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AngelB +12.3.22
02.11.2008, 12:53
Hallo -

von Regina und "den Damens" in der Dt. Minderheit bin ich "angefeuert" worden, doch nun endlich mal aufzuschreiben, wie's mir denn so beim zweiten Besuch innerhalb eines Jahres in Danzig gefallen hat.

Na ja - was soll ich sagen ... es war genau so toll wie beim ersten Besuch (und mein Mann war mit und ist nun auch infiziert). Dieses Mal hatten wir auch ein bißchen mehr Zeit für alles und wir waren in Oliwa und haben die tolle Kathedrale und den Garten bewundert (zu dem meine Familie eine besondere Beziehung hat).

Auch in Neufahrwasser und am Strand von Brösen war ich wieder.

Dann waren wir in Zoppot und sind auch über den Steg in's Wasser gelatscht und das war grandios, zumal wir während unseres Aufenthaltes in Danzig nur tolles Wetter hatten. Immer Sonnenschein und Temperaturen im zweistelligen Bereich. Das Grand-Hotel beeindruckt heute genauso wie wahrscheinlich damals; ebenso die alten und schönen Villen in den Nebenstrassen. Mit ein bisschen Mühe kann man sich gut die Eleganz des alten Seebades vorstellen.

Gdingen war auch ganz nett, aber wir wollten weiter nach Karthaus und Szymbark, wo ein Teil meiner Urahnen herkommt. Karthaus hat mir ganz gut gefallen, vor allem die schöne große Kirche. Ich wäre gerne länger dort geblieben, was ich beim nächsten Besuch auch sicher tue, zumal ich rausbekommen habe, daß der Bus Nr 804 dorthin fährt.

Beeindruckt hat mich vor allem die Landschaft um Karthaus und Szymbark. Die Wälder hatten ihr buntes Kleid angelegt und die vielen kleinen Teiche und Seen waren im Sonnenschein toll anzusehen. Wir sind dort um so einen kleinen Teich herumspaziert und ich glaube auf diesem Spaziergang habe ich zum ersten Mal kapiert was es heisst, wenn mein Vater und seine Cousinen davon sprachen, sie haben die HEIMAT verloren. Das Wort Heimat hat für mich jetzt irgendwie einen anderen Sinn bekommen.

Szymbark war vor allem lustig, weil wir ein auf dem Kopf liegendes Haus bewundern konnten. Gab es da eigentlich schon immer ein auf dem Kopf liegendes Haus (meine Schwester meinte, unser Vater hätte uns davon erzählt) ?

Die Bunker (oder Unterstand) , der Zug, der Gefangene und Zwangsarbeiter nach Russland transportierte und eine Gefangenenbaracke zeigten dann wieder auf, was sich in Westpreußen abgespielt hat.

Zurück in Danzig ging's dann zum wiederholten Male in's "Kubicki" zum Essen. Im übrigen gibt es im Madison-Center auch ein kleines nettes indisches Restaurant (ASSAM) mit dem Charme eines Bahnhof-Restaurants, aber das Essen ist dort sehr authentisch und lecker. Gewohnt haben wir wieder im "Hevelius" und konnten über die Altstadt schauen. Die Katharinenkirche bei Vollmond direkt vor der Nase - das hat was.

Im Archiv konnte ich leider nicht so lange umherwühlen bei diesem Besuch, weil ich stärker in andere Aktivitäten eingebunden war, aber drei Urkunden meiner Familie habe ich trotzdem gefunden.

Was bliebe noch zu vermelden ? Ach ja ... die nächste Danzig-Fahrt ist ins Auge gefasst ... Frühjahr oder Sommer 2009.

Schönen Sonntag für alle
Angelika

sophia24
15.12.2008, 12:57
Danke für den Bericht!
Das klingt so als hättest du in Danzig eine tolle Zeit gehabt, aber wenn ich ehrlich bin hätte ich auch nichts anderes erwartet. Bin von Danzig noch nie enttäuscht worden :-)

Karsten
20.01.2009, 14:44
Hallo, dein Reisebericht hat mich sehr interessiert, weil ich Brösener bin. Ich werde im Mai zum ersten Mal nach 1947 hinfahren und bin schon sehr gespannt darauf. Ins Kaschubengebiet will ich auch fahren, aber natürlich auch nach Oliva und Hela. Die Stadt selbst werde ich so intensiv wie möglich wahrnehmen. Was hat dich an der Innenstadt am meisten beeindruckt, und was sollte man in der Danziger Gegend unbedingt besuchen ? Ich grüße dich. Gerhard Karsten

Anonymus
20.01.2009, 15:31
(...)
.....und was sollte man in der Danziger Gegend unbedingt besuchen ?
(...)


Hallo Gerhard,

nach eigenen Erlebnissen meiner Besuche unserer alten Heimatstadt, zumindest die herrlichen Ostseestraende von Heubude ueber Broesen und Glettkau bis nach Zoppot.

Ausser nach Zoppot (mit der S-Bahn) kommst Du vom Danziger Centrum ueberall bequem mit der Elektrischen (Tram) hin.

Nach einem Besuch der Ostseestraende, solltest Du aber dann auch die Natur auf der waldreichen Danziger Hoehe kennenlernen. Hier hinauf verkehren viele Buslinien ab dem DWORZEG PKS (Busbahnhof), zu finden hinter dem Hbf. an der 3. MAJA (Horst Hoffmann-Wall).

Und wenn Du danach noch Zeit hast, dann nix wie hin, in die z. T. noch stille Naturlandschaft der Danziger Niederung und des Danziger Werders. Auch hierin fuehren viele Buslinien ab den Busbahnhof.

Gute Reise und schoene Gruesse,
Ohrscher Siegfried

AngelB +12.3.22
02.03.2009, 11:43
Hallo Karsten,

Du weisst ja sicherlich, dass ich "nachgeboren" bin. Mein Vater und seine Familie stammte aus Danzig und Umgebung. Ich kannte nur die Erzaehlungen meines Vaters, der 2005 verstarb und Erinnerungen die er mit zwei Cousinen austauschte, die ich fuer ihn im Jahre 2004 in der Naehe von Stuttgart ausfindig gemacht hatte. Die Familie hatte sich in den Kriegswirren aus den Augen verloren und jeder glaubte vom anderen, er waere umgekommen.

Als ich die Anschriften der beiden Cousinen erfahren hatte, habe ich meinen Vater und meine Mutter eingeladen, hinzufliegen und ich war ueberrascht, wie schnell 59 Jahre Vergangenheit fuer die drei waren und wie sie sich an Dinge erinnerten, die viel, viel weiter zuruecklagen. Die beiden Cousinen und mein Vater waren im Jahre 2004 alle schon weit ueber 80 Jahre alt.
Wir haben ein paar tolle Tage miteinander verbracht und ich habe - ich wusste, die Gelegenheit wuerde nie wiederkommen - alles, was die drei sich ueber die Familie erzaehlt bzw. erinnert haben, in mein "kleines gelbes Heft" geschrieben.

Mit deren Erinnerungen bin ich also 2008 nach Danzig gefahren, bin auf Wegen gewandelt, von denen ich wusste, dass auch sie dort waren. Ich habe mir die Gasse angesehen, in der Else ihre eleganten Schuhe und Taschen gekauft hat (obwohl die Geschaefte nicht mehr existieren), ich habe die Paradiesgasse gesucht, die nicht mehr existiert, weil dort eine meiner Tanten gearbeitet hat. Ich habe das Stobbe'sche Milch- und Lebensmittelgeschaeft gesucht, weil die andere Tante da gearbeitet hat und und und. Ich bin am Krantor total von diesen "Erzaehlungen" ueberwaeltigt worden und habe geheult - nur so aus heiterem Himmel. Ich war an der Mottlau, wo ein Teil der Familie gewohnt hatte. Ich war in der Brigittenkirche, wo andere Teil der Familie geheiratet haben und ich hatte die Katharinenkirche (seitdem meine Lieblingskirche) direkt vor der Nase, wenn ich aus dem Hotelzimmer kuckte. Ich bin quasi auf den Spuren der Familie unterwegs gewesen und im Archiv bzw. beim Standesamt in Danzig habe ich alle Urkunden erhalten, die man hier in Berlin nicht ausstellen konnte.
Mein Vater hatte zeitlebens nur eine doofe Bescheinigung, dass die Buecher aus Danzig nicht mehr existieren und keine Geburtsurkunde fuer ihn ausgestellt werden kann. Darueber war er immer ein bisschen traurig. Ich habe einfach auf gut Glueck das Standesamt in Danzig aufgesucht und - ich konnte es kaum fassen - habe fuer alle meine Familienmitglieder die Urkunden erhalten.

Der zweite Besuch war dann ein wenig anders. Ich bin kreuz und quer durch Danzig gelatscht, war aber bei weitem nicht mehr so emotional belastet wie beim ersten Besuch. Dann war ich ja auch ausserhalb von Danzig in die Richtung Kaschubei - also Karthaus, Szymbark und Rheinfeld unterwegs. Die Landschaft dort ist toll (es war Herbst und es schien immer die Sonne). An einigen Stellen waere ich gerne laenger geblieben, aber das liess sich bei diesem Besuch nicht machen, weil ich in andere Aktivitaeten eingebunden war. Ich kann dir nur raten, lass Dir einen Besuch nicht entgehen, es ist eine tolle Landschaft, mit vielen kleineren Seen und kleinen Doerfern. Dort spricht man nur selten Deutsch oder Englisch, aber mit Haenden und Fuessen kommt man gut weiter und es waren alle Leute, die ich getroffen habe, immer sehr sehr freundlich.

Ich werde in diesem Jahr noch einmal nach Danzig fahren. Vielleicht fahre ich mit dem Auto hin - weiss ich noch nicht so genau. Auf jeden Fall schaue ich mir das "drumherum" noch mal genauer an. Emotional bin ich nicht mehr so belastet, wie beim ersten Besuch. Was ich nicht gut finde ist, dass es kaum deutsche Friedhoefe gibt, so dass ich z. B. nicht sagen kann: hier liegen/lagen meine Grosseltern und Tanten (sie waren am Schlapter Gang bzw. in Emaus begraben). Mit diesen grossen Gedenkstaetten habe ich immer ein bisschen Probleme.

Ich wuensche Dir von ganzem Herzen, dass Dir Danzig gefaellt (wo wohnst Du denn dann?). Geniesse es einfach unvoreingenommen und ich bin sicher, du warst nicht zum letzten Mal da.

Liebe Gruesse
Angelika

Karin Langereih
02.03.2009, 15:25
Hallo Angelika,
ja kann die Tage schon zählen, bis ich nach Danzig fliege.
Wie ist das Hotel "Hevelius" denn, ich habe dort auch gebucht?
Wird dort auch deutsch gesprochen?
Vielen Dank.
Gruß Karin

AngelB +12.3.22
03.03.2009, 16:22
Hallo Karin,

also ICH kann das Hevelius nur empfehlen. Ich habe im 13, OG (man beachte, das 13. Geschoss ...hihi) und beim ersten Mal auf die Schichau-Werft und die Bartholomae-Kirche gekuckt, was ich toll fand. Und im Herbst dann habe ich auf die Altstadt gekuckt (also andere Seite des Flurs) und hatte die Marienkirche, die Katharinenkirche usw. direkt "vor dem Fenster" - das war ein toller Ausblick, auch besonders am Abend.

Vom Hevelius aus gehst Du einmal um die Ecke und bist an der Grossen Muehle und kannst ganz bequem in die Altstadt gehen - alles ist zu Fuß bequem zu erreichen. Nicht weit zur Mottlau und zur Langgasse, zur Hunde und Maeusegasse usw. Gegenueber dem Hevelius an der Ecke ist das Madison-Center, wo man alles bekommt. Im Untergeschoss ist ein Supermarkt und im Erdgeschoss ein indisches Restaurant, das ich empfehlen kann. Die Einrichtung ist zwar nicht der Brueller, aber das Essen schmeckt und die Leute sind freundlich. Das Raucher-Etablissement ist im oberen Geschoss des Restaurants.

Ich glaube, das die im Hevelius Deutsch sprechen - ich bin mit Englisch sehr gut zurecht gekommen.

Wie lange wirst Du denn in Danzig bleiben ?

Liebe Gruesse
Angelika

Karin Langereih
04.03.2009, 06:02
Liebe Angelika,
vielen Dank für Deinen Reisetip, auch für den Hinweis, was alles in der Nähe liegt.
Zum Shoppen werde ich sicher auch gehen, es ist ja alles zu Fuß zu erreichen.
Ich bin vom 25.3.-27.3.2009 in Danzig, also in 2 Wochen.
Ich freue mich schon riesig auf meine erste Reise nach Danzig.
Viele Grüße von Karin

Anonymus
04.03.2009, 06:47
Hallo Karin,

wie ich sehe reist Du am 25. Maerz nach Danzig. Der 25. ist ein Mittwoch und an jedem Mittwoch ab ca 15:00 Uhr treffen sich die ollen Danzjer im Club der Deutschen Minderheit im Brunshoeferweg in Langfuhr.

Mein Tipp: Solltest Du bereits im Laufe des Vormittags in Danzig ankommen, dann koenntest Du nach einem ersten Rundgang durch Danzig's Altstadt unsere Freunde der Deutschen Minderheit einen Besuch abstatten. Nicht nur dass sie sich immer sehr freuen, wenn Besuch aus OLD GERMANY in ihrer Mitte weilt, Karin, Du triffst dann mit Sicherheit auch unsere Regina und unsere Helga Danzig aus dem Forum.

Also, im Hotel Hevelius ein Taxi bestellen zur ul. Warynskiego 36 (Brunshoeferweg) in Wrzeszcz (Langfuhr).

Der Link zur Deutschen Minderheit:

http://www.dfk-danzig.de/

Viele Gruesse ( natuerlich auch an unsere Freunde der Deutschen Minderheit in Danzig-Langfuhr)

Ohrscher Siegfried

Karin Langereih
04.03.2009, 09:55
Guten Morgen Siegfried,
ja habe mich schon auf der Seite umgesehen.
Wie lange geht denn so der Treff? Vielleicht kann ich später vorbei sehen.
Mein Flieger kommt um 17.45 Uhr in Danzig an.
Viele Grüße von Karin

Anonymus
04.03.2009, 11:46
Hallo Karin,

leider wirst Du um die Zeit dort niemand mehr antreffen, denn normalerweise verabschiedet sich gegen 18:00 Uhr der groesste Teil der Teilnehmer. Ein Grund ist die Angst der alten Leute in der Dunkelheit noch unterwegs zu sein.

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

Wolfgang
04.03.2009, 23:34
... normalerweise verabschiedet sich gegen 18:00 Uhr der groesste Teil der Teilnehmer. Ein Grund ist die Angst der alten Leute in der Dunkelheit noch unterwegs zu sein.
Hallo Siegfried,

die meisten gehen schon deutlich früher nach Hause. Der Grund liegt aber wie Du sagtest darin, dass sie möglichst bei Dunkelheit zu Hause sein wollen.

Nach 18:00 Uhr bleibt dann noch der "harte Kern" (erinnerst Du Dich noch?:)) und genehmigt sich den einen oder anderen Wodka. Ein Teil spielt Skat, der andere Teil plachandert nur. Seit Josef in Litauen ist, fehlt der größte Sprücheklopfer und es wird nicht mehr ganz so viel gelacht.

Anonymus
05.03.2009, 10:07
Hallo Siegfried,
(...)
Nach 18:00 Uhr bleibt dann noch der "harte Kern" (erinnerst Du Dich noch?:)) und genehmigt sich den einen oder anderen Wodka.
(...)


Ja, ich erinnere mich noch sehr gerne und gut an die vielen feuchtfröhlichen Stunden mit den ollen Danzjer Pomuchelsköpp' im Club der Deutschen Minderheit im Langfuhrer Brunshöferweg 36. :D Auch dass ich mich einige Mal gemeinsam mit Siegfried Samson Wodka-umnebelt und Arm in Arm in der Dunkelheit auf dem Heimweg befand. ;) Wir beide hatten ja den gleichen Weg vor uns, er zur Magdeburger Str. und ich Osterzeile.

Bei dieser Gelegenheit haette ich sehr gerne erfahren, welche Meinung über das ganze Theater um Erika Steinbach unter den Mitgliedern der Deutschen Minderheit nun herrscht?

Wolfgang, mit Sicherheit wirst Du in den nächsten Tagen in Danzig mit Deinen polnischen Freunden den vorläufigen Rücktritt der "blonden Bestie" Steinbach - wie sie in Polen genannt wird - feuchtfröhlich und gebührend feiern!? - Oder?

Übrigens, der Rückzug von Erika Steinbach ist auch als ein Zeichen des Protestes zu werten. Ein leerer Stuhl im Rat der Stiftung "Flucht, Vertreibung, Versöhnung" könnte auch zu einer Art Mahnmal für die Unversöhnlichkeit zwischen der Präsidentin des Bundes der Vertriebenen und Polen werden.

Meine bereits fortgeschrittene Planungen fuer eine Reise in diesem Jahr nach Danzig, werde ich nach den unerträglichen bebilderten Hetztiraden in der poln. Öffentlichkeit, in der Erika Steinbach u.a. Revanchismus u.s.w. unterstellt wird, neu überdenken und eventuell ganz zurück stellen.

Gruss
Ohrscher Siegfried

Beate
05.03.2009, 10:45
Na, Siegfried, ob du dir dann mit dem Verzicht nicht nur selber schadest? Kann mir nicht vorstellen, dass es irgend jemanden dort beeindruckt, andererseits könntest du bei einem Danzigaufenthalt vielleicht eher einige Dinge klarstellen, nicht? Solltest du bei deiner Entscheidung vielleicht bedenken...;)

Schöne Grüße Beate (die liebend gerne nach Danzig flöge, und nicht kann..)