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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Zusammenleben Polen und Deutsche damals und heute



Jürgen_W
10.05.2025, 14:19
Liebe Forenmitglieder,

etwas das es hier sicher irgendwo in einigen Forenbeiträgen gibt, aber mir persönlich zu wenig ins Licht gerückt wird, wäre ein eigener Themenschwerpunkt über das Zusammenleben zwischen Polen und Deutschen heute und damals (vor 1945).

Es gibt und gab natürlich Unterschiede, aber leider sind aus meiner Sicht, vielleicht altersbedingt, die Beiträge entweder (meist) aus deutscher Sicht und nur ganz wenige aus polnischer Sicht.

Danzig war eine polnisch/deutsche Stadt mit gemeinsamer Bevölkerung. Damals mehr deutsch, heute umgekehrt.
Egal wie …

Unsere Familiengeschichte war mütterlicherseits deutsch und polnisch geprägt. Die Großeltern waren aus deutsche aus Danzig, meine Frau ist aus Polen, somit unsere halbe Familie.

Unserer Großvater hat in einer deutsch/polnischen Elektrofirma in Danzig gearbeitet und zb. in den 30er Jahren den Seesteg in Zopot elektrifiziert, Beleuchtung etc.
Sein Kollege war Pole und lebte mit seiner Familie und meinem Großvater im gleichen Wohnhaus in Oliva.
Beide Familien erlebten Ende März 45 das sehr traurige und gleiche Schicksal, ohne Unterschied.
Die einrückenden Soldaten aus dem Osten machten bei ihrem Vorgehen keinen Unterschied.

Wir in unseren Familie machen auch heute keinen Unterschied zwischen Deutschen und Polen, bzw. umgekehrt.

Ausser unserem Forenbetreiber Wolfgang sind mir hier im Forum kaum deusch-polnische Familien mit Beiträgen bekannt.

Warum ??? Ich versuche vieles zu verstehen, aber es fällt mir schwer. Für mich gibt es ausser der Sprache keine Unterschiede zwischen Deutschen und Polen im Zusammenleben.

OK, es gibt wie überall Unterschiede zb. zwischen Bayern / Schlesiern, Pommern / Niedersachsen usw.

Aber es wäre schön, wenn das Forum noch mehr über unser jetziges Zusammenleben berichten könnte.

Wir würden uns sehr freuen, wenn unsere Wünsche einmal wahr werden könnten.

Grüsse
Jürgen und Familie

Wolfgang
11.05.2025, 10:27
Schönen guten Morgen,
hallo Jürgen,

über das Thema "Zusammenleben Polen und Deutsche damals und heute" umfassend schreiben zu wollen, vor allem auch hier im Forum, ist schwierig, vielleicht sogar gar nicht möglich.

Bei mir war das schon sehr früh eine Frage die ich auch noch mit meinen Eltern besprach. Mein Vater (*1926) sagte, in der Schule hätten sie auch polnische Kinder gehabt die deutsch sprachen, aber das waren ganz normale Schulkameradschaften. Meine Mutter (*1929) sagte, sie hätte keine Polen näher gekannt.

Die im Freistaatgebiet lebenden Polen -zu ihnen gehörten auch die meisten Kaschuben- lassen sich in zwei Gruppen einteilen. Einerseits die etwa 3-4% Polen mit Danziger Staatsbürgerschaft (sie lebten bei Gründung des Freistaates bereits in diesem Gebiet und optierten für die Danziger Staatsbürgerschaft) und dann eine zahlenmäßig schwankende Gruppe polnischer Staatsbürger (5-7%), die sich aufgrund des Versailler Vertrages uneingeschränkt im Freistaat aufhalten durften. Ergänzend zum Versailler Vertrag gab es das "Pariser Abkommen" mit sehr fortschrittlichen Regelungen (wie sie erst wieder innerhalb der Europäischen Union geschaffen wurden), nach denen ALLEN polnischen Bürgern, also nicht nur Jenen mit der Danziger Staatsbügerschaft, weitgehend die gleichen Rechte eingeräumt wurden wie den Danzigern. Das waren u.a. freies Aufenthalts- und Niederlassungsrecht, uneingeschränkte wirtschaftliche Tätigkeit und Unternehmensgründungen, freie Berufsausübung, uneingeschränkter Kauf von Grund- und Wohneigentum. Der einzige wesentliche Unterschied zwischen diesen beiden polnischen Gruppen war, dass die Einen an Wahlen teilnehmen konnten und die Anderen nicht. Aber das ist heute auch in der EU der Fall.

Bereits 1930 schickte Hitler seinen Gesandten, den späteren Gauleiter Albert Forster nach Danzig der dort die NSDAP auf Vordermann bringen sollte. Dieser schaffte das innerhalb kurzer Zeit und mit Erstarken der NSDAP ging eine antipolnische und antijüdische Politik einher. Der Nationalsozialismus war eine populistische Strömung die einfache Lösungen für schwierige Probleme versprach, Feindbilder schuf und mit dem Finger auf polnische und jüdische Mitbürger wies und sie mittels massiver Propaganda zu den Hauptschuldigen an allen Problemen machte.

Das Alles hatte dann natürlich auch Konsequenzen für das Zusammenleben zwischen Polen und Danzigern. Das Verhältnis verschlechterte sich zusehends, polnische und jüdische Mitbürger wurden immer stärker drangsaliert und diskriminiert. Die polnischen Generalkommissare, die Völkerbundkommissare und auch der Völkerbund selber, konnten nur wenig dagegen tun.

Mit Ausbruch des Krieges hatten die Polen mit Danziger Staatsbürgerschaft und/oder deutschstämmigen Danziger Ehegatten noch die besten Chancen, weitgehend unbehelligt zu bleiben. Polnische Staatsbürger, vor allen Dingen wenn sie in polnischen Staatsbetrieben arbeiteten oder in polnischen Vereinen/Organisationen tätig waren oder sich in irgendeiner Form polnisch-patriotisch oder antideutsch gezeigt hatten, wurden fast ausnahmslos verhaftet, in Konzentrationslager gesteckt, ermordet, ins Generalgouvernement deportiert, vereinzelt aber auch wieder "frei gelassen" und unter permante Kontrolle der Ortspolizeibehörden und Gestapo gestellt.

Es gibt zahlreiche Biografien und Erzählungen von Polen und Danzigern über die Zeit vor, während und nach des Krieges. Sie unterscheiden sich meist in einem wesentliche Punkt: Polen berichten aus der Opferperspektive und ihrem täglichen Leben und Umgang mit den deutschen Danzigern ab ca. 1930, Danziger blicken auf das eigene Schicksal und schreiben kaum etwas über ihre polnischen Mitbürger.

Ich besitze etliche Bücher deutscher und polnischer Autoren; ich muss mal sehen, dass ich eine kleine Liste der aus meiner Sicht interessantesten Werke zusammenstelle.

Trotzdem bereits jetzt folgende Empfehlungen, die leider nur noch antiquarisch erhältlich sind:

- Brunon Zwarra: Die Danziger
- Dieter Schenk: Wie ich Hitler Beine machte
- Sigmund Warminski: Danzig - Heimatland

Vielleicht können auch noch einige andere Forumteilnehmer Bücher empfehlen, die das Verhältnis zwischen Polen und Deutschen aufzeigen.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Belcanto
11.05.2025, 11:47
Das finde ich auch, denn es geht um die persönlichen, individuellen Empfindungen, die niemand außer man selbst aussprechen kann. Deshalb sind solche Betrachtungen subjektiv und nicht allgemein gültig.

Jürgen_W
11.05.2025, 13:39
Hallo Wolfgang,
Du schreibst:
über das Thema "Zusammenleben Polen und Deutsche damals und heute" umfassend schreiben zu wollen, vor allem auch hier im Forum, ist schwierig, vielleicht sogar gar nicht möglich.
—————
Umfassend muss das Thema gar nicht behandelt werden. Ich weiß natürlich das viele Ältere die den Krieg noch erlebt haben, das Thema ungerne ansprechen, geschweige den darüber schreiben möchten.

Aber es gibt doch mittlerweile neue Generationen, die hier leider nirgends Beiträge schreiben oder eine Diskussion anregen … jedenfalls fallen sie nicht durch aktuelle Themen auf.

Ok, das Forum nennt sich forum.danzig.de … also denkt man sich automatisch „naja dann werden sich darin nur Deutsche austauschen“ und zwangsläufig denkt man an die Zeit des zweiten Weltkrieges.

Allerdings gibt es in Polen auch noch andere Foren, die mittlerweile den Weg gehen, über Historie, Kunstgeschichte, Musik, Treffen, usw. die junge Generation mit einzubinden.
Es ist aber auch dort immer noch mühselig, ausserhalb von Facebook, TikTok usw. Forenmitglieder für Themen zu begeistern.
Das gleiche Schicksal teilen mittlerweile auch viele Vereine, zumindest bei uns in DE.
Angelvereine, Modellflugvereine, Wandervereine, Musikvereine usw. Wir alle haben mit Mitgliederschwund zu kämpfen und fragen uns, wann müssen wir unseren Verein auflösen?

Leider rückt bei vielen Vereinen der Zeitpunkt näher, und dann denkt man an all die Arbeit die man als aktives Mitglied hineingesteckt hat.

Wir haben noch etwa 10 Jahre, dann ist aus meiner Sicht dieser Punkt erreicht.
Zumindest wenn es traditionelle oder historische Themen betrifft.
Auch wenn es schwierig ist, etwas an dieser allgemeinen Situation zu ändern, aber ich würde es an Eurer bzw. unserer Stelle versuchen … zumindest Ideen dazu zu sammeln.

Wie wäre es mit anderen Foren (auch polnischen Foren) Kontakt aufzunehmen, bzw. uns bei denen vorzustellen.
Zumal es noch etliche andere Städte mit deutscher Geschichte gibt, man denke nur mal an Posen oder Breslau.

An der Sprache wird es nicht mehr liegen, Übersetzungen im Internet sind sowas von einfach geworden !!!

NEVER GIVE UP !!!

Grüsse
Jürgen DE/PL

MeinEichwalde
11.05.2025, 16:47
Lieber Jürgen und Familie, und alle anderen.

Was Du vorschlägt schlage ich gerne auch vor. Es gibt sehr aktuelle facebookseiten des stadtsmuseums Malbork, Neuteich PL auch noch. Des tiegenhöfer werdermuseums, ( das heisst dann Żuławski Park Historyczny (https://www.facebook.com/ZulawskiParkHistoryczny?__cft__[0]=AZWzVGNWxcBPrlRVTjXBxpbk01G9yhDtsucmi6BTJGBn9wdMA gdifgfD-l8neLGpLuen6GIoAnG5dG5kA9-IXB3swtiQEpFneRjpJvEX3aBl0cJ7ZZOykT31QUdG1IEgD3RCT l5gBqQEA52TAtGFv599aWfIqJLWDGXKrwJXz7FOyuVE_bB5ZK3-QmWyvAby58VChr94AU3XaldNHW_8WEuwYKWjGhHaYyODKebal1 iWrQ&__tn__=-UC%2CP-R). Dort sind alle geschichtlich interessierten drin und zwar in rauhen Mengen. Die übersetzung ist definitiv kein Problem. Ich bin die einzige deutsche Person, die dort postet. ) Man könnte dort um besser erkenntlich zu sein, kurz schreiben, dass man vom Danzig Forum kommt. Ich fände es super. Neulich war ja die grosse Sache, die Neuerscheinung von Sylwia Kubik, die genau das Thema hatte Zusammenleben von Polen und Deutschen, genau hier. Leider hatte ich auf meine Beiträge null Reaktionen und kam mir sehr alleine vor. OK, danke noch mal für die strategischen Ideen von Dir, Jürgen. Wolfgang könnte wenn er wollte sich auch in facebook beteiligen. " Nur Mut" scheint mir für alle der passenden Zuruf ..Mit schönen Grüßen
Delia

Wolfgang
11.05.2025, 20:42
Schönen guten Abend,

wer sich wirklich informieren möchte über das Zusammenleben von Deutschen und Polen kann dies hier im Forum nur sehr bedingt tun. Über Erlebnisse im alten Danzig ist in den vergangenen Jahren schon häufig geschrieben worden. Wobei dann aber kaum über das deutsch-polnische Zusammenleben geschrieben wurde.

Die deutsch-polnische Geschichte von gestern und heute ist so vielschichtig, dass eine oberflächliche Diskussion der Beziehungen zwischen Deutschen und Polen -mehr wird es hier kaum geben können- keinen tieferen Erkenntnisgewinn bringt. Es gibt jedoch zahlreiche Publikationen wie z.B. Bücher, Magazine und Newsletter, auch hochaktuelle, teils sogar online, die sich laufend intensiv mit diesem Thema befassen. Wenn gewünscht, kann ich auch darüber eine Aufstellung erstellen.

Wir haben hier mehrere Forummitglieder in deutsch-polnischen Ehen. Einige leben in Deutschland, einige in Polen. In der Regel befasst man sich dann auch mit dem Land aus dem der Partner bzw. die Partnerin kommt. Man bringt Verständnis füreinander auf, lernt die Geschichte des Landes des Partners, wird sensibler für Empfindlichkeiten. Aber soll das hier unbedingt diskutiert werden? Ich befasse mich seit einigen Jahren mit der Geschichte Polens, bin Führer in einer Gedenkstätte/Museum, arbeite in Workshops mit deutschen Schulklassen und sehe wie wichtig es ist, nicht nur oberflächlich zu wissen.

Ich komme mit vielen Polen in Kontakt und stelle immer wieder fest, dass auch viele von ihnen eine ähnliche Vertreibungsgeschichte haben wie Deutsche. So z.B. auch meine Frau, deren mütterliche Seite aus Teilen der Ukraine stammt die vor dem Krieg zu Polen gehörten. Je tiefer das Wissen übereinander, desto eher wird Empathie für das Schicksal des Anderen empfunden, desto besser versteht man sich.

In Facebook bin ich nur noch sehr selten. Ich weiß nicht ob es nur mir so geht, aber ich werde dort mit Werbung und unerwünschten Beiträgen so vollkommen zugemüllt, dass ich absolut keine Lust mehr habe, dort noch etwas groß zu schreiben. Ich weiß, dass es recht interessante Facebook-Foren über unsere Region gibt, aber selbst wenn dort etwas geschrieben wird, ist es in der Regel verlorene Liebesmüh. Heute geschrieben, morgen verschwunden und damit vergessen. Ist also verschwendete Zeit die ich lieber anders verbringe.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

MeinEichwalde
12.05.2025, 05:43
Lieber Wolfgang

facebook ist super, und man kann auch suchstichworte bei Club nowodworski eingeben. Auch bei Neuteich PL, und dem Stadtmuseum von Malbork. Facebook müllt nicht zu, sondern es wird viel besprochen. Wenn Deine Frau auch aus Wolhynien durch ihre Grossmutter stammt, so geht es ihr wie vielen. Aber es gibt auch sehr viele Polen, die hier schon wohnten ( im Korridor) . diese Stories kann sich jeder von Oma und Opa erzählen lassen. Jedes der vielen Regionalmuseen der Danziger Region hat eine Facebookseite. Auch Du hast ja eine, wenn ich mich nicht irre. Wenn im Danzig-Forum hier nicht über die Polen von 1938 und ihre Nachkommen erzählt wird, dann wäre es doch wirklich schön, mal die facebookseiten dazu zu durchforsten und dort selbst Fragen zu stellen. Es ist das komplette polnische Modethema gerade hinsichtlich 1945 und den Neuankömmlingen aus Ostpolen,. Jeder hier diskutiert darüber. Warum sollte man sich nicht beteiligen. Zeitzeugen waren unsere Eltern und Grosseltern allemal und wir wissen sehr viel über sie aus GEsprächen. Das Format Dialoggruppe wie ich es kenne war zwar ein geschützter Raum, aber viele wollen sehr gerne jetzt, dass Informationen auch geteilt werden nach aussen. Ich nahm 1997 an den ONebyOne in Berlin Veranstaltungen teil. Es war berührend. Und auch Margot Friedländer kam aus dieser Szene der Zeitzeugen.
mit schönen Grüßen aus Berlin
Delia

Peter von Groddeck
12.05.2025, 07:52
Hallo,
Bücher zu diesem Thema, die ich gelesen habe:
1. Carl Burckhardt (hoher Kommissar des Völkerbundes in Danzig): Meine Danziger Mission. Er beschreibt seine Beobachtungen der Spannungen in Danzig.
2. Joachim Scholz: Vonn Danzig nach Danzig. Danziger Geschichte 1933-1945
3. Frank Fischer: Danzig, die gebrochene Stadt. Danziger Geschichte 997 - 2005
Gruß Peter

MeinEichwalde
12.05.2025, 10:28
Lieber Peter, was stand drin ? in den Büchern. Renate Gleisner rezensiert das letzte Buch so "Es ist für mich die erste vollständige Darsstellung der Geschichte der Stadt Danzig. Es ist verständlich geschrieben und stellt die Zusmmenhänge mit den umliegenden Staaten dar.
Ich empfehle es allen Danzigern, soweit sie noch leben, ihren Kindern und Enkelkindern, aber auch denjenigen, die sich für die Gechichte des ehemals deutschen Ostens interessieren. Danzig war eine deutschsprachige Stadt mit deutschen Traditionen und ganz wenigen polnischen Einwohnern. Deutsch war Umgangs- und Amtssprache." Leopold wie folgt "Ich bin in Danzig geboren. Frank Fischer schreibt wie ein Deutschland Hasser. Eine Schande!" mangafa schreibt 2013 "Ein Geschichtsbuch, so atemlos geschrieben, dass man Mühe hat, es aus der Hand zu legen! Hat sicher mit dem Thema zu tun, aber auch mit dem fundierten Wissen des Autors und mit seiner flüssigen Sprache. Beim Lesen hatte ich permanent einen alten Stadtplan zur Hand - und eine Karte des Umlands, ist empfehlenswert.

Das zweite Buch ist ein Autor, der hier im Forum vorgestellt wurde. Bund der Danziger Autor.
Carl Burckardt, ganz super, ist er ins polnische übersetzt, das könnte man mal herausbekommen.

Mein Gedanke zu den polnischen Ehefrauen ist, dass ich mich zurückhalte.Wieviele deutsche gibt es in der REgion Pomorze, die dort leben. Wenn es sehr wenige sind erübrigt sich die ganzen Frage nämlich: Zusammenleben Polen und Deutsche - heute.. Das würde ich ja für ein ausgesprochen bedauerliche Sache halten.
Hier in Berlin leben ausgesprochene Massen von Polen harmonisch mit mir zusammen. Sie wohnen hier.
sonnige Grüße
Delia

Jürgen_W
12.05.2025, 15:23
Hallo Delia,
Du schreibst: Hier in Berlin leben ausgesprochene Massen von Polen harmonisch mit mir zusammen. Sie wohnen hier.
———-
Genau das meinte ich… wohnen die Polen in Gruppen und Wohnvierteln quasi neben den Deutschen nebeneinander her, oder in gemeinsamen Familien miteinander?
Haben sich nun Deutsche und Polen miteinander vermischt?
Ich kenne das nur so, das Polen in Deutschland in Gruppen in besonderen Wohngebieten sich „sammeln“, es dort polnische Geschäfte gibt usw.
Aber im Prinzip bleiben sie meist in ihren Gruppen unter sich und treffen sich auch meist untereinander. Das meinte ich nicht mit dem Begriff „Zusammenleben“.
Grüsse
Jürgen

MeinEichwalde
12.05.2025, 17:07
Irrtum, lieber Jürgen,
in Berlin leben Polen komplett integriert und verteilt. Weil sie zum Beispiel Ärzte sind, die in einer kompletten Normalität mit der kollegenschaft interagieren , auch privat. Der polnische Mensch lebt auch komplett überall. Ist vor allen Dingen nicht zu erkennen, weil der perfekt deutsch spricht. Ich allerdings, wenn ich mal jemanden in der U Bahn anspreche. bemerke den Mini Akzent und frage immer. Serbisch ist so ähnlich. Aber der Akzent ist bei den meisten fast nicht zu hören Sie kaufen auch nicht in polnischen Läden sondern in allen Geschäften, weil es gar keine polnischen Läden gibt. Bis auf im Tempelhof Center einen Laden. Der aber sehr schlecht besucht ist. DAs einzige ist, dass sie polnische Verwandte in Polen haben. Sie haben studiert oder arbeiten auf dem Bau. Besonders Ärzte und Pflegekräfte nach meiner Meinung sind hier unterwegs. In grossen Mengen wie gesagt. Du müsstest eigentlich viele Menschen kennen, die in Deutschland sind. Sie berichten sicherlich nie von Heimweh, denn Polen fühlen sich unendlich wohl hier. Kirche allerdings wird in der Garnisonkirche am Südstern besucht . Da gibt es auch einen polnischen Buchladen. Um des noch mal auf den Punkt zu bringen Der Braindrain der Ärzte aus Polen war dramatisch.
Was haben denn andere hier für Eindrücke aus ihrer Nachbarschaft ?
Liebe Grüsse Delia

Jürgen_W
12.05.2025, 17:34
Mmmhh…ich kenne natürlich einige aus Polen…leider werden es weniger, weil jemandem als Hausmeister, Elektriker, Bauarbeiter etc. die Rente hier zum Leben und Wohnen zu gering wird und viele nach ihrem Berufsleben ihr Rentendasein in Polen vebringen möchten. Naja, Ärzte sind natürlich etwas anderes. Je besser die Bildung desto eher bleiben sie hier.
jürgen

- - - Aktualisiert - - -

Die junge Generation kennt kaum noch Ländergrenzen und lebt und arbeitet dort wo es gute Jobs gibt und es sich gut leben lässt…

MeinEichwalde
12.05.2025, 18:53
Vielleicht ist es auch so, dass ich es deshalb so geniesse Polen hier in Berlin zu bemerken, weil meine Mutter das Zusammenleben mit den Polen beschrieb.Auf dem Lande. Ich fragte in meiner unrealisitschen Art: Ob sie denn auch die GEbäude für die Saisonarbeiter gehabt hätten, weil sie ja doch erzählt hatte, dass der "Unternehmer" mit den polnischen Saisonarbeitern aus dem Korridor ankam jedes Jahr. Meine Mutter musste in der Hamburger Verwandtschaft selber darauf achten nicht als leichtlebige Polin abgestempelt zu werden. Viele Hamburger warfen Polen und Deutsche aus dem Osten durcheinander als dem Kultivierten fremd. Das empfand ich als Kind sehr stark. Meine Mutter antwortete mir im Beisein der Nachbarin in unserem Reihenhausgarten. Die haben wir niht Polenbude genannt, sondern Polacksbude. Sie hasste Polen lange sehr. Und dann kam eine Pflegerin ins Haus, und die kochte besser als sie. Das war auf die Dauer nichts. Das Verhältnis war gespalten. Aber man hatte auch feste Arbeiterfamilien mit polnischen Namen...Unsere Leute holten noch zuletzt alles, was von Betten und Decken da war und stoppten es in den großen Planwagen, wo die Frauen saßen. Der Landauer war an den ersten Gummiwagen angebunden. Den fuhr Schröter mit seinem Gespann. Friedel ging zu Fuß. Eva und ich saßen auf dem Kutscherbock vom Landauer, ganz stolz, hocherhobenen Kopfes, sind wir vom Hof gefahren. Und die Ukrainer standen am Stall, die schwarze Anna heulte, so was von Falschheit! Sie warteten doch nur darauf, ins Haus zu stürzen und alles an sich zu reißen. Hinter dem Garten überkam mich dann plötzlich doch der Schmerz, es quoll hoch und floß über, aber ich biß die Zähne zusammen und hatte es schnell überwunden. Wir fuhren dann Schritt für Schritt den schweren Weg und mußten so viel halten, weil der Treck so lang war. Hinter uns kam Wenzel mit dem 2. Gummiwagen, Wladek K, Schilling und Alfikowski mit je einem Kastenwagen. Mit uns fuhren Fotta, Hedwig Dreschler, Lene und Sofie Katulski. Franz Krajewski und der lange Stach, Christel Wigandt kam mit einem Soldaten an, als wir hinter der Kate waren. Sie kam natürlich auch mit. Ebenso Frl Wenzel mit Töchterchen Margot. Am Alfikowski Wagen war der geschlossene Milchwagen angehängt, dort stand der eiserne Ofen drin, S.11den mußte Frl. Jantzen bedienen und Frau Elender mit ihren beiden Jüngsten kam noch hinein. Erna Stanke war auch mit Die haben sich aber im Heu mit dem Soldaten verkrochen, die erste Nacht. Neuteich war ziemlich aus gestorben, als wir durchzogen ( das schon häufig zitierte lange Tagebuch meiner Oma)
viele grüße Delia

Jürgen_W
12.05.2025, 20:37
OK…ich habe das Thema zugegebenermaßen angestoßen.
Mit dem Hintergrund zu erfahren, ob es heutzutage immer noch diese traurige und schlimme Kriegszeit in den Köpfen der jetzigen Bevölkerung gibt?
Bzw. ob unser Europäisches Zusammenleben immer noch so stark durch diese Zeit beeinflusst ist?
In Holland und Frankreich ist es in den jetzigen Generationen fast kein Thema mehr.
Was natürlich nicht heissen soll, das die Geschichte in Vergessenheit geraten sollte.
Im Alltag habe ich schon mit einigen Nationen zusammengearbeitet. Da gab es kaum Unterschiede…ok…Techniker oder IT-Freaks ticken etwas anders… 8-)

Wolfgang
13.05.2025, 10:22
Schönen guten Morgen,

lesen übereinander verschafft einige Erkenntnisse, miteinander sprechen gibt sehr viel tiefere Einblicke.

Ich bin stv. Vorsitzender der Polnisch-Deutschen Gesellschaft in Danzig, es ist die älteste und vielleicht auch renommierteste dieser Gesellschaften in Polen. In Deutschland gibt es als Pendant dazu die Deutsch-Polnischen Gesellschaften. In diesen Gesellschaften in denen sich Deutsche und Polen begegnen, wo man miteinander spricht, wo man einander zuhört, wo man sich kennenlernt, erhält man tiefe Einsichten in das Zusammenleben der Zivilgesellschaften. Das größte Hemmnis in meinen Augen, ist das Nichtwissen übereinander und das Nichtwissen oder Mangelwissen der Geschichte des jeweils Anderen.

In der Gedenkstätte Stutthof arbeite ich in Führungen und Workshops mit deutschen Schulklassen, und obwohl die Schüler häufig recht gut informiert sind, gibt es dort oft noch große Wissenslücken über Polen. Und wenn man mehr übereinander weiß, kommt man sich immer sehr viel näher.

Was deutsch-polnische Ehen anbetrifft: Auch dort ist es so: Wenn man sich versteht, liebevoll miteinander umgeht, ist es nicht anders als in rein deutschen oder rein polnischen Ehen.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Wolfgang
13.05.2025, 21:29
Schönen guten Abend,

vielleicht eine kleine Ergänzung zu den bisherigen Beiträgen: Wir schreiben hier in der NICHTÖFFENTLICHEN "Plachanderecke". Das mag so vom Themenersteller Jürgen so gewollt sein, hat aber die Konsequenz, dass dies eben nichtöffentlich ist. Mittlerweile ist es aber so, dass auf zehn oder zwanzig angemeldete und lesende Forumteilnehmer/innen mindestens einhundert kommen, die unser Forum über Google oder eine andere Suchmaschine finden. Und häufig ist es dann auch so, dass sich solche lesenden Nichtangemeldeten dazu entscheiden, bei uns mitzumachen und sich dann auch mit Beiträgen melden.

Jürgen, hast Du das "nichtöffentliche" gewollt? Andernfalls könnte ich das in ein öffentliches Unterforum verschieben und damit einer breiteren Leserschaft zugänglich machen. Aber, selbstverständlich, nichtöffentlich ist nichtöffentlich, und ich lasse dies hier natürlich ohne weitere Diskussion stehen, wenn Du es möchtest.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

MeinEichwalde
15.05.2025, 06:58
Lieber Wolfgang,
Danke herzlichen -Dank. Ich dachte immer Du seist beim Bund der Danziger. WErde gleich mal schauen, wie sich die polnisch deutsche Gesellschaft in Danzig im Netz präsentiert. Um zu Stutthof zu kommen: wieviele Schulklassen aus Deutschland besuchen im Jahr dieses Konzentrationlager ? Ich würde in Berlin gerne dafür werben, dass Schulklassen nach Polen reisen. und dass das Thema holocaust im Unterricht vorkommt. Das Polendenkmal wird eine Anregung hier dazu sei.h Ich hatte bisher für Berlin nicht den Eindruck, dass hier über die Shoah unterrichtet wird. Oder eben auch über Stutthof mit den polnischen Opfern.
Von einem Verschieben in die Öffentlichkeit halte ich nichts, da schon hier das Interesse sehr mangelhaft ist. finde ich .Durch die Kriege momentan müßte der WK 2 eigentich das Hauptthema sein.
Schöne Morgengrüße aus dem sonnigen Berlin
Delia

Jürgen_W
15.05.2025, 10:35
Hallo Wolfgang,
Ja…es war quasi erst einmal ein vorsichtiger Test…wie das Thema hier „ankommt“.
Logisch das jemand der damals vielleicht noch als Kind den Krieg selbst miterlebt hat, emotional auf viele Themen reagiert. Es gab schlimme Dinge, die jemand wie ich aus der Generation nach dem Krieg versteht, aber naturgemäß anders sieht.
Wenn es bei dem Thema „Zusammenleben“ bleibt würde ich das Verschieben gerne begrüßen. Danke Dir und allen die hierauf antworten möchten.
Jürgen

MeinEichwalde
15.05.2025, 16:33
Hallo Wolfgang,
wie kam das Thema hier (an ) ? Und auch Jürgens Erwartungen als Themenvorschlagender würde ich ja gerne wissen. Hat jemand von Euch meine Internetseite weiterempfohlen ? Oder mal auf die entsprechenden facebookseiten geschaut. Hat sich ein Polnischer Staatsbürger hier beteiligt. Wieviele Teilnehmer hat denn unser schönes Forum, zu dem ich übrigens seit Anfang an gehöre.
Liebe Grüße
Delia

Wolfgang
16.05.2025, 10:56
Schönen guten Morgen,

Du fragst, wie das Thema hier angekommen ist, Delia. Nun ja, es wird diskutiert, 288 Mal wurde es von 44 Teilnehmer/innen aufgerufen und gelesen. Das ist nicht schlecht, wenn man sich vor Augen hält, dass es bisher in der nichtöffentlichen Plachanderecke stand. Das Forum hat momentan 7.637 registrierte Teilnehmer/innen von denen sich 312 in den letzten Wochen auch mal angemeldet haben. Das scheint nicht viel zu sein, aber diese Zahlen sagen wenig über den Bekanntheitsgrad und die Nutzung des Forums aus. Bisher wurden 144.517 Beiträge geschrieben und es gibt nur wenige Themen rund um das alte, aber auch das neue Danzig, die nicht bereits einmal hier im Forum angesprochen wurden. Aufgrund dieser breiten Themenvielfalt wird auch immer wieder in den Suchmaschinen auf unser Forum hingewiesen und das führt dazu, dass es weltweit täglich etliche zehntausend Zugriffe darauf gibt. Wenn ich hier Gedenkstättenführungen mache, kommt es hin und wieder vor, dass wir auf das Forum zu sprechen kommen. Und da stellt sich dann häufig heraus, dass wir sehr gut bekannt sind, auch wenn sich die Leute nicht registrieren sondern nur lesen.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Jürgen_W
16.05.2025, 14:00
Übrigens… Deutsche IN Polen..
gibt es offensichtlich mehr als man es aus unserer deutschen Sicht „von aussen betrachtet“ vermuten würde.

Wußtet ihr beispielweise, wie viele deutsche Firmen in Polen produzieren, entwickeln etc. Und wie viele Fachleute, bis hin zu Ingenieuren und Firmenchefs mittlerweile in Polen wohnen? Geheiratet haben, deutsch-polnische Kinder haben usw. Eigentum erworben usw.
Wenn man virtuell durch Polen reist, mit youtube oder StreetView, entdeckt man ständig deutsche Firmen am Strassenrand, egal ob MAN, Mercedes, VW, BMW usw. IT-Firmen, Medizin, und und und…

Schaut Euch mal um, ihr werdet überrascht sein…
Die Welt hat sich kolossal verändert, seit 1945

Grüsse
Jürgen

- - - Aktualisiert - - -

quelle google:
In Polen sind viele deutsche Unternehmen tätig. Die Zahl der deutschen Unternehmen, die in Polen aktiv sind, wird geschätzt auf etwa 5.500 bis 9.500, die direkt etwa 400.000 Mitarbeiter beschäftigen. Deutsche Unternehmen sind in verschiedenen Branchen vertreten, darunter Bauwirtschaft, Automobilindustrie, Maschinenbau, Logistik, Dienstleistungen und Handel. Polen ist einer der wichtigsten Handelspartner für Deutschland.

MeinEichwalde
16.05.2025, 19:31
Liebe Unternehmer in Danzig

wenn ich mich recht entsinne seid ihr in Polen am Investieren wegen der billigen Löhne. Die Wohlstandsgrenze an der Oder ist nach wie vor die steilste in Europa. Ich wüsste nicht, dass in den alten Zuckerfabriken von Südzucker oder Nordzucker oder in den landwirtschaftlichen Bauernhöfen im Werder deutsche Staatsbürger arbeiten Was verdient ein Manager bei Südzucker, Cukier Polski, oder Nordzucker . DAs würde mich mal sehr interessieren.
Andere Firmen kann jemand anderes benennen.
Ich würde mich sehr freuen über die Gehaltsinformationen. Bitte ruhig hier öffentlich
Lg
Delia

- - - Aktualisiert - - -

Und warum sollten 40 jährige Ingenieure zuerst den Job nehmen, Ihre Ehefrauen und Kinder zuhause lassen, um dann in Polen zu heiraten und die entspringenden wunderbaren Kinder dann in polnische Schulen schicken ? Warum sollten 22 jährigen Ingenieure eine schlecht bezahlten Job in Polen annehmen ? IN Superjobs spricht man englisch, aber wohin gehen dann die Kinder in die Schule ? Ins Internat ?

Sovia
17.05.2025, 14:27
Hallo Delia,

im Internet ist (fast) alles zu finden:

https://www.glassdoor.de/Geh%C3%A4lter/warsaw-polen-manager-gehalt-SRCH_IL.0,12_IM1114_KO13,20.htm

Viele Grüße
Sonja

MeinEichwalde
18.05.2025, 09:56
Oh Herzlichen Dank, damit können nun alle hier so freundlich sein. Und sich austauschen. managergehalt 4000 Euro brutto Da bleibt in Deutschland 2000 übrig, kommt aber noch das Kindergeld drauf. Ein Kriterium ist ja noch : wo geht mein Kind zur Schule? und in die Kita, gibt es deutsche muttersprachliche Einrichtungen, so dass mein Kind zweisprachig in die Kita gehen kann ? Hier in Tempelhof gibt es Villa Wackelzahn für die polnischen zweisprachigen. Wie sieht es bei Euch aus ? Wo gehen die deutschen Kinder in Danzig in die Schule ?
Die Miete in Polen dürfte auch sehr billig sein, so dass man von dem knappen Gehalt auch eine gute Wohnung mieten kann.
Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung.
Aber danke für den link.
Wolfgang müßte doch vor Ort die Kitas kennen.
Viele Grüße
Delia

Fischersjung
18.05.2025, 12:05
Hallo Delia,
Onkel Google weiß alles: https://immobilie-polen.de/mietpreise-fuer-wohnungen-in-polen-2024-entwicklungen-und-prognosen/

Jürgen_W
18.05.2025, 14:23
Ach ja, das liebe Thema GELD … vielleicht gibt es noch andere Gründe, zb. weil man das Land und die Menschen kennen und mögen lernt.
Egal ob man dann in Polen oder Deutschland lebt.
Die junge Generation reist gerne, mag Abwechslung usw. Über Grenzen hinweg…
Das gefällt mir persönlich, wir waren auch früher so …Politik hat keine Rolle gespielt, Hauptsache viel erleben.
grüsse…jürgen

MeinEichwalde
18.05.2025, 15:41
Lieber Jürgen und Fischersjung, und die anderen arbeitenden Danziger,
in der Übersicht ist von Fachkräften die Rede. ( Übrigens sind die Mieten in Danzig teurer als in Berlin. ich wohne für 50 qm 500 Euro supergegend Stadtnah. viel Grün. ) Die Fachkräfte, die hier die Pakete von Amazon ausfahren, bekommen Geld zu ihrem Halbtagsjob dazu und auch die Sozialwohnungen werden ihnen bei Vonovia zur Verfügung gestellt. drei Kinder und Ehefrau sind zusätzlich willkommen. Wer Polen mit Deutschland vergleicht vergleicht Äpfel mit Birnen hab ich momentan den Eindruck.
Die Antwort auf die Frage nach der Kitabetreuung in Polen , zum Beispiel im Werder steht noch aus. Hat jemand von den Lesern Enkel in der Kita? Bekommen auch nicht arbeitende Muttis Kitaplätze ? Und wie kommt man auf dem Lande hin ? Ich schau sonst mal wie Kita auf polnisch heißt und halte Euch auf dem Laufenden für Neuteich Tiegenhof, auch Danzig natürlich.
Das Wetter ist für Arbeiten im Ausland jedenfalls auch noch ein Kriterium, und das ist in Polen nicht berauschend. Mein Sohn ist in LaReunion in Frankreich. Nur um mal ein Beispiel zu nennen.
Und das Gayfriendly Etikett fehlt und überhaupt das was früher bei uns Ausländerfreundlichkeit hieß. Davon im grossen und ganzen ist wohl kein Land weiter entfernt als Polen. Versöhnt haben wir uns im Bund der Vertriebenen ohne Ende auf Seminaren ohne Ende. Und der Groll ist weg. Trotzdem wäre es für mich komisch auf Danziger Boden woanders zu wohnen als in dem Zuhause meiner Familie. Und zwar auf dem hohen materiellen Niveau. Das Gefühl geht auch nicht weg.
"Erlebt" habe ich in Polen zigfach unendlich viel. Man hat geholfen wo man konnte und Mut zur Freiheit gemacht.
Mit herzlichen Grüßen
Delia

Jürgen_W
18.05.2025, 17:13
Achso…
Wir kommen vom Dorf, sind beide katholisch, kennen das Landleben im Grünen und nur normale Mieten etc. Allerdings die Nebenkosten bei uns sind teuer geworden, Energie, Lebensmittel, Steuern, Tanken usw.
PS: im Grünen in Berlin war ich auch schon mal, im Grunewald…sehr hübsch…

MeinEichwalde
18.05.2025, 17:42
Liebe Danziger und Gdansk Freunde,
wir kommen nicht vom Dorf sondern von der Totilastrasse am SBahnhof Priesterweg in Berlin. von dort sind es bis Südkreuz ( Fernbahnhof) Yorckstrasse, Anhalter Bahnhof Potsdamerplatz Unter den Linden Friedrichstrasse. 30 Minuten, Mit dem Rad ebenfalls 30 Minuten Radweg an der SBahn entlang. Ich wohne mitten in Tempelhof, quasi auf der anderen Seite ist der Flughafen,heute das sogenannte Feld. Genossenschaft 1892 ist mein Vermieter.Könnt ihre gerne mal bei google earth anschauen. Ich wohne alleine. Die nebenkosten sind durch die HabeckWende um 50 euro pro Monat gestiegen, werden aber grossteils erstattet. Lebensmittel sind billiger geworden in Deutschland seit Lidl Rewe etc die RetteMichTüte eingeführt hat. Ich bin seit 50 Jahren in Berlin. Grunewald - da haben sich die Russen niedergelassen, am Wannsee noch nicht so viel. Unsere Polen sind überall. Der Grunewald Sbahnhof ist von mir auch gerne mit dem Rad zu erreichen über Arnulfstrasse am insulaner vorbei. an Friedenau vorbei Schmargendorf. übers Roseneck Hagenstrasse. SBahnGrunewald. 30 Min.dann noch durch den Wald zum Teufelssee . FKk und sehr gut auszuhalten dort mit DLRG Station. Das Wasser im Teufelssee ist sanft , Eisvogel schoss letztes Jahr über das Wasser. Die Leute sehr kultiviert. wie auch am Schlachtensee und Krumme Lanke. Ich würde mit keiner Stadt tauschen, auch nicht mit Polen. Paris oder London Momentan duften überall die Akazien als Strassenbäume. Ich komme nicht vom Dorf, sondern habe in Dahlem studiert. Und nun beschreibt Ihr mal Eure Lebensbedingen Und dann reden wir weiter.
Freundiche Grüsse
Delia

Jürgen_W
18.05.2025, 17:49
Da hast du Glück.. bei uns gibt es nur noch einen kleinen Edeka und eine Apotheke.
Postamt hat zugemacht .. ach ja einen Bach mit Frösche gibt es in der Nähe.

MeinEichwalde
18.05.2025, 18:13
Lieber Jürgen,

ich muss mich entschuldigen, ich hatte nicht verstanden, dass ja DU vom Dorf kommst. vor lauter Aufregung.Sonst hätte ich das gar nicht so lang geschrieben. Unsere polnischen MitleserInnen dürfen sich aber auch outen. Dorf oder Stadt? Wo wohnt ihr? Und was zahlt ihr wohl in Polen ,bzw gdansk Miete. ?
Eure Delia

Jürgen_W
18.05.2025, 19:41
Meine Mutter war in Danzig geboren und musste mit ihrer Familie 1945 flüchten.
Sie wohnte in Oliwa und musste mit 14 Jahren zur sog. Kriegseinsatz=Herstellung von Pulvernahrung etc. bei Dr. Oetker in der Dickmania Strasse arbeiten.
Sie kam dann zu uns in DE ins Dorf, lernte meinen Vater kennen usw.
Und die Familie meiner Frau hatte Felder und eine Getreidemühle in Polen auf dem Land.
Sie sind dann Anfang der 70er nach DE ausgesiedelt.

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PS: In Danzig in der Stadt könnte ich daher nicht wohnen, wenn dann ausserhalb… das muss man gehwohnt sein, in unserem Alter ginge das nicht mehr. Also bleibt nur noch ein Reisetrip den ich mir so gerne noch irgendwann erfüllen möchte.

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Aus den bisherigen Beiträgen zu dem Thema ergeben sich für mich zumindest schon einmal einige interessante Gesichtspunkte:

Man kann das Thema „Zusammenleben Deutsche und Polen“ nicht pauschalisieren!

Also sollte man zb. unterscheiden nach Alter, Vorgeschichte, Familiengeschichte, Lebensraum Stadt oder Land, Beruf, Religion, Vorkenntnisse über andere Länder und Reisen, Sprachkenntnisse, usw.

Es wäre viel zu kurz gegriffen, zu sagen „fahrt einfach mal hin, ihr werdet schon klarkommen und euch anfreunden…“

Es kann funktionieren oder auch nicht …
Das Lesen von Beiträgen wie hier im Forum hilft manchem sicher, wenn wir uns vielleicht auch ruhig einmal auf Abwege abseits der Ahnenforschung begeben.

-> Ideen sind gefragt, was meint ihr dazu ? -<

Wolfgang
19.05.2025, 16:41
Schönen guten Nachmittag,

kurz ein paar Antworten und Bemerkungen auf in den vorangegangenen Beiträgen gestellte Fragen und Feststellungen:

- Deutsche Arbeitnehmer/innen in Polen: Die meisten arbeiten in Niederlassungen deutscher Firmen. Sie sind entweder auf Dauer oder vorübergehend entsandt. Die Entlohnung entspricht häufig dem was sie in Deutschland verdient haben.

- Mietwohnungen: Die meisten Polen haben eigene Wohnungen/Häuser. Der Mietwohnungsmarkt ist fast leergefegt. Mietwohnungen befinden sich häufig in den Händen von Genossenschaften, die von Altmietern sehr günstige Mietpreise verlangen. Werden diese Wohnungen geräumt, werden oft Marktpreise verlangt. Für Neubaumietwohnungen werden Preise verlangt, die langsam an das Niveau in Deutschland heranreichen.

- Wohnen Stadt/Land: Wer ein reiches kulturelles Angebot, gute Nahverkehrsmittel und Einkaufsmöglichkeiten und ärztliche/medizinische Versorgung haben möchte, muss sich fast zwangsläufig für die Stadt entscheiden. Auf dem Land gibt es davon häufig nichts oder fast nichts.

- Schule/Kindergarten: In Danzig und Umgebung gibt es keine zweisprachige (deutsch-polnisch) Schule/Kindergarten. Es gibt jedoch eine große internationale Schule in der englischsprachig unterrichtet wird.

- Nach Polen umziehen: Als Arbeitnehmer mit einem guten Job und Rückkehrmöglichkeit? Wenn man offen für ein anderes Land ist - warum nicht? Als Rentner? Wenn man kerngesund ist, eine gute Rente hat, sich dessen bewusst ist worauf man sich einlässt - ebenfalls warum nicht? Wenn man familiäre Bindungen nach Polen hat oder wenn der Partner Pole/Polin ist - dann kann das sehr gut klappen. Wenn Jemand schon häufig in Polen war und nicht nur Kurzurlaube machte, außerdem zumindest Grundkenntnisse der polnischen Sprache beherrscht, ok, auch das kann einen Versuch wert sein. Wenn man in Deutschland Schwierigkeiten hat oder in Polen das gelobte Land sieht - Achtung! Die Schwierigkeiten nimmt man in der Regel mit und Polen ist ganz sicher nicht die große Verheißung. In den vergangenen 20 Jahren habe ich viele Deutsche kennen gelernt, die hier in Polen ihr Glück versuchten. Viele sind noch hier, aber ebenso viele kehrten desillusioniert und eine Erfahrung reicher nach Deutschland zurück.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang

Jürgen_W
19.05.2025, 17:48
Dieser Satz trifft es auf den Punkt:
„ Wenn man in Deutschland Schwierigkeiten hat oder in Polen das gelobte Land sieht - Achtung! Die Schwierigkeiten nimmt man in der Regel mit und Polen ist ganz sicher nicht die große Verheißung. “

So ist es wohl auch mit den Versuchen „umzuziehen“ nach Ungarn, Griechenland, Spanien in die USA usw. Dann treffen die Auswander ganz unerwartet auf Sprachschwierigkeiten, Arztprobleme, Wetterereignisse, Erdbeben, Kriminalität und vieles mehr.
Dinge die man in Prospekten oder im TV nicht zu sehen bekommt. Wir waren schon in vielen Ländern in Europa und den USA. Meist ging es gut, aber wir hatten damals wohl mehr Glück als Verstand…ok jung und unternehmungslustig

Wolfgang
19.05.2025, 20:58
Schönen guten Abend,

ich habe gerade mit Freunden gesprochen die mich auch auf eine "Europäische Schule" in Danzig aufmerksam machten. Es gibt also eine "Internationale Schule" (Alter 3-18 Jahre, Jahreskosten pro Kind 10.000-15.000 Euro) und eine "Europäische Schule" (Alter 4-19 Jahre, Jahreskosten pro Kind 12.000-18.000 Euro). Hier in Polen ist der Kindergarten in der Regel integriert in die sogenannte "Przedszkole" (Vorschule) die vor allem auf dem Land den normalen Schulen angeschlossen ist. Dort wird aber ausschließlich polnisch gesprochen.

Die Kosten für die internationale und europäische Schule scheinen auf den ersten Blick relativ hoch zu sein, sind aber im internationalen/europäischen Vergleich relativ moderat. Trotzdem müssen diese Kosten für umzugswillige Familien -wenn sie nicht vom Arbeitgeber übernommen werden- im Auge behalten werden. Natürlich ist es möglich, Kinder sofort in die polnische Schule zu schicken, aber dafür müssen ziemlich gute Polnischkenntnisse vorhanden sein.

Schöne Grüße aus dem Werder
Wolfgang