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Wolfgang
17.01.2009, 23:32
Aus "Unser Danzig", 1955, Heft Nr.5, vom Mai 1955, Seite 16:

Die letzte Fahrt des Fährschiffs „Rothebude“
von Hermann Gebert, Kapt. a.D.

Nachdem wir unsere letzte Pflicht und Schuldigkeit in Rothebude-Käsemark unter teils starkem Flieger- und Aribeschuss getan hatten, verlegten wir unsern Standort Ende März 1945 nach Schiewenhorst. Hier waren bereits Anlegestellen von einer Pioniereinheit für uns fertiggestellt.'Für uns bestand die Aufgabe, schwere Fahrzeuge wie Tanks, Artillerie und Lastwagen zu befördern. Täglich bekamen wir Beschuss von russischen Fliegern, und die Fähre hatte viele Treffer bekommen; aber alles ging ohne Tote und Verletzte ab. Am 7. Mai setzten wir die Pioniereinheit nach Hela über und liefen am 8. Mai, 19 Uhr, wieder in Schiewenhorst ein.

Beim Einlaufen verließen sämtliche noch Fahrt machenden Fahrzeuge bereits den Hafen, da eine Anordnung-bestand, dass kein Schiff nach 24 Uhr die Häfen mehr verlassen durfte. Ich nahm noch ungefähr 800 Wehrmachtsangehörige, 85 Zivilpersonen und Familienangehörige der Besatzung an Bord. Gegen 23 Uhr dampften wir mit der Fähre „Schiewenhorst“ und der Eisenbahnfähre „Einlage“ ab. Wegen des Seegangs fuhr die Eisenbahnfähre wieder zurück. Es war eine dunkle Nacht, schon bei der Ausfahrt hatten wir Schwierigkeiten und saßen für kurze Zeit auf einer Sandbank fest. Kaum waren wir im. freien Wasser, als der Russe mit Flugzeugen ankam, Leuchtschirme warf und uns mit Bomben belegte, jedoch ohne uns zu treffen.

Ganz plötzlich setzte des Seemanns Feind, aber für uns jetzt ein Freund, sehr dichter Nebel, ein. Ich nahm Kurs auf Hela und ging hier bei fortwährendem Loten auf 5 Meter Wasser um 2.30 Uhr vor Anker. Um 5 Uhr klarte es auf, der Anker wurde aufgehievt und mit Kurs auf Bornholm in See gegangen. Unterwegs wieder Fliegerangriff. Bomben fielen in unmittelbarer Nähe der Fähren. Kleine Fahrzeuge, wie Fischkutter, Motorboote, Schlepper, darunter der Danziger Schlepper „Zukunft“ (Kapt. R. Crety), hatten sich allmählich in unserer Nähe gesammelt. Wir fuhren mit langsamer Fahrt, damit alle Fahrzeuge in unserer Nähe bleiben konnten.

Einzelne Personen aus Ruderbooten, die schon erschöpft waren, wurden noch an Bord genommen. Es war fast kein freier Platz mehr, und ganz dicht zusammen gekauert lagen die Landser an Deck. Mit der Verpflegung war es sehr knapp bestellt, nur was jeder mitgenommen hatte, konnte er verzehren, Kurz vor Bornholm folgten wir einem deutschen Vorpostenboot, dieses musste die Gegen 23 Uhr dampften wir mit der Fähre „Schiewenhorst“ und der Eisenbahnfähre „Einlage“ ab. Wegen des Seegangs fuhr die Eisenbahnfähre wieder zurück. Es war eine dunkle Nacht, schon bei der Ausfahrt hatten wir Schwierigkeiten und saßen für kurze Zeit auf einer Sandbank fest. Kaum waren wir im. freien Wasser, als der Russe mit Flugzeugen ankam, Leuchtschirme warf und uns mit Bomben belegte, jedoch ohne uns zu treffen.

Ganz plötzlich setzte des Seemanns Feind, aber für uns jetzt ein Freund, sehr dichter Nebel, ein. Ich nahm Kurs auf Hela und ging hier bei fortwährendem Loten auf 5 Meter Wasser um 2.30 Uhr vor Anker. Um 5 Uhr klarte es auf, der Anker wurde aufgehievt und mit Kurs auf Bornholm in See gegangen. Unterwegs wieder Fliegerangriff. Bomben fielen in unmittelbarer Nähe der Fähren. Kleine Fahrzeuge, wie Fischkutter, Motorboote, Schlepper, darunter der Danziger Schlepper „Zukunft“ (Kapt. R. Crety), hatten sich allmählich in unserer Nähe gesammelt. Wir fuhren mit langsamer Fahrt, damit alle Fahrzeuge in unserer Nähe bleiben konnten.

Einzelne Personen aus Ruderbooten, die schon erschöpft waren, wurden noch an Bord genommen. Es war fast kein freier Platz mehr, und ganz dicht zusammen gekauert lagen die Landser an Deck. Mit der Verpflegung war es sehr knapp bestellt, nur was jeder mitgenommen hatte, konnte er verzehren, Kurz vor Bornholm folgten wir einem deutschen Vorpostenboot, dieses musste die Fähre „Schiewenhorst“ wegen Maschinenschadens im Schlepp nehmen. Soweit hatten wir gutes Wetter gehabt, doch als wir Bornholm passiert hatten, setzte schlechtes Wetter ein, Windstärke 4—5, und hierzu die üblichen Seekranken. Nachdem wir das Gjedser-Feuerschiff passiert hatten, wurde das Wetter wieder ruhiger. Hier bekamen“ wir vom Engländer durch unser Vorpostenboot Anweisung, mit langsamer Fahrt den Hafen von Kiel anzusteuern, wo wir dann am 11. Mai um 20.45 Uhr in der Strander Bucht vor Anker gingen. Unser Geleit hatte sich bis hier auf 27 Fahrzeuge vermehrt. In den nächsten Tagen wurden die Truppen und Zivilpersonen ausgeschifft.

So hat das Danziger Fährschiff, das 1926 auf der Klawitterwerft unter Aufsicht des Oberbaurats von Strusen gebaut wurde, mit rund 900 Landsleuten seine letzte Reise gemacht, nachdem es vom Dezember 1926 bis 8. Mai ununterbrochen den Fährbetrieb auf der Weichsel durchgeführt hatte. Es wird sich wohl noch mancher an diese Fahrt erinnern.

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Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.

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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang