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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Willibald Omankowski (Omansen): Ahnenzug



Wolfgang
29.11.2008, 01:28
Einer der weniger bekannten Danziger Dichter war Willibald Omansen, *1886, +1975, der mehrere Gedichtbände schrieb, die heute meist vergessen sind.

Im Dezember 1937 veröffentlichte er in Carl Langes "Ostdeutschen Monatsheften" das Gedicht:

Ahnenzug

Der Ahnen Zug beschwör' ich oft zur Nacht.
Mit lautem Anruf lock ich sie aus Schriften,
aus Bildern, selbst aus ihren Grüften,
versunken tief in ewigen Schlafes Schacht.

Da hebt ein Klirren an von Ankerketten.
Aus schmalen Toren wimmelt es hervor:
Kahnschiffer, Mönche, Söldner und der Chor
bewamster Bürger mit den Samtbaretten.

Sie haben den bedächtig breiten Gang
erfahrener Männer, die etwas bedeuten,
und ihre Gesten sind wie das Bereiten
seltener Feste, glänzend laut und lang.

Und schmale Frauen treten vor die Türen.
Sie schauen in das marktliche Gewühl
mit einem rätselhaften Lächelspiel,
das Dienen heißt und Herrschen und Verführen.

Und alle haben die Gelassenheit
von solchen, die gewohnt sind, viel zu tragen,
sie sind in guten wie in bösen Tagen
glückliche Menschen, denn sie haben Zeit.