Wolfgang
16.01.2009, 19:46
Aus "Unser Danzig", 1951, Heft Nr.2, vom Februar 1951, Seite 6:
Bohnsack, die „geheimnisvolle Insel“
Aus Danzig geht uns die Obersetzung eines Artikels einer polnischen Zeitung zu, die wir hier zum Abdruck bringen.
„Bohnsack war vor dem Kriege ein beliebter Ausflugs- und Erholungsort für die wohlhabenden Bürger Danzigs. Hier, im Flussgebiet der Weichsel, am Strande des Meeres, zwischen den mit Kiefern bewachsenen Dünen, waren schöne Villen, elegante Pensionen und Siedlungshäuser erbaut, in denen die Danziger Patrizier ihren Urlaub verbrachten. Hier hatte auch Albert Forster seinen Sommersitz. Gegen Ende des Krieges verblasste die Herrlichkeit Bohnsacks. Hierher zogen sich die von den russischen Panzern und Stalinorgeln zurückgetriebenen deutschen Heeresabteilungen zurück. In dem Augenblick, in dem sich auf der von allen Seiten umgebenen Landinsel zahlreiche Kolonnen der motorisierten deutschen Heereseinheiten befanden, setzte das Störungsfeuer der Russen ein. Es begann die panikartige Evakuierung der deutschen Truppen auf Kähnen und Schiffen; denn der einzige Rettungsweg aus dem Kessel war das Meer. Die russischen Flugzeuge bombardierten ununterbrochen den Kessel. In Verbindung mit der Luftwaffe schlug die russische Artillerie pausenlos auf die eingeschlossenen deutschen Truppen los. Über die sonst so stille Insel war die Hölle ausgebrochen. Schließlich musste der deutsche Armeeführer kapitulieren. In langen Kolonnen verließen die deutschen Kriegsgefangenen die Insel und hinterließen ein Riesenfeld von Autos, Panzern und Kriegsmaterial.
Nun folgte die berüchtigte Periode der großen Räubereien. Auf verborgenen Wegen, im Walde, auf Feldern und Straßen standen Tausende von verlassenen Autos und Motorrädern, von denen noch viele in vorzüglichem Zustande waren. Viele Maschinen bedurften nur einer geringfügigen Reparatur. In den Kraftwagen befanden sich wertvolle Gegenstände, wie Uhren, Motoren, Decken. Leder -teile, Konserven. Nach Bohnsack begannen ganze Scharen von Autobesitzern, Monteuren und Schlossern zu ziehen; die Aussicht auf Schätze ließ alle Schwierigkeiten überwinden. Das Geschäft lohnte sich — heute aber ist das längst vorüber.
B. hat völlig sein Antlitz verändert. Die Naturschönheit der „geheimnisvollen Insel" ist wieder entdeckt worden; aber man spricht noch immer davon, dass die Insel Geheimnisse birgt: Riesengroße Minenfelder, unterirdische Gänge, Wolfsgruben. Kilometerweit sollen sich unter der Erde betonierte Bunker hinziehen, in denen noch die Gebeine der deutschen Soldaten liegen, den Eingang zu verborgenen Waldstücken sollen Minen schützen, drohend sollen die langrohrigen Geschütze zum Himmel blicken. In Wahrheit hat die Insel ihre Geheimnisse verloren. Friedliche Menschen wohnen wieder hier, hauptsächlich Bauern und Fischer. Die harzigen Wälder, der Sand, das Meer, die Stille, völlige Freiheit, ziehen Erholungssuchende an. In den Villen sind Pensionen eingerichtet. An der See siedeln sich immer mehr Fischer an, die Verbindung mit dem Lande ist verbessert. B. hört auf, eine vergessene Insel zu sein. Von der Vergangenheit erzählen noch Überreste von Panzern, Autos, Rollen mit Stacheldraht und Häuserruinen. Die einst so prunkvolle Villa des Gauleiters Forster ist jetzt Verwaltungsmittelpunkt für die Erholung der Gewerkschaftsmitglieder. Unbelehrbare Leute behaupten weiter beharrlich, dass man in B. noch unermessliche Schätze finden könne, die dort von den deutschen Truppen vergraben seien. Man will sogar wissen, dass in den unterirdischen Bunkern der ganze Schatz der Stadt Danzig verborgen sei! Nein, solche Schätze gibt es in B. nicht. Es sind andere: Bernstein, gesunde, reine Luft, Wald, See, feinkörniger Sand. Das ist der Reichtum der „geheimnisvollen Insel".
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Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.
Weitere Verwendungen / Veröffentlichungen bedürfen der ausdrücklichen Genehmigung durch den Rechteinhaber:
Bund der Danziger
Fleischhauerstr. 37
23552 Lübeck
Bei vom Bund der Danziger genehmigten Veröffentlichungen ist zusätzlich ist die Angabe "Übernommen aus dem forum.danzig.de" erforderlich.
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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang
Bohnsack, die „geheimnisvolle Insel“
Aus Danzig geht uns die Obersetzung eines Artikels einer polnischen Zeitung zu, die wir hier zum Abdruck bringen.
„Bohnsack war vor dem Kriege ein beliebter Ausflugs- und Erholungsort für die wohlhabenden Bürger Danzigs. Hier, im Flussgebiet der Weichsel, am Strande des Meeres, zwischen den mit Kiefern bewachsenen Dünen, waren schöne Villen, elegante Pensionen und Siedlungshäuser erbaut, in denen die Danziger Patrizier ihren Urlaub verbrachten. Hier hatte auch Albert Forster seinen Sommersitz. Gegen Ende des Krieges verblasste die Herrlichkeit Bohnsacks. Hierher zogen sich die von den russischen Panzern und Stalinorgeln zurückgetriebenen deutschen Heeresabteilungen zurück. In dem Augenblick, in dem sich auf der von allen Seiten umgebenen Landinsel zahlreiche Kolonnen der motorisierten deutschen Heereseinheiten befanden, setzte das Störungsfeuer der Russen ein. Es begann die panikartige Evakuierung der deutschen Truppen auf Kähnen und Schiffen; denn der einzige Rettungsweg aus dem Kessel war das Meer. Die russischen Flugzeuge bombardierten ununterbrochen den Kessel. In Verbindung mit der Luftwaffe schlug die russische Artillerie pausenlos auf die eingeschlossenen deutschen Truppen los. Über die sonst so stille Insel war die Hölle ausgebrochen. Schließlich musste der deutsche Armeeführer kapitulieren. In langen Kolonnen verließen die deutschen Kriegsgefangenen die Insel und hinterließen ein Riesenfeld von Autos, Panzern und Kriegsmaterial.
Nun folgte die berüchtigte Periode der großen Räubereien. Auf verborgenen Wegen, im Walde, auf Feldern und Straßen standen Tausende von verlassenen Autos und Motorrädern, von denen noch viele in vorzüglichem Zustande waren. Viele Maschinen bedurften nur einer geringfügigen Reparatur. In den Kraftwagen befanden sich wertvolle Gegenstände, wie Uhren, Motoren, Decken. Leder -teile, Konserven. Nach Bohnsack begannen ganze Scharen von Autobesitzern, Monteuren und Schlossern zu ziehen; die Aussicht auf Schätze ließ alle Schwierigkeiten überwinden. Das Geschäft lohnte sich — heute aber ist das längst vorüber.
B. hat völlig sein Antlitz verändert. Die Naturschönheit der „geheimnisvollen Insel" ist wieder entdeckt worden; aber man spricht noch immer davon, dass die Insel Geheimnisse birgt: Riesengroße Minenfelder, unterirdische Gänge, Wolfsgruben. Kilometerweit sollen sich unter der Erde betonierte Bunker hinziehen, in denen noch die Gebeine der deutschen Soldaten liegen, den Eingang zu verborgenen Waldstücken sollen Minen schützen, drohend sollen die langrohrigen Geschütze zum Himmel blicken. In Wahrheit hat die Insel ihre Geheimnisse verloren. Friedliche Menschen wohnen wieder hier, hauptsächlich Bauern und Fischer. Die harzigen Wälder, der Sand, das Meer, die Stille, völlige Freiheit, ziehen Erholungssuchende an. In den Villen sind Pensionen eingerichtet. An der See siedeln sich immer mehr Fischer an, die Verbindung mit dem Lande ist verbessert. B. hört auf, eine vergessene Insel zu sein. Von der Vergangenheit erzählen noch Überreste von Panzern, Autos, Rollen mit Stacheldraht und Häuserruinen. Die einst so prunkvolle Villa des Gauleiters Forster ist jetzt Verwaltungsmittelpunkt für die Erholung der Gewerkschaftsmitglieder. Unbelehrbare Leute behaupten weiter beharrlich, dass man in B. noch unermessliche Schätze finden könne, die dort von den deutschen Truppen vergraben seien. Man will sogar wissen, dass in den unterirdischen Bunkern der ganze Schatz der Stadt Danzig verborgen sei! Nein, solche Schätze gibt es in B. nicht. Es sind andere: Bernstein, gesunde, reine Luft, Wald, See, feinkörniger Sand. Das ist der Reichtum der „geheimnisvollen Insel".
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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang