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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Flüchtlingslager?



daggel
17.01.2009, 19:50
Hallo

Mal eine Frage. Gibt es irgendwo ein Verzeichnis der früheren Flüchtlingslager und Listen mit den Personen, die sich dort gemeldet haben?

daggel

Wolfgang
17.01.2009, 20:08
HAllo Daggel,

in Langfuhr?

daggel
18.01.2009, 10:22
Neee eigentlich so allgemein. Dachte nur weil Paps da zu Hause war stelle ich das da rein.

daggel

Wolfgang
18.01.2009, 13:15
Hallo Daggel,

da es ganz allgemein um Flüchtlingslager geht, habe ich das Thema vom Unterforum "Langfuhr" hierher verschoben.

Flüchtlingslager gab es in ganz Restdeutschland, in allen Besatzungszonen. Viele von ihnen bestanden noch bis Ende der 50er Jahre wie das frühere Konzentrationslager Dachau, in dessen Baracken Flüchtlinge hausten, bis sie nach langen Jahren eine eigene Wohnung fanden.

Anonymus
18.01.2009, 13:35
(...)

Flüchtlingslager gab es in ganz Restdeutschland, in allen Besatzungszonen. Viele von ihnen bestanden noch bis Ende der 50er Jahre wie das frühere Konzentrationslager Dachau, in dessen Baracken Flüchtlinge hausten, bis sie nach langen Jahren eine eigene Wohnung fanden.

Neben diesen Lagern waren in allen Grosstaedten auch sogenannte "Nissenhütten", z. T. aus Wellblech bestehend, zu finden. (siehe Bild im Anhang)

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

daggel
19.01.2009, 12:42
Das war dann bei mir zu Hause das "Nissenlager" in dem die Großeltern meines Mannes lebten und auch er eine Zeit lang.

Gibt es irgendwo eine Stelle wo alle verzeichnet wurden?

daggel

Anonymus
19.01.2009, 12:53
Das war dann bei mir zu Hause das "Nissenlager" in dem die Großeltern meines Mannes lebten und auch er eine Zeit lang.
Gibt es irgendwo eine Stelle wo alle verzeichnet wurden?
daggel

Ja, meistens in den Archiven der Staedte/Orte in denen die damaligen "Nissenhuetten" zu finden waren.

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

Wolfgang
19.01.2009, 20:45
Hallo Daggel,

ich wusste, dass ich mal in einer älteren Ausgabe von "Unser Danzig" einen Artikel über Flüchtlingslager gelesen habe. Und habe ihn auch prompt gefunden:

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Aus "Unser Danzig", 1959, Heft Nr.7, vom 05.04.1959, Seite 16:

Noch 2.600 Lager mit 300.000 Menschen!

In der Besprechung der Vertriebenenminister der Länder mit Bundesvertriebenenminister Dr. Oberländer bildete auch das Programm der Lagerräumung ein Hauptthema. Hierbei kamen die Minister zu dem übereinstimmenden Ergebnis, dass das Nachlassen des Flüchtlingszustromes und der Zuwanderung aus den deutschen Vertreibungsgebieten eine reale Chance zur baldigen Auflösung aller noch bestehenden Wohn- und Durchgangslager biete. Es müsse mit etwas verstärkten Anstrengungen möglich sein, innerhalb von vier Jahren (?) alle diese Lager zu räumen, wenn nicht unerwartete neue Belastungen auftreten. In der Debatte wurde festgestellt, dass es zur Zeit noch insgesamt 1.208 Wohnlager mit 88.355 Vertriebenen, 6.571 Sowjetzonenflüchtlingen und 2.241 Ausländern gibt, ferner 63 Wohnlager mit 17.917, nichtdeutschen Flüchtlingen und 1.330 Durchgangslager mit rund 200.000 Sowjetzonenflüchtlingen und Aussiedlern. Für die insgesamt zur Zeit in Lagern lebenden weit über 300.000 Menschen würden etwa 100.000 Wohnungen benötigt, von denen ohne große Schwierigkeiten jährlich 25.000 gebaut werden können. Die Lager für nichtdeutsche Flüchtlinge müssen auf Grund einer Vereinbarung mit dem Hohen Kommissar für das Flüchtlingswesen bei der UN übrigens schon bis Ende 1961 geschlossen werden. Bis dahin-werden unter finanzieller Beteiligung der UNREF, des Bundes und der Länder rund, 3,000 Wohneinheiten gebaut werden.
Mit den obigen Zahlen, die 2.600 Lager ergeben, in denen weit über 300.000 Menschen leben, lässt sich der Plan des Wohnungsbauministers Lücke zum Abbau der Wohnungsbewirtschaftung nicht vereinbaren. Solange noch Vertriebene und Flüchtlinge ohne eigene Wohnung sind und sich in Lagern aufhalten müssen, kann an eine Freigabe des Wohnraumes nicht gedacht werden.
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Ich hatte schon vorher geschrieben, dass ich selber noch das Flüchtlingslager im KZ Dachau kannte, wo direkt nach dem Krieg Familienangehörige von mir untergebracht waren. Ich kann mich auch noch erinnern, dass ich als kleiner Bengel mit meinen Eltern dort Bekannte oder Freunde besuchte. Nach dem Krieg hatte Restdeutschland gut 10.000.000 Flüchtlinge und Vertriebene aufzunehmen. Dass dies nicht nur mit Einweisungen in Wohnungen und Bauernhöfen möglich war, liegt auf der Hand. Es gab zig tausende von Flüchtlings- bzw. "Nissen"-Lagern. Was aber trotzdem im Rückblick erschreckt ist, dass es Ende der 50er Jahre noch 2.600 solcher Lager gab. Übrigens, die Zahlen die in Verbindung mit den "Sowjetzonenflüchtlingen" genannt wurden, vermitteln einen nicht ganz korrekten Eindruck. Denn viele dieser Flüchtlinge kamen in Wirklichkeit aus dem Osten und hatten in der SBZ nur einen Zwischenaufenthalt.

mkleiss
19.01.2009, 21:12
Hallo,

für eine nicht unerhebliche Zahl von Flüchtlingen/Vertrieben wurde dieses Provisorium leider zur Dauerlösung. Ende September 1962 zählte man z.B. im Kreis Pinneberg (Schleswig-Holstein) rund 1400 Menschen die noch in Barackenunterkünften lebten.

Zu diesem Zeitpunkt bestanden im Kreisgebiet noch 27 kleinere Lager mit 1151 Personen und drei Lager mit "Neuferthäusern"(doppelstöckige Baracken). Eines davon in Elmshorn mit immerhin 145 Bewohnern.

Auf Elmshorn beschränkt lebten Ende 1962, also 17(!) Jahre nach Ende des Krieges, noch 254 Flüchtlinge und Vertriebenen unter schlechtesten Wohnbedingungen.


Gruß
Michael

ada.gleisner
20.01.2009, 00:34
Guten Morgen Daggl, das letzte Flüchtlingslager in Lübeck wurde erst 1967 geschlossen. Lübeck hatte infolge des starken Zustroms von Flüchtlingen eine große Anzahl an Lagern : Flenderlager, Stau usw. Z.B. wurde auf dem Gelände eines großen Lagers in Lübeck-Kücknitz eine Flüchtlingssiedlung gebaut mit Namen Roter Hahn. Heute noch leben in den 1 - 2-Familienhäusern die Nachkommen der Flüchtlinge. Siehe auch in "In Lübeck angekommen" unter Buchempfehlungen, Viele Grüße von Ada

daggel
20.01.2009, 11:34
Bei mir zu Hause wurden die Lager im Sprehenweg (ca. 100 m ) von meiner Haustür abgerissen als ca 12 Jahre war. Das müsste um 1976 gewesen sein. Jetzt stehen dort Reiheneigenheime. Die einzigsten Barackenbauten, die noch jetzt stehen wurden zu kleinen Eigenheimen umfunktioniert und die, die keine Käufer gefunden haben, die werden jetzt abgerissen.

Wobei mein Mann mir erzählte, dass direkt im Nissenlager überwiegend Zigeuner lebten und die Flüchtlinge und Vertriebenen in diesen Baracken hausten.

daggel