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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Kindheitserlebnisse einer alten Danzigerin in Langfuhr und Zoppot: Fasching



Wolfgang
24.02.2008, 22:00
Folgenden Beitrag schrieb meine Mutter im Februar 2005 in unserem Vorgängerforum "Danzig-L":

Liebe Danziger und -freunde, auch ich bin zu jung gewesen um ueberhaupt aus eigenem Erleben etwas ueber die Fastnacht in Danzig zu schreiben. Auch weiß ich nicht wie meine Spielkameraden im Johannistal in Langfuhr feierten. Auf der Straße sah ich niemanden. Mir ist da nichts bekannt. Aber ich muß 9 Jahre alt gewesen sein als ich zu Sternfeld ging. Und da hatten sie Faschingsartikel. Das war noch in der Freistaatzeit. Alles was ich da kaufte war ein spitzes Faschingshuetchen eine rote Nase fuer meinen kleinen Bruder und Papierschlangen. Ob wir uns verkleideten weiß ich nicht mehr. Aber es gab ja immer alter Gardinen, uralte Blusen und Huete. Damit spielten wir das ganze Jahr. Aber eins weiß ich noch. Es wurden (nicht nur am Sylvester) Porzeln gebacken. Und immer eine ganze Schüssel voll!!!! Leider habe ich kein Plattenfett da aber in der naechsten Zeit werde ich auch welche machen und dick mit Puderzucker bestreuen. Einige von uns gehoeren zu der Generation wo dann ueberall das Feiern auf kleinster Flamme stattfinden mußte. Das war im Krieg. Nix mit Fasching und auch das Tanzen war kaum gestattet. Bei uns wohnte ein Italiener , Herr Franco, der spielte in der Kapelle Traverser Schoener in Zoppot im Kurgarten. Als meine Schwester 18 wurde spielte er auch bei uns zuhause zum Tanz auf. Und da weiß ich das er sagte wir müssen leise sein . Tanzen ist nicht erlaubt. Wer weiß da Genaueres? Aber nachvollziehen kann ich das. Es wurde ja gekämpft und täglich fielen 1ooosende von Menschen auf beiden Seiten.
Wenn auch für die Nazis das Verbot bestimmt nur fuer unsere Soldaten gemeint war.
Ich wünsche Allen heute noch einen richtig netten Faschingsdienstag-
Ruth aus dem schwäbischen Freudental