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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Poguttkes Adventsgedanken



Rudi Bellon, + 24.08.2010
16.12.2008, 16:06
Miteins aus dusteres Wolkendunkel,
Aus Sorjen-und Novembernacht
Is oben wieder mit Jefunkel
Jen´altvätrautes Licht äwacht.
Scheint´s wieder heit von Sankatrinen
Und Sankt Marien,is eins jewiß:
Ganz deitlich zieht ma an de Mienen,
Wer Danzjer und wer keiner is.

Wer nich am Mottlaustrand jeboren
Und danzich nich als Heimat kännt,
Dem jäht im Großstadtkrach väloren
Leicht dieser Fästklang zum Advänt.
Er heert das nich mang das Krakehlen,
Wo rum er scheddern tut und jeht.
Dem ollen Danzjer mecht was fehlen,
Wänn er das heit väseimen teet.

Dänn bei die alten frommen Lieder
Da wird das Härz ihm wieder jung,
Und mang de Altstadt jeht er wieder,
Väsunken in Äinnerung.
Er lauscht,dick wird´s ihm in der Kehle,
Er reispert sich und schluckt,tjaja,
Dänn pletzlich steht ihm vor de Seele
Sein altes Kindheitsdanzich da.

Als noch auf Straßen nich und Plätzen
Kein Auto mochumsch brillt und schnarscht´,
Und Weihnachtsbuden bunt von Schätzen,
Sich zogen längs dem Kohlenmarcht.
Und Jungens (tja,der Heimatkänner
denkt järn auch daran zurick)
De Pflaumen-und de Hampelmänner
väkauft:"En Dittchen Stick fier Stick!"

Ma tat sich mang de Buden dricken,
Staunt sehnsuchtsvoll die Wunder an,
Kick:Sälbst dem blauen"Schien",dem dicken,
Väkauft jen Jung en Flaumenmann!
So zeicht beim alten Klang der Lieder
Sich heit´manch Bild-es war einmal-,
Heert ahmds der olle Danzjer wieder
Vom Turm hoch dem Adväntschoral.

Er simmiliert und kann´s nich fassen,
Wo bloß die Zeit,de Zeit bloß blieb,
Seitdem er mang diesälben Gassen
Als kleiner Bowke rum sich trieb.
So steht er da de Lockenfille
Väschwand,wie manches mehr väschwand,
Und sinnend drickt er heimlich stille
in seiner Hand die Kinderhand.

Und ob er noch son feiner Pinkel,
Ersteht,wo die Radaune rauscht,
Andächticht innen Heiserwinkel,
Kickt nach jen Turmlicht hoch und lauscht,
Fiehlt allerlei Jedanken jehen
Ihm durch de Danzjer Seele hier:
"Wie ich hier mit meinem Kind tu stehen,
So stand mein Vater hier mit mir!"

Mach noch so wild ihm rings umtoben
Der Gassenstreit im Spuck der Zeit,
Ihm scheint jen hälles Turmlicht oben
Wie Leuchtturmglanz aus Ewichkeit!
Er fiehlt im Härz,im sorjenmieden,
Nei Glaubensmut und Hoffnungstrost:
Der Sturmfahrt folcht der Hafenfrieden!
Kopp hoch!Es wird all werden!
Post

Von Fritz Jaenicke (Rentier Poguttke)1885-1945
Feuilleton-Redakteur der "Danziger Neueste Nachrichten".

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Grüße von Rudi