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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Edwin Kamer



Yasmin
03.11.2008, 19:59
Ich bin auf der Suche nach Informationen über meinen Grossvater Edwin Maximilian Kamer (1899-1964).
Er ist in Danzig geboren, hat am 16.10.1922 meine Grossmutter Käte Hedwig Polley (aus Czersk,1900-1985) in der Kathedrale von Oliva geheiratet,
Kinder Günter geb. 15.09.1924 und Ingeborg geb.13.12.1937 in der Storchenklinik.

Wohnsitze waren bis 1941 Danzig Langfuhr, Adolf-Hitler-Str.202 in einer Villa der Leibhusaren, danach bis 1944 in der Friedrichsallee 22.

Aus Erzählungen meiner Grossmutter weiss ich, dass er zunächst Lehrer, danach Leiter der Arbeitsfront war.Sie erzählte mir von Eindeutschungsprozessen und davon, dass er für Gauleiter Forster gearbeitet hat, oft in Berlin war und sich ins Goldene Buch der Stadt Danzig eingetragen hat.
Aus Gründen , die ich nicht weiss, wurde er als Kurier durch die feindlichen Linien zur Front eingesetzt und geriet in russische Gefangenschaft.
Er fälschte seinen Pass und machte aus Kamer - Ramer.
Als er freigelassen wurde versteckte er sich in der Nähe von Preetz in einem Torflager, da ihn die Engänder suchten.
Seinen Sohn Günter hat man inhaftiert um den Aufenthaltsort des Vaters herauszufinden.
Jahre später gab es einen Prozess gegen ihn.Was ihm zur Last gelegt wurde, weiss ich nicht.

Keiner konnte oder wollte mir sagen, welche Funktion er hatte.In Geschichtsbüchern gibt es keine Einträge.
Für Informationen wäre ich sehr dankbar

Wolfgang
03.11.2008, 21:42
Ich bin auf der Suche nach Informationen über meinen Grossvater Edwin Maximilian Kamer (1899-1964).
Wohnsitze waren bis 1941 Danzig Langfuhr, Adolf-Hitler-Str.202
Lt. Einwohnerbuch 1942 war er Gauamtsleiter der NSDAP und Gauobmann der Deutschen Arbeitsfront. Als Adresse ist die A.H.-Str. Nr.203 angegeben.

Was sich hinter diesen Ämtern bzw. Positionen verbarg, kann ich nicht sagen, aber es scheint schon so zu sein, dass er nicht ganz unbedeutend war.

Marc Malbork
04.11.2008, 02:33
Hallo Yasmin:

1. Bundesarchiv. Dort liegen die Bestände des ehem. Berlin Document Center, d.h. die NSDAP-Mitgliederunterlagen. Ferner betreut das BA die nicht mehr benötigte Aktenüberlieferung der Zentralstelle Ludwigsburg, die sich mit der Verfolgung von Naziverbrechen befasst(e).Über das Bundesarchiv wird man wohl auch klären können, ob und wo es noch Personalunterlagen der Deutschen Arbeitsfront gibt. Die Website des BA enthält einen ersten Überblick über die Bestände.

2. Auszug aus dem Buch von Dieter Schenk, Hitlers Mann in Danzig, 2000, S. 191:

"Wichtige Funktionen hatten im Gauamt inne:
...
Gauwaltung der Deutschen Arbeitsfront: Gauobmann Kramer
(31 Kreisverwaltungen, 503 Ortsverwaltungen, 11716 Betriebe. Programme "Kraft durch Freude", "Schönheit der Arbeit".) ... "

Es heißt wörtlich "Kramer". Dieter Schenk hat eingehend auch auf dem Gebiet der Strafverfolgung von Tätern aus der NS-Zeit geforscht und für sein Buch speziell auch im Bereich Danzig-Westpreußen. Er hat eine eigene Website mit öff. Emailadresse. Fragen kostet sicher nichts.

3. Dein Großvater war demnach Chef der Arbeitsfront von Danzig, später Danzig-Westpreußen. Der "Gauamtsleiter" bezeichnet den Titel innerhalb der NSDAP. Die DAF war ein Verband der NSDAP. Darüber gabs für Danzig-Westpreußen nur die Reichsleitung. Über die tatsächliche Macht innerhalb der Gruppe um Forster ist damit allerdings noch nichts gesagt.

Erwin-Danzig, + 17.06.2017
04.11.2008, 12:00
Hallo Jasmin,

habe in meinem Original Danziger Einwohnerbuch 1940 / 1941
nachgesehen. Dort steht verzeichnet Kamer, Edwin
Gauamtsleiter der NSDAP und Gauobmann der DAF
Lgf Adolf-Hitler-Straße 203 Tel. 42592
Also ist dort abweichend von zuvor genannten Daten,
der Name Kamer und die Haus-Nr. 203 verzeichnet.

Im II Teil des e.g. Buches steht Edwin Kamer auch
unter Nr.203. Offensichtlich nur 2 Einwohner in diesem Hause.
Rechte Seite von Danzig gesehen ungerade Nummern.
Die Querstraße Ernsthausenstraße, lag zwischen den Häusern
Nr. 189 und 191.

Dieses als Hinweis auch zu den Namen Kamer oder Kramer.

Es grüßt Erwin Völz

Yasmin
06.11.2008, 13:32
Vielen Dank an Euch für die interressanten Informationen.

Das Buch von Dieter Schenk habe ich mir in der Zwischenzeit gekauft und werde versuchen mit Herrn Schenk in Kontakt zu treten.
Auch im Bundesarchiv werde ich eine Anfrage starten.

liebe Grüsse aus Wiesbaden,
Yasmin