joachimalfred
22.06.2008, 10:50
Teil 1 von 2
Aus Platzgründen wurde der Bericht geteilt!
St. Albrecht war schon in meiner frühen Kindheit meine zweite Heimat in Danzig.
Hier waren wir, meine Schwester und ich, sehr oft mit unserer Mutter bei ihren Eltern, Leo u. Adeline Kollendt, die eine Gärtnerei im Hundertmarkweg 4 hatten, zu Besuch.
Als wir dann schon etwas größer waren, blieben wir auch mach des Öfteren einige Wochen bei unseren Großeltern.
Für mich war es immer etwas Besonderes, wenn ich alleine von Heubude mit der Straßenbahn zum Heumarkt oder zum Hauptbahnhof und von dort mit dem Bus oder mit dem Zug nach St. Albrecht fahren durfte. Ich kannte alle Haltestellen und Stationen.
Bei einer meiner ersten Fahrten nach der Wende ließ ich mich mit einem Taxi von Danzig nach St. Albrecht fahren, aber zurück wollte ich dann zu Fuß nach Danzig gehen. Es muss wohl sehr komisch ausgesehen haben, denn aus den vorbeifahrenden Autos konnte ich oft ein mitleidiges Lächeln sehen. Bis nach Ohra kam ich, dann war meine Kondition am Ende. Das nächste Taxi war mein.
Bei diesem Marsch wurden wieder Erinnerungen in mir wach. Wie viele Male sind wir nach dem Zusammenbruch von Heubude mit dem Handwagen nach St. Albrecht und zurück gefahren, um von dort Lebensmittel zu holen. Wenn wir dann Glück hatten, wurden wir nicht bestohlen, nicht von Deutschen und nicht von Polen.
Heute fuhren wir mit unserem polnischen Freund Jurek mit seinem Auto an Petershagen und Stadtgebiet vorbei, durch Ohra, nach St. Albrecht.
Hier wollte ich im Kirchenarchiv nach Urkunden über meine Großeltern, Franz Leo und Adeline Kollendt und deren Verwandte, suchen, denn meine Eltern haben bei der Vertreibung nach Kriegsende keine Papiere und Urkunden retten können.
Wir waren nicht angemeldet und trafen den dortigen Pfarrer vor seiner Kirche sehr geschäftig bei Renovierungsarbeiten an seiner Kirche. Einige Leute halfen ihm dabei. Nach einem kurzen Gespräch zwischen Jurek und dem Pfarrer wurden wir gebeten, in einer Stunde noch einmal vorbei zu kommen, dann würde er sich etwas Zeit für uns nehmen.
Wir fuhren dann zum ehemaligen Anwesen meiner Großeltern, Hundertmarkweg 4,
direkt hinter dem Damm von der alten Radaune.
Ich kannte das Anwesen schon aus meinen früheren Danzigreisen, und so war ich durch nichts mehr zu überraschen, ich wusste was mich hier erwartete. Hier ist die Zeit seit 1945 wirklich stehen geblieben. In den letzten Jahrzehnten ist an den Gebäuden, Haus, Stall, Scheune und Gärtnerei, fast nichts getan worden, alles noch wie früher. Das ganze Anwesen ist abgewirtschaftet, die Gebäude sind abbruchreif die Felder liegen brach, sie sind unbewirtschaftet. Ich glaube, wenn die jetzigen alten Bewohner nicht mehr leben, wird sich keiner mehr für das Anwesen interessieren, es wird verkommen.
In den Jahren davor hatte ich es nie gewagt, das Anwesen betreten, zu wollen, ich hatte immer ein ungutes Gefühl. Diesmal bat ich Jurek als unseren Dolmetscher, doch einmal mit den Bewohnern über meinen Wunsch zu reden.
Jurek kam nach längerer Zeit zu zurück und teilte uns nur mit, dass die anwesende alte und gebrechliche Bewohnerin es nicht gestattet habe, sie möchte es nicht, da sie sich schäme. Schade, ich wollte doch nur meine Kindheitserinnerungen auffrischen.
Auch ich hatte danach keinen Wunsch mehr, das Anwesen zu besichtigen, ich glaube, es war auch für alle besser so.
Den Reisebericht musste ich aus Platzgründen teile. Der 2. Teil folgt anschließend!
Im Oktober 2007
Werner Macziey, ein alter Heubuder aus Lübeck an der Ostsee
(joachimalfred)
Aus Platzgründen wurde der Bericht geteilt!
St. Albrecht war schon in meiner frühen Kindheit meine zweite Heimat in Danzig.
Hier waren wir, meine Schwester und ich, sehr oft mit unserer Mutter bei ihren Eltern, Leo u. Adeline Kollendt, die eine Gärtnerei im Hundertmarkweg 4 hatten, zu Besuch.
Als wir dann schon etwas größer waren, blieben wir auch mach des Öfteren einige Wochen bei unseren Großeltern.
Für mich war es immer etwas Besonderes, wenn ich alleine von Heubude mit der Straßenbahn zum Heumarkt oder zum Hauptbahnhof und von dort mit dem Bus oder mit dem Zug nach St. Albrecht fahren durfte. Ich kannte alle Haltestellen und Stationen.
Bei einer meiner ersten Fahrten nach der Wende ließ ich mich mit einem Taxi von Danzig nach St. Albrecht fahren, aber zurück wollte ich dann zu Fuß nach Danzig gehen. Es muss wohl sehr komisch ausgesehen haben, denn aus den vorbeifahrenden Autos konnte ich oft ein mitleidiges Lächeln sehen. Bis nach Ohra kam ich, dann war meine Kondition am Ende. Das nächste Taxi war mein.
Bei diesem Marsch wurden wieder Erinnerungen in mir wach. Wie viele Male sind wir nach dem Zusammenbruch von Heubude mit dem Handwagen nach St. Albrecht und zurück gefahren, um von dort Lebensmittel zu holen. Wenn wir dann Glück hatten, wurden wir nicht bestohlen, nicht von Deutschen und nicht von Polen.
Heute fuhren wir mit unserem polnischen Freund Jurek mit seinem Auto an Petershagen und Stadtgebiet vorbei, durch Ohra, nach St. Albrecht.
Hier wollte ich im Kirchenarchiv nach Urkunden über meine Großeltern, Franz Leo und Adeline Kollendt und deren Verwandte, suchen, denn meine Eltern haben bei der Vertreibung nach Kriegsende keine Papiere und Urkunden retten können.
Wir waren nicht angemeldet und trafen den dortigen Pfarrer vor seiner Kirche sehr geschäftig bei Renovierungsarbeiten an seiner Kirche. Einige Leute halfen ihm dabei. Nach einem kurzen Gespräch zwischen Jurek und dem Pfarrer wurden wir gebeten, in einer Stunde noch einmal vorbei zu kommen, dann würde er sich etwas Zeit für uns nehmen.
Wir fuhren dann zum ehemaligen Anwesen meiner Großeltern, Hundertmarkweg 4,
direkt hinter dem Damm von der alten Radaune.
Ich kannte das Anwesen schon aus meinen früheren Danzigreisen, und so war ich durch nichts mehr zu überraschen, ich wusste was mich hier erwartete. Hier ist die Zeit seit 1945 wirklich stehen geblieben. In den letzten Jahrzehnten ist an den Gebäuden, Haus, Stall, Scheune und Gärtnerei, fast nichts getan worden, alles noch wie früher. Das ganze Anwesen ist abgewirtschaftet, die Gebäude sind abbruchreif die Felder liegen brach, sie sind unbewirtschaftet. Ich glaube, wenn die jetzigen alten Bewohner nicht mehr leben, wird sich keiner mehr für das Anwesen interessieren, es wird verkommen.
In den Jahren davor hatte ich es nie gewagt, das Anwesen betreten, zu wollen, ich hatte immer ein ungutes Gefühl. Diesmal bat ich Jurek als unseren Dolmetscher, doch einmal mit den Bewohnern über meinen Wunsch zu reden.
Jurek kam nach längerer Zeit zu zurück und teilte uns nur mit, dass die anwesende alte und gebrechliche Bewohnerin es nicht gestattet habe, sie möchte es nicht, da sie sich schäme. Schade, ich wollte doch nur meine Kindheitserinnerungen auffrischen.
Auch ich hatte danach keinen Wunsch mehr, das Anwesen zu besichtigen, ich glaube, es war auch für alle besser so.
Den Reisebericht musste ich aus Platzgründen teile. Der 2. Teil folgt anschließend!
Im Oktober 2007
Werner Macziey, ein alter Heubuder aus Lübeck an der Ostsee
(joachimalfred)