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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Ein alter Danziger



jonny810
07.04.2024, 21:21
Abschied von Danzig.
Von Erhart Karl Joniszus


Sieh ihn dir an, den alten Mann, -
steht leicht gebeugt, dort auf der Brücke.
Er schaut zu seinem Schüsseldamm,
verträumt sind seiner Augen - Blicke.


Nichts mehr von dem, was er einst kannte.
Kein Haus, aus seiner Jugendzeit. –
was seine Heimat war, verbrannte,
ihn überwältigt - „Traurigkeit.“


Im Inneren die vielen Fragen.
Wo sind sie hin, die ich einst kannt’?
kann mir denn heute Niemand sagen
wo sind Kaminski, Bäcker–Brandt?


Und Kaisers-Kaffee an der Ecke,
vom Schüsseldamm nach Hohe-Seigen.
Man sieht so viele weiße Flecke,
der Mann verfällt in tiefes Schweigen.


Vor seiner allerletzten Reise, -
verbeugt er sich vor seiner Stadt.
Die ihm zum Schluss - auf ihrer Weise,
zum Abschied zu gewunken hat.


Recht leise sieht man ihn verschwinden. -
So leis’ wie er gekommen ist.
Sein Herz, es kann jetzt Ruhe finden,
in Danzig, das er nie vergisst.


Nun ruht er auf dem Bischofs-Berg,
bewacht von oben seine Stadt, -
es ist für ihn ein Himmlisch - Werk,
dass er Danzig noch gesehen hat!

Stejuhn
07.04.2024, 21:29
Guten Abend, Erhart,

das ist wieder ein sehr schönes, aber auch wehmütiges Gedicht.
Auch mein Vater war oft sehr wehmütig wenn er von seinem geliebten Danzig-Heubude
sprach.
Ich kann es gut verstehen, da ich es kennenlernen durfte.

Einen schönen Abend wünscht Dir
Sigrid

Inge-Gisela
08.04.2024, 10:27
Hallo Erhart,

wirklich ein schönes Gedicht, wehmütig, zu Herzen gehend.

Lieben Gruß

Inge-Gisela

Belcanto
08.04.2024, 10:34
Ja, ich finde der Erhart hat Talent. Danke für das sehr poetische Gedicht.

truscho
08.04.2024, 12:48
Da schliesse ich mich an.
Liebe Grüße
Gertrud

adrian
12.04.2024, 16:43
Hallo Erhart,
da gibt es schon eine Reihe von schönen Gedichten von Dir.
Schreib doch mal, wann der Gedichtband im Handel zu erstehen ist.
Ich bin zwar nicht in Danzig geboren, aber ich liebe diese (deutsche) Stadt,
als wäre sie meine Heimat. Danke für das Gedicht vom alten Danziger.
Gruß Werner

Belcanto
12.04.2024, 17:42
Der Alte kriegsgebeugt,
nach unten in die Mottlau äugt.
Wünscht ein Wunder,
sieht nur eine Flunder.
Wünscht sich herbei, den Butt,
den sprechenden Fisch,
doch der landet auf den Mittagstisch.
Es ist jetzt so still
Keiner redet auch nicht Ilsebill.
Es sind vergangen viele Jahren,
wo er mit dem Vater an dieser Stelle waren.
Er ist allein, traurig voll Gedanken,
die sich um die Familie und Heimat ranken.
Vielleicht ist es der letzte Blick,
den er zum Krantor schickt.
Die Flunder schwimmt indes nach Brösen,
will im warmen Wasser dösen.
Und denken an die große Flucht,
die einst begann in dieser Bucht.
Und das es gäbe endlich Frieden,
der allen Menschen beschieden.
J. Schroetter

- - - Aktualisiert - - -

Oben fehlt ein D, kleine Antwort auf alter Danziger.

vklatt
23.04.2024, 14:23
Wieder ein sehr schönes, zu Herzen gehendes Gedicht von dir, Erhart.

jonny810
23.04.2024, 21:54
Liebe Forum-Freunde,

ich möchte mich bei Euch für die positive Resonanz ganz herzlich bedanken.

Das ermutigt mich, so weiterzumachen.

Allen eine gute Nacht.