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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : Video Danzig 1947 - Wiederaufbau



mkleiss
30.01.2009, 22:32
Hallo,

ohne Kommentar:

http://de.youtube.com/watch?v=u4scnfkzxrI&feature=PlayList&p=DDFA470646199450&playnext=1&index=3

Gruß

Michael

Belcanto
31.01.2009, 12:41
Liebere Michael
Sehr eindrucksvolle Bilder die mir die Tränen in die Augen betrieben haben. Bei "Attacks on Gedanks", kann man die Todesmelodie der Geschütze und Maschinengewehre hören, die ich noch lange Zeit später immer noch hörte.
Guido Knopp und andere Historiker sind der Auffassung, dass Millionen Menschen nicht getötet und 110 deutsche Städte nicht mehr zerstört worden wären, wenn das Attentat auf Hitler geklappt hätte. Leider ist das nicht geschehen und so wurde auch unsere stolze Stadt platt gemacht.
Ein Wahnsinn!
Viele Grüße
Belcanto

mkleiss
31.01.2009, 14:05
...
Sehr eindrucksvolle Bilder die mir die Tränen in die Augen getrieben haben...

Hallo Belcanto,

das kann ich voll unterschreiben. Die "Macht der Bilder" macht hier wirklich sprachlos.

Ich habe da mal eine ganz naive Frage (ohne Ressentiments!) und vielleicht weiß jemand eine Antwort: Ja, die Polen haben eine vor dem Hintergrund des Kommunismus große Aufbauleistung geleistet. Keine Frage. Und auch heute schreitet der Prozess fort.

Aber: Immer wieder sehe ich Häuser an denen, wenn auch verblasst, immer noch deutsche Schriftzüge sichtbar sind, ja sogar noch Einschusslöcher in den Fassaden aufweisen.

Reichte es vielfach bis heute nicht einmal für einen Eimer Farbe und etwas Putz? :confused::confused::confused:

Aber vielleicht lässt sich diese Frage tatsächlich nicht beantworten...

Michael

Belcanto
31.01.2009, 15:03
Hallo Michael
Ich glaube das müssen wir auch akzeptieren. Die Innenstadt, mit seinen, romantischen Gassen sind alle sehr schön gemacht, aber als ich im Eschenweg in Danzig-Langfuhr war, dachte die Zeit wäre stehen geblieben.Erst langsam wird sich auch das ändern, die Menschen haben zurzeit noch andere Prioritäten.
Viele Grüße
Belcanto

Anonymus
31.01.2009, 16:03
(...)
Ich habe da mal eine ganz naive Frage: Immer wieder sehe ich Häuser an denen, wenn auch verblasst, immer noch deutsche Schriftzüge sichtbar sind, ja sogar noch Einschusslöcher in den Fassaden aufweisen.
Reichte es vielfach bis heute nicht einmal für einen Eimer Farbe und etwas Putz? :confused::confused::confused:
Aber vielleicht lässt sich diese Frage tatsächlich nicht beantworten...

Michael

Hallo Michael,

seit 1987 habe ich auf meinen Reisen nach Danzig und Masuren immer den Kontakt zu den Deutsch-sprechenden Bewohnern (Deutsche Minderheit) gesucht und auch gefunden. Hierdurch habe ich soviel erfahren, um zu glauben, Deine Frage beantworten zu koennen.

Viele guterhaltene Haeuser aus deutscher Zeit wurden nach 1945 von den Eltern der heutigen Besitzer vom poln. Staat oder der Stadt erworben. Aus unterschiedlichen Gruenden fehlen diesen Menschen heute die noetigen "Dittchen's" um - z. B. einen Eimer Farbe - zu kaufen.

Ein zweiter Grund ist, dass ein Haus Eigentum des Staates oder der Stadt ist. Vielfach gehoert dieses Haus nun zu einem Sanierungsprogramm und soll eventuell eines Tages abgerissen werden. Folglich lohnt es nicht mehr, hierfuer noch einen Eimer Farbe zu "verschwenden".

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

mkleiss
01.02.2009, 00:06
Hallo Belcanto,
Hallo Siegfried,

ich danke Euch für Eure Antworten. Meine Frage war zugegebenermaßen auch bewusst ein wenig überspitzt formuliert.

Und ich fühle schon ein wenig innere Zerrissenheit wenn ich die verblassten, aber immer noch sichtbaren Spuren deutscher Vergangenheit sehe. Auf der einen Seite traurig, weil vieles einfach verfällt, auf der anderen Seite die "Genugtuung", dass Jahrzehnte des Kommunismus es nicht vermocht haben, alles zu überdecken. Im wahrsten Sinne des Wortes gemeint. Und so können "wir" auch noch vieles bekanntes entdecken, das uns die Orientierung erleichtert. Wäre ja schade, wenn sich alles zur vollkommenen Unkenntlichkeit verändert hätte.

Glücklicherweise haben sich ja die Zeiten geändert. Und das ist gut so. Nun kommen auch bald Farbe und Putz ;) und es wirft sich vielleicht die nächste Frage auf: Wollen "wir" das wirklich.............?

Michael

wenzkauer
01.02.2009, 10:56
Hallo in die Runde,

aus meinen Kindheits- Erinnerungen heraus bei den ersten Reisen in die "Heimat", Anfang der 70-er Jahre, weiß ich noch , daß mir mein Vater bei einer Eisenbahnfahrt von Schöneck nach Danzig die in den Holzstühlen der Wagons eingeritzten deutschen Namen zeigte.
Auf der Dampflok leuchtete unter dem "PKP"-Zeichen schon wieder das alte deutsche "DR"-Zeichen. Genauso sah es auf den Wagen und in Bahnhöfen aus.

Die S-Bahnzüge in Zoppot waren wohl aus Berlin und teilweise schimmerte noch viel deutsches durch.

In dieser Zeit des kalten Krieges bekam ich von einer Tante 2 Bücher über Zoppot und Gdansk geschenkt - in deutscher Schrift und nur "unter der Hand" zu bekommen.
Ich habe sie heute noch - sie sind in Warschau gedruckt worden. Außerdem wurde mir erzählt, daß in den Häusern mit den gepflegten Gärten noch Deutsche wohnen. Da sollten wohl schon bei mir als Kind die "Resentiments" verankert werden.
Da waren aber sehr viele gepflegte Gärten und das konnten unmöglich alles Deutsche gewesen sein .......

........ so habe ich es als Kind wahrgenommen .........

Schönen Sonntag !!!

Herzliche Grüße
Michael

Anonymus
01.02.2009, 11:28
(...)
Außerdem wurde mir erzählt, daß in den Häusern mit den gepflegten Gärten noch Deutsche wohnen. Da sollten wohl schon bei mir als Kind die "Resentiments" verankert werden.
Da waren aber sehr viele gepflegte Gärten und das konnten unmöglich alles Deutsche gewesen sein .......
........ so habe ich es als Kind wahrgenommen .........
(...)


Hallo Michael,

aus meinen Erfahrungen, die ich in den vergangenen 20 Jahre meiner Reisen in unsere alte Heimatstadt, aber auch durch Masuren, gewonnen habe, moechte ich Dir antworten.

Eigentuemer dieser gepflegten Gaerten, die Du als Kind wahrgenommen hast, waren und sind heute noch, z. T. Mitglieder der Deutschen Minderheiten in Polen. Ein Teil dieser Eigentuemer war/ist Deutsche(r), oder besser gesagt, ein Ehepartner ist ein geborener Deutscher.

Nun, und weiter moechte ich zum Thema "gepflegte Gaerten" hier nicht "ausholen"! ;)

Viele Gruesse
Ohrscher Siegfried

mkleiss
01.02.2009, 12:08
Hallo Michael,
Hallo Siegfried,

ich glaube, ich habe verstanden ..... ;)

Lieben Sonntagsgruß

Michael

Wolfgang
01.02.2009, 13:48
aus meinen Erfahrungen, die ich in den vergangenen 20 Jahre meiner Reisen in unsere alte Heimatstadt, aber auch durch Masuren, gewonnen habe, moechte ich Dir antworten.

Eigentuemer dieser gepflegten Gaerten, die Du als Kind wahrgenommen hast, waren und sind heute noch, z. T. Mitglieder der Deutschen Minderheiten in Polen. Ein Teil dieser Eigentuemer war/ist Deutsche(r), oder besser gesagt, ein Ehepartner ist ein geborener Deutscher.
Schönen guten Morgen,
hallo Siegfried,

Du sagst es ganz richtig: "waren und sind heute noch, z. T. Mitglieder der Deutschen Minderheiten in Polen". Besonders unterstrichen dabei gehört die Abkürzung "z. T.", also zum Teil. Wo es einen Teil, nämlich den Teil der Deutschen Minderheit gibt, gibt's auch noch einen anderen Teil, nämlich den größeren Teil der polnischen Mehrheit.

Auch ich fahre seit rund 20 Jahren regelmäßig nach Danzig und bewege mich häufig auch in dessen näherer und weiterer Umgebung.

Ehrlich gesagt, ich kann heute bei der Gartengestaltung absolut keine Unterschiede feststellen, ob diese Deutschstämmigen gehören oder Polen. (und wenn ich erst einmal im Werder wohne, wird das in meinem "Garten" erst recht nicht erkennbar sein:)).

Die Unterschiede werden durch mehrere Faktoren -unabhängig davon ob da Deutschstämmige oder Polen leben- bestimmt:


wie ist das soziale Gefüge im Umfeld des Gartens, also wohnt dort das "Geld" oder befindet sich der Garten in einer ärmeren Umgebung
Wem gehört der Garten? Ist er in Privatbesitz und wird vom Eigentümer gepflegt?
wie stark haben die jeweiligen Eigentümer dort bereits ein Heimatgefühl entwickelt?

Schöne Gärten gibt es natürlich auch in ärmeren Gegenden, aber dann sind sie häufig in Privatbesitz. Es gibt Stadtteile -und ganz voran möchte ich Langfuhr, Oliva, aber auch Zoppot nennen-, in denen wunderschöne Gärten und Parks nichts außergewöhnliches sondern die Regel sind. Dort leben ganz eindeutig zumeist Polen. Und auch wenn ich auf's Land fahre -und da möchte ich gleich zwei Beispiele aufführen-, lässt sich das Garten- und Landschaftsbild weder Deutschen noch Polen zuordnen.

Eines der schönsten und gepflegtesten Dörfer im gesamten Umkreis Danzigs ist Sperlingsdorf (Wroblewo) an der Mottlau. Dort sind nicht nur die Gärten gepflegt, sondern auch die Wege- und Straßenränder sowie das Mottlauufer sauber und gemäht. Ich gehe dort immer wieder gerne hin, habe aber bisher noch keine Deutschen gefunden. Ähnlich ist es in Schiewenhorst (Swibno) in der langgezogenen Siedlung auf dem Weichseldamm. Dort wohnt zwar noch eine alte Deutsche und wahrscheinlich wird es auch noch ein paar wenige andere Einwohner mit deutschen Vorfahren geben, aber die vielen schönen Gärten sind zumeist von Polen angelegt.

Ein wichtiger Aspekt bei all dem ist auch, dass erst die jüngste herangewachsene Nachkriegsgeneration auch absolut sicher ist (und sicher sein kann), dass die Deutschen nicht wieder kommen und ihnen das Land wegnehmen, auf dem sie seit Kriegsende leben. Das ist aber eine der Voraussetzungen, dass man sich um sein Land kümmert, es pflegt und es zur Blüte bringt.

Christkind
01.02.2009, 18:34
Ein wichtiger Aspekt bei all dem ist auch, dass erst die jüngste herangewachsene Nachkriegsgeneration auch absolut sicher ist (und sicher sein kann), dass die Deutschen nicht wieder kommen und ihnen das Land wegnehmen, auf dem sie seit Kriegsende leben. Das ist aber eine der Voraussetzungen, dass man sich um sein Land kümmert, es pflegt und es zur Blüte bringt.

Was ist auf dieser Welt schon absolut sicher!
Auch unsere Vorfahren glaubten daran, dass ihre Nachkommen ihr Erbe antreten werden und es weiter zum Blühen bringen.
Nach menschlichem Ermessen wird es so sein, dass kein Deutscher ihnen das Land wegnehmen wird.
Aber sicher wird die Nachkriegsgeneration immer häufiger Deutsche, Türken, Schweden, Holländer u.s.w. als Nachbarn haben und mit ihnen zusammenleben müssen.So wie wir es ja auch tun.
____
Christkind.

stefanstefan
01.08.2009, 15:43
mkleiss

Das mit den Deutschen Schriftzügen machen die Polen absichtlich, um den Orginalzustand der Fassaden zu erhalten. Das ist einfach eine andere Philosophie der Restaurierung. In Deutschland macht man es blitzblank und in Polen will man möglichst viele Orginalelemente erhalten. Mit Mangel an Farbe hat es nur selten etwas zu tun.

Und über die Deutschen Spuren sollte man als Deutscher eigentlich erfreut sein. Denn die Polen hatten in Lemberg und Vilnius nicht so viel Glück. Da wurde nach 1945 von der Sovietunion alles Polnische überstrichen und zerstört. Ledeglich die Gullideckel und Friedhöfe erinnern heute noch daran, daß es Polnische Städte waren.
Alte polnische Schilder oder Aufschriften findet man dort nur noch selten.

stefanstefan
01.08.2009, 15:46
Hier noch ein Beispiel aus Breslau

http://www.dziennik.pl/files/archive/00056/SADPONIEMIECKI1_BSA_56960l.jpg

Es wäre wohl kein Problem soetwas zu überstreichen. Aber das wollen die Polen eben nicht.

mkleiss
03.08.2009, 02:11
Hallo "stefanstefan",

danke für den Hinweis. Sicher auch manchmal ein Aspekt gewesen...

Gruß

Michael