen PAN-Gebäude der Danziger Bibliothek (Wałowa-Str. 15). Die Ausstellung ist bis zum 31. Juli 2019 zu sehen (Mo., Di., Do. 9.00-19.00 Uhr, Mi. 9.00-15.00 Uhr).

Näheres über Jakob Kabrun in Wikipedia:
https://de.wikipedia.org/wiki/Jacob_Kabrun_Jr.

Uschi Danziger

Ulrich 31
10.07.2019, 16:39
Liebe Uschi,

danke für Deine Information in #148. Der von Dir eingestellte deutsche Wikipedia-Link führt leider nicht zum erwarteten Inhalt. Dies ist unerklärlich, denn auch meine Wiederholung (Google-Eingabe "jacob kabrun jr." anklicken >
"Jacob Kabrun Jr. - Wikipedia" anklicken > führt zur vollständig lesbaren betr. deutschen Wikipedia-Seite > entspr. Link in die Forum-Antwort kopieren) führt zum selben unbefriedigenden Ergebnis wie der von Dir eingesetzte Link.

Da die deutsche lesbare Wikipedia-Version recht knapp gehalten ist, füge ich nur noch die ausführlichere Version in Polnisch an; denn mit der auch ausführlicheren englischen Version gibt es das gleiche Problem wie mit der deutschen (siehe dazu oben):
> https://pl.wikipedia.org/wiki/Jakob_Kabrun (polnisch).

Beste Grüße
Ulrich

PS an alle:
Weiß jemand von Euch, woran dieses hier geschilderte Link-Problem liegt?

Ulrich 31
10.07.2019, 17:03
Nachtrag zu #149:

Dies ist der Link zur deutschen Google-Übersetzung der polnischen Wikipedia-Seite von Jakob Kabrun:
► https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&u=https%3A%2F%2Fpl.wikipedia.org%2Fwiki%2FJakob_Ka brun .

Und hier noch seine Seite in "Deutsche Biographie":
► https://www.deutsche-biographie.de/sfz38175.html .

Ulrich

Ulrich 31
01.08.2019, 19:36
Hier ein aktueller Beitrag zu diesem Thema, der den Maler Marian Mokwa (> https://de.wikipedia.org/wiki/Marian_Mokwa ) betrifft:

Dieser gdansk.pl-Artikel vom 1. August 2019 berichtet von einem bedeutsamen Erwerb des Nationalmuseums in Danzig:
> https://www.gdansk.pl/wiadomosci/siedem-dziel-mariana-mokwy-w-kolekcji-muzeum-narodowego-w-gdansku-dzieki-portowi-lotniczemu-gdansk,a,151899 (polnisch),
> https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=de&u=https%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2Fsiede m-dziel-mariana-mokwy-w-kolekcji-muzeum-narodowego-w-gdansku-dzieki-portowi-lotniczemu-gdansk%2Ca%2C151899 (deutsch),
> https://translate.google.com/translate?sl=pl&tl=en&u=https%3A%2F%2Fwww.gdansk.pl%2Fwiadomosci%2Fsiede m-dziel-mariana-mokwy-w-kolekcji-muzeum-narodowego-w-gdansku-dzieki-portowi-lotniczemu-gdansk%2Ca%2C151899 (englisch).

Der Google-deutsche Vorspann dazu, leicht modifiziert, lautet:
"Das Nationalmuseum in Danzig kaufte die einzigartige Sammlung von sieben Gemälden von Marian Mokwa, einem der größten Maler des meeresbezogenen Pommern. Die Arbeiten wurden zuvor ans Grand Hotel in Zoppot geliefert. Ihr Verkauf erfolgte in Form einer Auktion, und der Kauf war möglich dank der finanziellen Unterstützung des Danziger Flughafens."

Die nun im Nationalmuseum zu sehenden Bilder werden in dem o.g. Artikel gezeigt.

Ulrich

Ulrich 31
01.08.2019, 22:41
Nachtrag zu #151:

Alle 7 Bilder von Marian Mokwa sind nur im polnischen Original des betr. Artikels zu sehen. In der deutschen und in der englischen Übersetzung werden nach meiner Kontrolle leider nur 2 dieser Bilder gezeigt.

Ulrich

Uschi Danziger
24.08.2019, 20:47
Neues zu #150 Jakob Kabrun

Ein Kupferstich aus der Sammlung des Danziger Kaufmanns Jakob KABRUN, der im Zweiten Weltkrieg verloren ging, wurde wieder gefunden.
Es ist der Kupferstich von Johann Saenredam aus dem 16. Jahrhundert „Porträt des Malers Johann von Aachen“ nach dem Gemälde-Prototyp Pieter Isaacsz.

Am 23.08.19 wurde der Kupferstich, Dank der Bevorzugung und des Verständnisses in der Sache Rückgabe der Kulturgüter durch die Eigentümer der Galerie Gerda Bassenge in Berlin, nachdem eine Vereinbarung mit dem Ministerium für Kultur und Nationales Erbe unterzeichnet wurde, dem Nationalmuseum in Danzig übergeben.

https://dziennikbaltycki.pl/odzyskana-z-pozogi-wojennej-grafika-z-kolekcji-jacoba-kabruna-wzbogacila-zbiory-muzeum-narodowego-w-gdansku-zdjecia/ar/c1-14371551
deutsch:
https://translate.google.com/translate?hl=de&sl=pl&tl=de&u=https%3A%2F%2Fdziennikbaltycki.pl%2Fodzyskana-z-pozogi-wojennej-grafika-z-kolekcji-jacoba-kabruna-wzbogacila-zbiory-muzeum-narodowego-w-gdansku-zdjecia%2Far%2Fc1-14371551
englisch:
https://translate.google.com/translate?hl=de&sl=pl&tl=en&u=https%3A%2F%2Fdziennikbaltycki.pl%2Fodzyskana-z-pozogi-wojennej-grafika-z-kolekcji-jacoba-kabruna-wzbogacila-zbiory-muzeum-narodowego-w-gdansku-zdjecia%2Far%2Fc1-14371551

Uschi Danziger

Inge-Gisela
25.08.2019, 10:38
Ich habe unter diesem Thema nichts von dem Maler Fritz Leopold Hennig gefunden, der um 3 Ecken mit mir verwandt war. Aufgrund meiner Ahnenforschung habe ich über ihn mittlerweile durch einen seiner Söhne viel erfahren können. Fritz Leopold Hennig wurde 1895 in Danzig geboren und starb 1951 in Dresden. Er war Maler und Grafiker. Er lebte auch einige Jahre in Zoppot. Wenn sich jemand etwas für sein Leben und seine Bilder interessieren sollte, siehe

https://de.wikipedia.org/wiki/Fritz_Leopold_Hennig

http://www.stadtwikidd.de/wiki/Fritz_Leopold_Hennig

Lb Gruß
Inge-Gisela

waldkind
05.09.2019, 19:54
Liebe Inge-Gisela,
wenn man in die google-Suchmaschine den Künstlernamen eingibt und dann auf "Bilder" klickt erscheinen einige schöne Werke von ihm. Er war wohl ein ausgesprochener Landschaftsmaler mit guter Kenntnis der Perspektive und Meister der Ölmalerei. Um so bemerkenswerter, dass er auch Linolschnitte angefertigt hat. Das machen die wenigsten Künstler.
Beste Grüße vom waldkind.

Inge-Gisela
06.09.2019, 11:30
Liebes Waldkind,
leider ist Fritz Leopold Hennig nicht alt geworden. Einer seiner Söhne hat großen Anteil an den Veröffentlichungen, das Leben usw. seines Vaters betreffend. Fritz Leopold Hennig hat wohl ein sehr abwechslungsreiches Leben gehabt., wie das häufig bei Künstlern üblich ist. Einer seiner Söhne war mein Cousin, den ich als Kind kennengelernt hatte. Er lebt aber auch nicht mehr. Er war um einiges älter als ich.

Lieben Gruß
Inge-Gisela

waldkind
09.09.2019, 23:55
Liebe Inge-Gisela,
was die Lebensjahre eines Menschen angeht, so kommt es oft nicht darauf an wie viele Jahre einer lebt, sondern wie intensiv und bewusst er sie lebt. Auf die meisten Künstler trifft das wohl zu. Es gibt Künstler, die weit weniger Jahre erlebt haben, (z.B. van Gogh) und dennoch Großes schufen in der kurzen Zeit. Wie du schon sagst, diese Jahre sind recht abwechslungsreich oder intensiv. Es scheint dabei selten um den Künstler zu gehen, sondern um das Werk. Und in aller Widersprüchlichkeit, die ein solcher lebt, wird er meist nicht verstanden, auch wenn Wissenschaftler immer wieder versuchen weis zu machen, dass man es mit ordentlichen Untersuchungen schon schaffen könnte. Wenn ich daran denke wie da Vinci es schaffte die Welt auf ewig mit einem einzig gemalten Lächeln zu beschäftigen. Oder daran, dass Dürer mit jedem Pinsel die Haare eines Hasen malen konnte - hihihi ... Kunst ist eben Kunst und ein Künstler sollte immer einzigartig unter seinesgleichen sein. LG.

waldkind
10.09.2019, 00:54
Liebe Forumer,
durch Bares für Rares bin ich auf August von Bandis gestoßen. Dort ging es um das Bild "Interieur mit großem Tisch", welches wohl in Danzig entstanden sein soll. August von Brandis (1862-1947) war insbesondere impressionistischer Interieurmaler. Brandis ist in Berlin geboren, wurde aber 1904 zum Professor für Figuren- und Landschaftsmalerei an die Technische Hochschule nach Danzig berufen. Etwas über sein Leben lässt sich über wikipedia herausfinden, wobei einiges bedauerlicher Weise unklar bleibt.
https://de.wikipedia.org/wiki/August_von_Brandis

Er soll das Uphagenhaus gemalt haben. Zu seinen Werken findet man einige unter folgendem Link:
http://www.artnet.de/künstler/august-von-brandis/
Man kann auch die Suchmaschine benutzen und auf Bilder klicken.

Leider habe ich gerade keine Zeit etwas mehr über den Aufenthalt und das Schaffen des Künstlers in Danzig heraus zu finden. Aber vielleicht hat der eine oder andere Danzig-Kenner hier Lust dazu, Danzig-Motive auf den Gemälden zu identifizieren. LG waldkind.

sarpei
20.03.2020, 15:20
Hallo miteinander!

Die letzten beiden Jahre habe ich die online verfügbaren Ausgaben der 'Danziger Allgemeine Zeitung' gelesen. Dem damaligen Auslöser war es geschuldet, dass ich das von 'hinten' nach 'vorne' tat. Im ältesten Jahrgang 1922 blieb ich beim nachstehenden Artikel in der Ausgabe vom 24. November 1922 hängen:

24505
1922-11-24_Maler Richard Hildebrand

Hier meine Transkribierung dazu:

Ein Maler der Danziger Heimat
----------------------------------
Künstler sein ist eine Eigenschaft des inneren Menschen, seines Gefühls und seines Ausdrucks. Der wahre Künstler ist unabhängig von Zeit und Zeitverhältnissen, unbeeinflußbar von Richtungen und Strömung und geht seinen Weg selbst, wohin er ihn eben gehen will. Er schafft aus dem Zwange des 'Schaffen-Müssens' heraus, nur allein um zu schaffen. Er wurzelt in der Heimat und in der Liebe zur Heimat und diese Liebe macht ihn stark für seine Aufgabe.

Ein solcher Künstler ist Richard HILDEBRAND. Es werden Wenige sein, die seinen Namen kennen, aber diese Wenigen wissen, daß hier ein Künstler aufgetaucht ist, ein Künder seiner Heimat, ein Maler, der bald zu den geachtetsten Danigs gehören wird, denn er weiß, was er will und warum er will. Es ist nichts Gezwungenes, nichts Unnatürliches in seinen Bildern, es ist Leben darin, das große Leben der Welt um uns her. Es ist Hineinfühlen in die Natur, ein Offenbaren all ihrer Geheimniisse und Wunder. Ja, man wird oft im ersten Augenblick über die Kraßheit der Farben, über den harten und scharfen Gegensatz der Beleuchtung überrascht, die eigenartig und fast fremd scheinen und doch, wer die Natur beobachtet hat mit Augen der Liebe, der weiß, daß es Tage und Stunden gibt, in denen sie so fern, so weit, so unendlich abgeklärt erscheint. Und das ist es, was Hildebrand sieht und malt, diese fremden und fernen Stimmungen, die man nie vergißt. Da ist eine Winterlandschaft, kalt und klar, das Meer schwer und einsam und darüber ein Winterhimmel wie Blut und Gold. Gegen alles steht eine dunkle Föhre. Seltsam ist das Bild und doch innerlich so voller Liebe und Glanz. Die Höhen um Zoppot, das Danziger Werder mit seinem eigenen, ernsten Charakter, das Radaunetal, die Meeresküste mit ihren vielen Wandlungen und Gesichten. Alles das hat Hildebrand gesehen und gebildet. Mit unendlicher Liebe und Sorgfalt hat er geschaffen und eine wohltuende und beruhigende Klarheit liegt über seinen Bildern.

Der Künstler, der bisher Apotheker war und noch nicht die geringste künstlerische. Ausbildung genossen hat - um so höher sind seine Leistungen zu bewerten -, hat seinen Beruf aufgegeben, um ganz der Kunst zu gehören. Dazu gehört heute ein seltener Idealismus. Es ist zu hoffen, daß Hildebrand bald mit einer größeren Ausstellung hervortritt - denn vorläufig sind nur einige Bilder von ihm bei Stumpf ausgestellt - und die große Öffentlichkeit in das Schaffen dieses wahren Künstlers Einblick erhält. sch.
__________________________________________________ __________________________________________________ _________________

Möglicherweise wurde meine Neugier geweckt, als ich gelesen hatte, dass hier ein ausgebildeter Apotheker autodidaktisch gemalt hatte und solch eine positive Kritik erhielt. Und wie deckt man heutzutage seine Neugier? Indem man Tante Gugel fragt. Das Ergebnis war ernüchternd - mit einer Ausnahme: bei der 'Bucht' wurde ein Aquarell angeboten. Hier der Angebotstext dazu:

"Richard Hildebrand - Aquarell 1932 - Landschaft bei Danzig (dieser Hinweis wurde rückseitig händisch geschrieben) - unten rechts original signiert und datiert 1932 -
Größe 33,5 x 25 cm"

Das abgebildete Motiv hat mir auf Anhieb gefallen. Also habe ich ein Gebot abgegeben und bin nun Besitzer dieses Originals. Nachstehend kann sich der interessierte Leser einen Eindruck von dem Bild machen:

24506
Richard Hildebrand - 1932

Wegen der Größe meines Scanners ist das Bild minimal beschnitten.

Und jetzt wollte ich mehr über diesen 'malenden Apotheker' wissen. Im Danziger Adressbuch von 1922 ist er noch ganz normal als Apotheker, wohnhaft Holzgasse 21, aufgeführt. Im Jahrgang 1924 und 1925 dann die nachstehenden Anzeigen:

24507 24508
Richard Hildebrand - Anzeige 1924 Richard Hildebrand - Anzeige 1925

Zu seinen Lebensdaten findet sich etwas im Danziger Bürgerbuch:

"Richard Hildebrand, Kunstmaler, am 2. April 1887 in Danzig geboren, besuchte das Städt. Gymnasium, wandte sich dann der Pharmazie zu, bestand an der Breslauer Universität das Staatsexamen und machte als Oberapotheker den Weltkrieg mit. Auf Anraten von Hans Thoma und dem Danziger Kunsthistoriker Geheimrat Prof. Adelbert Matthaei widmete er sich darauf der Kunst, die er bereits seit frühester Zeit autodidaktisch ausgeübt hatte. Er betätigte sich an der Königsberger Kunstakademie und wirkt in Danzig als Portrait- und Heimatmaler."

Ergänzen lässt sich hierzu aus dem standesamtlichen Geburts- und Heiratseintrag:

voller Name: Carl Reinhold Richard HILDEBRAND
Vater: Apotheker Carl Robert Emil HILDEBRAND (später Medizinalrat)
Mutter: Maria geb. HEYNE
Heirat am 17. August 1922 in Danzig
Ehefrau: Grete Marie Auguste KLÖTZKY, ' 26.06.1878 in Danzig, Tochter des Fabrikanten Emil Eugen Eduard KLÖTZKY

... und hier noch eine Fotografie von Richard HILDEBRAND (aus dem Bürgerbuch):

24509
Richard Hildebrand - Bild

Soweit mein Exkurs in das Gebiet der Malerei. Sollte Jemand weitergehende Informationen zu Richard Hildebrand habe, bitte ich um Nachricht.


Viele Grüße

Peter

waldling +6.8.2023
20.03.2020, 16:27
Moin, Peter,

danke, dass du uns teilhaben lässt.

Herzliche Grüße
Uwe

sarpei
20.03.2020, 17:53
Hallo miteinander,

lt. gedanopedia ( https://www.gedanopedia.pl/index.php?title=Kategoria:Encyklopedia ) gibt es noch folgende Ergänzungen zu vermelden:

o Ab 1926 ging Carl Robert HILDEBRAND in den Ruhestand und lebte mit seinem Sohn Richard HILDEBRAND zusammen in der Holzgasse 21. Carl Robert verstarb dort am 9. Januar 1936 im Alter von 82 Jahren und wurde auf dem Friedhof an der Großen Allee beigesetzt. In den letzten Jahren wurde er von seinem Sohn Richard betreut.

o Nach dem Tod seines Vaters zog Richard nach Berlin und ließ sich später im bayerischen Prien am Chiemsee nieder. Dort verstarb er am 3. November 1954.


Viele Grüße

Peter

Ulrich 31
20.03.2020, 17:57
Lieber Peter,

mit Deinem Beitrag #159 hast Du uns hier wieder einmal gezeigt, mit welcher Gründlichkeit Du Dich Interessierendes recherchierst und wie besonders gut Du uns die gefundenen Ergebnisse zeigen und erklären kannst. Auch ich danke Dir dafür herzlich.

Dass ich mich für Deinen Beitrag speziell interessiere, liegt natürlich an meiner früheren gleichen Berufsausübung dieses mir bisher unbekannten Malers, der vor dem Malen Apotheker war. - Sicher ist auch Dir der gleiche Werdegang bei Carl Spitzweg (1808-1885) bekannt (> https://www.merkur.de/lokales/muenchen/carl-spitzweg-1808-1885-maler-apotheker-89064.html ). Doch ebenfalls unbekannt war mir bis zur jetzigen Vergleichsrecherche die gegenwärtige Kombination Apotheker-Maler von Pharmazierat Dr. Gerd-Gunther Madry in Merseburg (> https://www.pharmazeutische-zeitung.de/ausgabe-232015/apotheke-mit-eigener-galerie/ ).

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
28.03.2020, 14:38
Hallo Peter,
vielen Dank für deinen ausführlichen Beitrag. Nun bist du stolzer Besitzer einer original danziger impressionistischen Winterlandschaft.
Es wäre schön, könnte man herausfinden, ob Hildebrand auch in Berlin und in der Prien künstlerisch tätig war, welche Techniken er anwandte und wo seine Bilder abgeblieben sind. Vielleicht magst du dich an das Heimatmuseum Prien wenden. Vielleicht haben die einen Tipp. LG waldkind

sarpei
29.03.2020, 18:06
Hallo waldkind,

danke für deine freundliche Anregung. Möglicherweise ergibt sich ja dafür nach dem durchstandenen Chaos eine Gelegenheit.


Liebe Grüße

Peter

Ulrich 31
18.08.2020, 13:46
Information für die an diesem Thema Interessierten:

In der Danziger Johanniskirche läuft vom 6. bis zum 31. August 2020 eine Ausstellung von über 50 Werken herausragender Maler der letzten drei Jahrhunderte aus den Städten der heutigen Woiwodschaft Pommern (z.B. Danzig, Elbing/Elbląg, Dirschau/Tczew, Marienwerder/Kwidzyn und Marienburg/Malbork). Diese Ausstellung trägt den ins Deutsche übersetzten Titel "Danzig und seine Umgebung in der Malerei". - Hier der Link zum betr. gdansk.pl-Artikel: > https://www.gdansk.pl/wydarzenia/gdansk-i-okolice-w-malarstwie,w,25659.

Ulrich

christian65201
18.08.2020, 13:58
Hallo Ulrich,
danke für den Hinweis

Grüße
Christian

waldkind
12.09.2020, 15:48
Liebe Forumer,

heute habe ich auf dem Trödel ein kleines Buch erstanden mit naiver Malerei. Es heißt "Jenseits der deutsch-deutschen Grenze", herausgegeben von Rolf Italiaander im Weidling Verlag, 1981. In diesem Buch befinden sich zwei naive Bilder von Eva Lange. Das eine ist Danzig- An der Radaune, mit Blick auf das Müllergewerkshaus und die Katharinenkirche. Das andere ist das Krantor an der Mottlau, mit den zierlichen Häusern am Ufer und der Marienkirche im Hintergrund. Die Bilder sind ziemlich farbintensiv. Leider darf ich sie wegen der Urheberrechte nicht hier ins Forum stellen. Es wird im Netz schon um die drei Euro gehandelt. Die Bilder im Buch sind um die 16 x 16 cm groß. Man kann also einen guten Eindruck bekommen. Insgesamt bietet das Buch 90 Bilder.

Eva Lange habe ich als Künstlerin im Netz nicht gefunden. Im Buch wird über sie gesagt:
- geb. 1908 in Ostpreußen
- lebte seit 1950 in Berlin
- malte seit 1974
illustrierte das Berliner Kinderbuch "Kalle und der Schuhputzjunge" von R. Italiaander im Brigg Verlag Augsburg (gibt es im Netz antiquarisch).

Ich persönlich finde die Darstellung Danziger Motive als naive Malerei interessant. Weitere Motive in dem Buch sind z.B. berühmte Bauten wie der Dresdner Zwinger (Beta), Kloster Chorin, Schloss Rheinsberg, Bauten aus Breslau, Marienburg, Motive aus Königsberg und viele andere. Es gibt wunderschöne Landschafts- und Landmotive und Motive des alltäglichen und geselligen Zusammenlebens, so auch eines der berühmten Flissaken (von Edith Gothan). Es gibt auch Motive, die nicht naiv gemalt sind, so z.B. einen Druck von Käthe Kollwitz und impressionistische Landschaften.

Wer immer dieses Büchlein ersteht, dem wünsche ich viel Freude damit. waldkind.

DanzigDanzig
13.09.2020, 12:59
Danke Waldkind für die Informationen, finde es immer wieder interessant und spannend durch alte Bücher oder Dokumente auf unbekanntes zu stoßen.

Liebe Grüße Helene

waldkind
14.09.2020, 11:22
Vielen Dank, liebe Helene,

und ich freue mich über solch ein Feedback, weil es mir sagt, dass mein Engagement nicht umsonst ist.
Ich habe mir das Büchlein schon mehrmals angesehen und es berührt mich sehr. Denn in jedem Bild spüre ich diese besondere Art von Heimatliebe, die sich aus den vielen kleinen Details persönlicher Erfahrung und Erlebens ergibt. Zum Beispiel wie die Kinder in Masuren Schlittschuh laufen, wie die Störche in die Wiese picken, die alten Weberholzhäuser, die Kaschubin am Lagerfeuer, die Flundern der Ostsee, die Fischfrauen. Oder hat hier jemand schon einmal etwas von den Weihwasserfrauen gehört? Es gibt viel darin zu entdecken und ich werde dieses Buch lieben.

Und was ich mit diesem Thread meine, ist, dass es viel zu schade ist, wenn solche Künstler einfach nach ihrem Tod auf immer verschwinden, weil sie keine Lobby hatten, die sie berühmt machten.
LG Miriam, alias waldkind.

waldkind
16.09.2020, 00:33
Herbert Waltmann

Liebe Forumer, endlich komme ich dazu, Euch einen großen Aquarellisten vorzustellen. Groß deswegen, weil seine Bilder von außerordentlichem Können der Aquarellmalerei sprechen. Es wird immer eine Bereicherung sein, ein Bild von ihm anzusehen.

Der Maler und Grafiker Herbert Waltmann wurde am 24.März 1919 in Danzig in der großen Mühlengasse geboren. Er war der Sohn des Handwerksmeisters Johannes Waltmann. Kaum eine danziger Ecke wäre wohl besser geeignet gewesen als diese, um auf die Malerei zu kommen. Hier traf er wohl häufiger auf den Kunstmaler Paul Dannowski (zu dem Ihr gerne für uns recherchieren könnt).

1936 begann Waltmann eine kunsthandwerkliche Lehre bei dem Kunstmaler Heinz Koppelwieser. Dessen Arbeitsräume befanden sich in der Frauengasse 49. Koppelwieser diente der Stadt Danzig insbesondere mit Vergoldungen bei Restaurierungen von Patrizierhäusern, z.B. in der Langgasse, am Langen Markt und dem Englischen Haus in der Brotbänkengasse. Am Sonntag zogen Waltmann und Koppelwieser zum Aquarellieren ins Weichsel-Umland.
Ab 1938 studierte Waltmann an der Kunst- und Gewerbeschule in Danzig Malerei und Grafik. Mai 1940 wurde er zum Wehrdienst eingezogen. Nach einer Verletzung in Nordrussland kam er 1942 ins Lazarett nach Danzig, in dem er zehn Monate verbrachte. Dort lernte er Professor Fritz Pfuhle von der Technischen Hochschule in Danzig-Langfuhr kennen, unter dessen Obhut er seine künstlerische Bildung weiter vorantrieb. 1945 flüchtete Waltmann mit seiner Frau nach Braunschweig. Hier war er als Freiberufler, Bühnenbildner in Schauspiel- und Operettenhäusern, als Werbegrafiker und Lehrbeauftragter tätig.

Waltmann hatte Ausstellungen in Braunschweig, Düsseldorf, Magdeburg, Wolfenbüttel, Wien und Münster-Wolbeck. Natürlich befinden sich in seinem Werk die schönsten Ansichten von Danzig.
Diese Daten habe ich aus den unterschiedlichsten Quellen. Die Quellen geben aber alle das gleiche her. Da sind z.B. eine Schrift des Westpreussischen Landesmuseums, eine Schrift der Magdeburger Museen oder ein Artikel im Ostpreußenblatt 6.Oktober1990-Folge40. Seite 9:

https://archiv.preussische-allgemeine.de/1990/1990_10_06_40.pdf

Hier eine Kostprobe aus seinem Werk:
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Danzig.png
https://www.danzig.org/en/wp-gallery/?cat_id=28&gallery-img-id=230
https://archiv.preussische-allgemeine.de/1991/1991_07_06_27.pdfSeite 9
https://archiv.preussische-allgemeine.de/1996/1996_01_27_04.pdf Seite 8

So weit erst mal. Über sein Werk folgen in den nächsten Tagen noch ein paar Worte. Bis dahin, euer waldkind.

waldkind
16.09.2020, 10:06
Herbert Waltmann – Das Werk

Zu Waltmann habe ich über eine Broschüre des Westpreussischen Landesmuseums gefunden. Dort hatte es 1995/1996 eine Ausstellung mit 60 Aquarellen von ihm gegeben. Waltmann war Landschaftsmaler und so finden wir in der Ausstellung Landschaften von Danzig, Thorn, „Kaschubien“, Mewe, Golan, Stargard, Kulm, Karthaus, Graudenz u.a. Es gibt in dieser Broschüre acht Abbildungen, leider sechs davon nur in Schwarz-Weiß. Dafür sind die ausgestellten Werke sorgfältig aufgelistet. Allein 30 Aquarelle zeigen Motive des schönen Danzigs, einschließlich Zoppot, Neufahrwasser und Oliva. Zahlreiche Weichselbilder kommen hinzu.

Im Antiquariat habe ich das Heft „Danzig-Magdeburg-Braunschweig“ erstanden, eine Veröffentlichung des Magdeburger Landesmuseums. Wie der Name vermuten lässt zeigt das Heft Ansichten von Danzig, Magdeburg und Braunschweig. 70 Werke sind gelistet und 54 gezeigt. Darunter sind auch zahlreiche Zeichnungen. Von Danzig zeigt die Broschüre Bilder vom RechtsstädtischenRathaus, Frauengasse, Marienkirche, Neptunbrunnen, Lange Brücke am Brausenden Wasser, Danziger Niederung und Die Wahrzeichen von Danzig. Daneben gibt es Bleistiftzeichnungen vom Artushof, dem Steffenschen Haus, dem Krantor, Jopengasse mit Zeughaus und einer interessanten Ansicht eines Barockwohnhauses an der Mottlau, das ich bislang noch nirgends gesehen habe.
In beiden Broschüren befindet sich auch eine Porträt-Fotografie von Waltmann. Es gibt noch andere Broschüren über ihn, die man hin und wieder im Netz entdecken kann, aber über deren Inhalte weiß ich nichts. Die Broschüre der oben genannten drei Städte gewährt einen ordentlichen Eindruck in die Kunst Waltmanns. Es wird klar, dass er wirklich was drauf hatte.

Und noch einen Nachtrag zum vorherigen Beitrag: Laut Adressbuch sollte der Vater von Herbert Waltmann Schmied gewesen sein, wobei nicht hervorgeht welcher Art von Schmied.

Nun sei es genug mit Waltmann vom waldkind. LG an alle.

Ulrich 31
16.09.2020, 15:30
Liebe Miriam,

hab vielen Dank für Deine ausführliche Information über Herbert Waltmann, der mir erst dadurch bekannt wurde. Im folgenden PS habe ich eine Frage in die Runde zu einem seiner Bilder, die Du uns in Deiner "Kostprobe" zeigst.

Beste Grüße
Ulrich


PS:
Der zweite Kostproben-Link in #170 zeigt diese Mottlauimpression nach einem Aquarell von Herbert Waltmann; hier der Link dazu:
> https://www.danzig.org/wp-content/plugins/best-wp-gallery/uploadimg/1180268751_p1004465.jpg.

Mich interessiert, welche Stelle der Mottlau dieses Aquarell zeigt, da ich mit seiner Lokalisation unsicher bin. - Kann mir jemand aus dem Forum helfen? Ich würde mich darüber freuen.

Gruß Ulrich

ada.gleisner
16.09.2020, 15:48
Besondersgut gefallen mir immer perfekte Bleistiftzeichnungen, so auch die vom Artushof, die ich in einer der Ostpreußenzeitungen fand. Wobei diese Zeitungen, mittlerweile 30 Jahre alt, für alle Vertriebenen sehr aufschlußreich sind, was die damalige politische Meinung über Grenzziehungen zu Polen betrifft.
Aber zurück zur Malerei : wie verhält es sich denn, wenn bei einer polnischen Ausstellung ein Maler - deutscher Name - in Tschew? geboren ist, so ist er wahrscheinlich doch in Dirschau geboren, d.h. sollten diese vielen deutschnamigen Maler nicht auch mal Ausstellungen in Deutschland haben ?
Mit lieben Grüßen von Ada

Rahmenbauer14, + 1.11.2021
16.09.2020, 18:08
Hallo Ulrich, ich denke,
vielleicht hier: https://www.google.de/maps/@54.3481603,18.659722,935a,35y,180h/data=!3m1!1e3
Das Milchkannentor, gesehen von der heutigen "Marina Gdansk" - Spitze Speicherinsel.

Sonnige Grüße aus Rerik,
Rainer

Ulrich 31
16.09.2020, 18:27
Hallo Rainer,

das war mir auch zunächst eingefallen, doch dann kamen Zweifel, weil die Milchkannenbrücke fehlt. Vielleicht war dieser "Wegfall" die Phantasie des Malers.

Sonnige Grüße zurück aus Berlin,
Ulrich

Uschi Danziger
16.09.2020, 19:11
Hallo,

ich könnte mir vorstellen, dass die Milchkannenbrücke sich hinter den Pontons befindet, die auf diesem Bild vor dem Turm gemalt sind.

Viele Grüße

Uschi Danziger

waldkind
16.09.2020, 19:34
Lieber Ulrich,
leider kenne ich mich nicht so perfekt mit den örtlichen Gegebenheiten aus, um deine Frage ad hoc beantworten zu können.

Ich muss auch sagen, dass die hier eingestellte Kostprobe eher bescheiden ausfällt und nur andeutet, in welche Richtung die Malerei Waltmanns geht. Es lohnt sich auf alle Fälle solch ein Büchlein anzuschaffen. Das wollte ich sagen. Denn ich habe selten so gute Aquarelle gesehen. Da ja die Aquarellmalerei etwas unberechenbar ist, und die Bilder von Waltmann zum Teil sehr präzise gemalt sind, so lässt sich leicht vermuten mit wie viel Geduld er diese gemalt hat. Und welch eine geübte ruhige Hand! Auch die Bleistiftzeichnungen sind beeindruckend schön. Mir ist inzwischen aufgefallen, dass die Künstler, die bei Fritz Pfuhle gelernt haben, alle echt was können.

Und so lernt man über die Bilder nach und nach die Künstler in ihrer Persönlichkeit, ihrem Wesen kennen. Das ist es, was letztlich nicht verloren gehen sollte.

An Ada: Ich bin grundsätzlich dafür, dass polnische Künstler in Deutschland ausstellen und deutsche in Polen. Es hapert nur oft an der Sprache oder am Geld:(. LG waldkind

waldkind
16.09.2020, 19:50
Max Buchholz

Weil ich ihn immer wieder vergesse hier hinein zu setzen, jetzt mal einen Link, für alle, die nach Waltmann noch mehr Lust auf Kunst haben. Ich habe es noch nicht durchgearbeitet, aber Buchholz hat wohl so einiges zu Danzig gemacht. Bis bald, wk.
https://stadtarchive-metropolregion-nuernberg.de/der-kunstmaler-und-grafiker-max-buchholz-und-sein-lebensabend-in-pegnitz/

Ulrich 31
16.09.2020, 20:12
Liebe Uschi (#176),

zu Lebzeiten von Waltmann überspannte die Milchkannenbrücke als Drehbrücke die Mottlau zwischen Milchkannentor und Langgarten (siehe dazu den Forum-Thread "Speicherinsel Nordteil", #7). Wohin genau diese Brücke zur Öffnung drehte, ist mir nicht bekannt, es könnte aber sein, dass es der Ort war, den Du mit "hinter den Pontons" angibst. Sollte also Wallmann seine Mottlauszene bei so geöffneter Milchkannenbrücke gemalt haben, bleiben bei mir trotzdem Zweifel, weil die "geöffnete" Mottlau an der gemalten Stelle viel breiter erscheint, als es meine bisherigen Informationen zu dieser Stelle hergeben. -
Vielleicht war aber auch hier malerische Phantasie im Spiel. :confused:

Mit guten Abendwünschen und besten Grüßen
Ulrich

waldkind
16.09.2020, 21:24
Hallo Ulrich,

es würde mich wundern, wenn Waltmann seiner Phantasie freien Lauf gelassen hätte, wo er doch so genau auf Details achtet. Könnte es sein, dass es sich gar nicht um eine Mottlau-Szene handelt, sondern es sich um ein Motiv aus einer anderen Stadt handeln könnte, z.B. eine Szene aus Magdeburg an der Elbe??? LG wk.

Ulrich 31
16.09.2020, 23:11
Hallo waldkind,

ich denke schon, dass es sich bei dem hier diskutierten Aquarell um eine Mottlau-Szene handelt, wobei bisher unbekannt bleibt, wann es entstand. 1937 wurde aus der in #179 erwähnten Drehbrücke eine Klappbrücke mit einer Klappe, die Waltmann bei seiner Detailgenauigkeit sicher mitgemalt hätte. Folglich dürfte diese Mottlau-Szene vor 1937 entstanden sein.

Mein Festhalten an der Mottlau-Szene begründe ich mit den sicher korrekten Angaben der von Dir in #170 gezeigten Quelle (Link 2 der "Kostprobe") und mit dem im Forum-Thread "Speicherinsel Nord" im Beitrag #7 verlinkt gezeigten Stich von Aegidius Dieckmann aus dem Jahr 1617 (siehe hier: > https://gdansk.xgcmy.pl/s1/t/202001142589.jpg ). Dieser Stich zeigt nämlich auffallende Ähnlichkeiten mit dem betr. Aquarell von Waltmann. Beide Werke zeigen die Neue Mottlau mit dem Milchkannenturm im Hintergrund und im Vordergrund rechts ziemlich ähnlich aussehende Speichergebäude.

Letzter Zweifel bleibt bei mir hängen durch die mir im Waltmann-Aquarell unwirklich erscheinende Breite der Neuen Mottlau an der Stelle der vermutlich geöffneten Milchkannenbrücke, wodurch ich diesem sonst perfekten Maler eine gelegentliche Malfreiheit zutraute.

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
17.09.2020, 15:42
Lieber Ulrich,

als ich das Bild zum ersten mal sah, dachte ich es sei niemals die Mottlau. Tröstete mich aber damit, es könne ein historisches Bild sein und die Alten Hasen hier im Forum würden es sicher wissen;)
Mir sagt die Quelle zu dem Bild nichts. Irritiert hatte mich zudem, dass es im Deutschen heißt "nach einem Aquarell von Herbert Waltmann", im Englischen aber "durch/von Herbert Waltmann". Das sind widersprüchliche Aussagen. Denn die deutsche Formulierung bedeutet, genau genommen, jemand hat nach einem Bild von Waltmann gemalt. Im Englischen bedeutet es, Waltmann hat es selbst gemalt. Vom Stil her passt es zu Waltmann.

Ich war irritiert vom Fachwerk der Häuser. Diese Bauweise sieht man auf dem Stich von Aegidius Dieckmann auch nicht. Wenn es bei Dieckmann rechts die Speicherinsel ist, wäre es links die Schäferei-Gegend. Dann irritiert mich die Brücke im Vordergrund. Welche soll denn das sein? Oder gab es zur damaligen Zeit Brücken, die später abgerissen wurden?

Ich finde die breite des Flusses ist nicht sehr unterschiedlich in den beiden Bildern.
Es kann ja durchaus sein, dass das Bild vor 1937 von Waltmann gemalt wurde. Dann wäre es eines seiner frühesten Malereien. Und wir müssten dem Künstler zugestehen, dass er noch, was seine Malerei angeht, in den Kinderschuhen steckte. Er hat ja seine Ausbildung erst 1936 begonnen. Da war er 17 Jahre alt. Wir müssen uns erinnern, dass die Maler damals, alles noch mit ihrem Auge erfassen und zeichnerisch umsetzen mussten. Das war nicht so wie heute, dass man zig schnelle Fotos machte und dann seine Zeichnungen an Hand der Digitalisate korrigieren konnte.

Es ist wieder so ein Manko, dass viele Bilder nicht mit einer Jahreszahl versehen wurden. Nach unseren Überlegungen hier, könnte man das Bild, bereits als historische Malerei einstufen, wenn es so ist, wie wir denken.

Nun habe ich am Ende noch eine Frage in die Runde: Im der Broschüre des Westpreußischen Landesmuseums ist angegeben, dass Waltmann ein Aquarell gemalt haben soll mit "Michkannenturm mit Sahnekännchen". Kann mir jemand erklären, was das Sahnekännchen ist, bitte? LG vom waldkind

Fischersjung
17.09.2020, 16:49
Hallo Waldkind,
siehe hier:
https://www.fotocommunity.de/photo/milchkannenturm-mit-sahnekaennchen-danzig-fan/26859659

Fischersjung
17.09.2020, 16:56
Halle Waldkind,
siehe auch #27 in:
http://forum.danzig.de/showthread.php?13567-Danzig-R%E4tsel-Wo-sind-diese-3-Wappen-zu-finden

Eine spannende Entdeckung wünsche ich.

waldkind
17.09.2020, 18:32
Danke, lieber Joachim. Jetzt weiß ich das auch. Habe sogar zwei Fotos von den beiden in meinem Ordner. Demnach müsste es von Waltmann noch ein zweites Bild von der Milchkanne geben, nämlich mit Sahnekännchen.

Nach einer alten Karte zu urteilen, wird Dieckmann mit der Brücke im Vordergrund die Brücke über dem Zimmergraben gemeint haben. Waltmann hat dann den gleichen Blickwinkel genutzt. LG waldkind.

waldkind
18.09.2020, 12:31
Im Westpreußischen Landesmuseum gab es vom 23.Februar bis 21. April 1991 eine Ausstellung mit dem Titel„Westpreußische Landschaften. Es war eine Gemeinschaftsausstellung von 24 Künstlerinnen und Künstlern, unter ihnen Richard Hildebrandt. Die Werke, die laut der Broschüre des Westpreußischen Landesmuseum von ihm ausgestellt wurden, liste ich hier mal auf.Vielleicht stolpert ja jemand mal über eines davon. Mir gefällt es, dass er auch ganz kleine Formate genutzt hat. LG vom waldkind

Weichsel mit Regenbogen, Öl, 1930, 154 x 205 cm
Starker Frost am Strand von Brösen,Öl, Februar 1922, 31,5 x 40,2 cm
See mit Segelboot, Öl, 1928, 21,3 x 13,5 cm
Sonnenuntergang im Danziger Werder, im Hintergrund die Danziger Höhe, Aquarell, 1936, 45 x 63,5 cm
Im Danziger Werder, Sonnenaufgang mit Blick auf die Danziger Höhe, Aquarell, 1930, 45,5 x 63,5 cm
Dicht bei Langgarten, Aquarell, 1925,14,3 x 18 cm
Waldsee, Aquarell, 1930, 16,5 x 23,5 cm
Sonnenaufgang in der Tuchler Heide,Pastell, o.J., 21 x 24,5 cm
Seelandschaft, Tusche, 1927, 32,5 x 48 cm
Abend am Haff, Radierung, 1926, 9,5 x 14 cm

waldkind
24.09.2020, 18:45
Ernst Oldenburg

Liebe Forumer,

im Vorbeigehen möchte ich euch den Danziger Maler und Bildhauer Ernst Oldenburg vorstellen. Er hat es immerhin zu einem wikipedia-Beitrag und einem Museum geschafft. Auf der Seite des Museums seht ihr einige seiner Werke. Er hat, wen wundert es, bei Fritz A. Pfuhle gelernt. LG waldkind

https://de.wikipedia.org/wiki/Ernst_Oldenburg

https://www.oldenburg-museum.de

waldkind
26.09.2020, 17:45
Liebe Forumer,

da ich gerade in einem anderen Film sitze, hier mal zwei Links von Künstlerinnen (damit keine Langeweile aufkommt am Wochenende;). LG waldkind

https://de.wikipedia.org/wiki/Lotte_Bingmann-Droese

https://en.wikipedia.org/wiki/Suzanne_Eisendieck

badenia
02.10.2020, 15:04
Vielleicht sollte man hier noch den Otto Herdemertens, Maler (1891-1960) erwähnen.
Zugleich, vorerst hier möchte ich über den Start des Objekts in Praust, im Wiedemannschen Haus, als Referat für Ausstellungen und Kulturerbe der Stadt Pruszcz berichten. Anbei als Link Verweis auf die Namen führender Malern, in der Zeit 20ger/30 Jahre.
https://pbc.gda.pl/publication/56872/edition/50802/katalog-der-grossen-zoppoter-kunstausstelung-1927-grossen-zoppoter-kunstausstellung?language=pl
Liebe Grüße aus Praust

waldkind
06.10.2020, 20:37
Danke badenia, für den schönen Link und deinen Beitrag.
Es ist oftmals nicht einfach stichhaltige Daten zu den einzelnen Künstlern zu finden.

Otto Herdemertens wurde 1891 in Danzig-Langfuhr geboren. Er soll bis 1960 gelebt haben. Er soll die Kunstgewerbeschule in Danzig besucht haben und eine Kunsthochschule in Berlin. Er soll Meisterschüler bei einem Prof. Oetken gewesen sein. Aber das sind ungenaue bzw. ungeprüfte Angaben. Er soll in der Aquarelltechnik gearbeitet haben, was natürlich nicht ausschließt, dass er auch andere Sachen gemacht hat. 2008 soll er eine Ausstellung im Rhein-Museum in Koblenz gehabt haben. Zur Zeit finden wir im Netz zwei Aquarelle von ihm, das Krantor und eine Schiffslandschaft.

Robert Zeuner war 1885 geboren und ist 1945 in Danzig im Gefängnis gestorben. Er soll an der Akademie in Königsberg und in Danzig bei Prof. Fritz August Pfuhle gelernt haben. Seine Motive sollen Porträts, Landschaften, Wasserlandschaften gewesen sein. Bekam 1933 Berufsverbot und wurde 1945 von den Nazis verhaftet. Im Netz finden wir zur Zeit ein Öl auf Leinwand von ihm mit dem Titel "Sommertag am Ostseestrand" von 1923 (45 x 59 cm, signiert und datiert).

Über Dannowski habe ich erst mal nur den Vornamen Paul B. gefunden und dass er gerne an der Großen Mühle gemalt hat. Denn dort ist er dem jungen Herbert Waltmann begegnet. LG waldkind

waldkind
06.10.2020, 21:35
Ergänzungen zu #190:

Otto Herdemertens * 28.08.1891
Robert Zeuner * 02.02.1885
Paul B. Dannowski * 12.10.1890; Landschaften, Porträts, Aquarelltechnik

waldkind
07.10.2020, 16:17
Noch mal Nachtrag zu #190:

Nach den Adressbüchern 1926-1928 wird aufgeführt:
Max Buchholz als Kunstmaler u. Oberl. in Große Allee 39
Paul Dannowsky als Porträtmaler in Vorstädt. Graben 2
Hans Manneck als Kunstmaler in Großer Schwalbengasse 27
Otto Herdemertens als Kunstmaler in Marienstr. 8

Herdemertens soll ab 1919 in Danzig als Maler tätig gewesen sein, lebte nach dem Krieg in Lübeck.
Im Rundschreiben Mitteilungsblatt Bund der Danziger 1948 auf Seite 73 unter der Überschrift "Danziger Kulturleben" findet ihr eine kleine Abhandlung über Herdemertens.
https://issuu.com/rdda/docs/uda_1948-11_1949-12_durchsuchbar/73


Nun noch eine Frage zu C.A. Mann.
Ich habe in einem meiner Bücher eine Lithographie von C.A.Mann entdeckt von um 1850. Abgebildet ist der Lange Markt mit Rathaus, Neptunbrunnen, Artushof. Er hat die Graphik nicht nur lithographiert, sondern auch gezeichnet. Nun interessiert es mich, wer dieser Mann ist, habe aber noch nichts über ihn gefunden. Offensichtlich hat er Ansichten von mehreren Städten gemacht (oder vielen?). Hier ein Beispiel:
https://pictures.abebooks.com/VOELKEL/22863298701.jpg

Weiß jemand etwas zu diesem Grafiker und Lithographen? LG waldkind

waldkind
08.10.2020, 20:42
Liebe Forumer,

an die 60 Künstler und Künstlerinnen haben wir beleuchtet oder zumindest angeleuchtet. Nun möchte ich auf eine Danziger Künstlerfamilie hinweisen, die ich überaus schätze, die Familie Meyerheim. Ich setze zwei Links aus wikipedia, einen zu Friedrich Eduard Meyerheim und einen zu Robert Meyerheim. Viel Freude beim Stöbern und Finden. wk.

https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Eduard_Meyerheim

https://de.wikipedia.org/wiki/Robert_Meyerheim

waldkind
09.10.2020, 13:22
Liebe Forumer,

ihr habt gewiss bemerkt, dass es gar nicht so einfach ist bei der Künstlerfamilie Meyerheim durchzublicken. Die einen sind bekannter als die anderen, was keineswegs am Können liegt, sondern vielmehr an den Connections. Da Friedrich Eberhard nach Berlin ging und hier sein Sohn Paul Friedrich viel geleistet hat, glauben viele Berliner und auch andere Kunstliebhaber, die Meyerheims seien eine Berliner Künstlerfamilie. Sind sie aber von ihrer Wurzel her nicht. Im folgenden findet ihr einen Link zu einem Bild von Hermann Meyerheim mit dem Titel "Auf der Mottlau in Danzig (Kunsthandel Stradmann). Die Seite gibt zu den Lebensdaten an "1815 Berlin - 1880). Diesen Angaben traue ich erst mal nicht ganz. Es könnte sich um den Bruder von Friedrich Eduard handeln. Dieser müsste aber in Danzig geboren worden sein. LG wk.

https://kunsthandel-stradmann.de/content/images/c3c94d7d044ad69eb9ae552ca083f7eb.jpg

sarpei
09.10.2020, 19:23
Hallo miteinander!

Zu den drei Maler-Generationen der Familie Meyerheim gibt es u.a. Informationen unter

- Gedanopedia: https://www.gedanopedia.pl/index.php?title=Kategoria:Encyklopedia&from=M
(müsste per DeepL übersetzt werden)

- Alte Danziger Lebensbeschreibungen. Eduard Meyerheim (Seite 52 ff): https://pbc.gda.pl/dlibra/publication/2845/edition/3466 (djvu-Viewer erforderlich)

- Friedrich Eduard Meyerheim. Eine Selbstbiographie des Meisters (1880); z.B. über Fernleihe beim Herder Institut


Viele Grüße

Peter

waldkind
10.10.2020, 01:53
Danke Peter, für den schönen Link.

Carl Friedrich Meyerheim wird in den Adressbüchern als Meisterältermann der Stubenmaler, als Malermeister und Porträtmaler geführt. Er wohnte im III. Damm 1420. 1839 wird er noch aufgeführt. 1844 steht die Witwe drin. Gustav Adolf wohnte in der Breite Gasse. In den Adressbüchern kommen noch andere Meyerheims vor, von denen aber nicht ad hoc gesagt werden kann, ob sie mit zur Künstlerfamilie gehörten.
Was ich meinte, ist, dass man mit den Namen Wilhelm, Hermann und vielleicht auch Franz im Netz aufpassen sollte, weil da einiges durcheinander geworfen wird.
Paul Friedrich Meyerheim war mit dem sehr kunst-interessierten Fabrikanten Borsig befreundet. Der war auf jeden Fall mein Nachbar. Da er Lokomotiven baute, hatte er Einfluss, was dem Paul Friedrich vielleicht gut bekommen ist. Jedenfalls soll er für Borsig einige Bilder gemalt haben. Zwei seiner Bilder, die im Technik-Museum Berlin hängen, habe ich erst vor wenigen Monaten gesehen. Es ist schier unglaublich, was für ein Können in diesen Bildern steckt. Eigentlich sind sie unbezahlbar.

Spätestens jetzt merkt man, dass Kunst damals eine ganz andere Stellung hatte als heute. Es war in erster Linie ein Handwerk. Den Künstlern war mehr an dem Werk gelegen und verbrachten nicht so viel Zeit mit der Erfindung ihres eigenen Mythos. Dem Berufsfeld, dem Carl Friedrich Meyerheim zugeordnet wurde im AB heißt: Dekorations-, Landschafts-, Porträt-, Stuben-Maler und Lakirer. LG wk.

waldkind
10.10.2020, 16:26
Liebe Forumer,
ich setze mal meine gesammelten Namen als Liste hier herein. Da könnt ihr alle mitforschen. Die Bildhauer und Schnitzer haben wir bisher vernachlässigt. Aber kommt noch. Viel Freude! wk.

Kunstmaler,Grafiker, Bildhauer der Stadt Danzig:

Adler Salomon:1630-1709 Maler
Albrecht, Helene: Malerin, Hundegasse 43
Benningk, Gerdt:vor 1601 – nach 1643
Bahl, Reinhold:Maler, Gewerbelehrer – Oliva, Danziger Straße 48
Bingmann-Droese, Lotte: *22.8.1902 Karthaus, +10.1.1963 Gießen
Blocke, Aegidius (Gillis) van den: um 1530 – nach 1573, flämischer Bildschnitzer in Danzig
Blocke, Abraham van den: 1572-1628, Bildhauer/Architekt
Blocke, Izaak van den: 1572-1626, Maler
Blocke, Wilhelm van den:1550-1628, Bildhauer/Architekt
Boldt, W.:Malerin, Promenade 5
Both, Hermann:1826 Danzig – 1861 Karlsruhe, Landschaftsmaler
Boy, Adolf: *1612Danzig, +1680(?) Danzig, Porträt-,Genre-,Altarbildmaler (12Allegorische Frauengestalten im Altstädtischen Rathaus)
Brandis, August von: 1862-1947
Brehmer, Clara:Malerin, Zoppot, Gr. Unterführung 9
Breysig, Johann Adam: *1766 Leudesdorf, +1831 Danzig; Architekt, Maler,
Bruck, Albrecht:Radierer (kein Danziger, aber Radierung von Danzig)
Brzeczkowski, Stanislaus: Grafik, Oliva-Bergstraße 6
Buchholz, Max Paul Julius: *13.2.1878 Liegnitz +11.10.1947 Pegnitz, Maler/Grafiker, Gr. Allee 39
Chlebowski, Stanislaus: Maler, Fleischergasse 62
Chodowiecki Daniel Nikolaus: 1726-1801 Kupferstecher/ Grafiker
Claviez, Wolfram 1920 – 1996 ???
Daniels, Aloys:1.9.1885 Düsseldorf
Dannowsky, Paul B.: Maler, Vorstädtischer Graben 2
Dieckmann, Aegidius: 1617 ?
Dittmann,Carl:24.2.1903 bei Breslau
Edzard-Eisendieck, Susanne
Enslen, Johann Carl: 20.5.1759 Stuttgart – 10.12.1848 Dresden
Falck Jeremias:1610-1667, Maler
Fischer, Johann Christian Richard: 13.3.1826 Danzig – 5.8.1870 Danzig, Landschaftsmaler
Franz, David C.:Porträtmaler (Onkel von Stryowski)
Gordon, Heinz: Dr. Ing., Maler, Langfuhr-Rickertweg 14
Graß, Wilhelm Günter: 16.10.1927 Danzig-Langfuhr-13.4.2015, Bildhauer, Grafiker,Schriftsteller
Goeritz, Mathias:1915-1990, Maler, Bildhuer, Architekt
Gregorovius,Michael Carl: 16.11.1786 Danzig – 17.5.1850 Danzig,Architekturmaler
Heidingsfeld,Fritz: 29.3.1907 Danzig – 1972 Nürnberg, Maler, Radierer, Entwurfszeichner
Hellingrath, Berthold:
Hennig, Fritz Leopold:
Herdemertens,Otto: *28.8.1891 +1960, Maler, Langfuhr – Marienstraße 8
Heymann-Perk,Maria:
Hildebrandt,Eduard: *9.9.1817 +25.10.1868 Berlin,
Hildebrand,Richard: Landschafts- u. Porträtmaler, Oliva-Schloß
Ihlefeld, M: Malerin-Vorstädtischer Graben 58
Jahn-Klückmann: Malerin, Karrenwall 3-4
Kandt Manfred:1922-1992, Maler, Bildhauer, Architekt
Kiefer-Lerch Günter: 1937-2014 Maler und Grafiker
Kolbe Ernst: *9.1.1876 Marienwerder
Koppelwieser, Heinz: 1907 Danzig – 1971 Hamburg, Aquarellmaler
Kreisel, Paul:*23.5.1891 Danzig +20.9.1982 Bad Schwartau
Lange, Eva: naive Malerin und Illustratorin
Leman, Rudolf:15.7.1897 Danzig
Leman Ulrich:1885-1988, Maler
Lehmann-Carwy,Willy: Maler und Grafiker, Trojangasse 16
Liebreich, Hugo: Maler, Heilig-Geist-Gasse 33
Lilienthal,Franz: Oberl. Städt. Handwerkerschule, Langfuhr- Johannisthal 22
Lipzinski, Albert: Maler, Zoppot-Südstraße 10
Manhold, Lothar:19.1.1906 Danzig
Mann, C.A.: (um1850): Graphiker, Litograph
Manneck, Hans:Maler, Große Schwalbengasse 27
Makart, Hans:
Maucher, Christoph: 1642 Schwäbi. Gemünd – 1706, verm. Danzig, Bernstein-/Elfenbeinschneider
Meinhardt, Lotte: Malerin, Langfuhr-Rickertweg 14
Meißner, Johann Heinrich: 1701 Königsberg – 1770 Danzig, Bildhauer des Rokkoka
Meister Paul (Christopherus):
Memling, Hans:*1433-40 Seligenstadt +Aug.1494 Brügge; Das jüngste Gericht –Nat.mus. Danzig
Meseck Felix:1883-1955, Maler und Grafiker
Meyerheim, CarlFriedrich: 1786-1837, Meisterältermann d. Stubenmaler, III.Damm
Meyerheim, Friedrich Eduard: 7.1.1808 Danzig – 18.1.1879 Berlin, Kunstmaler
Meyerheim, Gustav Adolf: 1816 – 1890/1896, Danzig, Malermeister
Meyerheim, Hermann Robert: 1828?
Meyerheim, Paul Friedrich: 13.7.1842 Berlin – 14.9.1915, Maler/Grafiker, Sohn v. Friedr.-Eduard
Meyerheim, Robert Gustav: 1846 Danzig – 1920 Horsham
Meyerheim, Wilhelm:
Miltwitz Bartolomäus poln. Maler, 1590-1655
Mokwa Marjan: Maler, Zoppot-Kollathstraße 8
Möller Anton:1563-1611, Maler
Müller-Linow, Bruno: 1909 Pasewalk -
Muttray, H.:
Landmann, Theodor M.: 1903-1978, Glasmaler
Lütcke Willy:1905-1982 Maler, Grafiker, Bildhauer
Ernst Oldenburg 1914-1992, Maler und Bildhauer
Paetsch, Bruno: 26.12.1891 Danzig, Maler, Straussgasse 14
Paninski, Jan Baptista: Maler, Grafiker, Oberlehrer – Bast. Gertrud 6
Pasternack,Fritz: 13.6.1895 Danzig, Maler und Zollrat
Pfuhle Fritz August: Maler, Professor. Langfuhr, Uphagenweg 14
Pietsch Ludwig:1824-1911, Maler
Ranisch, August:
Reinik, Robert:
Rickert, Heinrich: *27.12.1833 Putzig
Ruthart, CarlBorromäus Andreas: 1630-1703
Saenredan, Johann: 16.Jh. Kupferstecher?
Scheffer, Ernst:Maler, Marienblick 6
Scholtis, Erich:15.12.1908 Berlin, Maler. Langfuhr, Am Heeresanger 6
Schultz Daniel:1615-1683, Maler
Schultz, Johann Carl:
Schlüter Andreas: 1660-1714 Architekt/Bildhauer
Schütt,Franz-Theodor: 15.12.1908 Berlin
Schwalm, R.:Kunstgewerblicher Zeichner u. Gebrauchsgrafiker
Senger, Karl Heinrich, 1.6.1905 Stargard/Wpr.
Stech, Andreas:
StedtlerBrigitte: 31.12.1913 Langfuhr
Stedtler , Rudolf:26.8.1911 Meiningen
Strauss, Lieselotte: 7.5.1913 Königsberg - , Grafikerin/Malerin
Strobel d.J.,Bartolomäus: in Thorn u. Danzig arbeit. schles. Maler im Dienste d. polnischen Königs
Sutlowski Walter:1890-1983, Bildhauer
Toeplitz, Helene:Malerin. Am Jacobstor 9
Ungeradin,Heinrich: geb. vor 1371, gest. nach 1382
Urban, Hans:Maler. Stadtgraben 5
Urtnowski, Theo:
Voellner, Günther: 17.10.1910 Rostock
Vollmar, H.(Frau):
Waltmann, Herbert:24.3.1919 Danzig, Landschaftsmaler Aquarell
Wentscher, Herbert: 12.6.1900 Graudenz -
Werner Willibald:Maler, Grafiker. Plankengasse 12
Wildhagen, Fritz:1878 Moskau -
Wischke, W.L.:Maler, Radierer. Langfuhr, Robert-Reinick Weg 20
Zellmann I.R.:Maler, Oliva-Schloß
Zeuner, Robert:*2.2.1885 + 1945 Danzig, Maler und Lehrer
Ziesmer, Curt:19.3.1890 Danzig, Grafiker/Maler, Sperlingsgas. 15-16

waldkind
15.10.2020, 14:44
Christoph Maucher
Elfenbein- und Bernsteinschneider
* 24. Okt. 1642 Schwäbisch Gemünd, +1706 (in Danzig???)

Maucher kam um 1670 nach Danzig, 1684 erlaubte ihm der Rat der Stadt Danzig die Herstellung bildhauerische Werke und ein Jahr später die Schöpfung von Bernsteinobjekten. Der Zunft der Bernsteinhandwerker in Danzig sollte das nicht gefallen haben. Denn sie klagte gegen Maucher beim Rat der Stadt Danzig wegen Urheberverletzung. Maucher soll in seiner Werkstatt seine Arbeiten von seinen Gesellen haben anfertigen lassen.

Schon alleine, dass diese Klagen erhoben wurden, zeugt von Neid. Denn, wenn es in Mauchers Werkstatt solch gute Steinschneider gab, warum stellten andere Werkstätten nicht ebenso gute Gesellen ein? Und ist es nicht in allen Gewerken üblich, dass die Arbeiten, die kein meisterliches Können und Know-How erfordern, von Gesellen und Schülern erledigt werden, während der Meister den Entwurf und die meisterliche Kunstfertigkeit einbringt? Es muss doch der Geselle sich entwickeln können. Wie sollte er das tun, wenn ein Meister alles alleine fertigte? Die Klagen der Zunft wären berechtigt gewesen, wenn Gesellen Meisterstücke, die Maucher veräußerte, ganz und gar bis hin zum letzten Schliff ohne Mauchers meisterliches Mittun geschaffen hätten. Davon ist kaum auszugehen. Erstens geht kein wirklicher Meister ein solches Risiko ein. Zweitens würde sich der Rat der Stadt Danzig damit der Korruption schuldig gemacht oder sich für dumm verkauft haben, wenn er solchen Klagen nicht statt gegeben hatte, so sie gestimmt hätten. Wie dem auch sei, Maucher wird der Stadt Danzig nicht nur zum künstlerischen Ruhme gewesen sein, sondern ihr auch ein paar Gelder eingebracht haben. Vielleicht ging es hierbei nicht nur um den wirtschaftlichen Kampf, sondern auch darum, dass sich die angestammten danziger Bernsteinschneider nicht von einem Auswärtigen in Können und Ansehen übertrumpfen lassen wollten.

Hier der wikipedia-Link zu Christoph Maucher mit zweien seiner könnerhaften Meisterwerke:
https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Maucher


Elfenbeinschnitzereien und Bernsteinarbeiten gehören zu den ältesten Kunstarbeiten der Menschheit und sind seit der Steinzeit bekannt. Der preußische Hof ließ in Danzig wertvolle Kunstgegenstände aus Bernstein herstellen. Wir haben a.a.O. viel über die Bernsteinkunst und Bernsteingeschichte geschrieben. Und sicher fällt dem einen oder anderen hier im Forum noch etwas zur Kunst um das Gold der Ostsee ein.
Hier noch ein Hinweis auf das Deutsche Bernsteinmuseum in Ribnitz. Vielleicht mag jemand herausfinden, was sich aus Danzig und Umgebung dort entdecken lässt. LG wk.

https://www.ostsee.de/ausflug/bernsteinmuseum-ribnitz-damgarten.html

waldkind
16.10.2020, 15:02
Johann Heinrich Meißner, Bildhauer
*1701 Königsberg, +1770 in Danzig

Liebe Forumer,
eigentlich befinde ich mich noch bei den Bernsteindrehern. Aber wenn einem etwas in die Hände fällt, sollte man es gleich ergreifen, bevor es wieder vergessen wird. Viel Freude mit dem Bildhauer J. H. Meißner.

Im Danzig des 16. Jh. lagen die Regierungsangelegenheiten in wenigen Händen reicher Patrizierfamilien. Dagegen kämpften die Danziger Kaufleute an. 1678 erhörte König Johann III. sie und bestimmte, dass die Mitgliedschaft des Rates, die Schoppen und die Hundertmänner fortan zu einem Drittel aus der Kaufmannschaft bestückt werden sollte. Aber erst 1752 setzte August III. diesen Beschluss wirklich durch. Die Kaufmannschaft erhielt dadurch einiges an Einfluss und Erleichterungen. Zum Dank dafür ließ sie aus eigener Kasse dem König für 6000 Danziger Gulden ein marmornes Standbild seiner selbst von dem Bildhauer Meißner schaffen. Laut AB 1831 soll Meißner geborener Danziger gewesen sein, wikipedia sagt etwas anderes.
„Am 7.Okt. 1755 wurde dieses Standbild unter großer Parade, einer Festrede, Cantate, unter Glockengeläut, Kanonendonner und rauschendem Volksjubel in der Mitte des Artushofes ... als Zeichen „ewiger“ Dankbarkeit eingeweiht. Jetzt ziert es nicht mehr die Mitte des Artushofes.“ (Quelle: AB1831, SS.132-133).

https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Meißner

Wo aber ist das Standbild abgeblieben?

Ulrich 31
16.10.2020, 16:36
Liebes waldkind,

danke für diese interessante Information zu Johann Heinrich Meißner, von dem man zum Glück noch einige seiner Werke im heutigen Danzig finden kann (siehe seine Wikipedia-Seite). - Zu seiner Marmorstatue August III., die einst im Danziger Artushof stand, gibt Wikipedia "Kriegsverlust" an. Im Internet habe ich nach näheren Auskünften dazu gesucht, aber nichts Brauchbares gefunden. Allein diese ältere Abbildung lässt mich vermuten, dass sie jene Marmorstatue im Artushof zeigt: > [Leider ist der betr. Link so lang und läßt sich auch nicht verkleinern, dass ich ihn als PS in Calibri anhänge.] Auch die Uhr in der Fensterfront hinter der Statue passt zu dieser Vermutung, weil die Außenfront des Danziger Artushofs um 1900 eine Uhr über dem Eingangsportal zeigt: > https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/6/6a/Gdansk_LOC_Artus.jpg/800px-Gdansk_LOC_Artus.jpg.

Beste Wochenendgrüße
Ulrich

PS:
Dies also der überlange Link zur Abbildung der vermuteten Statue von August III. im Artushof:
> data:image/jpeg;base64,/9j/4AAQSkZJRgABAQAAAQABAAD/2wCEAAkGBxITEhUTExMWFRUXGR4bGBcYGBsYGBobGBoXGhcXGB kaHiggGh4mHSAYIjEhJSorLi4uGB8zODMtOCgtLisBCgoKDQ0N Dw0NDi0ZFRkrKzcrKys3KysrNzctKzcrKystNys3KysrKysrLS 0rKysrKystKystKysrKysrKysrK//AABEIAREAuQMBIgACEQEDEQH/xAAbAAACAwEBAQAAAAAAAAAAAAAEBQIDBgEAB//EAEoQAAECAwUEBwMJBgUCBwEAAAECEQADIQQSMUFRBSJhcQYTg ZGhsfAywdEUIzNCUmJykuEHJIKy0vEVQ1OiwpOzVGRzo8Pi8mP/xAAVAQEBAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAf/EABQRAQAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAD/2gAMAwEAAhEDEQA/APpA+mPrKGD1ELgv59m9NrDAnD1pAdBEAbKIJXzEHvjAOzJATe 4wBxSKwJtWksnlBVzGA9rfRGumfxgLrL9GMMIuSp2hCvaXVykp o93n4Qpm7fUwSks2JDvweA0tpmfPp0/vF9ktd5Sg2EYtW21Vcvk5FW1dn1idj6QGWXozh+MBtLTMHVq5G A9gzAqWX+0YFXt6QuWtKVuopUQGPEtzaJdE5qTKXgPnFcNIBhO 2bJVceWk1rTHdVGK6ZbIloTPKE3bvU3WJYXiu93sI3AloUEOEm vD7JjM9MJICLQ1KSGx+2qAs2Yl7KXrunwjCbPG4KeqR9A2Qf3V XAHyjAbPQShj6ZoKmZlY6TSOKQI9K5V1gBLXRj2d3rwg3Z83CB LcndxzGHIxfs8YOYBsmYQlxzhjYbVUjFsfGE9pmNKF2hExAVQ5 qTTuIgnZEwCfN0T24k4F8C4gNPZ1VYc4Mu+qwrsc8D+3dDPrhA 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waldkind
16.10.2020, 22:06
Lieber Ulrich,
danke für deine Unterstützung. Der superlange Link sagt aber nur "error" zu mir, d.h. ich kann ihn nicht öffnen. Hier habe ich eine Postkarte gefunden. Das sieht nach August III. aus. Das kann doch eigentlich nur die von Meißner sein.

https://www.akpool.de/ansichtskarten/27696555-ansichtskarte-postkarte-gdask-danzig-artushof-denkmal-koenig-august-iii-von-polen

Ja, wikipedia spricht von Kriegsverlust. Adressbuch von 1831 sagt, dass sich das Denkmal zu dem Zeitpunkt schon nicht mehr im Artushof befunden hat. Nun frage ich mich, hat Napoleon es vielleicht geklaut? Oder hatte man es umgesetzt und es wurde bei einem späteren Krieg verlustet? Oder wurde es zerstört? Fragen über Fragen ...

Auch dir und euch allen ein schönes Wochenende. wk

Beate
16.10.2020, 22:07
Guten Abend zusammen,

hier wäre dann auch noch ein Link zu einer Postkarte der Statue im Artushof. KLICK (https://www.google.com/imgres?imgurl=https%3A%2F%2Fimg.oldthing.net%2F180 12%2F33814547%2F0%2Fn%2FAk-Gdask-Danzig-Artushof-Denkmal-Koenig-August-III-von-Polen.jpg&imgrefurl=https%3A%2F%2Foldthing.de%2FAk-Gdask-Danzig-Artushof-Denkmal-Koenig-August-III-von-Polen-0033814547&tbnid=G9wPMIraFH2LSM&vet=12ahUKEwj7r6vV5rnsAhVEP-wKHQ35BNsQMygZegUIARDSAQ..i&docid=6wno0W9v_12S6M&w=373&h=580&itg=1&q=statue%20august%20III&client=firefox-b-d&ved=2ahUKEwj7r6vV5rnsAhVEP-wKHQ35BNsQMygZegUIARDSAQ)

Fröhliche Grüße, Beate

Beate
16.10.2020, 22:08
Ok, da warst Du schneller, waldkind!

Fröhliche Grüße, Beate

waldkind
16.10.2020, 22:16
Lieber Ulrich,

nun habe ich es geschafft das Bild zu finden. Da sind wir uns ja einig. Kann es sein, dass die Statue eher in einem Artus-Innenhof stand? Sorry, ich kenne mich nicht so aus vor Ort. Jedenfalls freue ich mich, dass wir fündig geworden sind.
Wir können erkennen, dass man sich zur damaligen Zeit gerne mit Polsterkinn abbilden ließ. LG wk.

Ulrich 31
16.10.2020, 22:19
Liebes Waldkind,

die von Dir als Link gepostete Postkarte zeigt nach der Angabe an ihrem unteren Rand tatsächlich die Statue Augusts III. im Danziger Artushof. Und diese Abbildung entspricht auch der von mir im Internet gefundenen Abbildung in mehreren Einzelheiten. - Wenn Du letztere Abbildung sehen willst, musst Du den ellenlangen PS-Link vorsichtig von Anfang bis Ende genau markieren (ist nicht so ganz einfach) und dann anklicken. Bei mir hat es geklappt.

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
16.10.2020, 22:28
Danke Beate! Lieber finden viele was als dass keiner was findet. Ich freue mich jedenfalls, dass wir überhaupt etwas gefunden haben.
Aber etwas stimmt da nicht. Im Adressbuch 1831 steht, das Denkmal sei zu diesem Zeitpunkt nicht mehr im Artushof gestanden. Die Fotografie wurde kurz vorher entwickelt. Die Postkarte gab es seit 1869. Wenn es also eine Postkarte von dem Denkmal gibt, muss das Denkmal ja da gestanden haben noch nach 1831. Entweder jemand hat das Denkmal weg und wieder hin gezaubert, oder ??? LG wk.

Hallo Ulrich, ja hat geklappt. Danke!

Ulrich 31
16.10.2020, 22:43
Liebes waldkind,

schön, dass Du "meine" Abbildung auch ohne #205 gefunden hast. - Ich meine, dass man damals für den Standort jenes Denkmals bewusst die Haupthalle des Artushofs gewählt hat. Das versucht auch mein Hinweis auf die Uhr in #200 zu stützen. Vermutlich hatte die früher in der Fensterfront über dem Eingangsportal des Artushofs befindliche Uhr auf der inneren Gegenseite, also in der Haupthalle, ein Pendant, das auf den gezeigten Abbildungen deutlich zu erkennen ist.

Ja, wo ist nun dieses August-Denkmal geblieben? Vielleicht bezieht sich die Angabe "Kriegsverlust", wie Du spekulierst, tatsächlich auf
die Habgier Napoleons.

Mit guten Abendgrüßen
Ulrich

Ulrich 31
16.10.2020, 22:48
Sorry zu #207:

Wenn die Postkarte seit 1869 das Denkmal zeigt (siehe #206), dann stimmt mein Napoleon-Hinweis in #207 nicht.

Ulrich

sarpei
16.10.2020, 23:24
Hallo miteinander!

Aus "Führer durch den Danziger Artushof" (1902) von Dr. Paul Simson:

24868


Viele Grüße

Peter

Ulrich 31
17.10.2020, 00:00
Guten Abend Peter,

danke für Deine hilfreiche Ergänzung in #209 zu den bisherigen Überlegungen. Nach diesem Literaturauszug befand sich die betr. Marmorstatue noch 1902 im Artushof. Zum Standort jenes Denkmals heißt es dort näher: " . . . einzig[e] frei im mittleren Raume, etwas nach dem Hintergrunde stehend[e] . . . ". Das bedeutet für mich: in der Haupthalle (wie ich sie jetzt kenne). Die Angabe "frei, etwas nach dem Hintergrunde stehend" irritiert mich etwas beim Vergleich mit den bisher gezeigten Abbildungen. Nach denen stand die Marmorstatue, so sehe ich das dort, vor der Außenwand der Haupthalle mit ihren erkennbaren Fenstern und jener Uhr, also nicht im Hintergrund. Nach meinem Wissen hatte die Haupthalle des Danziger Artushofs keine anderen Fenster als die in der Außenwand zum Langen Markt. - Oder gibt es andere Belege?

Schon jetzt: Gute Nacht und beste Grüße
Ulrich

waldkind
17.10.2020, 12:43
Hallo alle miteinand,
und danke für die hilfreichen Überlegungen.

Ich habe im AB 1831 noch einmal nachgelesen. Da steht "Jetzt ziert es nicht mehr die Mitte des Artushofes."
Nun nach allen unseren Überlegungungen kann es bedeuten, dass sie das Standbild an den Rand geschoben haben, von der Mitte weg. Im AB hatte es so wehleidig geklungen als sei das Standbild gänzlich verschwunden. Als ortsunkundige stelle ich mir nun vor, die Statue hat in der Mitte der Halle, am Besten in der Halle, wo die Kaufleute gezecht haben, gestanden. So konnte jeder Kaufmann zu jeder Zeit sehen, wem er sein Glück zu verdanken hat. In dem Augenblick aber, in dem der August an den Rand, in den Hintergrund verschoben wird, ist es nämlich mit der "ewigen Dankbarkeit" vorbei. Ignoranz oder Undank war also Augusts Lohn für sein Zugeständnis und nur der Marmor zeugt noch von dem ursprünglichen Wert seiner Zugeständnisse für die Danziger Kaufleute. So schreibe ich euch das nette Gedicht auf, das den AB-Eintrag besiegelt, nicht nur als Zeichen dafür, dass Abücher mehr zu bieten haben als nur Adressen.

Denkst du daran an jene Zeit des Glückes,
Wo sich gehäufet deiner Väter Schatz,
und schauest jetzt nicht schwermuthsvollen Blickes
Auf diesen öden Königlichen Platz?
Ein Handelsrichthaus hat er dir gegeben,
Aristokraten traf sein Herrscherzahn.
Die Väter priesen ihn! nach ihrem Leben
Verehr ihn auch. - Doch du denkst nicht daran.

Napoleon hat also diesmal nichts damit zu tun :D LG waldkind.

waldkind
17.10.2020, 13:43
Jetzt kommen wir der Sache auf den Grund. Denn Johann Carl Schulz hat in seinem Werk "Danzig und seine Bauwerke" auch an das Innere des Artushofes gedacht. Auf einem seiner Radierungen (bei mir auf Seite 37) sehen wir wo die Statue in der Halle positioniert war. Das hat sehr viel Ähnlichkeit mit der Postkarte. LG wk.

waldkind
17.10.2020, 14:28
Noch einmal bin ich fündig geworden zu August III.-Denkmal. Der Curicke schreibt natürlich auch über den Artushof. Er hat die gesamte Rede für die Eröffnungsfeier abgedruckt. Dazu gibt es ein Bild zu der Statue. Da hatte Meisner wohl versucht, aus August III. einen Cesar zu machen, der als größter Imperator überhaupt galt. Auf dem Haupte und auf dem Helm ein Lorbeerzweig, das Symbol des Sieges. Unten rechts im Sockel steht etwas geschrieben, was ich gerne lesen würde, aber es nicht lesen kann. Die Rede wurde gehalten von Friedrich Gottlieb Remmerson, dem ersten Quartiermeister des Roggen-Quartiers. Dass gerade dieser die Rede hielt, war gewiss kein Zufall. Ist es doch ein Hinweis darauf, dass Danzig und Polen auf einander angewiesen waren. Denn Danzig vertrieb den Roggen (und anderes Getreide) aus Polen in die weite Welt.

Jetzt wüsste ich eigentlich nur noch gerne wer das Bild von der Statue gestochen bzw. gezeichnet hat. LG wk.

Ulrich 31
17.10.2020, 15:29
Weitere Gedanken zum Verschwinden der August III.-Statue aus dem Danziger Artushof

Ich kann mir denken, dass den verfluchten Nazis in Danzig der von den Danziger Kaufleuten gehuldigte Polen-König im Artushof (siehe #209) sehr missfallen hat. Und deshalb kann ich mir weiter denken, dass diese Nazis die August-Statue aus dem Artushof entfernten, zerstörten und/oder in der Ostsee versenkten.

Ulrich

Antennenschreck
17.10.2020, 18:20
Hallöle,

Seit 1748 wüteten in Danzig heftige innere Auseinandersetzungen zwischen dem Rat und der dritten Ordnung. Die dritte Ordnung, die eine bedeutende Erweiterung ihrer Rechte anstrebte, wandte sich nun klagend an König August III. Dieser nahm sich dann der Sache anund schickte auch mehrfach Kommissionen nach Danzig. Schließlich wurde der ganze Handel durch königliche Einwirkung 1752 zu Gunsten der dritten Ordnung entschieden. Auf Seiten der dritten Ordnung stand bei diesem Streit auch die gesamte Kaufmannschaft Danzigs. Auch sie erreichte nun die Erfüllung eines lebhaften Wunsches, nämlich die Einsetzung eines Kommerzien Kollegiums und Handelsgerichtes. Auch in politischer Hinsicht hatte sie den Hauptvorteil aus diesem Streit getragen; denn es wurde jetzt der cdritten Ordnung das Recht eingeräumt, für ein Drittel der Ratsstellen Männer aus dem eigenen Kaufmannsstand stellen zu dürfen. Und genau für dieses Zugeständnis wollten sie dem König August ihren großen Dank abstatten. Sie beschlossen daher, seine Statue aus weißem Marmor anfertigen und im Arthushof aufstellen zu lassen. Die Statue, die jetzt wieder ebenso frei wie anfangs im mittleren Raum steht, während sie von 1831 – 1857 sehr schlecht in der Nordwestecke unter der Holzfigur des heiligen Reinhold untergebracht war, ist von älteren Beurteilern vielfach hart getadelt worden, namentlich von Bernonilli. Ein so kompetender Beurteiler dagegen wie Schultz mein, dass diese Kritiken unverdient sind. König August der III. ist hier in römischer Tracht, mit dem Feldherrenstab in der Hand dargestellt.


Wer war nun dieser König August III. eigentlich?


Im Jahre 1733 starb der König August II., und es kam zu einer Doppelwahl. Die russisch-österreichische Partei unter dem polnischen Adel wählte den Sohn von August II., eben jenen besagten August III.; die andere von Frankreich unterstützte Partei aber, unterstützte Augusts II. alten Gegner Stanislaus Leßczynski, der inzwischen zum Schwiegervater König Ludwigs XV. von Frankreich geworden war. Die Folge von dieser Doppelwahl war ein Krieg, der aber nicht nur ein normaler Bürgerkrieg war, sondern durch die Teilnahme der europäischen Großmächte zu einem allgemeinen europäischen Krieg, dem sogenannten polnischen Erbfolgekrieg aufgewertet wurde. Danzig hatte bei dieser Wahl aber Stanislaus Leßczynski gehuldigt; dieser konnte sich allerdings schon bald gegenüber seinen Feinden nicht mehr in Polen halten, und flüchtete schon wenige Wochen nach seiner wahl nach Danzig, weil er sich hier Aufnahme und Schutz erhoffte. Die Bürger von Danzig hielten ihm auch weiterhin die Treue und nahmen ihn auf. Man war sich in Danzig sicher auch der Folgen einer solchen Aufnahme bewusst, und ging sogleich an die Vorbereitungen für die jetzt unvermeidbare Belagerung; die städtischen Truppen wurden vermehrt, die Festungswerke verstärkt, und es wurde auch ein Bündnisvertrag mit dem französischen König abgeschlossen. Stanislaus Leßczynski, der in Danzig mit allen Ehren eines Königs behandelt wurde, wiegte sich hier vorerst auch in Sicherheit. Im Februar 1734 rückten dann aber die ersten russischen Truppen gegen Danzig heran, wobei die eigentliche Belagerung aber erst am 16. März desselben Jahres begann; diese Belagerung dauerte dann über ein Vierteljahr an. Nach langer Zeit erschien dann endlich die französische Flotte zur Hilfe, und landete auf der Westerplatte. Doch gelang es nun den französischen Truppen nicht, überhaupt bis nach Danzig vorzudringen. Inzwischen wurde die Belagerung auch noch durch ein sächsisches und ein weiteres russisches Heer verstärkt, so dass am Ende wohl über 40000 Mann vor Danzig lagerten. Am 24. Mai mussten dann die Franzosen auf der Westerplatte kapitulieren und wurden als Kriegsgefangene nach Russland gebracht; an diesem Tag erfolgte auch die Übergabe von Weichselmünde an die Russen, womit auch das weitere Schicksal von Danzig besiegelt war. Die kapitulation von Danzig wurde dadurch erleichtert, dass Stanislaus Leßczynski in der Nacht vom 27. auf den 28. Juni heimlich aus Danzig nach Preußen geflohen war, wo ihm Friedrich Wilhelm I. sicheres Asyl gewährte. Danzig musste nun also August III. als König von Polen anerkennen.


lustigerweise sind die sächsischen Angaben zu diesen Leuten scheinbar um eins niedriger:

Friedrich August I, war sächsischer Herrscher in den Jahren 1694 bis 1733 Friedrich August II, war sächsischer Herrscher in den Jahren 1733 bis 1763

Tschü...

Ulrich 31
17.10.2020, 18:40
Hallo Arndt,

danke für Deine historischen Informationen in #215. Darf ich nach deren Quellen fragen. - Mich interessiert jetzt mehr der Verbleib der August III.-Statue im Artushof, wozu ich in #214 vage spekuliert habe. Vielleicht gibt es dazu schriftliche Berichte, möglicherweise eher polnische, die Licht in das bisherige Dunkel bringen. Und vielleicht gelingt es einem/einer aus unserem Forum, in dieser Richtung fündig zu werden. Das fände ich prima.

Beste Grüße
Ulrich

love danzig
17.10.2020, 19:15
Hallo Ulrich.
Ich kenne in Danzig auch Muzeumsangestellte , ich denke sie können helfen.
Es dauert ein paar Tage (Corona) Aber ich melde mich.
Grüße Roman

Ulrich 31
17.10.2020, 19:34
Danke, Roman, für Deine Unterstützung. Aber vielleicht kann in dieser Sache auch unser Forum-Teilnehmer Hagelsberger helfen.

Gruß Ulrich

Antennenschreck
17.10.2020, 19:50
Hallo Ulrich,

der Text stammt bis auf einige Umformulierungen meinersets aus dem Buch "Der Arthushof in Danzig und seine Brüderschaften, die Banken" von Dr. Paul Simson aus dem Jahre 1900, welches im Auftrag der vereinigten Banken Danzigs verfasst wurde.

LG Arndt

waldkind
17.10.2020, 20:54
Corona hat auch was Gutes. Wir können uns in aller Ruhe um das Standbild August III. kümmern.
Meine Überlegungen gehen ganz mit denen von Ulrich konform. Die Polen werden das Standbild kaum zertrümmert haben. Bedenken wir einmal, dass so ein Standbild, wenn man es nicht für wert schätzt, einen dollen Materialwert hat. Man hätte alles Mögliche daraus fertigen können. Nebenbei bemerkt war Hitler ein Kunstschätzer, der zur Realisierung seiner Ideen gewiss solches Material gebraucht hätte. Aber das sind Mutmaßungen. Um so schöner sollte es sein, wenn Roman oder andere über ihre Kontakte Informationen bekämen.

Was die Geschichtszahlen angeht, so haben unsere Vorfahren ein bisschen wild durcheinander phantasiert. Man muss die Zahlen immer mit Vorsicht genießen und bestenfalls noch mal überprüfen.

Ich habe immer im Kopf das Standbild sei aus weißem Marmor (keine Ahnung warum). Aber das bringt mir die Frage nach dem Material an sich ein. Dazu hat wikipedia einiges zu bieten. Auch ein paar schöne Fotos. Man kann sich damit auf alle Fälle Corona-Langeweile vertreiben. LG wk.
https://de.wikipedia.org/wiki/Marmor

waldkind
17.10.2020, 21:07
Hier noch die Liste von Marmore aus wikipedia. Das flößt einem doch Respekt ein, dass ein Bildhauer zu all den vielen Steinen, die es gibt, Kenntnisse über ihre Bearbeitbarkeit und Eigenschaften Kenntnisse hat.
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Marmore

Vielleicht fällt euch spontan ein, welche Marmor-Kunstwerke Danzig sonst noch zu bieten hat bzw. hatte? LG wk.

waldkind
17.10.2020, 21:43
Bin schon wieder da.
Mir ist erst jetzt aufgefallen, dass man bei der Postkarte "August III. im Artushof" die Rückseite anklicken kann. Leider kann ich nicht alles lesen. Aber sie wurde in der Kunst- und Verlagsanstalt Schaar und Dathe in Trier gedruckt. Diese Anstalt soll 1895 gegründet worden sein und 1932 mit der Graphischen Kunstanstalt Ernst Klein fusioniert sein. 1934 soll sie liquidiert worden sein und ab 1939 als Graphische Kunstanstalt H. Dackweiler & Co weitergeführt worden sein. Das sind ungeprüfte Infos, aber vielleicht hilft es beim Suchen weiter. Vielleicht kann ja jemand etwas mehr entziffern auf der Postkarten-Rückseite oder findet sogar noch irgendwo eine Jahreszahl dazu.
Jedenfalls wird die Möglichkeit der Aufnahme dieser Karte auf den Zeitraum 1895 - 1932/1934 eingeschränkt. Lg wk.

Ulrich 31
17.10.2020, 22:47
Liebes Waldkind,

auf der (unbeschriebenen) Rückseite der betr. Postkarte (siehe #201) ist außer dem von Dir dort schon Gelesenen (siehe #222) nur noch zur Kunst- und Verlagsanstalt ergänzend angegeben: "Komm.Ges.a.Akt." (also: Kommanditgesellschaft auf Aktien). Angaben zur Ausgabezeit jener Karte fehlen dort.

Beste Grüße
Ulrich

love danzig
18.10.2020, 00:49
Hallo,
bis 1936 stand diese Figur in der Mitte der Halle, sie wurde von den Faschisten entfernt.
Gruß Roman.

waldkind
18.10.2020, 10:22
Vielen Dank Ulrich und vielen Dank Roman! Dass das Standbild zuletzt in der Mitte der Halle gestanden haben soll, wundert mich.
Nun habe ich auch noch etwas für euch. Hans Joachim Kürtz zeigt in seinem Buch "Danzig" (Eller & Richter Verlag) auf den Seiten 44-45 eine historische Innenansicht des Artushofes, also mit dem Standbild. Das erklärt nun auch, warum ich das Standbild in meinem Inneren immer in dem weißen Marmor gesehen habe. Unbewusst hält sich so manches frisch. Ein sehr schönes Bild. Da sieht man auch den Helm ganz gut. Leider finde ich in diesem Buch nur eine sehr dürftige Quellenangabe für die Abbildung, nämlich "Krzysztof Izdebski Gdansk". Und so bleibt es mir ein Rätsel wer dieses Bild geschaffen hat und aus welchem Jahre es stammt. Wer dieses Buch hat, schaue doch mal dort hinein. Vielleicht fällt es ja jemandem ein, von wem dieses Bild ist. LG für einen schönen Sonntag. wk.

sarpei
18.10.2020, 15:41
Hallo waldkind!

Das von dir im Beitrag #225 referenzierte Bild auf den Seiten 44-45 findet sich auch (rechte Seite, zweites Bild von oben) unter folgendem Link wieder:

https://de.wikipedia.org/wiki/St._Reinholdsbank


Viele Grüße

Peter

waldkind
18.10.2020, 16:32
Danke Peter,
so ist es auch von Johann Carl Schulz. Dann hat er das Bild einmal als Radierung und einmal mit Farbpigment geschaffen. Das ließe darauf schließen, dass er zuvor eine sorgfältige Skizze angelegt hatte.

Hier habe ich noch ein schönes Bild von Carl Schultz entdeckt, Beischlag, könnte auch in Danzig sein.
https://www.gedanopedia.pl/images/thumb/2/2b/Przedproże_kamienicy_przy_ul._Korzennej%2C_Johann_ Carl_Schultz%2C_1867.JPG/180px-Przedproże_kamienicy_przy_ul._Korzennej%2C_Johann_ Carl_Schultz%2C_1867.JPG

Insgesamt fällt Carl Schulz im Netz, selbst bei wikipedia, recht mager aus. Das sollten wir mal ändern:)

waldkind
18.10.2020, 17:11
Wenn es stimmt, dass die Nazis das Standbild 1936 entfernten, dann ist der wikipedia-Eintrag "Kriegsverlust" falsch. Das sind für mich zwei völlig verschiedene Sachverhalte. Nun wünsche ich allen noch einen schönen Restsonntag. wk.

Marc Malbork
18.10.2020, 18:34
Hallo Ulrich, waldkind, et al. :

Die Entfernung der August-Statue dürfte keine "faschistische" Naziaktion gewesen sein. 1931 - 1934 fanden Restaurierungsarbeiten im Artushof statt. "Aus Gründen der Stilreinheit" entfernte man "störende Zutaten aus späterer Zeit (Meyer, Der Artushof in Danzig, 2. Auflage (nach 1934), S. 5). Das marmorne Standbild des Königs August III in römischer Tracht von Meißner 1755 kam deshalb ins Stadtmuseum (so Dehio/Gall, Deutschordensland Preußen, 1952, S. 31). Die Verlustgeschichte wäre deshalb näher beim ehem. Stadtmuseum, heutigem Nationalmuseum, zu klären.


Der danach in einer leicht nationalistisch gefärbten deutschsprachigen Artushofbroschüre (M. u. A. Szypowski, Danzig. Der Artushof, wohl um 1997) enthaltene Satz "Um 1935, als die Nazis die Andenken an Polen vernichteten, wurde das Denkmal August III beseitigt und es verschwand spurlos" dürfte falsch sein. Der alte Dehio - faktisch mit Stand von 1944 - wird mit seinen fachkundigen, zeitgenössischen Bearbeitern Gall und Bernhard Schmid insoweit wohl zutreffend sein. Bauliche "Purifizierungen" dieser Art waren bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts bei Wiederherstellungen von Architektur nicht unüblich. Erst in neuerer Zeit entspricht es eher dem Restaurierungs- und Wiederherstellungsstandard die Dinge so zu lassen wie man sie (zuletzt) vorfindet.

Beste Grüße
Marc

Ulrich 31
18.10.2020, 23:23
Zu #226:

Danke, Peter, für diesen Hinweis. - Das betr. Bild (Zeitangabe: "Mitte 19. Jh.") zeigt die große Halle des Artushofs und in deren Mitte die Marmorstatue Augusts III. Zum besseren Anschauen diese Vergrößerung: > https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/ad/Johann_K_Schultz_Dw%C3%B3r_Artusa_w_Gda%C5%84sku.j pg.

Beste Grüße
Ulrich

Ulrich 31
19.10.2020, 00:22
Fortsetzung zu #230:

Bisher wurden in diesem Thread mehrere Abbildungen der betr. Marmorstatue in der Halle des Artushofs gezeigt, die dort unterschiedliche Standorte jener Statue erkennen lassen. Das in #230 verlinkte Bild zeigt die Statue mittig in der Halle (etwas genauer beschrieben in #209 um 1902: "frei im mittleren Raume, etwas nach dem Hintergrunde stehend[e]"). Dagegen zeigen die in #201 verlinkte Postkarte und das Bild mit dem ellenlangen Link in #200 die betr. Statue nicht mittig, sondern ziemlich nah vor der erkennbaren Fensterwand. Dieser Bildvergleich verdeutlicht, dass die Statue Augusts III. im Artushof dort mindestens zwei verschiedene Standplätze hatte. Unklar ist bisher hier, wann und wie lange genau diese Standplätze bestanden.

Zu der auf allen hier gezeigten Abbildungen zu sehenden Fensterwand hinter der dort zeitweise nahen Statue muss ich meine Angabe in #200 korrigieren. Diese Fensterwand ist nicht die Außenwand des Artushofs, sondern sie begrenzt den hinteren Teil der Halle im Artushof. Dies kann man auf den bisherigen Bildern am berühmten besonders hohen Kachelofen rechts hinten erkennen, aber den schlüssigen Beweis liefert das folgende verlinkte Bild, das auch die andernorts erwähnte Uhr in der Fensterfront zeigt: > https://www.google.com/maps/uv?pb=!1s0x46fd73a02d87746f%3A0xec311bd6e43f070c!3 m1!7e115!4s%2F%2Flh5.googleusercontent.com%2Fproxy %2FakVVHLXxpuHzwqVJUwtmpyl0Gee44_nljfMrGGApBjqqALa NVCEuTkbtXNADze9EOa6bLqptwFUOr-cmktzl35PgTziUkq8uhGTna9Ylu7RZgUO2Yg2aljKNbxITdPFY jJqqJiNFXu7fLdCpynwKWOUIHpA2rGE%3Dw177-h118-n-k-no!5sstadtmuseum%20danzig%20-%20Google%20Suche!15sCgIgAQ&imagekey=!1e10!2sAF1QipOzwtaf_XLudRkFcf5YqhzSxob5c 5dA88e7-jBf&hl=de.

Gute Nacht mit besten Grüßen
Ulrich

Ulrich 31
19.10.2020, 00:48
Zu #229:

Hallo Marc,

danke für Deine interessante Information zum "Umzug" der August-Statue in das frühere Danziger Stadtmuseum in der Fleischergasse 25-28 (ehemaliges Franziskanerkloster; heute Nationalmuseum Danzig mit neuer Adresse Torunska 1/Thornscher Weg). Ich bin gespannt, ob sich jemand zu diesem Punkt mit konkreten Angaben melden wird - vielleicht aus dem Fachbereich "Gedanistik" (= Danzigkunde) der Universität Danzig (siehe dazu mein kürzlich gestartetes Forum-Thema "In Danzig kann man Gedanistik studieren": > http://forum.danzig.de/showthread.php?17675-In-Danzig-kann-man-Gedanistik-studieren )."


Zum "Umzug": Es ist sicher nicht abwegig zu vermuten, dass bei der von Dir erwähnten Restaurierung des Artushofs "aus Gründen der Stilsicherung", die u.a. zur Entfernung der August-Statue führte, die Ideologie der inzwischen Danzig beherrschenden Nazis mit im Spiel war.

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
19.10.2020, 10:12
Guten Morgen an alle.

Danke, lieber Ulrich, dass du dich noch einmal um den genauen Standpunkt der Statue gekümmert hast. Mit den Bildern und dem Kachelofen kann ich es mir schon ganz gut vorstellen. Wan die Statue umgestellt wurde? Auf alle Fälle vor 1831. Denn im Adressbuch 1831 wird ja genau dieser Sachverhalt bejammert. Carl Schulz schrieb wohl auch, dass die Umstellung bereits mindestens 20 Jahre vorbei sein mochte. Dann wären wir bei 1850. Aber Schultz hatte das Adressbuch bestimmt nicht gelesen. Wir müssen davon ausgehen, dass es sich bei den Arbeiten von Johann Carl Schultz um historische Arbeiten handelt. Das bedeutet, er hat kein reales Abbild geschaffen, sondern ein Abbild davon wie es mal war. Das darf er ja. Und ich hätte es auch so gemacht, weil ja der ursprüngliche Standort für ein Bild (und nicht nur dafür) sehr viel mehr Spannung hergibt. Wir können jetzt echt froh sein, dass wir die Postkarte sehen durften, denn das ist die mir bisher einzige Abbildung, die diesen Standort, den es seit mindestens 1831 gab, zeigt.

Lieber Marc,
ich danke dir sehr für deine Ausführungen!!!
Ich hatte nämlich den Hinweis, die Fachisten hätten das Standbild entfernt, schon früher im Netz gelesen und verschwiegen. Denn auffällig ist, dass es keinerlei Beleg dafür gibt. Der wikipedia-Eintrag ist indes viel zu schwammig. Bei solchen Situationen gehen bei mir grundsätzlich die Alarmglocken an und ich frage mich, warum wohl wer was zu verschweigen hat. Dein Beitrag macht die Sache für mich auf alle Fälle stimmiger. Wenn die Nazis es entsprechend ihrer Verordnungen entfernt hätten, müsste es irgendwo einen Akteneintrag darüber geben. Wenn aber etwas spurlos verschwindet, hat entweder einer geklaut oder etwas zu vertuschen, z.B. ein unglückliches Versehen. LG waldkind

waldkind
19.10.2020, 10:22
Könnte es nicht auch sein, dass das Standbild erst vom Artushof ins Stadtmuseum kam und dass es dann von hier aus "entsorgt" wurde, weil nicht deutsch genug. Aber dann müsste es auch irgendwo einen Akteneintrag geben, so solche Akten nicht im Krieg verlustig gingen. LG wk.

Antennenschreck
19.10.2020, 13:46
Hallöle,

was mich die ganze Zeit wundert ist, wieso Friedrich August als sächsischer Kurfürst und polnischer König nicht deutsch genug gewesen sein sollte, war er doch der dritte Sohn von einem deutschen Kurfürsten Ehepaar (was in zweiter Linie auch auf dem polnischen Thron saß), und war er doch bei Weitem deutscher als sein Mitbewerber und Gegenkönig Stanislaus Leßczynski. Wenn die Nazis dessen Büste entfernt hätten, oder hätten entfernen lassen, dann könnte ich das irgendwie noch nachvollziehen. Ich meine, wir führen hier eine Art Phantomdiskussion um des Kaisers Bart.

LG Arndt

Ulrich 31
19.10.2020, 14:01
Dies noch zum Thema August-Statue im Artushof:

Im Rechtstädtischen Rathaus Danzig fand am 3. August 2020 der Vortrag "Die Geschichte des Artushofes in Danzig" statt. Vortragende war die Leiterin des Artushofes Danzig, Izabela Jastrzembska-Olkowska M.A..

Diese Veranstaltung kündigte das Kulturreferat des Westpreussischen Landesmuseums in Warendorf (> http://westpreussisches-landesmuseum.de/de/kulturreferat/vergangene-veranstaltungen-des-kulturreferates/ ) mit folgender Zusammenfassung an:

"Die bunten Fassaden der nach dem Krieg wiederhergestellten Bürgerhäuser verzaubern jeden Besucher Danzigs. Die Langgasse und der Lange Markt liegen zwischen dem Goldenen und dem Grünen Tor und verlaufen parallel zur Mottlau. Am Langen Markt stehen die wichtigsten Profanbauten der Rechtsstadt, darunter das Rathaus und der Artushof.
Artushöfe existierten im Mittelalter überall in Europa. Hier versammelten sich reiche Bürger und Anhänger der legendären Tafelrunde von König Artus. Besonders in den Städten der Hanse waren diese Höfe eine Modeerscheinung. Bei einem Krug Bier wurden wichtige Absprachen getroffen und Verträge geschlossen.
Der Danziger Artushof (Dwór Artusa) wurde bereits im 14. Jahrhundert gegründet, brannte jedoch im Jahr 1477 ab. Das heutige Gebäude wurde im Stil der Spätgotik neu erbaut und öffnete 1481 seine Tore. Die gotische Rückfront blieb bis zum heutigen Tag erhalten. Die Fassade des Artushofes wurde in der Neuzeit zweimal geändert, zunächst 1552, dann zwischen 1616 und 1617. Die zweite Umgestaltung fand unter der Leitung von Abraham van den Blocke statt, einem deutschen Architekten und Bildhauer flämischer Herkunft. Auch die Innenräume wurden mehrfach ergänzt, überwiegend aus Sachspenden der jeweiligen Bruderschaften, die im Artushof ihre Banken unterhielten. Obwohl der Artushof im Krieg stark gelitten hat, kann man sein Interieur heute dank der sorgfältigen Rekonstruktion wieder bestaunen.

Izabela Jastrzembska-Olkowska M.A. ist Kunsthistorikerin und Leiterin des Artushofes Danzig. In ihrem Vortrag wird sie die Geschichte dieses einzigartigen Gebäudes beleuchten und den Besuchern mithilfe ihrer Präsentation einen Einblick in die eindrucksvollen Innenräume des Artushofes mitsamt ihrer kunstvollen Ausgestaltung geben."

Meine Vorstellung und Hoffnung: Ein Forum-Teilnehmer, möglichst mit polnischen Sprachkenntnissen, setzt sich mit der genannten Leiterin des Artushofes direkt in Verbindung und versucht, von ihr zu erfahren, was aus der August-Statue geworden ist.

Ulrich

Marc Malbork
19.10.2020, 14:37
Hallo in die Runde:
Ganz kurz, hab gerade wenig Zeit:

Also August ist nach diesen Seiten (habe sie mir per Google ins Englische übersetzen lassen) "Kriegsverlust 1945" nach letztem Aufenthalt im Stadtmuseum. Rest (Tafel) dort erhalten. Burggrafenseite auch zur Entstehungsgeschichte der Skulptur.
https://muzeumpomorza.pl/resource/4867_gdansk-krol-august-iii.html

(https://muzeumpomorza.pl/resource/4867_gdansk-krol-august-iii.html)https://www.gdanskstrefa.com/burgrabia-w-twierdzy-osadzony/

love danzig
19.10.2020, 15:56
Hallo,
Rückmeldung aus Gdansk. They it disappeared in 1945 , most likely during The Liberation by Soviets.
Gruß Roman

Ulrich 31
19.10.2020, 16:26
Hallo Marc,

da hast Du uns mit #237 trotz weniger Zeit eine wahre Fundgrube an Danziger Bildmaterial geliefert (man kann in der geöffneten Museumsseite vielfältig danach stöbern) und außerdem endlich Beweismaterial für den "Umzug" der August-Statue ins Danziger Stadtmuseum. Herzlichen Dank dafür! - Für die anderen Forumer zeige ich daraus die folgenden verlinkten Bilder von der uns interessierenden Statue, z.T. mit neuer Erkenntnis:

> https://muzeumpomorza.pl/resource/4818_gdansk-wnetrze-dworu-artusa.html
> https://i2.wp.com/www.gdanskstrefa.com/wp-content/uploads/2019/05/DSC05420.jpg?w=336&h=573&ssl=1
> https://i2.wp.com/www.gdanskstrefa.com/wp-content/uploads/2019/05/DSC05413.jpg?w=456&h=573&ssl=1
> https://i2.wp.com/www.gdanskstrefa.com/wp-content/uploads/2019/05/DSC05417_ShiftN.jpg?w=796&h=688&ssl=1

Der polnische Kontext zu den 3 letzten Bildern lautet in deutscher Google-Übersetzung:

> Direkt unter diesen Bildern:
"Denkmal für August III. Dekoratives Gitter und Gedenktafel vom Denkmal; Sammlung des Danziger Museums." D.h. diese 3 Bilder stammen offensichtlich aus dem Danziger Stadtmuseum.

> Oberhalb dieser Bilder:
"So wurde am Geburtstag des Königs, der als einziger polnischer König nie in Danzig erschien, ein Denkmal von Johann H. Meissner am Artushof errichtet. Der König erschien darauf als römischer Kaiser, auf dem Sockel stand eine lateinische Inschrift: "Bis August III, König von Polen, Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, der beste Herrscher, Vater des Vaterlandes, wegen der ständigen Bestätigung der Rechte und des Handels an Land und auf See, erweiterte diese Statue als Beweis Ihre Andacht musste 1755 auf eigene Kosten von den treuesten und gehorsamsten Danziger Kaufleuten ausgestellt werden."

Dieses Denkmal stand bis 1933, obwohl es in verschiedene Ecken des Artus-Hofes verlegt wurde, als es dem Stadtmuseum übergeben wurde. Dort errichtete er ein antikes Denkmal und ging 1945 verloren. Ein Rost und eine Inschrift an der Tafel sind erhalten."

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
19.10.2020, 20:02
Liebe Forumer,

zuerst möchte ich euch allen gegenüber meiner Dankbegierde Ausdruck verleihen. "Dankbegierde" ist ein so schönes Wort aus der Ansprache zur Enthüllung des August-III.-Denkmals. Besonders schön finde ich das Bild von 1910 vom Inneren des Artushofes. Es rundet die Sache visuell ab. Und wir sehen, dass es zwei verschiedene Postkarten gegeben hat. Im Folgenden will ich ein paar Gedanken zur Symbolik dieses Standbildes schreiben. Es soll verdeutlichen, dass in der Kunst so viel mehr steckt als nur das Abbilden von etwas. Je besser die Überlegungen des Künstlers von einer Sache ist, desto größer mag das Kunstwerk zu beurteilen sein, handwerkliches Können vorausgesetzt.

Die Symbolik des Standbildes

Zuerst dachte ich, die Darstellung des August III. wäre als Caesar-Statue gedacht gewesen. Diese ist die höchste Auszeichnung, die man einem Feldherrn oder Herrscher in der künstlerischen Darstellung hatte zukommen lassen. In diesem Falle wäre August III. als Kriegsführer ausgezeichnet worden. In solchem Falle wird er hier als Sieger geehrt. Damit bestätigen die Danziger Kaufleute den polnischen König als Schirmherr über Danzig. Gleichzeitig bekräftigen sie das Ergebnis der polnischen Thronfolge und äußern die Bitte um Frieden. Das Denkmal wird weniger als Caesarstatue gedacht worden sein, sondern vielmehr als Anlehnung an Kaiser Augustus. August III. wird hier nicht als Feldherr geehrt, sondern als Friedensschirmhüter. Sein Schwert steckt, der Kriegshelm ist niedergelegt. Er soll ein Vorbild sein, was Gerechtigkeit, Huld und Friedfertigkeit angeht. Er soll ein Hüter, wie Kaiser Augustus in Rom, der Bürgerrechte und innerstädtischen Ordnung sein. Es könnte also seine Krone nicht nur als Krone des Siegers gedacht sein, sondern als Symbol des Friedens und der Bürgerkrone. Vielleicht hat Meisner die Krone nicht nur als Lorbeer sondern auch als Steineiche gedacht. Aus dieser nämlich war die Bürgerkrone geflochten. Die Bürgerkrone war in Rom eine der höchsten militärischen Auszeichnungen, die jemand für die Errettung eines Bürgers erhielt. Bei der Symbolisierung des Friedens geht es nicht nur um den Frieden in Danzig (dass sich nicht ein Stand über den anderen erhebt), sondern um den Frieden im Welthandel und damit um den Weltfrieden schlechthin. Wir haben mit dieser Statue einen weltlichen Gegenpol zu Anton Möllers Gemälde über das Jüngste Gericht. Es ist also nicht verwunderlich, dass sich der Schreiber des Adressbuches von 1831 über die Verschiebung des Denkmals an den Rand betrübt äußert. Es geht ihm die Vorbildfunktion des August III. für die Nachkommen verloren.
Der weiße Marmor ist ein Symbol für Reinheit und Unsterblichkeit. Dadurch drücken die Kaufleute ihren Respekt, aber auch ihre Hoffnung auf ewige Unversehrtheit (bedeutet hier keine Unterdrückung durch die Patrizier) aus. Wenn auch der König selber nicht unsterblich ist, so mögen doch seine Tugenden durch das Standbild ewig währen.

Hier ein Bild über die Belagerung Danzigs im polnischen Thronfolgekrieg.
https://de.wikipedia.org/wiki/Polnischer_Thronfolgekrieg#/media/Datei:Siege_of_Danzig_1734.PNG

Zuletzt möchte ich noch bemerken, dass August III. ein besonderer Wertschätzer der Kunst war und eine eigene Gemäldesammlung betrieb. Ihm haben wir z.B. die Sixtinische Madonna von Raffael zu verdanken oder die Bewahrung der „Schlummernden Venus“ von Giorgione, beides in der Gemäldegalerie Alter Meister in Dresden.

Worum es beim Verschwinden von Kunstwerken immer wieder geht ist die politische Antwort auf das, was ein Kunstwerk politisch aussagt.
Wir sollten uns vielleicht noch daran erinnern, dass es auch in der Hitler-Stalin-Verbindung um eine Art „Thronfolge über Polen“ging …

Natürlich eignen sich Kriegswirren auch immer dazu sich billigst Material zu besorgen. Denn aus so einem Marmor-August hat man für fast kein Geld schnell ein römisches Standbild für seinen Vorstadthauspark geschaffen.

Euch allen eine gute Nacht. waldkind.

Uschi Danziger
20.10.2020, 13:14
Hallo Forumer,

in YouTube kann man einen neuen Animations-Kurzfilm über das Leben des gebürtigen Danzigers Daniel Chodowiecki mit seinen animierten Lithographien sehen.

https://m.youtube.com/watch?v=PEZ6NZ5kick

Viele Grüße

Uschi Danziger

Ulrich 31
20.10.2020, 14:06
Hallo Lateiner im Forum,

ich komme noch einmal auf die inzwischen im Nationalmuseum Danzig georteten Andenkenreste der einst im Artushof postierten Statue vom Polenkönig August III. zurück. Zu diesem Andenken gehört diese Tafel mit lateinischer Inschrift:

> https://i2.wp.com/www.gdanskstrefa.com/wp-content/uploads/2019/05/DSC05413.jpg?w=456&h=573&ssl=1 (vgl. dazu #239).

Ich würde mich freuen, wenn ein besserer Lateiner als ich im Forum diesen lateinischen Text ins Deutsche übersetzen würde. Ggf. danke im Voraus.

Beste Grüße
Ulrich

Quendan
20.10.2020, 16:21
Hallo Ulrich,

Ich bin selbst sehr eingerostet und daher mag nicht alles 100% richtig sein, aber vielleicht hilft es trotzdem. :)

August III.
König der Polen, Sächsicher Herzog
Wahlmann des Heiligen Römischen Reiches [also Kurfürst]
Höchster Fürst
Vater des Vaterlandes
er setzte ständig das Recht/die Gesetze durch
und
er erweiterte den Handel zu Land und Meer
Diese Statue
Denkmal ihrer Frömmigkeit
unserer Majestät
von den treuesten
Bürgern und Händlern (oder Handelsbürgern) von Danzig
1755
auf eigene Kosten (impliziert: errichtet)

Wie gesagt alles ohne Gewähr, mein Latinum ist knapp 20 Jahre her.

Liebe Grüße,
Uli

Ulrich 31
20.10.2020, 17:40
Hallo Uli,

dafür, dass Dein Latinum knapp 20 Jahre her ist (meins ist fast 70 Jahre her), hast Du die Übersetzung der betr. lateinischen Inschrift ins Deutsche m.E. ganz prima hingekriegt. Ich denke, daran ist nichts zu ändern, und ich danke Dir ganz herzlich für diese gute, freundliche Hilfe.

Übrigens habe ich inzwischen beim Nationalmuseum Danzig angefragt, ob man die dort online gezeigte Erinnerung an die bis 1933 im Artushof befindliche Statue Augusts III. noch aktuell ansehen kann. Auf die Antwort warte ich gespannt.

Beste Grüße
Ulrich

Quendan
20.10.2020, 18:03
Hallo Ulrich,

danke für das Lob - freut mich, dass ich helfen konnte. :)

Liebe Grüße,
Uli

Ulrich 31
21.10.2020, 10:19
Ergänzung zu #241:

Heute berichtet gdansk.pl ausführlich über den von Uschi Danziger bereits gezeigten Chodowiecki-Film mit den bewegten Lithographien:

> https://www.gdansk.pl/wiadomosci/powstal-krotkometrazowy-film-o-danielu-chodowieckim-glosu-artyscie-udzielil-miroslaw-haniszewski,a,181409.

Ulrich

waldkind
21.10.2020, 10:49
Hallo Uli, hallo Ulrich,
ich hatte mir die Übersetzung vom Lateinischen ins Deutsche gespart, da es den Beitrag 209 gibt. Aber Übersetzen vom Lateinischen ins Deutsche macht mega-Spaß.

Danke Uschi für den Hinweis auf Chodowiecki. Ich bin bei youtube nicht angemeldet, also nese. Aber ich hatte mir gestern noch einige Lithographien von ihm angesehen, die in meinem Regal stehen (natürlich -leider- keine Originale:()

Ich fand die ganze Auseinandersetzung um das Standbild August III. richtig gut und es beschäftigt mich noch. Es ist in Kriegen üblich Kunstgegenstände als Kriegstrophäe weg zu schleppen ins Land des Siegers. Da sehe ich aber gar kein Indiz dafür. Denn dann wäre das Standbild nicht verschwunden, sondern groß raus gekommen. LG wk.

Ulrich 31
21.10.2020, 14:15
Liebes waldkind,

- Sehr gut, Deine Erinnerung an #209! Ich erkannte nicht, dass die in #242 gezeigte Tafelinschrift nur eine Kopie der Inschrift auf dem Sockel der August-Statue ist, sondern vermutete, dass sie eine Erläuterung zum Verbleib jener Statue beinhaltet.

- Bei YouTube braucht man nicht angemeldet zu sein. Jetzt kannst Du Dir aber auf jeden Fall die animierten Chodowiecki-Lithographien im geöffneten Link zu #246 ansehen.

- Auch ich fand den Gedankenaustausch zur Statue Augusts III. interessant, besonders die Suche nach ihrem Verbleib. Inzwischen weiß ich sicher, dass die in #239 gezeigten Reste zur Erinnerung an jene Statue sich nicht im Nationalmuseum Danzig (ehemaliges Franziskanerkloster) befinden.

Beste Grüße
Ulrich

Marc Malbork
21.10.2020, 16:50
Hallo,
Ulrich:die Unterschrift auf dem Farbfoto der Denkmalsreste oben verweist auch auf das Danziger Museum (https://muzeumgdansk.pl/), nicht auf das heutige Nationalmuseum, früher Stadtmuseum in der Fleischergasse.

Wegen der August-Statue habe ich in meinen Büchern noch etwas gefunden, wobei die Erscheinungsdaten der Bücher 1992 und 1991 sind. Danach soll sich ein Statuettchen im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe befinden und die übrig gebliebene Tafel habe man aus der Mottlau geborgen.

Hier einfach auf die Bilder klicken und zum Vergrößern dann noch einmal:

https://www.flickr.com/photos/93497604@N07/albums/72157716558240627

Ulrich 31
21.10.2020, 17:49
Hallo Marc,

Deine Hinweise in #249 sind wieder einmal eine große weitere Hilfe mit wichtigen Informationen aus Deiner umfangreichen Bibliothek. Dazu diese Anmerkungen von mir:

- Im jetzigen Nationalmuseum Danzig habe ich deshalb nachgefragt, weil es im selben Gebäude (ehem. Franziskanerkloster) dem früheren Danziger Stadtmuseum nachgefolgt ist, in das die August-Statue 1933 aus dem Artushof angeblich umgelagert wurde. Offensichtlich sind die nach 1945 verbliebenen Statue-Reste zu bisher unbestimmter Zeit in den Bestand des Museums Gdansk im Rechtstädtischen Rathaus übergegangen.

- Interessant finde ich auch Deinen Hinweis auf die Statuette jenes August-Standbildes aus dem Artushof im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. In der Wikipedia-Seite "Johann Heinrich Meißner" (> https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Heinrich_Mei%C3%9Fner ) findet sich dazu übrigens dieser erweiterte Hinweis im Absatz "Denkmäler": "Statue des polnischen Königs August III. für den Artushof Danzig, Marmor, 1752–1755; Kriegsverlust; Miniaturkopien im Dendrologischem Museum in Kórnik [Kurnik], im Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg und im Grassi Museum für Angewandte Kunst in Leipzig[3]".

Danke für Deine Horizonterweiterung!

Beste Grüße
Ulrich

Marc Malbork
21.10.2020, 22:37
Ja, nun danke ich Dir, lieber Ulrich, für Horizonterweiterung bei mir. Den Meißner-Wiki-Artikel hatte ich bislang nicht gesehen. Das dort genannte Kurnik ist ein Ort in der ehemaligen Provinz Posen mt einem berühmten Schinkel-Schloss nebst großem Schlosspark. Wollte ich immer, habe ich mir aber noch nicht angesehen. Nun, vielleicht wird's irgendwann ja doch noch mal was...

Beste Grüße
Marc

Ulrich 31
22.10.2020, 00:02
Guten Abend Marc und andere Forumer,

ich verabschiede mich noch nicht aus dem Thema August-Statue, früher im Artushof, und merke Weiteres dazu an.

- Auf der von Dir, Marc, in #249 gezeigten Seite 201 im Buch "Danzig - Chronik eines Jahrhunderts" von Hans Georg Siegler heißt es zum Jahr 1755 u.a.: "(Der Rat [der Stadt Danzig] indessen hat nichts unterlassen, um die Aufstellung [der August-Statue] im Artushof zu verhindern und vorgeschlagen, sie unter Ausschluß der Öffentlichkeit im Zeughaus zu verwahren.)" - Jenes allerdings erfolglose Bemühen des Danziger Stadtrates ist mir durchaus verständlich; denn mir gefällt die Darstellung Augusts III., wie sie der Bildhauer Johann Heinrich Meißner gewählt hat, ganz und gar nicht.

- Es ist noch immer offen, ob und wo das in #239 gezeigte Erinnerungsarrangement an jenes August-Denkmal aus dem Artushof (letzter Link in #239) aktuell vorhanden ist und angesehen werden kann. - Wenn es stimmt, dass die August-Statue 1933 vom Artushof in das damalige Danziger Stadtmuseum im ehem. Franziskanerkloster umziehen musste, ist an meinen Beitrag #5 im Forum-Thread "Museum Gdansk/Danzig" zu erinnern (> http://forum.danzig.de/showthread.php?16023-Museum-Gdansk-Danzig&highlight ), in dem über die schweren kriegbedingten Brandschäden Anfang März 1945 im ehem. Franziskanerkloster berichtet wird. Es ist deshalb denkbar, dass dadurch auch die dort befindliche August-Statue Schaden genommen hat.

Beste Grüße zur guten Nacht
Ulrich

Marc Malbork
22.10.2020, 21:13
Hallo,
also das Vernünftigste in Danziger Sachen ist es, gleich bei Peter Oliver Loew nachzugucken. Habe ich erst jetzt gemacht, schwerer Recherchefehler :-). Hier aus seinem Buch "Danzig und seine Vergangenheit 1793 - 1997" die ganze interessante Geschichte wie August III ins Stadtmuseum gekommen ist.

Anzumerken ist auch noch, dass nach der Gedanopedia-Website zum Artushof die erhaltene Sockeltafel + Gitter nicht in der Mottlau vor der Langen Brücke, wie im Buch von Schleuning angenommen, sondern nach 1980 in den Ruinen des Untergeschosses eines Hauses in der Straße Mlynarska hinter der Langen Brücke aufgefunden worden sein sollen.

Zum Vergrößern auf bitte auf Bild klicken und ggfls. scrollen:

https://www.flickr.com/photos/93497604@N07/albums/72157716558240627

Ulrich 31
23.10.2020, 00:47
Lieber Marc,

wieder lässt Du uns mit Deinen Informationen in #253 weiteres Interessantes zum Thema August-Statue wissen. Die betr. Angaben von Peter Oliver Loew sind dabei sicher die zuverlässigsten. Nach ihm wurde die Statue bereits Anfang Mai 1931 ins Danziger Stadtmuseum (ehem. Franziskanerkloster) umplatziert, und in der zugehörigen Fußnote 167 heißt es: "Das Denkmal blieb im Stadtmuseum und kam bei Kriegsende abhanden."

Die von Dir erwähnten betr. Angaben der Gedanopedia-Website zum Artushof lauten in der deutschen Google-Übersetzung (leicht mod.):
"1755 bestellten die Danziger Kaufleute bei Johann Heinrich Meissner eine Skulptur (lebensgroß) des polnischen Königs August III. von Sachsen, die sich in der Mitte des Artusgerichts befand (. . .)."
"Während der Renovierungsarbeiten in den Jahren 1930-1935 wurde die Statue von König August III. durch die Entscheidung der NS-Behörden in Danzig entfernt. Übersiedlung ins Nationalmuseum für Danziger Geschichte in Oliwa. Sie [die Statue] ging während des Zweiten Weltkriegs verloren. Sie wurde erhalten; gefunden [wurden] nach 1980 in den Ruinen des Untergeschosses an der ul. Mydlarska [Seifengasse] die Inschrifttafel vom Sockel des Denkmals und sein Zaun."

Die Gedanopedia-Angaben stimmen also in mehreren Punkten mit den Angaben von Peter Oliver Loew nicht überein.

In der erwähnten Gedanopedia-Website werden außerdem folgende für mich neue Bilder von der August-Statue und vom Artushof gezeigt:

> https://i1.wp.com/www.gdanskstrefa.com/wp-content/uploads/2016/12/dwor_artusa08.jpg?ssl=1
> https://www.gedanopedia.pl/images/d/d3/4_Dwor_Artusa_%28003%29.jpg
> https://www.gedanopedia.pl/images/d/da/11_Dwor_Artusa.jpg

Weißt Du oder jemand sonst, was die im letzten Link gezeigten Vorbauten vor dem Artushof bedeuten und wann es dort so wie gezeigt aussah?

Beste Grüße und schon wieder: Gute Nacht!
Ulrich

waldkind
23.10.2020, 10:22
Lieber Marc, lieber Ulrich und alle anderen Forumer,

ich komme erst nächste Woche wieder zum Einmischen, aber ich lese mit.

Doch könnte ich zum künstlerischen Verständnis etwas beitragen, nämlich den Unterschied zwischen zwischen Statue und Statuette. wikipedia ist zur Statuette nicht so präzise, aber beide Links sind lesenswert. Beide Kunstformen unterscheiden sich sowohl in der Größe als auch in ihrer Bedeutung. Die Statue ist etwa lebensgroß bis größer als die Naturgröße. Ist sie sehr viel größer nennt man sie Monumentalstatue. Es geht bei der Statue nicht um Schönheit, sondern um Ausdruck und Macht. Nicht selten bildet sich um eine Statue ein Mythos oder ein Kult. Die Statuette ist ein "handlich Ding" und kann durchaus lediglich dem Schönheitssinn dienen. Aber lest die wikipedia-Links dazu.

https://de.wikipedia.org/wiki/Statue
https://de.wikipedia.org/wiki/Statuette

Also, lieber Ulrich, Meisners Auftrag war nicht ein gefälliges Standbild zu erschaffen;)
Wünsche euch allen einen schönen Tag. Schöne Grüße aus dem Wald:), wk.

Ulrich 31
23.10.2020, 13:52
Liebes waldkind,

nun lass mal bitte wieder Deinen mahnend erhobenen Zeigefinger in Richtung meiner Meinung zu Meißners Denkmal für den polnischen König August III. im Danziger Artushof runter. "Symbolbehaftete Repräsentation" (siehe dazu die Wikipedia-Seite "Statue") hin und her, einen von der Danziger Kaufmannschaft verehrten Herrscher in römischer Kurzrock-Tracht mit deutlich markiertem Nabel, nackten Beinen (anscheinend tätowiert) und bloßen Füßen zu präsentieren, erzeugt bei mir einen eher karnevalistischen Eindruck. - Offen ist für mich, ob dieses Erscheinungsbild der August-Statue tatsächlich ausdrücklich von der Danziger Kaufmannschaft in Auftrag gegeben wurde. Außerdem halte ich es für eher unwahrscheinlich, dass dieses Meißner-Werk dem Dargestellten, der nie in Danzig war, gefallen hätte. Und ich bleibe bei meiner Vermutung, dass der damalige Rat der Stadt Danzig dieses Werk deshalb lieber im Zeughaus verschwinden lassen wollte, weil ihm sein Aussehen peinlich war. - NB: Ein Standbild muss nicht immer gefällig aussehen, um trotzdem anerkannt zu werden (vgl. z.B. die berühmte Willy-Brandt-Statue in der Berliner SPD-Parteizentrale: > https://www.spd.de/partei/organisation/die-parteizentrale/ ).

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
24.10.2020, 00:00
Lieber Ulrich,

das war der Kunstgeschmack des Rokoko. Es gibt exakt solche Darstellungen auch von anderen Herrschern seiner Zeit, z.B. Ludwig XIV. Was Anmut und Schönheit ist, das bestimmt die jeweilige Zeit. Friedrich Wilhelm II. sieht für uns heute auch eher witzig aus in den Darstellungen seiner Zeit. Ich selber möchte den Zeiten Respekt zollen, weil ich nicht wissen kann, was alles in den Köpfen der Menschen vor sich ging. Nehmen wir als Gegenstück Darstellungen der Damen, die etwas übernackt, erotisiert, manchmal zu üppig aussehen. Oder mit den Turmfrisuren und dem Federschmuck geradezu lächerlich aus heutiger Sicht. Aber wem missfiele das tatsächlich, wenn man es im Zeitzusammenhang betrachtet?
Meisner war einer der größten Bildhauer seiner Zeit. Ich könnte mir gut vorstellen, dass er sich an Wilhelm Richter und Abraham van den Blocke zu orientieren suchte. Und das versucht wurde, das Innere des Artushofes mit dem Vorplatz, Neptunbrunnen, in Harmonie zu bringen.
Ich finde August III. ziemlich sexy. Er ist wohl genährt und trotzdem muskulös. Welcher Mann könnte das von sich sagen?, er ist entweder das eine oder das andere.
Im Rat der Stadt saßen bestimmt überwiegend Patrizier. Die wollten kein Idol in der Mitte der Kaufmänner im Artushof sehen. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass der Bildhauer oder die Kaufmänner sich über August III. lächerlich machen wollten.
Im Übrigen fallen mir da ein paar römische Statuen in Berlin ein, die weitaus lächerlicher wirken. Vermutlich hören sie auf lächerlich zu wirken, wenn man anfängt sie zu verstehen. Und das ist nicht immer einfach.
Für mich ist die ganze Geschichte um August III. schlüssig, insbesondere auch mit dem Hinweis von Marc auf Loew. LG wk.

waldkind
24.10.2020, 12:39
Liebe Forumer,

ich möchte noch anmerken, dass Meisner den Auftrag für die August III. - Statue bekommen hat, nachdem er zuvor, im Jahre 1730, eine Statue des König Friedrich Wilhelm I. geschaffen hatte. Diese Statue stand ab 1907 in einer Nische der Zyklopenmauer auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz an der Südfront des Schlosses. Das Standbild soll 1945/46 verschleppt worden sein und seitdem verschollen.
Hier der Link zum Standbild
https://de.wikipedia.org/wiki/König-Friedrich-Wilhelm-I.-Denkmal_(Königsberg)

Um zu zeigen, dass die Darstellungsweise zur damaligen Zeit üblich war, hier ein Beispiel aus der Malerei mit Friedrich Wilhelm I. auf der wikipedia-Seite. Wir haben zumindest den Marschallstab und den römischen Helm sowie die angenehme Molligkeit.
https://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Wilhelm_I._(Preußen)

Einen schönen Tag euch allen, wk.

Ulrich 31
24.10.2020, 13:56
Liebes waldkind,

durch Dich habe ich (und vielleicht auch andere im Forum) jetzt einiges zum Rokoko gelernt, was mir bisher nicht bekannt bzw. bewusst war. - Danke!

Aber auch schon davor, also im späten Barock, glichen Statuen dem August-Standbild von Meißner im Artushof. Hier dieses Beispiel von Andreas Schlüter, ebenfalls früher (verzögert erst 1802) in Königsberg aufgestellt und in den Kriegswirren 1945 verlorengegangen, doch jetzt noch als einer von zwei Nachgüssen vor dem Charlottenburger Schloss in Berlin zu sehen [> https://de.wikipedia.org/wiki/K%C3%B6nig-Friedrich-I.-Denkmal_(K%C3%B6nigsberg) ]. - Interessant: die Ähnlichkeit der Schlüter-Arbeit mit der Meißner-Arbeit.

Mit besten Wünschen fürs Wochenende grüßt
Ulrich

waldkind
24.10.2020, 18:20
Lieber Ulrich,

dass sich Kunstwerke früher glichen, hat damit zu tun, dass die Darstellungsweisen sehr viel mehr gewissen Zwängen unterlegen waren. Da konnte man nicht einfach machen was man wollte, so wie heute. Was die höfische Kunst angeht, folgten die Höfe meist einem Idol. Das war im Barock und auch im Rokoko für Preußen der französische Hof. Man wollte denen, die etwas Prachtvolles hervor gebracht hatten, zeigen, dass man das auch kann. Auf diese Weise sind so manche schöne Bauten und Kunstwerke entstanden. Denken wir einmal an das schöne Schloss Sanssouci.
Gerade in der Bildhauerei sollten wir uns vorstellen, dass sie als Handwerk verstanden wurde und dass sie daher der Ordnung der Zunft unterlag. Warum Meisner zunftfrei arbeiten konnte in Danzig habe ich noch nicht verstanden. Jedenfalls wurde die Anzahl der Meister durch die Zunft begrenzt. Auch durfte man das Kunstwerk erst signieren, wenn der Meisterbrief vorhanden war. Um also als Meister in die Zunft aufgenommen zu werden, musste man schon was können. Also orientierte sich ein angehender Meister an alte Meister, die Erfolg hatten. LG, wk.

Marc Malbork
24.10.2020, 20:10
Guten Abend liebe Kunstfreunde,
bitte, kleiner Einschub zur Frage von Ulrich oben in Nr. 254 wegen des Bildes mit den merkwürdigen Vorbauten am Artushof:
1861, Besuch König Wilhelm I. in Danzig.

So jedenfalls der schöne Fotobildband "Dawny Gdansk", der nicht die Graphik aber ein ganz entsprechendes Foto enthält.

https://www.flickr.com/photos/93497604@N07/albums/72157716558240627/with/50524611021/

Ulrich 31
24.10.2020, 23:12
Guten Abend Marc,

toll, was Du wieder herausgefunden hast. Danke dafür. - Meine Überlegung dazu: Am 18. Oktober 1861 krönte sich Wilhelm I. selbst in Königsberg zum König von Preußen [siehe Wikipedia-Seite "Wilhelm I. (Deutsches Reich)"]. Es kann deshalb sein, dass er auf dem Rückweg von Königsberg nach Berlin Danzig besuchte. Welche Bedeutung allerdings die merkwürdigen Vorbauten am Artushof anläßlich des Besuches von König Wilhelm I. in Danzig hatten, ist mir unklar.

Beste Grüße
Ulrich

PS:
Zur allgemeinen Forum-Information hier noch das Reiterdenkmal des späteren Kaisers Wilhelm I. vor dem Hohen Tor in Danzig, enthüllt 1902:
> https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/thumb/8/8b/Danzig_Denkmal_Kaiser_Wilhelm_I_%281903%29.jpg/733px-Danzig_Denkmal_Kaiser_Wilhelm_I_%281903%29.jpg / > https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Danzig_Denkmal_Kaiser_Wilhelm_I_(1903).jpg.

waldkind
25.10.2020, 12:10
Moin an alle Forumer,

Ulrichs Frage kann ich nicht beantworten. Fakt ist, dass die Fassade des Artushofes entsprechend der jeweiligen Stilepochen mehrere Veränderungen erfahren hat. Möglicher Weise haben diese Vorbauten mit der Anpassung an einen Stil zu tun. Vielleicht sind es Anfänge des Wilhelminischen Baustils?

Damit euch/uns nicht langweilig wird, der folgende Link ist interessant, wenn man sich für den Artushof interessiert. See you later, wk.

https://www.bankenbrueder.de/tl_files/usr/PDFs/Artushof/Edward%20Sledz%20-%20Der%20Artushof%20-%20deutsche%20Uebersetzung.pdf

waldkind
25.10.2020, 12:22
In dieser pdf-Datei steht auf Seite 22, dass 1851 Änderungen an der Fassade im Neorenaissance-Stil durchgeführt wurden. Könnte das mit den Vorbauten zu tun haben??? LG wk.

Antennenschreck
25.10.2020, 12:49
Hallöle,

Größere Renovationen und auch Neuschöpfungen im Artushof brachten die 50 er und 60 er Jahre. Auf Veranlassung des Professors Schultz, eines hervorragenden Kenners der Danziger Kunstwerke, ließen verschiedene wohlhabende Mitglieder der Danziger Kaufmannschaft, die zugleich Mitglieder der Banken waren, von 1852 an zunächst die Vertäfelung der westlichen Wand gründlich wiederherstellen. Es wurden an der Vertäfelung, die streng nach dem Vorbild der erhaltenen Teile erneuert wurde, Messingköpfe angebracht, die nach den Leuchterhaltern von 1743 gearbeitet waren. In die von diesen Köpfen gehaltenen Schilde wurden die Namen der Geber eingraviert. Ferner arbeitete der Bildhauer Fadenrecht den schönen weiß lackierten und vergoldeten bärtigen Ammonskopf, auf dem jetzt die Figut des Saturn steht. Als Vorbild dazu diente zweifellos der darüber befindliche große phantastische Kopf, der als Konsole der gewaltigen Figur des Heiligen Christopher dient.


LG Arndt

Ulrich 31
25.10.2020, 13:09
Hallo zusammen,

in der vom waldkind in #263 gezeigten pdf-Datei steht auf Seite 17 unten und Seite 18 oben, dass zu den "wichtigsten Gästen der Stadt, die meistens mit einem Essen in der Großen Halle des [Artus]Hofes empfangen wurden", "1861 die Königin Maria Luise Augusta (die Frau von Wilhelm I.)" zählte. - Von Wilhelm I. selbst ist dort in diesem Zusammenhang nicht die Rede.

Außerdem steht in Sieglers "Danzig - Chronik eines Jahrtausends" auf Seite 260 oben: "1861 Die Fassade des Artushofs wird restauriert."

Jetzt kann sich jeder daraus einen Reim machen.

Beste Sonntagsgrüße
Ulrich

Marc Malbork
25.10.2020, 15:26
Hallo und einen schönen Sonntag gewünscht:

21. Oktober 1861. Der vormalige "Kartätschenprinz" und seine Frau sind nach der Krönung über Danzig nach Berlin zurückgereist. Einzelheiten ihres Aufenthalts in Danzig hier (bei "erwähnte Orte" auf "Danzig" klicken, dann Scan 161 aufrufen und vorwärts weiterblättern, auf Scan166/Seite 146 eine Antwort auf die Frage, warum dieser Vorbau):

https://opacplus.bsb-muenchen.de/title/BV020281733

waldkind
25.10.2020, 16:29
Lieber Marc,

danke für die Auflösung unseres Rätsels.

Mir ist beim Lesen des Textes wieder einmal dieser völlig andere Umgang mit Kunst und dem Künstler, als wie es heute üblich ist, aufgefallen. Damals stand das Kunstwerk im Mittelpunkt. Es hatte eine eigene, vom Künstler unabhängige Existensberechtigung. Der Künstler war nur derjenige, der es geboren hat. Heutzutage drängelt sich der Künstler in einer Art narzisstischer Bedeutsamkeit vor das Kunstwerk.
In Wahrheit existiert das Kunstwerk bereits, bevor es erschaffen wird. Es sucht sich dann einen Kreativen Menschen, der es auf die für den Menschen sichtbare Ebene holt. Hierauf beruht die Dankbarkeit gegenüber dem Künstler/der Künstlerin, dass er/sie das Kunstwerk in seinem Inneren eingelassen hat, um es dann zu gebären.
Das ist so ähnlich als wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt. Niemand wird denken, dass sie das Kind erschaffen hat. Und doch wird man ihre Leistung anerkennen, weil sie das Talent zum Gebären hat. Mit der Dichterey ist es nicht viel anders. LG wk.

Ulrich 31
26.10.2020, 14:45
Lieber Marc,

ich schließe mich waldkinds Dank für Deine großartige Auflösung erfreut an, verbunden mit meiner erneuten Bewunderung Deiner immer wieder erfolgreichen Quellenrecherche. Diese hier (#267) ist ganz besondere Spitze.

Ich empfehle den an dieser Sache (Besuch Wilhelms I. und seiner Frau im Oktober 1861 in Danzig / damalige Vorbauten am Artushof) Interessierten, Marcs Anleitung zum gezielten Öffnen seiner Linkangabe in #267 genau zu befolgen. Dann erscheint dort ein sehr ausführlicher, überaus detailreicher Bericht über jene "Sache", der keine Frage offenlässt - bis auf meine: Was ist unter dem "Gouvernementshaus" (früher russisches Palais) in Langgarten (Niederstadt) - in Wolfgangs Thema "Johanna Schopenhauer: Von der Speicherinsel" von 2010 erwähnt - zu verstehen, in dem damals das Königspaar übernachtete? - Hast Du, lieber Marc, auch dazu eine Antwort?

Nebenbei zeigt der Quellenfund in #267, dass manch andere Quelle unzuverlässig oder gar falsch ist (siehe dazu hier vorausgegangene Beispiele).

Beste Grüße
Ulrich

Ulrich 31
26.10.2020, 20:03
Zu meiner Frage in #269 zum Gouvernementshaus in Langgarten hier die von mir bisher dazu gefundenen Antworten (es sind meist Bildeindrücke):

> https://muzeumpomorza.pl/resource/5261_gdansk-palac-mniszchow.html,
> https://www.herder-institut.de/bildkatalog/index/pic?galerieansicht=89ca8ae3a5ca9569fdc4d4b79e5e1cc 2&params_before_galerieansicht=a%253A1%253A%257Bs%25 3A10%253A%2522offsetpage%2522%253Bs%253A3%253A%252 2128%2522%253B%257D&id=3b4aff0cd54c1ebb20798317ea656dcb,
> https://www.deutsche-digitale-bibliothek.de/item/JL6HVDFXZIBBC5RWF3NS6XF4REGGJQWR.

Ulrich

Ulrich 31
26.10.2020, 20:36
Forts. #270:

Es gibt sogar diesen YouTube-Film eines gut einstündigen polnischen Vortrags über den früheren Palast Mniszchów, der später zum Gouvernementshaus wurde (nach den einleitenden Worten ab 23:26 das erläuterte Bildmaterial):

> https://www.youtube.com/watch?v=sieFzhZF95M.

Ulrich

Ulrich 31
26.10.2020, 21:10
Mit dieser weiteren Fortsetzung von #270 verabschiede ich mich aus der in #269 genannten Sache.

Es sind Fotopolska-Bilder vom Gouvernementshaus in Langgarten von 1863 bis 1923 (das letzte auf einem damaligen Geldschein):

> https://fotopolska.eu/Gdansk/b4413,Siedziba_dowodcy_garnizonu_miasta_Gdansk.htm l.

Der damit verbundene polnische Erläuterungstext lautet in der deutschen Google-Übersetzung:
"Der Bau des Mniszech-Palastes wurde 1751 begonnen und 1760 abgeschlossen. Der Palast wurde im damaligen Rokoko-Stil erbaut. Der Bauort war aufgrund seiner Weite und seiner relativ niedrigen Gebäude im Vergleich zu anderen Danziger Gebäuden, die aufgrund der Dünnheit des Raums nach oben gebaut wurden, ein ungewöhnliches Bauwerk. Der Urheber dieses Gebäudes war Jerzy August Mniszech, der Kronmarschall, dem König August III. Vertraute. Der beeindruckende Palast wurde jedoch nicht zum Sitz seines Schöpfers (dies stellte sich als Palast in Dukla heraus) und begann Ende des 18. Jahrhunderts zu verfallen. 1786 kaufte einer der Danziger Kaufleute das Anwesen für 2000 Dukaten, und nach etwa 10 Jahren, als Preußen Danzig aufgrund der Teilungen einnahm, verkaufte er es an den König."

Tschüss Ulrich

Marc Malbork
26.10.2020, 21:52
Vielen Dank, lieber Ulrich, für die Arbeiten zum Palais Mniszech. Ich wusste bisher nicht, dass dieses Gebäude das Gouvernementshaus war. Der Rokokobau taucht in allen Baugeschichten Danzigs als wichtiges Baudenkmal auf, leider ja abgerissen.

Dankeschön sodann ans waldkind für ihre Ausführungen zum Verhältnis Kunstwerk und Künstler - Künstler und Kunstwerk. Dabei ist bei mir eine Jugenderinnerung an einen Text von Erich Kästner aufgepoppt, der sich aus einem konkreten Anlass genau damit befasst und der mir auch jetzt beim Wiederlesen die ohnehin nie zu tief liegenden Mundwinkel nach oben zog (Link müsste öffnen bei 'Diarrhö des Gefühls'):

https://books.google.de/books?id=Y-2kDwAAQBAJ&pg=PT104&lpg=PT104&dq=k%C3%A4stner+diarrhoe+des+Gef%C3%BChls&source=bl&ots=_piJZdBThH&sig=ACfU3U0pNw-ZIm92kZ6Ah_vB_fGX9qin4A&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj4rJqG_8_sAhULLewKHSImCds4ChDoATAFegQIC BAC#v=onepage&q=k%C3%A4stner%20diarrhoe%20des%20Gef%C3%BChls&f=false

Nach unten zeigende Mundwinkel könnte man allerdings beim Lesen des von waldkind oben angeführten Wikiartikels über das Meißnersche Standbild FW I in Königsberg (https://de.wikipedia.org/wiki/König-...l_(Königsberg) (https://de.wikipedia.org/wiki/König-Friedrich-Wilhelm-I.-Denkmal_(Königsberg)) ) bekommen. Danach scheint das Teil irgendwie verpackt im Packhaus die Jahrhunderte bis zu endlich würdiger Aufstellung vergammelt zu haben. Armer Meißner. Der Monumentalarbeit von Wagner/Lange zum Königsberger Schloss ist aber Anderes zu entnehmen, das füge ich mal an:

https://www.flickr.com/photos/93497604@N07/albums/72157716558240627

In den nächsten Tagen werde ich hier noch etwas zu Meißners Kanzel in der Marienkirche eingeben.

Bis dahin beste Grüße
Marc

Marc Malbork
31.10.2020, 21:58
Hallo,
hier ein paar Bücherbilder zur Kanzel von 1762-64 in der Evangelischen Oberpfarrkirche St. Marien. Von Johann Heinrich Meißner stammen der Entwurf und der figürliche Schmuck der Kanzel, die zusammen mit der Rokoko-Pfeilerumrandung den 2. Weltkrieg nicht überlebt hat.

https://www.flickr.com/photos/93497604@N07/albums/72157716558240627

Da wir uns hier auch mit Danziger Malern beschäftigen wollen, sei noch die kürzlich stattgefundene hochherzige Schenkung des "bedeutendsten Ölbildes der frühen Danziger Malerei" (so Willi Drost) durch die Union der Evangelischen Kirchen an die Marienkirche erwähnt:

https://www.uek-online.de/kirchliche-kunstgegenstande-kehren-in-die-st-marienkirche-danzig-zuruck-830.php

https://bazylikamariacka.gdansk.pl/pietas-domini-jest-w-gdansku/

Marc Malbork
05.11.2020, 15:56
Hallo, bei Rumstöbern in meiner Fotokiste:

Johann Heinrich Meißners Orgelengel für die Danziger Marienkirche haben in ihrem langen Leben sicher schon einiges erlebt. Sie werden auch meine Fotografiererei aus dem Jahre 2013 nebst movie maker-Behandlung überstehen :)

https://www.flickr.com/photos/93497604@N07/50568780768/in/dateposted-public/

(Auf Pfeil mitte klicken, Ton ist unten links, Vergrößerung oben rechts)

Beste Grüße
Marc

Beate
05.11.2020, 16:51
Sie haben alles überlebt, ich hab mich davon überzeugt! Sehr schön gemacht, danke, Marc.

Fröhliche Grüße, Beate

waldkind
06.11.2020, 15:26
Lieber Marc,
es ist wunderbar, was du alles heraufzauberst. Das kann man richtig genießen!

Zu dem Text, Erich Kästner, musste ich schmunzeln. Wie recht sie doch haben, diese Dichter! Dabei ist allerdings nicht der Heilige Geist Sekretär des Dichters, sondern der Dichter ist Sekretär des Geistes. Und natürlich steckt der Heilige Geist in jedem Reim, denn er ist ja jeder Zeit überall, so also auch in jedem Reim. Man bemerkt ihn nur nicht immer in jedem Reim, weil sich andere Geister durchaus dazwischen mogeln können. So ist also das wahre eigentliche Talent des Dichters oder Künstlers dasjenige, die Quellen der Geister zu unterscheiden. Bei mir hat der Text dazu geführt, dass ich alle diese Zettelchen, die ich mal voll geschrieben habe bzw auf denen ich was gezeichnet habe, hervor gekramt habe, um sie zu ordnen. Ooh, was für ein Chaos! Nun habe ich also ein Weilchen Beschäftigung.

Die Predella, die von Moabit nach Danzig gewandert sein soll, interessiert mich. Ich möchte versuchen einen kleinen Artikel dazu zu schreiben für die Moabiter Zeitung zum Frühjahr hin. Da könnte man schreiben wie es der Predella ergangen ist. Ich hoffe, etwas Unterstützung aus dem Forum zu bekommen. Toll wäre z.B. ein Foto von der Predella in Danzig. Lasst uns dazu sammeln, was wir finden können. Jede Info ist herzlich willkommen. LG waldkind.

Ulrich 31
06.11.2020, 15:49
Liebes waldkind,

dies schon mal für den Anfang: > https://www.uek-online.de/predella-und-retabel-in-danzig-eingetroffen-833.php.

Beste Grüße
Ulrich

Ulrich 31
06.11.2020, 15:59
Ergänzung zu #278:

Gleiches Bild mit anderem Kontext: > https://www.erzbistumberlin.de/medien/tag-des-herrn/aktuelle-beitraege/reingelesen/news-title/rueckkehr-in-die-heimat-4885/.

Ulrich

Ulrich 31
06.11.2020, 16:08
Letzte Info von mir:

> https://www.gdansk.pl/wiadomosci/powrot-z-niemiec-po-78-latach-gotycki-oltarz-pietas-domini-jest-juz-w-gdansku,a,166759.

Ulrich

waldkind
06.11.2020, 18:45
Vielen Dank, lieber Ulrich. Ich muss das Ganze mal auf mich wirken lassen und mich heranpirschen, um heraus zu finden, wie ich das Thema aufgreifen und eventuell in die Kiez-Zeitung einbringen könnte.

Von mir gibt es einen Link zur Predigt der Predella-Übergabe. Dabei möchte ich ausdrücklich betonen, dass ich keine Glaubensinhalte vermitteln möchte, sondern dass es mir um den Sachverhalt geht. Es ist eine pdf aus dem Netz, aber die Urquelle habe ich nicht gefunden. Vielleicht einer von euch? LG waldkind.

https://www.ekbo.de/fileadmin/ekbo/mandant/ekbo.de/1._WIR/06._Bischof/Predigten_Stäblein/200301_Predigt-Abschied-Predella-St-Johannis-Tiergarten.pdf

Ulrich 31
06.11.2020, 19:12
Liebes waldkind,

hier noch ein Bild von der Pedrella in Berlin: > https://it-it.facebook.com/events/st-johannis/abschied-von-der-predella/2518404388407855/.
Und hier die Predella teilbedeckt beim Abschied aus Berlin mit den polnischen Gästen im Zusammenhang mit dem von Dir schon gezeigten Predigttext: > https://www.ev-gemeinde-tiergarten.de/blog/48685.

Ich finde, dass Du schon jetzt genügend Stoff für Deinen Beitrag in der Moabiter Kiez-Zeitung hast. Viel Erfolg damit!

Beste Grüße
Ulrich

Ulrich 31
06.11.2020, 19:29
Nachtrag zu #282:

Wenn man auf das Bild im ersten Link klickt, wird es sehr schön vergrößert. Doch leider lässt sich diese Vergrößerung nicht verlinken und damit hier zeigen.

Ulrich

waldkind
06.11.2020, 19:36
Lieber Ulrich,

auch dafür herzlichen Dank!
Ganz so einfach ist das Schreiben für eine Kiezzeitung auch nicht. Es geht nicht darum das Internet abzuschreiben;)Vielmehr muss man einen passenden Anlass finden, warum man was schreibt. Man braucht eine Idee, womit man die Redaktion überzeugen kann. Dann muss der Beitrag zum Thema der Zeitschrift und zu einen der vorhandenen Rubriken passen. Als erstes braucht man also Grundwissen über die Sache. Das machen wir gerade. Ich brauche so viel Wissen, dass ich, wenn ein Thema für die Zeitung gewählt wird, einen Ansatz für einen Artikel finden kann, oder wenigstens für ein Artikelchen. Im Notfall für ein paar sinnvolle Sätze, die ich irgendwo einbauen kann.

Also ohne dieses Flügelobjekt, das im Gehirn ein "Bing" auslöst, geht es nicht. In diesem Fall brauche ich mindestens zwei "Bings" ;) Das wird schon, ich freue mich darauf. LG wk.

Ulrich 31
06.11.2020, 22:36
Liebes waldkind,

ich habe mir das Schreiben für eine Kiezzeitung einfacher vorgestellt, als Du es hier beschreibst. An ein Abschreiben des Internets habe ich keinesfalls gedacht. Das liegt mir selbst fern. Aber als Ideengeber kann das Internet durchaus nützlich sein.

Ich wünsche Dir sehr das Auslösen der benötigten "Bings" und bei ihrem Eintreffen ein gutes Gelingen Deines Vorhabens. - Wenn es dazu kommen sollte, würde ich mich über ein Exemplar jener Kiezzeitung mit Deinem betr. Beitrag freuen.

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
07.11.2020, 12:01
Vielen Dank, Ulrich.:D

Als Berlinerin kenne ich die beiden Kunstgegenstände aus eigener Anschauung. Einige der Moabiter Kirchen besuche ich hin und wieder, wegen der Stille. Den Altarsockel der Moabiter Johanniskirche, den hatte ich mir genau angesehen und mich gefragt, was das wohl für ein Täfelchen ist. Denn es sah sehr alt aus, älter als die Kirche selber je hätte sein können. Und auch die Art des Werkes fand ich sowohl für eine Evangelische Kirche als auch für die Moabiter Gegend sehr ungewöhnlich. Man müsste dem mal nachgehen, hatte ich gedacht. Jetzt weiß ich warum!!!

Die Gemäldegalerie besuche ich regelmäßig und habe da alles gesehen. Die sehr alten Bilder fesseln mich eher wegen des Alters und der Technik. Die Motive wiederholen sich laufenden Meters. So soll die Gemäldegalerie mindestens noch ein weiteres Werk mit dem Motiv "Heilige Dreifaltigkeit als Gnadenstuhl" haben, nämlich das Salzburgische um 1470. Das Motiv soll auf die Bildgestaltungen des Robert Campin (um 1375 - 1444) fundieren.

Bei dem Gnadenstuhl der Marienkirche stechen mir zunächst zwei Details ins Auge. Das eine ist die Krone des Gott-Vater. Es wird echtes Blattgold sein???
Das zweite ist, ich meine zu sehen, dass die Füße des Jesus nicht den Boden berühren. Das bedeutet in der Aussage, das der Gottessohn nicht von dieser Welt ist. Seine Rolle als Gott-Sohn ist höher rangiert als seine Rolle als Mensch.
Hier mal ein Link zu wikipedia über das Motiv des Gnadenstuhls. Vielleicht findet sich das Motiv in Danzig öfter???

https://de.wikipedia.org/wiki/Gnadenstuhl

Zuerst einmal frage ich mich, ob Altarsockel und das Altarbild zusammen gehörten vor 1942 in der Marienkirche.

Lieber Ulrich, natürlich bekommst du eine Zeitung von mir, wenn es soweit ist. Man kann sie auch online finden. Ich setze den Link dann hier hinein. LG waldkind.

Ulrich 31
07.11.2020, 13:04
Lieber Marc,

ich komme zurück auf die von Dir in #275 gezeigten Orgelengel von Meißner in der Danziger Marienkirche mit movie-maker-Behandlung und prima passender Musikuntermalung. Hab dafür mit meiner großen Anerkennung herzlichen Dank. Ich bewundere dieses schöne Hobby der Erinnerungssammlung von Dir mit seinen großartigen Ergebnissen und danke Dir auch dafür, dass Du uns gelegentlich einen Blick in Deine "Fotokiste" werfen lässt. Ich freue mich jedenfalls immer darüber.

Beste Wochenendgrüße
Ulrich

waldkind
07.11.2020, 16:39
Schatzkammer St. Marien - Kunstweberei

Liebe Forumer,
ich bin nicht sicher, ob wir jemals diese Links angesehen haben. Es geht um eine Dokumentation aus 1870 über die Kunstweberei und Stickerei liturgischer Stoffe. Es gibt zwei Bände. Band I umfasst Text, Band II Fotografien. Würde ich gerne in Farbe sehen, den Band II. Und es stellt sich die Frage, wo diese ganzen Gewänder abgeblieben sind. Wenn es jemand weiß? LG wk.

https://books.google.de/books?id=ObBTAAAAcAAJ&printsec=frontcover#v=onepage&q&f=false

https://books.google.de/books?id=5KJKe-OLt8EC&pg=PP5#v=onepage&q&f=false

Marc Malbork
08.11.2020, 22:05
Lieber Ulrich (zu Nr. 287): Corona und nicht so gutes Oktoberwanderwetter in Berlin gaben mir gerade Gelegenheit endlich mal im Keller die ganzen Westpreußenbücher abzustauben und auf der Festplatte die Unmengen an eigenen und fremden Fotos durchzusehen. Schaun wir mal, was ich hier vlt. noch anschleppen kann ... :-)

Für's liebe Waldkind (Nr. 288) schleppe ich gleich mal das Stichwort "Danziger Paramentenschatz" und u.a. diesen Link an: https://www.freunde-islamischer-kunst.de/buchtipps/danziger-paramentenschatz/

Beste Grüße
Marc

waldkind
10.11.2020, 10:44
Lieber Marc,

hab Dank für deinen Hinweis auf den Paramentenschatz der Marienkirche. Stoffweberei ist zwar nicht vordringliches Thema in diesem Thread, aber es ist durchaus ein spannendes Thema. Es sagt viel aus über die Verbindung der Menschen zur Kirche. Mir hilft es, mich in die damalige Zeit einzufühlen und dadurch auch die Tafelmalerei, die wir angesprochen hatten, zu verstehen. Es ist eine Welt, die wir heute emotional kaum verstehen können.

Für mein Empfinden sollte der Altarsockel, der sich in der Moabiter Johanniskirche befand, älter sein als das Tafelbild, das sich in der Gemäldegalerie befand. Wer weiß, vielleicht stammte der Altarsockel schon aus einer Vorgängerkirche von St. Marien. Natürlich spekuliere ich, dass Sockel und Bild von der Georgenbruderschaft oder dem Orden gestiftet wurde. Denkbar ist auch, dass reiche Kaufleute die Werke stifteten, entweder um sich einen Platz im Himmel zu erkaufen oder der Jungfrau Maria zu dienen oder sich ein Ansehen im Artushof zu verschaffen. Berechnung alleine aber reichte nie aus, um ein Altarbild zu stiften. Es ging auch um die Darstellung des eigenen Kultus und die Vermittlung von Glaubensinhalten. Es kam damals häufiger vor, dass sich Edelleute, Kaufleute selbst als einen der Heiligen, die auf so einer Tafel dargestellt wurden, porträtieren ließen. Das finden wir z.B. bei Albrecht Dürer, der Stephan Paumgartner als St. George darstellte (und dem George damit die jugendliche Heldenkraft raubte).
Wenn dieser Altarsockel gestiftet wurde, war es ein Kaufmann, der mit Norwegen handelte??? Über die Beziehungen zwischen Norwegen und Danzig im 12.Jh. bis 14. Jh. wüsste ich gerne mehr. Dann kann ich diesen Altarsockel besser einordnen.

Was so ein echtes waldkind ist, das befindet sich auch dann noch im Eichenwald, wenn eine Tafel des Mittelalters auf Eichengrund gemalt wurde;) Ich gehe in Corona-Zeiten, und nicht nur dann, auch bei diesem grauen Novemberwetter gerne draußen spazieren. Da sind die leuchtendenFarben der wieder blühenden Blumen, die dem Grau etwas entgegen setzen. LG waldkind

waldkind
14.11.2020, 12:33
Liebe Forumer,

nach Durchsicht der bisherigen Quellen zu dem Dreifaltigkeitsaltar der Marienkirche, die im Frühjahr von Berlin zurück in die Marienkirche von Danzig gebracht wurden, sei ergänzend hinzugefügt:

Altarsockel und Altarbild sollen definitiv zusammengehören. Diese Altarwerke sollen von der Georgenbruderschaft Danzig gestiftet worden sein. Auf der Rückseite der Werke sollen die Figuren des König Artus und dem Großmeister des Deutschen Ordens dargestellt sein. Mir ist nicht klar geworden, wer genau der Großmeister ist. Ist es der Hochmeister, der das höchste Amt im Orden inne hatte oder ist es der Großgebieter, der das zweithöchste Amt inne hatte?

Wir sehen in der Predella in der Mitte den Gnadenthron, links St. Georg und rechts St. Olav von Norwegen. Über St. Georg muss man hier nicht nachdenken, weil er der Schutzpatron des Deutschen Ordens und der Georgenbruderschaft war. Olav von Norwegen gibt einem aber schon ein paar Denksportaufgaben mit. Olav war König von Norwegen und wurde kurz nach seinem Tod heilig gesprochen. Er wurde zum Symbol in ganz Skandinavien. Offensichtlich nicht nur dort. Dabei will ich die Beziehungen Danzigs zu Norwegen im Bezug auf die Hanse und den Handel dahin gestellt lassen, denn das wäre ein viel zu weites Feld. Dennoch soll erwähnt sein, dass Danzig für Norwegen aufgrund seines Getreidehandels von großer Bedeutung gewesen sein mochte und Norwegen eventuell wegen seiner Kenntnisse in der Schiffsbauerei. Dargestellt in der Predella ist Olav aber nicht als König, sondern als Heiliger. Und damit steht auch der Wunsch nach Christianisierung und Festigung des Christentums im Vordergrund. Beide Ritter, sowohl Georg als auch Olav wurden als Märtyrer geheiligt.

Derlei Darstellungen von Rittern auf Flügelaltären sind für die damalige Zeit typisch. Typisch ist auch die Darstellung des Sieges eines Ritters über den Drachen, welche wir anderen Ortes sowohl für Georg als auch für Olav finden.

Mit den besten Grüßen für einen schönen Sonntag ohne Corona-Langeweile, das waldkind.

Marc Malbork
16.11.2020, 17:50
Hallo waldkind: Die Berliner Gemäldegalerie hat 1999 ein Buch über ihren Fremdbesitz herausgegeben ("Dokumentation des Fremdbesitzes - Verzeichnis der in der Galerie eingelagerten Bilder unbekannter Herkunft"). Bearbeiterin war die langjährige Direktorin Irene Geismeier. Nachdem Willi Drost in seiner Marienkirchenmonographie die Rückseite der Altartafel, soweit ich sehe, überhaupt nicht beschreibt, nimmt Frau Geismeier bei den zwei Personendarstellungen gar keine namentliche Zuschreibung vor. Zitat: "Rückseite bemalt. Ornamente auf rotem Grund. 2 stehende bärtige Heilige: li. mit Pelzmütze, Wappen, 3 Kronen und Schwert; re. mit Pelzmütze, Schwert und Schild".

Beste Grüße
Marc

waldkind
17.11.2020, 10:11
Lieber MArc,
vielen Dank für diesen Hinweis.

Die Information, dass es sich bei den beiden Figuren auf der Rückseite der Altartafel um König Artus und dem Großmeister des Deutschen Ordens handeln soll, habe ich von einer polnischen Seite.
Grundsätzlich gilt, dass man Primärquellen für seine Recherche heranziehen soll. Das ist mein Wunsch, es so gut wie möglich zu tun. Es wird nämlich viel geschrieben, was letztlich doch nur zusammen gereimt war. Einer schreibt vom anderen ab und nachher glaubt jeder, so war es. Daher schreibe ich das Wörtchen "soll" dazu, wenn es sich nicht um Angaben aus einer nachprüfbaren Primärquelle handelt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig wirklich fundiertes Material über derlei Werke veröffentlicht wird.
Daher bin ich für jede Info dankbar.

Meine Frage an dich: Gibt es in der Dokumentation von Irene Geisheimer auch eine Abbildung dazu oder nur diese Text-Beschreibung bzw. gibt es noch weitreichendere Beschreibung zu dem Altarbild? LG waldkind

Marc Malbork
18.11.2020, 16:35
So, liebes waldkind, ich habe Dir jetzt mal den Eintrag aus dem Fremdbesitzverzeichnis für ein paar Tage auf Flickr hochgeladen. Auf der Rückseite der Tafel sieht man mit bloßem Auge fast gar nichts, aber die Leute von der Gemäldegalerie dürften da ihre speziellen technischen "Durchleuchtungsmittel" haben.

https://www.flickr.com/photos/93497604@N07/50617362787/in/dateposted-public/

https://www.flickr.com/photos/93497604@N07/50617362727/in/dateposted-public/

waldkind
18.11.2020, 17:52
Lieber Marc,

vielen Dank für Text und Bilder. So können hier alle mitlesen. Ich habe mir diesen Katalog heute in der Zentralen Stadtbibliothek von Berlin ausgeliehen.

Wir haben nun eine Menge stichhaltige Informationen. Nämlich, dass Predella und Tafel definitiv zusammen gehören. Dass es sich um norddeutsche Kunst handelt. Ich erinnere mich an einen Maler aus Lübeck späteren Datums, der exakt so malte. Vielleicht hängt das zusammen. Wir sehen, dass das Bild sehr beschädigt war und also aufwändig restauriert werden musste. Wir wissen nun wie groß das Bild ist, nämlich 170 x 161 cm. Wenn sich die Tafel bis 1972 im Evangelischen Konsistorium in der Berliner Jebenstraße befand, so will ich vermuten, dass sich auch die Predella bis zur Leihgabe an die Johanniskirche in Moabit dort befand.
Was die Rückseite der Tafel betrifft, lässt sich einiges erkennen. Da ist das Wappen auf der linken Seite. Ich meine darin drei Kronen zu erkennen. Hat jemand eine Idee, welches Wappen es ist? Man kann die Fellmützen sehen, das Schwert und das Schild der rechten Person. Man sieht diesen Quastengürtel der linken Person, aus dem man etwas schließen könnte, wenn man mehr Ahnung hätte.
Und dann ist da noch die ausgiebige Ornamentik. Da vermute ich, dass die Rückseite dieser Tafel auch betrachtet werden konnte und nicht immerzu an der Wand hing. Welchen Sinn sollte es machen ein so aufwändig gestaltetes Bild stets zu verdecken?
Außerdem lässt die Ornamentik sowohl der Vorderseite als auch der Rückseite der Tafel einen flämischen Einfluss vermuten. Wenn die Bilder in Farbe wären, könnte man bestimmt mehr erkennen.

Was ich jetzt noch wissen möchte ist, ob das Bild bzw. die Bilder mit Ölfarbe oder mit Temperafarbe gemalt wurde. Super, ich freue mich, dass wir schon so viel über den Altar wissen. LG waldkind.

waldkind
19.11.2020, 12:37
Liebe Forumer,

ich habe die Darstellung auf der Rückseite der Altartafel auf mich wirken lassen.

Es macht für mich keinen Sinn dort Heilige darzustellen, wo doch niemand sie sieht. Es macht aber Sinn dort die Stifter der Altartafel darzustellen. Da der Hochmeister der Georgenbruderschaft auch „Großmeister“ genannt wird, ist es plausibel, dass einer der Stifter der Hochmeister der Georgenbruderschaft war.
Ein zweiter Stifter wird kaum König Artus gewesen sein, obwohl dieser auch mit Fellmütze und Drei-Kronen-Wappen dargestellt wird. Ich denke eher an einen nordischen Zusammenhang. Das Wappen erinnert mich an die Kalmarer Union. Nach der Schlacht von Tannenberg mit Polen-Litauen konnte sich der Deutsche Orden eigentlich keine Zwistigkeiten mit den Nordländern leisten. Die aber gab es. Da es im Norden, z.B. in Schweden viele Deutsche ansässig waren und es auch deutsche Bruderschaftsgründungen gab, so würde sich leicht ein damit im Zusammenhang stehender nordischer Stifter gefunden haben bzw. ein Danziger Stifter, der eng mit dem Norden verbunden war. Auf diese Art und Weise wäre die Darstellungen auf der Predella mit denen auf der Retabel-Rückwand plausibel.
Mit den Engländern und somit mit König Artus gäbe es z.B. einen Zusammenhang über Philippa, die Tochter des Heinrich IV, die 1406 den König der Kalmarer Union heiratete.
Sicher ist, dass damals alle Beteiligten Bärenfellmützen mochten. Daher werden wir darüber keinen Aufschluss auf die Person finden. Aber ich weiß, dass in jedem schwedischen Märchen ein Bär vorkommt und dass daher die großen starken Bären für Schweden große Bedeutung hatten.

Wir könnten die Stiftung des Altars zumindest auf zweierlei Weise deuten. Es kann zum einen ein Bittgesuch an Maria gewesen sein, dass sie eine schützende Hand auf die Nordisch-Deutschorden-Beziehung legt. Und natürlich ein Bittgesuch an die Gnade Gottes, denn um diese geht es in dem Altar. Der Altar könnte aber auch eine Bekräftigung des Friedens von Vordingborg gewesen sein oder Ähnliches.
Es mag noch Information in dem Schild der rechten Person liegen und in den Gürtelquaddeln der linken Person. Aber das kann ich nicht gut erkennen.

Zuletzt könnte ich mir vorstellen, dass diese Rückwand zuerst allüberall mit den Ornamenten bezogen wurde und darauf wurden dann die Personen gemalt. So kommt es optisch nämlich, da die obere Farbschicht beschädigt ist, zu Irritationen in der Wahrnehmung.

Dieses nur als ein paar Anregungen meinerseits und gegen Corona-Langeweile. Ich bin aber gespannt, ob es in diesem Forum Gegenvorschläge zu den Darstellungen auf der Rückwand der Altartafel gibt. LG vom waldkind.

Peter von Groddeck
19.11.2020, 13:31
Hallo Waldkind,
in katholischen Kirchen werde die Altäre in der Passionszeit zugeklappt. Dann siehst Du die Rückseite. Ansonsten musst Du nach hinten laufen.
Gruß Peter

waldkind
20.11.2020, 10:37
Lieber Peter,
danke für den Hinweis.

Das hatte ich auch schon überlegt mit dem Zuklappen. Nur ist da nichts zum Klappen. Es gab häufig Altartafeln mit zwei Seiten, eine besonders schöne Seite, die nur zu besonderen Zeiten gezeigt wurde und eine Seite für den normalen Alltag. Ich dachte, die Rückseite dieser Altartafel ist so umständlich fest gemacht, dass ich mir nicht vorstellen konnte, dass die Tafel so umständlich gewechselt wurde. Das würde mit der Zeit ausleiern. Vielleicht war das ursprünglich mal anders gehandhabt worden.

Wenn diese Altartafel zum Betrachten gewendet wurde, dann könnte es sich bei den Abbildungen auch um Heilige handeln. So würde es sich auch erklären, warum der Gnadenstuhl sowohl auf der Altartafel als auch auf dem Altarsockel dargestellt wurde. Das habe ich nämlich bisher nicht verstanden, warum zwei mal das gleiche Motiv genommen wurde, wo es noch so viel andere Motive hätte geben können.
Wenn man zum Betrachten der Rückwand nach hinten laufen sollte, so wäre doch die Festmachung irgendwie hübscher gestaltet worden!?

Wenn eine Altartafel in der Katholischen Kirche nur in der Passionszeit geschlossen wird, könnte man sich ein Wenden der Tafel durchaus vorstellen. Denn dann würde sie nur zwei mal jährlich gewendet worden sein. LG waldkind.

waldkind
21.11.2020, 23:33
Liebe Forumer,

auf der Jagd nach einer dieser Musennotizen ist mir ein Schnipselchen entgegen geflattert, auf dem ein Name steht mit dem Hinweis "wikipedia". Gebe ich hier gerne weiter für eine Mußezeit gegen Corona-Langeweile.

Christoph Sapovius
* um 1660
+ August 1710 Berlin
Bildhauer in Danzig und Berlin

Allmählich wird klar, wie eng die Kunstszene in Danzig und in Berlin miteinander verbandelt war.

https://de.wikipedia.org/wiki/Christoph_Sapovius

Sollten wir den Bildhauer schon irgendwo erwähnt haben, seid nachsichtig mit mir. Ich verliere bisweilen die Übersicht. Über Hinweise zu Werken von ihm freue ich mich.
Allen einen schönen Sonntag, wk.

waldkind
03.01.2021, 22:04
Liebe Forumer,

nun ist es so weit. Es gibt grünes Licht um einen Artikel über die Predella in der Moabiter Kiezzeitung (moabit°21) zu schreiben. Ihr erinnert euch, der Altarsockel kam gemeinsam mit der Altartafel im Krieg von der Danziger Marienkirche nach Berlin. Dabei schmückte der Altarsockel Jahrzehnte lang den Altar in Berlin Moabit. 2020 kehrten Altarsockel und Altartafe zurück in die Marienkirche zu Danzig. Folgend der Link zur Erinnerung.
https://www.uek-online.de/kirchliche-kunstgegenstande-kehren-in-die-st-marienkirche-danzig-zuruck-830.php

Ich möchte versuchen ein Meinungsbild zu erstellen aus Meinungen der Danziger, der Moabiter und den Forumern hier. Wenn Ihr Lust habt schreibt mir eure Meinung zu der Geschichte der Predella und der Tafel, hier oder per PN. Alle Meinungen werde ich anonym verwerten.

Am 31. Januar ist meine Deadline. Ich bin gespannt, was Ihr zu sagen habt. Liebe Grüße für ein gesundes frohes Jahr, das waldkind.

waldkind
12.01.2021, 20:31
Liebe Forumer,

es ist schade, dass niemand eine Meinung hat hier im Forum zur Rückführung der Predella und der Retabel von Berlin nach Danzig. Eure Meinung hatte mich interessiert. Nun habe ich den thematischen Schwerpunkt des Artikels verändert, also kein Meinungsbild taucht auf. Ich hoffe trotzdem, dass ich Euch und insbesondere unseren Vorfahren und der kunstinteressierten Nachwelt einen Dienst erwiesen habe. Wenn es denn soweit ist, setze ich den Link zum Artikel hier ins Forum. LG, wk.

Marc Malbork
21.01.2021, 17:57
Liebes waldkind, sehe Deine Frage erst jetzt.

M. E. war die Schenkung an die polnische Kirche in diesem speziellen Fall nicht falsch: Das Kunstwerk ist exakt für die Danziger Marienkirche angefertigt worden und hatte immer seinen Standort dort. Es ist vorreformatorisch, stammt also nicht aus spezifisch evangelischen Zusammenhängen, die für polnische Katholiken nicht relevant sein können. Das grundsätzliche Eigentum der deutschen unierten evangelischen Kirche an den Gegenständen aus unseren ehemaligen Ostgebieten wird jedenfalls nicht in Frage gestellt. Die Gemäldegalerie in Berlin hat andere Sammlungsschwerpunkte, die Kirchengemeinde in Moabit dürfte als heutige Großstadtgemeinde in Berlin vermutlich auch wenig mit dem Bild anfangen können. Sehr wesentlich: die notwendige konservatorische/restauratorische Begleitung für die Tafeln ist in Danzig bei dem allgemein hohen Stand der Leistungen in Polen auf diesem Gebiet gewährleistet.

Es handelt sich also hier um eine Besonderheit. Andere Kunstwerke und kulturell signifikante Gegenstände aus den verlorenen Ostgebieten z. B. im Eigentum der unierten Kirche, etwa der Paramentenschatz in Lübeck, sollten davon nicht berührt werden, da sie nicht die vorgenannten Besonderheiten aufweisen. Eine nach Lage der Dinge auch nur ausnahmsweise denkbare Überführung nach Polen sollte immer im Einzelfall vernünftig begründbar sein.

Beste Grüße
Marc

waldkind
24.01.2021, 11:51
Lieber Marc,

ich danke dir herzlich für deine fundierte Meinung. Ich teile sie, bis auf den Punkt, die Moabiter könnten vermutlich nicht viel mit dem Bild anfangen. Ich glaube, dass diese Predella in der Moabiter Johanniskirche eine sehr große Rolle gespielt hat. Auch mich hatte der rötliche Schimmer der Tafel und die Art der Darstellung, sowohl die Dreifaltigkeitsdarstellung als auch die Ritter, gefangen genommen. Ich glaube, gerade in dieser Kirche kam der eindringlich traurige und tröstliche Blick Gottes so großartig zum Tragen. Das hat mich fasziniert, dass ein unbekannter Künstler es schafft diesen kleinen Blick gegen einen ganzen Kirchenraum durchzusetzen. Dazu kommt, dass Moabit inzwischen mit zum Zentrum der künstlerischen Metropole Berlin gehört. Für eine Moabiterin, wie ich, mit Danziger Wurzeln bedarf es einiges an Auseinandersetzung. Mein emotionales Ergebnis ist: "Wer zwei Heimaten hat, so wie die Predella, ist immer gut aufgehoben." Man kann versuchen, es einmal aus der Sicht des Kunstwerkes und des Künstlers zu betrachten. Letzten Endes ist deine Ausführung aber die richtige, denke ich.

Ich bin mit meinen Recherchen fertig und begeistert, auch was die Unterstützung der Gemäldegalerie in Berlin, der Evangelischen Pfarrgemeinde Berlin-Tiergarten und der Marien-Basilika in Danzig angeht. Sechs Tage habe ich noch und brauche ich noch, um meine Informationen noch einmal abzugleichen und den Beitrag an die Erfordernissen der redaktionellen Vorgaben anzupassen.

Danach freue ich mich hier auf eine lebendige Diskussion. Mit guten Grüßen vom waldkind.

waldkind
03.03.2021, 16:06
Liebe ForumerInnen,

nun ist es soweit. Die 16. Ausgabe der Moabiter Kiezzeitung steht online. Auf den Seiten 14 - 15 findet Ihr den Beitrag zur Predella, die im Krieg 1945 aus der Danziger Marienkirche über einige Umwege nach Berlin Moabit kam. Von Moabit aus wurde sie im Frühjahr 2020 zurückgeführt in die Marienkirche zu Danzig gemeinsam mit einer Altartafel, die zuletzt auf der Predella in Danzig stand und ebenso 1945 dort demontiert wurde.
Printexemplare kann man beim Quartiersmanagement Moabit-Ost anfragen.
Gerne können wir über anstehende Fragen sprechen. Das Schicksal der Altartafel ist nicht minder spannend. Aber eins nach dem anderen, damit wir nicht durcheinander kommen.

Ich wünsche euch viel Freude beim Lesen, das waldkind (diesmal im Eichenwald)

https://www.moabit-ost.de/fileadmin/user_upload/Moabit21/moabit_21-Ausgaben/Zeitung_Moabit_Ost_16_21.pdf

waldkind
09.04.2021, 21:13
Liebe Forumer,

ich wage diese selige Ruhe hier kaum zu stören. Trotzdem möchte ich die Punkte, die mich zur Predella nach wie vor beschäftigen, hier ansprechen.

Dass es sich bei dem linken Ritter auf der Predella um den Hl. Georg handelt, steht außer Zweifel. Zum Ritter auf der rechten Seite gibt es verschiedene Ansichten zwischen Olaf von Norwegen und dem Hl. Viktor. Was das Outfit des Ritters angeht, passt es sehr wohl zur mittelalterlichen norwegischen Rittertracht. Allerdings frage ich mich, warum Olaf hier mit einer Lanze dargestellt werden sollte und nicht mit einer Axt, da er ansonsten immer mit der Axt dargestellt wird. Es gibt eine Ansicht, dass es sich nicht um Olaf handeln könne, da er nicht mit den königlichen Insignien dargestellt ist. Dem will ich gegenüber setzen, dass es in der Predella-message nicht um irdische Würdenträger geht, sondern um die Verbreitung des Christentums und dem dazugehörigen ritterlichen Kampf. Die Ritterlichkeit bedeutet hier auch so viel wie "der edle Kampf".
Wie man nun auf Viktor kommen kann, der hier gemeint sein könnte, weiß ich nicht. Ich weiß auch nicht, welche Beziehung Danzig oder die Georgen-Bruderschaft zum Hl. Viktor hatte. Fest steht für mich, dass der Norden für Danzig eine wichtige wirtschaftliche Rolle besaß und Olaf eine wichtige Rolle für die Christianisierung des Nordens. Daher ist es für mich plausibel, dass es sich um die Darstellung des Hl. Olaf handeln kann. Dem käme eine Darstellung des nordischen Königs als Mitstreiter und Verbündeter Danzigs gleich.

Vielleicht hat hier jemand Ideen dazu???

An dieser Stelle noch ein herzliches Dankeschön an Marc Malbork ohne dessen Inspiration der Artikel zur Predella nicht entstanden wäre.

Euer waldkind, heute ganz ohne Wald.

Ulrich 31
19.06.2021, 14:10
Hallo zusammen,

ohne die von Dir, liebes waldkind, in #305 erfragte Idee zu haben, melde ich mich jetzt hier mit einem harten Bruch zum Predella-Thema (sorry, waldkind!) mit einem Sprung in die Gegenwart, indem ich Euch einen gerade gefundenen gdansk.pl-Artikel als Link zeigen möchte, der ganz aktuell über den Danziger (?) Maler Włodzimierz Szpinger (* 1942) berichtet [> https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=pl&u=https://quadrilion.pl/wlodzimierz-szpinger/&prev=search&pto=aue ; > https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=pl&u=https://artinfo.pl/wydarzenia/wlodzimierz-szpinger-wizja-artysty&prev=search&pto=aue ; > https://translate.google.de/translate?hl=de&sl=pl&u=https://kobietamag.pl/rozmowa-z-wlodzimierzem-szpingerem-znanym-malarzem-z-nurtu-metaforyczno-aluzyjnego/&prev=search&pto=aue ], der dem Danziger Museum gestern sein Gemälde "Das Danziger Kirchenschiff" schenkte. Dieses Gemälde "enthält in einer für den Künstler charakteristischen Weise allegorische, symbolische und eindeutig groteske Bezüge, die von den Werken alter Meister inspiriert sind." (Zitat aus dem betr. Artikel)

Hier der Link zum betr. Artikel:
> https://www.gdansk.pl/wiadomosci/nawa-gdanska-wlodzimierza-szpingera-w-zbiorach-muzeum-gdanska,a,198414.

Mit besten Wünschen und Grüßen zum heißen Wochenende
Ulrich

waldkind
18.02.2022, 08:23
Plastik im Villengarten

Aus aktuellem Anlass ein paar Worte zur Plastik im Villengarten.

Das Schoene eines Villen- oder Landhausgartens ist, dass er die praktische Nutzbarkeit eines Gartens mit den Vorzuegen der Lustwandelbarkeit angenehm in sich vereint. Wir sehen das sehr gut im Hoene-Gartenplan. Zu einem Villengarten, so er zum Lustwandeln einladen sollte, gehoert ohne Zweifel die schoene Plastik. Man muss die Gartenplastik als Teil einer harmonischen Garteneinheit verstehen. Sie ist selbst nichts anderes als ein in Form geschlagener Stein. Liegt doch der Garten selbst auch auf einem großen Stein! Da mancher Villengarten hin und wieder für das Publikum geöffnet wurde, so zeugt die Plastik vom Wohlstand des Gartenbesitzers.

Im Danzig des 18. Jahrhunderts haben wir es mit zwei bedeutenden Bildhauern zu tun. Das ist zum einen der Meißner, über den wir schon ausgiebig gesprochen haben und der eine spezielle Art von Humor besessen haben muss. Chodowiecki soll die Unmoral des Bildhauers gerügt haben, der seine eigene Tochter als Modell für die Figurengruppe "Vier Jahrezeiten" im Rosenberg-Garten genommen haben soll. Das aber sieht eher nach Hahnenkampf aus. Der andere damals bekannte Bildhauer war Eggert, zu dem noch zu recherchieren waere.

"Die Vier Jahreszeiten" waren damals ein sehr beliebtes Motiv. Tat keinem weh und war herzallerliebst anzusehen. Eine solche Figurengruppe fanden wir im Zweiten Pelonker Hof. Unschwer erkennt man hier die Hand Meißners. Vielleicht strebte Meißner damals schon das sogenannte Alleinstellungsmerkmal an, ohne das heute kein Künstler mehr was werden kann. LG waldkind

Infos zu den Plastiken und Bildhauern siehe in: Alte Bürgerliche Gartenkunst, Hans Reichow, Verlag der Gartenschoenheit Berlin-Westend 1927

Ulrich 31
19.02.2022, 23:54
Hallo miteinander!

In diesem besonders langen Forum-Thread hat unser waldkind in ihrem Beitrag #197 mit großem Fleiß begonnen, eine Namensliste aller Kunstmaler, Grafiker und Bildhauer der Stadt Danzig zu erstellen. In dieser ersten Liste befindet sich u.a. der Maler und Gewerbelehrer Reinhold BAHL aus Oliva, über den in diesem Thread bisher, soweit ich es überblicke, nicht weiter berichtet wurde.

Am 31. Januar 2022 hat nun das Danziger Stadtportal gdansk.pl in der Rubrik "Geschichte von Danzig - Danziger Geschichten" den in deutscher Übersetzung verlinkt folgenden Artikel mit der Überschrift "Verschollene Gemälde von Reinhold Bahl" veröffentlicht:

► https://www-gdansk-pl.translate.goog/historia/historie-gdanskie/zaginione-obrazy-reinholda-bahla,a,212885?_x_tr_sl=pl&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp.

Dieser Artikel berichtet von den Fotos von vier Gemälden dieses Danziger Künstlers, die Motive aus Danzig zeigen und im Hochsommer 1943 gemalt wurden. Diese Fotos der vermutlich nicht mehr existierenden Gemälde befinden sich in den Archiven des Nationalmuseums in Danzig (ehemaliges Franziskanerkloster, jetzt in der ul. Toruńska [Thornscher Weg] 1).

Die betr. Gemälde zeigen: 1) Teil der Brotbänkengasse, 2) Teil der Jopengasse, 3) Villenterrasse am Pelonker Weg in Oliva oder in Brösen, 4) Teil der Straße Karpfenseigen am Radaunekanal.

Der Artikel enthält auch einige Angaben zur Vita von Reinhold Bahl (1869-1945), zu dem es abschließend heißt (Zitat): "Auch das Schicksal des Autors der vorgestellten Werke ist nicht vollständig bekannt. Reinhold Bahl, im März 1945, ein Mann in den Siebzigern, ist wie seine Gemälde spurlos verschwunden."

Viele Grüße
Ulrich

Inge-Gisela
20.02.2022, 10:55
Hallo Ulrich,

vielen Dank für diesen Bericht. Gottlob existieren von den Gemälden noch Fotos. Ich finde sie beeindruckend. Sie sagen einiges über das damaligeDanzig aus.

Lieben Gruß

Inge-Gisela

waldkind
09.09.2022, 22:15
Herbert Wentscher,

bin gerade beim Stöbern wieder einmal über diesen Namen gestolpert. Man findet ihn mit samt einem Bild von der Weichsel bei Graudenz im Danziger Hauskalender von 1983. Und siehe da, wikipedia hat einen Eintrag.

https://de.wikipedia.org/wiki/Herbert_Wentscher_(Maler)

Wentscher ist nicht in Danzig geboren. Er hat aber dort in etwa 14 Jahre gewohnt, wenn ich wikipedia richtig interpretiere. So wird er ja dort auch als Künstler tätig gewesen sein. Jedenfalls ist er gerne gereist. Bisher habe ich keine weiteren Bilder entdeckt. Wenn also jemand was entdeckt, bitte hier melden. LG Miriam

Ulrich 31
10.09.2022, 00:29
Liebe Miriam,

ich kannte Herbert Wentscher persönlich. Von Ostern 1941 bis Ostern 1944 hatte ich im Realgymnasium zu St. Johann [unter A.H. 'Oberschule St. Johann'] (im ehemaligen Franziskanerkloster in der Fleischergasse 25/28, jetzt Nationalmuseum Danzig in der Toruńska [Thornscher Weg] 1) Herbert Wentscher als Lehrer im Fach Kunst ('Zeichenlehrer'). *)

Viele Grüße
Ulrich

*) In der Neuauflage 1978 der Geschichte des Realgymnasiums zu St. Johann, Danzig, unter dem Titel "Von der Johannisschule in Danzig bis zum Realgymnasium zu St. Johann in Danzig, ein Beitrag ostdeutscher Gymnasial- und Familiengeschichte" sind in Teil III, "Die letzten Jahre", auf Seite 2 als zugehörig zum Lehrerkollegium mit dem Fach Kunst aufgeführt (ohne Nennung der Vornamen) nicht nur Wentscher, sondern auch Kreisel (!).

waldkind
10.09.2022, 11:26
Lieber Ulrich,
recht herzlichen Dank für deine Erläuterungen. Ich hoffe, Wentscher war ein guter Kunstlehrer!
Ich habe vergessen zu erwähnen, dass sich in den Quellenangaben von wikipedia ein Zeitungsartikel über Wentscher befindet unter folgender pdf-Datei auf Seite 5. LG Miriam

https://archiv.preussische-allgemeine.de/1968/1968_07_13_28.pdf

waldkind
10.09.2022, 11:38
Sorry, ich habe auch vergessen zu erwähnen, dass sich im Hauskalender 1983 ein Bild von Paul Kreisel befindet, nämlich "auf dem Karpfenseigen". Das Motiv hat er wohl insgesamt sehr gemocht. Ein ähnliches Motiv hatte ich mal auf einer Briefmarke entdeckt. Bei Kreisel ist das Erstaunliche, dass er sehr unterschiedliche Techniken anwendet und damit zeigt, was ein Künstler so alles drauf haben kann. Das ist eine Art, die heute nicht mehr so gängig ist. Schade!

Der Danziger Hauskalender von 1983 hat Kunst als einen Schwerpunkt. Deshalb stehen dort gute Sachen drin, vor allem auch mit Bildern verschiedener Danziger Künstler wie z.B. Buchholz. Über einen Künstler habe ich bisher nichts gefunden, Leopold Schneider. Von ihm gibt es in dem Kalender einige sehr schöne Aquarelle. Wenn einer was über ihn weiß ...
LG Miriam

Ulrich 31
10.09.2022, 13:16
Liebe Miriam,

zu #312: Ja, Wentscher war ein guter Kunstlehrer. Ich mochte sehr seinen kameradschaftlichen Umgang mit den Schülern.

Für Deinen Hinweis auf den interessanten Artikel über ihn im Ostpreußenblatt vom 13. Juli 1968 danke ich Dir sehr.

Viele Grüße
Ulrich

waldkind
10.09.2022, 21:02
Lieber Ulrich,

es freut mich, dass Wentscher ein netter Mensch war. Auch mich freut der Zeitungsartikel, so haben wir ein Foto von ihm und ein paar Zeichnungen.
Wieder eine Zeichnung "Stadtansicht von Danzig", aber eine sehr ordentliche, die dem Zeichner Aufmerksamkeit und Geduld abverlangte. Im Vordergrund links der Milchkannenturm, rechts der Bleihof an der Mottlauschleife. Mittig die Marienkirche, links davor das Rathaus. Langer Markt mit Krantor (rechts). Noch rechtster die Johanniskirche. In der Mottlauschlaufe ein Stück Speicherinsel. Das Gebäude vor dem Rathaus kann ich nicht wirklich identifizieren, Türmchen zu hoch. Auch links im Hintergrund bin ich unschlüssig. Danzig 1939 - das ist ein ganz besonderer Zeitpunkt.
LG Miriam

Ulrich 31
10.09.2022, 22:48
Liebe Miriam,

Wentschers Zeichnung "Danzig im Jahre 1939" hat mich auch besonders interessiert, vor allem deshalb, weil sie die damalige Bebauung der Nordspitze der Speicherinsel zeigt. Auch ich habe Probleme, das Gebäude mit dem Türmchen zwischen Rathaus und Mottlau zu identifizieren. Es könnte in der Brotbänkengasse liegen; doch dort finde ich keine hinweisenden Angaben im EB 1942. -
Vielleicht kann uns dazu Peter (sarpei) mit seinem umfassenden Quellenmaterial helfen.

Viele Grüße
Ulrich

Ulrich 31
10.09.2022, 23:57
Liebe Miriam,

Peter kann sich seine Hilfe sparen. Ich habe das Haus mit dem Türmchen gefunden. Es ist das Englische Haus in der Brotbänkengasse. Hier verlinkt die Informationen dazu:

• Foto bei Fotopolska: > https://fotopolska.eu/Gdansk/u109987,ul_Chlebnicka.html?f=11619-foto ,

• Deutsche Wikipedia-Seite "Englisches Haus (Danzig)": > https://de.wikipedia.org/wiki/Englisches_Haus_(Danzig) ,
> https://commons.wikimedia.org/wiki/Category:16_Chlebnicka_Street_in_Gda%C5%84sk?usela ng=de#/media/File:7732vik_Gda%C5%84sk,_uk%C5%82ad_urbanistyczny ._Foto_Barbara_Maliszewska.jpg ,

• Polnische Wikipedia-Seite "Dom Angielski w Gdańsku" in deutscher Google-Übersetzung: > https://pl-m-wikipedia-org.translate.goog/wiki/Dom_Angielski_w_Gda%C5%84sku?_x_tr_sl=pl&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp .

Mit guten Sonntagsgrüßen
Ulrich

Ulrich 31
11.09.2022, 00:19
Ergänzung zu #317:

Hier noch aus dem Bildkatalog des Herder-Instituts die Galerieansicht 'Englisches Haus Danzig':

> https://www.herder-institut.de/bildkatalog/index/pic?galerieansicht=d4e0339b481eab5401e25ae802763a9 6&params_before_galerieansicht=a%3A1%3A%7Bs%3A4%3A%2 2tree%22%3Ba%3A1%3A%7Bs%3A10%3A%22Sammlungen%22%3B s%3A2%3A%2221%22%3B%7D%7D&id=cf11a73523cdb8951a768e13173b6e2c.

Ulrich

Ulrich 31
11.09.2022, 00:31
Nachtrag zu #317 und #318:

Nun habe ich noch (nicht über die Suchmaske des Forums, sondern bei Google) das von Wolfgang am 31.08.2010 gestartete Forum-Thema "Das Englische Haus" gefunden, auf das auch damals schon niemand reagiert hat.

Hier zum Nachlesen: > http://forum.danzig.de/showthread.php?6239-Das-Englische-Haus.

Ulrich

waldkind
11.09.2022, 17:03
Danke Ulrich für deine Fleißarbeit.
Auf das Englische Haus bin ich auch gekommen, weil es nun mal mit dem Artushof vor dem Rathaus liegt. Nur war mir das Türmchen was hoch. Könnte aber ja sein, dass das Türmchen 1939 hoch war. eine Zeichnung ist ja auch keine Fotografie. LG Miriam

waldkind
02.02.2023, 23:58
Allegorisches Gemälde auf den Frieden von Oliva

Neulich habe ich in einem Kalender 2020 mit historischen Fotografien aus dem Messbildarchiv (Brandenburgisches Landesamt für Denkmalpflege und Archäologisches Landesmuseum) bezüglich des Großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg eine interessante Schwarz-Weiß-Fotografie entdeckt. Es handelt sich um eine allegorische Darstellung auf den Frieden von Oliva. Der Große Kurfürst hat soeben einen Triumphbogen durchritten und deutet auf einen Thron. Ich interpretiere es so, dass der Triumph der Sicherung der preußischen Herrschaft gilt. Es soll ein großformatiges Gemälde gewesen sein, das der flämische Maler Theodoor van Thulden schuf (1666). Es befand sich im Marmorsaal des Stadtschlosses in Potsdam. Da dieses Schloss im Zweiten Weltkrieg zerbombt wurde, verbrannte dieses Bild. Was schade ist, denn es ist exellente Barock-Kunst gewesen.

Es gibt bei wikipedia eine Farbaufnahme. Ich weiß aber nicht, was das für eine Aufnahme ist. Es kann nicht das Originalfoto sein, das ja aus dem Jahr 1935 stammt.
https://de.wikipedia.org/wiki/Potsdamer_Stadtschloss#/media/Datei:Allegory_of_the_Peace_of_Oliwa_in_1660.PNG

Gewiss ist van Thulden kein Danziger und dieses Gemälde hing nicht in Danzig, aber ich fand es an dieser Stelle interessant, dass es dieses Bild gab.

Inge-Gisela
03.02.2023, 11:44
Liebes Waldkind,

"Allegorie auf den Frieden". Den Frieden würden wir uns gerade jetzt auch wünschen. Aber so lange die Welt bestehen wird, wird es immer Menschen geben, die nach Macht, Ruhm und Geld streben. Egal, wie viele Menschen sterben. Und auf beiden Seiten. Das wird sich nie ändern.
Es ist schon beeindruckend, wenn ein Gemälde entsteht mit vielen Personen, auch so detailliert gemalt. Wie lange wohl an so einem Bild gearbeitet wurde. In Schwarz-Weiß kann ich es mir allerdings nicht gut vorstellen. Ob man die Details so gut erkennen konnte.

Im Gegensatz dazu gefällt es mir nicht, wenn ein ursprünglicher Schwarz-Weiß Film später koloriert wird. Manche Filme wirken farblich nicht mehr so beeindruckend, wenn man sie vorher in Schwarz-Weiß kannte.

Lieben Gruß

Inge-Gisela

waldkind
03.02.2023, 14:26
Hallo Inge-Gisela,

das Bild im Netz ist sehr schlecht und ich habe noch nicht recherchiert wie es entstanden ist. Die Schwarz-Weiß-Fotografie des Messbild-Archivs ist dagegen sehr detailliert, scharf und alles gut zu erkennen. Ja, wenn man die Maltechniken drauf hätte von früher und die Farben von früher und man überhaupt genug Ahnung hätte davon, worauf Wert gelegt wurde und was der Auftraggeber erwartet hatte, dann könnte man so ein Bild tatsächlich rekonstruieren. Einfach bisschen Farbe reinträufeln ist eher Verschandelung einer großen Kunst. Aber das sagt ja nur, mit wie wenig der Mensch sich heutzutage zufrieden gibt. Wenn ich etwas Zeit finde, werde ich diesem Kunstwerk ein wenig nachgehen. LG Miriam

Ulrich 31
16.09.2023, 23:43
Liebe Kunstfreunde,

dieses Thema ("Maler, Grafiker, Bildhauer") mit über 100.000 Hits und mehr als 300 Antworten (ein beachtenswertes Zeichen dafür, dass unser Forum gelegentlich doch noch funktioniert) ist eigentlich den in Danzig geborenen bzw. wirkenden Künstlern gewidmet. In diese Vorgabe passt nicht Hans Holbein der Jüngere (siehe hier seine Wikipedia-Seite: > https://de.wikipedia.org/wiki/Hans_Holbein_der_J%C3%BCngere ); er wurde hier dennoch im Beitrag #47 der Themenstarterin Miriam (waldkind) erwähnt, verbunden mit dieser Anmerkung (Zitat): "Mit diesem Hintergrundwissen stellt sich die Frage: Wer ist ein Danziger Maler? Ist es der Maler, der in Danzig geboren ist? Ist es der Maler, der Danziger Bürgerrecht besaß? Oder wollen wir auch all denen eine Chance geben, die vielleicht nur ein Bild zu Danzig malten oder deren Namen nicht einmal bekannt war? Schaut doch einmal nach, welche Schätze an Postkarten, Bildern in Truhen und Schubkästen Ihr findet." (siehe hier: > http://forum.danzig.de/showthread.php?15847-Maler-Grafiker-Bildhauer&p=127928&viewfull=1#post127928 ).

Im Hinblick auf die zitierte Anmerkung möchte ich Euch nun hiermit anfragen, ob Ihr Interesse daran habt, dass ich den verlinkt folgenden Artikel von historia.trojmiasto.pl vom 15. September 2010 zum Anlass nehme, über das von Holbein dem Jüngeren 1532 geschaffene berühmte Gemälde des Danziger Kaufmanns Georg Giese (Gisze) hier näher zu berichten:

► https://historia.trojmiasto.pl/Gdanski-bogacz-z-najstarszym-zegarkiem-n41820.html (polnisch),

► https://historia-trojmiasto-pl.translate.goog/Gdanski-bogacz-z-najstarszym-zegarkiem-n41820.html?_x_tr_sl=pl&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp (deutsch).

Da ein solcher Bericht viel Zeit und Arbeit erfordert, will ich diese Mühe nur dann aufbringen, wenn tatsächlich Euer Interesse dafür besteht. Bitte gebt mir Euren Bescheid. Danke!

Viele Grüße
Ulrich

Ulrich 31
22.09.2023, 00:34
Wie fast erwartet, hat niemand auf meine Nachfrage am Ende von #324 geantwortet. Dadurch bleibt mir zusätzliche Zeit und Arbeit zum dort hingewiesenen Gemälde erspart.

Ich nutze sie, hier zugleich abschließend, um auf einen Danziger Maler aufmerksam zu machen, der im hier gelaufenen Thread nur einmal beiläufig erwähnt wurde: Alfred Scherres, geboren am 21.09.1864 in Danzig, gestorben am 26.11.1924 in Berlin (siehe dazu: > https://www-wikidata-org.translate.goog/wiki/Q51096150?_x_tr_sl=en&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp [deutsch]).

Auf diesen Maler wurde ich aufmerksam durch den verlinkt folgenden historia.trojmiasto.pl-Artikel vom 21.09.2010 (heute vor 13 Jahren) mit der deutsch übersetzten Überschrift "Piraten auf der Mottlau oder Polizeispitzel im Einsatz":
► https://historia-trojmiasto-pl.translate.goog/Piraci-na-Motlawie-czyli-policyjni-szpicle-w-akcji-n41921.html?_x_tr_sl=pl&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp (deutsch).

Dieser Artikel zeigt zwei Abbildungen von Gemälden von Alfred Scherres, und diese brachten mich auf die Idee, diesen Maler hier vorzustellen. Leider sind aber die Informationen über ihn, die man mit Google findet, sehr dürftig. Ich gehe deshalb nicht weiter darauf ein und bitte diejenigen, die sich weiter über Alfred Scherres informieren wollen, dies selbst zu tun, z.B. mit der Google-Eingabe "alfred scherres maler".

Ergänzen möchte ich diesen letzten Beitrag von mir hier noch durch den Hinweis auf die folgende Information von Wolbeck & Münster vom 30.03.2011 mit dem Titel "Danzig – Eindrücke städtischen Lebens in der Malerei der Romantik", in der u.a. Alfred Scherres als einer der "bekanntesten Vertreter dieser Danziger Stadtromantik" angegeben wird:
► https://www.wolbeck-muenster.de/danzig-eindruecke-staedtischen-lebens-in-der-malerei-der-romantik-201103304900.

Ulrich

waldkind
09.10.2023, 21:02
Lieber Ulrich,
hab vielen Dank für deine Mühen und Anregungen. Natürlich würde ich mich freuen über Ausführungen über das Gemälde zu Georg Giese, Holbein dem Jüngeren.

Das Schöne an diesem Thread ist für mich, dass nicht nur die Super-Berühmten zu Wort kommen, sondern auch die weniger Berühmten. Ich jedenfalls habe dadurch Vieles hinzugelernt. Über die Frage, wer eigentlich ein Danziger Künstler ist, denke ich tatsächlich immer wieder neu nach. Schließlich muss man entscheiden, was man ins Netz stellt und was nicht. Ich kann dir versichern, dass mein Pool an Danziger Künstlern schier unendlich zu sein scheint und manches Thema liegt mir noch sehr am Herzen. Aber wie du schreibst, alles braucht eben Zeit, die nicht immer vorhanden ist.

So manches Bild, dass ich durch diesen Thread kennenlernen konnte, kommt mir dann und wann wegen seiner Schönheit und Bedeutung in den Sinn und ich spüre dadurch eine tiefe Verbundenheit zu den Künstlern und damit auch zu der Stadt, um die es letztlich geht.

Inzwischen habe ich mir auch ein kleines Bild von der Abmahlmühle in Ohra, in Öl, gemalt. Auf meiner Profilseite könnt ihr es sehen. Nun hängt es schon fast drei Jahre an meiner Wand und ich liebe es endlos und darf es jeden Tag ansehen. Wie die Menschen in der schweren Erde graben und ein Teil von ihr sind, wie der leichte Wind durch die Flügel der Mühle und den Zweigen der Bäume streift. Das bin so typisch ich und das verbindet mich mit dem Ort meiner Ahnen. Vielleicht werde ich es noch etwas verbessern, aber das Wesentliche steckt schon darin. Und ohne diesen Thread wäre es nicht entstanden.

Ich bin neugierig, lG an alle, Miriam.

Ulrich 31
09.10.2023, 23:27
Liebe Miriam,

schön, dass Du Dich wieder gemeldet hast. Ich freue mich darüber, besonders auch über Dein selbstgemaltes Bild von der Abmahlmühle in Ohra, das Du uns auf Deiner Profilseite zeigst. Ich kann es gut vergrößern und mit Deinen Gedanken dazu verbinden.

Dir zuliebe habe ich nun doch noch ein paar weitere Informationen zu Georg Giese und seinem von Hans Holbein dem Jüngeren gemalten berühmten Porträt herausgesucht (siehe dazu #324) und zeige sie Dir nachfolgend ohne Kommentar nur als Link, weil es zu mehr bei mir jetzt nicht reicht.

• Die Wikipedia-Seite zu Georg Giese: ► https://de.wikipedia.org/wiki/Georg_Giese.
• Kurze Angabe zu seinem Bildnis: ► https://www.artatberlin.com/portfolio-item/bildnis-des-kaufmanns-georg-giese-in-london-hans-holbein-der-juengere/.
• Zur wissenschaftlichen Untersuchung des Porträts: ► https://blog.smb.museum/hans-holbein-und-das-geheimnis-des-kaufmanns-georg-gisze/.
• Zum Standort in der Berliner Gemäldegalerie: ► https://recherche.smb.museum/detail/868769.

Herzliche Grüße und beste Wünsche
Ulrich

Inge-Gisela
10.10.2023, 17:08
Liebe Miriam,
dein Mühlenbild gefällt mir sehr gut. Das Talent habe ich nicht. Gab es in Ohra eine Mühle? Wenn ja, wo?

Lieben Gruß

Inge-Gisela

christian65201
10.10.2023, 18:10
Hallo Inge-Gisela,
ich bin zwar nicht Miriam, aber ich erlaube mir hier zu antworten.
Zumindest im Niederfeld gab es zwei Entwässerungs - Mühlen,
Eine stand an der Stelle, an der die Holmbahn die Mottlau überquerte,
am Ende der Siedlung "Ohra an der Mottlau", die zweite etwas südlicher
davon und entwässerte über einen Graben in die Mottlau.
LG Christian

Ulrich 31
10.10.2023, 18:12
Hallo Inge-Gisela,

es gibt das Forum-Thema "Wasserabmahlmühlen in Ohra" mit der Fotovorlage in #7 für Miriams selbstgemaltes Bild
(► http://forum.danzig.de/showthread.php?14966-Wasserabmahlm%FChlen-in-Ohra ). Die Suchmaske des Forums hilft auch in diesem Fall.

Viele Grüße
Ulrich

waldkind
10.10.2023, 18:50
Hallo Ihr Drei,
jetzt haben wir schon drei Themen.
Lieblingsthema "Abmahlmühle". Danke an Christian und Ulrich. Das Bild aus dem Forum, welches mir als Vorlage und Inspiration diente, ist bei weitem besser und genauer als die Schwarz-Weiß-Kopie, die an meiner Staffelei klebte. Vielleicht könnt Ihr mir noch ein wenig behilflich sein bei der Identifizierung. Haben wir rechts ein Kohlfeld und links eine Wiese? Es wäre für mich schön zu wissen, aber nicht unbedingt nötig für das, was das Bild ausdrücken soll. Ob das Dach des Gebäudes wirklich rot war, wage ich zu bezweifeln. Aber es ist eine zentrale Aussage, nämlich das Haus als Ort der Heimat und Geborgenheit. Auch die Bestellung der Erde ist Heimat, an die niemand von uns wirklich vorbeikommt. Nur ohne Mühle funktionierte sie hier nicht. Ich liebe dieses Bild. Vielleicht werde ich es doch ein wenig verbessern. Ich neige dazu die Malerei einfach abzubrechen, wenn die Hauptaussage getan ist. Hans Holbein d. J. würde die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, wenn er so eine Pfuscherei erblicken müsste.

Hans Hohlbein d.J.: Es ist ein so bekannter Künstler, lieber Ulrich, dass man ihn nicht wirklich noch mal selber porträtieren muss. Ich kenne dieses Bild und die Gemäldegalerie ist quasi meine Zweite Heimat, neben der Alten Nationalgalerie. Ich habe auch den Katalog hier zu Hause, sodass ich mich haptisch dem Thema zuwenden kann. Was ich an dem Bild gut finde, ist, dass es ganz typisch deutsch ist und als solches berühmt. Es muss sich nicht hinter italienischer oder flämischer Kunst verstecken. Ich bin immer wieder fasziniert wie sehr diese alten Bilder durchdacht sind, wie aussagekräftig in ihrer Symbolik und meisterhaft in der Technik. Das findet man in der modernen Malerei nicht. Ich war schon so oft in der Gemäldegalerie, dass ich es mir leisten kann, nur des einen Bildes wegen dorthin zu gehen, um es mal "unter die Lupe zu nehmen" und mit ihm den Kaufmann aus Danzig. Ich bin ohnehin oft genug überrascht wie oft sich Brücken zu Danzig finden lassen, auch da, wo man sie gar nicht vermutet.

Alfred Scherres: Diesen Künstler kannte ich nicht. Danke dafür! LG Miriam

christian65201
10.10.2023, 20:06
Hallo Miriam,
ich versuche einmal zu beschreiben, was ich sehe
im Hintergrund die Windmühle, als Wasser-Schöpfwerk.
im Vordergund rechts ein Weg der zur Mühle führt
dann weiter nach links beginnt der Wassergraben mit
Grasbewuchs, dann das Grabenbett mit Steinen
und ein Wasserrinnsal, dann wieder Bewuchs.
Ganz rechts am Bildrand würde ich sagen ist ein
Stück umgepflügtes Land zu sehen.
Hinter der Mühle gibt es einen Baumbestand.

Vielleicht kann uns ja Wolfgang das Bild in
größerer Auflösung zur Verfüging stellen.

die Mühle steht aus einem aufgehäuftem Sockel.

Grüße
Christian

Inge-Gisela
10.10.2023, 23:08
Miriam, Christian danke für die Antworten und für die Erklärungen. Und ohje, Ulrich, 2017, und schon einiges vergessen. Ich glaube es nicht :(. Ein sehr interessantes Thema. Ich meine nicht das Vergessen.

Liebe Grüße

Inge-Gisela

waldkind
11.10.2023, 14:43
Hallo Christian,
vielen Dank für deine Ausführungen. Ich habe bemerkt, dass sich im Abmahlmühlen-Thread zwei Bilder befinden. Auf dem einen hätte ich es erkennen müssen. Für mein Bild hatte ich wohl die dunklere Vorlage benutzt und habe wohl "vergessen", dass es qualitätiv ein besseres gibt. Mit deinen Ausführungen wird es besser ersichtlich. Vielleicht mache ich irgendwann ein neues Bild, was dann landschaftlich topographisch richtiger ist. Zwei Fragen hätte ich dann noch:
1. Die Anhöhe, auf die die Mühle steht, ist sie wohl naturgewachsen oder wird man sie aufgeschüttet haben?
2. Sehe ich da einen Steg oder eine Brücke über dem Graben vor der Mühle?

Hallo Inge-Gisela,
das Schoene an diesem Thread ist doch, dass man immer wieder so viele schoene Dinge nachlesen kann, die man vergessen hat. So geht es mir jedenfalls und ich freue und wundere mich über mich selber, was ich für schöne Dinge schreiben und herausfinden konnte. Eines Tages zählt nicht einmal mehr das. Genießen wir es also. Möge in diesem Forum nicht so schnell was verloren gehen. LG wk.

christian65201
11.10.2023, 18:58
Hallo Miriam,

zu Deiner ersten Frage, die Anhöhe wurde aufgeshüttet.
Sie diente dazu, ein Gefälle in Wasserlauf zu erzeugen.

zur zweiten Frage, ja, da ist ein Steg über den Graben,
damit man die Mühle umrunden konnte, um den
Mühlenkopf in den Wind zu drehen.

LG
Christian

waldkind
11.10.2023, 20:41
Vielen Dank, Christian.
Das mit dem Steg leuchtet ein. Ich werde mal im Thread zur Abmahlmühle Ohra weiter schreiben, weil es recht speziell wird. LG Miriam

waldkind
12.10.2023, 13:30
Der Danziger Kaufmann Georg Giesze im Porträt von Hans Holbein d.J.
Meine Wanderung durch das Gemälde, viel Freude beim Lesen!

Beim Anblick des Kaufmanns Georg Giesze gerät der Betrachter in einen Widerspruch. Sein rechter Arm, mit dem er seine Geschäfte tätigt, ist kraftvoll und stark. Seine Person aber wirkt bescheiden und von leichter Traurigkeit. Man ist ergriffen von seiner edlen und aufwendigen Bekleidung, die nicht nur auf seinen Wohlstand hindeutet, sondern auch auf die Waren, mit denen er zu tun hat – Stoffe. Dass es sich bei dem Hemd um einer der teuersten Stoffe zu handeln scheint, steht außer Frage. Könnte es Seide sein, mit dem Farbstoff der Kermeslaus eingefärbt? Möglicherweise handelt es sich bei diesem Karmin bereits um die frühe Produktion mit dem Farbstoff aus der Cochenille-Laus. Dann möchte der Kaufmann mit diesem Porträt zeigen, dass ein neuer Markt erschlossen wird und damit neue Chancen für sein Geschäft.

Die Farbe des Hemdes steht in Beziehung zu den, in einer Glasvase stehenden, Nelken. Am Liebsten möchte man beim Betrachten diese Vase halten und sichern. Denn zu sehr drängt sich der Verdacht auf, der Kaufmann könnte sie durch eine unachtsame Bewegung mit dem Ellenbogen umstoßen und zerbrechen. Die Nelke steht zusammen mit den anderen Blumen, dem Rosmarin und dem Goldlack, für Liebe, Sinnlichkeit und Sehnsucht, aber auch für deren Schutz. Die Farbe Karminrose sagt uns etwas über den Stand der Liebe. Sie ist nicht weiß wie die Unschuld und entbehrt das Rot der tiefen reifen Liebe. Sie ist rosa wie die aufkeimende und violett wie die flammende Liebe.

Lässt man nun seinen Blick über die Leinwand wandern, ist bei all den Utensilien wie Rechnungsbuch, Siegeln, Münzwaage, Wachsen, Lacke, Uhr etc. klar, wie viel Disziplin, Genauigkeit, Wachsamkeit, Klarheit, Präzision und Verantwortung dieser Kaufmann zur Erfüllung seiner Aufgabe bedarf. Giesze ist ein Mann von Welt. Das erkennen wir nicht nur an den Utensilien, sondern auch an dem Täfelchen am oberen Bildrand, welches in Lateinischer Sprache gehalten ist.

Dieses Schildchen lässt vermuten, dass auch die Verlobte aus gehobenem Stande ist, denn er setzt voraus, dass sie der Lateinischen Sprache mächtig ist. Die Wissenschaft geht zu Recht davon aus, dass das Bild an die Verlobte gerichtet ist. Wem sonst würde ein Mann von Welt seine intimsten Empfindungen kund tun? Liebe ist verletzlich, ist zerbrechlich. Er kann sie durch seiner Hände Werke schützen, aber ohne ihr Verständnis vermag er dennoch nichts. Was könnte ihre Liebe gefährden? Dass das Paar voneinander getrennt ist. Er ist in London. In seinen Händen hält er den Brief seines Bruders, welchen er zu öffnen im Gange ist. Ob er gerade jetzt gerne einen Brief von ihr in seinen Händen halten würde? Unvermittelt drängt sich hier dem Betrachter die Frage auf „Was ist besser, Geld oder Liebe?“

Die Lösung finden wir auch in diesem Bild. Es ist der Zusammenhalt, symbolisiert durch die Bindfadenkugel. Sie, die vermutlich dem Zusammenhalten von Stoffballen diente, steht diagonal zur Glasvase und sorgt für den perfekten Ausgleich im Bild. Sie nimmt in diesem Bild einen zentralen Raum ein und besticht durch ihre Schönheit.
„Das Leben hat zwei Seiten“ könnte das Motto dieses Bildes lauten. Die Kunst für ein erfolgreiches Leben besteht darin, beide in der Waage zu halten.
Es würde mich nicht wundern, wenn man die Rückseite des Bildes mit echten Kräutern drapiert hätte, damit die Verlobte beim Erhalt des Geschenkes in die rauschenden betörenden Düfte gehüllt würde.

Fazit im 21. Jahrhundert: Riskiere nie den Job der Liebe wegen und sei auch nicht kniepisch in der Liebe.;)

Wenn ich in Bälde in die Gemäldegalerie gehe, werde ich mir die Bernsteinkugel an dem Siegel oben links im Bild genauer ansehen.
Bisauf Weiteres, Miriam.

waldkind
15.10.2023, 16:34
Carl Friedrich Wilhelm Scherres und Alfred Scherres

Meine Suche nach Alfred Scherres ist bislang nicht sehr ergiebig. Man müsste mal bei der Akademie der Künste in Berlin anfragen, ob sie etwas im Archiv liegen haben.
Beiseite ist mir aber der Carl Friedrich Wilhelm Scherres begegnet, ein deutscher Landschaftsmaler, 1833 in Königsberg geboren und 1923 in Berlin Schöneberg verstorben. Über die Suchmaschine findet ihr einige sehr schöne Landschaftsbilder von ihm. Das eine oder andere mag euch bekannt vorkommen. Wer hatte auch so schön gemalt? Stryowski! Die beiden hatten sich bestimmt gekannt. Carl Friedrich Wilhelm Scherres wirkte zwischen 1859 und 1866 in Danzig und muss folglich einiges über Danzig gemacht haben. Die Flissaken in einem seiner Gemälde kommt uns allen bekannt vor.
C.F.W. Scherres steht im Wohnungsanzeiger von 1864 in der Brotbänkengasse 25.
Laut wikipedia soll er im Alter von 53 Jahren in Berlin mit einer Frau Flora Friedenthal verheiratet gewesen sein, ohne dass aus der Ehe Kinder hervorgegangen wären. Über eine frühere Verbindung hatte ich da nichts gelesen. Ich meine sein Aufenthalt in Danzig wäre lange genug gewesen, um dort einen kleinen Alfred zu zeugen. Aber noch wissen wir nichts Genaues.
Eines seiner wichtigsten Bilder soll in der Nationalgalerie Berlin hängen, "Überschwemmung in Ostpreußen". Werde ich mal wieder hingehen.
Hier noch der wikipedia-Link zu C.F.W. Scherres, ansonsten allen einen schönen Restsonntag. LG wk.
https://de.wikipedia.org/wiki/Carl_Scherres

Fischersjung
15.10.2023, 18:53
Hallo
zu Alfred SCHERRES, u.a. hier:
https://www.auktionshaus-stahl.de/de/artikel/68466-alfred-scherres-naechtliche-strasse-in-danzig

und hier in Google Bilder:
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&sca_esv=573602636&q=Carl+Friedrich+Wilhelm+Scherres+Danzig&tbm=isch&source=univ&fir=Gz3XvxvSphFwQM%252C3TddUZir7UL0jM%252C_%253BAP zPIru3I3ZWHM%252CsFaqVM3bH7rJYM%252C_%253B1Ah6uCUB prQsBM%252CsFaqVM3bH7rJYM%252C_%253BffX440Az3V8ZeM %252CsFaqVM3bH7rJYM%252C_%253B8sb9ACdR-mDT9M%252CfrYad4FyUDi0iM%252C_%253B2NmRUKGNn4V2gM% 252CsFaqVM3bH7rJYM%252C_%253BgyLGLCVesZvQyM%252CqT 4zthc_tck5fM%252C_%253Bn1T4EwiMF2p5oM%252Cl1G4hdB5 lelrRM%252C_%253BhNp4p8qQZEZTqM%252CxQxqR0dvpBFNNM %252C_%253BOzAgkD203S36OM%252Cm0ZebFDQ3fFJCM%252C_&usg=AI4_-kQq45G0iGdeNEcUuz9Gl3IXSjuy-g&sa=X&ved=2ahUKEwjg6OWRmPiBAxUt0wIHHZ3rCNIQjJkEegQIGRAC&biw=1920&bih=955&dpr=2#imgrc=gyLGLCVesZvQyM

- - - Aktualisiert - - -

https://gdansk.gedanopedia.pl/gdansk/?title=SCHERRES_CARL_GUSTAV_ALFRED,_artysta_malarz

- - - Aktualisiert - - -

deutsch?
https://gdansk.gedanopedia.pl/gdansk/?title=SCHERRES_CARL_GUSTAV_ALFRED,_artysta_malarz

- - - Aktualisiert - - -

CARL GUSTAV ALFRED SCHERRES (21. September 1864 Danzig – 26. November 1924 Berlin), Maler. Sohn von ► Carl Scherres. Bis April 1866 lebte er mit seiner Familie in Danzig, dann in Królewiec und ab 1867 in Berlin. In den Jahren 1885–1886 studierte er an der Akademie der bildenden Künste in Berlin, 1886–1889 in Königsberg, 1889–1892 in Karlsruhe, wo er unter anderem studierte mit Hermann Baisch (1846–1894) und Gustav Schönleber (1951–1917); ließ sich in Berlin nieder. Gehörte zur Gruppe der deutschen Impressionisten. Schöpfer ganzer Serien ländlicher Landschaften und ländlicher Genreszenen. Er nahm an Ausstellungen im In- und Ausland teil, darunter 1914 an der Biennale von Venedig. Er blieb oft in Danzig und malte zahlreiche farbenfrohe Ansichten der Stadt (Piwna-Straße, Danziger Panorama von der Ołowianka aus, Segelschiffe im Hafen bei Westerplatte, Schiffe am Spichlerzy-Kai und andere).

Am 17. März 1904 heiratete er in Leopoldshall (heute ein Stadtteil von Staßfurt, Sachsen-Anhalt) Hedwig Prigge. Zu einem unbekannten Zeitpunkt ließ er sich von ihr scheiden. Die Ehe blieb kinderlos.

Seine Gemälde erscheinen oft in Auktionshäusern. Im Jahr 2018 wurden sie im ► Baltic Sea Cultural Center in der Ausstellung „Danziger Maler des 19. und 20. Jahrhunderts aus der Sammlung von Andrzej Walas“ präsentiert, darunter: Na Motława, przy Ołowianka (Öl), Überschwemmung in Żuławy (Öl), Fischmarkt in Danzig (1898, Öl) und Im Hafen von Danzig (1908, Öl). [HerrGl]

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Die Sterbeurkunde von Alfred SCHERRES,+26.11.1924 in Berlin ist hier:
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/23095577:2958?tid=&pid=&queryId=ea1b78ea294a18f1b2af313adb23902b&_phsrc=aPs8&_phstart=successSource

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Der Kunstmaler Alfred SCHERRES,
laut Adressbuch Berlin von 1913, Wohn. und Atelier, Berlin Dahlem, Miquelstr.59
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/13121138:60778?tid=&pid=&queryId=ea1b78ea294a18f1b2af313adb23902b&_phsrc=aPs11&_phstart=successSource

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Hier noch ein INDEX zur Taufe:

Carl Gustav SCHERRES
Geschlecht: Male (Männlich)
Geburtsdatum: 21. Sep
Taufdatum: 29. Dez 1864
Taufort: Sankt Marien Kirche,Danzig Stadt,Westpreussen,Prussia
Vater: Carl Friedrich SCHERRES
Mutter: Auguste Helene PANZER

https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/3781451:9866?tid=&pid=&queryId=ea1b78ea294a18f1b2af313adb23902b&_phsrc=aPs12&_phstart=successSource

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> Der Landschaftsmaler Professor, Carl Friedrich Wilhelm SCHERRES, *31.03.1933 in Königsberg
heiratete erst am 08.11.1887 die Pianistin Florentine FRIEDENTHAL, *30.09.1859 in Warschau
Heiratsurkunde hier: https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/187462662:2957

Am 21.09.1864 ist Carl Gustav Alfred SCHERRES geboren worden.
Als Mutter steht , Auguste Helene PANZER
Ob ehelich oder unehelich kann ich nicht sagen > das Kirchenbuch der Geburt/Taufe von Carl Gustav Alfred SCHERRES liegt mir nicht vor!

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Der Landschaftsmaler Alfred SCHERRES zeigte den Tod von Helene Scherres, geb. PANZER, geschieden, an.
Verstorben am 19.05.1905 in Berlin mit 61 Jahren.
Zuletzt wohnhft in Schmargendorf.
Geboren zu Danzig, verheiratet gewesen mit dem Landschaftsmaler Professor Karl SCHERRES, und von diesem geschieden.

Sterbeurkunde Berlin, 20.05.1905, Nr.29:
https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/22541366:2958

Eltern von Helene geb. PANZER:
Der Kaufmann, August Eduard PANZER (zuletzt wohnhaft in Zoppot) und Ehefrau Auguste geb. AUNUSKE (auch Annuske, Anuske) aus, zuletzt wohnhaft in Danzig

> Carl Gustav Alfred SCHERRES, *21.09.1864 ist der Sohn von Carl Friedrich Wilhelm SCHERRES und seiner Ehefrau Helene, geb. PANZER

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> Helene PANZER:
* 03.09.1843
~ 08.10.1843 in Sankt Marien Kirche,Danzig Stadt,Westpreussen
V: August Eduard PANZER (auch PANTZER)
M:Amalie Auguste geb. ANNUSKE

https://www.ancestry.de/discoveryui-content/view/78556750:9866

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Hier nochmal Bilder von Alfred SCHERRES (Carl Gustav Alfred SCHERRES) *21.09.1864:
https://www.google.com/search?q=Alfred+Scherres+Danzig&tbm=isch&ved=2ahUKEwiNpbT0s_iBAxVWNuwKHYDLCugQ2-cCegQIABAA&oq=Alfred+Scherres+Danzig&gs_lcp=CgNpbWcQDFDNGljYK2ChRGgAcAB4AIABa4gByAWSAQM 0LjOYAQCgAQGqAQtnd3Mtd2l6LWltZ8ABAQ&sclient=img&ei=MQosZc3IK9bssAeAl6vADg&bih=955&biw=1903&client=firefox-b-d&hl=de

waldkind
16.10.2023, 20:15
Hallo Joachim, herzlichen Dank für deine Fleißarbeit.
An die Urkunden komme ich gerade nicht, aber fluppt auch so. Das Rätsel um Alfreds Mutter wäre geklärt. Wenn ich es recht verstanden habe, war Carl Scherrer mit Helene Panzer verheiratet und dann voneinander geschieden.

Hier noch meine bescheidenen Beiträge aus den Adressbüchern.
Carl Scherrer tritt erstmalig in Berlin im AB 1868 auf, als Porträt- und Landschaftsmaler, in der Ritterstraße 48. Im AB 1870 ist er in der Potsdamerstraße 132, 1880 dito.
1917 wohnte Alfred Scherres in Schmargendorf, Hohenzollerndamm 57. Sein Atelier befand sich in Dahlem, Hundekehlestraße 29. Da hätte ich auch gerne ein Atelier.
1919 steht Alfred Scherres als Kunstmaler in der Hundekehlestraße 29 und Carl Scherres als Professor und Porträt- und Landschaftsmaler in der Martin-Lutherstr. 17.
1922 finden wir Scherres Carl, Prof. Porträt- u. Landschaftsmaler, in der Martin Luther Str. 17 und Hedwig, geb. Prögge, Hebamme, Schmargendorf, Hohenzollerndeamm 57
1924 finden wir Scherres Hedwig, geb. Prögge, Hebamme, Schmargendorf, Hohenzollerndamm 57 und Scherres Flora, vw. Frau Prof. W30, Martin Luther Str. 17

Außerdem findet sich zwischen 1863 und 1880 eine Rentiere Demoiselle M. Scherres in der Kanonierstrasse 2. Ab wann sie aus den Adressbüchern raus ist, habe ich nicht verfolgt. Falls sie dir irgendwo begegnet. Es ist nicht klar, ob sie irgendetwas mit der Malerfamilie Scherres zu tun hat. Sonst fand ich keine weiteren Scherres.

So weit für heute. LG Miriam

Fischersjung
16.10.2023, 21:49
Hallo Miriam, richtig.
Alfred war der Sohn aus der Ehe zwischen Carl SCHERRES und Helene PANZER.
Die Ehe war, laut Sterbeurkunde von Helene, geschieden.

waldkind
17.10.2023, 12:56
Hallo Joachim,

laut Adressbücher ist Alfred Scherres 1918 im Hohenzollerndamm 57 angeben, sein Atelier befand sich in der Hundekehlestraße. 1919 ist als Adresse nur die Hundekehlestraße angeben. Dafür erscheint 1920 seine (geschiedene?) Frau Hedwig, geb. Prögge im Hohenzollerndamm. Ab 1920 erscheint Alfred Scherres nicht mehr in den Adressbüchern bis zu seinem Tod hin. Könntest du in seiner Sterbeurkunde, falls du die Möglichkeit hast, nachsehen, was dort als Sterbeort angegeben wurde? Interessiert mich, wo dieser Landschaftsmaler abgeblieben ist. Nach den Adressbüchern sieht es so aus, dass er sein Atelier in Berlin um 1920 aufgegeben hat.

Danke noch mal für deine Hilfe! Es freut mich, wenn wir verlorene oder halb verlorene Maler/Künstler in das gegenwärtige Bewusstsein zurückholen können. LG Miriam

Fischersjung
17.10.2023, 14:34
Hallo Miriam,
der Tod wurde von dem Kaufmann Paul HOLLENDER, aus Charlottenburg Nettelbaechs (?) Strasse 26, angezeigt.
Die Wohnanschrift vom Kunstmaler Alfred SCHERRES war:
Berlin Wilmersdorf, Berliner Strasse 87 (oder 81) > die Hausnummer ist schwer lesbar.
geboren zu Danzig, geschieden
zu Charlottenburg Augsburger Strasse 63 (soll wohl die Sterbeandresse sein)

Kann dir bei Bedarf die Urkunde auch zuschicken. Dazu per PN deine E-Mail Anschrift an mich.

Fischersjung
17.10.2023, 18:14
...eine Hedwig SCHERRES ist im Telefonbuch 1941 in Berlin Charlottenburg, Nußbaumallee 14 verzeichnet
...eine Hedwig SCHERRES ist im Adressbuch 1965 in Buchloe, Deutschland, An der Schnelle 12, als Rentnerin verzeichnet

Ob Hedwig SCHERRES, geb.PRÖGGE, Hebamme, die geschiedene Frau von Alfred war, kann ich nicht sagen.

Weiterhin viel Erfolg

waldkind
17.10.2023, 19:24
Hallo Joachim,
vielen Dank für deine Arbeit und Impulse.

So weit ich es überblicke ist Hedwig Scherres, geb. Prögge die geschiedene Frau von Alfred Scherres.

Die Nettelbeckstraße, wo der Kaufmann Paul Hollender wohnte, der den Todesfall Alfred Scherres anzeigte, gibt es heute nicht mehr. Heute heißt diese Straße "An der Urania". Wie ich vermutete handelte es sich bei der Sterbeadresse "Augsburger Straße 63" um eine Klinik, eine Privatklinik für Frauenangelegenheiten, wenn ich es richtig verstanden habe. Bei der Suche nach einem Eintrag für die Berliner Straße, wo Alfred Scherres wohnte, bin ich gescheitert. Entweder es fehlen Stücke im AB oder meine Synapsen haben eine Fehlschaltung. Diese ganzen Wohnadressen liegen doch recht nah beieinander. Vom Hohenzollerndamm, wo er früher wohnte, und dann die geschiedene Frau lebte, ist zur Berliner Straße quasi ums Eck.

Die Sterbeurkunde brauche ich erst mal nicht, du hast mir ja alles gesagt. Ob Alfred Scherres in die Klinik z.B. als Notfall gebracht wurde, oder ob ihn dort ein schlechtes Ereignis vor Schreck umhaute, das wissen wir jetzt nicht.
Über Hedwig denke ich an einem anderen Tag nach. LG von Miriam

Ulrich 31
17.10.2023, 22:56
Liebe Miriam,

zu Deiner Berlin-Wilmersdorf-Angabe in #345: "Vom Hohenzollerndamm . . . ist zur Berliner Straße quasi ums Eck.": Beide Straßen sind sehr lang. Es gibt eigentlich nur eine Stelle, wo "quasi ums Eck" stimmt, nämlich bei Hohenzollerndamm 187; danach entfernen sich beide Straßen zunehmend voneinander (siehe hier: ► https://www.google.com/maps/place/Hohenzollerndamm,+Berlin/@52.4880734,13.3057892,19.04z/data=!4m6!3m5!1s0x47a85093f33f06cd:0x66c6da2bbc76f ca0!8m2!3d52.4882443!4d13.3044234!16s%2Fg%2F1238g6 2t?authuser=0&entry=ttu ).

Ich frage mich allerdings, warum die Straßenadressen im Bezug auf dieses Forum-Thema solche Bedeutung für Dich und Joachim haben.

Viele Grüße
Ulrich

waldkind
18.10.2023, 21:49
Lieber Ulrich,
danke für dein Interesse.

Zum einen waren Straßenführung bzw. Straßenlänge früher eine andere als heute. Die Berliner Straße war zum damaligen Zeitpunkt kürzer. Für mich liegen Schmargendorf, Dahlem, Wilmersdorf, Charlottenburg "ums Eck". Frohnau und Schlachtensee sind nicht mehr "ums Eck".
Die Straßenadressen erzählen etwas über den Lebensweg und die Lebensumstände eines Menschen. Deswegen sind sie für mich wichtig. Die Lebensumstände eines Menschen prägen seine Persönlichkeit und diese fließt in ein Bild ein. Ich kann das Bild dann besser von innen heraus erfassen. So ist durch die Straßennamen erfahrbar, dass Alfred Scherres nach der Trennung von seiner Frau noch in ihrer Nähe lebte.

Mir war das Wissen um Alfred Scherres anfangs zu hohl, jetzt fühlt es sich besser an. Erst jetzt macht es für mich Sinn, mich mit seinen Bildern auseinander zu setzen. Das geht dann tiefer und ich verstehe das Bild besser. Zum Blick für die Landschaft gehört auch der Blick für die Straße.

Habe ich damit deine Frage beantwortet, lieber Ulrich? Für mich ist es wiederum nicht einfach zu verstehen, warum du diese Frage stellst. Eine Straßenadresse gehört für mich zum Menschen dazu. Gute Grüße von der Landschaftsingenieurin.

Danke noch mal an Joachim. Du hast mir sehr geholfen einen Bezug zu Alfred Scherres zu finden.

Ulrich 31
18.10.2023, 22:45
Ja, liebe Miriam, Du hast meine Frage durch Deine ausführliche Antwort gut und verständlich beantwortet. Dennoch kann ich Deine Interpretation der Bedeutung der Straßenadresse eines Malers für das Verständnis seines Werkes nicht teilen. Ich betrachte die Gemälde z.B. von Alfred Scherres unabhängig von meiner evtl. Kenntnis seiner Wohnadressen. Das mag Dich stören, mich nicht.

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
19.10.2023, 12:08
Lieber Ulrich,

deine Herangehensweise stört mich keineswegs. Jeder Mensch hat seine eigenen Interessen und Blickwinkel. Ein Sinn dieses Threads ist es, möglichst viele Informationen über einen Künstler-Menschen, der mit Danzig zu tun hatte, zusammenzutragen, um ihn besser kennenzulernen. Vorhandene Wohn- und Atelieradressen gehören zu einer Künstler-Biografie dazu. Sie sind Ansatzpunkte für weitere Recherchen.

Landschaftsmaler interessieren mich besonders. Danke dir, Ulrich, für den Hinweis auf Alfred Scherres. Sein Bild vom Fischmarkt und dem Schwanenturm zeigt, wie es Mitte des 19. Jahrhunderts dort ausgesehen hatte.

Wenn ich mir das Bild von Carl Scherres wieder einmal in der Alten Nationalgalerie ansehe, dann sehe ich es mit dem neuen Hintergrundwissen mit anderen Augen als bisher und vor allem werde ich seinen Namen nicht mehr vergessen. Darum geht es!!!

Sei herzlich gegrüßt, Miriam.

waldkind
19.10.2023, 18:45
Carl Scherres - Novemberabend

Ich habe ein kleines Heft, herausgegeben vom Westpreußischen Landesmuseum anlässlich einer Ausstellung 2005 mit dem Thema "Danziger Malerei des 19. Jahrhunderts". Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit dem Nationalmuseum Danzig bewerkstellig. Zu den ausgestellten Kunstwerken gehörten auch zwei von Carl Scherres. Eines, mit dem Titel "Novemberabend", anno 1867/Öl auf Leinwand, ist in dem kleinen Heft abgebildet (S.30). In diesem Heft sehen wir auch Bilder von Stryowski. Das fiel mir gleich auf, wie sehr die Bilder der beiden Künstler sich technisch ähneln, so dass ich annahm, sie hätten in regem Austausch miteinander gestanden. In diesem Katalog steht nun geschrieben, dass diese beiden Maler befreundet waren. Vielleicht hat jemand diesen Katalog und mag sich das Bild von Carl Scherres rein haptisch ansehen. Die Druckqualität ist sehr gut und darüber freue ich mich. Leider konnte ich diesen Katalog im Angebot des Westpreußischen Landesmuseums nicht mehr entdecken.

Dafür habe ich die neue Ausstellung entdeckt, die vom 19.10.2023 bis zum 18.02.2024 läuft - "Augen - Blicke - Aus - Blicke. Westpreußen entlang der Weichsel" der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Mir gefällt das Ausstellungskonzept, mal was anderes und nicht so abgehoben. Beste Grüße, Miriam.
https://westpreussisches-landesmuseum.de/de/ausstellungen/augen-blicke-aus-blicke/

Ulrich 31
19.10.2023, 20:11
Liebe Miriam,

Interessierte können den von Dir beschriebenen Katalog gebraucht (sehr gut erhalten) für 29,95 € über dieses Angebot erhalten:

► https://www.booklooker.de/buecher.de/app/detail.php?bookID=2353695814&s=2.

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
20.10.2023, 09:34
Lieber Ulrich,

danke für diesen Hinweis. Ich halte den Preis allerdings für etwas übertrieben, wenn man bedenkt, dass dieser Katalog im Museum 5 Euro kostete, die ich 1919 noch dafür zahlte.
Seht selber unter Nr. 73 im Katalog-Archiv des Museums.
http://westpreussisches-landesmuseum.de/de/ausstellungen/katalog-archiv/

Es sind zwar 27 Bilder in guter Druckqualität, aber trotzdem ... Es ist ein kleines Heft mit 50 Seiten, eine schöne aufschlussreiche Einführung zum Titelthema der Ausstellung und den Künstlern, am Ende die Auflistung der ausgestellten Kunstwerke. Von den Künstlern mit abgebildeten Werken haben wir schon einige kommuniziert, etwa J.C.Schulz, die Meyerheim-Maler, C.Scherres, Stryowski und zu diesen auch Bilder im Netz gefunden. Die ansonsten noch aufgeführten Künstlern, so sie mit Danzig zu tun haben, werden wir im Laufe der Zeit sowieso auch noch kommunizieren wie die bisherige Erfahrung zeigt.
Schade, dass der Katalog im Museum vergriffen ist. LG Miriam

Ulrich 31
20.10.2023, 12:09
Liebe Miriam,

ich komme auf unseren Meinungsaustausch zur Bedeutung einer Wohnadresse für das Werk eines Künstlers zurück und schicke Dir hier in diesem Zusammenhang den gestern im hr-Fernsehen gezeigten Filmbericht mit dem Titel "Sag mir, wie du wohnst und ich sag dir, wer du bist!": ► https://www.ardmediathek.de/video/NTU2ZGY0ZjMtYmQyNi00MTUzLWIxODYtY2QzMDMzZjJhODY2.

Ich nehme an, dass er Dich interssiert.

Beste Grüße
Ulrich

waldkind
20.10.2023, 14:27
Dankeschön Ulrich!
Die Wohnadresse ist für einen Künstler-Menschen wichtig. Und umgekehrt, der Künstler-Mensch ist auch für den Ort von Bedeutung. Künstler suchen sich ihre Wohnadresse bewusst aus nach dem Motto:
"Sage mir, wo du wohnst und ich sage dir, wer du bist." Außerdem fließt das, was ein Künstler vor Ort sieht oftmals in seine Bilder ein. Ganz bestimmt zu erkennen in den Zeichnungen von Herbert Waltmann. Manchmal wird das Haus, in dem ein Künstler-Mensch wohnt, selber zum Motiv eines anderen Künstler-Menschen, z.B. das Haus von Chodowiecki.

Was den Katalog des Westpreußischen Landesmuseums angeht, können wir gerne die noch ausstehenden Künstler-Menschen nach und nach durchgehen. LG Miriam

Ulrich 31
20.10.2023, 15:39
Liebe Miriam,

ich habe Dir den Film-Link in #353 bewusst geschickt, um Dir damit zu zeigen, dass für mich das Wohnungsinnere eines Menschen größere Bedeutung hat als die Straße, in der er wohnt. Aber auch das muss relativiert werden, wenn man sich daran erinnert, dass selbst berühmte Menschen (meist Männer) in früheren Zeiten bei Alleinsein meist möbliert wohnten und dabei mehr an ihre Versorgung als an die Ausgestaltung ihrer Unterkunft dachten.

Ich schließe damit gleichzeitig meine Beteiligung an diesem Thread.

Beste Grüße und Wünsche
Ulrich

waldkind
23.10.2023, 12:58
Lieber Ulrich,

danke für deine sensiblen Ausführungen. Dadurch kommt mir die Interieur-Malerei ein wenig näher.
Für Danzig finden wir sie z.B. bei J.C.Schultz für das gehobene Bürgertum, etwa bei den Hausfluren, den Kirchen, dem Inneren des Arthushofes. Maler bekommen wir seltener in ihren Wohnräumen zu sehen, eher im Atelier und da auch nur vor der Staffelei.

Dass du diesen Thread verlassen wirst, tut mir leid. Du wirst mir fehlen! Deine Beiträge waren inspirierend und unsere Unterschiedlichkeit brachte die Sache voran. Ohne dich hätte es diesen Thread gar nicht gegeben. Dass das Thema gut ankommen würde, damit hatten wir beide wohl nicht gerechnet. Also werde ich von Zeit zu Zeit einen Beitrag posten, auch wenn mir die inspirierende Spannung mit dir fehlt.

Insgeheim hoffe ich, doch noch den einen oder anderen Impuls von dir hier zu lesen. Und über die Interieur-Malerei denke ich noch mal genauer nach.

Auch für dich die besten Wünsche und Grüße
Miriam, alias waldkind.

Marc Malbork
24.10.2023, 22:52
Hallo Waldkind,
noch zu deinem Beitrag oben Nr. 323: Das Farbfoto des Oliva-Bildes und sein Fotograf können nichts für die mangelhafte Qualität :-).

Es handelt sich um eines der Cürlis-Fotos aus dem Krieg. Näheres hier: https://www.zi.fotothek.org/VZ/kuenstlerliste/Thulden,%20Theodor%20van

und allgemein dazu https://www.zi.fotothek.org

Kunsthistorische Angaben und Literaturnachweise zum Oliva-Bild gibt es in: Stiftung Preussische Schlösser und Gärten Berlin Brandenburg, Zerstört - Entführt - Verschollen. Die Verluste der preußischen Schlösser im Zweiten Weltkrieg, Potsdam 2004, Band Gemälde I, S. 639.

Beste Grüße
Marc

waldkind
28.10.2023, 10:01
Hallo Marc,

vielen Dank für deinen Hinweis auf Peter Cürlis, den wikipedia doch ein wenig vernachlässigt, so wie er auch in meinem Kalender nicht einmal als Urheber des Fotos genannt wird.

Interessanter Weise hatte ich mir zeitgleich zu deinem Post das Bild zum Olivaer Frieden noch ein mal angesehen und gedacht, dass man es erst dann ganz richtig versteht, wenn man sich mit der Sprache der Allegorien in diesem Bild und im Allgemeinen auseinandersetzt. Nicht ganz leicht, aber gewiss interessant. Dein Link zu dem Bild ist schon mal ein bisschen hilfreich und bringt einem noch ein Schrittchen vorwärts.

Gewiss könnte der Literaturhinweis von Bedeutung sein. Allerdings ist es nicht ganz so leicht dran zu kommen. Vielleicht besorge ich es einmal über die Fernleihe.

Für die Forumer, die sich im Allgemeinen über "Allegorie" informieren möchten, hier der wikipedia-Link dazu:
https://de.wikipedia.org/wiki/Allegorie

Herzliche Grüße
Miriam

waldkind
20.11.2023, 11:43
Allegorie auf den Frieden von Oliva – Theodor van Thulden

LiebeForumer,

bevor ich mich anderen Themen zuwende, möchte ich euch in groben Zügen meine Interpretation des Gemäldes „Allegorie auf den Frieden von Oliva“ von Theodor van Thulden aufschreiben.

Auf „hohem Roß“ durchschreitet Kurfürst Friedrich Wilhelm den marmornen Triumphbogen, gekürt von Oliven- und Palmenzweigen, beides Symbole für den Frieden. Mit Palmen wurden zudem Heilsbringer gesegnet und der Olivenzweig deutet auf Oliva hin.

Begleitet wird der Kurfürst vom Kriegsgott Mars und einer allegorischen Pallas Athene. Mars schaut zufrieden und siegessicher auf Brandenburg, welches sich schutzbedürftig, hoffend, liebend, treuherzig und untertänig gibt. „Pallas Athene“ zeigt auf ein gestraucheltes Schweden, welches dem brandenburgischen Fürsten den Eichenkranz reicht, ihm damit also Macht zugesteht.

Links und rechts am unteren Bildrand haben wir zwei Flussgötter, Symbol für die zwei alles umfassenden Weltflüsse oder hier auch gedeutet als Meer, ein Hinweis auf den Welthandel oder Ostseehandel. Der schwedische Flussgott schwächelt, der brandenburgische gestärkt. Das sollte für die Brandenburger Grund genug sein stolz zu sein.

Der Stolz Friedrich Wilhelms hat nichts mit persönlichen Machtallüren zu tun. Vielmehr ist er ein Apell an das Volk, das sich auf Frieden und Wohlstand freuen darf. In diesem Sinne ist auch der Thron zu verstehen, der den preußischen Adler mit dem brandenburgischen Wappen unter einer Krone vereint und dem Land Blüte (Blütenkranz) und Wohlstand (Füllhorn) verspricht.

Krieg ist hier lediglich als Kräfte-messen zu verstehen. Sein Ausgang hängt von der Gunst und dem Willen der Götter ab. In diesem Sinne kann man die weibliche Allegorie neben dem Kurfürsten sehen, die wie eine Victoria Schweden, oder auch die polnische Lehnsherrschaft, vom Podest stößt.

Auch in diesem Bild berührt mich die Fähigkeit der allegorischen Darstellung Nähe zwischen dem Porträtierten und dem Betrachter zu erzeugen. Friedrich Wilhelm erscheint hier als humorvoller Diplomat und fürsorglicher Landesvater.

Das Bild wird weiterhin in meinem Blickfeld bleiben. Wer zu einer anderen Interpretation gekommen ist, ich würde mich darauf freuen. Gewiss gibt es in den Allegorien noch mehr Details, aber das, so denke ich, würde hier den Rahmen sprengen.

Beste Grüße vom waldkind, welchem die Olivenbäume stets am Herzen liegen.