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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Was aßen Mennoniten?



hans258
06.09.2020, 19:13
Hallo,
Ich wusste nicht genau wo ich meine Frage einordnen soll. Ich werde es einfach mal unter Omas Rezepte einordnen. Ich habe im Internet gesucht was ein typisches mennonitisches Rezept ist, fand aber hauptsächlich Rezepte der Mennoniten aus Kanada und der russischen Mennoniten. Ich suche eher etwas aus dem Kreis Danzig, weil ja eben meine Familie den preußischen Mennoniten angehörte.
Ich habe vom Zwieback gelesen aber ich suche richtig Rezepte.
Wie gesagt, ich habe zwar viele Rezepte gefunden, aber die sind immer von der vor Ort herrschenden Koch Tradition geprägt, zum Beispiel kochen die Mennoniten aus Lateinamerika sehr oft mit Einheimischen Produkten die es in dieser Form in Europa nicht gibt.
Kennt ihr irgendwelche Rezepte der preußischen Mennoniten?

Ich wünsche euch einen wunderschönen Sonntag,

Hans

waldling +6.8.2023
06.09.2020, 19:27
Moin, Hans,

ich glaube kaum, dass sich Menschen nach einer Übersiedlung von ihre Gerichten trennten. Sicherlich gab es eine gewisse Anpassung, aber ganz aufgegeben haben sie ihre Gerichte sicherlich nicht. Ich koche nachwievor Gerichte meiner Mutter und Großmutter, lege Salzgurken nach dem Rezept meines Großvaters ein etc., etc.
http://www.mennlex.de/doku.php?id=top:kochbuecher

Herzliche Grüße
Uwe

love danzig
06.09.2020, 20:35
Hallo Uwe,
ich liebe selbst eingelegte Gurken am besten schmecken sie mir mit Dillgeschmack. Kaschubisch?
Schöne Grüße Roman

waldling +6.8.2023
06.09.2020, 20:43
Moin, Roman,

ja, ich liebe diese Salz-Dill-Gurken auch. Mein Großvater kam aus Wolhynien. Er war ein "Jäger" und Sammler. Das Gurken-Rezept für einen kleinen Tontopf:

- ca. 30 mittelgroße Einlegegurken
- eine Handvoll schwarze Johannesbeerenblätter
- eine Handvoll Sauerkirschblätter
- ca. 3 Dolden Dill
- zwei Handvoll Weinblätter
- ca. 8 ½ Esslöffel Salz
- ca. 4 Liter Wasser
Zubereitung:
Wasser mit Salz aufkochen und abkühlen lassen. Dann die Gurken in einem
Tongefäß mit den Blättern und dem Dill schichten. Jetzt das kalte Salzwasser
darüber gießen, Unterteller drauf legen und mit einem Stein beschweren. Die Gurken
sollten jetzt mindestens 8 Tage ziehen. Dann eine Gurke zur Probe herausnehmen
und durchschneiden. Ist das Innere gelb, dann kannst du reinhauen, hmmmm!

Dieses Jahr bin ich leider nicht dazu gekommen, leider, sehr traurig :(

Beste Grüße
Uwe

waldling +6.8.2023
06.09.2020, 20:44
Ich teste meistens nach 4 Tagen, halte es dann nicht mehr aus, 1x im Jahr ist einfach zu wenig, ich bereue es schon, nicht dieses Jahr gemacht zu haben.

love danzig
06.09.2020, 20:58
Hallo Uwe,
meine Mutter kam aus Memel, sie kannte es nicht so, aber mein Freund kommt aus der Gegend Starogard Gdansk aus einer alten Kaschubischen Familie . Ich hoffe er wird immer mein Freund bleiben, denn er hat im Keller viele Fässer mit guten Sachen und ich darf mich Oft bedienen. Auch eingelegte Heringe usw;)
Gruß Roman

ada.gleisner
07.09.2020, 00:20
Meine Großmutter stammt aus Masuren und sie hat Salzgurken immer mit viel Dill und kleinen Merrettichstückchen eingelegt, so daß ich annehme, das diese Dillgurken eine ost-westpreußische Tradition haben und vielleicht sogar darüber hinausgehen nach Osten.
LG von Ada

hans258
07.09.2020, 10:40
Danke für eure Beiträge. Ich werde versuchen diese Kochbücher zu finden.
Mein Opa der ja Mennonit war hat so fern ich weiß nie mennonitisches vorbereitet und leider lebt jetzt keiner den ich fragen könnte.
Ist eigentlich die Stadt Danzig stark durch die Mennoniten geprägt worden?

Mfg,

Hans

waldling +6.8.2023
08.09.2020, 17:52
Moin, Hans,

hier noch ein Artikel:
https://chort.square7.ch/kb/eklass15.pdf

Im Wolhynie-Forum gibt es zu den Gurken was:
https://wolhynien.de/life/rezept_6.htm

Gruß
Uwe

waldling +6.8.2023
08.09.2020, 18:12
Moini,

na dann werde ich noch mal für das aktive Schreiben im Forum :)).

Meine Oma (men.) war als junges Mädchen Wirthin und kochte beim Bauern für das Gesinde. Meine Großeltern hatten auf dem „Hof“ eine Scheune. Sie hatten zwei Schweine und Hühner. Im Garten hatten sie u.a. Kartoffeln und Pastinaken. Auch heute essen wir gerne noch Pastinaken, gestampft mit Kartoffeln und mit Schweinenacken (geräuchert) serviert. Überhaupt haben wir viele Gerichte aus Mutti's Heimat übernommen. In der Heimat meiner Mutter waren Kartoffeln ein Hauptgericht. Da gab z.B. Erdschocken mit Duxel (?). Damit waren Kartoffeln mit verschiedenen Dipp-Soßen gemeint. Meistens wurde Fett ausgebraten, beispielsweise Apfelfett, und dann wurden die Kartoffeln eingetaucht. Auch Fisch wurde viel verspeist, lag Stutthof doch an der Küste, direkt neben dem Fischerdorf Bodenwinkel.

Gruß
Uwe

Antennenschreck
08.09.2020, 18:21
Hallöle,

ich habe hier ein Buch, was in etwa zum Thema passt:


Doennigs Kochbuch

Über 1500 Rezepte

Der Küchenklassiker aus Ostpreußen

aus dem Rautenberg Verlag

ISBN 978-3-803-3046-1

Neu für 19,95 und gebraucht ab 10 Euro

waldling +6.8.2023
08.09.2020, 18:37
http://rezeptfuer.com/view/MENNONITEN_WEISSBROT/38332

waldling +6.8.2023
08.09.2020, 18:53
Moin,

eines meiner Lieblingsessen war Königsberger Klopse. Keiner konnte und kann bis heute dieses Gericht so gut zubereiten, wie meine Mutter es konnte. Dieses Gericht lebt immer noch, wie die Gurken von Opa. Hoffentlich lebt diese Köstlichkeit noch lange, damit meine Nachkommen sich daran erfreuen können, so wie ich mich daran erfreue und erfreut habe.


Zutaten für 4 Personen:
- ca. 2 ½ Liter Wasser (eher 2 Liter)
- 2 Becher saure Sahne, a 150 ml
- 2 Becher süße Sahne, a 150 ml
- 4 mittlere Zwiebeln
- 3 Lorbeerblätter
- 2 Teelöffel Pimentkörner
- 2-3 gehäufte Esslöffel Mehl
- ½ Teelöffel Zucker
- 2-3 Zitronen
- 3 Esslöffel Paniermehl
- 1 Ei oder ½ Glas Selter
- Salz und Pfeffer
- 1 ½ Pfund Hackfleisch, halb Schwein und halb Rind
- Kartoffeln, meine Mutter nahm Salzkartoffeln, ich nehme Pellkartoffeln

Zubereitung:
Das Hackfleisch mit Salz und Pfeffer, 2 Zwiebeln (hineinreiben), etwas Paniermehl,
Eier oder Selters, ordentlich durchkneten und zu kleinen Kugeln formen. Inzwischen
das Wasser mit Salz, Pimentkörnern, Lorbeerblättern und 2 Zwiebeln aufkochen. Um
die Suppe anzurühren, die Klopse aus dem Wasser herausnehmen. Jetzt eine extra
Schüssel nehmen, die süße und saure Sahne darin glattrühren, dann das Mehl
zugeben und nochmals gut glattrühren. Vom aufgekochten Wasser etwas in die
Sahne geben, beugt Klumpen vor. Nun den Schüsselinhalt in den Topf geben.
Rühren und noch mal aufkochen. Eventuell durch ein Sieb in einen anderen Topf
gießen, sollte es noch zu klumpig sein. Mit Zitrone abschmecken und den Zucker
nicht vergessen. Dann die Klopse wieder rein. Nun kann es losgehen, langsam
essen, auch wenn es sooooooooooooo köstlich ist!

Fischersjung
08.09.2020, 21:26
Super Uwe,
danke, endlich mal Königsberger Klopse ohne Fisch.
Rezept ist schon weitergeleitet :)

Beate
08.09.2020, 21:32
Guten Abend,

zu #12: interessante Rezepte sind das! Aber was mag denn: 2 1/2 Esslöffel geschmolzene Verkürzung beim Weißbrot-Rezept bedeuten? Auch im Original steht ja nur "Shortening"? Vielleicht ein Fett?

Grübelnde Grüße, Beate

Fischersjung
08.09.2020, 21:42
Hallo Beate,
gibt Onkel Google die Auflösung zu #12/15 ?
https://www.google.com/search?client=firefox-b-d&q=was+ist+Shortening

Verkürzung:
http://www.drinkfood.biz/de/breads-breakfasts/bread-recipes/1001003635.html

Beate
08.09.2020, 21:47
100 Punkte, Joachim, super! Herzlichen Dank!:)
Gehärtetes Fett also... Hab es noch nicht zum Backen verwendet.

Fröhliche Grüße, Beate

Fischersjung
08.09.2020, 21:49
Beate
...so richtig schlau bin ich da aber auch im Moment noch nicht!

Fischersjung
08.09.2020, 21:51
nochmal zu #17
Es wird doch geschmolzenes Hartfett sein.
https://books.google.de/books?id=CvANBAAAQBAJ&pg=PT13&lpg=PT13&dq=was+ist+geschmolzene+Verk%C3%BCrzung&source=bl&ots=wvY3oatkTU&sig=ACfU3U3leh5wLNG3SnVppCq8rMC3kbSoGQ&hl=de&sa=X&ved=2ahUKEwj29pPBqdrrAhXR3KQKHXk8DJo4ChDoATAIegQIC hAB#v=onepage&q=was%20ist%20geschmolzene%20Verk%C3%BCrzung&f=false

Beate
08.09.2020, 21:57
Das ist bei uns "gehärtetes Pflanzenfett", ein normalerweise flüssiges Fett, was zwecks Haltbarkeit und besserer Dosierbarkeit chemisch/physikalisch verändert wird und so fest/halbfest wird.
Hab gerade gelesen, dass es bevorzugt in Großbäckereien verwendet wird.

Fröhliche Grüße, Beate

Rahmenbauer14, + 1.11.2021
08.09.2020, 22:10
Guten Abend,
was ist mit "Palmin"? Ist fest bei Kälte, ist wird flüssig bei Wärme.

Schönen Abend noch,
Rainer

truscho
08.09.2020, 22:19
Guten Abend alle,
Palmin hat einen ganz schlechten Ruf. Aber "damals" war ja alles noch in Ordnung.
Wenn man es flüssig machen soll,
geht es sicher auch mit Butter oder Margarine.
Viele Grüße
Gertrud

Beate
08.09.2020, 22:42
...und dass es das bei uns gar nicht für Privathaushalte gibt...in Österreich schon.

Fröhliche Grüße, Beate

Beate
08.09.2020, 22:49
Palmin ist aber doch Kokosfett?
Palmfett soll eingeschränkt werden, das ist wichtig aus Gesundheitsgründen sowie der Natur zuliebe: zum Pflanzen der Palmfelder wird Regenwald gerodet...
Aber das hat jetzt weniger mit den Mennoniten zu tun!:)

Fröhliche Grüße, Beate

truscho
08.09.2020, 23:22
Nur zur Info: Kokosfett: Wird aus dem fettreichen, getrockneten Kernfett der Kokosnuss gewonnen. Palmfett: wird aus den Früchten der Ölpalme gewonnen.
Habt eine gute Nacht.
Gertrud

Fischersjung
08.09.2020, 23:34
..zu 21
Ich glaube Rainer meint das:
https://www.palmin.de/rezepte/kalter-hund-mit-salz-kraeckern/

Egal wie, Kalter Hund ist immer gut :)

Aber jetzt schweife ich ab. Bis dann......

Rahmenbauer14, + 1.11.2021
08.09.2020, 23:48
So ist es Joachim.

Und jetzt wünsche ich eine Gute Nacht.

Rainer

hans258
09.09.2020, 00:07
Vielen Dank für eure Rezepte.
Auch dir Arndt, vielen Dank für deine Buch Empfehlung, bin selber doch eher so eine Person die gerne ein physisches Buch in der Hand hält, weiß nicht, ist irgendwie traditioneller im Büchlein zu blättern.
Das ist echt schön das doch noch so viele so stark ihrer Traditionen treu sind, denn viele Leute kochen meistens sehr allgemeines Essen und nicht etwas was man einer bestimmten Region zu ordnen kann.

Mfg,
Hans

waldling +6.8.2023
09.09.2020, 08:22
#14
Moin, Joachim,

dann gib mal Rückmeldung, ob es euch geschmeckt hat.

Herzliche Grüße
Uwe

suum cuique
09.09.2020, 10:41
Hallo Waldling,
Mich erstaunt der große Anteil an Sahne. Dass Sardellen oder Heringstückchen fehlen wundert nicht. Ist Geschmacksache und wird wohl öfters weggelassen.

waldling +6.8.2023
09.09.2020, 11:09
Moin, Andreas,

ja, früher wurde wohl an Fett nicht gespart. Um den Geschmack so hinzubekommen wie ich es kenne, braucht man dann wohl die Menge an Sahne. Es esse dieses Gericht auch nicht so oft.

Gruß
Uwe

Fischersjung
13.09.2020, 11:38
Hallo Uwe
Königsberger Klopse #13 wurden gemacht.

Beim nächsten mal werden wir auf die "süße Sahne" verzichten und zusätzlich ein paar Kapern in die Soße geben.
Gibt einen kräftigeren Geschmack.
Zu deinem Rezept hatte ich dann noch etwas mehr Zitonen gegeben, mit wenig Zucker danach abgeschmeckt und es war perfekt.
Königsberger Klopse sind sehr gern gegessen worden und alle waren zufrieden.
Ich mag keinen Fisch oder Sardellen, daher alles perfekt.

Bis dann mal wieder!

waldling +6.8.2023
13.09.2020, 11:56
Moin, Joachim,

danke für die Rückmeldung! Super, perfekt, manchmal muss man etwas basteln, damit es passt, dann mach ich auch mehr Zitrone rein. Ich für mich mag nicht so gerne Kapern.

Einen schönen Sonntag!
Uwe

Fischersjung
13.09.2020, 12:04
Hallo nochmal....
Kapern mag ich auch nicht essen, lege sie dann beiseite.
Für den kräftigerern Geschmack der Soße nehme ich sie schon.

So wie wir Menschen verschieden sind, so sind auch die Geschmäcker unterschiedlich :)

Also raus in die Natur und den schönen Tag erleben.