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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : [Orloff / Orłowo] Die Schule in Orloff



Wolfgang
20.01.2009, 01:29
Aus "Unser Danzig", Heft Nr.1, vom 01.01.1957, Seite 10:

Die Schule in Orloff

Wenn man von Tiegenhof nach Danzig wollte und dafür die Hauptstraße Tiegenhof-Ladekopp-Rotebude benutzte, fuhr man durch mehrere herrliche Bauerndörfer im reichen fruchtbaren Danziger Werder. Das nächste war Orloff, und als erstes Gebäude in diesem Ort stand die Schule. Sie machte in ihrer Bauart mit den weinumrankten Mauern einen sehr schönen Eindruck und wirkte fast wie ein Privathaus. Neben der Wohnung des Ersten Lehrers schloss sich ein Garten mit Obstbäumen an. Die Schulleiter hatten ihre Stelle immer längere Zeit inne, so Lehrer Janke bis 1932, dann Oberlehrer Tosch bis 1941. Nachfolger wurde dann Lehrer Hellbardt. Während des Krieges wechselten die Lehrkräfte öfter, und vielfach waren es Lehrerinnen. Lehrer Janke ist im Krieg gefallen und Oberlehrer Tosch 1941 gestorben. Erstem Lehrer Friedrich Hellbardt wurde die Schulleitung am 1. April 1942 übertragen. Zu der Zeit befand er sich als Soldat auf dem Wehrbezirkskommando Danzig und wurde vom 10. Oktober 1942 bis zum 31. März 1943 reklamiert, sodass er in dieser Zeit in Orloff unterrichten konnte. Am 1. April 1943 erfolgte seine erneute Einberufung. Auf der Halbinsel Hela geriet er in russische Gefangenschaft, vermochte jedoch zu fliehen. Er kam nach Kiel, wo er aus der britischen Gefangenschaft nach Ostfriesland entlassen wurde. Er ist jetzt an der Volksschule in Moordorf seit 24. April 1946 tätig.

Frau Hellbardt, die mit ihren drei Söhnen sich nach Danzig begeben hatte, in der Hoffnung, von dort nach Westen weiterzukommen, machte die furchtbaren Tage der Einnahme Danzigs durch die russischen Truppen mit. Sie ging dann nach Orloff zurück, wo die Schule noch stand, jedoch waren Fensterrahmen und Türen herausgerissen und weder Öfen noch Herde vorhanden. Die Möbel ihrer Wohnung waren entweder verschleppt oder zu Brennholz zerhackt. In die Orloffer Schule zog ein polnischer Lehrer. Im Dezember 1946 erhielt sie die Ausreiseerlaubnis, für die sie Care-Pakete, die ihr von amerikanischen Verwandten geschickt wurden, dem polnischen Kommandanten überlassen musste.

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Die Veröffentlichung dieses Artikels erfolgte mit freundlicher Genehmigung des "Bundes der Danziger" in Lübeck.

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Viele Grüße aus dem Werder
Wolfgang

waldling +6.8.2023
10.02.2015, 16:24
Guten Tag zusammen,
hallo Wolfgang,

bin jetzt erst über deinen Beitrag aus "Unser Danzig" gestolpert. Möglicherweise ist der dort genannte Lehrer, Friedrich Hellbardt, ein Nachkomme eines Bruders meines Urgroßvaters Dietrich Wiens. Diese Linie interessiert mich deshalb besonders, weil ich von Nachkommen in Canada weiß.

Im folgenden Link zum Kirchenbucheintrag findet sich auf der rechten Buchseite ein Lehrer Hellbrandt, in Zeile a. 3., verheiratet mit Elisabeth Wiens.



http://forum.danzig.de/album.php?albumid=383&attachmentid=19354 (http://forum.danzig.de/album.php?albumid=383&attachmentid=19354%20)

Den Vornamen Friedrich habe ich aus einem anderen Eintrag. Ich freue ich über jeden weiteren Hinweis zu den Personen!

Herzliche Grüße
Uwe