PDA

Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Katholisches Kirchenbuch St. Albrecht - evangelische Verstorbene um 1800



Karsten_A
14.07.2023, 22:29
Hallo zusammen,

in den Sterbeeinträgen um 1800 findet man immerhin ca. 10...20% evangelische/ lutherische Verstorbene (ohne es abgezählt zu haben). Weiß jemand woran das liegt? Ist das eine Besonderheit in dieser Kirche oder war das damals durchaus üblich?
Dort wurden auch ev. Verstorbene aus z.B. Bangschin beerdigt, obwohl die ev. Kirchen Gischkau und Praust nicht nur örtlich näher, sondern sogar dazwischen liegen.
Im Taufbuch finden sich auch evangelische Taufen.

Einen schönen Abend
Karsten

JuHo54
15.07.2023, 00:08
Hallo Karsten,
das kann verschiedene Gründe haben. Vakanz des Pfarrers, Kirchenrenovierung und die schlechten Wege damals je nach Jahreszeit. Der Weg nach Praust war von Bangschin aus zwar weiter als nach Gischkau, aber wahrscheinlich besser. Da wurde dann die Kirche gewählt, die am besten zu erreichen war...Bangschin gehörte zu ev. Gischkau.
Das gibt es auch in anderen Kirchengemeinden und auch umgekehrt. Darum kann es sich durchaus lohnen auch mal einen Blick in das Kirchenbuch der anderen Gemeinde zu werfen.
Liebe Grüße
Jutta

Karsten_A
15.07.2023, 10:43
Hallo Jutta,

wie kann ich mir so eine Taufe (bzw. auch Beerdigung) vorstellen? Hat der katholische Pfarrer dann eine evangelische Taufe in seiner Kirche vollzogen? Oder ein evangelischer Pfarrer eine evangelische Taufe in der katholischen Kirche? Gab es für Letzteres Übereinkünfte für eine gemeinsame Kirchennutzung?

Da in St. Albrecht bei den Taufen der Name des Pfarrers angegeben ist, kann man dort Beispiele für Taufen finden, in denen derselbe Pfarrer Kinder getauft hat, deren Eltern beide katholisch waren als auch Kinder, deren Eltern beide lutherisch waren.

Viele Grüße

Karsten

Gertru
15.07.2023, 12:52
Hallo Karsten,
die Taufe gilt in den christlichen Kirchen konfessionsübergreifend. Sogar ein christlicher Laie kann eine Nottaufe bei einem Neugeborenen vornehmen, wenn das Kind zu sterben droht.
Auf Deine Fragen würde ich antworten, das kann alles vorgekommen sein, zumal ein Kind wegen der hohen Säuglingssterblichkeit ja oft schnellstens getauft werden musste, auch bei gesunden Kindern meistens innerhalb von 3 Tagen.
Viele Grüße
Angela

Karsten_A
15.07.2023, 23:42
Hallo Angela,
zu später Stunde nur ein schnelles Dankeschön für Deinen Beitrag.
Wünsche eine gute Nacht!
Karsten

Karsten_A
10.03.2024, 13:18
Hallo zusammen,

danke für eure Erklärungsansätze. Ein weiterer ergibt sich aus folgendem Sachverhalt:

Zwischen 1710 (evtl. auch nur 1711) und 1818 gab es in St. Albrecht ein Kloster der Missionspriester (Lazaristen bzw. Vinzentiner; Ordenskürzel: C.M. = Congregatio Missionis).

Im Buch "St. Adalbert, Apostel der Preußen, und die Vostadt St. Albrecht bei Danzig mit Bezug auf die Geschichte Danzigs" (https://kpbc.umk.pl/dlibra/publication/14847/edition/26776?language=de) von 1868 schreibt der St. Albrechter Lehrer Josef Nikodemus Pawlowski auf Seite 39:

Diese Missionarien=Patres mit ihrem Superior entfalteten eine sehr segensreiche Thätigkeit in ihrem Wirkungskreise. Die den Armen und Kranken mit Aufopferung gewidmete Pflege der Missions=Congregation ist bekannt. In einem kleinen Hospital fanden in St. Albrecht arme Greise und Matronen ein Unterkommen.

Diese Tätigkeit dürfte bei der Landbevölkerung jedweder Konfession eine hohe Anziehungskraft genossen haben.

Einen schönen Sonntag

Karsten