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Wolfgang
04.11.2008, 21:41
Abend in Oliva

Da der Tag nun schlafen will,
wird es mählich leise, still
in den Wiesengründen.
Nur ein Wind harft noch sein Lied,
zärtlich zwischen Meer und Ried,
mag nicht Ruhe finden.

Vor dem kleinen See her streicht
kühlen Wassers Odem feucht
zu dem nahen Lande.
Einsam zieht ein weißer Schwan
seine schmale Silberbahn
bis zum Uferrande.

Alles ist vom Lichte matt.
Reglos stehen Halm und Blatt,
sammeln neue Kräfte.
Schilf und Baum und Strauch und Moos
heben ais der Erde Schoß
frische Lebenssäfte.

Feierliche Ruhe fällt
tröstend über diese Welt,
über alle Müden.
Jedes Wesen, jedes Ding,
jeder zarte Schmetterling
hauchen Schlaf und Frieden.

Doch auf fernem Hügelkamm
ragt ein mächt'ger Eichenstamm
zu der Himmelsfeste.
Schwarz steht er vorm Abendrot
das wie brand'ges Feuer loht
zwischen dem Geäste.

Blasser wird die Farbenpracht.
Zögernd, leise senkt die Nacht
sich auf Tal und Hügel.
Nur der Mond schwimmt hell und rund
durch den sammetschwarzen Grund
wie ein Gottessiegel.