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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Joseph Karl Benedikt von Eichendorff - In Danzig



Ballmann
19.12.2008, 14:20
Joseph Karl Benedikt von Eichendorff

In Danzig

Dunkle Giebel, hohe Fenster,
Türme wie aus Nebel sehn.
Bleiche Statuen wie Gespenster
Lautlos an den Türen stehn.


Träumerisch der Mond drauf scheinet,
Dem die Stadt gar wohl gefällt,
Als läg' zauberhaft versteinet
Drunten eine Märchenwelt.


Ringsher durch das tiefe Lauschen,
Über alle Häuser weit,
Nur des Meeres fernes Rauschen.
Wunderbare Einsamkeit!


Und der Türmer wie vor Jahren
singet ein uraltes Lied:
Wolle Gott den Schiffer wahren,
Der bei Nacht vorüberzieht.








Ist mir eben in die Hände gefallen, und da dachte ich, das sei vielleicht etwas fürs Forum.

Walter
19.12.2008, 16:08
Lieber Ballmann,
gefällt Dir das Gedicht sehr? Diese (zum Teil) willkürlich konstruierten Reime?

"Türme wie aus Nebel sehen."
Und wer hat die lautlosen, gespenstischen Statuen an die Türen gestellt?
"durch das tiefe Lauschen, über alle Häuser weit,"

Man soll ja über Tote nichts Schlechtes sagen, aber nur weil das ein Freiherr von geschrieben hat, gefällt es mir nicht automatisch.

Es grüßt Dich Walter

Daniel Hebron
19.12.2008, 17:33
Man soll ja über Tote nichts Schlechtes sagen, aber nur weil das ein Freiherr von geschrieben hat, gefällt es mir nicht automatisch.

Es grüßt Dich Walter

Hallo,

entweder man mag Romantiker oder man mag sie nicht. Dabei ist es einerlei ob diese "Freiherr von" Eichendorff, "von" Arnim oder auch "nur" Brentano heissen.

Viele Gruesse
Daniel

Belcanto
19.12.2008, 18:12
Lieber Walter
Ich denke, das die Reime aus einem Zwang heraus entstanden sind unbedingt den Kreuzreim einzuhalten und den Rhythmus zu waren. Wir könnte ja mal versuchen, das Gedicht mit unseren Worten um zuschreiben- dann ist es aber kein Eichendorff mehr.
Ich mag die Romantiker auch, etwa Novalis:
"Ich sehe dich in tausend Bildern,
Maria, lieblich ausgedrückt,
doch keins von allen kann ich schildern,
Wie meine Seele dich erblickt.
Ich weiß nur, dass der Welt Getümmel
Seitdem mich wie ein Traum verweht,
Und ein unnennbar süßer Himmel
Mir ewig im Gemüte steht.
Dieses Gedicht hat einen wunderbaren Rhythmus, und man kann sich natürlich heute streiten, ob eine Seele was erblicken kann?
Aber für mich ändert sich dadurch nichts!
Viele Grüße
Belcanto

Belcanto
19.12.2008, 18:14
Verbesserung

In Danzig

Dunkle Giebel, hohe Fenster,
Türme wie aus Nebel sehn.
Bleiche Statuen wie Gespenster
Lautlos an den Türen stehn.


Träumerisch der Mond drauf scheinet,
Dem die Stadt gar wohl gefällt,
Als läg' zauberhaft versteinet
Drunten eine Märchenwelt.


Ringsher durch das tiefe Lauschen,
Über alle Häuser weit,
Nur des Meeres fernes Rauschen.
Wunderbare Einsamkeit!


Und der Türmer wie vor Jahren
singet ein uraltes Lied:
Wolle Gott den Schiffer wahren,
Der bei Nacht vorüberzieht.

Ist mir eben in die Hände gefallen, und da dachte ich, das sei vielleicht etwas fürs Forum.

Walter
20.12.2008, 00:11
Hallo Belcanto,
Lieber nicht. Ein Gedicht von Eichendorf umschreiben, das macht man nicht. Man nimmt es wie es ist. Nur darf man sagen ob es gefällt oder nicht, und warum. Das Gedicht von Novalis ist schön, und gefällt mir bedeutend besser. Überhaupt sind Gedichte wohl nur für Romantiker, für wen sonst? Schönen Gruß, Walter.

Belcanto
20.12.2008, 09:49
Hallo Walter
Ich finde es sehr belebend wenn man offen und ehrlich seine Meinung sagt. Die modernen Gedichte die sich nicht mehr an die Regeln halten und unreine Reime verwenden, finde ich schrecklich. Ähnlich wie bei der Musik- hier liebe ich einfach die Klassiker, Mozart, Beethoven, Bach.
Ich wünsche dir ebenfalls einen schönen Tag.
Gruß
Belcanto