Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Die Geschichte von Peter Loth und seiner Familie in Fürstenwerder
Wolfgang
27.12.2019, 21:28
Schönen guten Abend,
heute Abend bringt der „Spiegel” online eine Story (morgen wird sie in der Druckausgabe stehen), die fassungslos macht. Sie handelt von Stutthof, vom Prozess gegen einen SS-Wachmann, von einem nach eigenen Angaben betroffenen jüdischen Holocaust-Überlebenden und dessen in Stutthof inhaftiert gewesene Familienangehörige.
Fürstenwerder (Żuławki) wird in der Geschichte genannt weil die Familie des angeblichen Holocaust-Überlebenden Peter Loth aus diesem kleinen Werder-Dorf stammt.
Wer kann sich von Euch an Nachrichtensendungen erinnern -in allen öffentlichen und fast allen privaten Fernsehstationen wurde darüber berichtet- in der dieser Peter Loth, ein Nebenkläger im Stutthof-Prozess, aufsteht, den heute 93-jährigen Beklagten umarmt und ihm vergibt? Alle große Zeitungen berichteten über diesen emotional bewegenden Vorgang in dem sich die beiden Männer weinend in den Armen lagen.
Spiegel-Recherchen haben nun ergeben, dass die von Peter Loth erzählten und auch in einem Buch niedergeschriebenen Geschichten größtenteils so nicht stimmen können. Die Familie Peter Loth's stammt durch die Bank weg aus Werder-Dörfern und war über etliche Generationen hinweg evangelisch getauft. Für eine jüdische Herkunft gibt es keine Beweise, Unterlagen, nicht einmal vage Anhaltspunkte.
Der Spiegel hat in den letzten Wochen intensiv geforscht, Kirchenbücher, Standesamtsunterlagen, die Heimatortskartei eingesehen, in Archiven im In- und Ausland recherchiert, Historiker konsultiert, eigene Aussagen von Peter Loth, die häufig widersprüchlich und/oder offensichtlich falsch sind durchleuchtet, und er ist dabei auf eine Geschichte gestoßen, die er zwar vorsichtig formuliert hat, die aber viele, viele Fragen aufwirft.
- Zuallererst: Wie kommt ein Nichtjude überhaupt dazu, eine jüdische Opferrolle einzunehmen?
- dann, natürlich, auch die Frage, warum dies in einem so wichtigen Verfahren wie dem im Augenblick in Hamburg stattfindenden Gerichtsprozess nicht geprüft wird. Welche Auswirkungen hat das auf den laufenden Prozess? Auf das Urteil? Wer zahlt Reise und Aufenthalt des in den USA lebenden und nach Deutschland eingeladenen Peter Loth? Aus welcher Kasse werden seine Rechtsanwälte gezahlt? Werden diese Kosten -wenn er schuldig gesprochen wird- auf den Beklagten abgewälzt?
- was ich auch nicht verstehe: Peter Loth vergab mit großer Geste vor laufenden Kameras dem Beklagten. Er hat vergeben, seine Nebenklage hat er aber nicht zurückgezogen, diese läuft weiter. Warum? Alles nur Show?
- Interessant ist nun, wie es in dem Gerichtsverfahren weitergehen wird. Legen die Anwälte des Peter Loth -sie sind Nebenklagevertreter- ihr Mandat nieder? Was wird das Gericht tun, was muss es tun?
Peter Loth's Geschichte, er hat sie in einem Buch erzählt („Peace by Piece: A Story of Healing and Forgiveness”, bei Amazon als Kindle-Ausgabe für ca. 7,00 Euro erhältlich), ist in vielen Punkten nicht nachvollziehbar und wurde, wenn er mit Fakten konfrontiert wurde, durch neue häufig ebenso abenteuerliche Geschichten ersetzt.
Ein auch mich interessierender Punkt ist seine Behauptung, seine jüdische Großmutter sei am 10.08.1943 in Fürstenwerder erschossen worden. Zuvor hatte er erzählt, sie sei in Stutthof in der Gaskammer am 30.08.1943 ermordet worden (zu diesem Zeitpunkt gab es die Gaskammer noch nicht).
Ich interessiere mich sehr für die Geschichte der Werder-Dörfer in meiner näheren Umgebung. Bisher konnte ich schon einiges aus der Kriegszeit erfahren. Ich vermute, dass ich über die Erschießung einer jüdischen Dorfeinwohnerin gehört hätte. Trotzdem frage ich, ob irgend jemand von einer solchen Erschießung weiß.
Die Familie Loth lebte in Fürstenwerder nahe der Brücke über die Elbinger Weichsel, ein kleines Haus, das heute noch vorhanden ist und zum Verkauf steht.
24422
Haus Loth in Fürstenwerder
Die Geschichte der Familie Loth ist ein Stück der Dorfgeschichte Fürstenwerders. Wenn eine solche Geschichte in einem Gerichtsverfahren ausgebreitet wird, wenn sie in einem Buch, in ungezählten Medienbeiträgen und im Internet in immer neuen Variationen dargestellt wird, dann sollte der Versuch unternommen werden, sich der Wahrheit zu nähern. Vielleicht kann dann die eine oder andere Frage beantwortet werden.
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Wolfgang
28.12.2019, 10:22
Schönen guten Morgen,
hier der Link zu dem "Spiegel"-Artikel (leider nur für Abonnenten voll zu lesen): Die leider falsche Geschichte von der großen Vergebung (https://www.spiegel.de/plus/kz-prozess-die-grosse-vergebung-leider-falsch-a-00000000-0002-0001-0000-000168667162)
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Margarete und Bruno
29.12.2019, 09:46
Guten Morgen,
der Spiegel-Artikel kommt "von Moritz Gerlach"...habe gleich mal nachgeschaut, ob Claas Relotius wieder am Werk war.
[...]
Schönen Sonntag Euch allen.
Regina.
=====
Anmerkung des Forum-Admins: Nicht zum Thema gehörende Anmerkungen und ein Folgebeitrag wurden nach WDR-Kinderchor (http://forum.danzig.de/showthread.php?16806-WDR-Kinderchor&p=134827#post134827) verschoben.
Wolfgang
29.12.2019, 11:41
Guten Morgen Regina,
ich glaube, das Thema ist zu ernst um darüber polemische Späße zu machen. Dem Spiegel-Artikel liegen sorgfältige Recherchen zugrunde. Ist es nicht ein Skandal, wenn sich Menschen eine Familiengeschichte zusammenreimen, die mit der Wahrheit wenig zu tun hat?
Auch der Spiegel hat am 12.11.2019 über den Stutthof-Prozess berichtet, über die Verzeihungsgeste des Peter Loth: Nebenkläger sagt gegen ehemaligen KZ-Wachmann aus (https://www.spiegel.de/panorama/justiz/stutthof-prozess-nebenklaeger-sagt-gegen-ehemaligen-kz-wachmann-aus-a-1296132.html). Diese Inszenierung hat weltweit Schlagzeilen verursacht. Rundfunk, Fernsehen, Printmedien, online: Überall war darüber zu lesen, zu sehen und zu hören.
So schlimm die Relotius-Affäre für die Reputation des Spiegel war (sie wurde von ihm übrigens selber aufgedeckt und öffentlich gemacht), so hat sie doch auch ganz wesentliche Veränderungen mit sich gebracht. Es wird intensiver geprüft und nachgehakt. Auch zu bereits einmal erschienen Artikeln. Und dies ist auch zu dem vorangegangenen Peter-Loth-Artikel geschehen.
Während die TAZ vorgestern (also nach Erscheinen des letzten Spiegel-Artikels) in "Eine SS ohne Nazis (https://taz.de/Prozess-gegen-KZ-Waechter/!5648559/)" noch die unglaubhaften Loth-Behauptungen wiederholt, während auch alle anderen Medien nicht mehr hinterfragten, hat der Spiegel intensiv recherchiert.
Es hat unvorstellbar viele Holocaust-Opfer gegeben. Es ist nicht nur wichtig nicht zu vergessen, zu erinnern, es ist auch wichtig zu verhindern oder aufzudecken, wenn Andere sich oder ihre Familie fälschlich als jüdische Holocaust-Opfer ausgeben und öffentlichkeitswirksam um Aufmerksamkeit heischen.
Die Familie Loth hat bis Kriegsende praktisch in meiner Nachbarschaft gelebt, keine 500 Meter von mir entfernt, auf der anderen Seite der Elbinger Weichsel. Wen ich bisher auch fragte, wo ich selber auch recherchierte: Bisher weist alles darauf hin, dass sie evangelisch waren.
Ich denke, man ist es allen Holocaust-Opfern schuldig, ihrer zu gedenken. Sollte es Trittbrettfahrer geben, darf dies nicht hingenommen sondern muss aufgedeckt werden.
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Lieber Wolfgang, danke für die Informationen! Ich schließe mich deiner Meinung an. Sehr bedenklich diese Geschichte der falschen Opferrolle, vorausgesetzt sie stellt sich tatsächlich als wahr dar, wie es mir im Moment doch zu sein scheint.
Grüße,
Bettina
HubertKlatt
29.12.2019, 17:12
Hallo Wolfgang!
Ich kann zwar nicht mit Hinweisen zur Familie Loth in Fürstenwerder dienen, aber ich habe auch nach Moritz Gerlach gegoogelt und dabei von ihm und auch einem anderen Spiegel-Mitarbeiter (Martin Doerry) Artikel gefunden, die sich mit einer ähnlichen Thematik wie bei Peter Loth befassten. Das waren Artikel über ebenfalls Nichtjuden, Wolfgang Seibert und Marie Hingst, die sich als Juden ausgaben oder Holocaustopfer in der Familie erfanden. Es waren hervorragend recherchierte Artikel, die zur Entlarvung der Beiden führte.
In der Folgediskussion die, wie ich gelesen habe, auch in vielen anderen Medien geführt wurde, ist dargelegt worden, warum es so wichtig ist, solche Fälle aufzudecken.
Wolfgang, Du bist scheinbar sehr gut informiert. Oder wie kommst Du dazu zu sagen "Dem Spiegel-Artikel liegen sorgfältige Recherchen zugrunde"? Woher weißt Du das oder glaubst das zu wissen?
Einen schönen Abend noch!
Hubert
Wolfgang
29.12.2019, 18:50
Schönen guten Abend,
hallo Hubert,
wie ich schon schrieb, bin ich an der Geschichte der umliegenden Dörfer interessiert, und da gehört Fürstenwerder dazu. Wenn ich irgendwo auf Fragen zu Ereignissen, Personen, Gebäuden oder Sonstigem in diesen Dörfern stoße, werde ich hellwach und möchte mehr wissen. So war es auch als ich das erste Mal auf "Loth in Fürstenwerder" stieß. Und so begann ich dann eben nachzuforschen. Die Feststellungen im Spiegel decken sich mit dem was ich an Unterlagen über Fürstenwerder besitze, außerdem mit Funden in Kirchenbüchern, Standesamtsunterlagen und sonstigen Quellen.
Übrigens wird das Haus in dem die Familie Loth früher wohnte, zu einem selbst nach hiesigen Verhältnissen sehr günstigen Preis zum Verkauf angeboten. Für 299.000,00 Zloty (ist sicherlich verhandelbar), also rund 70.000,00 Euro ist es zu haben: Hausverkauf Zulawki (https://www.otodom.pl/oferta/dom-na-duzej-dzialce-zulawki-jantar-ID42gs6.html#670cccbd67).
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Wolfgang
13.01.2020, 19:34
Schönen guten Abend,
wie im "Spiegel" heute zu lesen ist, hat Peter Loth über seine Rechtsanwälte seine Nebenklage zurückgezogen: Nebenkläger mit falschem Lebenslauf zieht sich aus KZ-Prozess zurück (https://www.spiegel.de/panorama/kz-stutthof-prozess-nebenklaeger-mit-falschem-lebenslauf-zieht-sich-aus-prozess-zurueck-a-9818889e-e1c8-4277-8887-87df7a421cff)
Wie ich schon in meinem vorangegangenen Beitrag schrieb, bin auch ich an der Geschichte der östlich der Weichsel liegenden Werderdörfer interessiert. Und deswegen verfolgte ich auch die Entwicklung des Stutthof-Prozesses und unternahm einige Recherchen zu den im Verfahren gemachten Aussagen. Wie auch ein Anwalt eines anderen Nebenklägers sagte, sei es recht einfach, auf Unstimmigkeiten zu stoßen.
Perplex bin ich aber nicht nur über das Landgericht Hamburg bzw. über die verhandelnde Richterin und den anklagenden Oberstaatsanwalt. Die Richterin stellte lt. Spiegel fest: "Die Kammer hatte sogleich den Eindruck, dass man auf diesen Zeugen nichts stützen könne". Der Oberstaatsanwalt hatte lt. TAZ schon früher festgestellt: "Schon nach wenigen Sätzen hatte ich ein beklemmendes Gefühl." Da bleibt einem Prozessbeobachter die Spucke weg... - sind denn Richter und Staatsanwälte nicht zur Wahrheitsfindung verpflichtet? Wie verträgt sich das mit den "sogleichen" Eindrücken der Richterin, den beklemmenden Gefühlen des Oberstaatsanwaltes? Muss beim unbefangenen Beobachter nicht der Eindruck des Totalversagens des Gerichtes entstehen, vor allem auch weil schon nach den ersten Aussagen Loth's erste massive Bedenken eines anderen Nebenklagevertreters bekannt wurden?
Nachdem Peter Loth seine Nebenklage zurückzog, hofft das Gericht möglicherweise, dass Fragen nach einem eventuellen Versagen der Rechtspflege nicht gestellt werden. Es mag sicherlich noch zu früh sein, dem Gericht Blauäugigkeit vorzuwerfen, aber es stellen sich schon Fragen, warum das Gericht nicht potentielle Nebenkläger ein klein wenig näher daraufhin überprüft ob sie überhaupt nebenklageberechtigt sind. War das in diesem Fall fahrlässig oder schuldhaft oder ist das Gericht nur restlos überfordert? Welche Konsequenzen werden gezogen?
Ein sich als jüdisches Opfer ausgebender deutsch-amerikanischer Trittbrettfahrer mit aus Fürstenwerder stammender evangelischer Familie hat nach theatralischem Auftritt im Gerichtssaal ausgeschauspielert. Auf der Strecke blieb jedwede Glaubwürdigkeit des Hamburger Landgerichtes. Geschadet hat das aber auch der Glaubwürdigkeit tatsächlicher Holocaust-Überlebender. Das wird Auswirkungen haben im gerade laufenden, aber auch noch in evtl. weiteren anstehenden KZ-Prozessen.
Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Iris Freundorfer
13.01.2020, 23:52
Hallo Wolfgang und alle anderen,
ich habe heute erstmals von dieser Geschichte gelesen und konnte es kaum fassen.
Ich frage mich vor allem: Welche Motive treiben diesen Peter Loth an? Da kommen mir nur sehr, sehr üble Möglichkeiten in den Sinn...
Viele Grüße
Iris
Wolfgang
14.01.2020, 10:16
Schönen guten Morgen,
hallo Iris,
Peter Loth hat eine schlimme und traumatische Kindheit und Jugendzeit durchmachen müssen die sein Leben nachhaltig beeinflussten und prägten. Aber warum erdichtete er sich eine solche Lebensgeschichte? Darüber kann nur spekuliert werden...
Er behauptete, er habe sein Leben lang nach seiner Identität, nach seinen familiären Wurzeln gesucht. Zumindest auf seiner mütterlichen Seite, und auf ihrer Familie basieren seine Geschichten, wäre er viele Generationen zurückgekommen, hätte er ernsthaft den Versuch unternommen, ein bisschen etwas zu erfahren.
Gerade in den USA, aber auch in Deutschland, ist die Hilfsbereitschaft ungeheuer groß, Menschen zu helfen, die ihrer Identität nachgehen wollen. Und da ist auch unser Forum ein gutes Beispiel: Wer seine Vorfahren sucht und ein paar Daten nennt, wird Antworten erhalten, wenn sich nur irgendwo Recherchemöglichkeiten ergeben wie z.B. bei Archion, Ancestry, FamilySearch, MyHeritage oder auch der Heimatortskartei. Und so hätte Peter Loth, hätte er nur irgendwo gefragt, schnell Antworten zu seiner Familie, zu seiner Herkunft, zu seiner religiösen Abstammung erhalten.
Die "Zeit" hat das Zurückziehen der Nebenklage sehr gut kommentiert: "Er hat nichts zu verzeihen (https://www.zeit.de/hamburg/2020-01/stutthof-prozess-kz-wachmann-nebenklage-holocaust/seite-2)". Dort wird dargelegt, warum die Glaubwürdigkeitsprüfung NS-Überlebender "niedrigschwellig" (Erklärung der Richterin) angesetzt worden sei. Gut, das Gericht muss sich vorhalten und fragen lassen, warum es trotz früher ernsthafter Zweifel an dem Zeugen und Nebenkläger Peter Loth offenbar erst jetzt ein bisschen näher hinschaute.
Ganz problematisch ist es aber auch, wenn solch "niedrigschwellige" Prüfungen eines Nebenklägers dazu führen, dass ein Angeklagter durch ihn unberechtigt schwer belastet wird. Als Konsequenz wird man also künftig sicherlich Nebenklageberechtigungen genauer prüfen, womit, wie die "Zeit" darlegt, den wirklichen Holcaust-Überlebenden ein "Bärendienst" erwiesen wird.
Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang
suum cuique
18.01.2020, 06:46
Hallo Wolfgang,
Du hast schon fast wieder beschwichtigend gewirkt, wie ein Strafverteidiger im Jugendstrafverfahren, als Du die Kindheit von Loth schlimm und traumatisierend bezeichnetest. Er weiß doch in seiner Abstammung.
Falls Loth ein Betrüger und Hochstapler ist, dann hat er sich nicht nur strafrechtlich sondern erst recht moralisch unentschuldbar schuldig gemacht!
Sich auf dem unermesslichen Leid von Millionen Ermorderter zu profilieren und als Fake-Autor Geld zu verdienen ist meines Erachtens absolut widerlich und ekelhaft. Wir müssen sich da die noch lebende Opfer und deren Nachkommen fühlen?
Ich hatte selber durch meine berufliche Tätigkeit viel mit echten Holocaustopfern zu tun, auch Überlebenden aus Auschwitz. Mir saßen nicht nur einmal alte Menschen mit Nrn. Tätowierungen gegenüber. Immer ein bedrückendes Gefühl.
Man fragt nach der Motivation? Geld und Geltungsbedürfnis. Bilder der Umarmung gingen um die Welt. Menschen lieben solche Geschichten, denn wer mag es nicht, wenn das Gute und die Liebe über das Böse und Hass und Rache triumphiert? Loth wurde zum Helden, der Sieg des Guten, so schien es. Wen hat das nicht gerührt? Nun, der Mensch mag solche Geschichten, gibt es einem doch die Hoffnung zurück an das Gute im Menschen glauben zu können. Wenigstens bis zum nächsten Reality Check.
Durch seinen Auftritt im Gericht wurde er weltberühmt, das hat sich bestimmt auch auf seine Verkaufszahlen ausgewirkt. Soviel zur Motivation.
Hoffentlich trifft ihn nun auch noch die Ächtung seines US Umfeldes.
MeinEichwalde
18.01.2020, 10:30
Liebe Danziger und Freunde,
Journalist Güntner von der NZZ meinte einmal, dass es typisch für Zeitzeugen sei zu lügen. Wenn man das weiss muss jeder gegenbefragt werden. Das passiert hier in diesem Forum ganz wunderbar. Weil hier immer Nachbarn mitlesen, mit denen hier jeder rechnen muss. Manche hier packen deshalb ihre Familiengeschichte auch nicht aus, weil innerhalb der eigenen Familie die Story nicht einhellig abgesegnet wurde. Die Massen von Tätern die hier rumlaufen, sind sicher nicht gut sichtbar. Wieso auch ? Selbstbwewußt sich mit seinen Gräueltaten zu brüsten ist aber vielleicht auch nicht der richtige Weg. Obwohl das mal sehr in Mode war bei den Täternachkommen der Spietzennazis. Ich habe sehr viele Zeitzeugentagungen besucht. Die zeitzeugenberichte waren meistens nach 40 jahren erst recherchiert worden. und dann sauber bereinigt formuliert. Peinliche Fakten rausgestrichen. Und die Erinnerung war dann eben konstruiert. Peter Loth ist nur ein extremes Beispiel für Falschausagen. Ich habe zum Thema mal einen Vortrag gehalten, den ich auf meiner Seite im Netz auch veröffentlicht habe. Das Fluchttagebuch meiner Oma ist hier nicht erwünscht gewesen. und besonders nicht innerhalb meiner engeren Gruppe, die die Westpreussen sind. Flucht sei doch nicht so wichtig, wenn es eine Täterfamilie sei. Wir waren eine Familie von Hofbesitzern mit Kreisbauernführerpapa. Und mit Stutthof genau bekannt. Und auch mit den ganzen Insassen, die auf unseren Feldern arbeiteten. Irgendwie scheint es mir auch ein Versäumnis der Gruppe der Tiegenhöfer, dass diesem PeterLoth nicht schon viel früher widersprichen wurde. Es ist doch unglaublich. Viele liebe Grüße aus Berlin Tempelhof Eure Delia
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