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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Günter Pogatzki: Danziger Limericks I-VI



Wolfgang
16.01.2009, 18:06
In unserem alten Vorgängerforum veröffentlichte Hans-Jürgen Wolf "Danziger Limericks I-VI" des Dichters und Schriftstellers Günter Pogatzki, der -sollte er noch leben- mittlerweile 97 Jahre alt ist.

Und hier nun:

Danziger Limericks I

1.

Es fuhr einst im Auto verwegen
die Kunigunde nach Steegen,
auf dem Wege zum Bad
fuhr drei Hennen sie platt,
doch das tat sie mitnichten erregen.

2.

Wie herrlich ließ es sich träumen
in Ottomin unter den Bäumen,
doch kitzelt die Nase
ein Halm von dem Grase,
konnt mancher vor Wut nur so schäumen.


3.

Schneewittchen kam auch aus den Bergen
zu den sieben Schidlitzer Zwergen,
die war'n nicht so gut
wie die Märchenzwergbrut,
sondern taten das arme Kind zergen.

Wolfgang
16.01.2009, 18:07
Danziger Limericks II


1.

Im Danziger Bratwurtsglöckl
bekam man gebratene Göckl
stets knusprig serviert,
und man sah ungeniert
auf die Kellnerin im bunten Röckl.


2.

Es zwickte und zwackte das Zipperlein
den Gastwirt aus Zipplau im linken Bein,
da hat laut er geflucht
und sein Bett aufgesucht
und ließ Gastwirtschaft Gastwirtschaft sein.


3.

Im Kramskrug da hockten gemütlich
drei Bauern, die spielten ganz friedlich
ihren Skat mit Kontra und Re,
beim Grand mit Vieren, o je,
reagierten sie ganz unterschiedlich

Wolfgang
16.01.2009, 18:09
Danziger Limericks III


1.

Zwei Burschen aus Mönchengrebin
machten einen Trip einst nach Wien.
Im Grinzing der feurige
gefährliche Heurige
ließ bald wieder heimwärts sie ziehn.

2.

Es trieben in Tiegenort
die Jünglinge gern ihren Sport,
sie rollten die Bälle
und drehten die Welle
und erzielten gar manchen Rekord.

3.

Wie war's doch am Umfluter schön,
auf den Wällen konnte man gehn,
das Liebchen nachts knutschen
und's Mäulchen belutschen,
nur der Mond hat dann still zugesehn.

4.

Dycks Heinrich bestieg froh und munter
ein Pferd und saust wieder herunter,
anstatt hoch zu Rosse
fiel er in die Gosse,
ja, so geht es einem mitunter.

Wolfgang
16.01.2009, 18:10
Danziger Limericks IV

1.

In Neufahrwasser ein Grenadier
tat sich gütlich an Schnaps und an Bier,
dann wollte er gerne
zurück zur Kaserne
und sah statt zwei Kirchtürmen vier.


2.

Auch Aycke, das muß man gestehn,
genoß bei Gourmets großes Ansehn,
hier bekam man den Fisch
stets ganz frisch auf den Tisch
und brauchte nichts lassen sich andrehn.


3.

In Fürstenau die Marjellen,
die waren die ganz Originellen,
sie lockten die Buben
aus Ställen und Stuben
und sprangen dann fort wie Gazellen.


4.

Es saßen einst auf einer Pipeline
am Weichseldamm drei alte Weiblein,
die schauten voll Unruh
einer Schwimmerin zu:
"Ach, hätt' man doch auch noch so'n Leiblein!"

Wolfgang
16.01.2009, 18:11
Danziger Limericks V

1.

Die Mastschweine aus Weßlinken,
die hatten die fettesten Schinken,
drum gingen der Bauer
und der Fleischbeschauer
nach dem Schlachten auch gern einen trinken


2.

Sowohl in Klein und Groß Zünder
da gab es auch nicht mehr Sünder
als woanderwärts,
man liebte mit Herz
und auch hier bracht` der Storch nicht die Kinder.


3.

Stets gingen in Neuenhuben
zum Tanze die treuen Buben
mit ihren Mädchen,
den Lieschen und Gretchen,
und holten sie aus ihren Stuben.


4.

Die Ellinor aus Sobbowitz
verliebte sich in Grünkohls Fritz,
doch dieser Luftikus
verschuf sich nur Genuß
im muntern Hin- und Her-Geflitz.

Wolfgang
16.01.2009, 18:13
Limericks VI


1.

Es kämpften wie blutige Hähne
der Ernst und der Kurt um die Lene,
sie war in Schönbaum
beider seliger Traum,
doch die hatte ganz andere Pläne.


2.

Nach vermeintlichen Schätzen gruben
einst zwei Männer in Freienhuben
auf steinigem Acker
und rackerten wacker.
Ihre Beute? Zwei leere Tuben.


3.

Es ging mal in Groschenkampe
ein Bauer nachts ohne Lampe
noch in Richtung Stall,
da gab`s einen Knall,
und er lag in der Schweinepampe.


4.

Oft lag in der Halben Allee
im April noch ein Meter Schnee,
der hemmt den Verkehr
mit der Straßenbahn sehr
nach Langfuhr, Oliva und re.

Wolfgang
16.01.2009, 18:18
Und hier noch eine kleine Biografie Günter Pogatzkis, zusammengestellt von Wolfgang Lehmann:

Günter Pogatzki, geboren 30. September 1912 in Danzig.
Gymnasium, Studium der Literatur und Philosophie in Königsberg und Danzig,
1.7.1937 beruflicher Beginn an der Stadtbibliothek Danzig.
Ab 1.8.1938 Bibliothekar und Hilfsdramaturg am Stadttheater in Danzig.
Sachbearbeiter für Literatur und Sprecher am Landessender Radio Danzig.
Kriegsgefangenschaft in Evingen.
Seit 1. April 1946 Leiter der Stadtbücherei und des Kulturamtes in
Hemer bis in die 70er Jahre. Geschäftsfuehrer der Volkshochschule Hemer.
Literarische Werke: Gedichte, Erzählungen, Hörspiele; u.a. viele
Beiträge in "Unser Danzig" und im "Danziger Hauskalender".
Er erhielt 1941 für Paracelsus-Dichtung von der Stadt Villach die
Paracelsus-Plakette.
Er trat am 1.1.1977 in den Ruhestand.
Wegzug aus Hemer am 23.02.1977 nach Muenster,
in´s Ev. Wohnstift „Haus Simeon", Am Berg Fidel 70, Tel.(02 51)78880;
dort noch einigermassen ruestig wohnhaft.
Sein literarischer Nachlaß ist in der Martin-Opitz-Bibliothek in Herne
archiviert.

Heibuder
16.01.2009, 18:59
In unserem alten Vorgängerforum veröffentlichte Hans-Jürgen Wolf "Danziger Limericks I-VI" des Dichters und Schriftstellers Günter Pogatzki, der -sollte er noch leben- mittlerweile 97 Jahre alt ist. ... Er lebt noch und ist 96!
Zur Erinnerung: http://forum.danzig.de/showpost.php?p=9716&postcount=3

Wolfgang
16.01.2009, 19:01
Er lebt noch und ist 96!postcount=3 (http://forum.danzig.de/showpost.php?p=9716&postcount=3)
Eieiei... - rechnen sollte man können! Wenn ich schon das Geburtsdatum weiß und dann nicht mal bis zum heutigen Datum hochrechnen kann, brrrr...:(