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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Trauerrede des Dominikanerpaters Wiśniewski zum Tod von Paweł Adamowicz



Wolfgang
21.01.2019, 18:38
Schönen guten Abend,

die Trauerrede des Danziger Dominikaners Vater Ludwik Wiśniewski in der Marienkirche anlässlich der Beisetzung des ermordeten Danziger Stadtpräsidenten Paweł Adamowicz hatte am vergangenen Samstag langanhaltenden Beifall ausgelöst (noch einmal der Link zu Informationen über ihn: Ludwik Wiśniewki (https://de.wikipedia.org/wiki/Ludwik_Wi%C5%9Bniewski)). Es war eine bewegende Aufforderung, ein Weckruf, ein Appell an die ganze polnische Nation, dass etwas geändert werden muss. Und nicht nur in Polen sollten seine Worte wachrütteln...

Hier seine Rede in deutsch (zusammengestellt aus Übersetzungen ins Deutsche und Englische unter Zuhilfenahme von Google, Bing, Deepl, Wörterbuch und nach Diskussion mit polnischen Freunden):

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Heute ist es Zeit für eine neue Nachricht aus Danzig.

Oft war eine Stimme aus Danzig zu hören, eigentlich ein Schrei, der vielen Menschen das moralische Gleichgewicht zurückgab.

Vor 80 Jahren ertönte ein verzweifelter Schrei von der Westerplatte und rief der ganzen Welt zu, dass Freiheit ein unschätzbarer Wert ist, dass Freiheit verteidigt werden muss, immer verteidigt werden muss.

Vor fast 40 Jahren richtete Danzig einen Appell an die Welt, mit dem nachdrücklich dazu aufgerufen wurde, die alte Welt zu verlassen, eine Welt des Egoismus, des darwinistischen Klassenkampfes, dass eine neue Welt geschaffen wird, eine Welt der Solidarität in der ein Mensch die Last eines anderen Menschen trägt und in der das jetzige Ethos der „Bekämpfung des Bösen“ aufgegeben wird und sich eine Welt aufbaut, in der das Böse durch Gutes überwunden wird.

Danzig wird zu Recht die Stadt der Freiheit und Solidarität genannt - und Paweł hat dies viele Male wiederholt.

Heute erleben wir hier in Danzig einen neuen historischen Moment.

Ganz Polen, vielleicht nicht nur Polen, wartet auf eine Botschaft aus Danzig, die jeden Polen erreichen und das moralische Gleichgewicht in unserem Land und in unseren Herzen wieder herstellen wird.

In den letzten Tagen haben viele Menschen versucht, diese Botschaft zu formulieren, die sich aus dem Tod Pawełs ergibt. Und hier und heute bin ich überzeugt, dass Paweł, der bereits bei Gott ist, wünscht, dass ich die folgenden Worte sage:

- Wir müssen dem Hass ein Ende setzen!
- Wir müssen der hasserfüllten Sprache ein Ende setzen!
- Wir müssen der Missachtung ein Ende setzen!
- Wir müssen der unbegründeten Anschuldigung Anderer ein Ende setzen.

Das sich ausbreitende Gift des Hasses auf den Straßen, in den Medien, im Internet, in den Schulen, im Parlament und auch in der Kirche wird uns nicht mehr gleichgültig sein.

Ein Mann, der die Sprache des Hasses spricht, ein Mann, der seine Karriere auf Lügen aufbaut, kann in unserem Land keine hohen Aufgaben erfüllen. Und von nun an werden wir daran festhalten.

Maria, die Du in dieser Marien-Kirche regierst, Maria, Mutter Jesu und unsere Mutter! Als Jesus vom Kreuz genommen wurde, hast du ihn in deine Arme genommen und ihn an Deinem Herzen umarmt. Wir bitten dich heute, nimm Paweł in deine Arme, drücke ihn an Dein Herz und bringe ihn ins Haus des Vaters.

Und ich bitte Euch außerdem, Pawełs Nächststehende zu umarmen und alle, die dieser unbegreifliche, unglaubliche Tod getroffen hat. Lasst uns alle umarmen, damit wir mutig unser Leben aufbauen können, und auch, dass wir ein gemeinsames Leben in Polen schaffen können.
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Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Beate
21.01.2019, 22:03
Danke fürs Übersetzen, Wolfgang.
Hoffentlich wird es auch außerhalb Danzigs verstanden werden!

Schöne Grüße, Beate

ada.gleisner
22.01.2019, 10:27
Eine kurze prägnante Rede, die leider nur von wenigen Menschen außerhalb Polens gelesen werden wird. Das paßt auch alles zu Deutschland, das sich in den letzten Jahren zum Negativen hin verändert hat. Es wäre sehr nötig, daß eine andere Denkweise eintritt, die den Menschen wieder schätzt und seine Leistungen anerkennt.
LG Ada