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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Suche "Küstenfriedhof in Danzig"



norbertfl
24.11.2008, 14:44
Hallo!
Ich bin Norbert F. aus Linz in Österreich. Meine schon lange verstorbene Oma erzählte mir, dass mein Opa im 2.Weltkrieg in einem Lazarett in Danzig verstorben ist und am Küstenfriedhof in Danzig beigesetzt wurde. Da Polen ja jetzt bei der EU ist, hätte ich vor, einmal Danzig zu besuchen und am Küstenfriedhof nach dem Namen meines Großvaters zu suchen. Aber im Internet finde ich nichts über einen Küstenfriedhof in Danzig!
Kann mir jemand etwas darüber sagen, ob es den noch gibt?

Lg Norbert F.

Pomuchel
24.11.2008, 16:05
Hallo Norbert,
Von dem 'Küstenfriedhof' habe ich noch nie gehört. Ich glaube, diese Name kommt aus dem Volksmund. Wenn ich raten sollte, würde ich sagen dass der Broesener Friedhof (http://www.rzygacz.webd.pl/index.php?id=69,498,0,0,1,0) vielleicht so genannt wurde.

norbertfl
24.11.2008, 16:28
Danke für die Antwort. Wenn das wirklich der gesuchte Friedhof sein sollte, bin ich nun eher enttäuscht, da er aufgelassen wurde.

Lg Norbert

Belcanto
24.11.2008, 16:57
Pomochel
möge mir wiedersprechen. Nach meinem Kenntnistand wurden alle christlichen Friedhöfe durch die Kommunisten eingeebnet!
Leider
Viele Grüße
Belcanto

Wolfgang
24.11.2008, 17:57
Nach meinem Kenntnistand wurden alle christlichen Friedhöfe durch die Kommunisten eingeebnet!
Ich denke auch, dass es höchstwahrscheinlich der Brösener Friedhof war. Obwohl der Sasper Friedhof auch nicht allzuweit von der Küste weg ist.

Die Kommunisten haben nicht alle christlichen Friedhöfe eingeebnet, sondern meist nur die deutschen Friedhöfe. Auf Friedhöfen auf denen sowohl Deutsche als auch Polen ruhten, wurde häufig nicht der ganze Friedhof eingeebnet sondern nur die deutschen Gräber. So ist z.B. der Olivaer Friedhof erhalten geblieben, wobei im Lauf der Zeit die deutschen Gräber neu belegt wurden. Trotzdem gibt es dort noch eine recht große Anzahl alter deutscher Gräber, so z.B. auch noch das des alten Danziger Originals "Poguttke".

Belcanto
24.11.2008, 18:59
Ja, Wolfgang du hast recht, so ist es richtig!Die Unterlagen/Sterbebücher sind meistens noch vorhanden, und man kann nachlesen in welcher Grabreihe/ Grabnummer der Angehörige liegt. Leider weiß man nicht mehr, wo man ein Gebet sprechen soll. Das ist sehr schade!
Viele Grüße
Belcanto

Pomuchel
24.11.2008, 22:06
Wie immer ist die Sache der Friedhöfe in Danzig nicht so einfach.
Die Friedhöfe in Danzig wurden nicht von den Kommunisten sondern von den örtlichen Behörde geschlossen. Und nicht die christlichen oder deutschen, sondern die alten. Dann hat natürlich die Zerstörung angefangen, die von Behörden und einfach von den Leuten geschafft wurde. Einige alte und deutsche Aufschriften tragende Gräber sind praktisch auf jedem Friedhof der nicht geschlossen worden war geblieben.
In allen Ländern wurden alte Friedhöfe geschlossen und dann eingeebnet.
Es ist natürlich eine große Schande, das Kunstvolle Grabmähler von bedeutenden Persönlichkeiten zerstört wurden. Und dass keine Dokumentation der eingeebneten Friedhöfe gemacht wurde.
Schaut sich in Euren Städten um - wie viele Parks und Grünanlagen waren eigentlich mal Friedhöfe? Auch vor dem Krieg wurden alte Friedhöfe in Danzig eingeebnet (z.B. alte katholische Friedhof in Altschottland, Friedhof von Lazarett - heute Steffenspark u.a.)

Wolfgang
24.11.2008, 22:35
Die Friedhöfe in Danzig wurden nicht von den Kommunisten sondern von den örtlichen Behörde geschlossen.
Hallo Aleks,

aber in den Behörden hatten doch die Kommunisten das Sagen?


Und nicht die christlichen oder deutschen, sondern die alten.
Das stimmt so in Danzig weil dort fast alle alten Friedhöfe auch christlich und deutsch waren.


Einige alte und deutsche Aufschriften tragende Gräber sind praktisch auf jedem Friedhof der nicht geschlossen worden war geblieben.
Das sieht man auf einigen noch bestehenden Friedhöfen. Besonders auf dem (geschlossenen) Friedhof Hochstrieß und auch in Oliva gibt es noch alte deutsche Gräber.


Schaut sich in Euren Städten um - wie viele Parks und Grünanlagen waren eigentlich mal Friedhöfe? Auch vor dem Krieg wurden alte Friedhöfe in Danzig eingeebnet (z.B. alte katholische Friedhof in Altschottland, Friedhof von Lazarett - heute Steffenspark u.a.)
In Deutschland geht es manchmal sehr viel schneller. Ein Friedhof wird geschlossen und wenn die Ruhezeit der letzten Toten (manchmal weniger als 15 Jahre) abgelaufen ist, werden die Gräber abgeräumt und eingeebnet.

Übrigens hat es bereits vor 100 Jahren in Danzig Pläne gegeben, die alten Friedhöfe zu schließen und eine ausgedehnte Parkanlage zwischen Danzig und Langfuhr entstehen zu lassen.

Aber die Zeiten haben sich geändert. In vielen Dörfern besinnt man sich auf die alten teils überwucherten Friedhöfe und versucht zu retten was man nur retten kann. Vielfach werden die Grabsteine in Lapidarien ausgestellt. Aber trotzdem: Was einmal restlos weg ist, kann man nicht mehr wiederherstellen. In Danzig und all den Dörfern der Niederung und des Werders in denen meine Familienangehörige ruhen, gibt es keinen einzigen noch bestehenden Friedhof mehr auf dem ich ihnen gedenken könnte.

Pomuchel
24.11.2008, 23:24
aber in den Behörden hatten doch die Kommunisten das Sagen?
Ja, aber wären die Behörden nicht komunistisch gewesen hätten sie genauso entschieden.

Das stimmt so in Danzig weil dort fast alle alten Friedhöfe auch christlich und deutsch waren.
Fast, aber nicht alle. Z.B. der Urnenfriedhof am Michaelisweg oder der katholische Nikolaikirchhof an der Grossen Allee und st. Josephkirchhof am Zigankenberger Weg, wo auch viele Polen begraben worden waren. Alle drei wurden nach dem Krieg aufgelöst

norbertfl
19.12.2008, 12:54
Danke für die vielen Antworten!

Lg Norbert

ada.gleisner
19.12.2008, 19:06
Noch ein paar Worte allgemein zu diesem Thema : Heute bestünde für alte deutsche Friedhöfe die Möglichkeit zu überleben. Z.B. habe ich bei einem Besuch in Masuren (Bieberswalde, heute Liwa) den örtlichen Friedhof aufgesucht. Dort haben wir Polen getroffen mit denen wir uns untehalten konnten. Wir haben ihnen gesagt, daß unsere Familie seit 1720 (soweit wissen wir es) in dem Dorf lebte und es bestimmt Gräber geben müßte. Der Friedhof war zum größten Teil von Unkraut überwuchert. In einigen Ecken waren frische Gräber der Dorfbewohner- Ca. 1/2 Jahr später bekamen wir Fotos aus Bieberswalde geschickt, darauf das Grab mit Inschrift meiner Urgroßmutter, kein Unkraut mehr, Blumen auf dem Grab. Über dem Eingang des Friedhofs ein Schild, darauf stand in polnisch, daß es sich um den evangelischen Friedhof des 19. Jahrhunderts handele, der unter Denkmalschutz stehe. Dann stand da noch in deutsch "Dorffriedhof" drunter. Das hat mich sehr berührt. Ich denke, daß es heute überall möglich ist so zu verfahren. Schade, daß so viel Zeit vergangen ist, in der so viel zerstört wurde, natürlich kann es in einer Großstadt andere Regeln geben, daß ist bei uns ja leider auch so, Grüße Ada