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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Franz Erdmann: Herbstabend an der Weichsel



mottlau1
11.09.2008, 17:18
Herbstabend an der Weichsel

Nun zieht der herbstlich herbe, strenge Duft,
durch die Verwilderung verlass´ner Gaerten
die Mueckenschwaerme spielen in der Luft,
und Trauerweiden stehn mit langen Baerten.

So friedlich liegt vor dir dies Stueck der Welt,
als haett´es Kriegsnot niemals hier gegeben.
Wo breit die Feuersaat der Sonne faellt,
siehst du im Strom geheime Kraefte weben.

Doch wie du noch ob dieser Lichspur sinnst,
ist schon der zauberhafte Glanz verblichen.
Du spuerst, dass leis´zu froesteln du beginnst,
das Gold ist einem duestern Grau gewichen.

Und mit dem Grau, in dem das Licht ertrinkt,
wills dich wie Wehmut, bang und trueb, beschleichen,
dass alles Schoene so in Nacht versinkt
und sich verliert in stummen Schattenreichen.

Franz Erdmann


Mottlau1

jonny810
11.09.2008, 20:27
Hallo Jutta,

ich finde, das ist ein ganz gefühlvolles Gedicht und sehr romantisch.

Man glaubt, man erlebt es beim Lesen.

Haste toll gemacht.


Ps. es verrät aber auch, dass Du eine kleine Romantikerin bist.

Herzliche Grüsse, Erhart

GiselaMaria
06.08.2012, 14:56
Ich habe gerade mal im Forum herumgestöbert und fand dieses Gedicht. Handelt es sich bei dem Dichter um meinen Onkel, Franz Erdmann aus Danzig-Oliva? Herzlichen Gruß von Gisela Maria

mottlau1
06.08.2012, 17:58
Hallo lieber Erhart,

danke für Deine netten Worte. Ja ich bin romantisch veranlagt. Kommt evtl. auch weil ich sehr viel lese aber auch noch von Hand Briefe schreibe. Der PC konnte das nicht verdrängen.
Ob Du es glaubst oder nicht, ich habe überall in der Wohnung viele viele Bücher.
Als ich Kind war konnten meine Eltern mir nur sehr wenige Bücher kaufen. Um meine Wißbegier zu stillen trat ich mit 18 Jahren in einen
Buchclub ein, das ist schon 50 Jahre her.

Herzliche Grüße auch an Dich Jutta

Wolfgang
08.08.2012, 21:04
Schönen guten Abend,
hallo Gisela Maria,

der Autor des Gedichtes war Dr. Franz Erdmann, Studienrat am Conradinum, wohnhaft gewesen in Oliva in der Adolf-Hitler-Str.494, geb. 10.09.1898.

Von ihm stammen eine Vielzahl wunderschöner Gedichte, die nach dem Krieg in "Unser Danzig" und im Danziger Hauskalender veröffentlicht wurden. Besonders viel von ihm war in den vor und nach dem Krieg von Carl Lange herausgegebenen "Ostdeutschen Monatsheften" zu finden. Ich weiß gar nicht ob es von ihm ein Werksverzeichnis gibt - weißt Du etwas davon?

Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang