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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Wolfgang Federau: Wenn ich tot bin



Wolfgang
01.11.2008, 11:39
Zum diesjährigen Allerheiligen / Allerseelen ein Gedicht von dem großen Danziger Dichter und Schriftsteller Wolfgang Federau, * 08.03.1894 in Danzig, + 18.05.1950 in Lübeck.

Wenn ich tot bin

Lieg ich einstmals tot in meinem Bette,
stehn noch in den Schränken, hübsch gebunden,
Bücher, die ich gern gelesen hätte.
Nur - ich habe nie die Zeit gefunden.

Viele Verse, mancherlei Gechichten,
allzulang in mir herumgetragen,
werd' ich nicht mehr dichten und berichten.
Tote können leider gar nichts sagen.

Sommer werden süß vorüber wehen
und in Duft und Blüten überschäumen.
Doch mein Auge wird sie nicht mehr sehen,
und ein totes Herz kann nie mehr träumen.

Liebe wird die Liebenden umschmeicheln.
Nur von mir wird niemand etwas wissen.
Keine Mädchenhand wird sanft mich streicheln.
Tote Lippen sind zu kalt zum Küssen.

Noch gibt's ein paar Menschen, die mich kennen,
die an meinem Tische oft gesessen.
Uns sie werden im Gespräch mich nennen
- anfangs - und mich schließlich doch vergessen...

Der du dieses liest, nach vielen Jahren,
später Nachfahr, denk bei meinen Zeilen,
dass auch wir einst froh und glücklich waren,
wir, die längst im Reich der Schatten weilen.

Hans-Joerg +, Ehrenmitglied
01.11.2008, 12:00
....Keine Mädchenhand wird sanft mich streicheln.
Tote Lippen sind zu kalt zum Küssen........

Ach Wolfgang......ach wie schön.......das ging richtig zu Herzen !!!

Viele Grüße
Hans-Jörg

Belcanto
01.11.2008, 12:07
"Nicht vergessen bist du hier,
Forum spendet Plattform dir,
DAMIT WIR NICHT VERGESSEN,
WAS WIR HABEN EINST BESESSEN.
Wolfgang vielen Dank
Gruß
Belcanto

Wolfgang
01.11.2008, 12:08
Noch gibt's ein paar Menschen, die mich kennen, ...
- und mich schließlich doch vergessen...
Noch ein kleines Nachwort: Wolfgang Federau schuf mit seiner Feder Unvergängliches, Unvergessliches. Er gerhört mit Carl Lange zu den ganz wenigen Danziger Dichtern der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts, die sich nie dem Zeitgeist beugten oder unterwarfen.

Wolfgang Federaus Befürchtung, er könne eines Tages vergessen sein, wird sich nicht so schnell bewahrheiten. Er lebt in seinen Gedichten und Werken weiter. Tot ist man erst dann, wenn sich niemand mehr an Einen erinnert, wenn man vergessen ist.

Anonymus
01.11.2008, 12:10
Zum diesjährigen Allerheiligen / Allerseelen ein Gedicht von dem großen Danziger Dichter und Schriftsteller Wolfgang Federau, * 08.03.1894 in Danzig, + 18.05.1950 in Lübeck.
..........

dass auch wir einst froh und glücklich waren,
..........


.....in unserer alten Heimatstadt Danzig!

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

Belcanto
01.11.2008, 13:00
Ich glaube, diese Unterwellige Angst, vergessen zu werden, beschleicht alle Menschen, aber solange noch nicht alle Spuren verweht sind ( Wolfgang Federau " Verwehte Spuren- Geschichten und Erzählungen), bleibt die dankbare Erinnerung.
Einen schönen Feiertag wünscht
Belcanto