Wolfgang
29.11.2008, 21:26
Aus "Unser Danzig", 10.Jahrgang, Nr.5, vom 01.03.1958, Seite 6
Die Weichsel und die Osterplatte
von Dora Dau
Was viele Danziger wohl nicht wissen: Außer der Westerplatte gab es auch einmal eine "Osterplatte". Sie lag zwischen der Mündung der Weichsel und Heubude, dem Strand vorgelagert.
Als die Weichsel in ihrer ursprünglichen Wildheit zur See eilte und ihre Mündung bei Weichselmünde noch nicht versandet war, brachte sie immer viel Geröll mit. Dies lagerte sie vor der Mündung ab, und die Ostsee brachte mit jedem Wellenschlag Meeressand darauf. So entstanden die beiden Platten nach jahrelanger Arbeit der Weichsel und der See, die Oster- und die Westerplatte.
Die Weichsel war ein wilder, reißender Strom, besonders wenn im Winter ihr Eis geborsten war, die Eisschollen sich stauten und die Ufer beschädigten, Im Jahre 1840 waren bei Neufähr solche Eisschollen zu Bergen angehäuft und in einer stürmischen Nacht durchbrachen sie das Land, und die Weichsel suchte sich eine neue Mündung zum Meer. Häuser, Bäume, Menschen und Tiere wurden mit in die eisige Flut gerissen. Es muss grausam gewesen sein. Mir erzählte es eine alte Frau, die als elfjähriges Mädchen die grauenvolle Nacht miterlebte und gerettet wurde.
Später wurde bei Schiewenhorst noch von Menschenhand ein Durchstich zur See gemacht, und dann wurden Schleusen gebaut, die den Lauf der Weichsel regulierten.
Hinter der Schleuse bei Plehnendorf zog sodann die Weichsel ruhig an Danzig vorbei durch den Kaiserhafen und den Hafenkanal. Geröll konnte sie nun nicht mehr mitbringen, und so konnte die Weichsel die beiden Platten nicht mehr befestigen.
Die See aber begann an stürmischen Tagen ihr mit der Weichsel begonnenes Werk wieder zu zerstören, indem sie ein Stück Land nach dem anderen abriss. Bei der Westerplatte, die so wichtig für den Hafen war, half die Hafenverwaltung. Große Felsblöcke wurden an die gefährdete Stelle in die See gesenkt und Buhnen gebaut. So konnten die Wellen der Westerplatte nichts mehr anhaben. Aber die Osterplatte, die ja den Hafen nicht schützte, wurde in vielen Jahren so nach und nach von der See zerstört, bis nichts mehr davon übrig blieb.
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Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.
Weitere Verwendungen / Veröffentlichungen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung durch den Rechteinhaber:
Bund der Danziger
Fleischhauerstr. 37
23552 Lübeck
Bei vom Bund der Danziger genehmigten Veröffentlichungen ist zusätzlich ist die Angabe "Übernommen aus dem forum.danzig.de" erforderlich.
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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Die Weichsel und die Osterplatte
von Dora Dau
Was viele Danziger wohl nicht wissen: Außer der Westerplatte gab es auch einmal eine "Osterplatte". Sie lag zwischen der Mündung der Weichsel und Heubude, dem Strand vorgelagert.
Als die Weichsel in ihrer ursprünglichen Wildheit zur See eilte und ihre Mündung bei Weichselmünde noch nicht versandet war, brachte sie immer viel Geröll mit. Dies lagerte sie vor der Mündung ab, und die Ostsee brachte mit jedem Wellenschlag Meeressand darauf. So entstanden die beiden Platten nach jahrelanger Arbeit der Weichsel und der See, die Oster- und die Westerplatte.
Die Weichsel war ein wilder, reißender Strom, besonders wenn im Winter ihr Eis geborsten war, die Eisschollen sich stauten und die Ufer beschädigten, Im Jahre 1840 waren bei Neufähr solche Eisschollen zu Bergen angehäuft und in einer stürmischen Nacht durchbrachen sie das Land, und die Weichsel suchte sich eine neue Mündung zum Meer. Häuser, Bäume, Menschen und Tiere wurden mit in die eisige Flut gerissen. Es muss grausam gewesen sein. Mir erzählte es eine alte Frau, die als elfjähriges Mädchen die grauenvolle Nacht miterlebte und gerettet wurde.
Später wurde bei Schiewenhorst noch von Menschenhand ein Durchstich zur See gemacht, und dann wurden Schleusen gebaut, die den Lauf der Weichsel regulierten.
Hinter der Schleuse bei Plehnendorf zog sodann die Weichsel ruhig an Danzig vorbei durch den Kaiserhafen und den Hafenkanal. Geröll konnte sie nun nicht mehr mitbringen, und so konnte die Weichsel die beiden Platten nicht mehr befestigen.
Die See aber begann an stürmischen Tagen ihr mit der Weichsel begonnenes Werk wieder zu zerstören, indem sie ein Stück Land nach dem anderen abriss. Bei der Westerplatte, die so wichtig für den Hafen war, half die Hafenverwaltung. Große Felsblöcke wurden an die gefährdete Stelle in die See gesenkt und Buhnen gebaut. So konnten die Wellen der Westerplatte nichts mehr anhaben. Aber die Osterplatte, die ja den Hafen nicht schützte, wurde in vielen Jahren so nach und nach von der See zerstört, bis nichts mehr davon übrig blieb.
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Wolfgang