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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Von Wolfgang im Februar 2016 gesuchte Lesehilfe



Ulrich 31
20.06.2021, 18:23
Liebe Transkribierexperten im Forum,

beim Surfen durch die Forum-Vergangenheit bin ich zufällig auf diesen Beitrag gestoßen:

Am 03.02.2016 bat Wolfgang in dem von ihm gestarteten Thema "Bittgesuch der Fischerbabker um eine Kornmühle (1715)" (> http://forum.danzig.de/showthread.php?10168-Bittgesuch-der-Fischerbabker-um-eine-Kornm%FChle-(1715)&highlight ) in seinem Beitrag #2 darum, ihm beim Entschlüsseln eines handgeschriebenen Textes aus dem Jahr 1715 zu helfen. Dieser Bitte folgte bis heute keine Antwort. Ob Wolfgang noch immer an dieser Textentschlüsselung interessiert ist, bleibt offen. Trotzdem erinnere ich hiermit an jene Bitte von Wolfgang für den Fall, dass sich einer von Euch dennoch dieser Angelegenheit annehmen möchte.

Beste Grüße
Ulrich

Gertru
21.06.2021, 10:11
Lieber Ulrich,
ich versuche es mal, weiß aber nicht, ob ich alles entziffern kann.
Viele Grüße
Angela

Ulrich 31
21.06.2021, 10:27
Liebe Angelika,

diese Lesehilfe ist nicht für mich, sondern für Wolfgang bestimmt. Bevor Du Dich ans Werk machst, solltest Du erst bei Wolfgang erkunden, ob er an dieser vor gut 5 Jahren geposteten Lesehilfe noch interessiert ist.

Beste Grüße
Ulrich

Gertru
21.06.2021, 12:31
Nun bin ich schon fertig.

Bitt Schrifft
Lecta (ausgewählt, erwählt) in Funct. d. 20 May 1715
und befindet die hochlöbliche Function
daß Supplicanten mit ihm des auch
nicht zu fried? seyn, sämptlicher
Indeß soll mit Joh. Gerge Klein
geredet werden daß er etwa ins Kunedt-
ge vor seine Mühle den Publico
jährlich zu geben gesonnen
seyn möchte:
Untersaßen
und Einwohner
Des Dorffes
Fischer Babke

---- (nächste Seite) ---
Hoch wohl Edle, Gestrenge, Veste, Hoch und
wohl weise, Groß günstige, Gnädige
Herren
Nechst herzlicher Wünschung Göttlicher gnade, Leibes und
Seelen wohl Fahrt, Glücklicher und Fried samer regierung sampt be-
stendiger Lang gewünschter gesundtheit, haben wir untersaßen
des Dorffes Fischer Babke, an unsere Gnädige Hochgebietende
Obrigkeit, nicht umb gang nehmen können, Ihnen Demüttigst
zu Bitten, sie wolten so Güttig sein, und uns frey geben, daß wir uns
die kleine wüste Windt Mühle aus Nickels Walde möchten kauffen,
weil wir solche grosse Beschwerlichkeit von dem Mühlen reisen haben,
daß wir zwischen den Wassern wohnen und so oft auf Lebensge-
fahr nach anderen Wasser Mühlen, als nach Frauen burg, Brauß burg,
Marien burg etc. mitt grossen unkosten reisen müssen, baldt mitt gefäß
zu Wasser, baldt mit Handt Schlitten zu Fuß über das schwache eiß,
daß auch manch mahl daß Korn u. Mehl Im Hawe oder Weissel geblie-
ben und wir kaum daß Leben auff dem schwachen Eise gerettet,
wie sehr offt geschieht eß, daß wir zu Etlichen Wochen, absonder-
lich bey Vor Jahrs und unbestendigen Winters Zeitten, da es
nicht unter noch über Ist, wegen Eiß u. groß Wasser, nach kei-
ner Mühle nicht kommen können, und so wir den entlich da hin
gelangen, so müssen wir offt biß 6-7 mahl dar nach reisen, viel
Tage u. nacht dar bey warten, ehe wirß können abgemahlen be-
kommen, da den die Hauß armen so kein Pferd oder Kahn haben,
oder bekommen können, und kaum 1/4 zu brodt bezahlen können, am Elen-
desten dran sindt, sehr offt mangelt der Windt, da eß biß
Weilen etliche Wochen Stille Ist und so er den noch etwaß we-
het, doch nicht so hart kommt, dass er eine Mühle drehet, und
wehet
---- (nächste Seite) ----
wehet den der Windt, so ist wieder so viel zu mahlen auffgesam-
let, daß wir sehr offt in 3-4 Wochen daß mehl nicht bekommen,
und dar über mitt Kinder u. gesinde große noht müssen leyden,
und daß murren von dem Gesinde vor Lieb nehmen, deßwegen
Bitten wir demüttig sampt allen unfreyen, und der gantzen ar-
mut, unserer gnädigsten, hoch gebietende Obrigkeit, sie begaben
uns mit der Freyheit, daß wir oben unserm Dorffe an der
Weissel, auf unserer genanten Wiese, die kleine Windt Mühle, von
Nickelswalde mögen hin setzen, Es wird nicht allein unserm Dorffe
sondern auch den andern 3 Dörffer, als Glabisch, Steegnerwerder
und Juncker Troyel, eine sehr grosse Hilfe seyn, welche mitt
unß zwischen der Weissel und Schad lahck, alß auff einer Insel
wohnen, auch alle solch beschwerlich Mühlen reisen haben alß wir
und wen unß unsere gnädige hochgebietende Obrigkeit mitt der
Frey heitt begabte, so währen wier 4 Dörffer, von dem beschwer-
lichen alle zeitt über daß Wasser reisenden Mühlen fahren
befreyet und könnten unsere Felt u. Bauer arbeit besser ab-
warten, und die so höchst noht dingliche schaar wercke an
unseren (durch Gottes und unserer Lieben Obrigkeit Hilffe) er
halteren Wollen, so viel Fleissiger Treiben und vorstellen, möchten
sie etwa auff die gedancken kommen, ob solche Mühle, auch
Ihrer Hoch Edlen Raths Mühle Im Stutt howe, könte zu nahe
stehen, so können wir dieses bezeugen, daß wir von der Fisch-
er babke, biß Stutthoff 1 1/2 Meillen zu fahren haben, daß
also sehr selten auß diesen 4 Dörffern jemandt nach Stutthoff zu mahlen
kompt, auch die Steegner da selbst nicht können gemahlen bekommen
weil daß bäcker mehl u, maltz immer vorgeht, hingegen Ist die
Küchwerdersche Mühle zimlich nahe, aber wir müssen alle Zeit über
2 Weissel, wo wir sehr offt nicht über kommen können, da zu ge-
het diese so sehr schwer, wo nicht ein halber Sturm wehet,

---- nächste Seite ----
so steht sie immer still, und wirdt nichts abgemahlen, da sie sonst
auch zum Wasser mahlen hin gebaut, und keinen Mühlen Zinß nicht
geben will, daß uns also die hohe noht dazu zwinget, daß wir
unserer Gnädigen Hoch gebietenden Obrigkeit, mitt dieser Bitte
nicht vor bey gehen können, Triebe uns die noht und große beschwer-
lichkeit nicht dazu, so wolten wir unserer hoch gebietenden obrig-
keit, Diese Mühe nicht machen, und wir selbst die unkosten sampt
dem hin bauen über haben bleiben, Bitten noch mahls, u. werffen
unß Vor Sie Aller seits hoch wohl Lob gestrenge, Veste, hoch-
und wohlweise, Groß günstige, Gnädige Herren, In aller Tiefster
Demutt, mit dieser geringen Schrifft nieder, hertz flehenlich bittendt
sie wollen unß unserer bitte gnädig gewehren, wir wollen den
Mühlen Zinß fleissig und richtig ab Tragen, Vor die Große
Gnade und Wohl Taht, so unsere Gnädige Obrigkeit, In diesem
unß auch Erzeugen kan, wollen wir sampt unsern armen Weibern
und Kindern, die Zeitt unsers Lebens fleissig und ohn Unterlaß
Zu Gott seufzen und behten, daß der aller höchste Gott und
Barmhertzige Vater Im Himmel, unserer Liebwertteste Obrigkeit
In allem Glücklichen wohl Ergehen, wolle Erhalten, und be-
wahren, von ihm alle unruhe und beschwerligkeit Gnädig
abwenden, und bey Glücklicher und friedsamer regirung biß
zu Ewigen Zeitten Erhalten, und ihnen zeittliche und Ewige
Wohl fahrt geben.

Gertru
21.06.2021, 12:38
Mit Fragezeichen habe ich in der 6. Zeile von oben "fried" gekennzeichnet (leider ohne Klammer). Es soll wohl "zu frieden" abgekürzt sein.
Unklar ist mir auch in der 7. und 8. Zeile: "ins Kunedt- ge"
Viele Grüße
Angela

Beate
21.06.2021, 12:54
Was für eine Fleißarbeit!!!
Grandios, Angela! :)
Danke dafür- dann wollen wie jetzt hoffen, dass Wolfgang es baucht.....

Fröhliche Grüße, Beate

Ulrich 31
21.06.2021, 12:59
Liebe Angela,

das Transkribieren hat Dir offensichtlich Spaß gemacht, doch ich erinnere Dich erneut daran, dass es im vorliegenden Fall eigentlich nur dann Sinn macht, wenn es Wolfgang noch hilft. Hast Du denn Wolfgang danach gefragt?

Beste Grüße
Ulrich

Gertru
21.06.2021, 14:17
Hallo Ulrich und Beate,
ich denke, selbst wenn Wolfgang es nicht braucht, hat vielleicht jemand im Forum Vorfahren aus Fischerbabke.
Ein Vorfahr von mir kommt auch von dort.
Viele Grüße
Angela

Ulrich 31
21.06.2021, 21:05
Guten Abend, Angela,

ich teile Deine Argumentation in #8. Wolfgang hätte vermutlich schon 2016 die gewünschte Lesehilfe von anderer Seite erhalten (Du warst damals noch nicht Forum-Teilnehmer), wenn er seinen Wunsch nicht im Unterforum "Fischerbabke", sondern im Unterforum "Lesehilfe" platziert hätte. Vielleicht wäre aber die damalige Lesehilfe nicht so famos ausgefallen wie jetzt die Deinige.

Beste Grüße
Ulrich

Inge-Gisela
22.06.2021, 09:05
Angela, eine Wahnsinnsarbeit, die Du da geleistet hast. Zumal der Text nach unserer heutigen Sprache auch schwer verständlich ist. Hut ab. Aber zu lesen auch interessant für jemanden, der keine Ahnen in Fischerbabke hat.

Lieben Gruß

Inge-Gisela

Gertru
22.06.2021, 09:33
Hallo, das war nicht die Wahnsinnsarbeit, wie Ihr denkt, denn Wolfgang hatte den ganzen Text schon entziffert. Es gab nur wenige Fehlstellen und wenige kleine Fehler, die es allerdings in sich hatten- wirklich schwer lesbar.
Ich habe den Text nur revidiert- habe nur insgesamt (mit den Vorbereitungen) 2 Stunden daran gearbeitet.
Viele Grüße
Angela

Beate
22.06.2021, 11:11
Stell dein Licht nicht unter'n Scheffel Angela;), hast es fein hingekriegt. Und es gibt einen guten Einblick in das damalige Verhältnis Arbeiter/ Obrigkeit. Schlimm in meinen Augen, dass sie praktisch ums Überleben so betteln mussten, das Verantwortungsgefühl der " Hohen Obrigkeit " scheint ja etwas unterentwickelt gewesen zu sein....

Schöne Grüße, Beate

Peter von Groddeck
22.06.2021, 11:17
Liebe Gertru,
Gratulation!!! Selbst als nicht Betroffener, fand ich es interessant, den Text zu lesen. Egal ob Wolfgang diesen Text noch braucht oder nicht. Leider geht es Wolfgang und/oder seiner Mutter so schlecht, dass er schon lange nicht mehr im Forum zu lesen war.
Beste Grüße
Peter